Posts mit dem Label Philosophie werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Philosophie werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Dienstag, 20. Januar 2015

Eine frische Sonne


In der Distanz,
der Heimat meiner Gedanken, wache ich auf,
wo am Fuße des Berges salzklares Meerwasser die Felsen annagt und formt,
wo eine frische Sonne von Osten mich aufmuntert,
mit aufzusteigen zum Gipfel, zum Überblick des Unterschieds.
Oben dann, in warmem Schatten, ruhe ich aus, verinnerliche
die Evolution von Land, Meer, Pflanze und Tier – vom Universum.

Tief unten die anstrengende Parallelwelt des Menschen,
geistig getäuscht und verraten.
Ein zum Aufstieg unfähiger Krüppel,
der sich nach seiner ersten Vergewaltigung immer aufs Neue
selbst behindert und verletzt,
sich dem Tode weiht.

Wie gerne verweile ich hier oben!
Doch siedeln kann ich hier nicht.

Ich muss wieder hinab zu den Meinen und
den wenigen nicht Befallenen.
Den Glanz der frischen Sonne behalte ich im Auge,
habe selber Mut gefasst
und kann davon etwas abgeben –
zumindest Skeptikern und Aufgeklärten.




Sonntag, 7. Dezember 2014

Sequenzen von Skepsis (192)


 Aphorismen zum Nachdenken und Zitieren:

2408
Man soll sich von Göttern kein Bild machen, da man sie augenblicklich erkennt und durchschaut.

2409
Schönheit unterliegt wie Freiheit keinem Diktat.

2410
Es knirscht zwischen Philosophie und Wissenschaft.

2411
Das „zu Tisch“ Gehen beeinflusst den Stuhlgang wie die Liquidität.

2412
Wer sich auf „Gott“ beruft, dokumentiert lediglich seine Jahrtausende fortdauernde Lernunfähigkeit.

2413
Glauben Sie nicht, ein aufgeklärter Mensch habe heute einen leichteren Zugang zum Frohsein.
Nein, sich in einer zäh ignoranten Masse aufzuhalten, kann Ekel erzeugen, eine Übelkeit, die Geist und Körper in Krämpfen bis zum Erbrechen schüttelt. Mattigkeit legt sich auf die Augen, und es erschließt sich der Wunsch nach Einsamkeit zur Selbstfindung eigener Stärke.

2414
In ideologisch vorauseilender „gendersensiblen“ Sprache zwingen manche Hochschulen ihre Studenten zur strikten sprachlichen Unterscheidung der Geschlechter. Bei nicht "geschlechtergerechten“ Formulierung etwa in Bachelorarbeiten gibt es Punktabzüge. Man kennt solche politische Systemtreue über die historisch gewachsene Sprache hinweg aus früheren unseligen Zeiten; wie gesagt „man“, „frau“ wohl nicht.

2415
Linientreue Quotenmedien. Man suche und finde, erfinde die Sensation, wende Wahrheiten, decke sie zu, erzeuge Angst und Mitleid und beriesele mit Banalitäten, kurz: Man schlage Denkern ins Gesicht.

2416
Im Windmühlenstaat rotieren die Flügel des Glaubens an den Klimawahn ungebremst um Wachstum und naturwissenschaftliche Ignoranz. Konzeptionslosigkeit aufgrund von Gier und Unfähigkeit. Die Gier hat einen moralischen Aspekt, Unfähigkeit ist der Dummheit geschuldet.

2417
Die Masse bewirkt vieles, sogar in Ahnungslosigkeit. Furchtbar.

2418
Der Mensch ist natürlich nicht allmächtig, aber zu allem fähig.

2419
Musik offeriert harmonische Optionen allumfassender Physik, wahrgenommen durch die Biochemie der kompositorischen Intuitionen, wiedergegeben im Herzschlag der Interpretationen, erlebt mit der Hingabe von Körper und Geist im Einswerden vollkommener Humanität und freiheitlicher Entfaltung. 


Copyright: Raymond Walden,  www.raymond-walden.blogspot.de


Sonntag, 26. Oktober 2014

Weisheit


Weisheit erweist sich als Rarität,
die aus Erfahrungen aufstrebt,
gesammelt an zahllosen Gabelungen des Lebenswegs
hin zu einem ruhigen, einsamen Pfad,
der sich mit reifendem Alter in einen schmalen Grat verjüngt,
auf dem ein grandioser Ausblick sich öffnet,
eine Umschau über das schwerwiegende,
gewaltige Faltengebirge menschlichen Daseins.
Atemberaubend die Weite des Horizonts,
unendliches Sehnen des Lebens in seiner endlichen Suche.
Letzte, endgültige Antworten gibt es nicht,
trotz des Schalls und Rauchs in den Tälern, Schluchten und Gruften,
trotz der Turmbauten und Feuerwerke verletzender Eitelkeiten 
in eingefleischter Dummheit.

Donnerstag, 23. Oktober 2014

Der Philosophen-Baum


Der Philosoph pflanzt in der Wildbahn einen Baum,
und während erste Knospen und bald Blüten treiben,
will sich ein Esel daran reiben.
Köter kläffen, heben ihre Beine,
ein Kamel hält sie für Schweine.
Talkschnepfen geben dem Thema Raum,
Zeitungsenten wissen zu berichten,
Quoten steigen, der Papst sogar nimmt Stellung,
die Kanzlerin will’s richten,
der Regierungssprecher preist moralische Erhellung,
dass man das Klima retten solle
und niemand Schafen an die Wolle wolle.
Es geht um Ideologie und willkürliche Werte,
wie sie Unverstand seit jeher lehrte.
Übrigens,
den Philosophen-Baum hat man vergessen, 
ist beiläufig teurem Unsinn aufgesessen.


Freitag, 1. August 2014

Sequenzen von Skepsis (181)


Aphorismen zum Nachdenken und Zitieren:

2275
Pure Lustfeindlichkeit indoktriniert die Sexualität und kreiert Werte des Wahnsinns der Welt.

2276
Das immer Triviale und Konventionelle zersetzt die Wissenschaft, wenn sie ihre Ansprüche vernachlässigt.

2277
Marionetten drängen ins Rampenlicht, die Drahtzieher bevorzugen dezenten Bekanntheitsgrad.

2278
Bricht der Sturm erst los und der Kampf ist entfacht, kommt Philosophie zu spät.

2279
Gerede ist keine Sprache, sondern eine zweifelhafte Absonderung.

2280
Die christliche Dreistigkeit des frühen Glockenschlags erlaubt es sich ganz selbstverständlich, allen noch schlafenden Menschen ins Unterbewusstsein zu säuseln, der erwachenden Natur in den besinnlichen Morgen zu platzen, um doch an aller Wirklichkeit zu verklingen.

2281
Dasselbe Plätschern und Sprudeln des Baches ermuntert den Tag und beruhigt die Nacht.

2282
Aus Raffgier und Rache lügt und tötet der missratene Mensch.

2283
Denkgewohnheiten trüben die klare Analyse.

2284
Kein Tier ist dumm.

2285
Tabus regieren. Wer aber will das merken?

2286
Jeder Freiheitliche, der im Kampf verblutet, fehlt im geistigen Ringen um die Menschheit. So denket klug und handelt umsichtig!

2287
Viele ahnen nicht, wie sie Mördern zur Hand gehen (müssen).

2289
Wer den Staat ruft, hat vielleicht eigenes Versagen zu beklagen.

2290
Der Herzschlag und der Atemzug takten die eigentliche Zeit des Menschen.


Copyright: Raymond Walden,  www.raymond-walden.blogspot.de


 

Montag, 28. Juli 2014

Die Verleumdung des Humanen


Humanität beschreibt den wesentlichen Unterschied zwischen Mensch und Tier, basierend aber auf einer unzureichenden Intelligenz des Menschen, die einen Sinn des Lebens nicht erkennt und deshalb Zuflucht in geistlichem Unsinn sucht.
Die geistliche Finsternis organisiert sich als Glauben gegenüber dem Wissen, als Religion und Ideologie gegen Aufklärung und Vernunft, trotz Verstandes und gegebenenfalls ausgeprägter Intelligenz.
Irrsinnig Erdachtes, von psychopatischen Propheten „Offenbartes“ wird über objektiv Faktisches und dogmatisch auch über Rätselhaftes erhoben und gipfelt in der Verteufelung des Nichtgläubigen und in der Vernichtung des Unfolgsamen.

Auserwähltheits- und Besitzansprüche werden so gerechtfertigt, Ungerechtigkeiten durch Ausbeutungen und Kriege durchgesetzt, Terror und Rache mit Folter und Mord skrupellos, das heißt, im Namen von „höheren Mächten“ und Idealen sogar zum Ruhme ausgeführt.
Das idiotischste Weltgeschehen findet statt im Angesicht von geheuchelten Menschenrechten, von der Verleumdung des Humanen, da die jeweilige Demagogie und Doktrin „Wehrhaftigkeit“, also Mord und Totschlag zur Pflicht erklären und die erfolgreichsten Lebensvernichter und ihre Helfershelfer mit verblödendem Ruhm überschütten.

Scheinbar humane Gesellschaftsrichtlinien dienen in der geistlichen Finsternis zur Konformierung des Einzelnen, zu seiner opportunen Demut gegenüber dem „heiligen Ganzen“ unter Ausnutzung der Aufrichtigkeit und ehrlichen treuen Hilfsbereitschaft des wohlmeinenden und auch arglosen Durchschnittsmenschen.
Pausenlos trommeln die Prediger, die Propagandisten, die Dogmatiker und indoktrinären Wächter, um Scheinwahrheiten und Lügen traditionell zu vermählen mit dem Ziel einer zahlreichen Nachkommenschaft.
„Es war immer so, so muss es bleiben!“
Für diese Freiheit ist das Menschenleben nur zur Erzeugung von Masse wichtig.

Diplomatisches Geschwätz beherrscht die Politik. Philosophische Analyse jedoch darf sich dem nicht beugen, sie soll aber auch nicht zur Konflikt-Eskalation beitragen, denn nach kosmonomischem Verständnis stehen Analyse und Erkenntnisgewinn im Dienste von Friedfertigkeit und Gewaltlosigkeit.
Um überhaupt dem fortwährenden Zirkel von Armut und Krieg eine Chance der Unterbrechung zu geben, müssen Probleme tabufrei definiert werden. – Eine bisher nicht vorhandene Voraussetzung zur Problembewältigung, die durch geistliche Unweisheit systematisch verhindert wird.

Philosophie kann keine Politik ersetzen, durch ihre Direktheit mag sie lediglich Grundorientierungen anregen, und zwar nicht in patriotisch-nationalistischer Beschränktheit, sondern mit Relevanz für die gesamte Menschheit.
Ein solcher philosophischer Ansatz bietet für den aufgeklärten Menschen Optionen zum humanen Denken und Handeln, die „ewig Gestrigen“ werden damit nicht erreicht, denn ihr fortwährender Geschäftssinn und ihre ungebremste ideologische und waffentechnische Aufrüstung versiegeln ihren Verstand und ihr Gefühl.

Weltbürgertum und pazifistische Verhaltensweisen stören ihre nicht zu hinterfragende Selbstherrlichkeit in ihren blutigen Scheinweltkonstruktionen, blinder Gehorsam erschießt standrechtlich die Befehlsverweigerung.
Und das Volk steht traditionell dahinter.

Die Menschheit schläft und stirbt traditionell.

Nach und trotz all der Kriegskatastrophen kristallisiert sich der vordergründig überlegene „American Way of Life“ als letztendliche Gedankenlosigkeit, als Sackgasse eines Wachstums der Entmündigung, der totalen Entpersönlichung und Rücksichtslosigkeit heraus. Viel mehr noch, er ist, auch in seinen kommunistischen, asiatischen und arabischen Abwandlungen der Grund für Armut und Krieg.

Der Bedarf an einem neuen Weltbild gemäß dem „Kosmonomischen Manifest“ beschleunigt sich in der Dringlichkeit einer wahrhaften Humanität. Sie steht gegen die übliche Verlogenheitsdiplomatie. 
Nicht "Erhebet die Herzen!" (christl. Gebet), sondern: Stabilisiert den Verstand in der Erfassung von Ursache und Wirkung und zieht die Konsequenzen für eine Globale Menschheit, gegen den sektiererischen, Zwist erzeugenden Patriotismus!




Mittwoch, 23. Juli 2014

Sequenzen von Skepsis (180)


Aphorismen zum Nachdenken und Zitieren:

2261
Frei zu sein von Religion, sei auch ein religiöses Gebaren, meinen besonders spitzfindig im Glauben Verankerte. Sie können nicht begreifen, dass die Notwendigkeit von ethischen Werten auf intelligenter  Erkenntnis beruht und nicht auf dem Glauben unterliegenden Diktaten. Der Aspekt der Ewigkeit bedeutet religiöse Absurdität angesichts eines keineswegs unendlichen Universums, das einerseits faszinieren mag, andererseits ebenso völlig moralbefreite Destruktionsszenarien  verkörpert. Eine Supernova diffundiert letztlich im All und löst sich in Spuren des Nichts auf so wie jeder geballte Intellekt nach seinem Ableben. Dieser grandiose menschliche Trost existiert als Faktum und Alternative zum gewaltsam propagierten „Glaubensjoch ad infinitum“.

2262
„Atheismus“ ist eine religiöse Wortschöpfung ohne Sinn und Verstand gegenüber dem Freisein von jedweder Religion.

2263
Nur der Freie bemerkt die Fallstricke, könnte sie kappen. Doch wer ist so frei? Wer will die Freiheit auf sich nehmen?

2264
Als Kind ahnte ich im Verhalten der Erwachsenen das, was sich mir im Laufe der Jahre zunehmend als psychische und physische Verklemmtheit bestätigte: Eine seltsame Unfähigkeit zur Körperlichkeit, ein sexuelles Versagen in Zucht wie Unzucht schon von Lebensbeginn an, lebenslang.

2265
Interesse am Unwesentlichen tarnt im Wesentlichen die Ahnungslosigkeit.

2266
Dem Schönreden ist keine Hässlichkeit gewachsen.

2267
Das Rufen nach Geistern gleicht dem langgezogenen Todesschrei des menschlichen Geistes.

2268
Die objektive Welt trotzt dem subjektiven Ich, das sich vorzugsweise in Scheinwelten orientiert.

2269
Orthodoxe Glaubensentfesselung schändet alles Menschsein, vernichtet alles, was der Welt Würde verleiht.

2270
Im Abschied vollendet sich der Sinn des Lebens.

2271
Vernetzung nennt sich die berechnende Scheinfreundschaft.

2272
Das Meer, es ruht in sich, spiegelt sich und das Universum in sanfter Dünung, es nippt am flachen Sand und leckt am schroffen Felsen, es wühlt sich auf, schäumt über und verwischt Spuren menschlicher Dreistigkeit. Das Meer hat Kraft, ist Macht, es hat viel Zeit und grenzenlosen Platz für Einsamkeit.

2273
In der Resignation liegt keine Kraft, vielleicht aber die Erkenntnis einer Neuorientierung.

2274
Echte Philosophie verkauft sich nicht an die Politik. 


Copyright: Raymond Walden,  www.raymond-walden.blogspot.de


Dienstag, 22. Juli 2014

"Die Fruchtige Sonne"


Alles auf der Erde ist von solarer Herkunft, ist von der Sonne beeinflusst; die Erde wurde im solaren Entstehen quasi nebenbei erzeugt.
Ein Campingplatz in der französischen Provence,  inmitten weiter Obstplantagen, nennt sich „Le Soleil Fruité“ (Die fruchtige Sonne). Landschaft und Menschen wetteifern in der Kultivierung fruchtiger Frische, Farbe und französischer Lebensart.

Reisende kommen und gehen, bleiben eine Nacht, ein paar Tage, steuern zielsicher ihre mobilen Heime, atmen sich frei unter schattigen Bäumen, folgen flüchtigen Wolkenformationen am tiefblauen Himmel, erfrischen sich im Swimmingpool, lassen sich vom warmen Südwind umschmeicheln und genießen die Früchte eines wechselvollen Lebens. Die Moderne reist mit: Fernsehen, Internet, Hightech-Fahrzeuge.
Und die Besucher tragen an den Lasten ihrer Lebensfrüchte, die Süße und die Bitterkeiten, die Jugend und das Alter, die Gesundheit und die Gebrechlichkeit.
Arbeit, erzwungen durch Konventionen, aber auch in freier Freude, doppelmoralische Gier, Spießigkeit und Prüderie, religiöse Kindschaft und esoterische Umnachtung der Verstandesleugnung, Verklemmung der Gefühle und hemmungslose Egozentrik quellen über als lebendige Fruchtfolgen, liebliche und saure Elixiere von Aufmunterung, Begeisterung, Bedrohung und blutiger Vernichtung. 
Die Sonne lässt es keimen, blühen und reifen, sie sengt und brennt erbarmungslos. Sie ist der Antrieb zum Leben mit dem Ziel des Sterbens; sie selbst geht diesen Weg in materieller Abfolge von Reaktionen. 

"Die fruchtige Sonne" der Provence bescheint nur eine Seite des Lebens - die angenehmste freilich: Das Gedeihen der Früchte in bezauberndem Klima - und im Gefolge begeisterte Gäste als Teil des Gesamtszenarios.

Freitag, 9. Mai 2014

Europa im demokratischen Anschein



Abgesehen von der geografisch bestimmten Terminologie, stelle ich Europa in Frage.
Was ist denn Europa, existiert es wirklich und wenn, mit welcher Perspektive?
Oder wabert Europa lediglich als idealisierte Wunschvorstellung einerseits und als unwillkommene, despotisch ausbeuterische Göttin des Freiheitsverrats andererseits?
Europäische Werte?
Wer erkühnt sich wann und warum zur Definition gar von einer Wertegemeinschaft?
Nach der europäischen Welt-Historie?

Die Welt ist verletzt durch ein alles niederschmetterndes abendländisches Abenteurertum, vorgetragen besonders auch im Namen einer Gottesverkündigung, eine Eroberungs- und Unterwerfungsmentalität, die neuzeitlich-gestrige Nachahmer geradezu animiert. Kultur wird in den Schatten gestellt, wenn man unter solchen beschämenden Gesichtspunkten überhaupt von Kultur sprechen möchte.

Europäische Mächte zerfleischten sich untereinander, vernichteten andere Völker und Landschaften und versklavten Menschen in einer Skrupellosigkeit, die heute weltweit als Herrscher- und Hegemonialmethode weiter eskaliert.
Europäische Erfolgsrezepte werden selbstverständlich in jeden beliebigen Kulturkreis übertragen, während es darum geht, Raffgier zu befriedigen, Gewalt und Herrschaftssysteme zu stabilisieren.

Europäische Überlegenheiten ergaben sich besonders aus der sogenannten Aufklärung, einer bemerkenswerten Aufweichung religiöser Starre durch herausragend mutige Intelligenzen, in deren Folge sich Wissenschaft und Technik besonders auch in den Alltag nützlich einfügten.
Erst diese materielle Anwendung der geistigen Lockerungen ermöglichten den europäischen Machthabern ihre immer zerstörerischeren Feldzüge; sie missbrauchten systematisch den Fortschritt, zu dem sie durch ihre dogmatischen Beschränktheiten selbst nie fähig waren.
Einigermaßen entsetzt über die verheerenden Folgen der beiden Weltkriege, entwarfen weiterdenkende Menschen die Vorstellungen von einem geeinten und friedvollen Europa, doch konnten sie die Politiker und die Bevölkerungen wirksam davon überzeugen? Befindet sich Europa auf einem Weg der zunehmenden Humanisierung oder beobachten wir lediglich eine Neuorientierung alter Machtstrukturen, ein weiteres sich Öffnen der Schere zwischen technologischem Fortschritt und geistiger Traditionsverknöcherung?

Ungewöhnlich ist zunächst die lange relativ friedliche Koexistenz der europäischen Staaten seit dem letzten Weltkrieg. Außer einigen vergleichsweise lokalen Waffengängen herrschte Ruhe aufgrund der übergeordneten Bedrohung durch die Spaltung in Ost und West mit absolutem Vernichtungspotenzial beider Seiten. Nach der Auflösung des Ostblocks erstarkte die Europäische Union nicht nur zahlenmäßig durch neue Mitglieder, sondern vor allem als die führende Wirtschaftsmacht auf dem Kontinent.
Die Faszination von der Europäischen Idee erhält beeindruckende Realität in der Reisefreiheit von Menschen und Gütern und in alltäglichen Kooperationen, die sich lange schon als Routinevorgänge abspielen.
Ein Krieg zwischen EU-Mitgliedern erscheint völlig ausgeschlossen. Europa hat sich grundlegend gewandelt, mögen jene glauben, die nicht so genau hinsehen.

Philosophisch zeichnet sich das Europa der Europäischen Union allerdings durch eine unerträgliche Gedankenträgheit aus, die man gerechterweise als das bezeichnen sollte, was sie eigentlich bedeutet, nämlich charakterlose Opportunität und Unfähigkeit.
Mit einer Selbstverständlichkeit wird die Meinungsmache einer bestens vernetzten Presse hingenommen, die ungeniert fernab der Pressefreiheit agiert, Feindbilder erzeugt, gezielte Desinformation pflegt und wesentliche Vorgänge konform verschweigt.
Die Europäische Union ist weder ein Bundesstaat noch ein Bund gleichberechtigter Staaten, sondern folgt dem Diktat des Kapitals, das sich in wenigen Mitgliedsländern konzentriert. Ohne gemeinsame Verfassung erlaubt sich die EU lächerliche Kommissionsbeschlüsse wie die inzwischen revidierte Standardisierung der Gurkenkrümmung oder die gültige Glühbirnenverordnung. Ein Riesenparlament dient als scheindemokratischer Wasserkopf, der Banken-, Öl- und Rüstungslobby-Gesetze entwirft und absegnet. Die traditionelle Ausbeutung der Dritten oder Zweiten Welt gehört zum verschwiegenen, aber angestrebten Prozedere, getarnt durch unzureichende Entwicklungshilfe oder spärliche Wirtschaftsvergünstigungen.
Rüstung und Krieg stellen lohnende Geschäfte und Weichenstellungen sogar mit den undemokratischsten Herrschaftssystemen dar, Eingliederungen verrotteter religiöser Weltbilder und das Festhalten an „christlichen Werten“, die sich seit zweitausend Jahren als mörderische Staatsdoktrinen erwiesen haben, untermauern eine vorsintflutliche Gesellschaftsräson, die immer hoffnungsloser hinter technologischen Fortschritten hinterherhinkt.

Demokratie und Transparenz werden ideologisch verhindert durch eine inszenierte Klima-Angsterzeugungsreligion sowie eine vor allem deutsche, völlig abwegige sogenannte Energiewende. Beide Strategien dienen dem strikten Abzocken jedes einzelnen Bürgers, einer sinnlosen Geschäftemacherei, welche die Umwelt nicht pflegt und schützt, sondern belastet.
In der Rigorosität und Skrupellosigkeit der kapitalistischen Durchsetzung von Profit und Wachstum steht die Europäische Union weltweit nach den USA an zweiter Stelle, so erklärt sich ihr „Erfolg“, welcher bei den Menschen vor allem in den ärmeren Staaten der Welt märchenhafte Verklärung erfährt.
Natürlich lebt es sich einigermaßen komfortabel in den USA oder in der EU, wenn man über ein Einkommen verfügt und wenn man ein opportuner oder ein naiver Mitläufer und Gutmensch ist. Entspricht man dem „Standard“ nicht, schwankt je nach Abweichung des kritischen Denkens die Ausgrenzung von verdecktem Verschweigen bis hin zu öffentlicher Anprangerung und Diffamierung oder sogar strafrechtlicher Verfolgung.

Die europäische Vereinigung signalisiert keineswegs ein offenes (Welt-)Bürgertum, sondern führte gerade in jüngster Vergangenheit zur Bildung zahlreicher Kleinstaaten, ruft nationalistische und separatistische Kleinkariertheiten auf den Plan, sorgt darüber hinaus für hausgemachte Europafeindlichkeit.
Letztere entsteht besonders durch grundlegende Uneinigkeiten in Wirtschafts- und Währungsangelegenheiten, ebenso in Sozial- und Außenpolitik. Während einige Staaten der NATO angehören, verweilen andere in offizieller Neutralität – ein Durcheinander, das in Deutschland – daran sei erinnert – kulminiert, da es keinen Friedensvertrag seit 1945 gibt, keine vom deutschen Volk verabschiedete Verfassung und stattdessen nach wie vor die Feindstaatenklausel in der UN-Charta. Den verbrecherischen Irak-Krieg führten die Amerikaner in wesentlichen Teilen von Deutschland aus, wo auch amerikanische Atomwaffen durch die Besatzungsmacht gelagert werden. (Die Besatzung wird freilich in deutscher Vasallentreue gegenüber den USA nicht so genannt.)

Es stellt sich die unausweichliche Frage nach der demokratischen Legitimation der EU: Ist der Bestand des Staatenbundes durch ein Diktat des Kapitals und durch die Verwaltungswillkür in Brüssel zu rechtfertigen?

Europa als grandiose Idee der Menschlichkeit erleidet derzeit einen gewaltigen Verrat – und nirgends gibt es mutige Vordenker und Philosophen, die dem ein Ende setzen können. Geheimdienste, Großkonzerne, Wirtschaftsstrategen und Kriegsideologen verhindern die kühnsten Ansätze von Menschenwürde und Freiheitlichkeit.
Teile Europas präsentieren sich in selbstgefälliger Zufriedenheit, in Wachstumsorientierung und Saturiertheit, während man ignoriert, wie Afrika, Lateinamerika, große Teile Asiens und sogar eigene Mitgliedsländer übervorteilt werden.

Europa ist bisher nicht in der Lage, über seine antiquierten Schatten zu springen und wirklich humane Veränderungen aufzugreifen, wie sie beispielsweise im Kosmonomischen Manifest entworfen sind. Stattdessen wird aktuell und geheim über ein sogenanntes „Freihandelsabkommen“ mit den USA verhandelt. Undemokratisch in der Methode wie in der Substanz! Man kennt ähnliche, jede Demokratie verachtenden Vorgehensweisen, etwa bei den Bilderberg-Konferenzen.
Wahlen zum Europa-Parlament vor diesem Hintergrund erscheinen als Farce, als gehobene Volksverdummung und Tarnung eines tatsächlichen Demokratieabbaus.


Sonntag, 6. April 2014

Skeptiker


Es ist nicht der Geist,
„der stets verneint“.
Aber
es ist richtig, Skepsis zu wahren,
Nebenwirkungen zu beachten,
die sich heimlich einschleichen
oder schamlos dynamisch auftreten
und zum unerwarteten Hauptgeschehen avancieren.

Der echte Skeptiker zeichnet sich durch seine freiheitliche Wachheit aus.
Er erkennt nicht nur die vordergründige Information, sondern ihre diversen Vernetzungen, ihre Intentionen, die nicht selten Ideologie praktizieren und von getarnten oder hemmungslos zur Schau gestellten Lügen leben.

Dem profitablen Aktionismus von Werbung und Verkauf, von Propaganda und politischer Entmündigung bedeutet Skepsis ein höchst unbequemes Hindernis in der angestrebten Gleichmacherei der Massen.
Alle antidemokratischen Kräfte diffamieren den Skeptiker.
Entsprechend hinterfragte Albert Camus den Begriff des Skeptizismus’:
„Was man den Skeptizismus der neuen Generation nennt – Lüge.
Seit wann ist der rechtschaffene Mann, der sich weigert, dem Lügner zu glauben, der Skeptiker?“ 
(Camus, A.: "Der erste Mensch")


Freitag, 4. April 2014

Hier irrte Albert Camus


Der sei ein Monster, so Albert Camus, der wissentlich mit der Wahrheit lebe, weil er sich von anderen Menschen absondere und deshalb nicht an ihren Illusionen  teilhaben könne. (Camus, A.: „Der erste Mensch“)
Ich betrachte das umgekehrt: Kein Geschöpf der Natur verhält sich monströser als der in Illusionen verlogene und belogene Mensch.
Wahrheit und Aufrichtigkeit erstellen, trotz ihrer Unvollkommenheiten, den kosmonomischen Ansatz zur Realitätsverbesserung des menschlichen Daseins, zur Chaosminderung.


Dienstag, 1. April 2014

Sequenzen von Skepsis (173)


Aphorismen zum Nachdenken und Zitieren:

2172
Eine Philosophie ohne Ambitionen zur Abwehr von Gewalt, vielleicht sogar mit Rechtfertigung von Folter und Blutvergießen, mag noch so gelehrt daherreden, sie verkündet Leere und keine Seinserkenntnis. Sie propagiert physische und psychische Zerstörung im Dienste ignoranter Selbstherrlichkeit.

2173
Die Einsargung beginnt in der Kleiderkammer beim Verpassen der Uniform an das junge Leben mit der Legitimation des Tötens.

2174
Je tiefgründiger der Erkenntniszuwachs, desto offensichtlicher zerfällt das bisherige Leben in eine Vielzahl oberflächlicher und flüchtiger Wahrnehmungen.

2175
Wir schweigen und leiden nebeneinander her, Kinder und Eltern, Mann und Frau, Familien, Freunde und Kollegen, weil wir kompromisslos immer nach Kompromissen streben. So seltsam faul prägt uns die verlogene Tradition, sie verehrt dogmatisch das Leid. Denn viel zu oft bedeutet Kompromiss das Kneifen vor einer befreienden Entscheidung.

2176
Frühling ist der völlig unmoralische und unverblümte Flirt der Natur.

2177
Moral betrügt Ethik!

2178
Das Aufsagen der Philosophen und ihrer Grundsätze kennzeichnet kaum mehr als Propädeutik.

2179
Der engste Zirkel nimmt niemanden wahr, bis eine öffentliche Einschaltquote was auch immer vortäuscht.

2180
Der Erde entkommst du nie, Mensch; nicht als Realist, nicht als Träumer, gar als Glaubender. Nicht als Erblichener, auch nicht als Asche oder Phoenix.

2181
Gesang spricht eine eigene Sprache sowohl des groben als auch sensibelsten Weltverständnisses.

2182
Eltern eingewickelt, Kind falsch gepudert.

2183
Verplante Eltern pflegen Kinder als Statussymbole.

2184
Zum wahren Leben fragen Sie Ihren gesunden Menschenverstand. Sollten Sie keinen haben, erübrigt sich das Fragen.

2185
Dummheit hält die freiesten Reden.


Copyright: Raymond Walden,  www.raymond-walden.blogspot.de

Mittwoch, 26. März 2014

Unvereinbarkeiten


Ein guter Freund aus Osteuropa schrieb mir dieser Tage folgende wohlmeinenden Gedanken, die keinerlei Chauvinismus darstellen, sondern Sorgen widerspiegeln, die Deutschland niemals lindern konnte, nicht kann und auch nicht können wird:
„Germany is very important to change this world. If Germany falls, all Europe and all world will fall. And this should not happen. – Deutschland ist sehr wichtig, um diese Welt zu ändern. Wenn Deutschland fällt, werden ganz Europa und die ganze Welt fallen. Und das sollte nicht geschehen.“
Unwillkürlich denkt man an das unselige  „Am deutschen Wesen soll die Welt genesen“, doch intendiert die Zuschrift das wirklich nicht. Sie bezieht sich lediglich auf die unterschiedlichen alltäglichen Lebensbedingungen in Deutschland gegenüber den meisten Ländern dieser Welt.
Der befreundete Autor befürwortet die kosmonomische Philosophie und unterliegt  hin und wieder der Versuchung, sie als „deutsche Philosophie“ zu betrachten.
Kosmonomie ist jedoch unvereinbar mit der Bevorzugung irgendeiner temporären Nation – alle Staatsgebilde sind nur temporär – oder mit irgendeinem  Patriotismus.
Daran ändert auch nichts, dass ich als Urheber der Kosmonomie in Deutschland als Kind von Deutschen geboren wurde. Darüber hinaus ist das gegenwärtige Deutschland als Vasall des Kapitalismus, unter dem Deckmantel einer Scheindemokratie mit dem Kosmonomischen Manifest nicht kompatibel, da die Bundesrepublik Deutschland bei jeder politisch opportunen Gelegenheit gegen eigene demokratisch freiheitliche Grundsätze, sogar gegen das Grundgesetz verstößt.

Es gibt im Leben Kriterien, die im aufgeklärten, das heißt im religionsfreien und im indoktrinationslosen Verständnis wie auch in der Würdigung von Kausalität und Logik und in rücksichtsvoller Teilnahme an der Gefühlswelt des Menschen nicht verhandelbar, weil nicht vereinbar sind.

„Unvereinbarkeit“ meint in letzter Konsequenz eine Güterabwägung: Was verträgt eine freiheitliche Grundordnung an Kompromissen, ohne sich über kurz oder lang selbst zu untergraben, sich selbst zu beseitigen?
Der anzulegende Maßstab darf nicht manipuliert werden, weil es sich gegebenenfalls nicht mehr um eine verbindliche Richtschnur, sondern um ein schwammiges Polittheater handelt.

Alle Menschen sind gleichberechtigt, insbesondere auch Mann und Frau.
Man betrachte aber nur einmal das Lohngefälle zum Beispiel in Deutschland.
Unvereinbar!

„Selbstverwirklichung“ auf Kosten von zwar verhätschelten, aber vernachlässigten Kindern.
Unvereinbar!

Geschlechtsverstümmelungen (Beschneidungen) als antiquierte Religionsausübung.
Unvereinbar!

Religiöse Indoktrination von Geburt an.
Unvereinbar!

Waffenexporte.
Unvereinbar!

Krieg.
Unvereinbar!

Folter.
Unvereinbar!

Menschenhandel und modernes Sklaventum.
Unvereinbar!

Zerstörung der Privatsphäre durch Spionage und ideologische Geheimdienste.
Unvereinbar!

Meinungsmonopole.
Unvereinbar!

Nötigungen der Politik durch Konzerne und Lobbyisten.
Unvereinbar!

Bildung von Kartellen, zum Beispiel in der Energieversorgung.
Unvereinbar!

Profitorientierte Naturschändung.
Unvereinbar!

Und so weiter ... .


Alle genannten Unvereinbarkeiten bedeuten nichts Geringeres als Unrecht, Übervorteilung, Unterwerfung und Menschenverachtung zu Gunsten irgendwelcher erdachten, haltlosen  „höheren“ Werte, weil man sich nicht zu einer wirklich freiheitlichen Demokratie bekennt, nicht zur kausalen Logik, nicht zu einer aufgeklärten Gefühlswelt, sondern sie missachtet und sogar bekämpft.
Es handelt sich um einen in dieser „Ganzheitlichkeit“ beispiellosen Verrat an der Menschheit und Menschlichkeit.
Die Kosmonomische Philosophie wehrt sich dagegen und ermutigt zur konsequenten und systematisch vorkalkulierten Gewaltfreiheit.
Dadurch erscheint die Kosmonomie mit dem Heute unvereinbar; sie ist aber vereinbar mit einer Zukunft, die hoffentlich nicht betend, spekulierend und mordend total verspielt wird durch unverbesserlich gestrige Schein-Philosophie und daraus abgeleitete jeweils herrscherfreundliche Staatsräson.



Dienstag, 11. März 2014

Leben am Strand


Dass ich hier entlang schlendere,
immer wieder in all den Jahren,
beeindruckt niemanden, keinen Menschen,
auch keine anderen Lebewesen
und schon gar nicht das schweigende Universum.

Ich aber bin gefangen auf diesen Pfaden,
befangen,
ich erlebe intensiv subjektiv,
weil objektive Phänomene mich berühren, mich wachrufen
und zur Besinnung bringen wollen.

Strandläufer bin ich entlang von Küstenwegen
durch Dünen, auf Felsenklippen, im Watt.
Ich gelange über San Franciscos Golden Gate
an Londons Buckingham Palast, ziehe unter dem St. Gotthard her,
hinauf zum Kraterrand des Ätna, quer hinweg über Hamburgs Reeperbahn,
hinüber zum Strip in Las Vegas, durchs Tal des Todes,
vorbei in Rom am Petersdom, griechische Windmühlen umkurvend,
auf Weinhängen oberhalb von Banyuls und Collioure,
vom Whistler Mountain über den Teide, dem Rhein folgend,
direkt durchs Brandenburger Tor,
zurückschauend auf Verdun,
aufschauend zu den Sternen;
Durchblick und Einsichten an den Teleskopen und Mikroskopen der Welt.

Küstenwege des Lebens,
ständigen Veränderungen ausgesetzt
durch natürliche und menschliche Wildnis;
mal sanft, mal schroff gezeichnet,
führen sie nach innen, Umwege eingeschlossen.
Unerwartete Besonderheit?
Alle sind ausgezeichnete Privatwege zu einem weltoffenen Kosmos auf Erden.
„Überall, wo Frieden möglich wäre“, raunt die sanfte Dünung,
die mich im Sonnenaufgang wiegt.
Ich tauche ein und lebe.


Samstag, 1. März 2014

Sequenzen von Skepsis (170)


Aphorismen zum Nachdenken und Zitieren:


2138
Und „Gott“ sagte: Ich bin der Herr, dein Gott, du sollst keine fremden Götter neben mir haben.“
„Du gibst also zu“, sprach der Mensch, „dass es noch andere Götter gibt, dir gleich, überlegen oder untergeordnet? In deiner schieren Eifersucht verrätst du deinen menschlichen Ursprung. Du wurdest vom „Menschen nach seinem Bild ersonnen.“
Frei atmete der Mensch auf: „Ich führe Selbstgespräche.“

2139
Seriöser Pazifismus meint in der Konsequenz anstrengend berechenbare Vorsorge im Dienste des Friedens, der die Politiker im Schlepptau von Kriegstreibern und –gewinnlern und in ihrer ideologischen Beschränktheit so völlig überfordert, wie man es in der Wildbahn beobachtet, wenn Tiere sich bei einem Steppenbrand orientierungslos geradewegs in die Flammen verrennen.

2140
Das Unergründliche des Seins liegt in der verborgenen Kausalität des Zufalls.

2141
Entspanne dich wann immer, aber erschlaffe nicht.

2142
Broterwerb und Statussymbole zehren die Denkfähigkeit des Herdenmenschen auf.

2143
Ein jeder Tag scheint zu enteilen.
Schenke ihm Gelassenheit und begleite ihn,
häufig lässt er sich sogar lenken.

2144
Ist das Sein zu Ende,
hallt es lange nach,
dokumentiert in Worten, Werken,
in Melodien und Bildern,
in Menschen also
und lebendigen Erinnerungen.

2145
International Verantwortung zu übernehmen, kann nur bedeuten, Schuld an der Verarmung vieler Völker und an geschürten Konflikten einzugestehen.
Selbsternannten Weltpolizisten ist diese Einsicht hegemonial verwehrt.

2146
Realpolitiker verstecken sich hinter der Anerkennung des Status quo, denn der ist Realität.

2147
Wachstum benebelt erst die Länder, ehe die Krankheit offen ausbricht.

2148
Philosophie meint die Gesamtschau auf die Menschheit unter Einbindung regionaler Aktualitäten. Sie überblickt und durchschaut die politisch-ideologischen und die religiösen Gefangenschaften des Menschen.
Ich spreche von kosmonomischer Dimension.


Copyright: Raymond Walden,  www.raymond-walden.blogspot.de 

 

Samstag, 22. Februar 2014

Lebensstatt


Wie so oft in meinem Leben gehe ich durch meine Stadt, die nicht meine ist. Ich bin bekannt, doch man kennt mich nicht, zweifellos ein Vorteil.
Denn mein schriftlich skizziertes Lebensgefühl geht nicht konform mit dem ansässigen Muff, verfilzt nicht, entzwirnt sich wachsam von Anfang an.

Im gravitätischen Dom erlebe ich eine orgiastische Orgel zum Lobe der Welt, und keine der anwesenden örtlichen Kleingeistergrößen, noch die versammelte banale Kreuzgläubigkeit könnten verkraften, was ich denke, als das musikalische Forte die Kathedrale in Resonanz versetzt.

Schlendere ich durch die Einkaufsmeile, weiß ich, im Konsum gibt es keine Philosophie, sie wäre spielverderbend.

Nicht anders im Fußballstadion, wo man der sportlichen Kunst primitive Pseudoreligiosität von außen aufsetzt: „SC NN – unser Leben!“
Kein einziger hier ..., wozu auch?

Was geschähe im Theater, wüssten die von der an Doppelmoral zerbrechenden Heldin Ergriffenen, was mir meine über die Gesellschaft einfliegenden Gedanken zuflüstern?

Irgendwann im Verlaufe der Jahre sitze ich bei einem empfohlenen Arzt, einem modernen Medizinmann par excellence.
Ich bezahle später natürlich die herausragende Rechnung und bleibe vorsätzlich gesund, bis der Tod ... .
Inzwischen esse und trinke ich, was schmeckt, abwechslungsreich, mäßig und gut. Außerdem huste ich nicht bei jedem kleinen Gegenwind vor Angst in die Hose und erwäge bei kleinen Kratzern keine Blutvergiftung.

Mich stört keine Fliege an der Wand, ein ideologisches Windrad in flächendeckend verschandelnder Natur schon. Klimaretter, ob man mir das nachsieht oder nicht, sind nicht ganz dicht. Auch Solarzellen auf ihren Dächern erhellen keinesfalls die naturwissenschaftliche Ahnungslosigkeit, nicht die opportune volkswirtschaftliche Unterbelichtung, auch nicht das verordnete Glauben an Wachstum und Statusgier.

Die lästigste Plage indes ist mir die medial überkommende Politik, vergleichbar einem astrologischen Orakel mit allerdings realen Folgen für uns alle: Tödliche Aszendenten, Oppositionen und Koalitionen in verrückten „hohen“ Häusern eingeweihter Deuterjongleure und Lobbyisten.

Was man nicht alles glaubt! Früher vorzugsweise dem Pfarrer, heute mischt man sein Glaubensmenu nach Gusto zusammen im Gleichklang des Abmarsches von Aufklärung, Berechenbarkeit und Verbindlichkeit.

Bei derartigem Fazit mag man sich fragen, wie ich überhaupt leben kann.
Die Antwort werde ich – entgegen gängiger Trends – aber nicht in die Öffentlichkeit blasen!
Ich wiederhole stattdessen, dass mir die Masse ziemlich unattraktiv lebt, für jeden reflektierenden Menschen viel zu oberflächlich glaubend.

Die Masse kann aber Mehrheiten bilden, und dann hat Demokratie ein bedrohliches Problem, viel gefährlicher und akuter, als bisher wahrgenommen.


Dienstag, 4. Februar 2014

THE COSMONOMICAL OBSERVATORY OF RAYMOND WALDEN

By Daniel Drogomirescu

    From Kant to Heidegger, during several centuries, Germany gave to European culture an important and famous contingent of philosophers and thinkers. This tradition has not today the same importance, but Raymond Walden is one of the Germans who is trying to continue anyway the good work of his illustrious predecessors. He is a meanwhile retired teacher and a philosopher by vocation and because he has deeply inside of him a determination to continue this exercise of soul and mind. He courageously launched the philosophic Cosmonomic Manifesto and generally he writes on different subjects from a “cosmonomic” perspective, but his writings are not compilations or pastiches. 

     In other words, Raymond Walden is an atypical German writer and his opinions and personal convictions are principally against postmodern and official tendencies in culture, society, education, politics etc. Following the illustrious way of Blaise Pascal, which has defined the human being  by his intellectual capacity*, he assumes all risks and he cultivates an independent and critical thinking, which is exceeding most of the “ism(s)” of our time, from capitalism to communism and much more.  Naturally the difficult problem of human freedom finds in all his writings a special attention. About this for the German author is no doubt that:  “Freedom is a matter / of education and knowledge, / of human dignity, / of emancipation, / of avoiding violence, / of responsible science, / of common welfare and health care” (Cosmonomic Freedom, in CLH 1/2010). (CLH = Contemporary Literary Horizon magazine; admin.)

 Unconventionally and far from any intentions to present some realities in a sweetened version, even if this could be received / viewed by some pragmatic persons with a lift of the eyebrows or even with a subliminal aversion, the German thinker doesn’t hesitate to reveal, uncomfortably but honestly, various shortcomings (if we can say so) in the functioning of actual European and global society. Observing that – even in a country as Germany – “at a nearer glance the existing democratic states prove as disillusioning”, he writes on formalism as a structural problem in postmodern society. As a person who was involved in pedagogical activities, the author looks critically, among other things, at the various “forms without substance” ** which have as a result a serious diminishing of value, real destination and general status in society of the contemporary education, because “the lower social class is kept as dump as possible. This is easily done by an education system of permanent reformatory efforts and by idiotic media programmes that simulate democracy as indeed only a few media companies try to raise their profile in a trade rivalry for market share offering an equal quality of nonsense.” (Democracy, a Cosmonomic Reflection, in CLH 5/2011).  

     For someone coming from the East, this description could seem surprising. But the author is himself a man from the East – in this case from East Germany / DDR, as he testifies in a singular memorialistic story entitled Good Luck and Freedom are Interdependent (published in CLH 1/2011) . Born in Jena, a city which “actually was taken by US troops in 1945 but came under soviet power after the division of Germany”,  he finally had to leave his natal land together with all family, at age 13, to choose the liberty (an expression used during the Cold War and Iron Curtain) in Western Germany, some years before the construction of notorious Berlin Wall.  Of course we have heard many stories on exodus of the East Germans to the West, as well as on Berlin Wall or Wolf Biermann’s political ballads***, but this story has some special as a movie of Italian post-war neorealism, first by its authenticity. The cosmonomic philosopher shows he is also a good author of memorialistic stories, which is able to capture and immortalize memorable moments, to sensitive the reader by noting significant exterior or psychological details like in this incipit in medio res:

     “Life in the province near the flat country of Mecklenburg covered with lakes turned out unassuming, but the charming landscape compensated many a one post-war deficiencies. And to us as children the region offered a paradisiac field of exploration.

     Nevertheless, above the whole scene there was always a diffused threat by the occupying forces stressing out their presence every day and everywhere. They were accompanied by converted German creeps who praised the glorious Red Army as heroes. (...)

     Those were the times when people were jailed because they had purchased pencils and rubbers in West-Berlin. And gradually more and more people for ever said good-bye to the communist regime, leaving their possessions, relatives and friends to start a new life in the west.”

     Endowed with a valid narrative vocation, having a good sense of authenticity and of psychological observation, Raymond Walden could be very well an author of artistic literature, because it exists doubtless in such a story a nucleum of a possible novel, which he might write well in the future, if intended by him at all.

    The German philosopher is able also to express in a synthetic form different observations on life, man and society. In a set of Sentences on Freedom (published in CLH 4/2010) he launches a lot of trenchant opinions on various carences, anachronisms or centrifugal tendencies, which all may be appreciated as a source of "mal de siècle” in our time. In this sense it may be mentioned, as an example, the strange resurrection, despite modern rationality of the Internet's era, of stale medieval beliefs. As a good specialist in astronomy****, he is against a pseudo-science  like astrology that in reality “means a false witness to the universe (Astrologie ist ein falsches Zeugnis vom Kosmos)”. To explain this paradox, the author affirms in an allusive way that “the moon borrows its light from the sun and, believe it or not, drives crowds mad (Der Mond borgt sein Licht von der Sonne und bringt damit, kann man es glauben, Scharen um den Verstand)”.    

     Of course (last but not least) a referential point in all his philosophic work is the book entitled Menschliches Glauben / Human Convictions (Novum Verlag, Neckenmarkt-Wien-Munchen, 2008). This book includes over 100 essays written in majority between 1995 – 2000, which doubtless was a good period in his cultural creation. From his cosmonomical watchtower, the German philosopher and writer has a clear and comprehensive “Weltanschaung”. The seven parts of Menschliches Glauben, from the first (refering on “Nature”) to the last (refering logically on his “Kosmonomie / Cosmonomy”), constitute a personal and penetrating radiography of contemporary society under its various, disconcentring  or contradictory aspects, like Death (“Der Umgang mit dem Tod”, p. 11-12), Hungarian Revolution (“Ungarn vor 40 Jahren”, p. 14), Mass media and the problem of their liberty (“Presse-Freiheit...”, p. 42, “Demagogie Talkshow”, p. 84), Sexuality (“Fundamentalistischer Sexismus”, p. 58), Fanaticism in sports (“Religion Fussball”, p. 85), Science and education (“Lehrer als Therapeuten” p. 120), Policy (“Das Credo deutscher Politik”, p. 139), Religion (“Religion in Deutschland – Radio Berlin”, p. 179) and Cosmonomic philosophy (“Zeit zur Besinnung”, p. 196).
  
   Of course not all is perfect in these writings and not all is comfortable for everyone. But we could admit a different perspective. Eventually the thinking of Raymond Walden is the thinking of a man endowed with “bonne volonté” and a man of good sense, which cannot accept all what is offered by postmodern society.  But how many of us have the necessary force to resist and to assume successfully a good belief (“Glaube”) and the good sense?...

                             
      NOTES

     * “L'homme n'est qu'un roseau, le plus faible de la nature; mais c'est un roseau pensant”  / "Man is a reed, the most feeble thing in nature, but it is a thinking reed" (Blaise Pascal, Les pensées, 1670) 
   
  **A famous phrase launched by the Romanian writer, philosopher, professor and literary criticist Titu Maiorescu (1840 – 1917), Ph.D. “magna cum laude” from the University of Giessen (Germany, 1859), in his essay În contra direcţiei de astăzi în cultura română / Against Current Trend in Romanian Culture (1868).      
  
   ***Karl Wolf Biermann (born 1936, in Hamburg), a German singer-songwriter and former East German dissident.    

     ****Since many years Raymond Walden has been active in astronomy, he founded the Public Observatory Of Paderborn which he led for 30 years, and he is now president of a Planetarium Society.  


 Daniel Draogomirescu        Bucharest, 9 January 2014   

Adopted from: Dragomirescu, Daniel: Orizonturi Interculturale, Editura Pim, Bucharest, 2014,   ISBN 978-606-13-1682-3