Gebete basieren auf Emotionen, nicht auf Dummheit oder Intelligenz, denn sie werden formuliert aufgrund von Einübungen, die praktisch mit der Taufe beginnen und jede kritische Komponente auch des intelligentesten Gehirns lahm legen, sodass mehr oder weniger zufällig nur wenige Menschen den Täuschungen des Gebets entkommen.
Man vergegenwärtige sich einmal den indoktrinierten „Gott“, „Jahwe“, „Allah“, etc., an dessen „Ohr“ ständig Milliarden(!) Gebete dringen: Israelis flehen um das Wohl ihres Landes, die Palästinenser ebenso, der Celtic Glasgow-Fan bittet um den Sieg gleichzeitig wie der Glasgow-Rangers-Freund, die deutschen Christen beteten mehrheitlich für Hitler, die Menschen in den anderen Nationen jeweils für ihre Regierungen und Soldaten. Alle zogen mit Gottes Segen in das größte menschliche Inferno. Und der Marsch setzt sich fort.
Das wäre Gott, wenn er denn wäre!
Die imaginäre Nichtgestalt hätte in ihrer Allwissenheit die Welt bis ins letzte Detail geplant und erschaffen, also Gut und Böse gegenüber dem Menschen zu verantworten, den sie quält bis zu seinem Tod, die Gläubigen meinen sogar darüber hinaus, vielleicht auch belohnt.
Stirbt ein Mensch gemäß dieses Weltenplans an einem konsequent ablaufenden Krebsleiden, bilden sich tatsächlich die Gotteskinder ein, der höhere „Lenker“ hätte sich nur vertan, und man könnte ihn mit dem Stammeln von Gebeten umstimmen, damit der Kranke genese. Dabei müsste Gott vorher sowieso schon „wissen“, dass für den Sterbenden gebetet wird.
Sogar ein seniler Papst wird im Sterben von Millionen Gebeten begleitet. Wozu? Soll er niemals enden, „ewig“ auf Erden wirken? Oder schätzt man ihn so sündig ein, dass die Gebetsorgien ihn vor der „Hölle“ retten sollen, die Gott im Falle eines Falles auch für ihn angefeuert hätte, obwohl der „Stellvertreter Christi“ sich zu Lebzeiten sogar dem Ritual von Teufelsaustreibungen hingab? (Frühere „heilige Väter“ veranstalteten ganz andere Orgien.)
Der Ablauf des gesamten katholischen Gottesdienstes erinnert unwillkürlich an Szenarien von Sportveranstaltungen, wo sich Mannschaften vor Spielbeginn eng versammeln, um sich gegenseitig durch Gesten und laute Schlachtenrufe anzuspornen. Nichts anderes stellen die sich häufig wiederholenden Gebete und Anrufungen Gottes in der Messe dar. Ist der „Schöpfer“ schwerhörig oder vergesslich, dass man ihn immer wieder neu loben, ihm den Glauben an ihn bekennen und dieselben Bitten bis zum Überdruss replizieren muss, sich sogar bedankt, dass man an „Ihn“ glauben darf, auserwählt ist?
Die Funktion ist eindeutig, die Glaubensbrüder und –schwestern sollen durch das Gebetsmühlenhafte, durch die Religion gefesselt werden, denn wenn der für alle unausweichliche Tod eintritt, hilft kein Gott: Der Tote ist tot und die Gläubigen sind so erschüttert, in ihrer Verlassenheit müssten sie doch eigentlich jubeln über das Glück des Verstorbenen. Aber so weit reicht der Glaube trotz aller Litaneien nicht. Offensichtlich bewahrt die Natur selbst dem getäuschtesten Gehirn noch einen Rest Skepsis, die im Focus menschlicher Endlichkeit aufkocht und um so dramatischer wirkt, je weniger der Geist zuvor an aufgeklarten Gedankengängen teilnehmen konnte.
Leid legitimiert jede Suche nach Linderung.
Allein, das Gebet verstärkt das Leid durch seine Lebensabgewandtheit und die faktisch regelmäßig folgende Enttäuschung, die wiederum durch Gebete verkraftet werden soll.
Bis auf die begrenzte Wirkung als Placebo im Einzelfall bezeugt das Gebet die geistige Kindlichkeit des Menschen, denn das Erwachsenwerden wird verhindert durch Unlogik, die man als „Geheimnis des Glaubens“ tarnt und ideologisch eintrichtert.
Wenn die Aufklärung, die es ja gibt, nicht endlich wacher wird, mag bei wachsender Zahl der Menschen das letzte „Amen“ immer wahrscheinlicher aufkeimen. Der Irrsinn unterbräche aber nur einen Teil der Evolution, übrigens nicht untypisch.
Deshalb ist Optimismus auch über weitere Generationen angeraten, lohnt es sich doch, auf Verstandesebene den Religionen zu begegnen, und zwar in allen menschlichen Bereichen.
Ein eher oberflächliches, aber dennoch viel Wahrheit enthaltendes Sprichwort heißt:
„No risk, no fun. – Ohne Risiko kein Spaß.“
Das Leben bietet einen solchen Reichtum an Schönem, dass der naturalistische, religionsfreie Denker mutig sein Risiko eingehen kann, das bei genauer Betrachtung keineswegs Leichtsinn, gar Waghalsigkeit birgt, denn es beschreibt nichts anderes als das uralte „Carpe diem!“ – Vierundzwanzig Stunden Helligkeit und Nacht, zum Verstehen, zur ethischen Wertschätzung und zum Genießen.
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