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Montag, 18. April 2022

Sequenzen von Skepsis (486)

 


Aphorismen zum Nachdenken und Zitieren:


5360

Die Forderung, pazifistische Überzeugungen aufzugeben, weil gerade ein grausamer Krieg die Schlagzeilen beherrscht, zeugt von ideologisch bedingter Lern- und Friedensunfähigkeit von Grund auf, zumal „der Westen“ nicht so gänzlich schuldlos an der kriegerischen Auseinandersetzung erscheint.


5361

Waffenlieferanten wollen töten, vor allem die russischen Angreifer, von denen viele ihrerseits von Verbrechern zum Töten gezwungen werden. Dieses „Friedensbemühen“ ist keines, sondern tarnt Kriegstreiberei in bewaffnender Heuchelei.


5362

Wer in hohem Amt versagt, verdient kein Dacapo – schon aus Respekt vor den Opfern des Irrtums.


5363

Nicht nur Jerusalem hat schwer am Kreuz mit der Religion zu tragen.


5364

Das Requiem, so traumhaft feierlich wie fern jeglicher Realität.


5365

Philosophie übersteigt das Bedürfnis des Interimsmenschen, der mit Ideologie und Banalität abgespeist werden will, freilich ohne es zu erfassen.


5366

Was das Blattgrün für die Pflanzen, ist das Politgrün für die Dummheit.


5367

Als Unikate geboren, setzt für die meisten von uns die Bearbeitung an, das Zurechtgebogenwerden, das Einschleifen, Beschneiden und Zwängen in die Konformität. Da bleibt kaum jemand lebenstüchtig solitär, sondern wird zum Massenmenschen, der mit dem Strom schwimmt, mit dem Fluss, der ihn treibt, behauen, verwirbelt, entwurzelt, verkeilt: Treibholz. O Mensch!


© Raymond Walden




Sonntag, 13. Dezember 2020

Sequenzen von Skepsis (396)

 


Aphorismen zum Nachdenken und Zitieren:


5046

An der Menschwerdung des Menschen kann sich die Zukunft beweisen.“ (Schlusssatz meines Buches „Menschliches Glauben“) Gemessen an wissenschaftlichen und technologischen Errungenschaften und Möglichkeiten, sind wir weiter denn je davon entfernt.


5047

Nie werde ich vor Vögeln predigen, auch keine Rede an Steine halten, nicht an dumme Gänse, Hühner, Ziegen, Schafe oder Kühe schreiben, aber freiheitliche Denkanstöße richten an echte Menschen, die es gibt.


5048

Der Geldesel der Europäischen Zentralbank hat Durchfall und ist laufend flüssig.


5049

Skrupelloses „Schuldenmachen“ dokumentiert die Bankrotterklärung der Verantwortlichen besonders für die Folgegeneration.


5050

Die Lüge, einmal an der Macht, verbietet den Widerspruch.


5051

Klartext heißt niemals Diplomatenjargon und/oder Feiertagsduktus.


5052

Der Irrtum mag ein dummer und bedauerlicher Zufall sein, seine peinliche Aufrechterhaltung aber trägt boshafte Züge.


5053

Von Journalisten in Abhängigkeit des politischen Parteien-Proporzes kann man kaum etwas darüber hinaus erwarten.


5054

Die sogenannten „sozialen Medien“ des Internets fördern massenhaft asoziale Charaktere ans öffentliche Licht. Sie liefern jedoch keinerlei plausiblen Grund zur Verdammung in toto alternativer Pressearbeit im Netz als Konkurrenz zu traditionellen Medien.


5055

Die Krankheit heißt Wahn,

aber schon seit Dekaden,

mit Volldampf auf dem sinkenden Kahn,

schwer mit den Schätzen von Ausbeutung und Wachstum beladen,

von „Weltrettern“ navigiert,

wendehalsig, ganz ungeniert.

Panik und Chaos bestimmen das Leben,

wer dem nicht folgt, wird öffentlich verachtet

oder entfernt, mal so eben.

Ideologien haben diese Demokratie befrachtet,

die nun sinkt,

weil sie schon lange zum Himmel stinkt.


© Raymond Walden



Mittwoch, 8. April 2020

Menschliches Glauben: Nur „Irrtümer“? (S.75)


November 1997

Vor Bischöfen aus Großbritannien äußerte der Papst „auf dem Weg zum Jahr 2.000 solle sich die Kirche von den Irrtümern der Vergangenheit reinigen“ und „um Vergebung für ihre Irrtümer und Sünden bitten“. („Neue Westfälische“, 24.10.97) Der Papst sagte nicht, worauf sich das konkret bezieht. Es dürfte sich wohl um die Altersheiligkeit handeln, die Gewissenserforschung hält, an Sünden leidet, die sie nicht definiert, die aber offenbar trotz des Unfehlbarkeitsanspruchs begangen worden sind.
     Ich erinnere mich an meinen kindlichen Beichtunterricht: Voraussetzung für Vergebung sind das klare Bekennen der Missetat, die Reue und der gute Vorsatz. Der Beichtvater wollte schon genau wissen, wie oft ich freitags Fleisch gegessen, wie und wodurch ich unkeusch gehandelt hatte. - Fazit: keine Absolution für den schweren Sünder in Rom!
     Derweil sorgt US-Präsident Clinton wieder einmal für ein aufgeheiztes Klima, und zwar durch aufgeblasene Ankündigungen, den amerikanischen Treibhausgas-Ausstoß zwischen den Jahren 2.008 und 2.012 auf das Niveau von 1990 zu senken. Ich mag nicht an einen Irrtum Clintons glauben. Gezielt geht er seine Umweltsünden an, dadurch zur Reue unfähig, und der gute Vorsatz heißt bei ihm persönlicher Machterhalt und Untermauerung der amerikanischen Vormacht. Dass seine Umweltvernachlässigung in Wirklichkeit Menschen trifft, kaschiert der Diktator des Kapitalismus mit breit grinsendem „God bless America“.
     Dagegen nimmt sich ein erneutes rechtsradikales Schmuddelvideo in Bundeswehrkreisen wie ein Bauklötzchenspiel aus, auf das nun in einem Entrüstungssturm der Meinungen eingedroschen wird. Allein die Scheinheiligkeit widert an: Ein paar Wirrköpfe bei den „Bürgern in Uniform“ stellen längst keine gravierende Gefahr dar, wenn man ihnen nur konsequent begegnete. Allein, der militärische Zinnober an sich fußt eindeutig auf rechtsnationalem Schwulst, und da beißt sich der mörderische Apparat selbst in den Stahlhelm; den man zum Töten aufsetzt. Nach der Schlacht heißt es: Helm ab zum Gebet!“ Selbstverständlich mit dem Gelöbnis, weiterzutöten.
     Scientologen, mühsam zusammengekratzt aus verschiedenen Ländern, forderten am 27. Oktober 1997 in Berlin „Religionsfreiheit“ à la USA: „Auch die Gedanken eines Ron Hubbert sind frei.“ Das trifft natürlich prinzipiell für jeden Idioten zu. Dass diesem okkulten Vorgehen im Einzelfall nicht Einhalt geboten werden kann, ist auch ein Resultat der allgemeinen Religiosität beziehungsweise Esoterikausrichtung, die noch jeden einverleiben möchte, so er nur frei genug ist, Logik und Kausalität zu verteufeln. Wenn „Religionsfreiheit“ als Schrankenlosigkeit der Dummheit akzeptiert wird, stellt Religionsfreiheit den entscheidenden Irrtum der Menschheit dar, der letztlich zum Untergang führen wird. So oder so steht aber die Freiheit des Denkens als Mut zur Entfaltung des Menschen im Gegensatz zu religiöser Leib- und Geisteseigenschaft.
     Eigentlich widerstreben mir derartig heroische Worte, aber ich fürchte, ohne Schwarzseher zu sein, dass uns die allgemein zugänglichen technologischen Fortschritte nur noch weitere okkulte und verblödete Abgründe als salonfähig eröffnen, deren Irrtümer in der Zukunft immer heftigere Verelendungen erzeugen werden. Jegliches Hoffen auf die Träume und Intentionen junger Generationen wird zum Trugbild.
Noch einmal „Schwarzseher“: Besteht die Welt nicht fort, trotz aller früheren Pessimisten? Ja, sie existiert, denn dem ungebremsten Drang nach Fortpflanzung gemäß rücken so viele neue Menschen nach, dass man die Zigmillionen Opfer von Grausamkeit übertüncht.
     Das sind Irrtümer, die nur durch Wachsamkeit zu überwinden sind, nicht allerdings mit einer Nachtwächtermentalität, die einerseits auf jugendliche Unerfahrenheit, andererseits auf Altersvergesslichkeit, oder sogar -resignation setzt.


© Raymond Walden




Sonntag, 30. März 2014

Sequenzen von Skepsis (172)


Aphorismen zum Nachdenken und Zitieren:


2161
Spricht der Mensch im Chor, befindet sich sein Verstand im Leerlauf.

2162
Alles sagt mir etwas, doch die Menschheit verstehe ich erklärlicherweise am wenigsten.

2163
Die Sichtweite naiver Gehirne reicht nicht einmal bis zum Horizont und auch nicht zum eigenen Kern.

2164
Irren wird menschlich nur in der Korrektur.

2165
Nichts anderes stellen die nie endenden Massenabschlachtungen von Menschen dar als die Eskalation der tatsächlichen Sinnlosigkeit des Lebens zur alles bestimmenden ideologisierenden Absurdität.

2164
Frieden ist ein Sinn des an sich unerschlossenen Lebens,
Sinn des Krieges besteht im Töten,
die Kämpfer ermorden Feinde und ihre eigene Menschlichkeit.

2165
Religion beweist sich in der gegenseitigen Konkurrenz als völlig unzureichendes Sinnversprechen in einem bisher von niemandem wirklich verstandene Sein.

2166
Götterglaube verballhornisiert das Eigentliche, das Rätselhafte des gesamten Universums.

2167
Beschnitten, geistig und körperlich, feiern Religionen die Menschentfremdung als Initiation.

2168
Die Unvollkommenheit der realen Welt besitzt ihr Pendant im Irrealen.
Wir leben und sterben aber real.

2169
Wozu der Mensch fähig ist,
sichtbar rund um den Globus,
das legten ihm Götter in die Wiege,
jene niederen Geschöpfe,
die nicht einmal existieren,
den Menschen aber,
von Geburt an phantasiehaft infiltriert,
bis zum Erwachsenenende okkupieren und malträtieren.

2169
Kein Kreuz in Feld und Flur kommt aus der Natur.
Die Nötigung ist Grund alleine,
auf dass der Mensch sich selbst und die Natur verneine,
sich ihren Gesetze verwehre,
stattdessen irrwitzige Wunder verehre.

2170
Glaubenstrunkenheit benebelt, Komaglauben vergiftet das Leben.

2171
Auf Befehl mobilisierte Massen geben Kunde von der Diktatur.
So ist das mit den Windrädern in Deutschland,
sie wenden sich gegen die Demokratie, die Ökologie
und die Natur sowieso.


Copyright: Raymond Walden,  www.raymond-walden.blogspot.de