„Der Mensch denkt, Gott lenkt.“ heißt ein Sprichwort, das ich entschieden ablehne. „Gott“ lenkt, weil der Mensch nicht denkt. Denn „Glauben“ und „Denken“ werden üblicherweise zwar in ähnlichem Sinne verwendet, bedeuten jedoch Verschiedenes, ja sogar Entgegengesetztes.
Wer sich zum Glauben bekennt, kann oder will nicht weiter denken, als es ihm die Glaubensdogmen vorschreiben beziehungsweise gestatten. Anerzogene Opportunität mag außerdem eine Rolle spielen wie auch eine bequeme Gleichgültigkeit, gar Interessenlosigkeit, die andererseits eine unkritische Leichtgläubigkeit mit sich bringt, vor allem wenn es um das eigene Schicksal, etwa im Gesundheitsbereich, geht.
Das Glauben an Wunder basiert auf anspruchslosen Denkgewohnheiten und stellt im weitesten Sinne Wunschdenken dar. Erfüllt sich ein solcher Wunsch auf wundersame Weise, verstärkt sich der Effekt als psychologisches Placebo und der Heiler, Prophet oder Guru hat selbst dann noch Recht, wenn auf die scheinbare Genesung der rasche Rückfall eintritt.
Nicht konsequent zu Ende zu denken, markiert eine der wesentlichsten Verhaltensweisen des Menschen. Entwicklungsgeschichtlich scheint das „abgebrochene Denken“ sogar die Voraussetzung für den heutigen Status der Menschheit zu sein, denn zweifellos wäre die Geschichte ganz anders verlaufen, hätten die Menschen keine Götter ersonnen. – Eine utopische Voraussetzung natürlich, denn nichts liegt näher, als höhere Mächte zu vermuten, wenn man nicht mehr weiter weiß. Deshalb gibt es ja auch keine götterlosen Kulturen und selbst der Kommunismus wie der Faschismus benötigt den götterähnlichen Personenkult des Führers und der Partei, die immer Recht hat.
Das Prinzip ist stets das gleiche: Weltbilder werden von jeweils prägenden Zeitgenossen propagiert und durch rigorose Strafandrohungen und Vollstreckungen der kritischen Hinterfragung entzogen.
Betrachten wir das antike Bild von der Erde als Scheibe. Ist es nicht signifikant, wie die Frage nach dem Scheibenrand, dem Horizont, und dem Jenseits des Horizonts über Jahrtausende ausgeklammert oder mit irgendwelchen Fabeln zum Beispiel von einem Sonnenwagen, über Planetengötter, Unterwelten und Sphären phantasiereich, aber völlig unzutreffend beschrieben wurde?
Wer Zweifel äußerte, war Außenseiter, zumindest nicht ganz zurechnungsfähig oder einfach kriminell.
Bis zur Gegenwart hat sich kaum etwas an der geistigen Gefangenschaft verändert. Mit anderen Worten: Die Menschheit verharrt in Unreife, sie repräsentiert mehrheitlich den „Interimsmenschen“, vergleichbar dem Pubertierenden auf seinem Weg zum Erwachsenwerden.
Demokratische Gesellschaftsstrukturen bilden da keine Entlastung, denn Meinungen werden sogar durch Mehrheitsbeschlüsse, aber ohne objektive Beweisführungen wiederholt, bis sie schließlich dogmatischen Charakter annehmen, sogar als unangreifbares Tabu überhöht werden.
Bemerkenswert erscheint immer wieder das Denken in völlig unsinnigen Zirkelschlüssen, die noch jede Religion prägen, hier einmal demonstriert am christlichen Glauben.
Wenn es einen persönlichen Gott gäbe, der alles weiß und alles geschaffen hat und weiterhin schafft, dann wäre er ebenso die einzige Ursache für jedes Übel, für den Teufel in Person, denn auch den hat er kreiert. Die Menschheit von diesem Sündenbock und vor allem von dem systemimmanenten sinnvollen Tod zu „erlösen“ durch den qualvollen Tod eines eigenen „Gottessohnes“, gezeugt mit einer eigenen Kreatur sogar auf „jungfräuliche“ Weise, stellt eine abenteuerliche Logik dar. Der geistige Verzehr von Leib und Blut des „Gottessohnes“ in Form der Kommunion, um dem tatsächlichen Lebensende und all den Krankheiten dennoch nicht zu entgehen, ist die deprimierende Fehlleistung von an sich potenten Gehirnen, zu erklären vor allem durch die Angst vor der Sinnleere im Leben.
Diese Leere allerdings mit einer komplex verwobenen höheren Sinnlosigkeit einer Gottheit zu überbieten, die auch in einer „dreieinigen“ Gestalt jeden Verstand überfordert, scheint das eigentliche „Geheimnis des Glaubens“ zu sein.
Zugespitzt: Welchen Sinn hätte es für ein allmächtiges Wesen, ohnmächtige Wesen zu erschaffen, um sie in „Gute“ und „Böse“ einzuteilen, zu belohnen, zu verdammen, obwohl der „Allmächtige“ doch von vornherein wüsste, wer wo landete? Zirkelschluss wie ein Kurzschluss!
Menschlichkeit wird ganz andere Wege beschreiten müssen. Doch leider bedient sich auch die Musterdisziplin der Aufklärung, die exakte Wissenschaft, besonders in den Grenzarealen fortschrittlicher Erkenntnisse esoterikähnlicher, dogmatischer, pseudoreligiöser Postulate.
Es mögen noch so umfangreiche mathematische Berechnungen einen „Urknall“ als Entstehungsmoment des Universums stützen, es bleibt die häufig schon als Ketzerei diffamierte Frage: Was war vor dem „Urknall“?
Mit dem „Big Bang“ eine Singularität zu konstatieren, die sich mit aller herkömmlichen, bewährten Wissenschaft nicht vereinen lässt, gleicht der Ausrufung einer Religion, sic!
Abgesehen davon, dass sich bei der Rückwärtsberechnung des „Urknalls“ alle möglichen Probleme von Beobachtungen, Messungen, Deutungen und Interpretationen gewaltig häufen, sorgt – wie gehabt – die permanent Wiederholung durch bestimmte Protagonisten im medialen Verbund für eine allgemeine, völlig unverstandene, ja konfuse Akzeptanz. Nur wenige Fachausdrücke mögen dem physikalisch versierten Leser Gedankenanreize bieten: Expansion des Universums, Hubble-Konstante, spektrale Rotverschiebung, Hintergrundstrahlung, pulsierendes Universum, Isotropie, Raumkrümmung, Gravitationslinsen, Schwarze Löcher, Wurmlöcher, Dunkelmaterie, Antimaterie, Vielfachdimensionen etc, etc.
Was hat man sich bitte unter einem „gekrümmten Raum“ vorzustellen, wenn wir zunächst einmal die Sprache als Verständigungsmittel gelten lassen? Ein Raum ist definiert durch seine Begrenzungen und durch sein Volumen. Die Orientierung im Raum unterliegt drei Dimensionen (Koordinaten), die sich von seinen Grenzen ableiten, im einfachsten Falle Länge , Breite, Höhe. Sind die Begrenzungen „krumm“, wird der Raum etwa einer Kugel dadurch so wenig „gekrümmt“ wie er sonst „gerade“ sein kann. Linien, nicht Räume, mögen krumm sein, es sei denn, ich will etwas ganz anderes behaupten, das mit herkömmlichem Raum nichts gemeinsam hat. Dann sollte ich das Wort Raum ehrlicherweise so nicht verwenden, es nicht missbrauchen.
Lichtstrahlen verlaufen bekanntermaßen absolut gerade, zum Beispiel verwendet man in der Technik Laserstrahlen zur exakten Geradeaus-Justierung. Andererseits lässt sich Licht, wissenschaftlich exakt bewiesen, durch starke Gravitationsfelder ablenken.
Gemäß der Raumkrümmungs-Behauptung soll ein entsprechend intensiver Lichtstrahl, theoretisch der Krümmung folgend, wieder am Ausgangspunkt anlangen.
Stellt man sich das konkret vor, wird schnell deutlich, wie physikalisch alles andere als „exakt“ solche Theorien lediglich Ansichtssachen, das heißt Glaubensäußerungen vor allerdings mathematischem Hintergrund beschreiben.
Der Lichtstrahl verlässt also die Erde und schwenkt auf eine „Raumkrümmung“ nach links, rechts, oben, unten und unter beliebigem Winkel ein. Der Krümmungsradius ist nicht bekannt, denn man kennt weder das Zentrum, noch die Grenzen des Universums, nimmt aber an, dass es „expandiert“. In diesem schwammigen Gedankenkonstrukt gibt es keine Koordinaten, keine Geschwindigkeitsangaben außer der Lichtgeschwindigkeit und dennoch trifft der hypothetische Lichtstrahl irgendwann ebenso hypothetisch wieder seinen Ausgangspunkt.
Die Qualität der Spekulation bleibt indiskutabel und erinnert zwangsläufig an die alte „Erdscheibe“, an den erwähnten „Urknall“ – oder auch an „Christi Himmelfahrt“; sie avancierte aber zum „Weltbild“.
Nun, durch exakte Naturwissenschaft wurde die Scheibengestalt falsifiziert, widerlegt durch replizierbare Messungen und Beweisführungen, durch jene Methoden, die einzig und allein zur Ergründung zuverlässiger Fakten führen.
Fehlen entsprechend sichere Erkenntnisse, sollte dies für jeden verantwortlichen Wissenschaftler der Grund sein, entweder zu schweigen oder aufrichtig das Nichtwissen einzugestehen.
Nach wie vor indes hängen Wissenschaft und Forschung von Spekulation und Prophetie ab, diskreditieren sich selbst, reihen sich ein in den Esoterik-Markt, in das religionsähnliche Nachbeten von fixen Ideen.
Was als „Aufklärung“ zunächst begeistert begrüßt wurde, verstrickt sich bisweilen in orientierungslose Phantastereien auch unter dem Pseudoanspruch von „Glaubenswahrheit“ und der tatsächlichen und traditionellen Hingabe an den Wahnwitz. Er ist inhuman, erzeugt Verunsicherung, macht dem Menschen Angst vor der Wissenschaft, die im Gegensatz zu Göttern das Zeug hat, das Leben objektiv zu erleichtern. Dazu müsste Wissenschaft, wie so häufig schon in früheren Zeiten gefordert, frei sein. Ideologien stehen dem kompromisslos entgegen, malen ein Bild von drohenden Auswüchsen freier Wissenschaft aus, um die Kontrolle über alles Forschen zu behalten, Forschung und Forscher subjektiv nicht zuletzt durch Finanzierungen zu steuern.
Wir erleben den wenig Hoffnung vermittelnden Zustand, dass Regierungen hilflos zwar den Ratschlägen von völlig unfähigen, weil unfreien Wirtschaftswissenschaftlern folgen, den Warnungen der exakten Wissenschaften jedoch untergeordnete Aufmerksamkeit schenken, mehr noch, unter dem Deckmantel von exakter Wissenschaft blühen Pseudowissenschaften wie beispielsweise das unverantwortliche, Intelligenz verhöhnende Klima-Szenario.
Ständiges Angsterzeugen und ebenso permanentes Wegschauen, um penetrant schönzureden, Bildung und soziale Bindungen zu vernachlässigen, gewaltig aufzurüsten und gleichzeitig über den Frieden zu lügen: Das ist der unmittelbar bevorstehende „Urknall“.
Vielleicht wird er ja einfach verschlafen oder eben doch in göttlichem Delirium besungen werden.
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