Aphorismen
zum Nachdenken und Zitieren:
3639
Verfällt
die Universität der Religionsausübung, gleicht das einem Suizid.
3640
Spekulationsmedien
wissen im Voraus zu berichten, anzustacheln, Emotionen zu wecken,
aufzuheizen, aufzuhetzen, einzuhämmern, zu urteilen, ehe überhaupt
ein Ergebnis vorliegt. Lügen werden dabei auch schon einmal
verschwiegen, Wahrheiten verdreht.
3641
Völker
gedenken ihrer auf den Schlachtfeldern verbluteten Helden, die in den
Krieg gezwungen wurden, sich gegenseitig zu ermorden.
Meine
Gedanken gelten mehr noch den gegenwärtig und künftig erzwungenen
Opfern der schießenden Unbelehrbarkeit.
Ich
will laut denken – und verstumme immer wieder vor Entsetzen.
3642
Dem
Erkenntnisgewinn sollte die praktische Umsetzung folgen, doch dieser
Konsequenz stemmen sich Märchen und Gewohnheiten entgegen.
3643
In
gläubigen Gesellschaften fühlt sich die Mafia beheimatet.
3644
Amtliche
Perücken kaschieren den Glatzkopf und seine bisweilen exorbitante
Haarigkeit.
3645
Es
gibt keine denkenden Modepuppen.
3646
Man
erklärt den Menschen für schuldig von Geburt an und nimmt ihn schon
als Säugling in Besitz, versklavt ihn, dass er niemals frei denke,
geschweige denn handele, ganz im Gegenteil, dass er seine Geist- und
Leibeigenschaft nie erkenne und sie derart umnachtet weiter vererbe.
3647
Das
Glück, religionsfrei zu sein, verpflichtet auch zu einem Minimum an
Hilfeleistung für jene, die nach Freiheit streben, und sei es nur in
der Bestätigung der Rechtmäßigkeit des Verlangens, sei es die
Zerstreuung ihrer Zweifel, sei es der aufrichtige, nicht durch
diplomatisches Geschwätz entwertete Zuspruch.
3648
Wo
„Kirche“ kann, knebelt sie täuflisch teuflisch.
3649
Religion
heiligt Phantasien und Lügen. Das zu verschweigen, kommt einer Lüge
gleich.
3650
Die
Masse verharrt in sich so eingefangen, so träge, abgeschottet
uninformiert, dass ihr der Zustand nicht ins Bewusstsein rückt.
Kommt aber der Koloss in Bewegung, donnert er zu Tal mit
beschleunigender Schwer- und Zerstörungskraft. Masse ist immer, erst
recht als Menschenmasse, geballtes Risiko. Jede nur denkbare und
rückwärts gewandte Primitivität ruht als potentielle Energie im
Massenwahn der Ideologien.
3651
Der
Herbst stürmt und schweigt, er leuchtet in warmen Farben und ergraut
neblig kalt, er erntet die aromatische Frucht, genießt und sorgt
vor, geht zeitiger schlafen, steht später auf. Alles ist ihm dank
seiner Reife erlaubt, er lebt abwechslungsreich, unbürokratisch und
sehr natürlich abseits von Weltbildmärchen.
3652
Manche
Männer stehen zu ihren Tränen, manche Frauen keifen tränenreich.
Denke
ich an „Gender“, kommen mir Tränen vor Lachen und Zorn.
©
Raymond Walden