Posts mit dem Label Persönliches werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Persönliches werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Sonntag, 22. Dezember 2024

Vielsagend nichts zu sagen

 



Es schmerzt, ein Mensch zu sei.


Wem sage ich das !?

Ich bin einigermaßen außer mir,

und ich möchte in mich gehen,

um hier vielsagend

für die unmittelbar folgenden Tage nichts zu sagen;

wirklich nichts.

Dann aber neu

mir treu.

 

 

 

Montag, 16. Dezember 2024

Kriegsertüchtigung – Skrupelverflüchtigung, Kriegsmentalität – Auslöschung von Sensibilität

 


Erst nach dem Krieg 1945 trat ich ins Leben,

den nächsten Krieg aber, möcht' ich, inzwischen alt, auch nicht erleben.

Ich sah die Verkommenheit der Nachkriegszeit

und erfahre nun Benommenheit, Beklommenheit

und, ja, bereits Verkommenheit einer Vorkriegszeit.


Kriegsertüchtigung“ meint Skrupelverflüchtigung,

Kriegsmentalität“, das ist Auslöschung von Sensibilität.


Wehrpflicht wieder in Sicht,

Pflicht zum Morden und zum Sterben.

Stadt und Land in Scherben.

Ganze Generationen, ganze Nationen

verteufelt geweiht dem Verderben!


Ich verbeuge mich in hoher Achtung

vor all den Menschen der Oppositionen

gegen die ungeistige Umnachtung,

vor Menschen, die sich dem Lügen und Hetzen

mit Anstand und Nachdruck klar widersetzen,

mit Würde und Klugheit als friedfertige Personen.


Es geht um Frieden und Leben,

um Leben im Frieden eben,

es so zu beginnen und natürlich so wieder abzugeben,

das Leben!

Verstehst Du? – Das Leben!

 

 

 

Sonntag, 26. März 2023

Sequenzen von Skepsis (541)

 


Aphorismen zum Nachdenken und Zitieren:


6579

Freidenker“ als Parteigänger der üblichen Seilschaften? – Ein Antagonismus!


6580

Tatort“ Deutschland. Das tägliche Schrott- und Verbrechermilieu auf den Bildschirmen macht Schule mit „nachhaltigen“ Auswirkungen auf gesellschaftliche Verrohung und Entgleisung.


6581

Ideologisch geimpfte Wissenschaft hängt an der Nadel und ruiniert sich selbst.


6582

Wissenschaft ist letztendlich frei – oder gar nicht.


6583

Wer es glaubt, wird selig.“ Die Seligsprechung erfolgt aber erst im Totenkult. Vivat!


6584

Wir schaffen das!“ – In der Tat, das schafft uns. Und ihr Tagträumer seid ja so geschafft, dass euch das nicht einmal mehr aufgeht.


6585

Fachkräftemangel in Deutschland, daher Weltuntergangsexperten en masse, sehr erfolgreich führend bei der Weltrettung durch deutsche Dummheit.


6586

Nato-Olive heißt eine militärische Tarnfarbe, Deutsch-Grün-Braun ist dynamisch deckungsgleich.


6587

O Frankreich, wie erstickst du im Jahre 2023 meine Hoffnungen als freiheitliches Vorbild!


6588

Great Britain – offiziell eben „reif für die Insel“, individuell und intellektuell durch Politik schamlos betrogen.


6589

Die kosmonomische Bandbreite des Lebens erfasst weit mehr als religiöse Beschränkungen und politische Parteiprogramme.


6590

Es verlangt Mut, offen zu sich zu stehen, gibt Genugtuung und festigt Integrität.


6591

Kleinkariert ist nicht meine Masche.


6592

Erwachend fühlt meine Hand hinüber ins Bett neben mir; es ist warm, du bist da. Der Tag kann beginnen.



© Raymond Walden




Sonntag, 15. Januar 2023

Eine Frage mit fünf singulären Fragezeichen


Wem (?) ich (?) was (?) sagen (?) will (?) ?


Wem?

Gewidmet ist mein Schreiben den aufgeklärt lebenszugewandten Denkfähigen, den Respektvollen, Gewaltfreien, den aufrecht Mitmenschlichen mit eigener mutiger und empathischer Besinnung auf logische Kausalität.


Ich?

Als Suchender, Fragender, Zweifelnder, als Wissenwollender und Nichtglaubender, aber besonders auch als Fündiger, Wertschätzender, als Mitfühlender und Vorausdenkender erhebe ich meine Stimme angesichts einer Menschheit in fortdauernder Friedensunfähigkeit und fatalistischer Resignation bei gleichzeitiger Aggressionsbereitschaft.


Was?

Es ist das kosmonomische Denken und Fühlen in einem Weltbild, das bisher mit seiner Freiheitlichkeit in noch keinem einzigen Staat verwirklicht wurde. Es handelt sich also eingestandenerweise um ein futuristisches Ideal, das aber schon bei bescheidener realer Annäherung manches Leid und manche Missstände, vor allem Kriegsgefahren reduzieren und abbauen kann.


Sagen?

Natürlich kann eine kosmonomische Lebenssicht nur über gepflegte deutliche Sprache kommunizieren, die sich verbindlich an reale objektive Fakten hält und sich keine ideologischen und religiösen Bedeutungsverdrehungen gestattet. Das klare Wort wird gesagt und geschrieben, wie es sich aus unzensiertem freien Denken und aus humaner Bildung heraus manifestiert – gegen entfesselten Unsinn, der sich immer wieder regional wie global etabliert.


Will?

Es ist mein freier Wille im Bewusstsein der eigenen relativ freiheitlichen Position, auch in Dankbarkeit gegenüber meinem vergleichsweise glücklichen Schicksal und gegenüber unmittelbaren und beteiligten Mitmenschen.

 

 

 

Dienstag, 13. Dezember 2022

Denn wir sind Individuen, nicht Knetmasse

 


(Langsam und entspannt zu lesen.)


O späte Tage,

kürzer dauert ihr

und weniger werdet ihr,

heller jedoch erscheint ihr mir,

da ich die weißen Haare trage,

gebleicht und gelichtet in prägenden Erfahrungen.

Vieles, das mich nicht mehr schreckt,

vieles aber, das mir unverhohlen schmeckt,

das mein kritisches Interesse weckt, mich auch neckt,

das mich ebenso aufbringt zu Verwahrungen

gegen Leichtsinn, Doppelmoral und Unverstand.

Opportunismus ist nicht mein Ding,

lange her, dass ich an Religiösem hing.

Seit kein Tag ohne den „Weltuntergang“ verging,

spähe ich vergeblich oft nach Intelligenz in diesem Land.


Nicht Fortschritt, wohl Rückschritt befremdet mich,

ich gestehe, ich war schon immer etwas reservierter,

je unsinniger Lehrmeinungen und Moden umso pervertierter,

Aufklärung, Kausalität und Individualität trafen mich inspirierter,

einen entschiedenen Freigeist, ein „Anderer“ eben – bin ich.


Hohe Freiheit 24“ ist mein Standort, mein Standpunkt, meine Haltung Tag und Nacht, sei es in dichten Menschenmassen oder in lichter Weite. Zivilisierte, menschenwürdige Einsamkeit wird mir immer wieder ein erbauender Umstand, mich abzuwenden von (v)erdichteten Ideologien und Religionen samt ihren Doktrinen und Kriegen, mich hinzuwenden umfassender humaner Freiheitlichkeit und aufgeklärter Lebensbewältigung. Mir ist bewusst, welches Glück mein Bestreben bisher begleitet. Vielleicht bringe ich Sie/Euch auf individuell mögliche Ideen?

Denn wir sind Individuen, nicht Knetmasse!




Samstag, 3. August 2019

Sequenzen von Skepsis (347)


Aphorismen zum Nachdenken und Zitieren:

4470
Warum ich schreibe? Es bleibt mir ein Rätsel.
Es mag Freiheitssehnsucht sein und Abscheu vor Gewalt.

4471
Ich unterscheide zwischen Menschen und Gläubigen; die Menschenwürde steht beiden zu, Sympathie ist teilbar, reduzierbar.

4472
Kriegt belebt wie Religion die Menschheit mit der Verklärung des Opferns und Leidens in grotesker „Pflichterfüllung“.

4473
Eines der missverständlichsten Wörter und zugleich absichtlich zum Betrügen in universalem Ausmaß verwendet: Demokratie.

4474
Für militärische Aufrüstung stimmen Nationalisten, Kommunisten, Kapitalisten und Christen, Faschisten, Hinduisten, Islamisten, Kolonisten, Terroristen aller Extremisten und Fundamentalisten, Militaristen und Narzissten.
Frieden benötigt ganz andere, ganz anders denkende, weniger „glaubende“ Menschen.

4475
Wie immer und überall auf dem Erdball
so auch im Weltall:
Waffen, Waffen, Waffen,
von Menschen geschaffen,
programmiert und gelenkt
vom Planeten der Affen.

4476
Auf jedem Feld beim Ernteschnitt
fällt auch ein Lebensabschnitt mit.
Ein Jahr ist um seit letzter Mahd,
ein neues kommt mit neuer Saat.
Irgendwann erfolgt kein weiterer Schnitt,
ein anderer Schnitter nimmt die Ernte mit.

4477
So mancher Idiot wurde in einer Elite-Schule modelliert und erfuhr die letzte Stilisierung zur salonfähigen geistigen Widerwärtigkeit an einer ebensolchen Universität oder Spezialakademie.

4478
Ein wesentlicher Preis für persönliche Freiheit wird mit Einsamkeit beglichen.

4479
Liebe zwischen Frau und Mann gibt alles, nimmt alles, entspricht der runden Quadratur des Egoismus, bis die weniger geschätzten Eckpunkte die Wirklichkeit markieren.

4480
Schönheit spielt mit subjektiven Blickwinkeln.


© Raymond Walden



Sonntag, 21. Oktober 2018

Ich schreibe …

Für die Masse schreibe ich nicht, ich könnte es gar nicht, weil ich sie nicht verstehe.
Mein Schreiben widme ich weltweit außerordentlichen, unabhängig und friedfertig denkenden Mitmenschen, die vielleicht zufällig auf meine Texte stoßen und daran Interesse finden.

Ich schreibe, was, wann, wie ich will, denn ich lebe in Deutschland, einem der noch freiheitlichsten Staaten überhaupt.
Mich gängelt kein Vertrag, ich unterliege weder Termin- noch Erfolgszwängen, sogar die Rechtschreibung gestalte ich mitunter freiheitlich.
Andererseits ist es gerade die Sprache in ihrer verbindlichen Struktur und Feinsinnigkeit, die mich animiert, mir Klarheit über die Existenz zu schaffen und meine Leser daran teilhaben zu lassen – ein Vermächtnis meiner Dankbarkeit für ein Leben in weltweit ungewöhnlich freiheitlicher Sicherheit, die für mich den Aufforderungscharakter trägt, mich eben für diese humane Freiheit einzusetzen, zivilisiert argumentativ, in wahrer Sorge, mit engagierter Lebenslust und individueller Menschenachtung.




Mittwoch, 28. März 2018

Stöbern und Nachdenken

Für wen ich schreibe? Sollte ich das wissen? Jedenfalls für mich. Kann ich ahnen, wer lesen kann und vor allem will?“
So formulierte ich 2009 in Sequenzen von Skepsis, Nr. 4, Aphorismus 43, und an der Aussage hat sich grundsätzlich nichts geändert.
Nach wie vor betrachte ich es als logische Konsequenz, dass mich die nationalen und internationalen „Mainstream“-Medien nicht beachten, sind auch sie ja häufig Gegenstand meiner kosmonomischen Gesellschaftskritik.
Die Zahlen meiner „Klicks“ im Internet scheinen eine andere Sprache zu sprechen, aber welche?
Wer ruft warum meine Seite auf? Wo werde ich zu welchem Zweck zitiert oder sogar in kompletten Abhandlungen übernommen?
Ich werde es – in dieser zuvor nicht erahnten Fülle – kaum je erfahren.

Jedoch erfasst mich natürliche Neugier bezüglich der Lesergewohnheiten: Ist es nur das kurzweilige Aufrufen der jeweils neuen, aktuellen Inhalte oder besteht der Blog auch den Zugriffstest, wenn über einige Wochen nichts Neues erscheint?
Denn für mich persönlich erhebe ich den Anspruch, nicht nur ein unterhaltsames Feuilleton zu veröffentlichen, sondern eine tiefer greifende, eben eine kosmonomische Sicht der Welt anzuregen, besonders auch mit langfristiger und grundlegender Gültigkeit.

Für einige Wochen werden hier also keine Beiträge erfolgen.
Ich bin gespannt auf das Leserverhalten, schließlich umfasst der Blog jetzt 900 „Posts“, eine gehörige Möglichkeit zum Stöbern und Nachdenken!

Unabhängig vom Ergebnis des Tests geht es anschließend wie gewohnt weiter, dem 10. Jahrestag der Erstveröffentlichung dieses kosmonomischen Blogs entgegen.

Herzlichen Dank an alle Besucher, besonders an diejenigen, die sich mit der kosmonomischen Philosophie sogar anfreunden.

Ihr/Euer
Raymond Walden




Dienstag, 8. September 2015

Angereist


Am tiefsten Punkt des Stadtzentrums ragt der Dom empor und prägt den Geist der gesamten Region.
Ich aber blieb aus ganz weltlichen Gründen.
Fairerweise kann ich sagen, dass mich niemand dieser „Gott-Zugewandten“ je daran hinderte, innerlich zu emigrieren. Sie verstanden mich gar nicht, redeten aus solcher Unmöglichkeit auch einfach ihrer Denkrichtschnur folgend an mir vorbei und schwiegen im Übrigen.
Öffentlich senkte sich das unauffällige, aber stringente Verschweigen über mich.
Was ich sagen wollte, strebte dann über das Internet ins Weite, glaubte ich zunächst, es verlor sich wohl. Denn in anderen Weltgegenden weisen andere Türme in den Himmel, andere Nebelgeister wabern über den Massen.
Man sollte sie tolerieren, in Ruhe lassen, wenn sie doch nicht so verlogen, aggressiv und mörderisch gegen alles wären, das nicht ihrem Glauben entspricht!

Angereist war ich schon in jungen Jahren, hatte mich gefälligst anzupassen, um nicht immer und überall durchzufallen. Konformität heißt die dogmatische Forderung eines jeden Systems der regional-patriotischen Überhöhung.
Wahrheit? Wer kennt sie schon und hält sich daran?
Litaneien von Glaubenssätzen leiten das Dasein der erdigen Menschen und ihrer abgehobenen Sonderlinge im Höhenflug, von dem aus sie ihre Gegner, die Zivilisation und Humanität, bombardieren.

Bis an mein Ende werde ich ein Angereister bleiben, keiner der Ihren.

Und siehe da, inzwischen begegnen mir zunehmend Aphorismen, Gedichte, Textstellen bei unterschiedlichsten Gelegenheiten!
Meine Gedanken, die ich im Internet diffundiert glaubte, sauber zitiert und mit klarer Absicht wiedergegeben.
Von Menschen und nicht etwa Außerirdischen;
von vielleicht Mitreisenden und erfahrenen Weltenbummlern.



Dienstag, 21. Juli 2015

Französische Essenzen


Nein, Frankreich,
es war keine Liebe auf den ersten Blick.
Wir begegneten uns damals 1959,
deine Trikolore wehte über der Kaserne im süddeutschen Donaueschingen
und ich lebte gegenüber in einem Flüchtlingsheim.
Bisher waren mir nur Russen als Besatzungsmacht vertraut gewesen.

Zehn Jahre später, Frankreich,
führte mich eine Studienfahrt zu dir,
zu deinen Reichtümern an Kultur und Natur.
In Paris fiel ein Wort deutscher Verachtung;
es war das einzige Mal, danach nie wieder.
Und, Frankreich,
es dauerte zwar etliche Jahre,
dann aber sah ich dich immer wieder,
freundlich, liebenswürdig, aufgeschlossen,
vielleicht etwas nachlässig, doch voller Zivilisation,
so gekonnt lebend, obschon voller Streikbereitschaft
und sozialer Bürden.

Ich schäme mich, Frankreich,
deine Sprache nicht gelernt zu haben.
Du machtest es mir etwas einfach,
überall mit Englisch, neuerdings auch auf Deutsch durchzukommen.
Und wenn es wirklich einmal hakte,
beim Arzt beispielsweise oder bei der Polizei
nach erlittenen Gaunereien,
waren hilfreiche Menschen zugegen.
Es ist mir aber leichter, Frankreich,
die endlosen Werbeschaltungen in den Medien und
manchen Schnulzengesang nicht zu verstehen.
Übrigens geht es mir ähnlich in Deutschland,
wenn die vorwiegend englischen Popsongs
nicht so ins Gehirn drängen wie die neu zunehmend
deutschen „Pseudophilosophien“.

Deine Pariser Politiker, Frankreich,
entziehen sich meinem detaillierten Interesse so
wie auch die deutschen in Berlin.
Die deutsch-französische Freundschaftsbesiegelung aber
schätze ich als das Größte,
das Politik je leistete.
Lass’ uns, Frankreich, nie daran zweifeln.

Dein historisches Erbe, Frankreich,
Liberté, Egalité, Fraternité,
wurde nach der Revolution in Blut gebadet,
passt auch nicht zum Text deiner Nationalhymne,
schon gar nicht zu deiner Fremdenlegion.
Die Verwirklichung aber von Aufklärung, Frankreich,
ist unser gemeinsames Projekt
für eine Menschheit,
die sich ein Beispiel an der französisch-deutschen Aussöhnung
nehmen könnte.
Verdun mahnt uns alle.
Deine großen Kathedralen, Frankreich,
wie deine kleinen muffig ärmlichen Kirchen
belegen wie die deutschen Dome und die staatlich geförderten
Kirchen dieses Landes die Untauglichkeit zur Kriegsverhinderung.
Es sind Museen mit zum Teil faszinierender Architektur.

Welche Rolle spielt es, ob das Elsässer „Sauerkraut“ so
oder „choucroute“ heißt?
Der Rhein verbindet und verfließt als gestrige Grenze.
Deine Wegelagerei, Frankreich, auf deinen Autobahnen sei dir verziehen,
bietest du doch klare Infrastruktur und freie, entspannte Reisequalität.

Ich kann nicht beanspruchen, Frankreich,
dich zu kennen.
Immer wieder zog es mich an deine Küsten,
deine große Pilat-Düne habe ich erklommen,
die Strände von St. Tropéz sind mir vertraut.
Vom Mt. Ventoux spähte ich über die Provence,
viele Orte dort habe ich nicht nur einmal besucht.
Vincent van Goghs Spuren folgte ich in Saint-Rémy,
Paul Cezannes in Aix-en-Provence,
Pierre-August Renoirs in Cagnes sur Mer.
Auf dem Nietzsche Weg stieg ich hinauf nach Èze,
Denis Diderots morbide Felsenstadt Langres
dient mir oft als Etappenziel auf langen Reisen.

Das Roussillon mit seinen Katharer-Burgen, die Vor-Pyrenäen und die 
Küsten um Argeles sur Mer mit ihren berühmten Touristen-Magneten
wurden mir wie eine zweite Heimat.
Hier genieße ich das südliche Leben, spanne aus bei
donnernder Meeresbrandung oder bei stillem Wasserspiegel,
wenn ich etwa dem Sonnenaufgang entgegenschwimme.

Dem uralten „Menschen“ von Tautavel machte ich meine Aufwartung,
Pablo Picasso traf ich wieder einmal in Ceret.
Carcasson inspirierte mich, und, völlig in der Neuzeit,
hatte ich ein Picknick am Sonnenofen von Font-Romeu.
Ich badete im Tarn an steiler Schluchtenwand, stand beeindruckt
am  Pont d’Arc in der Ardeche-Schlucht
und besichtigte das grandiose Canyon von Verdon.

Deine Märkte, Frankreich, deine Brocantes überall,
auch das internationale Publikum,
geben ein permanentes Flair à la Parfüm aus Grasse
oder besser: aus dem Duft des mediteranen Früchtemeers.

Einen Wermutstropfen muss ich vergießen: Der blutige Stierkampf in Arles hat mich am Verstand der Menschen besonders berührt zweifeln lassen.
Aber sogar deine Widersprüchlichkeiten, Frankreich, mindern nicht deine Attraktivität.

Ich habe dich, du solltest nachsichtig sein,
einfach in Gedanken vereinnahmt.
Wenn mir in Deutschland Ungereimtheiten aufstoßen,
blicke ich auf dich, finde aber keineswegs geeignete Antworten,
denn in dir erkenne ich nicht nur „leben wie Gott“,
sondern viel Zwiespalt, denke ich an die Vorstädte, an
deinen Nationalismus, Militarismus und
manche esoterische Verirrung oder auch
an die exemplarische Dekadenz  an der Cote d’Azur.

Du bist mir wichtig als europäische Wurzel,
anders als Deutschland in seiner amerikanischen Vasallenschaft,
die von den meisten Deutschen und auch anderen Europäern
nicht vergegenwärtigt wird.
Mir scheint dein Weg durch die Geschichte etwas geradliniger als
die deutschen Irrfahrten zur Gegenwart,
aber was die kleinbürgerliche Identität betrifft,
gibt es wohl viele internationale Ähnlichkeiten und
im kosmonomischen Sinne Unzulänglichkeiten.

Dein Vorzug für mich:
Ich lebe nicht alltäglich in dir, sondern bin immer ein Reisender,
ein vagabundierender Wohnwagenfahrer,
der die unkomplizierten Kontakte zu allen möglichen Menschen schätzt,
der sich aber, bis auf wenige Ausnahmen, auch der gewissen
Unverbindlichkeit im jederzeit einhaltbaren Abstand erfreut.

Stets kehre ich gerne nach Deutschland zurück,
um mich bald erneut auf dich, Frankreich, einzulassen, und sei es
über den deutsch-französischen Fernsehkanal „arte“.

Nein, Frankreich,
ich bin nicht süchtig nach dir,
dazu sah ich viele andere Länder auch.

Ich sorge mich um eine ehrliche Werte-Identität.
Sie besteht nicht in Diktaturen, Oligarchien, Monarchien
und Gottesstaaten, sondern
in republikanischer Authentizität des Individuums,
deren bisher bescheidene, aber seriöse Leichtigkeit
deine Farben, Frankreich, besonders trägt. 



Donnerstag, 1. Januar 2015

Wirklich bleiben


Nachts erfinde ich den Tag,
er bricht an und belächelt mich,
denn er ist heller als ich.
Ich weiß, ich muss nachbessern,
das heißt, wir gleichen uns an,
mein Tag und ich.

Zeit habe ich, die mir bleibt,
die mir Gelassenheit aus reichen Erfahrungen schenkt.
Kein Stundenplan, kein Kompetenzteam, kein Cyber Hype,
auch keine Spießigkeit,
kein Event, noch eine Location.
Gottlos!
Also doppelte Verneinung, ich weiß,
„Gott“ alleine ist doch schon das Nichts.
Das Nichts aber mit größtem Gefolge,
mit Folgen.

Sie fluten rundum;
wie schwimmt man da gegen den Strom?
Einsam,
nicht alleine,
denn auch andere Menschen können denken,
mit Verstand leben, nicht im Glauben.

Wissen fasziniert,
mehr noch vielleicht die Wissenssuche,
Bildung des Menschen, die über Kompetenzen steht,
sich nicht begnügt,
im kapitalistischen Habgierbetrieb zu funktionieren,
nicht durch praktizierte Unbildung in den
Massenkompetenzvermittlungsanstalten verhindert
und zugeschüttet.

Die Ignoranz merkt keine Verblödung durch Werbung,
erkennt keine uniforme Ausrichtung politischer und religiöser
Ideologien, keine Mediengleichschaltung und schon gar nicht
Desinformation durch Verschweigen und frankes Lügen.

Mein Tag ist freundlich,
lässt mich schauen, lernen, beurteilen.
Er wärmt mich, gibt mir Speisen und Trank,
lässt mich arbeiten und ruhen,
Ideen verwirklichen, regt an und inspiriert.

Denke ich dann an die Hungernden, die dekadent Reichen,
die Kriegstreiber, die Folterer, Gefolterten, Geschundenen,
die Sterbenden, bleibe ich gerne einsam
in meiner transparent aufgeklarten Welt.
Entdecke ich hin und wieder irgendwo einen wachen Verstand,
rufe ich in meinem Kalender einen Feiertag aus.

Senkt sich hernach die Sonne zur Nacht,
folge ich ihr zu neuer Kreativität,
nachts zwischen Schlaf und Traum
erfinde ich wieder einen Tag.

Eines Tages, das ist gut so,
werde ich nicht mehr erfinden,
weder Tag noch Nacht wird sein.
Alles Sein wird zum Kehrwert, zum Nichtsein.

Bis dahin aber bin ich, bleibe ich wirklich.



Montag, 22. September 2014

Saisonschluss 2014


Der Wind schläft noch, als der See erwacht, glatt noch das Wasser, der Morgenschrei schwimmender Vögel schallt herüber und findet lebendiges Echo aus den Bäumen am Ufer.
Die Sonne legt alles in warmes Gelb, lässt die feuchten Wiesen glitzern und ermuntert Kaninchen zum Morgenspaziergang. Ein Specht klopft an, mit gemächlichem Flügelschlag krächzt ein Reiher hoch über dem See, in dem sich ein viel ferneres Flugzeug spiegelt, langgezogene Kondensstreifen, und verzögert erst hört man die leisen Triebwerke. Weit geht die Reise, während die verschiedenen Nationalfarben an der Zufahrt zum Strand müde noch, locker im Morgenhauch die Fahnenmasten umschmeicheln.
Irgendwo jenseits der Felder ein langsam verstummendes Auto, Gesprächsfetzen enden jäh, ein Fisch platscht am Schilfrand.
Es durftet nach frischen Brötchen und Kaffee, nicht alle Menschen hier schlafen noch.
Entspannt und urlaubsfriedlich beginnt mein neuer Tag, diesmal am Ratzeburger See, in der kleinen Bucht für Camper und Segler, die zum Örtchen Buchholz zählt.
Ein Flecken Frieden in einer sonst zunehmend ausgespähten und aufgehetzten Menschheit, der man ein falsches Zeugnis von dem aufstempelt, was die Natur und die Rolle des Menschen in ihr sei.

Krieg ist wieder salonfähig in Deutschland, unmodern war er nie, schon gar nicht, als hier vor Jahren ganz in der Nähe die Stacheldrahtgrenze zum kommunistischen Unsinn verlief.
Christen, Juden , Muslime und andere an Schweres Glaubenden werfen wieder ihre scheinheiligen Werte in die Waagschalen wie schon seit jeher.
Nebel legt sich nicht nur über den See, verschleiert die Uferkonturen, Krähen kreuzen kreischend durch die Schwaden, die der aufkommenden Kälte voranwabern.

Noch einmal feiern: Abbaufest, Saisonschluss. 
Mit heiterer Leichtigkeit überwintern dann die Hoffnungen auf den nächsten Saisonbeginn da, wo die Natur authentisch das Leben inspiriert, die Menschen freundlich stimmt.

Samstag, 22. Februar 2014

Lebensstatt


Wie so oft in meinem Leben gehe ich durch meine Stadt, die nicht meine ist. Ich bin bekannt, doch man kennt mich nicht, zweifellos ein Vorteil.
Denn mein schriftlich skizziertes Lebensgefühl geht nicht konform mit dem ansässigen Muff, verfilzt nicht, entzwirnt sich wachsam von Anfang an.

Im gravitätischen Dom erlebe ich eine orgiastische Orgel zum Lobe der Welt, und keine der anwesenden örtlichen Kleingeistergrößen, noch die versammelte banale Kreuzgläubigkeit könnten verkraften, was ich denke, als das musikalische Forte die Kathedrale in Resonanz versetzt.

Schlendere ich durch die Einkaufsmeile, weiß ich, im Konsum gibt es keine Philosophie, sie wäre spielverderbend.

Nicht anders im Fußballstadion, wo man der sportlichen Kunst primitive Pseudoreligiosität von außen aufsetzt: „SC NN – unser Leben!“
Kein einziger hier ..., wozu auch?

Was geschähe im Theater, wüssten die von der an Doppelmoral zerbrechenden Heldin Ergriffenen, was mir meine über die Gesellschaft einfliegenden Gedanken zuflüstern?

Irgendwann im Verlaufe der Jahre sitze ich bei einem empfohlenen Arzt, einem modernen Medizinmann par excellence.
Ich bezahle später natürlich die herausragende Rechnung und bleibe vorsätzlich gesund, bis der Tod ... .
Inzwischen esse und trinke ich, was schmeckt, abwechslungsreich, mäßig und gut. Außerdem huste ich nicht bei jedem kleinen Gegenwind vor Angst in die Hose und erwäge bei kleinen Kratzern keine Blutvergiftung.

Mich stört keine Fliege an der Wand, ein ideologisches Windrad in flächendeckend verschandelnder Natur schon. Klimaretter, ob man mir das nachsieht oder nicht, sind nicht ganz dicht. Auch Solarzellen auf ihren Dächern erhellen keinesfalls die naturwissenschaftliche Ahnungslosigkeit, nicht die opportune volkswirtschaftliche Unterbelichtung, auch nicht das verordnete Glauben an Wachstum und Statusgier.

Die lästigste Plage indes ist mir die medial überkommende Politik, vergleichbar einem astrologischen Orakel mit allerdings realen Folgen für uns alle: Tödliche Aszendenten, Oppositionen und Koalitionen in verrückten „hohen“ Häusern eingeweihter Deuterjongleure und Lobbyisten.

Was man nicht alles glaubt! Früher vorzugsweise dem Pfarrer, heute mischt man sein Glaubensmenu nach Gusto zusammen im Gleichklang des Abmarsches von Aufklärung, Berechenbarkeit und Verbindlichkeit.

Bei derartigem Fazit mag man sich fragen, wie ich überhaupt leben kann.
Die Antwort werde ich – entgegen gängiger Trends – aber nicht in die Öffentlichkeit blasen!
Ich wiederhole stattdessen, dass mir die Masse ziemlich unattraktiv lebt, für jeden reflektierenden Menschen viel zu oberflächlich glaubend.

Die Masse kann aber Mehrheiten bilden, und dann hat Demokratie ein bedrohliches Problem, viel gefährlicher und akuter, als bisher wahrgenommen.


Mittwoch, 6. November 2013

Sequenzen von Skepsis (155)


Aphorismen zum Nachdenken und Zitieren:


1965
Täglich ein kleines sprachliches Bollwerk gegen die allgegenwärtige religiöse Sintflut.

1966
Das erste freiheitliche Gebot: Belästige niemanden mit Religion!

1967
Geradlinigkeit gibt es nicht im gewundenen System, nicht im parlamentarischen Lobbyismus.

1968
Analphabeten können nicht lesen und schreiben. Abalphabeten folgen dem Abbildungsjournalismus auf ähnlichem Niveau der Ahnungslosigkeit, der Oberflächlichkeit und Fehlinformation.

1969
Routine ergibt sich aus der Wiederholung automatisch, doch erst wenn man den Automatismus abschalten kann, ist man qualifiziert für Ausgeglichenheit und Wertschätzung des Glücks.

1970
Gefangen im regionalen Zeitgeist, der Tradition unterworfen, den Punkt, aber keine Struktur erkennend, nicht wissend glaubend, in abgebrühter Gedankenlosigkeit verlangt der Mensch nicht nach Recht, sondern ratlos nach Gott, sägt ihn sich aus nach seinem Bild und schneidet sich schmerzlich.

1971
Zustimmung kann ich wohl kaum erwarten, sie wäre vielleicht schmeichelnd. Ehrlicher freue ich mich, wenn man mich ernstnimmt.

1972
Naturgesetze gelten unumstößlich, die Gesetze des Menschen hauen alles um, was opportun erscheint, bevorzugt im Namen Gottes und des Geldes.

1973
Globalismus überträgt mit Hilfe moderner Technologien regionale Hinterwäldlermethoden der Ausbeutung von Mensch und Natur auf die gesamte Erde. Mit wissenschaftlichem Fortschritt und seriöser Globalisierung ist diese Lebensart nicht zu vereinbaren.

1974
Die Menschheit vegetiert in Zoogehegen, als da sind die Staatsformen, die Gesellschaftssysteme, die Religionen, die Traditionen und der Zeitgeist. Außerhalb der Käfige wird das Überleben schwer,  in der Ungewissheit kann kaum jemand seinen Pferch wirklich verlassen, sei der Stall noch so ungemütlich und schmutzig arm. Um Freiheit erfolgreich zu leben, muss Auswilderung erfolgen. Wem aber gelingt das, da in jedem Zwinger besonders auch Dummheit gezüchtet wird?

1975
Ehrliche Dankbarkeit beschreibt eine fundamentale Tugend, denn der Mensch ist nichts aus sich heraus, er ist die personifizierte Abhängigkeit. Dankbare Ehrlichkeit bedeutet Achtung und Respekt, Gewaltlosigkeit und Friedfertigkeit, Solidarität und Hilfsbereitschaft, Gleichberechtigung und Freiheitlichkeit, Aufklärung und Menschenwürde – vor dem Hintergrund der Wertschätzung einer zu pflegenden Natur.


Copyright: Raymond Walden,  www.raymond-walden.blogspot.com

 

Freitag, 1. November 2013

Christliche November-Tristesse


Auf dem Friedhof wehen Gedanken
der Lebenden, nicht der Verblichenen.
Und die Gräber zieren die Ranken
der Phantasie, nicht des Entwichenen.
Von den Steinen triefen Zitate
der Glaubenden, nicht der Verschiedenen.
Jedes Lämpchen kündet als Pate
von Heiligen, vom Fluch Gemiedenen.

Ich stehe am Kirchturm, der Friedhof nebenan
steigt auf Richtung Süden,
so ordentlich der Boden gekämmt,
die Steine gebürstet,
da trifft mich unvermittelt der Glockenschlag.
Es ist viertel nach ...

Die Gräber so ordentlich in Reih’ und Glied,
Skulpturen aufwändig als Kunst und Kitsch,
steinerne Lebensgestaltung, anmutige, einfühlsame Gedanken
in versteinerter Trauer,
da scheppert das Blech im Glockenstuhl wieder, zweimal.
Es ist halb ...

Blumen über Blumen
als letzter Gruß,
als vergängliche Verbundenheit,
immer wieder ersetzt durch frische Pracht,
schon wieder fährt es mir ins Gebein, dreimal.
Es ist viertel vor ...

Hier eine ehrwürdige Gruft,
da ein Doppelgrab, kleine Kindergräber,
das Urnenfeld, schließlich auf der Anhöhe
der noch junge, beinahe anonyme Friedwald; hier
könnte ich es aushalten, wenn überhaupt.

Da klatscht erneut der Klöppel im Turm metallen, viermal.
Es ist die volle Stunde.
Zwölfmal dröhnt es mahnend aus dem Gebälk,
hernach bimmelt es „Angelus“,
fast fangen die weißgefiederten Engelfiguren
auf vielen Gräbern zu flattern an:
„Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft“ ...
von ihrer bevorstehenden Jungfernschwangerschaft
für einen dem Kreuzestod zu opfernden Gottessohn,
eines Gottes, der diese Grausamkeit zur Erlösung
seiner von ihm geschaffenen Sünder braucht.

Es grummelt in meinem Bauch, mein Kopf wird dumpf;
ich muss hier weg!
Hinter dem Friedwald ist Süden, ich gehe
der Sonne entgegen, für immer,
auch dereinst.


Mittwoch, 16. Oktober 2013

Koordinaten des Glücks


Glück zu finden, ist ein zutiefst menschliches Bestreben,
Glück wirklich zu haben, unterliegt einem fundamentalen Zufall.
Ist er nicht gegeben, kommt es kaum zur Suche nach Glück,
weil Unglück die Szene vernichtend beherrscht.

Läge mein Geburtstag auf der langen historischen Zeitleiste nur um zwanzig Jahre rückwärts verschoben, wäre ich mit meiner weltbürgerlichen, pazifistischen und freiheitlich-demokratischen Gesinnung in einem Nazi-Vernichtungslager ausgelöscht worden – oder ich wäre gar nicht der Mensch, der sich heute glücklich schätzt, weil er bisher an keinem Krieg persönlich zerbrechen musste.
Hätte sich mein Leben nur 150 Kilometer weiter östlich vollzogen, wäre meine gesamte kosmonomische Philosophie mit Stasi-Methoden beendet worden.

Man vergegenwärtige sich den riesigen Globus und die Jahrtausende zählende Menschheitsgeschichte!
Und das Schicksal setzt mich zum richtigen Zeitpunkt auf einem günstigen Flecken ab.

Auf solchem Glücksfundament kann man Glück erleben und ihm manchmal sogar nicht unerheblich nachhelfen.
Man muss sich allerdings Zeit nehmen, sich dem Glück widmen, wenn es da ist.

Zu leicht verliert sich der Mensch in rastloser Suche, weil er nicht einmal weiß, was er sucht.


Samstag, 5. Oktober 2013

Sequenzen von Skepsis (151)


Aphorismen zum Nachdenken und Zitieren:


1915
Den Kindern die Kindheit zu nehmen, ist das pädagogische Versagen einer umerzogenen Gesellschaft, die sich in ihren Scheinwelten aufbläht und innerlich verkümmert, verunsichert zwar, aber keineswegs schuldbewusst.

1916
Schall und Rauch folgen scheinbar bedeutungslos dem Wind, und dennoch lassen sie’s läuten und schwärzen an.

1917
Keine Zeit dem Menschen gewährt die Scheindemokratie mit ihren hohlen Aktionismen.

1918
Die Erde existiert kosmisch und erst seit Menschengedenken in der Absurdität.

1919
Es ertrinkt Kultur in Datenflut,
überströmt, hinweggespült,
totes Treibgut im Fluss.
Weil nur noch wenige aus- und abschalten.

1920
Sich bei und mit Goethe einzuschmeicheln, gehört zu den standardisierten Kulturentgleisungen.

1921
Mit der Natur kann man gefühlt und wissenschaftlich korrespondieren. Diese Kombination ermöglicht die ergreifendsten Erlebnisse.

1922
Die Herbstfelder sind leer und dank fleißiger Technik schon für die nächste Fruchtbarkeit bereit.

1923
Man gebe irgendeinem Hirngespinst eine englische Phantasiebezeichnung und wundere sich in Deutschland nicht über die wissenschaftliche Relevanz des Produkts, seine technische Innovation, die durchpsychologisierte „Beforschung“ und die gute Verkäuflichkeit, sogar rechtlich geschützt!

1924
In jungen Jahren schon schöpfte ich wesentliche Aspekte meines Bewusstseins aus der beobachtenden Astronomie. Später erlangte ich Gewissheit, mich nicht getäuscht zu haben, als ich versuchte, kosmische Dimensionen und Kausalitäten in Relationen zur Menschheit zu setzen. So entstand meine kosmonomische Philosophie.
Aber wer blickt schon durch Teleskope mit erhellendem Lichtgewinn unter aufrichtiger Vergrößerung? Wer will überhaupt durchschauen?

1925
Ist es nicht befremdend, wie Erkenntnis vereinsamt, Glauben in die Vermassung führt?

1926
Das Leid der mit Billigstlohn Ausgebeuteten hat seinen Grund in der Wachstumsgefräßigkeit völlig denkunwilliger und reflexionsunfähiger, angeblich freiheitlicher Konsumentenbürger.

1927
Ich glaube nichts, das ich nicht weiß, und ich weiß, dass Glauben Feigheit ist.


Copyright: Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com