Montag, 3. Februar 2020

Nicht nur das Klima ändert sich


Das Klima ändert sich
wie immer schon.
Intelligenz ist gefordert,
dem, wie allen natürlichen Gegebenheiten
und Widrigkeiten, zu begegnen,
und zwar mit naturwissenschaftlicher Kompetenz,
nicht mit ungeistiger, ideologischer Versponnenheit!

Irrationalität jedoch greift weit um sich.
An der Spitze steht der deutsche Spleen,
das Klima, die Welt und Deutschland zu „retten“.

Diese Idiotie hat das Potenzial,
sehr viel zu verspielen, wirtschaftlich wie kulturell.
Europa und die Europäische Union werden unter diesem demokratiewidrigen Wahn in vernichtende Turbulenzen geführt; der konkrete Anfang davon ist nun bereits Realität.

Bleibt zweierlei zu hoffen:
  1. Die Mehrheit der europäischen Staaten widersetzt sich der deutschen Bevormundung.
  2. In Deutschland besinnen sich (noch) mündige Bürger zur Wiederbelebung der demokratischen freiheitlich-rechtlichen Grundordnung, und zwar in allen politischen Angelegenheiten, auf allen nationalen und internationalen Ebenen!

Ich hinterfrage kritisch und skeptisch: Ist das bereits eine kosmonomische Überforderung?



Sonntag, 2. Februar 2020

Menschliches Glauben: Bequeme Uneinigkeit (S. 50)


September 1995

Die wirklich religionsfreien Menschen bilden nur einen geringen Teil derjenigen, die sich von Kirchen abwenden, denn zahlreiche der angesprochenen Begründungen für Kirchenaustritte signalisieren keineswegs „Gottlosigkeit“, sondern lediglich Unzufriedenheit mit den irdischen Verwaltern des „Gottesreiches“.
     Dass dies so ist, spiegelt sich meines Erachtens auch wider in der Bedeutungslosigkeit offiziell konfessionsloser Bevölkerungsanteile, sind doch die den Kirchen Entronnenen zumeist durch und durch Individualisten mit wenig Sinn, irgendeiner gemeinschaftlichen konfessionsfreien Idee zu gesellschaftlichem Gewicht zu verhelfen.
     Und so bilden die sich einer Konfession Verweigernden ein konträres Abbild der Religiösen: zersplittert, uneins. Der Kontrast besteht in diesem Falle im Totschweigen, denn alle religiösen Gruppen, selbst wenn sie im Innersten zerstritten sind, verfügen über Anhängerscharen, während die Gegenseite aufgrund mangelnder Organisation gar kein „Gegen“ darstellt. Mancher beklagt dies – ich nicht.
     Ein „Gegengewicht zu Religiösen“ aufzurichten, hieße, sich mit ihnen auf eine Stufe zu stellen, zu missionieren und zu indoktrinieren. Was allerdings fehlt, ist der freundliche Kontakt Religionsfreier untereinander, und der sollte schon etwas „organisiert“ werden, könnte durchaus ein wenig Engagement vertragen. Doch da sind sich viele Menschen gleich, sie schätzen die Bequemlichkeit.
     Allerdings, so meine ich, müssten sich Religionsfreie, sofern sie seriös sind, wenigstens darum bemühen, sich nicht als „Atheisten“ (gegen Gott) abstempeln zu lassen. Wo bleibt die Logik: Kann man gegen etwas sein, das es gar nicht gibt?
     Ich bin von meinem Selbstverständnis her religionsfrei, denn ich bejahe sowohl die Lebensdynamik wie das Lebensende aus meinem Weltbegreifen heraus. Religion reduziert sich auf Todesverdrängung und die Vertröstung auf sorgenfreie Zeiten in angeblichen Paradiesen. Und diese Verdrängung hat durchaus etwas mit Dummheit zu tun. Dummheit aber ist aus sich heraus unaufklärbar.
     Ein solches Fazit mag im Hinblick auf die menschliche Zukunft deprimierend wirken, ist aber Faktum. Deshalb: nicht „Gegengewicht“, wohl aber eigenständiger Standpunkt.


© Raymond Walden



Samstag, 1. Februar 2020

Sequenzen von Skepsis (365)


Aphorismen zum Nachdenken und Zitieren:

4680
Sollten Sie an Ihrer Gesundheit zweifeln, können Sie natürlich auf „Ihren“ Arzt oder Apotheker zugehen, es wird aber preiswerter und gegebenenfalls wirkungsvoller, wenn Sie häufiger Staatsmedien abschalten und sogenannten Mainstream-Journalismus meiden. Möglichst vielseitige globale Nachrichtenquellen im kritischen Vergleich erschließen gesundes Wissen und befähigen zu souveräner Meinungsbildung, auch und besonders gegen Propaganda des Weltuntergangs, gegen entmündigende Nötigungen und ideologisierte Regulierungsanmaßungen.

4681
Ausschalten, was stört.
Verschenkt sei keine Stunde.
Abschalten, aber richtig – und gesunde!

4682
Werte sind Lebenszeichen und als solche wandelbar, häufig umstritten, gleichwohl hinfällig und sterblich.

4683
Bei allem Respekt: Meine Bewunderung des Homo sapiens hält sich in Grenzen, denn seine aus Dummheit resultierende Ungerechtigkeit und grausame Gewalt will ich nicht schönreden.

4684
Was nicht ausgesprochen wird, mag menschliches Miteinander vor Störungen zwar schützen, aber den gefährdenden Druck erhöhen oder vielleicht auch einfach durch ein ermüdendes Leck versickern. So bleibt es ruhig, ohne Inspiration, bis der Tod alles scheidet.

4685
Lebst du in einem Schurkenstaat, nenne ihn nicht so zu laut, er könnte sich genötigt sehen, dir zu beweisen, wie recht du hast.

4686
Man vergisst leicht, wie das Leben lediglich Momentaufnahmen aneinanderreiht, jede ein Unikat, ein Stich der Zeit, was uns keineswegs davon abhält, Interpretationen hineinzudenken oder einzelne Bildfolgen zu vergessen.

4687
Zur verlogensten Geliebten der schillerndsten Schurken hat man die Demokratie heruntergewirtschaftet und entehrt.

4688
Mit „künstlicher Intelligenz“ programmiert man sogar Massenverblödung. Der Mensch (!) bleibt immer gefragt.

4689
Manches Leben verdankt sein Fortdauern einem gerissenen Strick, einer nicht geladenen Pistole, einer defekten Apparatur, einem erbrochenen Gift – einer zufälligen Richtungsänderung.

4690
Wohin ich immer gehe, ich komme zu spät, Dummheit ist schon da. Selten nur wird sie überspielt vom Geist freier Wissenschaft, erbauender Kunst, ergreifender Musik, von gepflegter Kultur ehrlicher Menschlichkeit.

4691
Alt und gesund? Wem blüht das schon? Zweifellos aber gibt es die Möglichkeitsform.


© Raymond Walden



Freitag, 31. Januar 2020

Brexit is Done



Cosmonomic Glimpse (13)
from a Viewpoint of Liberty


Brexit

So they've got it done!
Leaving me standing in the rain.
No tears for Little England,
no tears for a ragged European disharmony,
but sorrow for mankind and intelligence.

Feels like a funeral,
like burying some kind of nobody.

I realize, new days have broken
as “blackbird has spoken”,
but no “Song of Joy”.

Europe” - what is it?
Narrow-minded as it always was!
Full of lies, cheating and disinformation.
A new invention of honor, of civilization will be necessary,
if there is a common will, at all.

Shall we overcome?
Or will the world laugh at us
and bury Europe … some day?




Mittwoch, 29. Januar 2020

Menschliches Glauben: „Rooster Pulls“ – Missachtung von Leben (S. 49)


August 1995

Ich halte es für irgendwie komisch, wenn wir anfangen, uns mehr Sorgen zu machen über die Art und Weise, wie wir Geflügel behandeln als über die Art und Weise, in der Menschen sich gegenseitig misshandeln.“ Mit dieser Aussage zitiert Newsweek, in der Ausgabe vom 10.7.1995, Stanley Pino, den Regierungschef eines Armenviertels New Mexicos, in dem amerikanische Ureinwohner leben. Er äußerte sich über Aktivitäten von Tierschützern, den alten „Sport“ „Rooster Pulls“ (Hähneziehen) zu verbieten. In dieser „Sportart“ wetteifern Männer auf Pferderücken, ein Huhn, das lebend bis zum Hals eingegraben ist, mit einem Ruck herauszuziehen.
     Ich halte es hingegen für gar nicht komisch, wenn Tierschützer auf solche Weise diskreditiert werden. Denn all jene, die Tiere aus Profitgier oder zum Spaß quälen, und all jene, die das dulden, müssen sich die Infragestellung ihrer „Menschlichkeit“ gefallen lassen. Sollte es tatsächlich „menschlich“ sein, was Tieren ohne Notwendigkeit fortwährend zugefügt wird, dann erlebte die Menschheit zu Recht immer wieder ihr eigenes Scheitern als Folge von mangelnder Einfühlsamkeit, Gedankenlosigkeit, Dummheit und Skrupellosigkeit.
     Die Wurzeln, meine ich, liegen viel tiefer – in unserer sogenannten Zivilisation, die wir nicht auf sachliche Weise, sondern glorifizierend auf das antike Griechenland und das nachfolgende Römische Reich zurückführen. Wir bewundern die Leistungen in Architektur und Literatur, vergessen aber, dass diese Kulturen die praktische Umsetzung ihrer Ideen auf Sklaventum und Kriegsherrschaft aufbauten. Wir legen heute noch unseren Schülern in vorgeblich „humanistischer Bildung“ den Schwachsinn des Trojanischen Kriegs und mit „De Bello Gallico“ die Eroberungszüge Julius Cäsars in allen Einzelheiten dar. Die Primitivität jener Geisteshaltung dauert folglich fort, deswegen ist auch die moderne Gesellschaft so friedensunfähig.
     „Rooster Pulls“, die Hähne köpfende „Spielart“, ist nicht zu relativieren. Die denkunfähige Masse „Mensch“ spielt sie in allen Varianten. Wer Geflügel, zu welchem Zweck auch immer, quält, Stiere vor johlender Menge ersticht, Schlachtvieh marternd dem Metzger zuführt, Hammel schächtet (die Aufzählung könnte endlos so weitergehen), der ist nicht menschlich. Weil Menschen sich so am Leben vergreifen, sind sie allenthalben präpariert, eigene Zeitgenossen wie die Tiere zu behandeln. Was aber ist dann „menschlich“?
     Menschlichkeit, denke ich, zeigt sich in keiner Massenveranstaltung, sondern in individueller Verantwortung, die nur der Denkende erkennen und übernehmen kann. Denken bedeutet, Fakten zu erfassen und folgerichtig zu verarbeiten. „Folgerichtig“ kann nur meinen, „unter physischer und ideeller Achtung des Lebens, im Umgang mit Leben und Tod auf Würde bedacht“. Jeglicher Wunderglaube steht dem Prozess entgegen, da ein Gott oder irgendwelche Symbole mit einem höheren Wert als das Leben belegt werden.
     Alle Götter hingegen, als von Menschen kreierte Wesen, sind wertloser als ihre Schöpfer, daher steht das menschliche Leben höher als jede Gottheit. Erst wenn die Götter – auch die Abgötter – sterben, wird eine echte Hinwendung zu friedlichem Miteinander möglich.


© Raymond Walden




Dienstag, 28. Januar 2020

Kosmonomisches Selbstverständnis


Wo die Nacht noch Dunkelheit verwaltet,
wo helle Aufklärung die Tage transparent gestaltet,
die Weisheit ruht und sich entspannt,
die Klugheit dominiert mit Sachverstand,
wenn Ehrlichkeit sich des Vertrauens würdig erweist,
wenn objektive Kausalität die Dogmen all zerreißt
und „Gute Nacht“ den Hinterhalt nicht tarnt
und „Guten Tag“ vor Abneigung nicht warnt,
da fände ich Heimat, Menschlichkeit und Glück,
so frei von Finsternis, von Religion und Machtpolitik,
da lebte ich gerne, von friedlicher Freiheit inspiriert,
doch ein Traum nur,
der sich in weltweiter Idiotie verliert.

Und die Konsequenz daraus?
Im unverzagten Verweisen auf kosmopolitisches, humanes, aufgeklärtes Menschsein verschaffe man sich Klarheit darüber, dass Aufklärung keine falsch zu verstehenden Menschenopfer benötigt, sondern lebendige und nicht etwa weggesperrte oder ermordete Sachwalter.
Es bedarf engagierter Aufrichtigkeit und ebensolcher Bildung zu einem stets abwägenden kosmonomischen Selbstverständnis, um Gewalt- und Kriegsspiralen zu entwirren.



Samstag, 25. Januar 2020

Menschliches Glauben: Ozon verwirrt! (S. 48)


Mai 1995

Der Sauerstoff als eine unserer Lebensgrundlagen verwandelt sich schlagartig in Gift, wenn er von einem zweiatomigen zu einem instabilen dreiatomigen Molekül avanciert. In der Hochatmosphäre „killt“ Ozon die harte Sonnenstrahlung, am Boden hingegen ist Ozon in Mikrogramm pro 1.000 Liter Luft so schädlich, dass Wissenschaftler (und Politiker schon gar) nicht wissen, ab welcher Konzentration denn Alarm zu schlagen sei. Vor gar nicht langer Zeit unterzog man sich während eines Kuraufenthalts einer Ozontherapie, setzte man Kinder im vitaminarmen Winter unter Höhensonnen, die nebenbei Ozon erzeugten. Heute produzieren Solarien, Kopierer, Laserdrucker, Fernsehgeräte oder Bandgeneratoren zur Hochspannungserzeugung im Schüler-Physik-Experiment eben dieses Ozon. Kam je einer auf die Idee, die Nutzung der Geräte einzuschränken oder zu verbieten? Bei ein bisschen Sommer allerdings werden viele Bürger „ozonwetterfühlig“ – und schon wird die akute Ozonreduzierung verordnet: 80 oder 90 km/h für Autos! Die sind dann entsprechend länger unterwegs, zum Beispiel durch den Großraum Frankfurt am Main, schleichen schließlich durch verunsichertes Bremsen noch langsamer, und die Fahrer lassen sich durch ihr schlechtes Gewissen quälen, wenn sie dann doch auf die linke Überholspur wechseln und Gas geben. Fliegen etwa die Flugzeuge langsamer? Werden Heizungen bzw. Klimaanlagen und Industrieabgase heruntergefahren?
     Die bodennahe Ozonverminderung bedarf ehrlicher, ideologiefreier Maßnahmen: Man kann nicht Wachstum im Flugverkehr und in der Autoproduktion bejubeln, um dann das moderne Kat-Auto wie die altmodische Dreckschleuder gleichermaßen zu drosseln.
     Nein, dies ist kein Konzept, sondern rot-grüner Schmier, auf dem auch die CDU-Umweltministerin Angela Merkel ahnungslos schlüpfrige Politik praktiziert. Die Massenpsychose Ozon ist ein partei- und medienpolitischer Tick. Doch in der Stratosphäre tickt aufgrund dieser bodenständigen Politiker ein Problem, das tief unten in idiotischer Konsumphilosophie wurzelt, denn harte Strahlung tötet zwar langsam, aber wirklich.


© Raymond Walden




Mittwoch, 22. Januar 2020

Menschliches Glauben: Männer kaufen Frauen – oder Ware: Liebe (S. 45)


April 1995

Dieser Kommentar entstand in seinen Ansätzen vor Jahren, als Herbert Grönemeyers Platte „4630 Bochum“ mit dem Song „Männer kaufen Frauen“ erschien. War damals Gesellschaftskritik das Anliegen des Künstlers, vermarktet heute ein Privatsender telegenen Stumpfsinn „Wa(h)re Liebe“, und ich bin mir nach wie vor darüber im Klaren, jetzt das Thema aufzugreifen, an welchem der christliche Kulturkreis (und andere ebenso) am meisten krankt. Ich charakterisiere kurz, aber treffend: Sexualität ist ein Schweinkram.
     Wie anders soll man erklären, dass an einem katholischen Mädchengymnasium eine Nonne wie folgt unterrichtete: Man solle vor dem ehelichen Koitus wie auch danach gemeinsam beten. Oder wie soll man die kirchlichen „Aussegnungen“ der Frauen nach der Geburt eines Kindes verstehen?
     In den meisten Religionen bilden Männer die Obrigkeit. In deren Konzept passt die fleischliche Begierde nach dem schwachen Weibe freilich nicht, also wird der natürliche Geschlechtstrieb tabuisiert. Dennoch lässt er sich nicht verleugnen, deshalb hat sich die Männerwelt Ventile geschaffen. Die Ventil-Frauen machen sich durch die Anerkennung des männlichen Hoheitsanspruches selbst zu Opfern, auch wenn so manche Prostituierte glauben mag, im Augenblick mit ihren weiblichen Reizen zu obsiegen und die Abhängigkeit vom moralisierenden Manne abzuschütteln.
     Einer der mächtigsten und mit Sicherheit einer der schönsten lebensbejahenden Triebe des Menschen wird verteufelt, um schlechtes Gewissen und, daraus resultierend, Abhängigkeiten zu erzeugen (was teilweise aus früheren Zeiten heraus verständlich wird, da die Empfängnisregelung damals weitgehend unbekannt war). Schuldbewusste Menschen hat die Volksseele, haben die Herrschenden fester im Griff.
     Aber ist es nicht beschämend, wie Bordelle aus dem Boden schießen, offensichtlich mit zahlreicher Kundschaft? Muss es wirklich so sein, dass in einem „aufgeklärten“ Gemeinwesen sich Frau und Mann als Ware und Kunde begegnen, nur weil die religiöse Moral zum Geschlechtsleben keinen gesunden Bezug herstellen kann? Dieses in hohem Maße kriminalisierte „Geschäft“ reift als Frucht religiöser Sexualsubkultur allerorts und offenbart Gefühlskälte, Egoismus, Verrohung und Perversion.
     Ich nehme an, dass mir bis hierher noch so mancher Christ gefolgt ist, überschreite jetzt aber höchstwahrscheinlich seine Grenzen, indem ich sexuelle Freizügigkeit in partnerschaftlicher Übereinstimmung fordere. Das heißt nichts anderes, als dass zwei Menschen – ungeachtet ihres Standes -, die das Bedürfnis empfinden, miteinander intim zu sein, diesem Verlangen nachgeben sollten. Ich bin überzeugt, dass körperliche Vereinigung und Liebe zweierlei sind, d.h. körperliche Befriedigung ist, wie zum Teil auch seelische, mit verschiedenen Partnern möglich. Liebe hingegen, als höchste Erfüllung, ist in der Regel nur mit einem Partner, kaum mit mehreren gleichzeitig, erlebbar. Diejenigen Paare sind wohl die glücklichsten, die ihre Liebe über Jahre hinweg bewahren, weil sie Liebe nicht an den Koitus binden.
     Nach religiösen Maßstäben gelebte Sexualität mündet in Zwangsneurosen und daraus erklärt sich vieles. So ist es bemerkenswert, dass sich an Universitäten „männerfreie Zonen“ bildeten, wohl kaum als Intelligenzareale anzusehen, eher als Überreaktion verkniffener Emanzen. Und überhaupt fällt eine allgemeine Mimosenhaftigkeit auf, die bei Bedarf nahezu jede Äußerung von Männern als „sexistisch“ abkanzelt. Selbst in aufgeklärten Kreisen finden wir die Sprachjongleure, die nicht über den Schatten der Sprachentwicklung springen können: Sie stolpern über das Wörtchen „man“ und machen daraus „man/frau“ (Kind fehlt) oder „mensch“. Sprechen sie von Lehrern oder Atheisten, unterliegen sie, indem sie „Lehrer(Innen) bzw. Atheist(Innen)“ gebrauchen, offenbar zwanghaft dem Hinweis darauf, dass mehr als die Hälfte unserer Spezies weiblichen Geschlechts ist.
     Mir scheint, gewisse „Frauenbewegungen“ haben die Männer längst im Sack, und so lassen jetzt „gleichberechtigte“ Frauen Männer strippen, kaufen Männer und erscheinen so dämlich wie umgekehrt die Machos selbstherrlich.
     Eines jedenfalls resultiert daraus:: Trotz nackter Bilder ist Sex nicht Lust-, sondern Machtfaktor. Sich dagegen – gar öffentlich – zu erklären, ist schlicht ungeheuerlich.


© Raymond Walden



Montag, 20. Januar 2020

Sequenzen von Skepsis (364)


Aphorismen zum Nachdenken und Zitieren:

4667
Wie und was man isst, füllt die Karte der Identität.

4668
Die aufgeklärte Gesellschaft befreit sich von religiösen Mysterien und mutet niemandem neue zu.

4669
Nicht nur politische Praxis: Hochjubeln, dann unterjubeln.

4670
Frieden ist eine humane Errungenschaft in einer durchweg feindlichen Wildnis.

4671
Vom Frieden zu fantasieren und eifrig Waffen zu schmieden, erhärtet die Bewusstseinsspaltung des unfertigen Interimsmenschen.

4672
Ich erlaube mir keinen Hass gegen irgendjemanden. Angesichts so manchen Redners wird mir aber schlecht, was ich nur durch entschiedenen Abstand lindern kann.

4673
Liebe wärmt sich kaum an physischer Zurückgezogenheit.

4674
Was der Mensch nicht versteht, belegt er mit einem Glauben, für den er frömmelnd sogar tötet und selbst stirbt.

4675
So fragt man: Wem schreibst du was?“ Und ich muss sagen: „Niemandem nichts.“
Also jedem etwas, der sich darauf einlässt. – Es entsteht eine befreiende Distanz zur Masse.

4676
Die Klimapsychose schöpft aus jedem Wetter Furcht, peitscht zur Panik an im hysterischen Unverstand von Mensch und Natur.

4677
Die Bevölkerungsexplosion verursacht natürlich keinen planetaren Massenzuwachs, aber eine Überflutung mit geistigem Unrat schon – mit fatalem Zerstörungspotenzial.

4678
Lass Langeweile das Leben nicht verkürzen!

4679
Wo Geschmack und Lebenslust sich kultivieren,
will ich arbeiten, tanzen, singen, will ich regenerieren,
mich besinnen, mit Freude und Leid vereinen
und, ergriffen, auch weinen.


© Raymond Walden




Freitag, 17. Januar 2020

Notstand der Demokratie


Terrorismus sprießt da, wo für abweichende Meinungen statt freiheitlicher Diskussion vernichtende Strafe gefordert wird.

Deutschland schickt sich (schon wieder!) an, ein solches Nest zu werden, wo sich Unfreiheit auf ideologisierte Wissenschaft, das heißt, auf Pseudowissenschaft beruft.

Wenn sogenannte Geisteswissenschaftler den Naturwissenschaften durch konkrete politische Gesetzgebungen vorschreiben können, was naturgesetzlich relevant sei, dann ist die Gesellschaft bereits hochgradig hinters Licht geführt.
Demokratie als Emanzipation des Individuums wird pervertiert in Gesinnungs- oder Parteidiktat und folgsamen Massenkonsens.
Das gilt natürlich universal, beispielhaft sowohl für die indoktrinierte Wachstumsideologie wie für die gepredigte Klimahysterie!



Donnerstag, 16. Januar 2020

Menschliches Glauben: Reizklima (S. 44)


April 1995

Klimaexperten und Politiker tagten in der viel besungenen „Berliner Luft“ und es ging ihnen dabei die Puste aus. Da hilft kein Schönreden vonseiten der Veranstalter, Ignoranz und auch böser Wille (die Amerikaner wollten wie auf der Konferenz von Rio überhaupt keinen Beschluss) werfen die Frage nach dem Zweck solcher UN-Mammutveranstaltungen auf und die schonungslose Antwort heißt: Beruhigung der Habenichtse (man beschäftigt sich ja mit dem Problem) zur weiteren Profitsteigerung der Industriereichen, darüber hinaus Verunsicherung der Öffentlichkeit in den wohlhabenden Ländern, denn Verunsicherte sind leichter regierbar und im Kaufverhalten steuerbar.
     Es bestehen wissenschaftliche Anforderungen:
  1. Ist der Treibhauseffekt de facto durch Menschen verursacht oder innerhalb natürlicher Schwankungen zu sehen?
  2. Hat man die Gründe für die Entstehung des Ozonlochs wirklich verstanden?
  3. Solange Unklarheiten bestehen, muss sich die Menschheit so verhalten, als hätte sie all das verursacht. Das ist sie sich selbst und den Nachfolgegenerationen schuldig, so sie sich als „human“ versteht.
  4. Realen physikalisch-chemischen Bedrohungen kann man ausschließlich mit nüchterner Analyse und entsprechend abgeleiteten Maßnahmen begegnen. Alle Hinwendungen zum Irrationalen bedeuten Eskalation der Orientierungslosigkeit.
     Angesichts amerikanischer Profitborniertheit wäre vielleicht die Entdeckung eines Ozonlochs zwischen New York und Los Angeles hilfreich. Doch selbst dann, befürchte ich, bewegte sich nichts Konzeptionelles, sondern höchstens der Präsidententross zu irgendeiner aufgeblasenen ökumenischen Gebetsveranstaltung.


© Raymond Walden




Mittwoch, 15. Januar 2020

Menschliches Glauben: Wehrpflicht – die Nötigung durch den Staat (S. 43)


März 1995

Es hilft keine ethische Beschönigung, Soldaten dienen den jeweiligen Regierenden seit jeher zur gewaltsamen Durchsetzung ihrer Ziele.
     Soldaten: Tötende und selbst Sterbende auf Kommando, dazu gezwungen von zumeist Sonntagsreden haltenden, über Leichen gehenden „Volksführern“, „Volksvertretern“. Nichts in diesem Szenario hat etwas mit Verstand oder Menschenwürde gemeinsam. Jeder Staat, der heute seine Bürger zur Wehrpflicht zwingt, offenbart sich als System der Menschenverachtung, und jeder, der stattdessen den Zivildienst zulässt, neuerdings auch die Schweiz, muss sich fragen lassen, warum der Dienst am Menschen länger dauert als der mit der Waffe.
     Aber üben wir keine falschen Schuldzuweisungen. Kaum ist das Militär ein Kriegsgrund. Kriege entstehen durch ideologisch-religiöse Verblendung, durch exzessive Raffgier, durch Waffenproduzenten, Waffenhändler und durch Korruption. Deutschland wie viele andere Staaten „sichert Arbeitsplätze“ durch Waffenexporte, praktische und sehr wirksame Tötungspotenziale. Der christliche Kanzler wie seine sozialistischen Vorgänger, der eine in der „Gnade der späten Geburt“, der andere geläuterter Wehrmachtsuniformträger, ein wiederum anderer norwegischer Uniformträger, sind, ähnlich ihren internationalen Kollegen, von einer Finanzoption zur anderen geschwommen und getrieben. Und wen kümmert da ihr Geschwätz von gestern? Allein, das heutige Friedenspalaver wird immer unerträglicher.
     Ich freue mich über die vielen jungen Menschen, die sich dem Wehrdienst, der Nötigung zum Krieg, verweigern. Hoffentlich entspringt dieser Widerstand heute nicht nur der Bequemlichkeit. Denn viel schwerer hatten es die ca. 130.000 Wehrmachtsdeserteure, die auf Veranlassung der seinerzeitigen Militärgerichtsbarkeit zumeist kurz und bündig hingerichtet wurden. Die wenigen Überlebenden kämpfen in unserem Staat bisher vergebens um Rehabilitation. Man vergegenwärtige sich: Weil sie sich dem Hitler-Wahnsinnskrieg verweigert haben, gelten sie heute noch als vorbestraft. Das ist das wahre, dem gestrigen Militärdenken verhaftete Friedensbild des Deutschen Bundestages, der jetzt erneut den Opfern die Wiederherstellung der Ehre und damit Wiedergutmachung versagt hat.


© Raymond Walden



Dienstag, 14. Januar 2020

Menschliches Glauben: Presse-Freiheit, die wir wähnen (S. 42)


März 1995

Durch Zufall geriet ich an jeweils eine Ausgabe der kanadischen Zeitschrift Chatelain und des Magazins Homemaker’s, beide Publikationen scheinbar harmlos, familiär, für die bürgerliche Frau. Chatelain liefert  von insgesamt 140 Seiten 105 (!) Werbung, Homemaker´s 58 von 106. Hinzu kommen die redaktionellen Aufmacher, bei denen auf den ersten Blick nicht zu entscheiden ist, ob es sich dabei nicht auch um zumindest indirekte Werbung (Rezepte, etc.) handelt.
     Es sind dies Druckerzeugnisse, wie es sie ganz ähnlich in vielen Ländern zu kaufen gibt. Sie verkörpern das Prinzip des überzogenen materiellen Konsums, denn für jene, die geistigen Konsum vorziehen, fehlt es nicht selten am redaktionellen Mindestangebot. Diese pausenlos Worthülsen und Hohlnachrichten verbreitenden Medien sind im Begriff, ihre eigentliche Grundlage, die demokratische Meinungsfreiheit, zu zerstören, denn aus den Blättern spricht an sich nur noch der Werbeauftraggeber, oft nicht einmal der, sondern nur noch sein Produkt. Für die Leserpsyche ist es ohne Belang, welche Produkte die Seiten füllen, denn es präsentiert sich in jedem Fall eine der interaktiven Kommunikation unfähige, abstumpfende Einbahnstraßeninformation, über die man höchstens bei besonders originellen Werbespots einmal reflektiert.
     Die Wirtschaft missbraucht zügellos die Medien und die wiederum prostituieren sich heftig, weil sie die Herausgabe bunter Seiten und seichten Gefasels mit ihrer ursprünglichen Aufgabe als Meinungsträger, Meinungsübermittler, Nachrichtenquelle und Diskussionsgrundlage für ein eigenes Meinungsbild des Lesers verwechseln.
     Das renommierte Nachrichtenmagazin Newsweek  vom 13.3.1995 umfasst 58 Seiten, davon sind beinahe 45 mit Reklame gefüllt; deutsche Printmedien dürften dem nicht nachstehen. Hin und wieder vernimmt man die „Entschuldigung“, eine weitgehende Unabhängigkeit von Werbung verteuere die Zeitungen. Der Verbraucher aber – wer sonst? – trägt über die Produktpreise die Werbekosten und erkauft sich für die zum Teil dekadente Werbung auch noch eine unfreie Presse. Das ist einer der wesentlichen, „demokratisch“ verdrängten skandalösen Missstände.
    Der auf dem amerikanischen Fernsehkanal CNN weltweit verbreitete Slogan „Werbung – das Recht auszuwählen“ erinnert mich fatal an die Menschenverhöhnung: „Jedem das Seine, mir das meiste.“


© Raymond Walden



Montag, 13. Januar 2020

Menschliches Glauben: Demokratische Scheingefechte (S. 41)


März 1995

Regelmäßig wiederholen sich im kapitalistischen System Tarifverhandlungen zwischen Arbeitgebern und Beschäftigten unter Berufung auf die „Tarifautonomie“ der oft streitbaren, auf Selbstdarstellung bedachten Partner. Die historische Bedeutung der Gewerkschaften ist anzuerkennen, haben sie doch die Unternehmer ein ums andere Mal gezwungen, ihre Profite mit den Arbeitern und Angestellten „zu teilen“. Freilich wurde nicht immer gerecht geteilt. Zur Jahrtausendwende, am Epochenbeginn der elektronischen Totalinformation, stellt sich die Frage nach dem Sinn solcher Lohnspektakel, denn nach wie vor gilt: Höhere Löhne, steigende Preise, höhere Lohnforderungen, letztlich Geldentwertung!
     Kein Wirtschaftsexperte kann allen Ernstes behaupten, Inflation sei eine demokratische Notwendigkeit, wenngleich bisher quer durch alle demokratischen Staaten die Tarifpoker für das Funktionieren der pluralistischen Gesellschaftsordnung überhöht werden und die Kaufkraft der Währung sinkt – „Wachstum paradox“.
     Im Hinblick auf die umfassende elektronische Datenverarbeitung sind die Profite jedes Unternehmens schnell und objektiv zu beziffern; es muss also nicht über die Gewinne der Arbeitgeber gestritten werden. Aufgabe der Tarifpartner bleibt es, über angemessene Gewinnbeteiligung unter Berücksichtigung von unternehmerischen Investitionskosten zu verhandeln, ohne damit den Unternehmern Gründe für die Rechtfertigung von Preissteigerungen zu liefern. Streiks zeugen in diesem Zusammenhang von veralteten Denkstrukturen, die nicht von demokratischen Prinzipien geprägt sind.
     Gewinne und Löhne müssen in einer Demokratie öffentlich transparent werden, um ungerechtfertigte Bereicherungen auf Kosten der Allgemeinheit auszuschließen. Von Politikern, die selbst in Aufsichtsgremien von Industrie und Gewerkschaften sitzen und nicht über den Rand ihrer jeweiligen Verbände schauen können oder wollen, ist natürlich keine Änderung zu erwarten.



© Raymond Walden



Freitag, 10. Januar 2020

Menschliches Glauben: 2. Gesellschaft, Kultur: Denkwürdig (S. 39)


Denkwürdig


Februar 1995

Am 27.1.1945: Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee; die ganze Ungeheuerlichkeit deutschen Rassenwahns lässt sich nicht mehr beschönigen. Nun erfährt die Weltöffentlichkeit endlich, worüber zuvor auch im Ausland kaum jemand zu sprechen bereit gewesen ist, wovor die Diplomaten in aller Welt ihre Augen verschlossen haben.
     Nein, es gibt nichts mehr zu vertuschen, die Schmach lastet auf uns, und jedes einzelne Opfer, wenngleich namentlich vielleicht gar nicht erfasst, bewirkt jetzt, dass die halsstarrigen Schädel eines aberwitzigen Deutschtums und einer internationalen Tatenlosigkeit sich im Gedenken an die Toten respektvoll beugen müssen.
     27.1.1995: Hochwasser in einigen deutschen Landstrichen, die Medien sind aufgescheucht: Wird das „Jahrhunderthochwasser“ von 1993 übertroffen? – Oder leider nicht? Und nach dem gleichen Muster: Die Überflutung auf sämtlichen Medienkanälen – mit „Auschwitz“, das „man nicht vergessen darf“.
     Nein, dies ist ausschließlich vordergründiges Gedenken, die mediengerechte Aufbereitung, die Stunde der Sonntagsreden. Wie ist es nur möglich, das Andenken der unsäglichen zahlreichen Opfer, übrigens völlig gleichgültig, welcher Nationalität – es geht um Menschen –, derartig zu missbrauchen?
     Ich stelle Fragen:
  1. Wo bleibt der Hinweis, dass die Rote Armee das Lager zwar befreite, hernach aber selbst zur Menschenvernichtung benutzte und aus ihrem gesamten Besatzungsgebiet ein Gefängnis machte?
  2. Wie viele Verbrechen und Menschenopfer hat die Bundesrepublik Deutschland mitzuverantworten, gehört sie doch seit Jahrzehnten zu den führenden Waffenexporteuren?
  3. Wie viele Menschen hat der israelische Staat seit seinem Bestehen in nationalistischer Härte ausgelöscht?
  4. Welche Brutalitäten leisten sich immer wieder arabische „Organisationen“?
  5. Wie viel Vernichtungspotential haben die USA, an der Seite eines überaus einflussreichen Judentums und anderer religiöser Gruppen über die verschiedenen Regionen der Welt ergossen?
  6. Wo überall segnen und heiligen Religionen heute nach wie vor Waffen; dieselben Religionen, deren Vertreter in Auschwitz bei der offiziellen Gedenkfeier ihre Gebete „performierten“?
     Das Andenken der Opfer wird schmählich geschändet, denn gelernt haben die Staatslenker kaum etwas. Man stelle sich vor, die Opfer hätten bei der Gedenkfeier hören können, wie die Totenkränze, vom Getrampel der Soldatenstiefel begleitet, herangetragen wurden. Hatten die Menschenschlächter damals nicht militärische oder paramilitärische Uniformen angehabt? Und da schreibt der Bundespräsident Deutschlands in Auschwitz in das Gedenkbuch: „Hier öffnen die Toten den Lebenden die Augen“! Während er dies schreibt, mordet der „Männerfreund“ (was immer das ist) des Bundeskanzlers Helmut Kohl, der russische Präsident Jelzin, ungehindert im Kaukasus. Und Vertreter aus dem sich zerfleischenden ehemaligen Jugoslawien konterkarieren jegliche Friedfertigkeit.
     Als Deutscher verneige ich mich vor allen Opfern der Nazidiktatur; als Weltbürger verneige ich mich nicht minder vor den Opfern aller religiösen Fundamentalisten. Die Religionen, die jetzt in Auschwitz „beteten“, sind seit jeher friedensunfähig.
     Auschwitz war möglich, weil opportunistische, kleinkarierte Menschen mitmachten. Der Opportunismus beherrscht auch nach Hitler unverändert, vielleicht sogar ausgeklügelter, die Welt, weil im Verbund mit Religion bald jedes Knie – und jeder Mensch – gebeugt wird.
     Ich bewundere den Filmvorführer von Auschwitz, der 2000-mal im Jahr denselben Film über die Vernichtungsindustrie (heutige deutsche Industrieunternehmen, offensichtlich reuelos, eingeschlossen) zeigt, der selbst überlebendes Opfer ist und auf die Frage, ob es ihn nicht gruseln würde, im ehemaligen Lager Auschwitz zu leben und zu arbeiten, weit realistischer als Roman Herzog sagt: „Fürchten wir die Lebenden und nicht die Toten.“



© Raymond Walden



Mittwoch, 8. Januar 2020

Ergänzungen zum Monatsarchiv Dezember 2019


Im Monatsarchiv Dezember 2019 fehlen am Anfang fünf Beiträge, die mit den hier folgenden Links aufgerufen werden können:

02.12.2019
www.raymond-walden.blogspot.com/2019/12/sequenzen-von-skepsis-359.html

05.12.2019
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07.12.2019

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Sequenzen von Skepsis (363)


Aphorismen zum Nachdenken und Zitieren:

4660
Jeder Krieg hat seine gläubigen Verfechter, die faktischen Feinde des Lebens.

4661
Wenn Priester Präsidenten preisen,
geht der Segen über Leichen und Versehrte,
über Witwen und Waisen,
denn Laudatoren wie Geehrte
gieren nach Macht in übereinstimmender Niedertracht.

4662
Religion heißt Kampf gegen den „Bösen“, den Anderen – in der Ermangelung kosmonomischen Weitblicks und universaler Humanität.

4663
Verschafft sich Idiotie die Mehrheit, verspielt Demokratie sogar den Konjunktiv, wie weltweit aktuell der Brauch – forcierend und primitiv.

4664
Fasse dich kurz, ganz im Sinne eines ebensolchen Lebens.

4665
Fairer, besonders auch internationaler Wettbewerb ist nur innerhalb eines allseits anerkannten und befolgten Regelsystems möglich. Außerhalb solcher Minimalübereinkunft herrscht subtiler oder offener Krieg, wie ihn der geistig unterentwickelte, entsprechend kleinkariert regierte Erdball seit jeher zeitigt.

4666
Der „Globus“ ist nicht durch gegeneinander arbeitende Systeme zu „retten“, sondern bedarf der Bündelung aller Anstrengungen zu einem globalen Wir.
Die evolutionäre Vielfalt aber lehrt, wie übrigens auch die Entwicklung der einzelnen Kulturen, dass ein Wir das Individuum voraussetzt.
Ein kosmonomisch-globales Wir verfolgt demgemäß keine Gleichmachereien innerhalb bisheriger Unterwerfungsideologien, sondern eine Wertschätzung und Wertschöpfung aus menschlichem Individualismus.
Über der Würde jedes einzelnen Menschen, existiert keine Macht, die zur Entwürdigung berechtigt.
Auch bei Straffälligkeit bleibt ein Grundwert an Menschenwürde unantastbar, soll sich die Strafverfolgung nicht selbst entwürdigen, das heißt, schuldig machen.


© Raymond Walden




Dienstag, 7. Januar 2020

Menschliches Glauben: Sonnenuntergang (S. 37)

Dezember 2001

Ein Tag geht zu Ende und die Sonne steigt hinab zum Westhorizont. Der Ort des Untergangs ist jedoch – ähnlich wie übrigens auch der des morgendlichen Aufgangs – nicht stationär. Bis zum Sommeranfang am 21. Juni wandert der Punkt am Horizont täglich ein Stück weiter nordwestlich, alsdann kehrt er die Bewegung um, bis zum Winteranfang am 21. Dezember täglich ein Stück zurück, über West nach Südwest. So dokumentiert sich die Höhe des täglichen Bogens, den die Sonne am Firmament beschreibt; es ist das Spiel der Jahreszeiten, mit den variierenden Nacht- und Tageslängen.
     Zum jeweiligen Tagesabschied wie auch beim Sonnenaufgang ist der Weg des Lichts durch die Erdatmosphäre besonders lang, die Lichtflut wird so weit gedämpft, dass sich große Sonnenflecken manchmal sogar mit dem bloßen Auge entdecken lassen. Diese Erscheinungen unterliegen einem Elfjahresrhythmus, denn unsere Sonne ist schlechthin das dynamische Zentrum unseres Planetensystems, eine Energiequelle mit vielen physikalischen und chemischen Zyklen. Wasserstoffkerne werden in Heliumkerne umgeschmolzen – ein Fusionsreaktor.
     Langsam verblasst der Taghimmel, scheinbar als offenes Feuer taucht die Sonne in den Ozean, flackert durch die Bäume des Waldes, die Wolken und die Silhouetten menschlicher Siedlungen verlieren sich im Rotgold. Schwächer wird die Glut, lautlos erlischt sie ganz, streut noch Leben in die Abenddämmerung, die sich niedersenkt und die Natur je nach geografischer Breite mehr oder weniger zögerlich in die Finsternis entlässt.
     Wie war unser Tag? Gehe ich müde an sein Ende oder treiben mich Ideen, Wünsche voran? Geruhsam entfaltet sich die Nacht; wenn ich möchte, mache ich sie zum Tag – diese Freiheit hat der moderne Mensch. Ich mag heute aber nicht, denn die Faszination des kontrastreich anschwellenden Sternenhimmels fängt mich ein. Ich blicke auf, staune, denke, erkenne mich wieder, bevor ich spät einschlafe in der ruhigen Gewissheit eines neuen Sonnenaufgangs, frei im Kräftespiel der Natur, so gänzlich frei von Orakeln, Götterfantasien und politischen Moden, eingeschränkt allein durch die stets allgegenwärtige und vertraute Möglichkeit, auch in dieser Nacht wie zu jedem anderen Zeitpunkt für immer einschlafen zu können. Ich bin Teil der Evolution.



© Raymond Walden



Montag, 6. Januar 2020

Menschliches Glauben: Mondimpressionen (S. 34)


November 2001

Wer nicht verlernt hat, auch die Faszination toter Materie zu genießen, mag nachvollziehen, warum der Mond uns Menschen gefangen nimmt. Ich rede nicht von esoterischen Schwärmereien, vielmehr von Erfahrungen, gesammelt etwa am Kraterschlund des Ätna, angesichts der Landschaftsformationen um Las Vegas, bestätigt durch den scharfen Fallwind auf der Südflanke Kretas oder durch die bizarre, Ewigkeit vortäuschende Vulkankomposition Gran Canaria; die Erde ist übersät mit derartigen Naturdokumenten.
     Und der Mond präsentiert sich nicht anders: für unabsehbare Zukunft schroff, schön und tot. Kein Stein besitzt Gefühle, noch ein Bewusstsein, aber er kann dadurch beeindrucken, dass er quasi unsterblich ist, existent über Jahrmillionen, einfach da, während wir so schnell altern und sinnvollerweise vergehen. Denn was wäre versteinerte Menschlichkeit?
     Wir unterliegen einem viel kürzeren Werdegang, der ja Leben erst ausmacht, und so betrachten wir den leblosen Mond mit Emotionen. Er ist unser bestens vertrauter kosmischer Nachbar und dennoch so fern. Auf alle unsere subjektiven Interpretationen hin schweigt er, es sei denn, wir öffnen uns, die leblose Materie bestaunend, die dann in den Licht-Schatten-Spielen des Erdtrabanten so viel Erhabenheit ausstrahlt.
     Die Sonne beleuchtet immer nur eine Hälfte des dunklen Körpers. Wir verbinden mit der Abfolge der Mondphasen sogar unseren irdischen Monat, ein Zeitmaß, letztlich einen Sektor unserer persönlichen Lebensspanne. – Der zunehmende Mond folgt nach Sonnenuntergang am Abendhimmel mit dem bekannten täglichen Gewinn an Lichtgestalt. Besonders am Zyklusanfang schimmert die unbeleuchtete Mondregion aschgrau, denn die Mondnacht wird durch eine „Vollerde“ erhellt. Unser Heimatplanet reflektiert Sonnenlicht zum Mond, von wo aus ein geringer Teil wieder zur Erde geworfen wird. Der Vollmond steht der Sonne diametral gegenüber, am höchsten um Mitternacht zur Zeit des tiefsten Sonnenorts unter dem Horizont. Als abnehmender Mond beleuchtet der Trabant die zweite Nachthälfte, täglich schmaler, bis er sich als Neumond am Taghimmel zur Sonne gesellt.
     Gerade einmal sieben Prozent des auftreffenden Sonnenlichts wirft der Mond zurück, und diese bescheidene Menge wird besonders in Horizontnähe durch die Erdatmosphäre weiter gedimmt, indem vor allem das blaue Licht je nach Feuchtigkeits - und Schwebstoffgehalt der Luft absorbiert und gestreut wird, sodass der Mond im langwelligen rötlichen Spektralbereich romantisch erscheint. Auch für die scheinbare Vergrößerung des Mondes in Horizontnähe ist die irdische Luft maßgeblich, sie wirkt gegenüber dem kosmischen Vakuum wie eine Linse und zusätzlich mischen sich psychologisch bedingte persönliche Sehgewohnheiten in das Bild vom Mond.
     Übrigens steht der Sommervollmond immer tiefer als der Wintervollmond, und, wie schon erwähnt, der Sonne diametral gegenüber. Also: hohe Sommersonne – tiefer Vollmond, flache Wintersonne – steiler Vollmond. Ebbe und Flut erzeugt der Mond im Zusammenspiel mit der Sonne unmittelbar durch Gravitation auf die Wassermassen während des Erdumlaufs. Der gemeinsame Schwerpunkt des Doppelplaneten Erde-Mond liegt aufgrund der geringen Mondmasse innerhalb des Erdkörpers, jedoch nicht im Erdmittelpunkt. Demzufolge webt die Erde ihre Bahn um die Sonne um diesen Schwerpunkt, was in geringerem Maße ebenfalls zum Schwappen der Ozeane im entsprechenden Rhythmus beiträgt. Dem Kommen und Gehen der Wassermassen haben sich in zahlreichen Küstenregionen biologische Zyklen angepasst, zum Beispiel solche der Fortpflanzung. Das menschliche Leben ist jedoch viel komplexer, als dass es lunaren Gezeiten folgen würde. So können wir den Mond befreit betrachten, uns hingeben der persönlichen Stimmung, ohne Mondsüchtigkeit und Deutungsschwere, man gönne sich die Zeit!
     An irdischen Markierungen wie dem Horizont, den Bäumen, Bergen, Gebäuden lässt sich die stetige Ostwestbewegung des Mondes als Ergebnis der Erddrehung verfolgen. Bei geduldigem, genauen Hinsehen, gar durch ein Fernglas, bemerkt man die Eigenbewegung des Mondes vor dem Sternenhintergrund als Ausdruck des Umlaufs um die Erde in Westostrichtung. Dabei kann es zu Stern-, seltener Planetenbedeckungen kommen: Der im Mittel 384.400 km von uns entfernte Mond schiebt sich vor einen Stern, der Lichtjahre tief im Universum residiert. Ganz plötzlich erlischt nun scheinbar der Stern am lunaren Ostrand, um nach dem Vorbeizug des Erdtrabanten an seinem Westrand wieder unvermittelt aufzutauchen. Es gibt keine Mondatmosphäre, die das Sternenlicht schwächt, daher das abrupte Verlöschen und Wiedererstrahlen. Durchschnittlich in einer Stunde wandert der Mond am Himmel um seinen eigenen Durchmesser weiter, etwa 0.5 Grad in östliche Richtung. – Für den intelligenten Menschen lässt sich die Diskussion über die Bedeutung des Mondes nicht auf Boulevard-Niveau führen.
     Das Auge nimmt sich die Zeit, mir die Weite des kalten Himmels zu vermitteln, eines Himmels, der dennoch in seiner blauschwarzen Unergründlichkeit Wärme, ja sogar Geborgenheit erzeugen kann. Ich bin eins mit der Weite, als Teil des Kosmos hier zu Hause.
     Wie zernarbt, faltig und trotzdem glatt der Mond aussieht! 150 Grad Celsius Hitze auf seiner Taghälfte und fast ebenso viele Grad Frost in der Mondnacht haben die Oberfläche gegerbt, die zusätzlich einem fortwährenden Bombardement von Meteoriten schutzlos ausgebreitet ist. Welch eine Oase dagegen unsere Erde, die jegliches Leben vor derartig feindlicher Schönheit schützt.
     Der Mond, er „geht so stille“, auch ich werde still, will jetzt nichts sagen. Und wenn mich gerade ein lieber Mensch hier oder fern in meiner Betrachtung begleitet, ist für diesen Augenblick unseres Daseins alles gesagt.


© Raymond Walden 


 

Sonntag, 5. Januar 2020

Menschliches Glauben: Sonnenaufgang (S. 33)

November 2001

Lange schon bevor die Sonne die ersten Strahlen über den Horizont in den neuen Tag schickt, weicht die Nacht der Dämmerung. Der Osthorizont gewinnt an Helligkeit, denn die Lichtfülle unseres noch unsichtbaren Tagesgestirns wird durch die Atome und Moleküle der Erdatmosphäre zunehmend gestreut. Ganz besonders gilt dies für den kurzwelligen blauen Lichtanteil, sodass sich für uns der wolkenlose Himmel im majestätischen Blau aufbaut. Schwebstoffe, etwa winzige Wassertröpfchen oder Staub, lassen vorzugsweise den langwelligen roten Part des Lichtspektrums passieren und wir erleben ein Morgenrot, das den Moment des ersten Sonnenstrahls verzaubert. Ganz plötzlich ist dann der westliche Sonnenrand da, steigt unaufhaltsam auf, gibt mehr und mehr vom Sonnenkörper frei. 1,4 Mio. Kilometer Sonnendurchmesser besetzen scheinbar nur einen halben Grad am Himmel; es dauert wenige Minuten bis die Sonne sich im vollen Glanz zeigt. Auch ihre Farbabstufung unterliegt dem optischen Verhalten der Erdenluft, horizontnah tiefrot, das obere Sonnensegment schon gelblich. Darüber hinaus prägt die Luft auch die Sonnenform, denn die horizontnahen Lichtstrahlen werden stärker gebrochen als die oberen Randstrahlen der Sonne. Die Unterkante unseres nächsten Sterns, nichts anderes ist die Sonne, erfährt eine scheinbare Anhebung, wodurch der Kugel ein ellipsoides Aussehen verliehen wird. Bald ist das Licht so hell, dass es unsere Augen überfordert, denn unaufhaltsam rotiert die Erde weiter Richtung Osten, lässt die Sonne immer weiter westlich von meinem geografischen Standort aufgehen.
     Ein neuer Tag in meinem Leben hat begonnen. Was werde ich alles durch das Licht sehen, was erkennen? Wie viel Leben wird die Kraft der Sonne speisen, wie viel ausdörren, gar versengen? Wie sähe eine intelligente Sonne uns Menschen in all den Ländern und Kontinenten? Mag sich die Sonne jetzt vor mir im Wasser des Ozeans spiegeln, mag sie Bergkuppen vergolden, eine Wiese, einen Waldrand überfluten, ein Häusermeer erhellen: Sie trifft mich; dies ist unser Tag!



© Raymond Walden 


 


Samstag, 4. Januar 2020

Sequenzen von Skepsis (362)


Aphorismen zum Nachdenken und Zitieren:

4648
Wer selbst nichts zu sagen hat, erfüllt immerhin die Voraussetzung zum Pressesprecher.

4649
Das Gegenteil von Musik ist Krach – ein Blutsverwandter der Politik.

4650
Die Dummheit ist grenzenlos, deshalb sorgt sie für Grenzen möglichst überall zum Zeichen ihrer gewaltigen Allmacht der Entmenschlichung.

4651
Kosmonomisches Prinzip:
Unter Achtung und Anwendung der Naturgesetze zum Wohle der Menschheit!

4652
Reden sei Silber, Schweigen sei Gold, hört man sagen. Aber mir scheint, Denken und Schreiben sind edler, nicht so metallisch.

4653
Im hohlen Schädel findet alles Glauben Platz.

4654
Besonders in Hauptstädten schießen die Lügen in den Himmel und dann rundherum und rundheraus auf Menschen, wo immer auf dem Globus.

4655
Jugend ist früher dahin, als sie selbst glauben mag. Setzt danach keine reifende Vernunft ein, greift Jugendwahn zu und verhindert lebenstüchtige Identität.

4656
In reichhaltiger und scheinbar unermüdlicher Dynamik schlägt sich jedes Herz zu Tode.

4657
Einsamkeit kommt nahe an die Wahrheit, Zweisamkeit fordert sie heraus.
(Ambivalent zu lesen.)

4658
Gefangen in den Tret- und Gebetsmühlen des täglichen Alltags, in seinen Erfordernissen, Pflichten, Zwängen, aber auch Lustbarkeiten und Träumereien, bleibt der Massenmensch unfähig zu wirksamer Hinterfragung; es fehlt an Zeit und am Willen.

4659
Freiheit setzt auf Wissen und Bildung, Ideologie stützt sich auf Desinformation und Gewalt, auf Indoktrination und Dogmen, sodass sich Gläubige in Ermangelung objektiven Wissens sogar als „Freie“ darstellen.


© Raymond Walden