Mai
1995
Der
Sauerstoff als eine unserer Lebensgrundlagen verwandelt sich
schlagartig in Gift, wenn er von einem zweiatomigen zu einem
instabilen dreiatomigen Molekül avanciert. In der Hochatmosphäre
„killt“ Ozon die harte Sonnenstrahlung, am Boden hingegen ist
Ozon in Mikrogramm pro 1.000 Liter Luft so schädlich, dass
Wissenschaftler (und Politiker schon gar) nicht wissen, ab welcher
Konzentration denn Alarm zu schlagen sei. Vor gar nicht langer Zeit
unterzog man sich während eines Kuraufenthalts einer Ozontherapie,
setzte man Kinder im vitaminarmen Winter unter Höhensonnen, die
nebenbei Ozon erzeugten. Heute produzieren Solarien, Kopierer,
Laserdrucker, Fernsehgeräte oder Bandgeneratoren zur
Hochspannungserzeugung im Schüler-Physik-Experiment eben dieses
Ozon. Kam je einer auf die Idee, die Nutzung der Geräte
einzuschränken oder zu verbieten? Bei ein bisschen Sommer allerdings
werden viele Bürger „ozonwetterfühlig“ – und schon wird die
akute Ozonreduzierung verordnet: 80 oder 90 km/h für Autos! Die sind
dann entsprechend länger unterwegs, zum Beispiel durch den Großraum
Frankfurt am Main, schleichen schließlich durch verunsichertes
Bremsen noch langsamer, und die Fahrer lassen sich durch ihr
schlechtes Gewissen quälen, wenn sie dann doch auf die linke
Überholspur wechseln und Gas geben. Fliegen etwa die Flugzeuge
langsamer? Werden Heizungen bzw. Klimaanlagen und Industrieabgase
heruntergefahren?
Die
bodennahe Ozonverminderung bedarf ehrlicher, ideologiefreier
Maßnahmen: Man kann nicht Wachstum im Flugverkehr und in der
Autoproduktion bejubeln, um dann das moderne Kat-Auto wie die
altmodische Dreckschleuder gleichermaßen zu drosseln.
Nein,
dies ist kein Konzept, sondern rot-grüner Schmier, auf dem auch die
CDU-Umweltministerin Angela Merkel ahnungslos schlüpfrige Politik
praktiziert. Die Massenpsychose Ozon ist ein partei- und
medienpolitischer Tick. Doch in der Stratosphäre tickt aufgrund
dieser bodenständigen Politiker ein Problem, das tief unten in
idiotischer Konsumphilosophie wurzelt, denn harte Strahlung tötet
zwar langsam, aber wirklich.
©
Raymond Walden