Donnerstag, 24. September 2020

Menschliches Glauben: Es grünt, bevor es braun wird (S. 150)


März 1998


Politisch „grün“ wird allgemein und besonders im Vergleich mit dem konservativen Bürgertum als „links“ eingestuft; das Gegenteil ist aber der Fall. So wie die Einteilung in „links“ und „rechts“ sowieso einen politischen Anachronismus darstellt, wurzeln die Grünen in brauner Heimaterde und träumen vom Licht, das aus der Erleuchtung kommt. In Bezug auf die Atomenergie darf man sicherlich formulieren: Diese Technologie mit ihren überaus risikoreichen Folgelasten hat sich aufgrund einer bestimmten Lobbymentalität durchgesetzt, der Beweis, dass ebenso hohe Investitionen in umwelt- und zukunftsschonende Systeme eine verantwortungsvollere Art der Energieerzeugung gewährleisten könnten, ließ sich so nicht erbringen – in Ermangelung einer Chancengleichheit der konkurrierenden Hypothesen.

     Fakt ist, dass die Atomenergie nicht mit einem Wort abgeschaltet werden kann, so die westlichen Zivilisationen (auch mit all ihren Schattenseiten) nicht in ihrer Existenz gefährdet werden sollen. Fakt ist genauso, dass ein „grünes Bündnis“ – als wüsste die Historie nicht von den merkwürdigsten „Bünden“ zu berichten – die Demokratie mit Füßen tritt. Es gibt Entscheidungen einer demokratisch eingesetzten Regierung und eine Minderheit nimmt sich heraus, dermaßen dagegen vorzugehen, dass Zigtausend Sicherheitsbeamte zum Einsatz kommen müssen, um das Fortführen der Regierungsgeschäfte zu gewährleisten. In den Parlamenten wird von Abgeordneten betont, nur „friedlichen Protest“ unterstützen zu wollen. Dass dies bei Politikern überhaupt nötig erscheint, zeigt die offene Wunde der Demokratie auf: Minderheiten pauken ihre „Rechte“ mittels Sabotage durch, indem sie beispielsweise Bahngleise unterhöhlen, ohne auch nur zu fragen, wer die bezahlt hat, wer die Menschen sind, die als Beamte diese Anlagen schützen müssen, und ob die Mehrheit der Menschen in diesem Staat einen derartigen Aufmarsch dieser narzisstischen Szene gutheißt. Narzissmus, das heißt Selbstverliebtheit, ist die Vorstufe des Nazismus, des Wahns, im völkisch oder ideologisch bedingten Auserlesensein die eigenen Interessen und Anschauungen gewaltsam und bis hin zur Eskalation durchzusetzen. Auch ein Adolf Hitler beschwerte sich stets über die inkompetente Bevormundung vonseiten der Pragmatiker, auch er pflegte in jeder Hinsicht theatralische Inszenierungen und pfiff auf die Demokratie, wenn es um Massenmobilisierungen ging. Schaut man sich die Grünen/Bündnis 90 heute an, dann sind sie freilich nicht nur verantwortlich für Antiatom-Spektakel, vielmehr propagieren sie noch Aussteigermentalitäten, die sie weidlich pflegen im Verbund mit einigen nicht ganz so entschlossenen Politikern anderer Parteien, die da auch glauben: immer nur positiv denken, bis du rotsiehst oder es dir schwarz vor Augen wird.

     Grüne sind überhaupt keine Sympathisanten der NSDAP – um Gottes willen! Ihre Glaubensmechanismen indes bringen mit ihren erdigen Männern und strickenden Frauen jene Typen hervor, die uns unter Schuldzuweisungen weismachen wollen, was Leben ist. Nicht wenige sind esoterisch angehaucht, so manche anthroposophisch reinkarniert und abgehoben auf dem Egotrip, immer unduldsamer gegenüber Andersdenkenden. Erledigt sich all dieses, wenn hoffentlich bald die bräunlichen Wurzeln einer naturtümelnden „Klasse“ ausgegraben werden, einer provinziellen, pseudodemokratischen Schickeria, die eine Haltung an den Tag legt, welche der grüne deutsche Außenminister Fischer als Egomane im Jahre 2005 genüsslich auf die Spitze treibt? Auf dem NRW-Parteitag der Grünen applaudieren die Mitglieder sektiererisch-frenetisch ihrem Guru.



© Raymond Walden

 

 

 

Mittwoch, 23. September 2020

Menschliches Glauben: Vernachlässigte Meldungen (S. 149)


Februar 1998


Trotz der bekannt eingeschränkten kapitalistischen Pressefreiheit sollen nicht die Möglichkeiten, an demokratischer Meinungsvielfalt teilzuhaben, verschwiegen werden, die sich ergeben, so man aufmerksam auch zwischen den Zeilen liest oder internationale Quellen nutzt, die sich naturgemäß nicht immer so ohne Weiteres gleichschalten lassen.

     1919/20 soll es einen Ausbruch der Spanischen Grippe gegeben haben, die mehr Opfer forderte als der 1. Weltkrieg, doch niemand spricht mehr davon. Mao Tse-tung soll von allen Diktatoren die meisten Menschen umgebracht haben, Stalin soll sich als Zweitgrausamster erwiesen haben, doch niemand liest diese alten Geschichten.

     Nicht wenige Politiker beklagen den allgemeinen Pessimismus und die Verzagtheit der Deutschen. Darf man sich wundern, nachdem bereits jahrzehntelang – gerade auch von jenen Politikern ausgehend – ein Trommelfeuer an Schuldzuweisungen über die Bevölkerung niedergeht, das jedes Verbrechen der Nazis aufzulisten sucht, ohne die der anderen, gar noch die gegenwärtigen, ebenso akribisch zu verfolgen? Es kann nicht angehen, permanente, einseitige Aufarbeitung der eigenen Verbrechen zu betreiben, während ähnliche Dokumente menschlichen Versagens einfach ausgeblendet werden. Da gibt es zu viele Meldungen, extrem tendenziös und gleichermaßen überflüssig, und diese Methode überträgt sich wie selbstverständlich auch auf eigentlich sachliche Probleme, denken wir an AIDS, an El Nino, das nie endende Klimamärchen, an die abgeflaute Dinosaurier-Extase, aber auch an die neuerdings in Verdummungsillustrierten geschilderten Kontakte zur toten Diana: allesamt Ablenkungsmanöver! Zum Beispiel will man – nicht zuletzt durch die „diplomatischen“ Reisen der Außenministerin M. Albright – von der unverhohlenen Kriegstreiberei der Amerikaner gegenüber dem Irak ablenken. Der Diktator Hussein ließe sich durch konsequente Politik auch anders beugen. Unter dem Blickwinkel der Ablenkung von weltweiten sozialen Spannungen erscheinen die allgegenwärtigen Börsenberichte in den Medien wie die „goldenen Kälber“. Es ist so, dass die sich rasant verbessernden technischen Möglichkeiten Medien zu immer billigerer Meinungsmache veranlassen. Doch gerade auf dem Sektor der Massenbeeinflussung steht – spätestens seit den Nazis – niemals der Zufall, sondern die gezielte Welt- und Feindbildindoktrination.


© Raymond Walden

 

 

 

Dienstag, 22. September 2020

Drewermanns Antikriegstag Rede 2020

 



In Zeiten dunkelster Ignoranz ein Glanzlicht an Menschlichkeit!



Hier der Link, mit meinem höchsten Respekt, mit emotionaler Wertschätzung und Dankbarkeit:



Eugen Drewermann


Herbstanfang auf der Nordhalbkugel


Heute um 13:31 Uhr GMT ist Herbstanfang.

Die Sonne überschreitet von der Nordhalbkugel her den Äquator zur Südhemisphäre, und ich schaue ihr im Sinne des Wortes zu – durch mein eigenes Fenster zum All.

 

 

Fotos: Private Sternwarte rw 

 

 



 

Ich weiß mich und alle Menschen kosmonomisch eingebunden.

 

 

 


 

Montag, 21. September 2020

Menschliches Glauben: Kohl – ein wahrhaft wahlkämpfender Christ (S. 147)


November 1997


Gewaltig, nach dem Motto „Wenn schon, denn schon“, gestaltete der Katholik Kohl seinen Auftritt bei der protestantischen Synode in Wetzlar am ersten Novemberwochenende, indem er sich nicht nur zur Religion bekannte, sondern das Freisein von Religion christlich-demokratisch mit markigen Worten wie „Skandal“ und „erbärmlich“ verteufelte. Jedem Schamanen, Guru, Priester wäre derartiger Spiritismus nachzusehen, bei dem Kanzler eines der am „höchsten entwickelten“ Staaten der Erde müssen die Bewertungskriterien differenzierter angesetzt werden.

Ich zitiere aus dem CDU-freundlichen „Westfalen-Blatt“, 3. November 1997 den Aufmacher: „Angriff auf religiöse Erziehung Skandal“. So habe der Kanzler „davor gewarnt, den Religionsunterricht aus den deutschen Schulen zu verdrängen. … Der Angriff auf die religiöse Erziehung der Kinder sei alarmierend.“ Wie kompromisslos das christliche Selbstverständnis der Herrscherklasse ist, wird in weiterer Folge unverblümt vorgeführt (und das unterscheidet den Machtanspruch keineswegs von dem aller anderen sich auf Irrationales berufenden Systeme): „Konfessioneller Religionsunterricht sei kein überholtes Privileg der Kirchen, sondern eine notwendige Aufgabe des säkularen Staates, sagte Kohl. Auch wer die Glaubenslehre der christlichen Kirchen nicht teile, müsse ihre tragende Rolle für die demokratische Ordnung anerkennen.“ Der Ratsvorsitzende der EKD und Kohl „würdigten gemeinsam die bewährte Partnerschaft zwischen Kirche und Staat.“


Damit dürfte unzweifelhaft klar sein, dass, solange Christdemokraten etwas zu sagen haben, die Verfilzung von Staat und Kirche niemals zu lösen sein wird. Wer nun auf die SPD schielt, wird einen Augenfehler behalten; wieder „Westfalen-Blatt“, 3.11.1997“: „SPD dominiert EKD“. Ulrich Motte schreibt im Leitartikel: „Schon der verstorbene evangelische Pastor und ehemalige Regierende Bürgermeister von Berlin, Heinrich Albertz, meinte, von der evangelischen Kirche aus betrachtet, sei die SPD geradezu eine rechtsradikale Partei. Mehr denn je spielen Sozialdemokraten heute eine führende Rolle in der Kirche – im Gegensatz zu Vertretern der bürgerlichen Parteien. Gerade erst wurden sechsmal (!) so viele Kandidaten, die der SPD entstammen, für den Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland nominiert wie aus der CDU kommende.“ Logisch, da wollte Kohl jetzt einmal regulierend auftreten. Eigentlich verblüffend, wie offen man zur staatlich stattlichen Kirchenversumpfung steht; man ist ja sowieso unter sich. Und so dürfen die deutschen Schlafmichel beruhigt darauf vertrauen: „Was die Kirche beschließt und wen sie wählt, dürfte aber gerade nicht am Partei- oder Zeitgeist, sondern nur an der Bibel gemessen werden, „Sola Scriptura“ (allein die Heilige Schrift) lautet der Grundsatz der Reformation.“


Es gibt keine Geister! Die sprichwörtlich guten dieser Spezies haben als erste diese Gesellschaft verlassen; was bleibt, ist Ungeist.



© Raymond Walden



Sonntag, 20. September 2020

Menschliches Glauben: "Sternschnuppen" (S. 146)

 


August 1997


Am 12. August über Sternschnuppen nachzudenken, scheint nicht ungewöhnlich, treten doch um diese Zeit die Perseiden besonders häufig auf. So ästhetisch die Lichtspuren auch meist wirken mögen, verbergen sich doch dahinter nur Staubkrümel einer toten Materie, die von uns gerade einmal für Sekundenbruchteile wahrgenommen werden. Allen noch so schönen Leuchtpfaden ist das jähe Erlöschen gemeinsam. So möchte ich eigentlich die Aufmerksamkeit auf einige andere „Schnuppen“ lenken, auf (un)menschliche Flüchtigkeiten, die in diesen Sommerwochen so schnell erloschen sind:

     Hongkong! – Was wurde hier eigentlich mit stundenlangen Liveübertragungen gefeiert? Die Briten mussten sich zurückziehen und zündeten ein Feuerwerk, viele weinten aus Nostalgie. Die Rot-Chinesen übertrafen das Spektakel nicht zuletzt durch ihre pyromanischen Urheberrechte und schickten sofort das Militär zu den Menschen. Dann war's unvermittelt still um Hongkong; denn jeder weiß natürlich, dass mit dem dekadenten Kapitalismus ein Machtfaktor verschwand, der immerhin demokratische Rechte stütze, Bürgerrechte, mit denen Kommunisten nichts, aber auch gar nichts im Sinn haben.

     Nichts mit diesen Menschenrechten hat auch die israelische Siedlungspolitik in Hebron zu tun. Die UN verfasste wieder einmal eine Resolution dagegen – wirkungslos, weil die USA und andere Einspruch dagegen einlegten und sich die deutschen wie einige andere Sonntagsdemokraten "der Stimme enthielten".

     Mit der deutschen Sprache hapert es ja nun schon auf sämtlichen Grundschulen in Deutschland. In der Schweiz hätten sich die Banken an Nazigold bereichert, heißt es. Sprachlich grotesk wirkt, dass Juden dieses Gold nun zurückhaben wollen; es war wohl doch „jüdisches“ Gold. Indes steht völlig außer Zweifel, dass das Eigentum den beraubten Menschen oder ihren Familien mit schweizerischem Zins und Zinseszins zurückgezahlt werden muss!

     Völlig diktatorisch bestimmte der US-Präsident Clinton die Nato-Erweiterung, um sich anschließend auf Staatsvisite in den abgelehnten Staaten durch die Bevölkerung bejubeln zu lassen. – Kennedy lässt grüßen ("Ich bin ein Berliner"), dabei hatte die seinerzeitige US-Administration den Kommunisten die Duldung der Berliner Mauer vor deren Bau signalisiert!

     Die NASA, jahrelang als Garant für Wissenschaftlichkeit verkannt, kämpft mit allen Mitteln der öffentlichen Täuschung um ihre Interessen: Da werden sensationelle Wolken von Sternentstehungen schon einmal nachträglich eingefärbt, wird das "Wasser auf dem Mond" publizistisch ausgeschöpft, nunmehr ein Mars-Spielzeugauto für eine US-Populismuskampagne sondergleichen als der letzte wissenschaftlich gravierende Kick gefeiert, obgleich schon vor zwei Dekaden die Viking-Sonden ähnliche Untersuchungen vollbrachten.


© Raymond Walden

 

 

Samstag, 19. September 2020

Menschliches Glauben: Clinton lobt amerikanisches Rechtssystem (S. 145)


August 1997


Der Bombenleger von Oklahoma City ist zum Tode durch eine Giftspritze verurteilt und die amerikanische Bevölkerung, voran ihr Präsident, ist zufrieden. Denn was kann man einer solchen Bestie von Mensch Besseres wünschen als den Tod, zur Strafe für ihn und als Rache für die zahlreichen Todesopfer, die der Mörder auf dem Gewissen hat? Und gemäß dieses gesunden Empfindens der Volksseele haben denn auch die Geschworenen geurteilt.

     Ja, Amerika ist ein wehrhafter Rechtsstaat, die Justiz ist hier noch (oder wieder) in Ordnung. Dies zeigt sich auch immer dann, wenn kriminelle Reiche sich ihre Freiheit erkaufen, während Minderbemittelte ohne viel Federlesen in der Todeszelle landen. Es wird auch deutlich in neuartigen Strafen, die zum Beispiel einen Bankbetrüger am Straßenrand öffentlich an den Pranger stellen (mit einem großen Schild um den Hals: "Ich bin ein überführter Bankbetrüger").

     Die amerikanische Politik wie die Justiz scheinen mir in einen immer schwindelerregenderen Religionsstrudel zu geraten, der nicht humane und menschenwürdige Philosophie fortentwickelt, sondern die Gesellschaft hinabzieht in ein ewig gestriges „Aug um Auge, Zahn um Zahn".


© Raymond Walden

 

 

 

 

Freitag, 18. September 2020

Menschliches Glauben: Schaut her, das sind Menschen! (S. 144)

 


Juni 1997


Am 8.6.1997 waren die Schweizer zu einem Volksentscheid darüber aufgerufen, ob alle Waffenexporte zu beenden seien. Das Ergebnis ist so ernüchternd wie das gesamte Neutralitätsgehabe überhaupt, zumal sich die Schweiz stets mit allen möglichen Kriegsverbrechern eingelassen hat. Zwei Drittel der Stimmberechtigten sind für eine Fortsetzung des Waffenhandels, weil, so der Hinweis auch der Regierung, dadurch Arbeitsplätze gesichert werden. Das allerdings sind die wahren Monster, die ihren florierenden Alltag auf dem Tod anderer Menschen gründen.

     Das eigentlich Beschämende besteht darin, dass die Schweizer in "freier" Entscheidung so verfahren. In Deutschland beispielsweise wird das Volk zu solchen Dinge gar nicht erst befragt. Da ist der angeblich so friedliche Staat einfach einer der führenden Waffenexporteure! Und trotz der Milliardengeschäfte sind die Staatsfinanzen bankrott, wächst das "Heer" der Arbeitslosen.



© Raymond Walden



Donnerstag, 17. September 2020

Menschliches Glauben: Nachdenkliches (S. 143)

 


Juni 1997


Polen stimmte über eine neue demokratische Verfassung ab. Wahlbeteiligung: knapp 40% ! Man könnte auch formulieren: 60 % haben sich durch Enthaltung der Demokratie verweigert. Die Europäische Union steht vor noch nicht zu überschauenden Problemen, wenn solche noch demokratieunfähigen Völker in die Gemeinschaft integriert werden sollen.


Zum siebten Male bereiste der Papst sein polnisches Heimatland, dessen Bevölkerung wohl zu den katholischsten Menschen des Globus zählt. Dies betrifft allerdings mehr die Tradition, weniger das christliche Handeln. Nun ermahnte der Papst seine Landsleute, den Weg nach Europa konsequent zu beschreiten und sprach unter anderem von den gemeinsamen christlichen Wurzeln des Kontinents. Durchaus richtig, doch diese gemeinsamen Wurzeln, die neben Kultur vor allem einen Glaubenskrieg nach dem anderen hervorgebracht haben, gilt es nun zu überwinden. Keine Kirche und keine Religion wird Europa einigen, sondern allein die Bereitschaft zur Aufklärung. Die katholische Kirche enttarnt sich als opportunistische Trittbrettfahrerin – auch weil ihr immer mehr Menschen, sogar in Polen, die echte Gefolgschaft verweigern.


Der französische Staatspräsident Jacques Chirac praktizierte seine eigene Auffassung von Demokratie und ließ die Wahl der Regierung um zehn Monate vorverlegen, weil er glaubte, so der ihm genehmen Regierung eine Mehrheit verschaffen zu können. Die Mehrheit der Franzosen ließ sich aber nicht täuschen; nun sitzt die Opposition dem Präsidenten als Regierung direkt gegenüber. Sieg der Demokratie? Vergessen wir nicht, dass sich im linken Lager nach wie vor auch indoktrinierte Kommunisten aufhalten.


In Irland verlor die bisherige Regierung in alter Tradition die Wahlen, obgleich man ihr eine erfolgreiche (Wirtschafts-)Politik bescheinigen kann. Bisher ist noch jede Regierung abgewählt worden. Sollte dies ein probates Mittel sein gegen politische Selbstgefälligkeit und Vetternwirtschaft?


Juden tanzten in Ost-Jerusalem in arabischer Verkleidung, um die Palästinenser vorzuführen und die israelische Siedlungspolitik zu untermauern, das heißt, dass diese Juden keinen Frieden wollen; sie sind als religiös Verblendete friedensunfähig. Das wissen inzwischen die meisten Israelis, die sich nach Frieden sehnen.


© Raymond Walden

 

 

Mittwoch, 16. September 2020

Menschliches Glauben: „Gottlob“, Mr. Clinton (S. 143)

 


November 1996


Unmittelbar nach seinem erneuten Wahlsieg bekannte sich Clinton auf durch und durch betrügerische Art und Weise zur Gleichheit aller Menschen vor Gott. Er habe bei seiner Stimmabgabe Gott gedankt, als Amerikaner geboren zu sein. Berechnender hätte auch ein Rechtsradikaler nicht verdeutlichen können, dass die Vorsehung es gut meine mit dem auserwählten Volk und seinem sich auf Gott berufenden Lenker.


© Raymond Walden

Dienstag, 15. September 2020

Sequenzen von Skepsis (382 „Sylter Edition“)


Aphorismen zum Nachdenken und Zitieren:


4889

Alle sterben den eigenen Tod und erleben das ganz individuell vom Anbeginn des Ichs.


4890

Wer in Deutschland seine fehlende Kompetenz tarnen möchte, erlangt beste Akzeptanz durch Missbrauch der englischen Sprache. Da wird jedes Defizit groovy. Klasse!


4891

Wie zeichnet das Leben mitunter die Alten, die, in zunehmendem Leiden, sich einander immer weniger leiden, … bis in einem Rest von Liebe der Tod sie scheidet.


4892

Flach wie Radio, flach wie Fernsehen, flach wie Tablet, flach wie Zeitung, flach wie Brett vor dem Kopf, tiefes Missverständnis von Freiheit unter dem Druck der Presseeigner.


4893

Das leck geschlagene Schiff der freiheitlichen Demokratie findet keinen Hafen, keinen Ankerplatz im offenen Meer, wo es von Piraten wimmelt. Es muss sich selbst aufrichten, um sein Fahrtziel in fundiert sicherer Navigation zu erreichen.


4894

Die Welt der Pandemie ist Teufelswerk in göttlicher Vorsehung; das Nachsehen hat die Vernunft wie immer schon und noch als Merkmal des Interimsmenschen.


4895

Beim Massenmenschen geht es nicht um Schwerkraft, sondern um sein geistiges Leichtgewicht.


4896

Begeisterung? Für welche Werte? Man prüfe skeptisch und stehe zu seiner Entscheidung, begeistere sich und bewahre selbstkritische Klugheit.


4897

Unsichtbares Strandgut spült das Meer an: Weltoffenheit für die, welche den Sinn und das Gespür dafür entwickelt haben.


4898

Auf dem „Friedhof der Heimatlosen“ in Westerland, wo unbekannte angespülte Seeleute ruhen, wühlt mich ein Gedanke auf: Sind wir nicht alle Heimatlose in der Geschichte unserer Irrfahrten? Hätten wir Heimat mit weitsichtigerer Navigation?

Ich wage, solches zu glauben.


4899

Der Impressionismus birgt den Reiz der ganz individuellen Interpretation, während andere Stilrichtungen gerne mit der Faust auf den Tisch hauen, natürlich auch interpretierbar, aber eindeutiger eingerahmt.


4900

Da, wo die Düne am höchsten, die Sicht verschwenderisch weit, der Sturm ins Mark durchdröhnend dringt, werde ich innerlich ganz ruhig, besinne mich meiner Herkunft und Vergänglichkeit. Ich stehe auf einer Erhebung, die man nach dem Freiheitskämpfer Uwe Jens Lornson benennt, und ich weiß an diesem Ort (wie an ähnlichen der freien Natur) die – meine – Kosmonomie beheimatet.


4901

Unter manchem dicken Reetdach wohnt ein millionenschwerer armer Teufel.


4902

Immer aufs Neue verblüffend erscheint die Fortpflanzungsfähigkeit der Prüderie.


4903

Ungelöste Probleme belegt der unfertige Mensch mit linkischen Tabus und lebt verstört in selbst mitgestalteter Knechtschaft.


4904

Vor dem Feuer sind alle Menschen gleich, ob im skandalösen Flüchtlingslager auf Lesbos oder im heißen Westen der USA. Schuldige? – Man wird doch nicht gleich …


4905

Geistlos erst einmal gründlich ausgekotzt, wird in mondänem Wettbewerb geprotzt.


4906

Europa existiert nurmehr als Idee; als Staatenbund wurde es längst verraten, nationalistisch zerstückelt und in Dummheit gesotten.


4907

Unschuldig dumm, clever dumm, dummreich ist die Leiter der Macht, angelehnt an Naivität, an Unrecht, an Verachtung und Vernichtung.


4908

Als etwa Dreijähriger brach ich beim Märchen „Hänsel und Gretel“ untröstlich in Tränen aus. Mein ganzes Leben lang verließ mich nie meine Skepsis gegenüber allen Märchenerzählungen – und das sind bis heute ständig alte, neu verlogen.


4909

Es zeugt wohl von kleingeistigem Neid, die Insel Sylt als „Sandbank der Reichen“ zu diskreditieren, bildet sie doch einen wahren Höhepunkt tiefer Besinnlichkeit all jenen, die frei atmen, frei schwimmen, sich frei bewegen und frei denken gemäß einer grandiosen Naturgesetzlichkeit, der wir Menschen ebenso unterliegen, die wir in festländischem Alltagsleben allzu leicht verdrängen, vergessen und nicht ohne Folgen verletzen.


4910

Eine Insel beschränkt sich nicht auf frischen Wind und helle Sonne über klaren Wassern, sondern wird erst zur solchen durch festen Boden unter unseren Füßen.


© Raymond Walden

 

 


 

Montag, 14. September 2020

Kosmonomische Leuchtfeuer

Wenn der sprichwörtliche „Wahnsinn der Welt“ um sich greift, meint das allgemein Normalität. Beginnt jedoch ein Unsinn sich global zu synchronisieren, leiden alle Gesellschaftssysteme – auch die gegensätzlichsten – in gleicher Weise, überbieten sich in Panikverbreitung und ideologischem Aktionismus, nicht ohne Verdächtigungen der „Anderen“, nicht ohne Schuldzuweisungen und Bestrafungen.

Das Individuum spielt dabei kaum eine Rolle, sein angeblicher Schutz jedoch ist scheinmoralisch die Grundlage sämtlicher erfolgenden Unausgegorenheiten. Machtansprüche und Indoktrinationen überfluten den Globus und lassen beim nicht ganz verdummten Menschen Gedanken an Inseln aufkommen, an märchenhafte Eilande gesunder Intelligenz, wie gesagt, “märchenhaft“. Denn Inselwirklichkeiten repräsentieren gewöhnlich Ambivalenz: Eigenständigkeit wie Eingeengtheit, paradiesische Freiheit wie schicksalhafte Abhängigkeit.

Niemand ist eine Insel“ schrieb einst Johannes Mario Simmel – eine vordergründige „Realität“.

Denn der selbstständig denkende Mensch wird zwangsläufig zur Insel in der Masse der Denkunfähigen, der Denkunwilligen und Bevormundeten.

Einsame Inseln“ versprechen keineswegs immer Glück, jedoch bergen sie zweifellos so manche freie Option für das Individuum mit angemessenem Niveau. Je mehr solcher Individuen in einer Gesellschaft, desto freiheitlicher die Kultur. Wir reden nicht von Zügellosigkeit oder „Narrenfreiheit“, sondern von Humanitätsentfaltung und Menschenwürde.

So ist Europa keine Insel mehr – oder war es nie eine? Denn allen kulturellen und wissenschaftlichen Errungenschaften stehen zahl- und endlose Menschenabschlachtungen gegenüber, ermöglicht im primitivsten, bedingungslosen Kadavergehorsam der erzwungenen wie vorauseilenden Denkverweigerung.


Ich schlendere am 1. September 2020 entlang der Strandpromenade in Westerland auf Sylt und schaue (wie einige tausend Touristen) dem Sonnenuntergang zu, 20:15 Uhr. Niemand hier in der Masse kennt mich, nicht anders am weitläufigen und einsamen Küstensaum. Ich meinerseits kenne niemanden, muss keine überspielte Absonderlichkeit verstehen noch Schrullen ertragen, ginge ihnen, im Fall des Falles, einfach aus dem Weg.


Die Sonne „verglüht“ am Horizont weit hinter einer sich jetzt deutlich abzeichnenden Offshore Windanlage von zig aufgespießten Rotoren. Aber das muss ich jetzt nicht verinnerlichen, auch nicht die Mund-Nasen-Vermaskierungsgebote hier und jetzt, morgen vielleicht schon geändert, willkürlich, woanders sowieso. Als „Schnuten-Pulli“ verniedlicht man, nicht ohne Humor, den eigentlichen und amtlichen, höchst politischen Maulkorb.


Alles scheint entspannt, auf Urlaub und Erholung angelegt. Manche Passanten haben die Stimmung augenscheinlich intensiver absorbiert, wirken auf mich wie Persönlichkeitsinseln, ob zufrieden oder vereinsamt, mag ich so nicht zu beurteilen. Aber es geht mich auch nichts an. Jeder hat das Recht auf seine Insel.

Genau dieses wird aber im Alltag des „festen Landes“ geschmäht, missachtet und bestritten. Wer nicht der Regierung, dem Zeitgeist folgt, wird als „Verschwörungstheoretiker“ verunglimpft, als „Leugner“ verachtet, dabei gleicht die wissenschaftsferne offizielle Ideologie einem vertrackten Verschwörungsgespinnst, das logische Abfolgen und kausale Fakten ignoriert oder inkompetent interpretiert, dogmatisiert und evangelisiert – das Ganze in einem Narzissmus breitgetrommelt, der unwürdigstem Nationalismus die Fahne hisst.


Ich setze dem kosmonomisch begründetes Denken entgegen, bleibe Insulaner auf einer „Insel“, die niemand unterschätze!

Die „Insel“ ist ganz irdischer Natur, nicht durch Verleumdung zu versenken, denn sie ruht dauerhaft und schlüssig – nicht modernistisch und windwendisch, ideologisch – auf der Festigkeit kosmischer Einbindung und universeller Naturgesetzlichkeit.


Kosmonomische Leuchtfeuer wird kein kluger Navigator der Menschheit je ignorieren können und es auch gar nicht wollen, … so wirklich Klugheit seine Persönlichkeit auszeichnet.

Ich gestehe, bisher nirgends einen solchen Staatenlenker, eine entsprechende Partei, zu erkennen. 

 

 

 

Sonntag, 13. September 2020

Menschliches Glauben: Eglin, Florida, Memorial Service, June 30th, 1996 (S. 142)

 


Juli 1996


Neunzehn amerikanische Luftwaffensoldaten fanden durch einen terroristischen Anschlag den Tod in Saudi Arabien. Präsident Clinton hatte vielleicht recht, wenn er in seiner Trauerrede davon sprach, dass nach dem 2. Weltkrieg und dem folgenden Kalten Krieg nunmehr der Terrorismus der Hauptfeind der Freiheit sei. Mir kommen allerdings erhebliche Zweifel, denn der Terrorismus ist nur eine Spielart dessen, was gerade auch in den USA selbst mehr und mehr gepflegt wird: des religiösen Fundamentalismus, einhergehend mit Fanatismus. Der Kapitalismus bedient sich scheindemokratischer Tricks und aller möglichen Religionen, um seine Raffgier zu befriedigen. So verteidigen die amerikanischen Soldaten in Saudi Arabien keineswegs die demokratischen Rechte der Bevölkerung, ganz im Gegenteil, sie stützen die alten, den Einzelnen unterwerfenden Machtstrukturen und preisen das als „Freiheit“, was in Wirklichkeit Erdöl heißt. Und diesem „goldenen Kalb“ haben die amerikanischen Soldaten „ihr Bestes“ gegeben. – God bless America!

 

© Raymond Walden

 

 


Samstag, 29. August 2020

Sequenzen von Skepsis (381)


Aphorismen zum Nachdenken und Zitieren:

 

4877

Wenn jeder Mensch nur noch ein potenziell Ansteckender ist, dann haben Esoterik, Religion und Ideologie alles erreicht, dann sind wir an den Pforten der Drangsal angekommen. Es zeichnete sich schon lange ab im scheinheiligen globalen Ausbeutungssystem. Nicht „die Erde wurde untertan“, sondern der Mensch als geknetete Masse, die sich zum Unglück auch noch ihre modellierenden, Macht willkürlich missbrauchenden Peiniger in völliger Verkennung selbst bestellt.


4878

Wenn alles nach links oder rechts abbiegt, kann der geradeaus Vorangehende niemandem mehr etwas erklären. Es bleibt ihm nur Hoffnung auf selbstständig geradeaus Denkende.


4879

Dem Auf- und Untergang gilt das rege Interesse, dazwischen relativiert sich die Gewöhnung.


4880

Weil dem abstrusesten Unsinn die aufrichtigste Verehrung gilt, gibt es keine logische Argumentation, keinen Frieden, es sei denn, aufgeklärte Klugheit meidet die Auseinandersetzung und festigt vorausschauend ihre Friedfertigkeit.


4881

Nie vergesse man – es mag schwerfallen – , dass gegenüber am Verhandlungstisch immer ein Mensch sitzt; er mag schwer krank sein, dann braucht er Hilfe und keine Verteufelung.


4882

Scharfmacher düngen den Ackerboden der Scharfrichter.


4883

Körperliche Äußerlichkeiten und Eigenheiten haben in ernsthafter politischer Debatte kaum etwas zu suchen, es sei denn, sie resultieren programmatisch.


4884

Prächtige Kirchen, Gotteslob durch Reichtum – auf Kosten der Darbenden und Sterbenden.


4885

Europa! Wirrköpfe zerzausen dich wieder wie eh und je, und genauso fehlt es dir an Rückgrat, gebuckelt schleichst du wieder über deine ideologische und strategische Spielwiese, auf die deine eigenen Leithammel urinieren.


4886

Gebt allen Menschen, was des Menschen ist! Nahrung, Kleidung, Wohnung, Arbeit, Bildung, Hilfe in der Not, Freiheit, Recht und Empathie und niemals einen Schuldspruch von Beginn an, schon gar nicht ein solches vorgegaukeltes Erbe!


4887

Redaktioneller“ Hinweis: Es folgen wieder ein paar Tage Pause – ohne besonderen Anlass, mir ist einfach danach, ganz freiheitlich, aber ich bleibe verbindlich, mir selbst treu.


4888

Selbstverständlich halte ich Abstand zu allen, die das wünschen, und darüber hinaus gehe ich von mir aus auf Abstand zu immer mehr Menschen, die glauben, mir ihre bisweilen krankhaften Meinungen aufzwingen zu müssen. In freiheitlicher Achtung vor dem emanzipierten Menschen verbitte ich mir dumm-dreiste, nötigende Bevormundungen.


© Raymond Walden

 

 


 

Freitag, 28. August 2020

Menschliches Glauben: Die Staatslüge (S. 141)

 


Februar 1996


Seit 1981 war der ehemalige französische Staatspräsident François Mitterrand krebskrank. Um an der Macht zu bleiben, belog er sein Volk und die Welt, indem er sein Leiden verschwieg. Heimlich wurde er jahrelang behandelt, immerhin ein Mann, der über eine atomar gerüstete Streitmacht gebot. Jedem Lokführer oder Flugzeugpiloten hätte man gerechtfertigterweise seine Position entzogen. (Quelle: „Die Zeit“, 26.1.96) Aber scheinbar gilt für sendungsbewusste Politiker ein anderer Maßstab. So erklärt sich auch die banale Doppelmoral des Präsidenten, sich mehr oder weniger öffentlich neben der Ehefrau eine weitere Dame als Geliebte zu halten. – War er nicht Christ??

     Immerhin, und das ehrt den Franzosen, hat er seine Regentschaft einigermaßen bewältigt. Sein persönlicher Freund, der deutsche Kanzler Kohl, ist drauf und dran, viel drastischere Staatslügen auszusitzen. Seit seiner Amtsübernahme spricht er von sicheren Ausbildungs- und Arbeitsplätzen. Aus dem Geschichtsunterricht habe ich indes nicht vergessen, dass eine hohe Arbeitslosenquote Hitlers Machtergreifung seinerzeit wesentlich erleichterte – nunmehr ist diese sogar überschritten. Ich „vergesse“ auch nicht, wie Hitler mit Stalin über das Schicksal machtloser Völker des Ostens entschied. Heute unterstützt der deutsche Kanzler uneingeschränkt und fortdauernd den russischen Präsidenten Jelzin, der im Kaukasus ungehemmt den Freiheitswillen eines Volkes in Blut auflöst. In ihrer auf Machterhalt gerichteten Verbundenheit gehen Jelzin und Kohl über Leichen, weil der russische „Reformkurs“ angeblich gestützt werden müsse. So verrät der Christdemokrat Kohl freiheitliche Ideale, begünstigt durch die mangelhafte Präsenz einer nicht vorhandenen Opposition. Kann es da wundern, dass auch in den neuen Bundesländern Menschen an die Grenzen ihrer wirtschaftlichen und psychischen Leidensfähigkeit geraten, weil der Machtmensch aus Bonn seine eigenen Weissagungen über „blühende Landschaften“ längst als Täuschungsmanöver abgeheftet hat? Aber der Kanzler mit klerikalem Wohlwollen, der bei seinem Russlandbesuch im Februar 1996 jeden Kontakt mit der dortigen Opposition mied, besuchte stattdessen medienwirksam ein orthodoxes Kloster.

     Im Juni diese Jahres wird der römische „Vertreter Christi“ ihm persönlich die Aufwartung machen. Wiederum habe ich nicht vergessen, dass es vatikanischer Tradition entspricht, Regierungen zu hofieren, die sich auf Christentum, Gott oder Vorsehung berufen. „Gott mit uns“ stand auf dem Koppelschloss der Wehrmachtssoldaten. Aber das berührt schon eine weitere exemplarische Staatslüge: „In God we trust“ ziert die amerikanische Dollar-Note – „Wir vertrauen auf Gott“. Ein Blick auf das US-Sozialsystem offenbart Abgründe genauso wie das allgemeine Bildungsniveau – von den weltweiten amerikanischen Kriegsverbrechen ganz zu schweigen.


© Raymond Walden


Donnerstag, 27. August 2020

Menschliches Glauben: Ein „Soldat des Friedens“ ist gefallen. (S. 140)

 


Dezember 1995


Yitzhak Rabin wurde Opfer einer Gewalttat. Die Tragik und das menschliche Mitgefühl gründen sich darauf, dass er ausgerechnet für seine Bemühungen um den Frieden ermordet worden ist. Wieder einmal macht ein Verbrechen betroffen. Verständlich, dass eine breite Weltöffentlichkeit dem Toten ihre Reverenz erwies.

     Aber, ich frage, war sein Leben wertvoller als all die Leben, die er als herausragender israelischer Soldat auf dem Gewissen hatte? Rabin war ein ideologisch eingeengter Mensch wie große Teile sogar nicht religiöser israelischer Menschen auch, weil sie einen extrem starken Bezug zur Bibel haben. Der Mörder Rabins kommt aus ihren eigenen Reihen, geprägt von religiöser und nationalistischer Verblendung. Er hätte ohne jede Frage auch aus dem fundamentalistischen arabischen Lager kommen können.

     Die einzige Lehre für mich: „Wer vor dem Hintergrund irgendwelcher „heiligen Schriften“ Menschen tötet, ist friedensunfähig. Soldaten des Friedens sind in Ausübung ihres Kadavergehorsams ebenso Tötende. Es gibt gar keine Friedenssoldaten; Soldaten sind Krieger.


© Raymond Walden

 

 


Mittwoch, 26. August 2020

Menschliches Glauben: Das Credo deutscher Politik (S. 139)

 


Oktober 1995

 

WDR II, Hörfunk, „Morgenmagazin“: Interview mit Staatssekretär Schäfer vom Auswärtigen Amt, Anlass die Wiener Konferenz zur Ächtung von Landminen. Alle 20 Minuten, so ist zu hören, werde ein Mensch durch sogenannte Antipersonenminen verletzt oder getötet. Dermaßen unkontrolliert verbreitet seien die Mordinstrumente in über 60 Ländern der Erde. Es gehe in Wien ausschließlich um diese Minenart und nicht um Panzerabwehrminen. Der Moderator insistiert unerbittlich: Sollte die Bundesrepublik nicht das Verbot aller Minen fordern, die Herstellung und den Export untersagen?

     Dies sei nicht Thema in Wien, sagt der Staatssekretär in arroganter Gelassenheit, die mich zwischendurch sogar zu einem anderen Sender wechseln lässt. Doch dort ist Werbung angesagt, also kehre ich zurück und vernehme das allenthalben und überall zu belegende Credo der deutschen Politik schlechthin. Ein Verbot aller Minen könne man nie und nimmer auf der Konferenz durchsetzen; so bleibe der Politik immer das Mögliche des Machbaren, und man wolle sich nicht in Pathos verschleißen. – Wie gesagt, alle 20 Minuten ... Mir scheint, Minen sind nur eine der unbedeutenderen Ausgeburten der Politiker solcher Prägung.


© Raymond Walden

 

 


Dienstag, 25. August 2020

Menschliches Glauben: Ein kleiner Frieden geht zu Ende (S. 138)


August 1995


Nie wieder darf von diesem Boden Krieg ausgehen“, war das zunächst hohe Ziel, das nach 1945 von den Alliierten den Deutschen aufgestempelt wurde (die Sieger freilich bombten in den folgenden Dekaden, was das Zeug hielt), und die angeblich geläuterten (West-)Deutschen erlebten tatsächlich die wohl längste Friedensperiode in Zentraleuropa.

Dass sie ihr Industriewachstum auch einem blühenden Waffenhandel zu verdanken hatten, war völlig konform mit christlich-abendländischer Friedensauffassung. Der Kommunismus als der real erstandene Antichrist rechtfertigte Waffenexporte in selbst abenteuerlichste Stellvertreter-Kriegsregionen.

Man stelle sich vor, die Deutschen hätten zum Zeitpunkt ihrer Wiedervereinigung wirklich einmal eine außergewöhnliche Regierung besessen (auch, um die Schandtaten der Nazis durch nunmehr weltweit positives Vorbild zu sühnen). Diese fiktive Regierung wäre, treu dem christlichen Nichttötungsgebot, aus jedem Waffenhandel ausgestiegen, hätte ihr Militär ausschließlich zu Verteidigungszwecken beibehalten, hätte versucht, die NATO-Partner zu einem konsequenten Verteidigungsbündnis zu bewegen, verhielte sich einfach gewaltlos, friedlich. Tagträume? – Welchen Gegner hätte die NATO seit dem Zerfall des Kommunismus zu fürchten, wenn sie nicht selbst ihre Feinde und Feindbilder aufrüstete?

Briten mit viel zu eingeengten Inselhorizonten, Franzosen, narzisstischer Atombombenpolitik verfallen, die USA, europa- und weltentrückt, selfconcentrated, Japan, Wirtschaftsriese mit transzendenter Gesellschaft, wie Deutschland am Ende der militärischen Zurückhaltung: Die Regierungen (nicht die Völker!) all dieser Staaten frönen dem Wachstum, kennen keine Friedenskonzepte noch wirklich ehrliche Bemühungen zum Schutz des globalen Lebensraums.

Diese Versager rufen nach deutscher Kriegsteilnahme im ehemaligen Jugoslawien, weil sie Entlastung in ihrer chaotischen geschäftlichen Opportunität suchen. Und nun „marschiert“ Deutschland wieder, Militärseelsorger werden beten und segnen, und das Volk weiß wieder nichts. – Deutschlands kleiner Frieden ist dahin.

Am Rouletttisch der Kriegspolitik sitzt ab jetzt ein altbekannter Finanzriese mehr. Deutschland ist wieder hoffähig im Club der Schweine (G. Orwell: „Animal Farm“, Die Prinzen: „Man muss ein Schwein sein“).


© Raymond Walden



 

Montag, 24. August 2020

Menschliches Glauben: 4. Politik, „Glücksfall Kohl“ (S. 137)

 


April 1995

 

Von der „Bundeszentrale für politische Bildung“ in Bonn sollte man eine gewisse Neutralität erwarten können, haben doch parteipolitische Meinungsäußerungen nicht von vornherein irgendwelchen Bildungswert. In der Zeitung der Zentrale „Das Parlament“ wird hingegen klar, dass die Herausgeber politische Bildung gern auch mit der regierungsfreundlichen Darstellung politischer Sachverhalte verwechseln. Beispiel, Nr. 13-14,1995: „Der Bundeskanzler wird 65. Helmut Kohl – Glücksfall für Deutschland“. Michael Glos von der CSU-Landesgruppe biedert sich beim Regierungschef durch ungebremste Würdigung der kohlschen Eigenschaften an. Ich erlaube mir zu relativieren.

     1982 trat Kohl seine Regierung mit dem Versprechen an, jedem Auszubildenden einen Lehrplatz zu garantieren. Daraus ist nie etwas geworden. Mehr noch, seither gibt es in Deutschland hohe Arbeitslosenquoten. Die Staatsverschuldung ist nicht erst mit der deutschen Einigung ungehemmt gestiegen, trotz seinerzeitiger gegenteiliger Ankündigungen. Unbeirrter Wachstumsglaube zeitigt auf den verschiedensten Sektoren drastische Nebenwirkungen, die der Kanzler verdrängt. Kohl ist nicht aus eigener Fähigkeit der Einigungskanzler, sondern profitierte vom Zerbrechen des maroden Sowjetsystems. Als der Kanzler zuvor Honecker auf rotem Teppich empfangen hatte und den DDR-Kommunisten von Strauß Milliardenkredite vermittelt worden waren, hatten die christdemokratischen Herrschaften wie viele andere in der Bundesrepublik mit deutscher Einheit nichts im Sinn gehabt. Als Verdienst Kohls mag gelten, die Einheit unter den gegebenen Voraussetzungen schnell vorangetrieben zu haben, zumal im übrigen Europa separatistische Bewegungen die Völker mehr und mehr in Probleme trieben.

     Kohl hält sich an der Macht, weil seit Jahren keine überzeugende Opposition existiert. So ist dem Kanzler selbst ein Angriff auf die Pressefreiheit mit Auflösungsforderungen für Teile der ARD ungestraft möglich. Unter seiner Kanzlerschaft ist die dümmliche Verflachung und Desorientierung einer privaten Medienlandschaft mit allen zu verantwortenden gesellschaftspolitischen Konsequenzen erfolgt. Bei dieser Massenverblendung hilft dem Kanzler seine Kirchentreue, die die Verfilzung von Staat und Kirche festschreibt.


© Raymond Walden

 

 

 

Freitag, 21. August 2020

Inner Emigration

 



Cosmonomic Glimpse (18)

from a Viewpoint of Liberty



Ever since in mankind history

enlightenment has survived by inner emigration only.

The common “Interim Humans” have no idea of it,

they do not understand

because they want to believe

they want to be governed and lead by their adequate

Presidents, Chancellors, Kings and Popes

and their adjutants

who know in all

what is right

what has to be right

how to preach and insist

and how to punish any doubts

or exterminate any dissidents.

So

every Cosmonomer,

Pacifist, Cosmopolitan and Freethinker

is symbolizing an Island

within a tremendously roaring crowd

of inhumanity.


Take good care of yourself, my friend.

It is ours to live exemplarily in peace

and dignity

whenever and wherever we have the opportunity.

 

 

Montag, 17. August 2020

Corona-Hysterie


Corona bezeichnet eine dramatische und grausame Krankheit.


Aber viele Existenzen mehr werden gnadenlos zerstört durch die globale Corona-Hysterie, die eine drastische Realität aus Angst und Dummheit dokumentiert.


Die Mischung, geschürte Furcht und indoktrinierte Ignoranz, ist ja nun seit jeher als Machtmittel von Regierenden gegenüber zu entmündigenden und zu unterdrückenden Völkern bekannt. Auch Orwells totalitären Schweine (Animal Farm) herrschten dem Prinzip gemäß.

Dabei spielt es keine Rolle, ob sich Nazis, Kommunisten, Kapitalisten oder Nationalisten jeglicher Glaubensrichtungen als „Schweine“ aufspielen, sogenannte „Wissenschaftler“ sind immer mit von der Partie.

Wirkliche, seriöse Wissenschaftler hingegen landen im Abseits – oder sogar in der Verbannung.


Mit Wissenschaft nicht, mit Verantwortungsbewusstsein nicht, mit freiheitlicher Aufklärung und Demokratie nicht – und nicht mit kosmonomer Philosophie hat dieses irrwitzige Welt-Theater etwas gemeinsam.

Die bedrohliche Krankheit Corona verlangt indessen humanes, intelligentes, definitiv wissenschaftliches, objektivierbares, kausales Vorgehen zur Gesundung des Einzelnen – und besonders auch der Gesellschaft.


Panik erzeugende und befeuernde Medienkampagnen, basierend auf politischer Inkompetenz bezüglich eines ernsthaften medizinischen Problems im Jahre 2020, erweisen sich aber, nunmehr seit Monaten, als desaströse Irrwege.


Kulturvölker der Welt, das kann nicht euer Ernst sein!

 

 


 

Samstag, 15. August 2020

Vom freien Schreiben


Schreiben zu können, was man wie und wann will,

freiwillig,

ohne Auftrag und Terminzwang

und dabei ebenso freiwillig, der Wahrheit,

der Fairness und Menschenwürde verbunden,

zu sinnieren und zu formulieren,

das entfaltet Freiheit

im eigenen publizistischen Selbstverständnis,

das niemanden zum Lesen nötigt, keine Meinung oktroyiert,

wohl aber zum Denken – weniger zum Glauben – anregen mag,

um, wenn gewünscht,

eine saubere, sachliche Meinungsbildung zu initiieren

und konsequent kultiviert zu einem Ergebnis zu führen.


Ist eine innere wie öffentliche Diskussion jedoch unwillkommen

oder gar verboten,

bleibt dem Autor dennoch die ihm nicht zu nehmende Genugtuung

an seiner „in die Welt entsandte“ Denkweise.

Begegnet diese ihm gelegentlich als korrektes Zitat wieder,

irgendwo, irgendwann,

vielleicht sogar übersetzt in eine andere Sprache,

wird er gewiss

mit ein wenig bestätigender Zufriedenheit vor sich hin lächeln

in seiner außerordentlichen Freiheit, und er wünscht sich,

dass sie ihn nie verlassen möge,

diese kosmonomische und freie Selbstbestimmung,

für die er spricht, die er beschreibt.

 

 

 

Mittwoch, 12. August 2020

Sequenzen von Skepsis (380)


Aphorismen zum Nachdenken und Zitieren:


4865

Folgt man dem Wust üblicher Gesundheitsratgeber, fällt es schwer, nicht zu erkranken, nicht bereits krank zu sein.


4866

Niemand will eine Mauer bauen“, denn sie ist schon da!


4867

Wenn es zur Sache geht, offenbart sich der Mangel an Sachverstand.


4868

Inhaltlich unabhängig und frei sind nur die Urheber, die um des Schaffens willen arbeiten und wirken können und deren klarer Geist durch keine dogmatisierende Indoktrination verstümmelt wurde.


4869

Wo Leistung die Freude am Menschen ausstrahlt, da bringe dich ein, da verausgabe dich und rekreiere; du bist willkommen, geachtet und gleichberechtigt im ehrlichen Suchen und Streben nach dem lebendigen und humanen Drang von und nach Freiheit.


4870

Manche Stimme verstummt lange schon, bevor sie stirbt, weil sich das Leben bisher als verrückt genug erwies.


4871

Covid-19 ist eine sehr ernstzunehmende Krankheit zum einen, zum anderen eine außer Kontrolle geratene Psychose aufgrund weltweit geschürter Panik zum Schaden von Milliarden Menschen, die nicht erkrankt sind.


4872

Der „Faktenchecker“ heißt nicht Wahrheitsprüfer, denn im Auftrag der Lügner bestätigt er lediglich die Lüge als „richtig“ und unterstreicht durch den „denglischen“ Wissenschaftsanschein seine Windigkeit.


4873

Die schreibende Hand streichelt das Papier, sie mag es auch bürsten. Tippende Hände haben dazu keinen Bezug – in formatierter Eile und umgebrochener Sprache.


4874

Im sonnendurchfluteten Tal brummen und dröhnen die Mähdrescher und bringen die Ernte ein. Wohltuend die Ruhe danach, die Natur flüstert friedliches Leben. Dann schrilles Donnern und Grollen, aufsteigend und berstend, entschwindend und erneut kreisend hoch am Himmel. Eine ganz andere Ernte wird gedrillt, die dem Frieden das Feld verwüstet.


4875

Vereinsamt in der Masse zu sein, hat etwas Aussätziges, während mit Bedacht gewählte Einsamkeit Heilsames erwirken kann.


4876

Gezeichnet durch Vergangenheit, Gegenwärtiges flüchtig und oberflächlich durcheilend, Künftiges erhoffend – eher befürchtend, so vegetieren die Leichtgläubigkeit und das Eingezwängte, so verlebt sich der Interimsmensch.



© Raymond Walden