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Mittwoch, 23. September 2020

Menschliches Glauben: Vernachlässigte Meldungen (S. 149)


Februar 1998


Trotz der bekannt eingeschränkten kapitalistischen Pressefreiheit sollen nicht die Möglichkeiten, an demokratischer Meinungsvielfalt teilzuhaben, verschwiegen werden, die sich ergeben, so man aufmerksam auch zwischen den Zeilen liest oder internationale Quellen nutzt, die sich naturgemäß nicht immer so ohne Weiteres gleichschalten lassen.

     1919/20 soll es einen Ausbruch der Spanischen Grippe gegeben haben, die mehr Opfer forderte als der 1. Weltkrieg, doch niemand spricht mehr davon. Mao Tse-tung soll von allen Diktatoren die meisten Menschen umgebracht haben, Stalin soll sich als Zweitgrausamster erwiesen haben, doch niemand liest diese alten Geschichten.

     Nicht wenige Politiker beklagen den allgemeinen Pessimismus und die Verzagtheit der Deutschen. Darf man sich wundern, nachdem bereits jahrzehntelang – gerade auch von jenen Politikern ausgehend – ein Trommelfeuer an Schuldzuweisungen über die Bevölkerung niedergeht, das jedes Verbrechen der Nazis aufzulisten sucht, ohne die der anderen, gar noch die gegenwärtigen, ebenso akribisch zu verfolgen? Es kann nicht angehen, permanente, einseitige Aufarbeitung der eigenen Verbrechen zu betreiben, während ähnliche Dokumente menschlichen Versagens einfach ausgeblendet werden. Da gibt es zu viele Meldungen, extrem tendenziös und gleichermaßen überflüssig, und diese Methode überträgt sich wie selbstverständlich auch auf eigentlich sachliche Probleme, denken wir an AIDS, an El Nino, das nie endende Klimamärchen, an die abgeflaute Dinosaurier-Extase, aber auch an die neuerdings in Verdummungsillustrierten geschilderten Kontakte zur toten Diana: allesamt Ablenkungsmanöver! Zum Beispiel will man – nicht zuletzt durch die „diplomatischen“ Reisen der Außenministerin M. Albright – von der unverhohlenen Kriegstreiberei der Amerikaner gegenüber dem Irak ablenken. Der Diktator Hussein ließe sich durch konsequente Politik auch anders beugen. Unter dem Blickwinkel der Ablenkung von weltweiten sozialen Spannungen erscheinen die allgegenwärtigen Börsenberichte in den Medien wie die „goldenen Kälber“. Es ist so, dass die sich rasant verbessernden technischen Möglichkeiten Medien zu immer billigerer Meinungsmache veranlassen. Doch gerade auf dem Sektor der Massenbeeinflussung steht – spätestens seit den Nazis – niemals der Zufall, sondern die gezielte Welt- und Feindbildindoktrination.


© Raymond Walden