„Um uns tobt der Wahnsinn,“ raunt der Kabarettist, das Publikum biegt sich vor Lachen, stimmt dem Komiker zu, obwohl es in der Kürze des Auftritts nur glaubt zu verstehen, denn es ist das Publikum selbst, das Volk, das auf die Schippe genommen wird.
Somit ist sichergestellt, dass sich auch nichts am „Wahnsinn“ ändern wird, denn daran möchte die Gesellschaft in ignoranter Verkennung sowieso festhalten. Dem Bühnenschelm blüht keine Gefahr, ganz im Gegenteil, man schätzt ihn.
Anders hingegen steht der Analytiker des „Wahnsinns“ da, man mag ihn nicht, fürchtet ihn, macht ihn gerne mundtot, denn er kann Gaudi bestenfalls nach der Anstrengung in Aussicht stellen. Und Anstrengung meint Verbesserung der „wahnsinnigen“ Verhältnisse, also Ursachenforschung und Kausalität, nicht Wunderglaube und verlogene Schönfärberei.
Er ist nicht der Misanthrop, sondern schöpft seinen, angesichts der ideologischen Massen-Verblendungen eher skeptischen Optimismus aus den begeisternden objektiven, nicht modisch vorgegaukelten Naturgesetzen.
Träge Unbildung, schwerfälliges Fachidiotentum und wachstumsfetischistische „Macher“ sinnieren über Globalität, während die Grenzen ihres Denkens an den Haarspitzen oder kahlen Schädeln gezogen sind.
„Wahnsinn“ ist mehrheitsfähiger denn je, war es aber immer schon. Wenn die Mehrheit den „Wahnsinn“ favorisiert, wird in allen bestehenden Gesellschaftsordnungen der Aufklärer leicht zum auszugrenzenden „Weltfremden“. Das allerdings muss ihn nicht sonderlich belasten, solange ihm nicht zum Beispiel in einem demokratischen Staat Gewalt angetan wird; in allen anderen Staatsgebilden wird man kurzen Prozess machen.
Die denkende junge Generation muss wissen, dass sie raffinierten Versuchungen unterliegt. „Denkend“ definiere ich als „nicht glaubend“.
Mein persönliches Bemühen ist es, mich der geradezu virtuell unnatürlichen Welt der ideologischen Paragraphen, der medialen Aufwertung menschlicher Verlogenheit, Gewalttätigkeit, kurz, der in Dummheit begründeten Menschenverachtung zu verweigern – nicht durch Resignation, sondern durch einen Antrieb, den ich beinahe in jedem Augenpaar erkenne: Sehnsucht nach Angstfreiheit.
Sie empfinden das als kitschig?
Das ist Ihr gutes Recht in einer Demokratie.
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