Mittwoch, 30. Dezember 2009

Was zu erwarten war

Bald jährt sich der Tag der überschwänglichen Amtseinführung des US-Päsidenten Barack Obama, und die Bilanz seiner vollmundigen Ankündigungen ist so ernüchternd wie für den aufrichtig demokratischen Bürger schon das gesamte Wahlprozedere in den USA, das mit Geld alles und mit freiheitlicher Demokratie auf der Basis von Gleichberechtigung ( in des Wortes Bedeutung) gar nichts zu tun hat.

Die meisten Diktaturen des Globus berufen sich erst gar nicht auf Demokratie, zeigen ungeschminkt ihr grausiges Gesicht. Anders die USA: Sie blenden mit freiheitlichem Grinsen und herrschen regide weltweit, sie sind de facto keine Demokratie!
Es sei denn, man versteht unter dem eindeutigen Wort neuerdings etwas völlig anderes.

Unter kosmonomer Betrachtung schmerzt es, wie die USA ihre unter großen Opfern errungenen Freiheitsideale verraten.
Und gerade unter kosmonomer Beurteilung wird deutlich, was Freiheit anrichtet, wenn sie die Bildung der Bürger vernachlässigt, die Bürger dadurch von Staats wegen geringschätzt, um sich ideologisch, in diesem Falle kapitalistisch, über alle humanen Werte zu erheben.
Es verwundert keineswegs, dass auch in den Vasallen-Staaten der USA Bildungsprobleme ganz oben anstehen – nicht selten einhergehend mit esoterischem und evangelikalem Wildwuchs und einem völlig falschen Verständnis bezüglich der Religionsfreiheit.

Der blumige „Yes-we-can“-Prediger Obama treibt weiter Krieg im Irak auf der Basis der Lügen seines Vorgängers und Kriegsverbrechers George W. Bush, Obama „stockt auf“ in Afghanistan, knickt vor der Israel-Lobby ein (die Besiedelung geraubten Landes geht weiter), Obama kann Guantanamo nicht schließen, bestenfalls in die USA verlegen, Obama kann Folter nicht verhindern, weiter werden in den USA Todesurteile vollstreckt. Obama hat mit wirklich notwendigem Umweltschutz so viel am Hut wie die Story vom schädlichen Kohlendioxid sowieso eine Mär ist.
Und an vielen hier nicht aufzuzählenden Brennpunkten der Welt, in den Gremien der internationalen Menschenrechte und juristischen Verfolgung von Kriegsverbrechen kennen die USA nur die Wahrnehmung ihrer Interessen über die Köpfe der Staatengemeinschaft hinweg.

Dieser Präsident Barack Obama mit dem weltweit bisher umfangreichsten Kriegs-Etat ist ausgezeichneter Friedensnobelpreisträger! – Eine schwere Hypothek für den Frieden, für die Weltpolitik.
Genug Deppen gibt es dennoch, dem Mann, dem System zuzujubeln.

Es geht hier nicht darum, in üblicher Weise ein Feindbild zu erzeugen (die US-Politik lebt seit Jahrzehnten davon), sondern im kosmonom-philosophischen Verständnis Fakten zu erkennen, die eben nicht besser sind als etwa die faschistischen, die kommunistischen, die chinesischen, die vielfältigen religiös-fundamenatlistischen Thesen.

Kosmonomie ist eine Herausforderung für die gesamte Menschheit; sie wird sich nie in lokalen, regionalen, nationalistisch versponnenen Konflikten verschleißen, denn sie versteht sich, bei aller vorhandenen Verletzbarkeit durch eben die örtlichen Statthalter, als universale philosophische Möglichkeit des friedlichen Miteinanders verschiedener Kulturen durch Aufklärung, durch Bildung des Menschen hin zur Befähigung, seine Humanität zu verwirklichen.
Die Menschheit steht erst ganz am Anfang ihres Seins.

Mittwoch, 23. Dezember 2009

Pseudofeierlich

Das natürliche Bemühen des reflektierenden Menschen, mit sich und seiner Umgebung im Reinen zu leben, hängt von vielen nicht beeinflussbaren Faktoren ab, sicherlich aber auch vom Charakter, von Wissen und Fähigkeiten. Es ergibt sich also ein nicht unbeträchtlicher Anteil an Eigenverantwortung.

Im kosmonomischen Selbstverständnis meint dies, aus theoretischen Thesen Konsequenzen für das praktische Verhalten zu ziehen und sich nicht damit zu begnügen, was Religionen, Ideologien und Mainstream so anbieten.

Der Jahreswechsel, wenngleich nur eine Abfolge willkürlicher Zahlen, birgt für die meisten Menschen einen Imperativ zum Bilanzieren, zum Planen und Hoffen, viel zu oft vereint in pseudofeierlichen Formulierungen und Schwafeleien: Geistliche und Politiker laufen zur Hochform auf und die Medien bringen die Botschaften auch in den kleinkariertesten Flecken, heizen einen Frieden an, der leider keiner ist.

Bedenke ich den kosmisch kurzen „Wimpernschlag“ unseres Lebens, wird mir die Zeit zu wertvoll, ich klinke mich aus solchen Inszenierungen regelmäßig aus.
Bewusst wende ich mich jetzt intensiver Menschen und Dingen zu, die ich mag, eingebunden in natürliche Gegebenheiten, in menschliche Wertschätzungen, in den Genuss des kulturell Herausragenden und in Dankbarkeit, dass mir das möglich ist.

Denn in den überwiegenden Teilen der Erde, aber auch besorgniserregend wieder in Deutschland verhindert man einen verbindlichen Begriff von Freiheit, weil sie auf kosmisch weiten Zusammenhängen und auf objektiver, ehrlicher, humanistischer Gleichberechtigung basiert.
Menschenwürde dieser Art ist denen ungelegen, die in den Krieg ziehen, die an Waffengeschäften reich werden, die für Mediengleichschaltungen verantwortlich zeichnen, die Chaosszenarien an die Wand malen, Bildung vernachlässigen, Armut und Hunger anderer in Kauf nehmen und sich gleichzeitig mit Religion verfilzen.

Kein Verschließen der Augen in den jetzt folgenden besinnlicheren Tagen, aber auch kein Vergessen des individuellen „Jetzt und Hier“.
Unsere Gesellschaft braucht den mündigen Bürger dringender denn je. Mündigkeit erwirbt man im gelebten Leben durch Praxis mit aufgeklärt fundierter Lebenseinstellung.

In diesem Sinne allen Lesern erhellende Feiertage und ein Glückauf für 2010!

Dienstag, 22. Dezember 2009

Sequenzen von Skepsis (16)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:


172
Europa subventioniert seine Landwirtschaft, damit es großzügig Entwicklungshilfe in noch großzügigere Notgebiete „opfern“ kann, in Gebiete, deren landwirtschaftliche Konkurrenzfähigkeit verhindert wird.

173
Die Illusion von Gott ist des Menschen Be-, ja Verhinderung.

174
Gotteslästerung und Blasphemie können nur Gläubige begehen.
Wie sollte ein aufgeklärter Geist über Gott lästern, den es gar nicht gibt?

175
Zwischen Liebe und Hass
baut Besonnenheit begehbaren Boden, belastbare Brücken.

176
Der erste Selbsttötungsversuch ist oft die Partner- oder Berufswahl.

177
Der kirchliche Singsang intoniert wahren Katzenjammer: Glanzvolle Hymnen, Oratorien bejubeln das Leid und einen Pyrrhussieg.

178
Wahnvorstellungen beflügeln den Menschen, bis er fliegt.

179
Premierminister, Präsidenten, Kanzler möchten ihrem Volke dienen, so selbstlos edel und hilflos in ihrem masochistischen Machtstreben.

180
Freunde pflegen das Leben,
Kameraden, militärisch erzwungen,
werden im Tode besungen.

181
Im Totalitarismus erträumte und gepriesene Bewegungsfreiheit führt nun zur Kontrolle, Steuerung, Schleusung und zur Durchleuchtung der Privatsphäre, raubt Freiheit. Aber ihr träumt weiter!

182
Konformisten beklagen das „Jammern auf hohem Niveau“, denn sie möchten fundierte Kritik diskreditieren. In der vorgeblichen Zufriedenheit mit dem Blick auf noch „ärmere Teufel“ behindern sie gesellschaftliche Fortschritte, verteidigen oder betreiben Sozialabbau. Man fragt sich, in wessen Diensten sie stehen.
Viele jedenfalls bedienen die Einfalt.

183
Zuviel Durchblick in einer Glaubensgesellschaft kommt weit teurer zu stehen als Schwarzsehen.


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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

Samstag, 19. Dezember 2009

Die Umwelt muss vor solchen Leuten geschützt werden

Dass die Umwelt geschützt werden muss, weil sie unsere einzige Lebensgrundlage darstellt, ist eine Binsenweisheit.

Dass die Umwelt faktisch nicht geschützt wird, weil niederste Macht- und Geschäftsinteressen regieren, ist die zweite Binsenweisheit.

Dass zum Schutz der Umwelt eine sorgfältige Analyse von Ursache und Wirkung unumgänglich ist, wäre die dritte Binsenweisheit, die aber bereits alle physischen wie psychischen Kopenhagen-Pilger in diesen Tagen hoffnungslos überfordert, denn sie folgen einem von falschen und verlogenen Propheten in die Welt gesetzten Glauben und besitzen bezüglich klimatischer Zusammenhänge so viel Kompetenz wie ein Pferd vom Fliegen.

Ein Massen-Palaver anlässlich einer „Klima-Konferenz“ wird nicht erfolgreicher durch das Aufbieten von Regierungs- und Staatschefs, die allesamt in ihren jeweiligen Ländern unfähig sind, schuldenfrei zu wirtschaften, gerechte Sozial- und Gesundheitssysteme zu etablieren, chancengleiche und effektive Bildung zu gewährleisten, Arbeitslosenzahlen und menschenunwürdige Not zu minimieren, Korruption und Menschenhandel (Sklaverei) wirksam zu bekämpfen und dem Hunger in der Welt wirklich zu begegnen, die stattdessen mit Kriegen die Umwelt und die Menschen schänden und konzeptionslos nur ihre eitle Selbstdarstellung und nationalistische Einengung beweisen.

Diese aufgeblasenen Vertreter des Misserfolgs, diese naturwissenschaftlich Ahnungslosen bilden sich allen Ernstes ein, das Erdklima auf zwei Grad Erwärmung eindämmen, das Klima „retten“ zu können!

Ausgerechnet grün-faschistoide Kritiker, die der exakten Wissenschaft immer wieder vorwerfen, menschenfeindlich zu sein, Nebenwirkungen zu verharmlosen, ja, gewinnträchtig einzukalkulieren (bezüglich der bezahlten Wissenschaft stimmt das ja), diese esoterischen Spinner und Sektierer wollen die Natur korrigieren, indem sie beispielsweise Kohlendioxid zum Gift erklären und behaupten, das vom Menschen freigesetzte Kohlendioxid verändere ursächlich das Klima!

Umweltschutz, ich wiederhole es, bedeutet eine existenzielle Herausforderung für alle Menschen in der konkreten Verantwortlichkeit vor Ort. Das darf aber nicht bedeuten, im einzelnen Bürger Schuldgefühle zu erzeugen, um ihn zur Kasse bitten zu können, während die Regierungen und Großkonzerne gefräßig und unersättlich weiter ausbeuten und verschleudern, wann und wie immer es in ihre regionale und provinzielle Beschränktheit oder in ihre Hegemonialabsichten passt.

Der nunmehr wichtigste Schutz der Umwelt heißt: Schutz vor diesen Wahnsinnspredigern und ihrer Klimareligion!

Unerlässlich ist aber ein wissenschaftlich sauber begründeter und menschenwürdiger Umweltschutz, objektivierbar, transparent und vor allem methodisch konsequent – längst möglich mit dem heutigen technologischen Entwicklungsstand!

Allerdings bedeutet eine solche Forderung schlichte Tagträumerei in der Welt des Interimsmenschen, des evolutionär noch nicht fertigen Menschen.

Die Kopenhagener UN-Konferenz führte auf bestürzende Weise wieder einmal vor Augen, wie gerade in einer gleichgeschalteten Medienwelt, in einer Zeit bisher nie gekannten Datenflusses durch pseudowissenschaftliche Behauptungen und Aktivitäten die Menschheit in völlig falsche Sichtweisen gedrängt wird, in Szenarien, welche die Menschheit und die Menschlichkeit durch Massenpsychose einerseits und Wachstumsegoismus andererseits lahm legen.
Ein kosmonomes Besinnen wird immer dringlicher.

Mittwoch, 16. Dezember 2009

"Weihnacht"

Weihnachten donnert über uns wie ein gesellschaftspolitischer Befehl.
Man muss sich ihm stellen!
Aber wie (!) ?
Flucht erscheint sinnlos, es sei denn in einen unchristlichen Kulturkreis.
Also bleibe ich, stehe zu mir und nutze die Zeit.
„Wer sein Kind liebt, ......“
– Nicht doch, mein Spruch lautet ganz anders:
„Wer sein Kind liebt, gibt ihm Zeit.“
Und natürlich gilt das für jeden Menschen, der einem nahe steht.
Entfernungen spielen da überhaupt keine Rolle.

Mögen andere sich jetzt hetzen, verausgaben und sich glänzend belügen.

Die Zeit um die Sonnenwende ist dem heilig, der Zeit aufbringt zum Verstehen des kosmischen Geschehens, in welchem der Mensch an sich den faszinierendsten Darsteller gibt.

Dazu braucht es aber mehr als einer geweihten Nacht.

Donnerstag, 10. Dezember 2009

Noblesse oblige

Der Friedensnobelpreis basiert auf Dynamit,
daher seine Sprengkraft:
Unter den Trägern so manche Granate.

Mittwoch, 9. Dezember 2009

Glück und Freiheit bedingen einander

Authentische Beschreibung einer Flucht im Jahre 1958 - Erstveröffentlichung

Meine Geburtsstadt Jena wurde 1945 zwar von amerikanischen Truppen eingenommen, dennoch fiel sie bei der folgenden Teilung Deutschlands unter die sowjetische Herrschaft.
Bald verschlug es meine Familie nach Lindow in der Mark Brandenburg, 70 Kilometer nördlich von Berlin.
In der Provinz mit den Ausläufern der Mecklenburgischen Seenplatte gestaltete sich das Leben bescheiden, die reizvolle Landschaft aber glich so manchen auch nachkriegsbedingten Mangel aus. Und für uns Kinder bot die Gegend ein paradiesisches Entdeckungsfeld.

Über allem jedoch lag eine diffuse Bedrohung durch die Besatzungsmacht, die ihre Präsenz täglich und überall unterstrich, begleitet von bekehrten deutschen Speichelleckern, welche die ruhmreiche Rote Armee als Helden verehrten.
In dieser politischen Stimmungslage leitete mein Vater ein privates Sägewerk, das im direkten Konkurrenzkampf mit einem weiteren volkseigenen Sägebetrieb wesentlich produktiver arbeitete. – Ein Dorn im Auge der Parteifunktionäre!

Es war die Zeit, als meine Mutter mehrere Ausgaben des „Neuen Deutschlands“ kaufte, um daraus Toilettenpapier zu schneiden, mein Vater beim Bürgermeister Beschwerden vortrug, weil es im HO-Laden wochenlang kein Salz oder Speiseöl gab. Es war die Zeit, als Menschen eingesperrt wurden, weil sie in West-Berlin Bleistifte und Radiergummis gekauft hatten. Und längst sagten Bürger dem kommunistischen Regime für immer Ade, indem sie ihr Hab und Gut, Verwandte und Freunde verließen, um im Westen neu zu beginnen.

Es stand fest, dass in diesem System keine Zukunft lag. Heimlich und mit beträchtlichem Risiko bemühte sich mein Vater um eine Arbeitsstelle in Westdeutschland, um bei einer Flucht nicht erst diverse Flüchtlingslager durchlaufen zu müssen. Die Familie hätte sofort eine Wohnung beziehen können.
Er hatte Erfolg mit einer Zusage in Himmelreich bei Kirchzarten.
Da nahm ihm im Januar 1956 auf einer Dienstfahrt mit dem Motorrad ein russischer Militär-Lastwagen die Vorfahrt, es folgte ein monatelanger Krankenhausaufenthalt. Die Stelle konnte nicht auf die Genesung warten.
Es galt, sich bis auf Weiteres dem Kommunismus zu beugen.

Jahrelang dauerte schon der Kampf um ausreichende Holzzuteilungen für das Sägewerk und brachte zunehmend gefährlichere Konflikte mit Partei- und Regierungsstellen. Zudem waren wir praktizierende Katholiken und wir Kinder wurden auch nach dringlichen Ermahnungen nicht bei den Jungen Pionieren angemeldet.

Im Jahr 1958 verfügten die Kommunisten das Ende der privaten Sägerei und boten stattdessen eine minder bezahlte Stelle im VEB-Sägewerk an. Für meine Eltern war dies im Herbst 1958 der Grund, erneut über eine konkrete Flucht nachzudenken. Das Fußball-Länderspiel Deutschland – Österreich am 19. November in Berlin kam meinem Vater für einen unverdächtigen West-Berlin-Besuch sehr gelegen. Er erfüllte mir einen großen Wunsch und nahm mich mit ins Olympiastadion. Noch vor Spielbeginn hatte er einen Termin beim damals Regierenden Bürgermeister von West-Berlin, Willy Brandt, was ich aber so nicht wahrnahm. Dieser Kurzbesuch sollte später noch von Vorteil sein.

Als nach Protesten sogar bei der Staatsregierung in Pankow gegen die Enteignung, beziehungsweise Stilllegung der Firma kein Sinneswandel zu erreichen war, gab schließlich in der Vorweihnachtszeit der Anruf eines Vertrauten in der Bezirksregierung Potsdam das Signal zu bedachtem Handeln.
Weihnachten sollte noch wie gewohnt gefeiert werden, einige Freunde wurden aber in die Fluchtpläne eingeweiht, sodass bei möglichster Risikominimierung schon manche Gegenstände aus der Wohnung einen neuen Besitzer hatten oder woanders „untergestellt“ wurden.

Meine jüngere Schwester und ich durften nichts davon merken, Weihnachten war für uns der übliche Höhepunkt des Jahres. Unsere frohe Stimmung steigerte sich noch durch die Ankündigung, wir würden alle an Onkel Willys Geburtstag zu Silvester nach Halle an der Saale reisen. Zuvor sollten wir Kinder noch zwei Ferientage bei Tante und Onkel in Oranienburg verbringen. Unser schon erwachsener Cousin Karl holte uns am 28. Dezember per Eisenbahn ab.

Ich stand voller Vorfreude abmarschbereit am Hoftor zur Rheinsberger Straße und wartete auf die anderen. Beim Blick auf den schönen neuen Jägerzaun, auf das Haus und das Sägewerk empfand ich eine innige Verbundenheit, wie einmalig doch unser Zuhause war. Ich legte meine Hand auf die neue Klinke des Zauntürchens und dachte, wie schrecklich es sein müsste, wäre das jetzt die letzte Berührung.
Ich war dreizehn.
Wir machten uns zu Fuß auf zum Bahnhof; es folgte ein abwechslungsreicher Aufenthalt in Oranienburg.
Unsere Eltern hatten nun freie Hand, letzte Angelegenheiten möglichst unauffällig zu regeln, sich innerlich von einem Lebensabschnitt zu verabschieden und den Freunden Lebewohl zu sagen.
Abends am 30. Dezember 1958 stießen sie zu uns und brachten auch die Fahrkarten nach Halle mit.

Wohnte man nördlich von Berlin, musste man mit der S-Bahn über West-Berlin zum Ostbahnhof fahren, von wo aus die Fernzüge in den Süden der Republik abgingen. Da unsere Eltern am nächsten Tag noch eine Kleinigkeit in Oranienburg besorgen wollten, sollten wir Kinder schon einmal mit einem früheren Zug zum Ostbahnhof vorfahren.

Der 31. Dezember 1958 war ein Mittwoch. In der Morgendämmerung gingen wir zum Bahnhof, wo die Eltern wie besprochen zurückblieben und wir, wieder mit Karl, den Bahnsteig betraten. Oranienburg ist eine S-Bahn-Endstation, also stand der Zug schon bereit. Wir nahmen in einem der menschenleeren Waggons Platz und warteten ungeduldig auf die Abfahrt, die sich jedoch lang und länger verzögerte.
Endlich ging es los – ein herrliches Gefühl. Nach und nach stiegen Leute hinzu, es wurde nach jeder Station lebendiger.
Dann hielt der Zug in Hohen Neuendorf *) , die Türen flogen auf und Kontrolleure durchkämmten alle Wagen. Karl musste sich ausweisen, denn der nächste Halt war in West-Berlin. Skeptisch betrachteten die Prüfer uns Kinder und wiesen uns an, den Zug mit Karl zusammen zu verlassen. Die Bahn rauschte ab, während wir in unfreundliche Räume geleitet wurden, wo man uns zunächst warten ließ. Dann wurde Karl in ein Nebenzimmer beordert und wir sollten erst einmal erzählen, wohin denn unsere Reise ginge. Eingeschüchtert, aber doch in Vorfreude berichteten wir von dem heutigen Geburtstag unseres Onkels in Halle, dass unsere Eltern nachkommen würden und zeigten unsere Fahrkarten vor. Alles wurde protokolliert. Irgendetwas gefiel den Vernehmern nicht, sie unterzogen uns einer Leibesvisitation, entdeckten aber nichts Außergewöhnliches.
Sie ließen uns frei, auch Karl überstand die Schnüffelei, zusammen bestiegen wir die nächste S-Bahn Richtung Westen.

Auf dem Bahnsteig Frohnau *) , der ersten Station in den Westsektoren, verzweifelten inzwischen unsere Eltern, denn sie hatten mit Karl vereinbart, dass wir uns alle hier treffen sollten: Keine Kinder zu sehen, es musste etwas schiefgegangen sein! „Ich muss umkehren,“ sagte unser Vater erschüttert, „ich muss mich stellen.“ Er war kreidebleich, doch unsere Mutter hielt ihn zurück: „Noch einen nächsten Zug warten wir ab.“
Nach endlosen Minuten zischten und quietschten die Bremsen und wir stiegen aus.

In den nachfolgenden Zügen wurde wahrscheinlich intensiv, aber vergeblich nach unseren Eltern gesucht, denn aufgrund der hohen Verspätung am Beginn unserer Fahrt waren sie unwissentlich in denselben Zug wie wir gestiegen, kamen folglich vor uns im Westen an.

Zur gemeinsamen Weiterfahrt zum Ostbahnhof rollte bereits die nächste S-Bahn ein. Kaum saßen wir, beschleunigte sie rasch und unserer Mutter kam über die Lippen: „Wir fahren nicht zurück.“ „Warum sollten wir?“ fragte ich, „wir wollen doch nach Halle.“
„Wir fahren nie wieder zurück.“
Da begriff ich, was geschehen war.
Ich blickte aus dem Fenster in das vorbeifließende Nichts, dachte an meine kleine Modell-Dampfmaschine, an meinen Stabilbaukasten, an die Weihnachtskrippe, an Freunde, an den See und an die Türklinke.
Als mir Tränen in die Augen stiegen, schaute ich auf einige Passagiere, denn ich schämte mich. Sie aber nickten verständnisvoll, denn auf diesen S-Bahn-Linien kannte man inzwischen solche Szenen.

Unser aktuelles Reiseziel hieß Berlin-Marienfelde, Notaufnahmelager.
Registrierungen in Warteschlangen, so viele gingen den gleichen Weg, ärztliche Untersuchungen, Anhörungen und Anträge bei deutschen und alliierten Dienststellen.
Es wurde Abend, man stattete uns mit etwas Taschengeld und Fahrscheinen aus zur Busfahrt durch die prächtigst beleuchteten Berliner Straßen zum Askanischen Platz, Flüchtlingslager „Henri Dunant“, in einem ehemaligen mehrstöckigen Fabrikgebäude.
Frauen und Männer wurden getrennt auf verschiedenen Etagen in großen Räumen mit doppelstöckigen Betten untergebracht. Der erste Tag in der Freiheit hatte uns ermüdet, wir schliefen bald ein, erwachten um Mitternacht vom Glockenläuten und Krachen der Silvesterfeuerwerke. Durch die riesigen Fabrikfenster schauten wir in einen engen dunklen Hof, hoch oben am Himmel symbolisierten einige dahinglühende Silvestersterne die Hoffnung auf ein anderes Leben.
Am Neujahrsmorgen waren die meisten Lagerbewohner verhalten glücklich im Bewusstsein, die Freiheit erlangt zu haben.

Manchmal dauerte es recht lange, ehe man „Henri Dunant“ wieder verlassen durfte, man hatte zwar Gelegenheit im Überfluss, sich schon einmal Berlin anzusehen, aber man hatte kein Geld und darüber hinaus das eine Ziel, so schnell wie möglich nach Westdeutschland ausgeflogen zu werden.
Jetzt zeigte wohl die vorbereitende Visite bei Willy Brandt Wirkung; wir erhielten alle erforderlichen Papiere und Ausweise erfreulich rasch, flogen Mitte Januar nach Frankfurt/Main und kamen weiter per Bahn nach Kirchzarten in ein Flüchtlingslager mit Massenunterkünften und Leuten vor allem auch aus Osteuropa. Bei einer erneuten ärztlichen Überprüfung prangte auf unseren Laufzetteln der Stempel „Entlaust“.

Nach weiteren Aufenthalten im Flüchtlingslager Schluchsee und im Flüchtlingswohnheim Donaueschingen endete die Odyssee in Geisingen bei Donaueschingen, wo mein Vater eine erste Arbeit und die Familie eine Wohnung fand. Es sollte dies jedoch nicht der letzte Wohnsitz bleiben.

Meine Eltern haben Lindow nie wieder gesehen.
Ich kam 1993 nach 34 Jahren erstmals zurück. Mir wurde eindringlicher denn je bewusst, wie Glück und Freiheit einander bedingen.

 *) In einem ersten Manuskript waren die nicht korrekten S-Bahn-Stationen Bornholmer Straße und Gesundbrunnen angegeben.

Montag, 7. Dezember 2009

Sequenzen von Skepsis (15)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

Außer und ohne Konkurrenz: Heute ist der Eröffnungstag der Gehirnschmelze in Kopenhagen.

160
Globalisierung dient der schamlosen Verschleierung gigantischen Reichtums von bedenkenlosen Antipersonen.

161
Wahrnehmung reduziert sich oft auf etwas bemerken, unabhängig von Wahrheit oder Täuschung. Aber auch das Merken nimmt merkwürdig ab, weil, wer ist schon interessiert und gebildet genug? Braucht doch Bildung seine Zeit. Merken Sie etwas?
Dann sind Sie über dem Durchschnitt.

162
Wahrheit ist wertvoll, edler ist Aufrichtigkeit.

163
In materieller Not fehlt meist die Zeit zum Denken,
bei gutem Auskommen das Interesse am Denken,
im Überfluss häufig ein Problembewusstsein,
unter ideologischer Bedrängnis auch der Mut.
Denken ist wie Freiheit, nein, entwirft die Freiheit,
auf die Gottesanbeter nicht hoffen können.

164
Denken ohne Konsequenzen läuft wie ein Leben an der Hundeleine.

165
Man kokettiert mit seinen Fehlern in humoriger Demut und gewinnt Sympathien.
Freunde dürften Ehrlicheres erwarten.

166
Wer nie in vollem Bewusstsein neben sich stand (stehen musste), surft verdammt gut durchs Leben. Immer auf Höhe der Oberfläche.

167
Zustimmung ist honigsüß. Schmackhaft wird das Mahl durch die Würze fairer Kritik.

168
Die Rose eines verregneten Sommers leidet nicht; sie kennt keinen Vergleich.

169
Löst sich Philosophie nicht vom Zeitgeist, schmälert sie ihre wissenschaftlichen Ambitionen.

170
Immer aufs Neue faszinierte uns Kinder die Schilfzone am Seeufer. So viel Leben zwischen den Halmen unter und über Wasser. Sogar Liebespaare im Boot!
Später erst sinnierte ich: Das Schilf wiegt sich wie ein Zaubervorhang – verdeckend, schützend und doch transparent. So ganz anders als schweigende Wände.

171
Keine Region vermag mehrere Kulturen zu verkörpern ohne Selbstaufgabe.

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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

Samstag, 5. Dezember 2009

Grüß wen?

„Grüß Gott“ als üblicher Gruß in weiten Teilen des deutschsprachigen Raumes zeugt heute weniger von religiöser Gesinnung, sondern gilt als allgemeine Freundlichkeit im mitmenschlichen Umgang.
Bei kritischer Betrachtung jedoch wird deutlich, wie durch die Verwendung des Grußes früher geradezu indoktrinär der eigene Glaube dem Gegenüber zu jeder Tageszeit plakatiert wurde, durchaus nötigend, mahnend, diesen Glauben zu teilen.
Es erschien viel wichtiger, „Gott zu grüßen“ als den Menschen, aber eben durch den Menschen in permanenten Diensten Gottes.
Sicher beabsichtigen auch gegenwärtig noch einige Grüßer, ihre Glaubensüberzeugung anzutragen, die Mehrheit der Zeitgenossen äußert eine Floskel ohne Bedeutung, etwa „Hallo“ oder „Hi“.
Ich wünsche lieber „einen guten Tag“, ehrlich, ohne Gott.

Mittwoch, 2. Dezember 2009

Analytiker des Wahnsinns

„Um uns tobt der Wahnsinn,“ raunt der Kabarettist, das Publikum biegt sich vor Lachen, stimmt dem Komiker zu, obwohl es in der Kürze des Auftritts nur glaubt zu verstehen, denn es ist das Publikum selbst, das Volk, das auf die Schippe genommen wird.
Somit ist sichergestellt, dass sich auch nichts am „Wahnsinn“ ändern wird, denn daran möchte die Gesellschaft in ignoranter Verkennung sowieso festhalten. Dem Bühnenschelm blüht keine Gefahr, ganz im Gegenteil, man schätzt ihn.

Anders hingegen steht der Analytiker des „Wahnsinns“ da, man mag ihn nicht, fürchtet ihn, macht ihn gerne mundtot, denn er kann Gaudi bestenfalls nach der Anstrengung in Aussicht stellen. Und Anstrengung meint Verbesserung der „wahnsinnigen“ Verhältnisse, also Ursachenforschung und Kausalität, nicht Wunderglaube und verlogene Schönfärberei.

Er ist nicht der Misanthrop, sondern schöpft seinen, angesichts der ideologischen Massen-Verblendungen eher skeptischen Optimismus aus den begeisternden objektiven, nicht modisch vorgegaukelten Naturgesetzen.

Träge Unbildung, schwerfälliges Fachidiotentum und wachstumsfetischistische „Macher“ sinnieren über Globalität, während die Grenzen ihres Denkens an den Haarspitzen oder kahlen Schädeln gezogen sind.
„Wahnsinn“ ist mehrheitsfähiger denn je, war es aber immer schon. Wenn die Mehrheit den „Wahnsinn“ favorisiert, wird in allen bestehenden Gesellschaftsordnungen der Aufklärer leicht zum auszugrenzenden „Weltfremden“. Das allerdings muss ihn nicht sonderlich belasten, solange ihm nicht zum Beispiel in einem demokratischen Staat Gewalt angetan wird; in allen anderen Staatsgebilden wird man kurzen Prozess machen.

Die denkende junge Generation muss wissen, dass sie raffinierten Versuchungen unterliegt. „Denkend“ definiere ich als „nicht glaubend“.
Mein persönliches Bemühen ist es, mich der geradezu virtuell unnatürlichen Welt der ideologischen Paragraphen, der medialen Aufwertung menschlicher Verlogenheit, Gewalttätigkeit, kurz, der in Dummheit begründeten Menschenverachtung zu verweigern – nicht durch Resignation, sondern durch einen Antrieb, den ich beinahe in jedem Augenpaar erkenne: Sehnsucht nach Angstfreiheit.

Sie empfinden das als kitschig?
Das ist Ihr gutes Recht in einer Demokratie.

Donnerstag, 26. November 2009

Sequenzen von Skepsis (14)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:


148
Nie wieder Krieg von deutschem Boden aus!
Die amerikanische Basis Ramstein gehört nicht zu Deutschland?
Die Bundeswehr scheint aus dem Niemandsland zu kommen.
Aber wo liegt schon Niemandsland?

149
Wenn Demokratie ihre Feinde gemäß demokratischer Gepflogenheiten duldet, sie sogar in naiver Toleranz aufbaut, dann ist das die Vorbereitung eines Selbsttötungsversuchs.
Der Patient braucht Hilfe.

150
Staaten, Organe, Weltanschauungen zeichnen sich selbst aus: Orden, Urkunden, Preise bis hin zu ganz "noblen". Die Freiheit lässt dabei Federn.

151
Der Adler als Staatswappen, Symbol wofür? – Der Vogel ist ein Raubtier.

152
Demokratie aktuell: Halbbildung, irrationales Glauben, beides auf Geheiß des Kapitals, damit alle Kraft vom Volke ausgehe, vor allem die Kaufkraft.

153
Werbung heißt das neuere Credo. Sollte man es (ihr) glauben!

154
Auch die Justiz ist gefangen im politischen System und im Zeitgeist.
Was also ist Recht?

155
Von Attichy, dem amerikanischen Gefangenenlager 1945 in Frankreich, bis Guantanamo weben sich die Fallstricke für Ahnungslose und Nichtwissenwollende, für Verdrängende und Geblendete.

156
Die Kürze des Gedächtnisses mancher Konferenzteilnehmer lässt sich nicht einmal mit Nano-Technik erschließen.

157
Das Alter? – Zeit der Wertschöpfung.

158
Das christlich-jüdische Wirtschaftsgebaren und Lebensverständnis ruiniert den Planeten auf so schillernde Weise, dass andere Kulturkreise ebenso klangvolle Lichtorgeln konstruieren, um in das Feuerwerk zum jüngsten Erlösungstag farbenprächtig und donnernd hineinzuschießen.
Unwillkürlich sehnt man sich nach einer anderen Welt, an die aber ganz offenbar keiner glauben will, soll, darf.

159
Wenn Bürokratie durch immer mehr von derselben abgeschafft werden soll, nennt man das in gewöhnlich nicht unterrichteten Kreisen Reform.

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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

Dienstag, 24. November 2009

Die kosmonomische Nische

Wer das Kosmonomische Manifest (Archiv Mai 2008) wirklich aufmerksam liest, erkennt unmissverständlich, dass sich die Kosmonomie von einer Welt distanziert, die der Kabarettist gern mit einem Augenzwinkern als „Irrenhaus“ bezeichnet.
Die Philosophie belässt es aber nicht bei einem Belächeln oder vorübergehendem Aufbrausen, sondern bietet Alternativen an, die allerdings bisher so ungewöhnlich erscheinen, dass sie leichtfertigerweise mitunter als weltfremd empfunden werden.
Darüber hinaus stehen sie im Gegensatz zu traditionellen und längst als untauglich erwiesenen Gesellschaftsmodellen, sodass neben der Akzeptanzunfähigkeit für viele Zeitgenossen auch eine eigene politische Bedrohung erwächst, sollten sie kosmonomischen Gedankengängen öffentlich zustimmen.

In keinem gelebten Gesellschaftsentwurf auf dem gesamten Globus existiert eine ähnlich konsequent eingehaltene freiheitlich-demokratische und gewaltfreie Grundordnung, welche die Menschenwürde und nicht irgendeine Ideologie oder Religion als höchstes Gut der Humanität fordert. Aus diesem einfachen Grunde wird die Kosmonomie auch in den sogenannten Mainstream-Medien weitgehend ausgeklammert.

Es steht keineswegs der von Nietzsche erdachte Übermensch zur Diskussion, sondern die Unantastbarkeit der individuellen Menschenwürde, die jedoch seit jeher nach Belieben unter vorgeschobenen Götter- oder Staatsprinzipien verletzt wird.

Diesen Opportunismus bezeichnet die Kosmonomie als Charakteristikum des Interimsmenschen, der sich erst noch in der Entwicklung zum eigentlichen Menschen befindet, zu einem humanen Wesen, das seinen Sinn in der Erleichterung der Lebensumstände durch sinnvolle Nutzung der Naturgesetze für alle Menschen, das heißt, besonders auch in der emanzipierten, humanen Hinwendung zum Mitmenschen empfindet.
Keine einzige Religion und keine politische Partei kann mit dieser umfassenden Ethik konkurrieren.
So erklärt sich auch, warum die Kosmonomie nicht anstrebt, Volksmassen hinter sich zu versammeln. Denn kosmonomische Erkenntnisse werden nicht propagiert oder indoktriniert, sondern müssen sich bei entsprechender ideologiefreier Bildung durch eigenes Denken einstellen. Denken zu lernen, ist der entscheidende Bildungsauftrag!

Die Kosmonomie kann nur allmählich Freunde gewinnen, denn sie passt in keine Parteienschemata, weder links noch rechts, nicht irgendwelche Farbkombinationen von Koalitionen, nicht neoliberal, weder kommunistisch noch kapitalistisch.
Und sie verträgt sich nicht mit Übersinnlichem, wenngleich sie jedem Menschen das Recht dazu einräumt, allerdings beschränkt auf seine freie Entscheidung in seinem privaten Leben.

Es wird immer vorkommen, dass beispielsweise ein Atheist manche kosmonome Sichtweise teilt, aber vielleicht nicht dem Pazifismus zustimmen kann. Der Naturschützer mag sich angesprochen fühlen, jedoch nicht die exakte naturwissenschaftliche Sicht nachvollziehen. Menschenrechtler sehen sicher Gemeinsamkeiten, folgen aber nicht der durchgängigen Kritik an der Doppelmoral.

So spiegelt auch dieses kosmonomische Blog die Verhältnisse: Zwar im Internet präsent, aber das Echo überaus vorsichtig (oder anonym).
Ich erwarte kaum Änderungen, denn es kommt hinzu, dass ich als Blogbetreiber auf keinerlei unbedarfte oder missionierende Diskussionen eingehe.

Immerhin ist das Kosmonomische Manifest (auch in englischer Version) Tausenden von Menschen in vielen Ländern der Erde begegnet. Aus „Sentenzen von Freiheit“ (Angelika Lenz Verlag) findet man hin und wieder im Alltag Zitate, ebenso aus den „Sequenzen von Skepsis“ dieses Blogs.
Es gelingt also nicht, die kosmonome Philosophie totzuschweigen, obgleich mein Buch „Menschliches Glauben“ (Novumverlag 2008) immer noch der Nichtbeachtung unterliegt.

Die Menschheit ging immer „schweren Zeiten entgegen“; durch die sich rasant entwickelnden Technologien verändert sich nun aber dramatisch die Geschwindigkeit, mit der Herrscherkonzepte gemäß ihrer wahnsinnig gestrigen, glaubensmäßigen Prinzipien bei zunehmender Weltbevölkerung zuschlagen.
Nur noch wenige Nischen öffnen sich für Menschlichkeit abseits vom Wachstumswahn und Geschwätz über menschenverachtend eingefädelte Bedrohungsszenarien.

Bleiben wir ehrlich in der Denkart gegenüber uns, gegenüber allen Individuen und der Natur!
Verweigern wir uns dem Destruktiven, dem Götterpalaver- und Personenkult!

Donnerstag, 19. November 2009

Der "Urknall" löst die "flache Scheibe" ab

„Der Mensch denkt, Gott lenkt.“ heißt ein Sprichwort, das ich entschieden ablehne. „Gott“ lenkt, weil der Mensch nicht denkt. Denn „Glauben“ und „Denken“ werden üblicherweise zwar in ähnlichem Sinne verwendet, bedeuten jedoch Verschiedenes, ja sogar Entgegengesetztes.
Wer sich zum Glauben bekennt, kann oder will nicht weiter denken, als es ihm die Glaubensdogmen vorschreiben beziehungsweise gestatten. Anerzogene Opportunität mag außerdem eine Rolle spielen wie auch eine bequeme Gleichgültigkeit, gar Interessenlosigkeit, die andererseits eine unkritische Leichtgläubigkeit mit sich bringt, vor allem wenn es um das eigene Schicksal, etwa im Gesundheitsbereich, geht.

Das Glauben an Wunder basiert auf anspruchslosen Denkgewohnheiten und stellt im weitesten Sinne Wunschdenken dar. Erfüllt sich ein solcher Wunsch auf wundersame Weise, verstärkt sich der Effekt als psychologisches Placebo und der Heiler, Prophet oder Guru hat selbst dann noch Recht, wenn auf die scheinbare Genesung der rasche Rückfall eintritt.
Nicht konsequent zu Ende zu denken, markiert eine der wesentlichsten Verhaltensweisen des Menschen. Entwicklungsgeschichtlich scheint das „abgebrochene Denken“ sogar die Voraussetzung für den heutigen Status der Menschheit zu sein, denn zweifellos wäre die Geschichte ganz anders verlaufen, hätten die Menschen keine Götter ersonnen. – Eine utopische Voraussetzung natürlich, denn nichts liegt näher, als höhere Mächte zu vermuten, wenn man nicht mehr weiter weiß. Deshalb gibt es ja auch keine götterlosen Kulturen und selbst der Kommunismus wie der Faschismus benötigt den götterähnlichen Personenkult des Führers und der Partei, die immer Recht hat.

Das Prinzip ist stets das gleiche: Weltbilder werden von jeweils prägenden Zeitgenossen propagiert und durch rigorose Strafandrohungen und Vollstreckungen der kritischen Hinterfragung entzogen.

Betrachten wir das antike Bild von der Erde als Scheibe. Ist es nicht signifikant, wie die Frage nach dem Scheibenrand, dem Horizont, und dem Jenseits des Horizonts über Jahrtausende ausgeklammert oder mit irgendwelchen Fabeln zum Beispiel von einem Sonnenwagen, über Planetengötter, Unterwelten und Sphären phantasiereich, aber völlig unzutreffend beschrieben wurde?
Wer Zweifel äußerte, war Außenseiter, zumindest nicht ganz zurechnungsfähig oder einfach kriminell.

Bis zur Gegenwart hat sich kaum etwas an der geistigen Gefangenschaft verändert. Mit anderen Worten: Die Menschheit verharrt in Unreife, sie repräsentiert mehrheitlich den „Interimsmenschen“, vergleichbar dem Pubertierenden auf seinem Weg zum Erwachsenwerden.
Demokratische Gesellschaftsstrukturen bilden da keine Entlastung, denn Meinungen werden sogar durch Mehrheitsbeschlüsse, aber ohne objektive Beweisführungen wiederholt, bis sie schließlich dogmatischen Charakter annehmen, sogar als unangreifbares Tabu überhöht werden.

Bemerkenswert erscheint immer wieder das Denken in völlig unsinnigen Zirkelschlüssen, die noch jede Religion prägen, hier einmal demonstriert am christlichen Glauben.
Wenn es einen persönlichen Gott gäbe, der alles weiß und alles geschaffen hat und weiterhin schafft, dann wäre er ebenso die einzige Ursache für jedes Übel, für den Teufel in Person, denn auch den hat er kreiert. Die Menschheit von diesem Sündenbock und vor allem von dem systemimmanenten sinnvollen Tod zu „erlösen“ durch den qualvollen Tod eines eigenen „Gottessohnes“, gezeugt mit einer eigenen Kreatur sogar auf „jungfräuliche“ Weise, stellt eine abenteuerliche Logik dar. Der geistige Verzehr von Leib und Blut des „Gottessohnes“ in Form der Kommunion, um dem tatsächlichen Lebensende und all den Krankheiten dennoch nicht zu entgehen, ist die deprimierende Fehlleistung von an sich potenten Gehirnen, zu erklären vor allem durch die Angst vor der Sinnleere im Leben.

Diese Leere allerdings mit einer komplex verwobenen höheren Sinnlosigkeit einer Gottheit zu überbieten, die auch in einer „dreieinigen“ Gestalt jeden Verstand überfordert, scheint das eigentliche „Geheimnis des Glaubens“ zu sein.
Zugespitzt: Welchen Sinn hätte es für ein allmächtiges Wesen, ohnmächtige Wesen zu erschaffen, um sie in „Gute“ und „Böse“ einzuteilen, zu belohnen, zu verdammen, obwohl der „Allmächtige“ doch von vornherein wüsste, wer wo landete? Zirkelschluss wie ein Kurzschluss!

Menschlichkeit wird ganz andere Wege beschreiten müssen. Doch leider bedient sich auch die Musterdisziplin der Aufklärung, die exakte Wissenschaft, besonders in den Grenzarealen fortschrittlicher Erkenntnisse esoterikähnlicher, dogmatischer, pseudoreligiöser Postulate.

Es mögen noch so umfangreiche mathematische Berechnungen einen „Urknall“ als Entstehungsmoment des Universums stützen, es bleibt die häufig schon als Ketzerei diffamierte Frage: Was war vor dem „Urknall“?
Mit dem „Big Bang“ eine Singularität zu konstatieren, die sich mit aller herkömmlichen, bewährten Wissenschaft nicht vereinen lässt, gleicht der Ausrufung einer Religion, sic!
Abgesehen davon, dass sich bei der Rückwärtsberechnung des „Urknalls“ alle möglichen Probleme von Beobachtungen, Messungen, Deutungen und Interpretationen gewaltig häufen, sorgt – wie gehabt – die permanent Wiederholung durch bestimmte Protagonisten im medialen Verbund für eine allgemeine, völlig unverstandene, ja konfuse Akzeptanz. Nur wenige Fachausdrücke mögen dem physikalisch versierten Leser Gedankenanreize bieten: Expansion des Universums, Hubble-Konstante, spektrale Rotverschiebung, Hintergrundstrahlung, pulsierendes Universum, Isotropie, Raumkrümmung, Gravitationslinsen, Schwarze Löcher, Wurmlöcher, Dunkelmaterie, Antimaterie, Vielfachdimensionen etc, etc.

Was hat man sich bitte unter einem „gekrümmten Raum“ vorzustellen, wenn wir zunächst einmal die Sprache als Verständigungsmittel gelten lassen? Ein Raum ist definiert durch seine Begrenzungen und durch sein Volumen. Die Orientierung im Raum unterliegt drei Dimensionen (Koordinaten), die sich von seinen Grenzen ableiten, im einfachsten Falle Länge , Breite, Höhe. Sind die Begrenzungen „krumm“, wird der Raum etwa einer Kugel dadurch so wenig „gekrümmt“ wie er sonst „gerade“ sein kann. Linien, nicht Räume, mögen krumm sein, es sei denn, ich will etwas ganz anderes behaupten, das mit herkömmlichem Raum nichts gemeinsam hat. Dann sollte ich das Wort Raum ehrlicherweise so nicht verwenden, es nicht missbrauchen.
Lichtstrahlen verlaufen bekanntermaßen absolut gerade, zum Beispiel verwendet man in der Technik Laserstrahlen zur exakten Geradeaus-Justierung. Andererseits lässt sich Licht, wissenschaftlich exakt bewiesen, durch starke Gravitationsfelder ablenken.
Gemäß der Raumkrümmungs-Behauptung soll ein entsprechend intensiver Lichtstrahl, theoretisch der Krümmung folgend, wieder am Ausgangspunkt anlangen.

Stellt man sich das konkret vor, wird schnell deutlich, wie physikalisch alles andere als „exakt“ solche Theorien lediglich Ansichtssachen, das heißt Glaubensäußerungen vor allerdings mathematischem Hintergrund beschreiben.
Der Lichtstrahl verlässt also die Erde und schwenkt auf eine „Raumkrümmung“ nach links, rechts, oben, unten und unter beliebigem Winkel ein. Der Krümmungsradius ist nicht bekannt, denn man kennt weder das Zentrum, noch die Grenzen des Universums, nimmt aber an, dass es „expandiert“. In diesem schwammigen Gedankenkonstrukt gibt es keine Koordinaten, keine Geschwindigkeitsangaben außer der Lichtgeschwindigkeit und dennoch trifft der hypothetische Lichtstrahl irgendwann ebenso hypothetisch wieder seinen Ausgangspunkt.

Die Qualität der Spekulation bleibt indiskutabel und erinnert zwangsläufig an die alte „Erdscheibe“, an den erwähnten „Urknall“ – oder auch an „Christi Himmelfahrt“; sie avancierte aber zum „Weltbild“.

Nun, durch exakte Naturwissenschaft wurde die Scheibengestalt falsifiziert, widerlegt durch replizierbare Messungen und Beweisführungen, durch jene Methoden, die einzig und allein zur Ergründung zuverlässiger Fakten führen.
Fehlen entsprechend sichere Erkenntnisse, sollte dies für jeden verantwortlichen Wissenschaftler der Grund sein, entweder zu schweigen oder aufrichtig das Nichtwissen einzugestehen.

Nach wie vor indes hängen Wissenschaft und Forschung von Spekulation und Prophetie ab, diskreditieren sich selbst, reihen sich ein in den Esoterik-Markt, in das religionsähnliche Nachbeten von fixen Ideen.
Was als „Aufklärung“ zunächst begeistert begrüßt wurde, verstrickt sich bisweilen in orientierungslose Phantastereien auch unter dem Pseudoanspruch von „Glaubenswahrheit“ und der tatsächlichen und traditionellen Hingabe an den Wahnwitz. Er ist inhuman, erzeugt Verunsicherung, macht dem Menschen Angst vor der Wissenschaft, die im Gegensatz zu Göttern das Zeug hat, das Leben objektiv zu erleichtern. Dazu müsste Wissenschaft, wie so häufig schon in früheren Zeiten gefordert, frei sein. Ideologien stehen dem kompromisslos entgegen, malen ein Bild von drohenden Auswüchsen freier Wissenschaft aus, um die Kontrolle über alles Forschen zu behalten, Forschung und Forscher subjektiv nicht zuletzt durch Finanzierungen zu steuern.

Wir erleben den wenig Hoffnung vermittelnden Zustand, dass Regierungen hilflos zwar den Ratschlägen von völlig unfähigen, weil unfreien Wirtschaftswissenschaftlern folgen, den Warnungen der exakten Wissenschaften jedoch untergeordnete Aufmerksamkeit schenken, mehr noch, unter dem Deckmantel von exakter Wissenschaft blühen Pseudowissenschaften wie beispielsweise das unverantwortliche, Intelligenz verhöhnende Klima-Szenario.

Ständiges Angsterzeugen und ebenso permanentes Wegschauen, um penetrant schönzureden, Bildung und soziale Bindungen zu vernachlässigen, gewaltig aufzurüsten und gleichzeitig über den Frieden zu lügen: Das ist der unmittelbar bevorstehende „Urknall“.
Vielleicht wird er ja einfach verschlafen oder eben doch in göttlichem Delirium besungen werden.

Mittwoch, 18. November 2009

Sequenzen von Skepsis (13)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

136
Seine untertänigste Liebe zur Religion lässt der Mensch als Rache an allem aus.

137
Brutpflege wäre tierisch gut.

138
Im Bildungssystem wird der Gesellschaftszustand gnadenlos öffentlich.

139
Die Geologie bewirkt aus Menschensicht eine Abfolge von Katastrophen, zu denen letztlich der Mensch zählt – als Sequenz zur Intelligenz.

140
„Ebenbild Gottes“! Entweder mindere Kopie oder wahres Abbild eines fragwürdigen Entwurfs. Wie auch immer: Gott ist ohne Mensch nicht denkbar.

141
Der saturierte Tourist scheut keine Entfernung, seinen Liegestuhl per Handtuch zu reservieren. Mehr Platz beansprucht sein bild-schöpferisches Gehirn nicht; tagein, tagaus bis zum Abflug.

142
Zeitgeist liefert starre Uferpromenaden für den Lebensfluss, der noch jede Einzwängung fortspült. Schonungslos nimmt er die Verursacher mit.

143
Der Klügere gibt nach, und Dummheit regiert.

144
Fassadenschmierereien und zerkratzte U-Bahnfenster kennzeichnen den Expressionismus eines lebendigen Todes, der im Schädel - wo sonst? - der so Ausdrucksvollen wie der geduldig Wegschauenden dahinwabert.

145
Sex! Oh, welche Lust, ihn zu verteufeln, dadurch zu vermarkten, ihn dennoch zu denunzieren, einfach zu missbrauchen, damit geile Gerichtsbarkeit die Regeln normiere.

146
Klappern gehöre zum Handwerk; es wird aber immer lauter, während das Handwerk stirbt.

147
Ein Muslim fliegt mit zur hochtechnisierten Raumstation. In welcher Aus-Richtung soll er aber beten? Es fällt schwer, darauf keinen ironischen Stoß zu seufzen.

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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

Dienstag, 17. November 2009

Dummheit versteht nicht

Das Wort Dummheit wirkt banal, sodass man sich scheuen möchte, überhaupt noch darauf zurückzugreifen, allerdings wäre das bereits eine weitere Dummheit.
Es scheint so einfach, im allgemeinen Umgang miteinander Dummheit zu beklagen, andere ihrer zu bezichtigen, seltener sich selbst einzugestehen. Und allzu oft werden die so Missbilligten verurteilt aufgrund irgendeiner Schuld-Fata Morgana, die sich in Ideologien oder sogar „Werte-Gemeinschaften“ reflektiert.
Sondieren wir einmal: Kein Tier ist dumm, denn es reagiert gemäß seiner Empfindungen und Instinkte. Und ebenso gilt:
Kein Mensch ist dumm, denn er reagiert ........ .
Irrtum: Das Bewusstsein eröffnet uns die „Qual der Wahl“, wir entscheiden uns gemäß unserer Denkfähigkeit, so unterschiedlich sie individuell ausgeprägt ist. Und darin besteht eine Wurzel von „Dummheit“ – als Abwertung durch die sich denkfähig Wähnenden gegenüber den schlichter konstruierten Menschenwesen.

Dennoch: Dummheit ist objektivierbar, das heißt, sie tritt in „Qualitäten“ zu Tage. In einfachster Ausgabe erscheint das Phänomen als naive Unbelecktheit, Erfahrungslosigkeit, Ahnungslosigkeit, im zunehmenden Alter als Bildungsdefizit.

Unter kosmonomischen (kosmopolitischen) Kriterien betrachte ich die zweite Qualität, die primitive Dummheit, die sich in Ermangelung von Bildung, aber mit Cleverness und Skrupellosigkeit in großem Stil über Kultur, Ethos und Menschenwürde hinwegsetzt.

Bedrohlicher entwickelt offenbart sich die dritte Qualität als selbstherrlicher Auftritt von selbst- und sendungsbewussten Personen, die ihre Macht selten auf wirkliche innere Größe stützen, aber auf mitlaufende, gehirngewaschene Lakaien und eine verdummte, opportunistische Bevölkerung.

Solche „Sorten“ Mensch halten sich für berechtigt, die eigenen Ziele unter Einbringung von Menschenopfern, in Form von gängiger Lüge und Gewalt, auch durch Kriege zu realisieren.
Sie verkörpern die menschenunwürdigen Prinzipien, die seit jeher den evolutionär unfertigen Menschen kennzeichnen.
Unsere Welt ist krank: Ein inzwischen medialer Flächenbrand an ausufernder Sensationsgier, Gewaltverherrlichung, aber mit doppelmoralischer Verdammung, mit gezielt gesteigerter Verunsicherung, dabei sogar wissenschaftlichen Anschein erweckend zugunsten von Unterwerfung, Ausbeutung und Übervorteilung. Eine menschliche Katastrophe.

Gewaltlosigkeit ist kein Allheilmittel, aber eine Grundvoraussetzung, die nicht tötet!

Gewalt jedoch baut die ideologischen Mauern, welche die Menschwerdung des Menschen verhindern. Glaubenszugehörigkeiten, Rassismus und Rache-Hass-Szenarien, antiquierte Ehrbegriffe entfachen ihre tödlichen Zerstörungen gegenüber jeder Gleichberechtigung, jeder Demokratie, jeder Humanität.

Die Duldung, gar Integration solcher Gesinnungen unter dem Deckmantel von „Religionsfreiheit“ untergräbt das freiheitliche Weltbild, erstickt die Hoffnung auf Friedfertigkeit, auf Achtung und Respekt des Mitmenschen.
Doch Dummheit versteht das nicht.
Welcher von den zum 20. Jahrestag des Mauerfalls am Brandenburger Tor sprechenden amtierenden Politikern kommt ohne Waffenhandel und Krieg aus?

Donnerstag, 12. November 2009

Kosmonomisches Manifest jetzt auch in "Contemporary Horizon"

Das Kosmonomische Manifest in englischer Sprache wurde jetzt auch von dem bilingualen Magazin „Contemporary Horizon“ (Rumänien) im Internet veröffentlicht.

Während deutsche Medien bisher das Manifest weitgehend verschweigen, eröffnet sich nun vielleicht ein Weg über internationale Medien, was der kosmonomen Philosophie durchaus entspricht.

Mittwoch, 11. November 2009

Sequenzen von Skepsis (12)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

124
Geld regiere die Welt? – Also ist Demokratie das Opferlamm an den Gott Mammon, den Einzigen, den es wirklich gibt.

125
Loslassen zu können, ist immer auch eine Übung für den eigenen, einsamen, nicht minder sinnvollen Tod. Begleitet dich dann wachend ein lieber Mensch, muss dein Leben einen Sinn gehabt haben. Stirbst du verlassen, wird es dich nicht länger kümmern, nimmst du dir selbst dein Leben, beendest du ein Trauma, sicherlich nicht leichtfertig.

126
Politiker gibt es im Doppelpack: Das Original und seine Lüge oder umgekehrt, motiviert durch Lobbyisten und Berater.

127
Religionsfreiheit ist nicht Gedankenfreiheit, denn welche Religion ist so frei? Sie wäre am Ende.

128
Deine Reise mag sonst wohin führen, irgendein Gott war schon da und begrüßt dich in seinem Sinne. – Sei freundlich.

129
Mit den gleichen Worten reden sie aneinander vorbei. Das ist die eigentliche Sprachverwirrung.

130
Größte Freiheit ist Angstfreiheit.

131
Angst als Schutzreflex ist eine evolutionäre Stärke. Ihre Spontaneität aber verengt den Blick, mindert Urteilskraft, läuft panisch auf und erstarrt in Lähmung. Andauernde Angst peitscht Regenten voran in der Kreation von Bedrohungen und Feindbildern, sie weiden sich an der Angst des Volkes so wie Gott sich fürchten lässt.

132
Wer Wind macht, erzeugt lange noch nicht Energie. Das Licht wird manchem nie aufgehen.

133
Die Verflachung des Denkens planiert sich mit der zunehmenden Masse an ungebildeten Gehirnen.

134
Dass ich so wenig weiß, begleitet mich, wo ich stehe und gehe.
Resignation und Ansporn zu gleichen Teilen für mein Verweilen.

135
Tägliche Sonnenauf- und -untergänge zu erleben, ist Reichtum für denjenigen, der damit etwas verbindet, zum Beispiel Kenntnis und Gefühl.

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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

Montag, 9. November 2009

"Mauern"

Die Mauer fiel.
Oh, welch grenzenlose Freude,
man koste sie aus, man reiche nach,
ein Taumel bis zum Morgen!

Das bisschen Freiheit
ist längst umzingelt
von Köpfen, die einen anderen Beton mischen:
Pandemische Panikmache in einem Wahn von Klima,
Entwürfe von Feindbildern,
Aufbau und Folterung von Terroristen,
Milliarden Finanzgeschiebe,
Kriege für den Frieden,
Ausspähung rundum.

Neue Mauern wurden höher,
versperren Horizonte,
über die nur Kirchtürme, Synagogenkuppeln und Minarette hinausragen
als Wachtürme des gestrig Ewigen.

The wind of change (Scorpions)
ist abgeflaut.
Doch schon ein Hauch von Freiheit
treibt Sand in die Tyrannis
und facht das Leben an.

Raymond Walden

So empfunden, geschrieben und veröffentlicht, da wo ich wohne, am 9. November 2009, dem 20. Jahrestag des Falls der Berliner Mauer.

Freitag, 6. November 2009

The Cosmonomic Manifesto

The right for freedom of thought is manifested in twelve Cosmonomic Theses.
They are an invitation to respect reasonably every single person. In addition dignity demands for a firm stand against destructiveness that is ruling archaically over the globe as a selfish power struggle of single persons, cliques or even misled peoples.



Preamble

Nature is following evolutionary developments according to neutral laws. This means that there are life protecting as well as life destroying principles. In this view nature is without mercy and without compromise. But human brains are enabled by education to humanize the laws of nature and gain profit from them to enjoy life and ease the natural and convenient dying. This is a particular understanding that egoism can’t be the basis of humanity. Instead an individualism is needed, which is bound to an improving human society that regards the human being superior to any created ideal.



1st Cosmonomic Thesis: Human Dignity

There is no higher value than the human dignity. It is unimpeachable.



2nd Cosmonomic Thesis: Equal Rights

All people have equal rights from the very beginning of life. Peerage is anachronistic, clerical and military rankings as well as academic degrees give information about functions within the world of labor, but don’t play any roll in public life. Complete gender emancipation does not indicate equalization of men and women but the appreciation of their supplementary gender-specific differences.



3rd Cosmonomic Thesis: Non-killing Commandment

Nobody has the right for killing a person except in the case of selfdefence.



4th Cosmonomic Thesis: Dying with Dignity

Everybody is entitled to dying in dignity by choosing ease of pain and death grant preferably after early decree during lifetime.



5th Cosmonomic Thesis: Sexuality

Human sexuality is original private affair and depends only from human dignity under free control by the involved partners.



6th Cosmonomic Thesis: Social Care

The society is obliged to grant health-care, education and labor to every person.



7th Cosmonomic Thesis: Personal Success

There is a fair competition of talent and ability for professional success. Cartels and combines take advantage without justification.



8th Cosmonomic Thesis: Economy of Participation

Properties and merits that were established by honest work must be respected. The laws of inheritance have to be put into perspective in order to avoid big landowners and to encourage in any concerns the middle-classes. Honesty stands for provability and transparency of the whole economic system and rejects the exploiting capitalism to establish a humane economy of participation that reduces and finally defeats poverty.



9th Cosmonomic Thesis: View of the World

There might be democratic discussions about the views of the world, they have to be tolerated as far as they are free from violence. Indoctrination and missionary work come into conflict with the individual development of intellectual mind.



10th Cosmonomic Thesis: Environment

The environment belongs to all people in the same way as all people belong to the environment. The result of that is: Protection of animals, plants and landscape and the condemnation of the exploitation of natural resources just for the benefit of some individuals.




11th Cosmonomic Thesis: Causality

Considering all methods of thinking, it is to say that the causal-logical, scientific method is by far the most reliable one to support human dignity and to give respect to the individual. Religion and esoteric faith are well-known patterns of subduing and oppressing the believers via man-made “Gods” and their representatives.



12th Cosmonomic Thesis: Democracy

Comparing the systems of states, democracy is the most favorable constitution, nevertheless there is an urgent need for further developments. Parliaments must get rid of any lobbies of the various groups. Members of parliament, elected democratically, have to follow their own conscience and must be free from compulsion of party-spirit. The state and the churches (religions) have to be separated. Public media must be independent from political control, from influences taken by editors. Media concentration, forced by mighty editors, are not compatible with democratic societies. Election campaigns are nothing better than subtle manipulations. Money is absolutely no reason for coming into any political position.

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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

Remarks in addition:

Life is following natural laws which are present everywhere in the universe. The new philosophy of Cosmonomy is based on this: Cosmos = universe, nomos = law.
The world can be explored, evaluated and explained without the necessity of any “Gods” or wonders. So Cosmonomy stands for cosmopolitan, pacifism and democratic humanity – possible only by adequate education.
It is very obvious that by far the most people in the world cannot share these views because of traditional and political reasons.
When discussing, cosmonomers should be sensitive and careful.

Dienstag, 3. November 2009

Sequenzen von Skepsis (11)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

112
Vernunft wird überstrapaziert, vor allem in ihrer Ermangelung.

113
Öl verschmiert die Ideale von Freiheit und Würde. Gleichsam wartet die Menschheit auf ein messianisches Ereignis: Die Entwicklung einer Energiequelle, die sich aufgrund ihrer dann allgemeinen Verfügbarkeit nicht durch Kartelle bündeln lässt. Ein „Wunder“ muss geschehen.

114
Freiheit heißt „Befähigung dazu“ , und sie gelingt nicht ohne Erziehung und Anleitung. Doch wer, wenn nicht Eltern, könnte Maßstäbe setzen? Stattdessen versagen jetzt Elterngenerationen, bedingt durch ihre eigenen Scheinorientierungen.

115
Rauchte früher der Schornstein des in der Weite und Einsamkeit des Landes entlegenen Nachbarn, war dies ein Lebenszeichen. Bei dichter Besiedelung heute und medialer Vernetzung hegt man ganz andere Interessen.

116
In der Demokratie bestimmen Mehrheiten, gleichgültig, wie sie zustande kommen, sodass die Qualität der Massenentscheidung nicht verbürgt ist.
Wählermanipulationen, etwa durch banalisierende Wahlkämpfe, können die demokratische Fortentwicklung aus der bisherigen Stagnation nicht befreien. Die Bindung des Stimmrechts an Bildungsmindeststandards ist unerlässlich. In keinem Unternehmen werden Unwissende als Entscheidungsträger akzeptiert, allein der Staat räumt noch jedem Trottel Mitbestimmung ein. Wobei gar nicht zu leugnen ist, dass auch Gebildete sich erschreckend leicht, ihrem Niveau nicht entsprechend, manipulieren lassen.

117
Werbung sprudelt aus einer ergiebigen Quelle wie die Lüge, die Täuschung, die Verblödung, die Desillusionierung. Konsumenten zahlen Milliarden für den vermeintlichen Sekt und schielen glasig auf ihr freies Leben.

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Anzeige

Mein Buch „Menschliches Glauben“ (Siehe Monats-Archiv August 2008), erschienen im österreichischen Novumverlag, wird von allen Medien in demokratischer Geschlossenheit totgeschwiegen: Keine Rezensionen, keine Interviews, keine Reaktionen.
Ich hoffe auf Verständnis, wenn ich immer wieder einmal durch diese „Kleinanzeige“ auf die mediale Gepflogenheit hinweise.
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118
Was nützt die Kenntnis der Leidensursache, kann man sie nicht beseitigen?
Zu radikal gedacht?

119
„Gott liebt den, der ihn fürchtet.“ - Ist das nicht fürchterlich?

120
Nach M.s Beerdigung saßen wir in trauter Runde, als ich anmerkte: „Der Herr rettet unser Leben.“ (Zitat aus dem Totengottesdienst) M. war zeitlebens ein treuer Christ gewesen und nach langjährigem qualvollem Leiden noch nicht alt verstorben.
Dazu gehöre eben ein fester Glaube, war die einhellige Meinung. „Und“, fügte B. hinzu „eigene Gedanken darfst du gar nicht erst aufkommen lassen. Sonst wirst du verrückt.“ – Wir wechselten das Thema.

121
Sicherheitsfanatiker agieren als Ableger des Terrorismus.

122
In einer Kirche kritisiert man nicht, um die Einheit im Glauben nicht zu stören.
Man tritt erst aus.

123
Durch Schweigen mag man Ruhe begünstigen. Freiheit jedoch mag das Wagnis der Sprache gleichsam als Wurzel und Frucht der Gedankenfreiheit.


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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

Montag, 2. November 2009

Carpe diem

Gebete basieren auf Emotionen, nicht auf Dummheit oder Intelligenz, denn sie werden formuliert aufgrund von Einübungen, die praktisch mit der Taufe beginnen und jede kritische Komponente auch des intelligentesten Gehirns lahm legen, sodass mehr oder weniger zufällig nur wenige Menschen den Täuschungen des Gebets entkommen.

Man vergegenwärtige sich einmal den indoktrinierten „Gott“, „Jahwe“, „Allah“, etc., an dessen „Ohr“ ständig Milliarden(!) Gebete dringen: Israelis flehen um das Wohl ihres Landes, die Palästinenser ebenso, der Celtic Glasgow-Fan bittet um den Sieg gleichzeitig wie der Glasgow-Rangers-Freund, die deutschen Christen beteten mehrheitlich für Hitler, die Menschen in den anderen Nationen jeweils für ihre Regierungen und Soldaten. Alle zogen mit Gottes Segen in das größte menschliche Inferno. Und der Marsch setzt sich fort.
Das wäre Gott, wenn er denn wäre!

Die imaginäre Nichtgestalt hätte in ihrer Allwissenheit die Welt bis ins letzte Detail geplant und erschaffen, also Gut und Böse gegenüber dem Menschen zu verantworten, den sie quält bis zu seinem Tod, die Gläubigen meinen sogar darüber hinaus, vielleicht auch belohnt.
Stirbt ein Mensch gemäß dieses Weltenplans an einem konsequent ablaufenden Krebsleiden, bilden sich tatsächlich die Gotteskinder ein, der höhere „Lenker“ hätte sich nur vertan, und man könnte ihn mit dem Stammeln von Gebeten umstimmen, damit der Kranke genese. Dabei müsste Gott vorher sowieso schon „wissen“, dass für den Sterbenden gebetet wird.
Sogar ein seniler Papst wird im Sterben von Millionen Gebeten begleitet. Wozu? Soll er niemals enden, „ewig“ auf Erden wirken? Oder schätzt man ihn so sündig ein, dass die Gebetsorgien ihn vor der „Hölle“ retten sollen, die Gott im Falle eines Falles auch für ihn angefeuert hätte, obwohl der „Stellvertreter Christi“ sich zu Lebzeiten sogar dem Ritual von Teufelsaustreibungen hingab? (Frühere „heilige Väter“ veranstalteten ganz andere Orgien.)

Der Ablauf des gesamten katholischen Gottesdienstes erinnert unwillkürlich an Szenarien von Sportveranstaltungen, wo sich Mannschaften vor Spielbeginn eng versammeln, um sich gegenseitig durch Gesten und laute Schlachtenrufe anzuspornen. Nichts anderes stellen die sich häufig wiederholenden Gebete und Anrufungen Gottes in der Messe dar. Ist der „Schöpfer“ schwerhörig oder vergesslich, dass man ihn immer wieder neu loben, ihm den Glauben an ihn bekennen und dieselben Bitten bis zum Überdruss replizieren muss, sich sogar bedankt, dass man an „Ihn“ glauben darf, auserwählt ist?
Die Funktion ist eindeutig, die Glaubensbrüder und –schwestern sollen durch das Gebetsmühlenhafte, durch die Religion gefesselt werden, denn wenn der für alle unausweichliche Tod eintritt, hilft kein Gott: Der Tote ist tot und die Gläubigen sind so erschüttert, in ihrer Verlassenheit müssten sie doch eigentlich jubeln über das Glück des Verstorbenen. Aber so weit reicht der Glaube trotz aller Litaneien nicht. Offensichtlich bewahrt die Natur selbst dem getäuschtesten Gehirn noch einen Rest Skepsis, die im Focus menschlicher Endlichkeit aufkocht und um so dramatischer wirkt, je weniger der Geist zuvor an aufgeklarten Gedankengängen teilnehmen konnte.

Leid legitimiert jede Suche nach Linderung.

Allein, das Gebet verstärkt das Leid durch seine Lebensabgewandtheit und die faktisch regelmäßig folgende Enttäuschung, die wiederum durch Gebete verkraftet werden soll.
Bis auf die begrenzte Wirkung als Placebo im Einzelfall bezeugt das Gebet die geistige Kindlichkeit des Menschen, denn das Erwachsenwerden wird verhindert durch Unlogik, die man als „Geheimnis des Glaubens“ tarnt und ideologisch eintrichtert.

Wenn die Aufklärung, die es ja gibt, nicht endlich wacher wird, mag bei wachsender Zahl der Menschen das letzte „Amen“ immer wahrscheinlicher aufkeimen. Der Irrsinn unterbräche aber nur einen Teil der Evolution, übrigens nicht untypisch.

Deshalb ist Optimismus auch über weitere Generationen angeraten, lohnt es sich doch, auf Verstandesebene den Religionen zu begegnen, und zwar in allen menschlichen Bereichen.

Ein eher oberflächliches, aber dennoch viel Wahrheit enthaltendes Sprichwort heißt:
„No risk, no fun. – Ohne Risiko kein Spaß.“
Das Leben bietet einen solchen Reichtum an Schönem, dass der naturalistische, religionsfreie Denker mutig sein Risiko eingehen kann, das bei genauer Betrachtung keineswegs Leichtsinn, gar Waghalsigkeit birgt, denn es beschreibt nichts anderes als das uralte „Carpe diem!“ – Vierundzwanzig Stunden Helligkeit und Nacht, zum Verstehen, zur ethischen Wertschätzung und zum Genießen.

Freitag, 30. Oktober 2009

Religiöse staatliche Feiertage

Trennung von Staat und Kirche, besser von Staat und Religion ist eine wesentliche Forderung der Aufklärung, die nirgends vollständig erreicht wurde, es sei denn in offen religionsfeindlichen, zum Beispiel kommunistischen Staaten, die als Vorbild für die Einhaltung von Menschenrechten außerhalb jeder Diskussion stehen.

Aus geschichtlichen Entwicklungen heraus erklärbar, weisen die meisten Gesellschaftsordnungen religiös-staatliche Verquickungen auf, die sich eher selten auf harmlose Duldung beschränken als vielmehr massive Einflussnahmen zeitigen, direkt und unverhohlen, sogar diktatorisch oder subtil verwoben in lobbymäßigen bis hin zu mafiosen Strukturen.

Die gegenwärtigen Staaten Europas bilden keine Ausnahme; das Irrationale in Form von Religion prägt nach wie vor die Regierungen und die Staatsräson, obwohl in nicht wenigen Gesellschaften die Zahl der religionsfernen oder religionsfreien Bürger überwiegt.
So erklärt sich auch die Fülle kirchlicher Feiertage, die gleichzeitig vom Staat übernommen wurden. Es mag Bequemlichkeit eine Rolle spielen, den Sinn der Feiertage nicht zu hinterfragen und – es ist besonders festzuhalten – Feiertage sind so oder so nötig und aufbauend innerhalb der Alltagsmühen.
Deswegen bleibt es sicher noch lange beim Altbewährten, wenngleich man ebenso viele andere sinnvollere Anlässe für staatliche Feiertage empfehlen könnte. Dem gemäß erlangten ja manche religiösen Feiertage inzwischen eine drastische weltliche Verwässerung.

Nichts ändert sich jedoch an der religiösen Bevormundung der Allgemeinheit, wenn zum Beispiel Parlamentseröffnungen und andere staatliche Prozeduren durch „ökumenische“ Gottesdienste beweihräuchert werden und Präsidenten und Regierungschefs zu hohen religiösen Festen öffentlich und selbstdarstellerisch das Wort erheben.

Geistige Reife im Sinne der humanistischen Aufklärung und einer kosmonomen friedfertigen Philosophie übte sich in religiöser Enthaltsamkeit des Staates. Europa und Deutschland besonders sind dazu bisher nicht in der Lage, mehr noch, es gibt pseudomoderne Forderungen nach weiteren staatlichen Feiertagen auf der Basis zugewanderter Religionen.
Nichts Geringeres offenbart sich darin, als die Verkennung von Demokratie, ein Rückschritt in den Anachronismus.
Wachsamkeit ist bitter nötig!

Dienstag, 27. Oktober 2009

"Aschermittwoch"

Jeder Feldherr geht über die Leichen seiner Gegner und der eigenen Gefallenen.
Jedes Einzelschicksal ein Mensch! – Geopfert für Ideen oder Götter.

Schaut man die Befehlshaber genauer an, werden sie augenblicklich zur Witzfigur.
Golfbälle unter den Achseln, Klammern in den Lachmuskeln, Spreizhosen für den Ritt auf Rössern, Kanonenkugeln oder Raketen, neuerdings auch weiblich, Stock im Hintern, Hänfling oder Brahma, vielleicht ein Gewand um den Astralkörper, auch ein zuckender Reflex und rhetorische Neurosen, aber einen weisenden Blick zu Höherem, Edlerem, Besitzergreifendem.

Aus diesem Fasching muss sich das Volk erst verabschieden,
wahrscheinlich an einem ganz bitteren Aschermittwoch - dereinst.

Sonntag, 25. Oktober 2009

Sequenzen von Skepsis (10)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

100
Die Schönheit etwa einer Blüte, eines Kunstwerks möchte Wahrnehmung erlangen. Doch der Mensch durchstreift zumeist achtlos seinen Alltag, stumpf geschliffen durch Sachzwänge, bevormundet, manipuliert, befehligt, gekränkt, der Schönheit entwendet, dem Oberflächlichen, Unverbindlichen, dem Grellen, Lug und Trug ausgeliefert. Viele aber könnten sich erheben. Warum nicht jetzt?

101
Ich höre es so: Wenn ich morgens noch geruhsam schlafen kann, weckt mich unbarmherzig die Angelus-Glocke der katholischen Kirche. Ganz schön dreist, aber bei Weitem harmloser als die ungeistigen Zudröhnungen im Tageslauf.

102
Als Pavarotti verstummte, ging eine begnadete Stimme dahin und ein Mensch wie wir alle mit unseren Allüren.

103
Wäre ich Dalai Lama, glaubte ich auch an mich. – Bei der „Erziehung“!

104
„Wir sind Papst!“ blökten die Herdenschafe.

105
Totalitarismus der Scheindemokratie: Ach ja. – Oh nein! – Und nun?

106
Unsinniges leisten zu müssen, mag sich in stupider Routine beruhigen. Oder die Bürde wird zum Martyrium. Unglück beides.

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Mein Buch „Menschliches Glauben“ (Siehe Monats-Archiv August 2008), erschienen im österreichischen Novumverlag, wird von allen Medien in demokratischer Geschlossenheit totgeschwiegen: Keine Rezensionen, keine Interviews, keine Reaktionen.
Ich hoffe auf Verständnis, wenn ich immer wieder einmal durch diese „Kleinanzeige“ auf die mediale Gepflogenheit hinweise.
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107
Freiheit verlange Reife und die brauche Zeit in gedeihlichem Klima.
Welcher Mensch lebt schon in solchem Elysium?

108
Die Müllsäcke des Kapitalismus sind verwerflich prall gefüllt mit Lebensnotwendigem, das man aus Bequemlichkeit vernichtet, obgleich Millionen davon satt werden könnten. Als Philosophie der Gewinnoptimierung für Wenige verwandelt dieses um sich greifende Verhalten den Lebensraum in eine Müllhalde, wo das Vegetieren das Leben ablöst. Die Wegwerfkultur zermalmt die Zukunft und spricht ehrlicherweise von Wachstum – grotesk: Sie freut sich darüber!

109
Es bleibt dabei: Selbsttötung ist kein Mord.
Ein Mörder vernichtet das Opfer gegen dessen Willen.

110
Ob es sich je ändern wird? Bisher bestimmt die jeweilige traditionelle Kultur, was über Leben und Tod entscheidet.
Werden es vielleicht doch in einer ferneren Zukunft der Verstand und das Mitgefühl?

111
Auf Pessimismus lässt sich kein Leben aufbauen; nur auf Optimismus ebenso wenig.
Balance ist Stimulus.


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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

Freitag, 23. Oktober 2009

Integration auf Kosten der Demokratie?

Integration meint, dass der Neuankömmling sich einfügt in das Bestehende und nicht, dass der Einwanderer das Bestehende nach seinen Vorstellungen umgestaltet. Dies gilt umso mehr, wenn die Kultur des Immigranten eindeutig demokratiefeindliche Überzeugungen aufweist und/oder antiquierte Weltanschauungen fördert.
Und es gilt im Besonderen, wenn Wirtschafts-Asylanten sich Rechte herausnehmen, für die sie sogar ihr „gutmenschliches“ Gastland belächeln. – So viel Deutlichkeit muss erlaubt sein. Mehr noch: Sie muss gemäß einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung gefordert und durchgesetzt werden.
Es wäre ein Aberwitz, Destruktionen der Demokratie zu integrieren, denn alle freiheitlichen Errungenschaften, so bescheiden sie bisher sind, die Toleranz würde durch Intoleranz beseitigt werden. Demokratie schaufelte sich das eigene Grab.
Und ich füge hinzu: Das Christentum ermöglichte durch seine Aufweichung demokratische Werte, der Islam ist noch weit davon entfernt.

Mittwoch, 21. Oktober 2009

Schattengeist

Teufel und Gott sind, wenn man an sie glaubt, eine Wesenseinheit, im Dualismus vereint wie Licht und Schatten.
Doch Licht erzeugt keinen Schatten. Vom Licht getroffene Körper schlagen Schatten! Sollte etwa der Mensch erst den schattigen und halbschattigen Teufel entwerfen?
Dann hätte die gleißende göttliche Lichtgestalt ihren eigenen Widersacher über den Umweg Mensch kreiert. Und das bei ihrer „Allwissenheit“?

Offensichtlich sollte der Fehler zumindest kaschiert werden durch eine angeblich mögliche Erlösung der Menschenkreatur in Form der Geistzeugung eines Halbgott-Halbmenschen als Gottessohn und dessen blutige Opferung an den Schattengeist.

Der Gott fordert also nicht nur Menschenopfer, sondern das Opfer von einem Teil seines Selbst. Und wozu? – Alle Menschen sterben, die meisten unter „himmelschreiendem“ Schmerz und Unrecht, offensichtlich gemäß der Philosophie eines masochistischen und sadistischen Gottesbegriffes, der niemals einem humanistischen, gewaltfreien, menschenwürdigen Weltbild standhalten wird.

Dienstag, 20. Oktober 2009

Zeitloses Glaubensbekenntnis

Credo der Dummheit:
„Tugendsam will ich das Denken verpönen,
mit Esoterik und Göttern mein Ego versöhnen,
Mängel und Not durch Bescheidenheit krönen,
dem Jenseits vertrauend alles Leiden verschönen,
den Unglauben eifernd und fromm verhöhnen,
Aufklärung mit Glocken zudröhnen.

Und sollte der liebste Mensch sich nicht fügen,
bringe ich ihn zu Fall mit dummen Lügen!
Meine wahre Welt sind Karriere, Uniformen, Talare und Hüte,
endlos krumme Räume,
in denen - der Himmel sei Zeuge - ich weiter wüte.“

Aus: Raymond Walden, "Sentenzen von Freiheit" Angelika Lenz Verlag

Montag, 5. Oktober 2009

Nein, Frau Bundeskanzlerin Dr. Merkel!

Ich bin ein deutscher Bürger mit kosmopolitischem, religionsfreiem und pazifistischem Selbstverständnis und teile Ihre politischen Überzeugungen und Vorgehensweisen nicht im Geringsten.

Als besonders schändlich brandmarke ich Ihre Kriegspolitik in Afghanistan, die geschönten Arbeitslosenzahlen in Deutschland, die tatsächliche Bildungsmisere, die Sie schönreden, das Zweiklassen-Gesundheitswesen, das perfide Klima-Szenario und Ihr gestörtes Verhältnis zu Schuldensummen. Offensichtlich handelt es sich um ein Missverhältnis zu mathematischen Zahlen – und das bei Ihrer Ausbildung als promovierte Physikerin.

Eine deutliche Minderheit(!) der Gesamt-Wahlberechtigten hat Sie mit einem neuen Koalitionspartner wieder ins Amt gewählt, die große Mehrheit(!), einschließlich der Wahlverweigerer und Ungültig-Wähler stimmte gegen Sie!

Und da treten Sie vor die Kameras und wollen die Kanzlerin aller Deutschen sein!

Eine Anmaßung, die mich sehr nachdenklich stimmt.
Sie sind nicht meine Kanzlerin. – Es wird Sie wenig kümmern.

Ich frage einmal die Öffentlichkeit

Etwas später erst, vielleicht im November möchte ich erklären, warum ich die Öffentlichkeit jetzt frage:

„Gibt es zuverlässige Quellen dafür, dass bis auf Weiteres Kriegsakten des Zweiten Weltkriegs in London (oder anderswo) unter Verschluss gehalten werden?“


Mein Blog ist kein Diskussionsforum im herkömmlichen Sinne, das liegt in der philosophischen Gesamt-Thematik; seriöse Kommentare sind durchaus erwünscht, anonyme eher weniger, aber es gehört ja Mut dazu, den verständlicherweise nicht jeder aufbringen kann, klar Stellung gegen eine zunehmend verkommende Demokratie und eine irregeleitete Globalisierung zu beziehen.

Wer eine sachkundige Antwort (keine Meinungen oder Ansichtssachen) zu meiner Frage beisteuern möchte, möge dies bitte als Kommentar formulieren (wird erst nach redaktioneller Überprüfung freigeschaltet) oder aber auch als vertrauliche E-Mail, die nicht in dem Blog erscheinen wird.

Zynische Hoffnung: Objektivität statt Subjektivität

Ein und derselbe Ort mag Menschen verzücken, friedlich stimmen, um andere anzuwidern und streitsüchtig zu animieren, denn das jeweilige Empfinden ist bedeutsamer als die tatsächlichen, die objektivierbaren Qualitäten des Platzes. Welche aber ist die eigentliche Realität, die objektive oder die subjektive?

Für das individuelle Selbstverständlich hat zunächst die Subjektivität die Priorität, die Gesellschaft allerdings dürfte diese Sicht schon etwas einschränken wollen, die Völkergemeinschaft, so es sie denn gäbe, könnte sich vorteilhaft nur an der Objektivität von Fakten orientieren.

Nun ist längst geklärt, dass auch die Objektivität nichts Absolutes ausweist, Wissenschaft als Menschenwerk ebenso Irrungen kennt, jedoch mit dem unüberbietbaren Vorzug der gegebenenfalls notwendigen Korrekturbereitschaft und der weitaus zuverlässigeren kausalen Methoden gegenüber glaubensintensiver Dogmen oder esoterischer Schrullen.

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Noch stellen die Völker der Erde nichts anderes vor als konkurrierende „Großmächte“, Staatenblöcke, Nationalstaaten, und hoffnungslos zersplitterte, leicht unterdrückbare Volksgruppen, alle mit ihren subjektiven Werten, die sie seit Aber-Generationen ihren Menschen indoktrinieren – auf einem objektiv begrenzten Globus. Das heißt nichts Geringeres, als dass die jeweiligen subjektiven Werte nur kleinkarierte Ausschnitte des gesamten Erdballs verkörpern und dass, indem sich die Wertevorstellungen unter Berufung auf ausgedachte Götter gegenseitig erbittert bekämpfen und die subjektiven Mitglieder der Glaubensgemeinschaften bedenkenlos opfern, eine Friedensunfähigkeit geradezu stabilisiert wird: Götter sind der erste und dümmlichste Kriegsgrund, der eigentliche Kurzschluss im Denken bei der Suche nach Menschlichkeit.

Die subjektive Einfalt wird sich der Objektivität öffnen müssen. Oder es gibt bald weder noch, ein allerdings definitiv christlich-religiös angepeiltes Ziel des „letzten Tages“, des „jüngsten Gerichts“.
Zynische Hoffnung: Lasset uns lächeln.

Freitag, 2. Oktober 2009

Sequenzen von Skepsis (8)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

78
Natur sei der Mensch ...., was ihn keineswegs hindert, den Bezug zur Natur, zu sich selbst zu verlieren. Sei es auf dem Lande die Überlastung im alltäglichen Lebenskampf oder im Urbanen die Abschottung in künstliche Welten, die den Menschen zur geistlosen Funktionalität zwingen. Wenige nur entkommen der Zentrifuge des Materialismus und noch Wenigere davon sind Hoffnungsträger für eine menschliche Natürlichkeit, für eine natürliche Menschlichkeit.

79
Sport nannten frühere Bürokraten Körperertüchtigung. Heute meint Sport in erster Linie Kommerz auf der Basis mentalen Handicaps. Der olympische Geist ist dement, politisch korrumpierter denn je. Olympia in Peking! Auf dass sich jedes Rückgrat verbiege!

80
In einer dualen Welt scheint das Pech die zähere Konsistenz gegenüber dem flüchtigen Glück zu verkörpern. Wo bleiben Gleichberechtigung, Chancengleichheit, wenn wir uns nicht darum bemühen? Denn Glück ist vor allem eine menschliche Leistung des Bewusstseins.

81
Melancholisch bemitleiden wir uns in einer Welt, die uns ertragen muss.

82
Könnte mein Wille geschehen, was wäre dann wirklich?

83
Sich selbst aufhängende Systeme verlangen Geduld, die ich aber individuell reserviert habe. Also bin ich nicht konform, weil Menschlichkeit, weil Menschen systematisch wie Programme abgebrochen werden.

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84
Ambivalent kommen Gedanken, verleihen Flügel und martern. Gedankenfreiheit?


85
Verdächtiger agieren weitaus aktiver, krimineller als die meisten Verdächtigten, die zu Unrecht in die ideologischen Räderwerke von Staaten geraten, die sich als Garanten der Freiheit an Menschen vergreifen.

86
Je mehr Waffen im Umlauf, desto höher der Umsatz, häufiger ihr Einsatz: Maxime des Kapitals, an dem sich Unternehmer wie Arbeitnehmer skrupellos, gedankenlos bereichern. So war es doch immer schon? – Immer weiter so?

87
Welcher Schnüffler empfindet sich schon als anrüchig?

88
Leise verstummt die Totenglocke der Privatsphäre am Beginn des 21. Jahrhunderts. Das grelle Licht der Transparenz degradiert jeden Menschen zum Pantoffeltier unter dem Mikroskop.

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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

Montag, 28. September 2009

Kritische Distanz zum Zeitgeist

Obschon jedes Menschenleben unweigerlich in seine jeweilige Epoche eingebunden ist, enthält es Optionen der kritischen Distanz zum Zeitgeist.
Ob solche Möglichkeiten genutzt werden, ob sie überhaupt wahrgenommen werden können, hängt von äußeren Umständen ab und ebenso von der individuellen inneren Verfassung.

Die äußeren Bedingungen beinhalten die kompletten physischen Voraussetzungen wie Gesundheit, Ernährung, Umwelt, Klima, Hygiene, Wohnung, Arbeit, Einkommen etc, Komponenten, die sich zunächst, vor allem am Lebensbeginn der eigenen Einflussnahme entziehen und sich oft lebenslang nicht verändern lassen. Das Wort vom „Los des Lebens“ besitzt seine Berechtigung besonders auch im Hinblick auf den jeweiligen Kulturkreis mit der gesellschaftlichen Werteordnung und der Art und Weise ihrer Umsetzung.
Individuelle innere Befindlichkeiten hängen naturgemäß stark von den äußeren Bedingungen ab, können aber darüber hinaus eigene Kräfte generieren, die zum einen versuchen, Selbstbewusstsein zu erzeugen und zu sichern und zum anderen, Einfluss auf das Außen zu nehmen. Der eigene Charakter- und Mentalitätstyp gibt einen Ausschlag bei der individuellen Positionierung innerhalb der Gemeinschaft mit ihrem jeweiligen Selbstverständnis, das man häufig als Zeitgeist definiert.

Oberflächlich ließe sich der Zeitgeist sogar als Mode bezeichnen, denn in der Regel folgen die Massenmenschen eher gedankenlos unbeschwert den Vorgaben irgendwelcher Designer und Vordenker.
Diese durch Trends bewegte Masse stellt zumindest saisonal einen massiven Machtfaktor dar, gegen den man nur schwerlich etwas bewegen kann. Handelt es sich um belanglose Modeerscheinungen, bedarf es kaum einer Gegensteuerung. Anders jedoch bei in die Irre führenden weltanschaulichen und politischen Entscheidungen gemäß eines „Mainstreams“, der abweichende Meinungen unterdrückt und auch in den gängigen Demokratien zu verhindern sucht.

Der Mainstream gebärdet sich diktatorisch, indem er beispielsweise zwar keine Bücher verbrennt, sie aber totschweigt.

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Dahinter verbergen sich einflussreiche Lobbyisten, die im Verbund mit zahlreichen Geld- und Politgrößen den Globus ausschließlich nach ihren Interessen beherrschen wollen, vor keinem Umweltdesaster und schon gar nicht vor Krieg zurückscheuen.

Zu solchem Zeitgeist kritisch auf Distanz zu gehen, ist der überwiegenden Mehrheit der Menschen nicht möglich, denn sie wird über ihre wahre Situation als kalkulierbare Masse im Kräftespiel nichts erfahren. Die Wissenden aber stehen vor einer ideologischen Mauer, vor Tabus.

Die Römer werden gemeinhin als Träger hoher Kultur verehrt, obwohl sie in meinen Augen in erster Linie barbarische Krieger waren, die in ihrem Hochmut die umliegenden Völker – sie bezeichneten sie als Barbaren – unterjochten.
„Krieg ist der Beruf des Menschen“, so ein römisches Sprichwort, das die geistige, menschliche Unreife dokumentiert, die sich offenbar in vielen heutigen Köpfen ebenso unter Berufung auf angebliche Kultur fortsetzt.

Entrechtete Menschen, Sklaven in des Wortes Bedeutung, gibt es millionenfach, die Kriegsmaschinerie ist unter Ausnutzung sämtlicher Kulturtechniken auf das Feinste und Hinterlistigste ausgeklügelt, Waffenhandel ein blühender Geschäftszweig und Raubbau an der Natur ist Gang und Gäbe. In den modernen Wettkampf-Arenen und Rennbahnen pflegt man den Nervenkitzel als Freizeitvergnügen mit all den körperlichen und mentalen Folgeschäden, Verkrüppelungen, Geldgier und Doping, um die sensationslüsternen Massen abzulenken.

Und unverändert in diesem antiken Zirkus: die Rolle der Religionen!

Der Zeitgeist, so wird deutlich, ist immer noch der alte, lediglich mit moderner Technik ausgeschmückt: Ein Spartakus provoziert heute unverändert seine eigene Auslöschung, einem aufrechten Galilei stopfen die „Starwars“-Krieger ganz nach Bedarf den Mund, eine „Gottesleugnung“ beendet man so oder so steinhart.

Und dennoch ist der Zeitgeist brüchiger geworden, denn auch die humane Aufklärung verfügt, etwa in den Industriestaaten, über immer bessere Technologie.
Der Aufbruch in eine human orientierte Zukunft beginnt mit einer zaghaften Breitenwirkung erst jetzt, kann aber jederzeit durch die Berufskrieger erneut auf spätere Generationen vertagt werden.

Kosmonome Philosophie favorisiert in jedem Fall eine evolutionäre Aufklärung unter Ablehnung „revolutionärer“ Gewalt. Das bedeutet unmissverständlich, dass sich im etwaig zur Gewalt eskalierenden Konflikt der Kosmonom zurücknimmt, und zwar aus seinem Selbstverständnis heraus, ein friedfertiges, humanes Weltbild zu vertreten, das kein einziges Opfer an Menschenleben, für welche Ideologie auch immer, gutheißen kann.

Die „Mauer der Tabus“ erscheint wie ein Gebirge, das man als Wanderer bezwingen soll, hoffnungslos überfordert. Nimmt man die Herausforderung an und macht sich auf den Weg, beginnt Hoffnung, denn man erfährt die eine oder andere Ermutigung, Selbstbestätigung.

Verlassen wir aber die Analogie mit einem konkreten aktuellen Blick auf Deutschland, stellvertretend für jedes beliebige andere Land, denn Kosmonomie ist keine deutsche Philosophie. (Ich weigere mich, überhaupt von nationalen Philosophien zu reden. Sie wären letztlich eingegrenzte Ideologien.)

Da jubeln im September 2009 die Anhänger der wieder gewählten Bundeskanzlerin zu, einer Regierungschefin, die Krieg führt, Tote auf beiden Seiten zu beklagen sind, Hinterbliebene im sinnlosen Leid die Welt nicht mehr verstehen.
Das Groteske: Hätte der Herausforderer gewonnen, wäre er – als ebenso Kriegführender – gefeiert worden. Freilich denkt in solchen Augenblicken das Parteienvolk weniger an den Krieg – falls überhaupt.
Und weiter im Grotesken: Der neue FDP-Partner der Regierung stimmt dem Krieg genauso zu wie die oppositionellen Grünen.
Alle zusammen tun dies im Aberglauben an einen irrwitzigen Terrorismus, für dessen Aufkeimen die besten Freunde, die USA, alles getan haben.

Und als wäre die irrationale Verblendung nicht schon grausam genug, frönen die Neugewählten alle der Pseudoreligion „Klimawahn“, Kohlendioxid sei giftig und Vieles andere mehr.

Das alles, auch bisher nie erlebte Geldschacherei, geschieht ganz selbstverständlich, von der Masse so als „normal“ hingenommen, geduldet; Kritik geht völlig unter, denn sie ist ungehörig, der Kritiker ist suspekt!

Zeitgeist, ich behaupte es, verschwendet, verdirbt die Zeit und hat mit Geist überhaupt nichts zu tun.

Freitag, 25. September 2009

Sequenzen von Skepsis (7)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:


67
Die junge Generation sollte ungeniert den Alten von Liebe vorschwärmen, denn sie erinnern sich gern und wissen wirklich, was Liebe ist, so oder so.

68
„Ich höre deinen Blick und sehe deine Worte.“ So ist Verliebtsein.

69
Eigenes Denken ist die Welt – nichts sonst.

70
Toleranz bittet die Intoleranz um den Todesstoß.
Es reift die Konsequenz des Theater-Stücks „Demokratie ad absurdum“.

71
Alpha-Tiere rekrutieren sich aus archaischen Machtkämpfen blökender Herden.
Und das unter der Aufsicht eines „guten Hirten“!

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72
Die Sichtweite geschlossener Augen ist grenzenlos.

73
So mancher einsame Nihilist bemüht die geschliffene Sprache, um nichts anderes zu beschreiben als die bekannte Apokalypse. Wozu also der Aufwand?

74
Oder regieren uns lediglich Stimmungen, gar Launen?

75
Unhandliche Bücher sind nicht selten auch unhaltbar.

76
Die Möglichkeit der Selbsttötung gewährt Freiheit, vorausgesetzt, man lebt einsam, wirklich einsam und unheilbar erkrankt.

77
Der Dämmerzustand der Menschheit entspricht ihren immer wieder zwielichtigen Führungsgestalten, die keineswegs vom Himmel fallen, sondern Ausgeburten der jeweiligen Gesellschaften personifizieren. In solchem Entwicklungsstadium der Menschen bedeutete „Globalisierung“ nichts Geringeres als „Einheitsgesellschaft“ – das Ende aller Freiheitsträume.

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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

Mittwoch, 23. September 2009

Da, wo ich wohne

Da, wo ich wohne, mag mich so niemand hören, denn ich sage Ungewöhnliches, Unverständliches, Ungehöriges, Beängstigendes zum Lobe der Freiheit.

Da, wo ich wohne, ist die Landschaft vielfältig schön: Sanfte Hügel, flache Weiten, steiniger Boden, Heidesand, Quellen, stille Wälder, bestellte Felder. Unendlich weiter Blick nach Westen, der zumeist gemäßigtes Klima schickt.

Da, wo ich wohne, ist altes Kulturland, heute mit angenehmer Infrastruktur. Man wohnt hier gut, so mancher Zugereiste blieb.
Hier verbrachte ich die längste Zeit meines Lebens, etablierte familiäres Glück, Freundschaften, auch das Leid klopfte an.

Da, wo ich wohne, färbt das Konservative die Provinz und regiert mit gediegener Spießigkeit, allenfalls mit christlicher Heiterkeit.

Da, wo ich wohne, bleibe ich immer ein Zugereister, denn mein Heimatbegriff ist kosmopolitisch und von keiner Gottheit beweihräuchert. – Ein Weltbild, das in keinen Dom und keine Schützenuniform passt.

Da, wo ich wohne, dröhnen die Glocken täglich, auch aus der Zeitung, auf einer der letzten Seiten klingeln die Nummern von „Kontakten“.

Da, wo ich wohne, feiert die Scheinheiligkeit Heiligen-Kirmes in verfilzten Joppen und geflochtenen Seilschaften.
Angezapft ist – der Verstand!

Da, wo ich wohne, werde ich bleiben, um weiter in vieler Hinsicht zu reisen, zu lernen und davon zu berichten.

Wo ich denn nun wohne? – Vielleicht in Ihrer Nachbarschaft?!

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Dienstag, 22. September 2009

Herbstanfang, kosmonomisch

Die Sonne am Äquator

Wer seine Sinne noch offen hält für die natürlichen und eigentlichen Lebensumstände, hat bemerkt, wie die Sonne beim täglichen Auf- und Untergang während der letzten Wochen zügig ihre Positionen veränderte, für den Bewohner der geografischen Nordhalbkugel den Tagbogen zusehends verkürzte, sich dem Äquator näherte.

Heute, am 22.09.2009 überquert die Sonne um 23.19 Uhr den Äquator in südlicher Richtung, das heißt: Herbstanfang und gleichzeitig Tagundnachtgleiche, wie sie sonst nur noch zum Frühlingsbeginn erscheint.
Die Bahn des Tagesgestirns ist die projizierte Linie einer Ellipse, denn bekanntermaßen bewegt sich die Erde um die Sonne – nicht umgekehrt.
Dabei wandert die Sonne vor dem durch die Sterne geprägten Hintergrund entlang und hält sich unterschiedliche Zeiten in den jeweils verschieden ausgedehnten 13 Sternbildern der sogenannten Ekliptik auf.

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Seit dem 16.09.2009 streift die Sonne noch bis zum 30.10.2009 durch das Areal der Jungfrau, um sodann in die Waage zu wechseln.
Den indirekten Beweis erhält man bei der nächtlichen Himmelsbeobachtung, wenn die auf der Ekliptik gegenüber stehenden Sternbilder, also zur Zeit Wassermann und Fische sichtbar werden.

Ein faszinierendes Szenario aus zweierlei Gründen:
1. so eindrucksvoll zu verfolgen, wahrzunehmen und
2. so einfach zu durchschauen, zu verstehen.

Und weil sich die Natur derartig dem wachen Menschen offenbart, eröffnet sie gleichzeitig Sicherheit, Vertrautheit, Erbauung und Ausgeglichenheit:
Kosmonomes Bewusstsein, kosmonomische Freiheit.

Sonntag, 20. September 2009

Sünder, du!

Als Mensch wirst du geboren, kommst ins Leben, kannst dir weder Eltern, noch Land, Religion, gar Zeit aussuchen.
Und weil du als Mensch – ganz und gar lebensuntüchtig auf liebende Eltern angewiesen – zu noch kaum etwas fähig bist, hast du bereits Schuld auf dich geladen. Und du wirst die gerechte Strafe erhalten, denn diejenigen, die an die Absonderlichkeit einer Erbsünde glauben, werden dich ihrem irrwitzigen Gott als „sein Kind“ zuführen und dich taufen, auf dass du ewiges Heil – oder Verdammnis als Sünder erfahren wirst.

Die Taufe raubt deine Menschlichkeit, du wirst zum Underdog feierlich gedemütigt, lebenslang ein Sünder, der die Strafe Gottes fürchtet und um seine Gnade fleht.
Es sei denn, ein Zufall befreit dich eines Tages aus den religiösen Seilschaften und du findest deine Menschlichkeit – dann als wahre Entdeckung!

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Du wirst nicht gefragt, – weil du noch nicht antworten kannst – ob du mit der Taufe einverstanden bist. Solltest du gesundheitlich schwächelnd die Welt betreten haben, wirst du sogar notgetauft, weil dich sonst der „Gott“ im Jenseits verstoßen würde. So groß ist deine Schuld, von der Schuld deiner dich zeugenden Eltern gar nicht zu sprechen. Mütter werden heute noch von der Schweinerei – sie sprechen von Unreinheit – „ausgesegnet“.

Im zunehmenden Alter werden sie dich aufwendig erstkommunizieren, symbolisch wirst du tatsächlich Fleisch und Blut eines Gottessohnes verzehren, also ein Menschen-Gott-Fresser, und so verblendet, wird man dich „firmen“, die Ketten deiner Unterwerfung straffen, wenn du wie die Gemeinde singst:
„Fest soll mein Taufbund immer stehen, ich will die Kirche hören.
Sie soll mich allzeit gläubig sehen und folgsam ihren Lehren.“

Die rigorose Entmündigung, genauso verheerend und geistlos wie das abgedroschene, aber fatale „Führer, befiehl, wir folgen dir.“

Die Taufe garantiert die gewaltige Entmenschlichung:
So blockiert Religion, hier katholisch exemplarisch, die Menschwerdung des Menschen.