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Mittwoch, 14. April 2021

Klage an traurigen Tagen

 


Häufig schwindet das Leben langsam leidend, lange bevor es endgültig erlischt. Als „Menschheit“ überzieht es gleichsam einem ungezügelten Dornengestrüpp den Globus, kaum fähig, sich angesichts seiner verworrenen Stacheligkeit zu kultivieren, eher stattdessen zu verholzen, ja gar in langer Historie zu versteinern.

Das Chaos begünstigt grassierendes Wachstum im Verlust der Bedeutung eines einzelnen Triebes, eines Blattes, einer Blüte wie der Frucht.

Insekten, Vögel und Ungeziefer nisten sich ein im ungastlichen Buschwerk, dem allenfalls ein Feuer zur Trockenzeit Einhalt gebietet.

Es gibt keine ordnende Hand, keinen Verstand, kein umfassendes Bewusstsein etwa für Zeit, Raum und Humanität, nur stupides Wachstum, in welchem einige Zweige bevorzugte Plätze an der Sonne behaupten.

O Menschheit, du Auswuchs der Sinnlosigkeit!

Deine Bestimmung liegt nicht in diesem, deinem in die Negation führenden Wachstum, doch die Evolution hat dich noch nicht darauf vorbereitet, dich selbst als würdigen Menschen zu erkennen und in gewaltfreier Vielfalt zu akzeptieren. Den zarten Beginn einer erhellenden Aufklärung geißelst du in und mit deinem Dornengeflecht, aber du bist nicht „die Welt“, sondern lediglich eine armselige Marionette am Faden deiner Dummheit, an dem allerdings längst nicht mehr alle Menschen strampeln und tanzen.

Mehr Licht!“ soll ein Dichterfürst auf seinem Sterbebett erbeten haben.

Schalten wir es ein, wann immer wir können!

Möglichst lange vor dem Sterben.

 

 

 

Samstag, 8. August 2020

Menschliches Glauben: Leere Lehren, Leere lehren! (S. 128)


August 1998

Spielen wie Flasche leer“, frei zitiert nach dem Ex-Bayern-Trainer, markiert belustigend wie traurig den Gesamtzustand derer da in (noch) Bonn und in den Provinzkapitalen von sogenannten Freistaaten deutsch-regionaler „Streusandbüchsenmentalität“, die sich ebenso friesisch platt wie rheinländisch schunkelnd oder „alpiaviolett“ äußert. Aus den zeitgenössischen Hofburgen werden die „demokratischen Dogmen“ verkündet, die kein anderes Ziel aufzuweisen scheinen, als die Demokratie auszuhebeln. Leere Lehren sind nicht nur inhaltslos, sie sind wertlos, weil falsch!

     Geradezu ein Klassiker innerhalb dieses Vakuums ist die Bildungsstrategie, die natürliche Begabungsunterschiede in Gleichmacherei auflöst, indem sie Leistungen durch psychosoziologische Parawissenschaft nicht nur verwässert, sondern im Ergebnis sogar diffamiert. Die daraus zu folgernde hohle Sinnigkeit ist unbeschreiblich breit: Arbeitsplätze müssen angeblich durch massenhafte Waffenlieferungen an streitende Staaten erhalten werden, die mit dem zerstörerischen Instrumentarium unfassbares Leid erzeugen, das wir dann durch lächerliche Caritasspenden ein wenig lindern.

     Unendlich ist diese Leere; sie dokumentiert sich exemplarisch in zwei kaum gewürdigten Vorgängen. Bundeskanzler Kohl ernennt einen Herrn von der Bild-Zeitung zu seinem Wahlkampfmanager, denn „Bild“ entspricht offensichtlich dem Niveau des Herrn Kanzlers oder aber dem IQ, den der Kanzler seinem Wahlvolk zubilligt. Er selbst hält sich auf großen Wahlplakaten für „Weltklasse“. Damit befindet er sich in der feinen Gesellschaft des NRW-Ministerpräsidenten Clement, der wiederum den RTL-Chef Thoma zu seinem Medienexperten (mit hoher Entlohnung) beruft, ausgerechnet jenen Mann, der auch für extreme Schwachsinnssendungen als Repräsentant dasteht. Und dieselbe NRW-Regierung glaubt wie andere Institutionen und Hochschulen, Lehrer müssten „Medienerziehung“ wider Gewalt und Pornografie in den Schulen veranstalten. Es soll leeres Stroh gedroschen werden vor Ort in den Klassenzimmern, in end- und ergebnislosen Lehrerkonferenzen, von hochtrabenden sogenannten Fortbildungen gar nicht zu reden.

     Freilich viel prunkvollere Hoch-Zeiten feiert die leere Lehre in Unternehmen und Konzernen, die ihre leitenden Angestellten zu wahren Wahnsinnsseminaren delegieren. Keine noch so schräge psychopathische Idee kann davor abschrecken, die Untergebenen zu irritieren, gefügig zu machen und im Sinne des Unternehmens als Vervielfältiger der höhersinnigen Sinnleere zu rekrutieren, selbstredend steuerlich absetzbar.

     Bunt wäre das Kaleidoskop leerer Lehren, deprimierend gar der „Befehlsnotstand“, leeres, unsinniges Zeug lehren zu müssen – und diesen Sud andererseits lernen zu sollen – immer eingedenk, dass fähige und auf der Höhe des Zeitgeists schwebende Wissensvermittler dies mit voller Überzeugung im Hinblick auf eine geistige Erneuerung tun.

     Drei Tage Sonnenschein im deutschen Sommer rufen bereits die Ozonfetischisten auf den Plan und treiben selbst die weniger Überzeugten zu freilich lächerlichem Aktionismus: Autos mit ungeregeltem Katalysator sollen nicht mehr fahren, Ozontickets sollen dem unbelehrbaren Germanen das öffentliche Vehikel schmackhaft machen, weil „Grünspinnerte“ bei Sonnenschein generell in Tränen ausbrechen. Gestern noch schickte man Patienten zu Kuren in Ozonbäder!

     Ach und erst die Gen-Problematik! Will man doch allen Ernstes Flecken auf dem Kleidchen der Monika Lewinski mit dem Sperma des US-Präsidenten vergleichen. Und irgend so ein Professörchen – freilich eine anerkannte Kapazität auf dem Ernährungssektor – muss nun eingestehen, dass seiner Bestätigungen der Schädlichkeit genmanipulierter Futterkartoffeln für Ratten eine schlichte Verwechslung der Versuchsreihen im Labor zugrunde liegt.

     Die Überschwemmungen in China, dort schon Tradition, haben ihren Ursprung neuerdings im „Schwesterchen“ von „EL Niño“, jener Fata Morgana, der selbst seriöse Wetterpropheten verfallen sind. Alle wissen offensichtlich, um was es geht, aber keiner tut etwas, denn sie ahnen vielleicht, dass sie einem gewaltigen Worthülsensalat aufsitzen: das ist die eigentliche Leere.

     So nährt sich manches Problem aus seinen eigenen Abfällen: Der Bettler wühlt im Abfalleimer der Zivilisation, der Bordellbetreiber philosophiert nicht, ob es das Zölibat, der Zölibat oder die Ehe heißt.


© Raymond Walden 

 

 


 

Samstag, 1. April 2017

Sequenzen von Skepsis (263)

Aphorismen zum Nachdenken und Zitieren:

3375
Die absolute Sinnlosigkeit des Daseins treibt den Menschen in den religiösen Wahnsinn mit all seinem exzessiven Selbstzerstörungspotenzial. Demütiges Anerkennen des Nichtwissens um den Sinn wird daher zur ersten Voraussetzung einer friedlichen Lebensbewältigung. Dem folgen muss aber die Kultivierung des Wissens um die Naturgesetze und ihre zu optimierende Nutzung zur Lebenserleichterung und zur Begründung von Humanität und Würde und zur Verankerung von durch intelligente Einsicht begründeter Ethik und Moral.

3376
Die religiösen „Werte“ geerbter Vergangenheit bilden erst recht in der Gegenwart völlig inhumane Orientierungen. Aus religiösen Massenüberzeugungen erwachsen heutige Trumps, Putins, Erdogans, Netanjahus, verdichten sich Nationalismus, Rassismus, Hegemonialbestrebungen, unfairer Welthandel und immer wieder Kriege.

3377
Von Ignoranz umzingelt, bedrängt durch konsumgefräßige Massen, bekennt sich der freiheitliche Geist zu innerer Einsamkeit, auch zu innerer Emigration, um eine ganz andere Sprache der Deutlichkeit zu formulieren und Freunde anderswo und wann auch immer anzutreffen.

3378
Die Gleichschaltung der Massen wird durch gedanklichen Kurzschluss herbeigeführt, das heißt, durch Überbrückung des Gehirns.

3379
Demokratie toleriert nicht die eigene Zerstörung, es sei denn, es handelt sich um eine getrürkte Demokratie, erpressbar durch vertragliches Fehlverhalten und prinzipielles Versagen.

3380
Nihilismus und Religion gebärden sich identisch in der Abwertung des faktischen Lebens hier und jetzt.

3381
Was der Menschen seinesgleichen antut, was er an Tieren verbricht, widerspricht sogar seinen Göttergespinsten, charakterisiert ihn als „göttlichen“ Flop mit zumeist ignorierten Optionen der Menschwerdung.

3382
Wenn demnächst der Interimsmensch Computern beischläft, sie schwängert und den Nachwuchs austragen lässt, spätestens dann wollte ich nicht leben.

3383
Je höher die gewaltigsten Turmuhren, desto tiefer der Fall in der irrigen Zeitdeutung durch den Menschen.

3384
Der wirkliche Mensch hört auf und in sein Herz rechtzeitig und sorgsam und nicht erst, wenn es stolpert.

3385
Ich schlage meine Schrift in hartes Felsengestein und sehe, wie Murmeltiere darüber hinweghuschen, Böcke darauf herumspringen, Geier darüber kreisen. Es liest nur der Wind und raunt mir zu: „Du schreibst zu hoch, zu hart, zu tief, zu groß, zu flach, zu schroff, zu fließend, zu kalt, zu scharf, zu deutlich – zu heiß. “Sag' es weiter“, antworte ich, „dich wird man verstehen, eines Tages.“

3386
Diplomatisch herumzueiern, während gleichzeitig andere zu Tausenden darben und sterben, dem begegne ich mit ehrlicher Geringschätzung.

3387
Das Schreiben ist kein Mysterium, sondern die lustvolle Dokumentation einer Freude am Denken, der Essenz unseres Lebens.

3388
Gegen Fug und Recht: Mit Lug und Trump zum Fake!


© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.de 


 

Sonntag, 15. Juni 2014

Irrwitzige Vaterländer


Jeder Krieg beginnt mit dem Mord an der Wahrheit.
Er wird ausgeführt im Namen des Vaterlandes und in geheiligter Kumpanei mit der „gottgegebenen“ Auserwähltheit, die sich seit Jahrtausenden zuverlässig als wahrheitstödlich erwiesen hat.
Was ist denn Vaterland? – Kaum mehr als eine Imagination, fokussiert auf das jeweils aktuelle Herrschaftssystem, weitestgehend instabil und variabel, das heißt, gar nicht existent, was ein Blick in den Geschichtsatlas beweist: Länder kommen und gehen, werden zusammengerauft und zerschlagen sich innerhalb weniger Jahre, sogar innerhalb einer Generation.
Entsprechend sinnlos sind die Opfer, welche die Vaterländer in ihrer ungeistigen Überhöhung vom einzelnen Menschen fordern, sinnvoll erweisen sie sich gegebenenfalls nur dem Regime, bis es eines Tages doch zerbricht.

Die deutschen Soldaten beider Weltkrieg opferten ihre Leben wie die ihrer getöteten Gegner absolut sinnlos. Gleiches gilt für alle anderen Nationen: für die Russen, denen ein Stalin zu Hause seinen Sinn gewaltig beibrachte, für die jungen GIs, die in der Normandie in die deutschen Feuergarben geschickt wurden, um einen US-Kapitalismus zum Sieg zu führen, der die USA nicht etwa in den Frieden, sondern von einem Krieg in den nächsten ermunterte. Sinnlos all die Toten in Japan, in Vietnam, im Irak etc. etc., profitabel aber für fette Kriegsgewinnler im vaterländischen Habitus – Verbrecher ohne Verfolgung.

Sinnlos all die Opfer und Qualen der Zivilbevölkerungen, sinnlos aus sich heraus alle religiösen Friedenshoffnungen, da Religion die Lunte jedes beliebigen Krieges zündet.
Sinnlos noble Friedenspreisträger, die in Wahrheit Terroristen sind, terroristischen Systemen zuarbeiten, perfide Morde begehen, Arbeits- und Gefangenenlager betreiben, permanent aufrüsten und ausspähen, den Menschen und die Menschheit foltern, um lediglich eigene Wahnsinnsinteressen durchzusetzen.

„Strategische Partnerschaften“ (gemeinsames Verstoßen gegen die Menschenrechte) sorgen dafür, dass immer und überall die Waffenarsenale gefüllt sind, um im Namen von Vaterländern die nächsten Generationen von vaterlandstreuen Schafen abzuschlachten oder im Stellvertreterkrieg verbluten zu lassen.

Wer Waffen baut, will töten. Wer Waffen exportiert, will töten lassen. So einfach ist die Wahrheit!

Unerträglich natürlich für alle traditionell Vaterlandstreuen, die in Ermangelung wirklicher Werte Wahrhaftigkeit immer am Blutzoll messen.

Gäbe es doch nur eine Verteidigung mit klarer geistiger Diskussionsführung und vorausschauender Politik!

Stattdessen vernehmen wir beispielsweise von deutschen Politikern, die gerne auch bei Kirchentagen auftreten, dass sich das wiedererstarkte Deutschland weltweit militärisch engagieren müsse.
Nie wieder sollte aber von diesem „Vaterland“ Krieg ausgehen!
So der allgemeine Schwur der Deutschen nach 1945, der freilich nach und nach den militaristischen Alliierten gar nicht mehr gefiel, sie fordern Beteiligung an Lasten für ihre Kriegsgeschäfte.
Schon seit einigen Jahren behaupten Wahrheitsverdreher, die deutsche Freiheit werde auch am Hindukusch verteidigt.
Der Kreis schließt sich: Die Lüge fordert wieder sinnlose Opfer zugunsten eines irrwitzigen Bildes vom „Vaterland“, das nunmehr kapitalistische Interessen wieder über den Wert menschlichen Lebens stellt.

Dieser Verrat des Wortes „Vaterland“ wird folglich auch das Programm einer reformierten „familienfreundlichen“ Bundeswehr, die die „besten“ jungen Menschen international zum Morden und Sterben befehlen will.

Es macht müde, ein Deutscher zu sein.
Die meisten dieser Zeitgenossen schlafen sowieso (schon wieder). Ich will damit überhaupt nicht meine deutsche Herkunft leugnen, bin aber gerade deswegen Pazifist, Kosmopolit, frei von Religion und stehe zu kosmonomischen Grundsätzen, zu einer konsequenten Fortentwicklung der freiheitlich-demokratischen Menschenrechte.




Sonntag, 30. März 2014

Sequenzen von Skepsis (172)


Aphorismen zum Nachdenken und Zitieren:


2161
Spricht der Mensch im Chor, befindet sich sein Verstand im Leerlauf.

2162
Alles sagt mir etwas, doch die Menschheit verstehe ich erklärlicherweise am wenigsten.

2163
Die Sichtweite naiver Gehirne reicht nicht einmal bis zum Horizont und auch nicht zum eigenen Kern.

2164
Irren wird menschlich nur in der Korrektur.

2165
Nichts anderes stellen die nie endenden Massenabschlachtungen von Menschen dar als die Eskalation der tatsächlichen Sinnlosigkeit des Lebens zur alles bestimmenden ideologisierenden Absurdität.

2164
Frieden ist ein Sinn des an sich unerschlossenen Lebens,
Sinn des Krieges besteht im Töten,
die Kämpfer ermorden Feinde und ihre eigene Menschlichkeit.

2165
Religion beweist sich in der gegenseitigen Konkurrenz als völlig unzureichendes Sinnversprechen in einem bisher von niemandem wirklich verstandene Sein.

2166
Götterglaube verballhornisiert das Eigentliche, das Rätselhafte des gesamten Universums.

2167
Beschnitten, geistig und körperlich, feiern Religionen die Menschentfremdung als Initiation.

2168
Die Unvollkommenheit der realen Welt besitzt ihr Pendant im Irrealen.
Wir leben und sterben aber real.

2169
Wozu der Mensch fähig ist,
sichtbar rund um den Globus,
das legten ihm Götter in die Wiege,
jene niederen Geschöpfe,
die nicht einmal existieren,
den Menschen aber,
von Geburt an phantasiehaft infiltriert,
bis zum Erwachsenenende okkupieren und malträtieren.

2169
Kein Kreuz in Feld und Flur kommt aus der Natur.
Die Nötigung ist Grund alleine,
auf dass der Mensch sich selbst und die Natur verneine,
sich ihren Gesetze verwehre,
stattdessen irrwitzige Wunder verehre.

2170
Glaubenstrunkenheit benebelt, Komaglauben vergiftet das Leben.

2171
Auf Befehl mobilisierte Massen geben Kunde von der Diktatur.
So ist das mit den Windrädern in Deutschland,
sie wenden sich gegen die Demokratie, die Ökologie
und die Natur sowieso.


Copyright: Raymond Walden,  www.raymond-walden.blogspot.de