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Montag, 24. Juni 2024

In diesen Tagen. In diesem Zeitalter.

 


Dies ist das Ende der Geschichte von Bruno und seiner Familie. Natürlich geschah dies alles vor langer Zeit, und etwas Ähnliches könnte nie wieder passieren.

Nicht in diesen Tagen. Nicht in diesem Zeitalter.“

So steht es am Ende des Romans von

John Boyne, Der Junge im gestreiften Pyjama, S. Fischer Verlag, Frankfurt, 2007.


Bruno, 9 Jahre alt, Vater Kommandant des Lagers Auschwitz. Der Neunjährige hat keine Ahnung, was hinter dem Zaun vor sich geht, gerät durch seine Unkenntnis und Arglosigkeit in die Vernichtungsmühle seines Vaters, der nach dem ungewissen Verbleib seines Sohnes schließlich dessen tödlichen Schicksalsweg voller Verzweiflung entdeckt und von seinen eigenen Lagerwachsoldaten abgeführt wird.


Sehr berührt schließe ich das Buch.

Einige Stunden später schalte ich die Fernsehnachrichten ein: Grauenhaftes Morden und Zerstören im Gazastreifen, auf einem anderen Kanal: Krachender Frontbericht aus der Ukraine, im nächsten Programm: Ein fröhlich dreinblickender Kriegsminister auf einem herausgeputzten Panzer.

So „ähnlich“,

in diesen Tagen. In diesem Zeitalter.“ !

 

 

 

Donnerstag, 5. August 2021

Sequenzen von Skepsis (436)

 


Aphorismen zum Nachdenken und Zitieren:


6265

Romane mögen Unterhaltungskunst „vom Feinsten“ darstellen, doch erst die zu entdeckende Gesellschaftshinterfragung mit vielleicht offerierten ebenso zu erspürenden, auch verklausulierten Vorschlägen eines „Anders“ lassen mich durchhalten in der Motivation, vom Autor wie von seinen Figuren – gerne lernend berührt – gar gefesselt zu werden. Und das in meiner freien ureigenen Privatheit.


6266

Kitsch kennt keine geistige Hygiene, keine Freiheit vom Klischee und keine vom volkstümlichen Dogmatismus.


6267

Enjoy responsibly“. Genieße die Medien in heller Eigenverantwortlichkeit!


6268

Der gehaltvollste Aphorismus ist sprachlich nicht zwangsläufig der flüssigste.


6269

Wie oft entgehen Unwissende per Zufall dem Verderben und wie viel häufiger mit Absicht ihrem Wohlergehen?


6270

Die Wolke des Schweigens blitzt auf und donnert los, entlädt sich, schüttet sich aus und so manches zu.


6271

Die Sprache, die uns vereinte, zersplitterte in Vordergründigkeit und Inkompetenz, und so trennten wir uns auf im Verständnisverlust.


6272

Männer brauchen Kriege wie Mannweiber nicht minder.“ So definiert sich der Interimsmensch, das seit jeher unveränderte, armselige Menschlein.


6273

Früher bestimmten die Herrschenden rigoros die Religion, das, was das Volk zu glauben hatte. – Was heißt hier „früher“?


6274

Man lebt nur einmal“, aber stirbt mitunter mehrmals ab.


6275

Nichts Neues auf der Welt! Missbrauch technologischen Fortschritts, Doppelmoral, Ausbeutung, Folter und Vernichtung, nur noch effektiver.


6276

Das Ziel der Waffen ist der Tod.


6277

Je dümmer der Mensch, desto intelligenter seine Waffen. Und was bedeutet das evolutionär? – Richtig. Sackgasse.



© Raymond Walden

 

 

 

Freitag, 6. Dezember 2019

Das Buch "Menschliches Glauben" von Raymond Walden


Jahrelang wurde „Menschliches Glauben“ – ein Buch für freies Denken – (erschienen im novum Verlag, Neckenmarkt, Wien, München, 2008) in den Medien weitestgehend verschwiegen, entsprechend unbeachtet blieb es auf dem Büchermarkt.
Nachdem ich als Autor wieder über alle Rechte verfüge, erfolgt die Veröffentlichung hier auf meinem Blog.
Damit möchte ich im Besonderen auch verdeutlichen, wie sich die gegenwärtigen politischen und gesellschaftlichen Wirren aus Jahre zurückliegenden, damals schon deutlich erkennbaren Fehlern herleiten.

Gemäß der Inhaltsangabe im Buch werden die Texte hier sukzessive erscheinen.
Die jeweiligen Blogspots tragen immer den Buchtitel als Überschrift und nach einem Doppelpunkt die Überschrift des betreffenden Artikels mit der Seitenzahl aus dem Originalbuch.

Hier gleich das erste Beispiel:

Menschliches Glauben: Hinführung (S. 5)

So seien sie nun einmal die Menschen, sagt man, so wie die täglichen Nachrichten sie dokumentieren: Gewalttätig, hilflos, dumm, selten erbauend. Und weil das so ist, verteidigen wir die traditionellen Werte und reiten uns mit fortschreitender Technologie in immer gewaltigere Desaster. Feierliche Beschwörungen von Frieden und Freiheit, der Menschenrechte nehmen sich im Munde manches Präsidenten aus wie die ungenierte Ankündigung des Gegenteils, das dann unter Berufung auf irgendeinen Gott auch nicht lange auf sich warten lässt.
    Nichts an diesem Zustand ist göttlich, denn dieser Gott wäre nichts anderes als zustandsgemäß. Götter produzieren sich im Entwicklungsverlauf der menschlichen Gesellschaften und werden, vorausgesetzt, sie blockieren nicht die Gesamtentwicklung als Sackgasse der Evolution, dereinst an Bedeutung verlieren. Dies ist freilich ein herber Trost für die Gegenwart und nähere Zukunft, aber ein Hoffnungsschimmer für die Menschheit überhaupt.
    „Menschliches Glauben“ kann heißen, dass es menschlich sei zu glauben. Es kann aber auch meinen, an das Menschliche zu glauben. Beide Aspekte sollen berücksichtigt werden, denn allzu oft steht hinter der Glaubensbereitschaft eine gute Absicht, verbirgt sich Tragik durch die ideologische Ausnutzung und Unterwerfung der Gutgläubigen. Andererseits erscheint es geradezu logisch zu glauben, wenn sich klare Erkenntnisse und eindeutiges Wissen nicht ergeben.
    Entwicklungen beginnen zögerlich und betreffen zunächst nur Teile des Ganzen. Da aber bereits gottfreie Menschen moralisch verantwortlich und keineswegs chaotisch unter uns leben, deutet das auf einen zaghaften Neuanfang hin. Die Menschheit braucht keine Menschwerdung eines Gottes(sohnes), sondern hat die Qualität der Menschwerdung des Menschen, der sich erst dann wirklich vom Tier abhebt, wenn er die humane Ethik aus sich heraus erkennt, akzeptiert und danach lebt.
    Die edlen Ansprüche einer humanen Ethik mögen sehr futuristisch anmuten und stellen heutige Individuen durchaus vor schwere Proben. Denn mehrheitlich lehnen die aktuellen Gesellschaftsordnungen eine nicht offenbarte oder nicht indoktrinierte Ethik ab, stehen ihr feindlich bis gewalttätig gegenüber. In einer solchen Umgebung als bekennender Ungläubiger den Mitmenschen zu begegnen, erfordert Mut, Ausdauer, Menschenkenntnis, abwägendes, nachsichtiges Verhalten. Verwandte, Freunde und Bekannte sind üblicherweise in Traditionen verwurzelt und bringen wenig Verständnis für eine humane Ethik auf. Wie schnell wird man da zum Außenseiter – von der Überzeugung her ist man ja auch einer. Diese Rolle sucht man sich nicht aus; die eigene Entwicklung führt zu Erkenntnissen, zu einer Sensibilisierung gegenüber den tatsächlichen Ursachen offensichtlicher Fehlentwicklungen.
    Glaubensfreiheit ist Teil einer humanistischen Ethik, Glaubensaufzwingung hingegen charakterisieren gängige Religionen. Auserwähltheit Einzelner oder gar eines Volkes bedeutet nicht nur Unreife, sondern einen Affront gegen die Menschheit an sich.
    Die Menschheitsgeschichte legt Zeugnis vom Leiden und Quälen ab, meist von Menschen verursacht, weil sie vieles glauben, weniges wissen, sich aber als Ebenbilder eines angeblichen Gottes zu Beherrschern aufschwingen. Im Namen der Götter zählt das Individuum wenig. Der Mensch beweist mit der permanenten Auslöschung seines „göttlichen Ebenbildes“, dass seine Götter unmenschlich sind.
    Ich unternehme den Versuch, humane Ethik anhand von alltäglichen und besonderen Lebenssituationen und Kommentierungen zu skizzieren. Über einen Zeitraum von vielen Jahren habe ich immer wieder daran gearbeitet, beobachtet, nachgedacht, formuliert, verworfen, verbessert, geschrieben, auch sogenannte „Kosmonomische Kommentare“, und weiter gesammelt. Die Datierungen einzelner Beiträge verdeutlichen zumindest für unsere Epoche den exemplarisch zeitlosen Charakter der Ausführungen.
    Die Menschwerdung des Menschen geschieht durch das reflektierte Erleben von Indoktrinationsfreiheit, von Eigenverantwortung, von der Hingabe an die Verstandes- wie die Gefühlsebene im Bewusstsein der Zeitlichkeit aller Vorgänge. Dazu bedarf es eines wachen kritischen Interesses und besonders auch der Courage, offensichtliche Fehlentwicklungen beim Namen zu nennen, sind doch Wahrheitsvertuschungen und demagogische Politinszenierungen medieneffektiver denn je und verhindern gerade durch die perfide Berufung auf Freiheit die Verwirklichung humanistischer Ideale.
    Häufig nehme ich Bezug auf das „Kosmonomischen Manifest“, das ich 2005, übrigens nicht zum ersten Mal, in „Sentenzen von Freiheit“ vorgestellt habe und dessen Grundgedanken ich hier anhand zahlreicher Aspekte verdeutliche.
    „Kosmonomie (Kosmos – Universum, Nomos – Gesetz, Adjektiv: kosmonomisch oder kosmonom) verlangt ohne diplomatische Sprachdrechselei eine weiterentwickelte faktische Demokratie, selbstredend durch Gedankenfreiheit und somit vorurteilsfrei, religionsfrei und gewaltfrei. Die Menschwerdung des Menschen wird durch die bewusste Einordnung des Provinziellen in globale und sogar kosmische Zusammenhänge angestrebt.
    Jeder Staat, jede Religion, jede Philosophie muss sich entsprechend hinterfragen lassen. – Das ist die Herausforderung des Menschen, denn alle drei Adressaten verweigern sich und drohen darüber hinaus jedem Aufklärer mit Gewalt.
    Während eine globale Minderheit der Menschen immer reicher, satter und skrupelloser in der Machtausübung wird, wächst der Leidensdruck der Unterprivilegierten. Gelegentliche Mitleidsbekundungen, etwa durch vergleichsweise dürftige Spendenaktionen oder zweifelhafte Entwicklungshilfe, beruhigen die industrialisierten Gesellschaften, die in abstumpfender Opportunität zunehmend an ihren eigenen Problemen gnadenlosen Konkurrenzverhaltens und modischer Gleichschaltung kranken.
Beide jedoch, Ausbeuter wie Ausgebeutete, halten unverändert an ihren gemeinsamen Gottheiten und Ehrbegriffen fest, die im Zuge technischer Errungenschaften nur verheerender wirken, da wie eh und je Götter, Religionen und Heiligtümer höher eingeschätzt werden als die Würde des Menschen.
    Derzeit ist der Überlebenskampf aufgeklärter Individuen überall auf der Erde noch sehr schwer, wird häufig in Anonymität geführt und auch verloren. Eine intellektuelle Aufgabe eröffnet sich, die dem intelligenten, nicht fachspezifisch eingeengten Wesen „Mensch“, die dem Leben an sich Sinn geben mag.

So sollen die folgenden Ausführungen in ihrer Themenvielfalt den Leser zu eigenem Gedankenreichtum anregen und vor allem das, wie ich meine, Wesentliche an humaner Menschlichkeit vermitteln: Wachsamkeit im Hinblick auf die Freiheit, Achtung, Gleichberechtigung und Selbstbestimmung in Gewaltlosigkeit.


© Raymond Walden


 

Samstag, 12. August 2017

„Literarischer Horizont der Gegenwart“, Nr.60

Was für ein Titel für ein Literatur-Magazin, das nun zum 60. Mal erscheint und darüber hinaus den Anspruch erhebt: „Die ganze Welt in einem Journal“!

Der Anspruch ist Programm, denn, gestartet als bilinguale Zeitschrift, ergab sich längst eine Mehrsprachigkeit, bedingt durch die ständig wachsende Zahl der Autoren, die aus zahlreichen Ländern aller Kontinente zum Erfolg dieses einzigartigen, zweimonatlichen Periodicals beitragen.

Dichter, Redakteure, Essayisten, Philosophen, Journalisten, Gesellschaftskritiker, Naturfreunde und Philanthropen gestalten in freiheitlicher Unabhängigkeit ein exemplarisches Projekt kultureller, international-globaler Zusammenarbeit, wie sie in der Weltpolitik leider kaum gelingt.
Initiator und Spiritus Rector ist in Bukarest der rumänische Schriftsteller, Übersetzer, Herausgeber und Journalist, Daniel Dragomirescu
Sein unermüdlicher Einsatz, seine publizistische Qualifikation und seine überwältigende Kontaktfreude, gepaart mit seiner scharfsinnigen Analyse politischer und historischer Verhältnisse sind für viele Autoren ein Ansporn, über den eigenen Horizont zu schauen, nicht zuletzt zur eigenen Bestätigung.

Und dieser Leuchtturm „Orizont Literer Contemporan“ (Engl.: Contemporary Literary Horizon (CLH) ) kommt aus einem Rumänien, das Daniel Dragomirescu wie folgt beschreibt: „Dominiert von politischen Kräften, denen wirkliche Demokratie überhaupt nichts bedeutet, verblieb Rumänien an der Peripherie der zivilisierten Welt, mit korrupten Politikern, mit einer unterentwickelten Wirtschaft unterhalb seines Potenzials, mit einer Vielzahl von Plagiatoren, die über Nacht Minister wurden, … mit teuren Palästen und Zehntausenden sozial Bedürftigen, mit Millionen Menschen, die das Land verlassen oder schon verlassen haben auf der Suche nach einem besseren Leben.“ (CLH 59, S. 3)

Eine beschämende Bilanz für ein Land, das zur Europäischen Union gehört, von ihr aber im Stich gelassen wird.
Für mich persönlich ist das auch ein Grund, mich immer wieder als Autor einzubringen.
Zur Jubiläumsausgabe Nr. 60 beglückwünsche ich uns alle, Autoren wie Leser und besonders Daniel Dragomirescu, mit dem mich freundschaftliche Nähe und philosophisch übereinstimmende Ansichten verbinden.
Er und „seine“ Zeitschrift geben freiheitlicher Gesinnung die Ehre, unabhängiger Kunst die Freude, auch vermitteln sie literarischem Schaffen zugunsten von Gewaltfreiheit und Frieden einen Sinn in einer Welt voll schmerzlicher Zerrissenheit.




Dienstag, 17. Januar 2017

Der Roller


Ich weiß nicht, warum es mir in den Kopf gekommen war, dass ich unbedingt die Kirche in Cioropina sehen musste, in dem südlichen Dorf im Arges-Tal, das sich beidseits der Straße ausdehnte. Ich war damals sechs oder sieben Jahre alt und es war Sommer.Ich konnte nicht zu Fuß gehen, es war zu weit, aber ich hatte einen neuen Roller, den mein Vater in Bukarest gekauft hatte, wo er gelegentlich geschäftlich zu tun hatte.
Noch wagte ich es nicht, mit meinem neuen Roller nach Cioropina zu fahren, da ich den Weg nicht kannte und ich mich fürchtete, durch gottverlassene Gegenden zu kommen und in Probleme zu geraten. Vielleicht hätte ich ein paar Jahre des Heranwachsens abgewartet, bis mir mein Vater ein Fahrrad gekauft hätte und ich den Weg besser gekannt hätte, wenn nicht einer der Jungen der verrufenen Familie Blendea mich überzeugt hätte, dass er selbst mich auf meiner Pilgerfahrt zu dem oben genannten Dorf führen würde. Ich erinnere mich nicht mehr an seinen Namen, was auch nicht wichtig ist, aber er hatte sehnsüchtig meinen Roller betrachtet. Zufällig hatte er in dem Dorf einige Verwandte, wahrscheinlich seine Großeltern väterlicherseits. Ich kannte den Jungen vom Sehen, da er immer unsere Straße entlang kam, ungekämmt und schmutzig, und ich wusste, dass er das Jahr wiederholte. Der Junge war das speiüble Abbild der Blendea Familie, aber das fand ich erst später heraus.
Er bat mich um einen Leu, um eine Packung Zigaretten für seinen Großvater in Cioropina kaufen zu können, und er warnte mich davor, meinen Eltern ein Wort über unseren geplanten Ausflug zu sagen. Er bestimmte ein Treffen am folgenden Morgen weiter abwärts auf der Straße, nachdem mein Vater zur Arbeit gegangen wäre. Ich hatte sicherzustellen, dass mich niemand beim Verlassen des Hauses sah, und wenn ich nicht schweigen könnte, würde er mich nicht mitnehmen und ich würde nicht diese große, wunderschöne Kirche voller Heiligen-Gemälde in Cioropina sehen. Er ging in Richtung Getränkeladen los, wo es auch Zigaretten gab, und ich stand an der Türschwelle, bis der Blendea Junge aus meinem Blickfeld verschwand und ich einigermaßen verwirrt war, ob ich ihm meinen Leu umsonst gegeben hatte.
In der Nacht dachte ich lange an die Expedition am nächsten Tag und träumte von Rollern und farbigen Kirchen mit eintausendundeins Heiligen, die es wert waren, aus der Nähe besichtigt zu werden und auch dem Blendea Jungen einen Leu gegeben zu haben. Glücklicherweise brach bald der Morgen an, mein Vater sprang auf sein Wrack eines russischen Fahrrads und fuhr zur Arbeit. Auch ich schlich hinaus zu meinem neuen Roller, der noch nach frischer Farbe roch, und fuhr in die andere Richtung. Ich raste den Hügel hinab, als jagten mich Dämonen und hinterließ Staubwolken.
Der Blendea Junge hatte Wort gehalten: Er wartete mit seinen Säbelbeinen auf mich an dem Getränkelanden und rauchte eine Zigarette. „Komm' schon, wir sind spät dran! Warum kommst du so spät?“ beschimpfte er mich schon von Ferne, dann warf er den Zigarettenstummel in einen Straßengraben, sprang vor mich auf den Roller, ergriff die Lenkstange und befahl mir, mich auf den Roller zu stellen, während wir dem Mittag entgegensahen. Er stand mit beiden Füßen auf meinem Roller, ich nur mit einem, um mit dem anderen zu treten. Glücklicherweise war die Straße asphaltiert und der Roller fuhr wie eine Draisine auf Schienen, obwohl der Blendea Junge die falsche Position einnahm und mein Treten behinderte und mir die Sicht nahm.
Wir verließen das Dorf, ohne dass ich es merkte, wir eilten durch Cioacele und ich habe keine Ahnung, wie wir nach Cioropina kamen. Irgendwie gelang es uns. Wir hielten nahe der Kirche an, welche gar nicht die königliche Kathedrale darstellte und nicht einmal der Dorobanti Kirche auf dem Hügel ähnelte, heruntergekommen, aber voller Heiligen und altertümlichen Dingen war.
Neugierig verließ ich den Roller, um den Platz nachdenklich zu betrachten, an dem die Leute von Cioropina Gott verehrten. Der Blendea Junge, der nicht wie ich die Kirche aus der Nähe sehen wollte und sich ziemlich langweilte, blieb zurück am Straßenrand und ergriff wortlos den Lenker. Er hatte sein Versprechen gehalten, mich hierher zu bringen und sonst kümmerte ihn nichts mehr. Ich ging um die Kirche, zählte die Heiligen-Gemälde an den Wänden, aber ich war nicht sehr beeindruckt, wenigstens nicht so, wie ich es erwartet hatte. Die Kirche in meinem Dorf war größer und erschien mir viel schöner.

Es war nun fast Mittag. Während ich noch die Kirchenwände betrachtete und versuchte den Wert der Heiligen-Gemälde zu würdigen, ließ mich das Rattern von Rädern meinen Kopf wenden und ich sah, wie der Blendea Junge mit meinem Roller davonfuhr. Ehe ich ein Wort äußern und ihn fragen konnte, was er tue und wohin er fahre, hatte er schon die Straße überquert und er fuhr mit meinem Roller durch das Tor des Hauses seiner Großeltern und verschloss es fest hinter sich. Für einige Augenblicke stand ich regungslos, da ich das nicht erwartet hatte und nicht verstand, was geschah. Bisher hatte ich schon an die sieben Roller gehabt, die ich kaputt gefahren hatte, aber noch nie war mir einer von jemandem weggenommen worden, so war es mir nie in den Sinn gekommen, dass dies möglich wäre.
Als ich meine Gedanken wieder beieinander hatte, glaubte ich, der Blendea Junge würde herauskommen und mir meinen Roller zurückgeben oder mich in das Haus seiner Großeltern zum Mittagessen einladen. Eine vergebliche Hoffnung, denn der miserable Junge kam nicht heraus. Nach dem Betreten des Grundstücks seiner Großeltern ließ er meinen Roller wie eine Trophäe in der Hofmitte stehen und stellte sich in provokanter Weise auf, als wollte er sagen: Ich bin nun zu Hause und dieser Roller gehört mir.“

Ich überquerte die Straße und stand vor dem verschlossenen Tor. Der Blendea Junge stand neben dem Roller wie ein Wächter und schaute mich regungslos mit dem Blick einer Sphinx an unter einer Mittagssonne, die auf uns beide niederbrannte. Er schaute mir direkt in die Augen, ohne ein Wort zu sagen. Der Hof und das Haus seiner Großeltern schienen verlassen und ich wartete vergebens, jemanden herauskommen zu sehen. Ich wagte es nicht, diesen fremden Hof zu betreten, denn ich fürchtete, ein Hund würde mich anspringen oder sonst etwas würde passieren, und nach einigen Minuten hoffnungslosen Wartens begann ich mit all meiner Kraft laut zu schreien. Der Blendea Junge reagierte in keiner Weise. Er stand auf seinem Grund. Unabhängig davon, ob er seinen Diebstahl beabsichtigt hatte oder nicht, konnte man sehen, dass er meinen Roller behalten und keineswegs zurückgeben wollte.
Inzwischen erschien auf der zuvor verlassen wirkenden Allee eine Gruppe jüngerer und älterer Frauen, die mich weinen hörten. Sie versammelten sich um mich und fragten, was mir passiert sei. Unter Seufzern erzählte ich ihnen meine Geschichte und zeigte auf den Blendea Jungen und meinen Roller hinter dem Zaun.
Die Frauen schienen durch das Geschehene tief betroffen und eine etwas ältere und robustere von ihnen begann, den Jungen wegen seines Betrugs zu beschwören, was außerdem augenscheinlich nicht weit von seinen geschätzten Großeltern geschah, und dann zwangen ihn alle Frauen mit einer Stimme, mir meinen Roller zurückzugeben. Aber der Betrüger, der mich beschwindelt hatte, blieb hinter dem verschlossenen Tor stehen und zeigte keine Absicht, seinen Verrat zu gestehen und den Roller zurückzugeben. Keine Drohung veranlasste ihn zu einem Rückzug.
Dann ging die robuste Frau zu ihrem Haus und kam mit ihrem Sohn zurück, einem älteren und stärkeren Jungen als der der Blendea Familie. Zuerst versuchte er, das Tor zu öffnen, um den Roller zu holen, aber da das Tor verriegelt war, sprang er über den Zaun. Auf der anderen Seite nahm er ohne Widerstand des Blendea Jungen den Roller von dem Ort, wohin er geworfen worden war. Er ging damit triumphierend durch das Tor und brachte ihn mir zurück und prüfte, ob der Blendea Junge ihn vielleicht beschädigt hätte.

Nun konnte ich nach Hause fahren, aber die Frauen zeigten sich besorgt und ließen mich nicht alleine heimkehren, denn sie fürchteten, der Blendea Junge würde mich am Dorfausgang einholen und mir den Roller erneut entwenden. Er war in Cioropina hinlänglich für seine Missetaten bekannt. Sie baten den Jungen, der meinen Roller gerettet hatte, mich nach Hause zu bringen, und wir fuhren sofort los. Als wir das Dorf verließen, zeigte er mir in einer Straßenkurve mehrere Hintergärten, von wo aus der Blendea Junge meinen Weg hätte abkürzen können, und er erzählte mir von früheren Untaten, die im Dorf bekannt waren. Wir passierten die verflixte Stelle ohne Zwischenfall, da sich der Junge nicht zeigte, es vielleicht nicht wollte, wenn er uns irgendwo versteckt nachspionierte, es aber sicherlich aufgab, als wir auf die Straße hinter den Gärten einbogen und er sah, dass ich nicht allein war.

Die kleine Geschichte endet auf verschiedene Weise.

Der Sohn der Frau aus Cioropina brachte mich sicher und gesund zurück und kehrte zu Fuß in sein Dorf heim, ohne irgendetwas zu verlangen. Natürlich verschwieg ich alles meinen Eltern, anderenfalls hätten sie mir für lange Zeit wohl verboten, mit dem Roller zu fahren. Einige Monate vergingen seit dem Vorfall, das Leben ging weiter, als ich eines Tages meinen Retter wieder traf, wie er in einem Karren durch unser Dorf fuhr. Wir erkannten uns gegenseitig, als hätten wir uns erst gestern verabschiedet. Wir verweilten und sprachen wie zwei gute alte Freunde. Später sah ich ihn nicht wieder, aber das Geschehen, das dazu führte, ihn zu kennen und zu schätzen, blieb in meinem Gedächtnis.

Ungefähr zwanzig Jahre waren seither vergangen. Als ich eines Tages zu einem Besuch in das Dorf kam, erfuhr ich, dass der Blendea Junge gerade bei einem schweren Unfall gestorben war. Er war mit einem gestohlenen Motorrad bei 100 km/h gegen einen Baum geprallt. Der Dorfpolizist hatte zuerst von dem Unfall erfahren und ging zum Elternhaus, um die traurige Nachricht zu überbringen. Als der alte Blendea den Wachtmeister auf der Türschwelle sah, glaubte er, sein Sohn habe einen weiteren Diebstahl begangen oder einen neuen Skandal im Dorf erzeugt. Ohne den Beamten erst sprechen zu lassen, so wird erzählt, habe er ihn mit seiner legendären elterlichen Nachfrage begrüßt:

Hat mein Sohn wieder etwas vermasselt?! … Verprügelt ihn, prügelt ihn!“

Der Gesetzeshüter schaute ihn schräg an und brachte ihn zum Schweigen mit der folgenden Antwort:
Wie kann ich ihn prügeln, du Dummkopf, er ist tot.“

Von meinem Roller war der Blendea Junge auf Motorräder umgestiegen. Zu einem Auto hat er es indes nie gebracht. 


Übersetzung aus dem Englischen: rw



Dienstag, 9. Februar 2016

Literatur-Horizonte unserer Zeit





Nicht Direktor, auch nicht ehrenhalber, bin ich, denn ich halte nichts von Titeln.
Sie „dienen ... lediglich der Funktionsbeschreibung in der Arbeitswelt und spielen im öffentlichen Leben keine Rolle.“ (2. Kosmonomische These: Gleichberechtigung)

Dennoch nehme ich den PR-Ausweis gerne an, denn er ist eine Würdigung meiner Arbeit durch den Herausgeber und Chef-Redakteur des Magazins Contemporary Literary Horizon (CLH), Herrn Daniel Dragomirescu, in Bukarest, Rumänien.

In bewundernswerter Weise vereinigt das Magazin seit vielen Jahren Autoren aus aller Welt in sprachlicher und kultureller Vielfalt zu einem leuchtenden Beispiel weltoffener, internationaler und gleichberechtigter Zusammenarbeit.

Es ehrt mich, diesem großartigen Kreis internationaler Autoren anzugehören.
Zusammen verfügen wir über mehr Humanität als alle regierungssüchtigen Wahnsinnsverursacher dieser Welt!

Im Folgenden liste ich meine bisherigen Beiträge in den jeweiligen Druckversionen des Magazins auf. Es handelt sich dabei ausnahmslos um Übernahmen aus diesem meinem Blog.

Eigene Beiträge in CLH

  1. Nr. 1 Jan-März 2010 Cosmonomic Freedom S. 25, 26 engl., rum.
  2. Nr. 2 Jul-Aug 2010 14 Sentenzen von Freiheit S.19, 20 dt., engl., rum.
  3. Nr. 6 Nov-Dez 2010 Astronomical Aspects Of The Cosmonomic Philosophy S. 41, 42 engl., rum.
  4. Anthologie Dez 2010 Kosmonomische Freiheit S. 73, 74, 75 dt., engl., rum. (mit Autoren-Profil)
  5. Nr. 1 Jan-Febr 2011 Good Luck And Freedom Are Interdependent S. 57, 58, 59, 60 engl., rum.
  6. Nr. 2 März-April 2011 Nazi Totalitarism S. 60, 61 engl., rum.
  7. Nr. 5 Sept-Okt 2011 Democracy – A Cosmonomic Reflection S. 29, 30, 32, 33 engl., rum.
  8. Nr. 6 Nov-Dez 2011 Der Kapitalismus ist am Ende S. 5, 6 dt., engl.
  9. Nr. 1 Jan-Febr 2012 Basisdemokratie besitzt keine Basis S.20, 21 dt., engl.
  10. Anthologie Febr. 2012 Good Luck And Freedom Are Interdependent S. 70, 71 engl.
  11. Nr. 3 Mai-Jun 2012 Eine kosmonomische Alternative (für eine humanere Gesellschaft) S. 11, 12, 14, 15 dt., engl.
  12. Nr. 6 Nov-Dez 2012 Steh auf, Europa, wenn du kannst S. 17, 18 dt., engl., rum.
  13. Nr. 1 Jan-Feb 2013 Demokratiefeindliche Trends S. 8, 9, 10 dt., engl.
  14. Nr. 3 Mai-Jun 2013 Hostile Trends Against Democracy S. 56, 57 engl., rum.
  15. Nr. 4 2013 Freude ist kein Götterfunken S.38 dt.
  16. Nr. 5 2013 What A Free Day S. 31 engl., rum.
  17. Anthologie 2013 Demokratiefeindliche Trends S. 55-57 dt., rum., engl.
  18. Nr. 1 2014 Taken At The Word S. 46, 47 engl., rum.
  19. Nr. 2 2014 Grußwort Launching CLH S. 77 engl.
  20. Nr. 3 2014 Europa im demokratischen Anschein S. 52 – 56 dt., engl., rum.
  21. Anthologie 4/ 2013 Demokratiefeindliche Trends S. 55 – 57 dt., engl.
  22. Nr. 4 2014 „Die fruchtige Sonne“ S. 56, 57 dt., engl., rum.
  23. Nr. 6 2014 Carpe Diem S. 43, 44, 45 engl., rum.
  24. Nr. 1 2015 In Memoriam Boris Nemzow 1959-2015 S. 75 mehrsprachig
  25. Nr. 2 2015 Freedom Defines Humanity S. 38-44 engl., dt., rum.
  26. Nr. 3 2015 Ungöttliche Menschlichkeit S. 10, 11 dt., engl., rum.
  27. Nr. 4 2015 Französische Essenzen S. 8, 9, 10, 11 dt., eng., rum.
  28. Nr. 5 2015 Der Schrei schwillt an S. 4, 5 dt., engl.
  29. Nr. 6 (50) 2015 G20: Die größten Heuchler S. 47 dt., engl.




Sonntag, 16. August 2015

Göttliche Morbidität



Ein Gastbeitrag von Eduardo Sanguinetti, Argentinien.
Mit freundlicher Genehmigung von „Contemporary Literary Horizon

Eduardo Sanguinetti ist Publizist, Dichter, Schauspieler, Philosoph und ein ziviler Aktivist aus Buenos Aires, Argentinien. Mit seinem moralistischen Profil fügt er sich ein in die helle Galerie der absoluten Sucher und Widerstand leistenden Menschen, die ständig im Widerspruch stehen gegen die Langweiligkeit, die Trivialität und die Mittelmäßigkeit des alltäglichen Lebens. Er ist seit 2010 Mitarbeiter und Freund des Magazins „Contemporary Literary Horizon“.     
Daniel Dragomirescu


Göttliche Morbidität

Man fühlt sich wie in der Mitte eines Flusses
mit dem Namen Nostalgie.
Ein Fluss voller Erinnerungen,
entstanden aus den Trümmerresten der Welt.
Erinnerungen an flüchtige Vogelschwärme,
welche ein anderes Mal erneut
die Nester bauen werden, die zerstört wurden.
Zerschmetterte Eierschalen,
Tiere mit umgedrehten Hälsen
und tote Augen, verloren im Raum.
Eine Welt verstümmelter Hoffnungen
und erstickter Triebe.
Eine Welt, in der man schmuggeln muss,
um den warmen Atem des Lebens zu spüren,
wo die Währung sich ändert
für einen Flecken Land,
für einen Schatten von Freiheit.
Alles vermischt sich zu einem Einheitsbrei,
den man wie ein geschmackloses sakramentales Brot schluckt.
Jeder Bissen
symbolisiert fünf Millionen Jahre Trauer,
fünf Millionen Jahre Asche und
zersplitterte Eierschalen.
Von der ganzen Tiefe der Grube des menschlichen Herzens
kommt das Echo schmerzvoller Noten des Vergessens.
Sie bauen weiterhin große, hochfliegende Städte.
Sie schuften ohne jeden Zweck.
Sie hören nicht auf, in ihren gewöhnlich traumlosen Nächten zu schlafen.
Unter solchen Bedingungen schreiten wir voran,
es lebt eine andere menschliche Rasse.
Ihre Leute sind großartig, traurig, leidenschaftlich.
Sie gehen ihren Weg ins Innerste der Erde.
Sie warten in furchtsamer Geduld.
Sie sind die Rächer der Bedeutungslosen.
Sie werden sich erheben, wenn alles zerfällt
und sich in Staub auflöst.

Übersetzung aus dem Englischen: Raymond Walden


Morbi Dei

Te sientas en medio de un río

llamado Nostalgia.
Un río lleno de recuerdos
recogidos entre los restos del naufragio del mundo.
Recuerdos de bandadas de pájaros fugitivos
que construyeron una y otra vez
nidos que fueron destruidos,
cáscaras de huevo aplastadas,
animales con el cuello retorcido
y ojos muertos clavados en el espacio.
Un mundo de esperanzas mutiladas,
de aspiraciones sofocadas.
Un mundo
en que hasta el cálido hálito de la vida
tiene que transitar de contrabando,
en que se cambia moneda,
por un metro de espacio,
por un poco de libertad.
Todo se combina en un paté-familiar,
que se traga en una hostia sin gusto.
En cada bocado,
van cinco mil años de amargura,
cinco mil años de cenizas,
de cáscaras de huevo aplastadas.
En el profundo sótano del corazón del hombre,
suenan dolorosas notas de olvido.
Sigan construyendo ciudades enormes y elevadas.
Sigan trabajando sin saber para qué.
No dejen de dormir ni una
de sus acostumbradas noches sin sueños.
Por debajo de esta tierra que pisamos,
vive otra raza de hombres.
Son grandes, sombríos, apasionados.
Se abren paso hasta las entrañas de la tierra.
Esperan con una paciencia aterradora.
Son los vengadores de lo sin sentido.
Van a emerger cuando todo se venga abajo
y quede reducido a polvo.


Perfile cultural

     Eduardo Sanguinetti es un periodista, poeta, actor, filósofo y activista civico desde Buenos Aires, Argentina. Como perfile moral, Eduardo Sanguinetti es situado en la brillante categoría de los buscadores de absoluto y de los hombres revoltados, siempre contradichos por el prosaísmo, la trivialidad y la mediocridad  de la vida cotidiana. Es un colaborador y amigo de la revista intercultural “Horizonte literario contemporáneo” desde 2010.



Morbi Dei 

You feel like in the middle of a river

called Nostalgia.
A river filled with memories
picked  from the world wreck’s
remains.
 Memories of fugitive birds’ flocks
which will, another time, make again
the nests that have been destroyed,
crashed egg-shells,
head-wrung animals
and dead eyes lost in space.
A world of mutilated hopes,
of smothered urges.
A world
where, until the warm breath of life,
you have to smuggle,
where the currency changes
for a patch of ground,
for a shadow of freedom.
Everything blends into a universal soup
which you swallow like a tasteless Sacramental bread.
Each bite
holds five million years of sorrow,
five million years of ashes
of crashed egg-shells.
Throughout the human heart’s deep cave
painful notes of oblivion resound.
They keep on building big, soaring towns.
They keep on toiling without any purpose.
They don’t give up sleeping in any
of their ordinary dreamless nights.
Under this ground we step on,
another human race lives.
Its people are great, sombre, passionate.
They make their way up to the earth’s inmost depth.
They wait with a fearsome patience.
They are the avengers of the meaningless one.
They will rise when everything wrecks
and turns into dust.

(from Morbi Dei, 1985,
Ed. Corregidor, Buenos Aires)


Cultural Profile

     Eduardo Sanguinetti is a publicist, a poet, an actor, a philosopher and a civil activist that comes from  Buenos Aires, Argentina. With his moral profile, he fits the bright gallery of the absolute seekers and rebellious men who are constantly contradicted by the prosaicness, the triviality and the mediocrity of the everyday life. He is a collaborator and a friend of “Contemporary Literary Horizon” since 2010.

Daniel Dragomirescu
Traducere în limba engleză de
Iulia-Andreea Anghel
Universitatea din Bucureşti


Donnerstag, 11. Juni 2015

Die ganze Welt in einer Bibliothek



INTERCULTURAL HORIZONS: "BIBLIOTHECA UNIVERSALIS"




 

 I.Libros publicados. Published books
 
     2014  

1. Niza Todaro (Uruguay), “Siempre existirá un mañana”

2. Donald Adamson (Finland), “Histories and Happenings”
3. Antonio Arroyo (Spain), “Subirse a la luz”
4. Isa Guerra (Spain), “Fragmentos de un mar de estío”
5. Luís Ángel Marín Ibáñez (Spain), “Fantasía en do mayor / Fantezie în do major”
6. Douglas Lipton (United Kingdom), “Lost Sister”
7. Katherine Gallagher (United Kingdom), “The Year of the Tree”
8. Calogero Restivo (Italy), “Oltre l’orizzonte. Dincolo de orizont”
9. Martin Bates (United Kingdom), “The Spring of the Poet”
10. Andrés Morales (Chile), “Poemas escogidos”
11. Paul Sutherland (Canada-United Kingdom), “A Sufi Novice in Shaykh Effendi’s Realm”
12. Félix Martín Arencibia (Spain), “Muestrario de esperanzas ciertas”
13. Neil Leadbeater (Scotland), “The Fragility of Moths”
14. Mike Bannister (United Kingdom), “The Green Man”
 
      2015

15. Alex Kudera (United States), “Over Fifty Billion Kafkas Served” (first edition)

16. Juana Castillo (Spain), “Zarzuela literaria”
17. Raymond Walden (Germany), “Die Fallstricke des Interimsmenschen”
18. Carmen Troncoso (Chile), “Al Sur de las Mariposas”
19. Martin Sosa Cameron (Argentina), “Interior del sueño”
20. Natália Canais (Portugal), “Moldura de saudade”
21. Rocío Espinosa Herrera (Spain), “Glosario de versos”
22. Rosario Valcárcel (Spain), “Himno a la vida”
23. Anna Rossell (Spain), “Alma escarchada”
24. Luís Benitez (Argentina), “El poema de hierro”
25. Morelle Smith (Scoland), “The Definition of Happiness”
26. Sonia Kilvington (Cyprus), "Dangerous Love"
27. Luís Ángel Marín Ibáñez (Spain), “Fantasía en do mayor / Fantasy in C Major”
28. Theodoro Elssaca (Chile), “Santiago bajo cero”
29. Carla Delmiglio (Italy), “Prima delle parole”
30. Anne Stewart (United Kingdom ), “Only Here till Friday”
31. Sally Evans (Scotland), “The Grecian Urn”
32. Claudio Sottocornola (Italy), “Fin de siècle”
33. Aquiles García Brito (Spain), “El Vendedor de caracoles”
34. Ettore Fobo (Italy), “Musiche per l’oblio”
35. Jean Taillabresse (France), “Nouvelles du pays natal”
36. Carlos V. Gutíerrez (Uruguay), “Olas del alma”



     II.En preparación. In progress

37. Donald Riggs (United States), “Made of Words”
38. Ezra de Haan (Netherlands), “Do You See the Wind in the Grass”
39. Burt Rashbaum (United States), “Blue Pedals”
40. Valerie Fox (United States), “Reading Apollinaire”
41. Astrid Fugellie (Chile), “Los Círculos”
42. Alex Kudera (United States), “Over Fifty Billion Kafkas Served” (second edition)
43. Masud Khan (Canada-Bangladesh), “Carnival Time and Other Poems”
44. Albert Hagenaars (Netherlands), “Bleeding Reliefs”
45. Gilvaldo Quinzeiro (Brazil), “Os Axiomas de São Pedro”
46. Michela Zanarella (Italy), “Coincidenze d’immenso”
47. Dante Gatto (Brazil), “A Ferida e outros poemas”
48. Luís Ángel Marín Ibáñez (Spain), “Fantasía en do mayor/Fantaisie en ut majeur”
49. Calogero Restivo (Italy), “Oltre l’orizzonte. Over the Horizon”
50. Martin Sosa Cameron (Argentina), “Relatos de Córdoba”
51. Matthias Erdbeer (Germany), “Essays”
52. Carmen Troncoso (Chile), “Entrevistas interculturales”

BIBLIOTHECA UNIVERSALIS - ALL THE WORLD IN A LIBRARY



Mit freundlicher Genehmigung der CLH-Redaktion, Daniel Dragomirescu, Bukarest


Dienstag, 8. April 2014

A Message to the Launching of Contemporary Literary Horizon 1/2014


On Saturday, April 12, 2014, 11:00 a.m., the multilinguistic magazine Contemporary Literary Horizon is organizing the annual event called “Intercultural Spring 2014. Romanian and foreign authors and the translation of the contemporary literary text”.

Issue no. 1 (39) / 2014 of Contemporary Literary Horizon, which is in its seventh year of existence, is being launched on this occasion. The content of the new issue is diverse, balanced and includes a wide range of literary texts signed by Romanian, English, Spanish, Portuguese, Italian and German authors. The translations were made by teams of students and translators coordinated by Professor Lidia Vianu and Monica Manolachi, University of Bucharest.
The guests will speak about the magazine and about their own experience as writers and translators.
Editor-in-chief Daniel Dragomirescu is to refer to the evolution of the CLH intercultural project over the last year, since the last meeting with its public in April 2013, as well as to the relationship with the contributors to the magazine, both from the country and from abroad.
In the second part of the event, the audience will listen to music and will be invited to a debate on topics related to translating the contemporary literary text.
Among those expected to participate are: the readers of the magazine, MA and BA students, as well as lovers of literature, culture and intercultural relationships from Bucharest and elsewhere. (Shortened excerpt from a press release by Daniel Dragomirescu)

Dedicated to the editorial team and the audience


“For whom am I writing?
Should I know this?
In any case I am writing for me.
Can I have an idea of
who is able to read and, above all,
who is willing?”

Many authors around the globe may have similar thoughts – the young ones in particular but also the experienced and successful writers.
You never can be sure who your readers are, how they think and interpret your intentions, what they are depending on: traditional believings, fashion, political reprisals, diplomatic cheatings or just the empty behavings of permanent consuming and “chilling out”.

I have put my doubts into perspective since Daniel Dragomirescu – meanwhile a real friend of mine – introduced to me his magazine “Contemporary Literary Horizon”, and I feel honoured by contributing to this multilingual and multicultural publication since 2010.

First I am impressed by the enormous variety of actual literature from so many countries, I appreciate the different styles and purposes of a fascinating and increasing community of authors. And all this is united in one magazine!

My second aspect of valueing CLH is of political nature.
One might suppose that such an example of independency and open-minded creative power would come from one of the leading so-called free nations, but CLH is published in Romania, in one of the younger member states of the European Union.

In my opinion this is a sparkling signal that freedom cannot be regarded as a domain of some “first-world-states” only which, by the way, seem to get tired of freedom as they are acting more and more against democratic principles.
Freedom and democracy stand for humanity worldwide, so they have to be propagated and defended by convincing but nonviolent argumentation.

In this sense I am very thankful especially to the editor in chief, Daniel Dragomirescu, and his competent team for the support of my new philosophy which I call “Cosmonomy” and which is documented in the “Cosmonomic Manifesto”. Several cosmonomical essays have been published in various CLH editions.

So, from Paderborn in Germany, I am sending best wishes for the CLH launching in Bucharest on April 12th, 2014.
Kind regards to all people who join the event at the National Literature Museum and pay tribute to our “Contemporary Literary Horizon”.
Let us stand together in widening our horizons for the benefit of mankind. Humane writing and reading is it worth.

Raymond Walden