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Samstag, 8. August 2020

Menschliches Glauben: Leere Lehren, Leere lehren! (S. 128)


August 1998

Spielen wie Flasche leer“, frei zitiert nach dem Ex-Bayern-Trainer, markiert belustigend wie traurig den Gesamtzustand derer da in (noch) Bonn und in den Provinzkapitalen von sogenannten Freistaaten deutsch-regionaler „Streusandbüchsenmentalität“, die sich ebenso friesisch platt wie rheinländisch schunkelnd oder „alpiaviolett“ äußert. Aus den zeitgenössischen Hofburgen werden die „demokratischen Dogmen“ verkündet, die kein anderes Ziel aufzuweisen scheinen, als die Demokratie auszuhebeln. Leere Lehren sind nicht nur inhaltslos, sie sind wertlos, weil falsch!

     Geradezu ein Klassiker innerhalb dieses Vakuums ist die Bildungsstrategie, die natürliche Begabungsunterschiede in Gleichmacherei auflöst, indem sie Leistungen durch psychosoziologische Parawissenschaft nicht nur verwässert, sondern im Ergebnis sogar diffamiert. Die daraus zu folgernde hohle Sinnigkeit ist unbeschreiblich breit: Arbeitsplätze müssen angeblich durch massenhafte Waffenlieferungen an streitende Staaten erhalten werden, die mit dem zerstörerischen Instrumentarium unfassbares Leid erzeugen, das wir dann durch lächerliche Caritasspenden ein wenig lindern.

     Unendlich ist diese Leere; sie dokumentiert sich exemplarisch in zwei kaum gewürdigten Vorgängen. Bundeskanzler Kohl ernennt einen Herrn von der Bild-Zeitung zu seinem Wahlkampfmanager, denn „Bild“ entspricht offensichtlich dem Niveau des Herrn Kanzlers oder aber dem IQ, den der Kanzler seinem Wahlvolk zubilligt. Er selbst hält sich auf großen Wahlplakaten für „Weltklasse“. Damit befindet er sich in der feinen Gesellschaft des NRW-Ministerpräsidenten Clement, der wiederum den RTL-Chef Thoma zu seinem Medienexperten (mit hoher Entlohnung) beruft, ausgerechnet jenen Mann, der auch für extreme Schwachsinnssendungen als Repräsentant dasteht. Und dieselbe NRW-Regierung glaubt wie andere Institutionen und Hochschulen, Lehrer müssten „Medienerziehung“ wider Gewalt und Pornografie in den Schulen veranstalten. Es soll leeres Stroh gedroschen werden vor Ort in den Klassenzimmern, in end- und ergebnislosen Lehrerkonferenzen, von hochtrabenden sogenannten Fortbildungen gar nicht zu reden.

     Freilich viel prunkvollere Hoch-Zeiten feiert die leere Lehre in Unternehmen und Konzernen, die ihre leitenden Angestellten zu wahren Wahnsinnsseminaren delegieren. Keine noch so schräge psychopathische Idee kann davor abschrecken, die Untergebenen zu irritieren, gefügig zu machen und im Sinne des Unternehmens als Vervielfältiger der höhersinnigen Sinnleere zu rekrutieren, selbstredend steuerlich absetzbar.

     Bunt wäre das Kaleidoskop leerer Lehren, deprimierend gar der „Befehlsnotstand“, leeres, unsinniges Zeug lehren zu müssen – und diesen Sud andererseits lernen zu sollen – immer eingedenk, dass fähige und auf der Höhe des Zeitgeists schwebende Wissensvermittler dies mit voller Überzeugung im Hinblick auf eine geistige Erneuerung tun.

     Drei Tage Sonnenschein im deutschen Sommer rufen bereits die Ozonfetischisten auf den Plan und treiben selbst die weniger Überzeugten zu freilich lächerlichem Aktionismus: Autos mit ungeregeltem Katalysator sollen nicht mehr fahren, Ozontickets sollen dem unbelehrbaren Germanen das öffentliche Vehikel schmackhaft machen, weil „Grünspinnerte“ bei Sonnenschein generell in Tränen ausbrechen. Gestern noch schickte man Patienten zu Kuren in Ozonbäder!

     Ach und erst die Gen-Problematik! Will man doch allen Ernstes Flecken auf dem Kleidchen der Monika Lewinski mit dem Sperma des US-Präsidenten vergleichen. Und irgend so ein Professörchen – freilich eine anerkannte Kapazität auf dem Ernährungssektor – muss nun eingestehen, dass seiner Bestätigungen der Schädlichkeit genmanipulierter Futterkartoffeln für Ratten eine schlichte Verwechslung der Versuchsreihen im Labor zugrunde liegt.

     Die Überschwemmungen in China, dort schon Tradition, haben ihren Ursprung neuerdings im „Schwesterchen“ von „EL Niño“, jener Fata Morgana, der selbst seriöse Wetterpropheten verfallen sind. Alle wissen offensichtlich, um was es geht, aber keiner tut etwas, denn sie ahnen vielleicht, dass sie einem gewaltigen Worthülsensalat aufsitzen: das ist die eigentliche Leere.

     So nährt sich manches Problem aus seinen eigenen Abfällen: Der Bettler wühlt im Abfalleimer der Zivilisation, der Bordellbetreiber philosophiert nicht, ob es das Zölibat, der Zölibat oder die Ehe heißt.


© Raymond Walden 

 

 


 

Mittwoch, 5. August 2020

Menschliches Glauben: Erdstrahl-Opfer: Bonner Forschungsministerium (S. 126)


Oktober 1995


Was die Gesellschaft zur Wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften e. V. (GWUP) schon seinerzeit als Kritik vorbrachte, was sie vor allem durch eigene öffentlich dokumentierte Untersuchungen belegte, wird jetzt, wie „DER SPIEGEL“ vom 18.9.95 verlautbart, auch von dem amerikanischen Verhaltenspsychologen James Enright bestätigt. Die Münchner Physikprofessoren H.-D. Betz und H. König haben drei Jahre lang ihren eigenen Aberglauben, dass es Erdstrahlen gäbe, erforscht, und zwar mit 400.000 DM Unterstützung durch das damals von Riesenhuber geleitete Forschungsministerium. Am Ende müssen Betz und König eingestehen: Es gibt keine Erdstrahlen im Sinne einer wohldefinierten Strahlungsart.

     Bemerkenswert erscheint mir, dass Enrights jetzige Schlussfolgerung, Erdstrahlen seien eine „unrealistische Folklore“, stärkere Beachtung findet als die ebenso schlüssige und deutliche Beurteilung durch die GWUP. Amerikanisches gilt immer noch als höherstehend, besser und moderner. Deshalb leiden weite, an sich aufgeklärte Erdregionen wieder an esoterischem Irrationalismus, der in eben diesem wundersamen Amerika wuchert.

     Riesenhuber indessen schläft sicher gut über einem „Entstörsender“ unter seiner Matratze gegen Erdstrahlen abgesichert. So könnte auch eine Rückforderung vonseiten der Steuerzahler über 400 „Riesen“ das ministerielle Gewissen nicht erreichen. Aber die Deutschen von heute übertreffen ihren ehemaligen Forschungschef und investieren laut „Spiegel“ jährlich 100 Millionen Mark in den Erdstrahlenschutz.


© Raymond Walden





Mittwoch, 27. Mai 2015

Eine Probe aufs Exempel


Am 7. Mai 2015 sandte ich eine E-Mail an eine Parlamentarierin im Deutschen Bundestag.

Sehr geehrte Frau Baerbock,

in DER SPIEGEL Nr. 9 2015 werden Sie auf  S.16 als "Klimaexpertin" bezeichnet, Sie selbst nennen sich auf Ihrer Homepage "Sprecherin für Klimapolitik der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN".

In Ihrem Lebenslauf beziehungsweise in Ihrer Berufsausbildung findet sich kein Hinweis auf irgendeine naturwissenschaftliche Ausbildung.

Meinen Sie nicht auch, dass ein "Experte" mehr darstellen sollte als eine politische Worthülse?

Das Klima fällt in den Bereich der Naturwissenschaften und ist kompliziert genug, dass sich Generationen von hoch qualifizierten Naturwissenschaftlern um sein Verständnis bemühen und dabei in den letzten Dekaden bemerkenswerte Fortschritte verzeichnen.

Ich bitte Sie bezüglich Ihrer Diskrepanz zur seriösen Wissenschaft um eine Antwort, die ich öffentlich zitieren darf.
Im Voraus besten Dank!


Mit freundlichen Grüßen

  
Raymond Walden


Bis heute erfolgte keine Reaktion, sollte sie noch kommen, wird sie selbstverständlich auch an dieser Stelle nachgereicht.
Die Homepage der Politikerin: http://www.annalena-baerbock.de/

Weil es wohl nötig ist: Experte Sachverständiger, erfahrener Fachmann; aus lat. expertus „erfahren, bewährt“ ... (Knaurs Herkunftswörterbuch)