Donnerstag, 20. Februar 2020

Menschliches Glauben: ORGON – Psychoanalytisches Recycling (S. 61)


Juli 1996

Des deutschen Bundeskanzlers Lieblingssender (sagt man) 3SAT wiederholte am 12.6.1996 um 20.45 Uhr eine Erleuchtung des NDR aus dem Jahre 1995: „Heilkraft aus dem All – Auf der Suche nach Orgon“.
     Belichten wir einmal den Erfinder von Orgon, über den im Lexikon Folgendes steht: „Reich, Wilhelm, österr. Psychoanalytiker u. Psychiater, *24.3.1897 Dobzau, Ukraine, +3.11.1957 Lewisburg, Pa. (USA); Mitarbeiter Freuds, 1924-1930 Leiter des Wiener Seminars für psychoanalyt. Theorie, 1930-1933 Dozent in Berlin. R. sah seelische Krankheiten weitgehend als Ergebnisse gesellschaftlicher Sexualunordnung an. Er trat der KPD bei u. gründete die Sexpol-Bewegung („Sexualökonomie u. Politik“). Sein Versuch, durch Anwendung der Libidotheorie auf die gesellschaftliche Praxis („sexuelle Revolution“) die Psychoanalyse mit marxistischer Gesellschaftskritik zu verbinden („Massenpsychologie des Faschismus“ 1933), führte zum Ausschluss aus der KPD u. zum Bruch mit der institutionalisierten Psychoanalyse. R. emigrierte in die USA. Wohl schon unter dem Einfluss einer geistigen Erkrankung, glaubte er, eine allg. „bioelektrische Energie“ entdeckt zu haben, die er „Orgon“ nannte u. medizinischen Zwecken nutzbar machen wollte, was, als Betrug gewertet, ihm 1956 eine zweijährige Gefängnisstrafe eintrug. Er starb in der Haft. R.s Gedanken wurden von der antiautoritären Bewegung Ende der 1960er Jahre aufgegriffen. Hptw.: „Die Funktion des Orgasmus“ 1927, Neudr. 1969; „Charakteranalyse“ 1933; „Die Sexualität im Kulturkampf“ 1936; „Die sexuelle Revolution“ 1945 – Ausgewählte Schriften 1957.“ (Quelle: Bertelsmann Lexikon, Band 12, Gütersloh, 1985)
     Betrachten wir die Zusammensetzung der Kontrollorgane unserer staatlichen Rundfunk- und Fernsehanstalten, entbehrt es keiner Logik, dass geisteskranke Weltansichten heute mehr und mehr mediale Präsenz genießen. Darüber hinaus lassen sich mit Orgon einträgliche Geschäfte machen. Ein gewisser Roland Plocher aus Meersburg vertreibt im großen Stil Quarzmehl, das er zuvor „energetisch informiert“ hätte. Ein paar Kilogramm dieses Wundermehls würden es beispielsweise schaffen, ganze Seen von faulendem Wasser innerhalb kürzester Zeit wieder zu klaren Wasserparadiesen werden zu lassen. Orgon ist nach Plochers Meinung „eine nicht messbare Information auf Energiebasis“, die sich auf zahlreiche Stoffe übertragen ließe. Ja mehr noch, er hätte simple Kästen konstruiert, die als „Orgonakkumulatoren“ immer wieder aufgeladen werden könnten.
     Derartiger Quatsch wurde selbst von einem Psychologen der Universität Marburg, Rainer Gebauer, seriös erläutert und der Arzt Heiko Lassek vom Berliner „W.-Reich-Institut“ meint sogar Krebs mit Orgon heilen und lindern zu können. Der Moderator der Sendung trug ein auffallendes Armband an der rechten Hand. (Ich gebe zu, dass ich aufgrund meiner jahrelangen, meist Skepsis auslösenden Erfahrungen sofort einige Vorurteile hegte!)
     Und so wurde Orgon plastisch beschrieben. Mit „entspannten Augen“ könne man helle Punkt am blauen Himmel sehen, der Horizont zeige sich in wellenförmigen Bewegungen, denn der Fluss von Orgon verlaufe von West nach Ost. Allerdings schränkte Gebauer ein, dass manche Leute nichts spürten: „Menschen mit chronisch verspannten Augen sehen nichts.“ Geradezu entlarvend auch das Empfinden von Prof. Dr. Armin Beckmann, der Orgon sogar als Waffe für einsetzbar hält.
     Ich frage mich indes, ob ich nicht doch diesen „entspannten“ Schwachsinnspredigern ein Ende wünsche, wie es W. Reich ereilte.


© Raymond Walden 


 

Mittwoch, 19. Februar 2020

Menschliches Glauben: Feministinnen, Schwule und andere „Linke“ … (S. 60)


Juni 1996

Feministinnen mag ich überhaupt nicht. Ich trete aber ein für eine uneingeschränkte Gleichberechtigung der Geschlechter – die Menschenwürde ist unteilbar. Besonders schätze ich jene Menschen, die den Unterschied zwischen den Geschlechtern durch ihren Intellekt und ihren Habitus anmutig und reizvoll verkörpern.
     Schwule und Lesben sind mir eigentlich gleichgültig. Ihre Diskriminierung wurzelt in religiösen und ideologischen Dogmen, die keiner ernsthaften Diskussion standhalten. Auch gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften stören mich keineswegs. Nicht nachvollziehen kann ich indes bisweilen plakatives Zur-Schau-Stellen und Vermarkten von Homosexualität oder auch die Forderung nach steuerlicher Entlastung gleichgeschlechtlicher Paare. Die Steuererleichterungen für Familien haben sinnvollerweise die Förderung der Kinder zum Ziel. Diese allerdings entfallen bei Homo-Paaren; Korrekturen werden logischerweise auch bei kinderlosen heterosexuellen Verbindungen erforderlich.
     „Linke“ sind mir suspekt wie „Rechte“, als eigentlich vom Rande aus Beobachtende und Urteilende unfähig, das gesamte Spektrum zu beleuchten – ähnlich den Feministinnen, auch irgendwo Zu-kurz-Gekommene.
     Nun hätte vielleicht „EROTIKRADIO“ „EINS LIVE“ (WDR) am 31.5.1996, 23:00 bis 24:00 Uhr den Erwähnten eine Anregung übermitteln können: „Mach mit mir, was ich will“, Franziska Sellwig (die ich nicht kenne) wird zitiert: „.... die Liebe rein und vollkommen – ein bisschen ficken nebenbei schadet nicht ...“ – Provokativ, nicht wahr?
     Sollte diese Provokation nicht geradezu überflüssig, sollte das Leben nämlich nicht ganz selbstverständlich so sein? Oder ist das schon wieder mieser Sexismus, vergleichbar dem aus dem Munde eines Trainers, der einer Skiläuferin beim Tanzen ins Ohr flüstert: „Ich steh’ auf Dich“? Das hat er nun davon, jetzt soll auf Klage der so „Gedemütigten“ hin das Gericht entscheiden, ob dies bereits sexuelle Belästigung ist.
     Was würden wohl Richter entscheiden im Falle eines Mannes, dessen Kollegin stets durch auffallend enge T-Shirts ihren etwas zu klein geratenen Busen zur Geltung bringt, neulich mit dem Schriftzug „Break the rules“? Oder wirkt es, wenn man denn nun so verklemmt ist, nicht aggressiv, wenn eine andere Kollegin auf ihrer vollen „Brüstung“ das Wort „Magic“ zur Schau stellt? Der daraufhin angesprochene Chef zeigte sich dem Sandkastenniveau erfreulich gewachsen, als er schmunzelnd Abhilfe versprach: „Ich schau’ mir das nachher mal an.“


© Raymond Walden



Dienstag, 18. Februar 2020

Sequenzen von Skepsis (367)


Aphorismen zum Nachdenken und Zitieren:

4701
Der Warenwert generiert sich aus der Nachfrage, einem vor allem manipulierbaren Phänomen der Psychologie.
Ähnliches gilt für moralisch-ethische Werte.

4702
Das angeblich evolutionär bisher fehlende Bindeglied zwischen dem Menschenaffen und dem Menschen scheint mir an Deutlichkeit zu gewinnen im zahlenmäßig explodierenden Affenmenschen. Er grassiert besonders durch einen Anspruch auf „Alternativlosigkeit“.

4703
Revolverhelden und Flintenweiber sind nicht mein Kaliber, denn Menschlichkeit und Menschenwürde bemessen sich in ganz anderen Dimensionen.

4704
Erzwungenes Töten von Menschen ist an Ehrlosigkeit nicht zu überbieten; daran ist zu denken, statt den Boden für Kriege vorzubereiten und verleumderische Feindbilder in die Welt zu schmieren.

4705
Wäre ich Christ, formulierte ich: „Mein Gott, warum hast du den Westen verlassen?“
Da ich nicht religiös denke, weiß ich, „Gott“ war und ist historisch das blendende Etikett für westliche Demokratieunfähigkeit, für Frevel und Verrat an der Freiheit, für verirrte Wertigkeiten und Verhinderungen menschlicher Emanzipation wie auch der Achtung vor der Natur.

4706
Entgleitet Satire zu einem Redeschwall des Hasses vor johlendem Publikum, folgt die Kleinkunst möglicherweise dem Intelligenz- und Würdeverlust eines Hohen Hauses.

4707
Auf dem Friedhof der Intelligenz wuchert ein kranker Blätterwald der skurrilsten Botschaften und blühenden Unwahrheiten.

4708
Kein Wurst- und Käseblatt auf meinen Frühstückstisch!

4709
Für die meisten Menschen ist der Weg zu einem eigenen Weltbild zu steinig und zu steil oder gar nicht in Sicht.


© Raymond Walden



Montag, 17. Februar 2020

Jung-Deutschlands Lied


Wir haben keine Ahnung von Physik und Chemie,
unsere Qualifikation verdanken wir der Freiheit von Fächer-Abwahl,
auch Deutsch und manche Grundfertigkeit erwarben wir eher minimal,
Wetter- und Klima-Gesetze, Energieerhaltungssatz und Atomphysik lernten wir nie,
aber wir folgen der Ideologie:
All unser Streben und Leben sei „klimaneutral“,
wer uns nicht folgt, ist rechtsradikal!
Hopp, hopp, hopp, wir sind nicht ganz da,
aber laut,
wir haben zwar politische Opportunität erahnt, sonst aber nichts durchschaut.
Lasst uns wetten,
wir sind nicht zu retten!
Es sei denn, die Welt schützt uns vor uns
durch Nichtbeachtung und fähige Entdecker
und seriöse Wissenschaft zieht dem politischen „Error“ den Stecker.



Menschliches Glauben: Nichts als „Gouda“ (S. 59)


Februar 1996

Ende 1995 fand in den Niederlanden die übliche Meinungsumfrage nach dem unbeliebtesten Volk statt. Erstmals belegten nicht die Deutschen diese Position, die sie angestammt innehatten aufgrund der speziellen niederländischen, gezielt falschen Geschichtsinterpretation. Nein, jetzt war es das französische Volk wegen der Atombombentests. Wohl gemerkt: Das Volk, nicht die Regierung oder die Atomlobby. Das niederländische Volk wird durch banale Stimmungsmache so hinters Licht geführt, wie man es den sonst so wohltuend aufgeklärten Oranjes wirklich nicht zutrauen würde. Die merkwürdige Meinungsumfrage kann nur ein Ziel haben: Erzeugung und Pflege von Ressentiments.


© Raymond Walden


Links zum Buchanfang:
06.12.2019
www.raymond-walden.blogspot.com/2019/12/das-buch-menschliches-glauben-von.html

07.12.2019
Menschliches Glauben: 1. Natur, Persönliches (S. 9) (Dimensionen im Kindesalter)
www.raymond-walden.blogspot.com/2019/12/menschliches-glauben-1-natur.html

Link zu einer Rezension:

03.02.2010
www.raymond-walden.blogspot.com/2010/02/rezension-menschliches-glauben.html



Samstag, 15. Februar 2020

Menschliches Glauben: Fundamentalistischer „Sexismus“ (S. 58)


Dezember 1995

Zum Thema „Gewaltlosigkeit“ fertigten Lehrerinnen für ihre Schüler Plakate. Unter der Überschrift „Wer handelt gewalttätig?“ hieß es unter anderem: „Ein Mann, der seine Freundin überreden möchte, mit ihm zu schlafen, obwohl sie bereits nein gesagt hat.“
     Man(n) könnte lächelnd und achselzuckend darüber hinweggehen, ich gestehe jedoch, dass mich das „Outing“ der „emanzipierten“ Damen mittleren Alters unangenehm berührt; nicht etwa, weil es in der Schule stattgefunden hat, sondern wegen der wörtlichen Bedeutung der Aussage im Hinblick auf einen offensichtlich parallel zum männlichen „Sexismus“ um sich greifenden weiblichen.
     „Sexismus“ meint dem Sprachgebrauch nach eine negative Bewertung von offensivem Sexualverhalten. Offensiv kann sowohl „Angriff“ wie auch „Abwehr“ sein, beides Resultate der Verdrängung, entstanden aus einer sperrigen Moral heraus, die schon über Generationen religiös manifestiert ist. Weil man mit „Moralin“ so wirkungsvoll einschüchtern oder gar erpressen kann, feiert auch fundamentalistischer „Sexismus“ seine Renaissance. Frauen wie Männer sind gleichermaßen Betreiber.
     Mit todernster Miene kommentiert der TV-Moderator einen Beitrag zum „Sexismus“ in einem Fitness-Studio, wo Männer Frauen „angemacht“ haben und die so „Gedemütigten“ sich nun beklagen: „Die gieren uns auf den Busen und zwischen die Beine“. Als dann Bilder aus dem Studio folgen, zeigt der Bildschirm Männer in üblichen Trainingsanzügen, also in üblicher Sportbekleidung, wie man sie etwa auf dem Sportplatz trägt, daneben Frauen in hautengen „Bodys“, die teilweise tiefe Einblicke gewähren. Ähnliches ist übrigens bei gesellschaftlichen Anlässen zu beobachten: Männer bedeckt, Frauen oft freizügig.
     Eine keineswegs modernistische Lehrerin sagte dazu: „Wenn Frauen sexuell so konservativ sind, sollten sie sich gefälligst auch so kleiden, denn wenn man dem Hund die Wurst vor die Nase hält, darf man sich nicht wundern, dass er danach schnappt.“ Sie meinte „Hund“ keineswegs diskriminierend, sondern wollte mit diesem Beispiel einen Hinweis auf die natürliche Reaktion innerhalb einer gesunden Sexualität geben.


© Raymond Walden



Freitag, 14. Februar 2020

Menschliches Glauben: Unwürdig so oder so (S. 58)


Oktober 1995

DER SPIEGEL 38/1995: „Rimini ... ist zum Sex-Dorado geworden ... gilt als Europas längster Strich. ... nehmen vier Huren aus Nigeria am Strand fest. Für 50.000 Lire machen die jedes Sexspielchen ohne Kondom mit. In dieser Nacht werden wieder 60 bis 70 Prostituierte im Gefängnis landen. ... Die Anschafferinnen aus Russland und Brasilien kassieren bis zu 12.000 Mark pro Woche. Noch mehr nehmen die Topmodelle aus Österreich ein. ... Heute muss der notgeile Mitteleuropäer nicht mehr nach Bangkok, ... Rimini bietet alles ... machten weit über 300.000 Urlaub am verrufenen Abschnitt des Teutonengrills – 25% mehr als im Vorjahr. ... Tausend Gaffer etwa fanden sich zum Sex-Höhepunkt der Sommersaison ein, um Italiens Porno-Stars E.H. und C.B. bei den Bühnenshows in den Schritt zu fassen. ....“


© Raymond Walden



Donnerstag, 13. Februar 2020

Menschliches Glauben „Erste Pflicht“ (S.57)


Oktober 1995

Zum 40. Jahrestag der Bundeswehrgründung fand sich im Westfalen-Blatt, Bielefeld, vom 20.10.95 folgende Passage über die Wehrbeauftragte des Bundestages, Claire Marienfeld: „... so wäre ein Schwerpunkt mit Sicherheit ihr Plädoyer dafür, dass auch die breite Öffentlichkeit wahrnimmt, dass der „Zivildienst die Ausnahme und der Wehrdienst die erste Pflicht des jungen Staatsbürgers ist“.“
     Da sage noch jemand, Frauen seien bessere Politiker. Mich packt das Grausen.


© Raymond Walden




Mittwoch, 12. Februar 2020

Menschliches Glauben: Gewaltfrei auch gegenüber einem Aggressor? (S.57)


Oktober 1995

Das Militär in seiner traditionellen Form stellt einen Anachronismus dar, der so schnell wie möglich aufzulösen ist. Da ein friedfertiger Staat niemals ein anderes Volk bekriegen wird, erübrigen sich alle Angriffsstrategien. Die einzige Berechtigung, überhaupt Waffen einzusetzen, besteht in der Verteidigung der eigenen Grenzen beziehungsweise des eigenen Territoriums gegenüber Aggressoren. Dazu bedarf es keiner Armee, sondern eines Grenzschutzes mit freiwilligen hoch spezialisierten Wissenschaftlern und Technikern. Das Waffeninstrumentarium ist zahlenmäßig gering, technologisch jedoch auf dem jeweils höchsten Stand zu halten, sodass jeder Aggressor von vornherein seiner eigenen Vernichtung sicher sein kann. Außerhalb der eigenen Grenzen haben Grenzschützer keine Aufgabe.
     Wenn, wie neulich geschehen, die „Islamische Befreiungsfront“ ungehindert im Fernsehen Terroranschläge ankündigt und sich damit für Gewalt gegen die Demokratie entscheidet, muss sich besagte Demokratie ohne Zaudern für sich selbst entscheiden. Praktisch bedeutet dies, solche Gewaltprediger sollten aus dem Fernsehstudio heraus verhaftet werden.


© Raymond Walden




Dienstag, 11. Februar 2020

Sequenzen von Skepsis (366)


Aphorismen zum Nachdenken und Zitieren:

4692
Wie ein überdimensionaler Schmink- oder Rasierspiegel verdeutlichen die sogenannten „sozialen Medien“ die asozialen Runzeln und Stoppeln des Januskopfes einer menschlich unreifen Gesellschaft.

4693
Wer, wenn nicht wir, die wir in relativer Freiheit leben, sollte willkürliche Unfreiheit anprangern, Menschenrechte einfordern und Demokratie durch eigenes konsequentes Vorleben ermöglichen und bestärken?

4694
Dummheit bemerkt sich selbst nicht, aber verwirklicht sich.

4695
Viele Ängste werden aus Dummheit geboren und genährt.

4696
Methodischer Mediensalat: Aufgreifen, aufbauschen, dramatisieren, repetieren, uniformieren, selektierend verschweigen, moralisieren, verfälschen, verunsichern, suggerieren, beängstigen, desinformieren, dogmatisieren, indoktrinieren, diskriminieren, desavouieren, stigmatisieren, hysterisch banalisieren: systemtreu alles.
Wenige Redaktionen nur können, dürfen es besser, zumindest temporär,
im Falle des Falles.

4697
Krieg ist ein Exzess der Dummheit, besonders wenn man den Aggressor selbst erschuf und mächtig fütterte. – Oh „Gott“!

4698
Zweifellos korrespondieren Frisur und Gehirn.

4699
Eine befohlene Frisur kränkt die Seele.

4700
Es war, es ist vorbei; es soll so bleiben.
Nicht noch einmal!
Neues zum Bestehenden mag uns anspornen.


© Raymond Walden




Montag, 10. Februar 2020

Unwürdig, undemokratisch


Wenn sich demokratisch zugelassene und gewählte Parteien in den Parlamenten durch ideologisch-dogmatische Ausgrenzungen gegenseitig lähmen und blockieren, sich dadurch als arbeitsunfähig erweisen, bedeutet das eine Herabwürdigung und Beleidigung des aktiven Wahlvolkes, eine massive Pflichtverletzung der taktierenden Machtpolitiker, die ihren Eid brechen, dem Volk und dem Land Schaden zufügen.
Unwürdig, undemokratisch alle, die sich so aufspielen!



Menschliches Glauben: Konservativ gestrig (S.56)


Oktober 1995

Kontraste“-Sendung, ARD, 12.10.95: Im „Freistaat“ Sachsen ist das Polizeigesetz wirklich frei; Hotelmeldezettel auszuspionieren ist im Rahmen der Rasterfahndung erlaubt, Vorbeugehaft für unliebsame Personen ist ohne Anhörung bis zu einer Woche möglich, „Lauschangriffe“ sind ohne Verdacht durchführbar.
     Interessant ist in dem Zusammenhang auch eine Äußerung des CDU-Abgeordneten Pieroth (Berlin). Die PDS-Wähler seien so konservativ, dass sie für die CDU ein Potenzial darstellten. Wer regiert eigentlich den „Freistaat“?


© Raymond Walden

Samstag, 8. Februar 2020

Menschliches Glauben: Das Chaos kennt keine Verschwörung (S. 55)


Oktober 1995

Glaubt man in diesen Wochen zahlreichen konservativen Engländern, dann ist eine internationale antibritische Verschwörung daran schuld, dass nunmehr auf dem Inselreich endgültig die Umstellung auf das metrische System erfolgt. Verunsicherung greift um sich, weil ein Teil der Insulaner im Vertrauen auf die britische Größe immer noch alles, was außerhalb der eigenen Grenzen liegt, als „Rest der Welt“ betrachtet, von dem zu lernen man nicht bereit ist.
     Die anstehenden Umstellungsschwierigkeiten können nur von einem überzogen nationalistischen Blickwinkel aus als Chaos erscheinen; tatsächlich handelt es sich um die Eingliederung in eine weltweit anerkannte Ordnung, die technisch-wirtschaftlicher Natur ist und kaum weltanschauliche Aspekte aufweist. Verschwörung impliziert systematische Planung und Realisation, Voraussetzungen, die Chaos aus sich heraus nicht kennt. Nicht zuletzt deswegen sind alle Weltverschwörungstheorien, die nicht aufhören zu kursieren, Hirngespinste, wenngleich keine ungefährlichen.
     So mögen jetzt die erzkonservativen Israelis die Friedensbemühungen ihrer Regierung angiften, die Deutschen über die bevorstehende, nichts verbessernde Rechtschreibreform in Rage geraten, die Russen an ihrer eigenen Mafia verzweifeln, die USA in tausendfach religiösem Spektrum schillern, China Taiwan mit militärischer Heimführung drohen und Frankreich sich als europäischer, speziell deutscher Atomschild anbiedern. Das alles ist für sich tatsächlich Chaos, jedoch entstanden aus mangelnder Bereitschaft zum Nachdenken. Denken aber kann man nur in einer entwickelten Sprache, ist doch eine solche allein das Handwerkszeug, die Welt überhaupt einigermaßen zu begreifen.
     Die Deutschen hatten bis vor Kurzem eine sehr differenzierte, wenngleich durchaus einer Rechtschreibreform bedürftige Sprache. Nach internationalem Vorbild hat in den letzten Jahren eine telegen geschrumpfte Sprache aus Kurzsätzen und blödsinniger Lautmalerei um sich gegriffen. Aber auch die Mathematik solle, so die Forderung eines Habilitanden, auf ein Minimum reduziert werden, das der Durchschnittsbürger für den alltäglichen Gebrauch bereits nach dem siebten Schuljahr erreichen würde!
     Menschliches Chaos kennt keine Strategie, es unterliegt aber der „Macht der Dummheit“ (Buchtitel des französischen Philosophen André Glucksmann). Andersdenkende nun als „Dumme“ abzuqualifizieren, ist ein äußerst gefährlicher Bumerang. Wie aber, wenn in dieser „chaotischen Zeit“ keiner mehr bereit wäre, Dummheit beim Namen zu nennen?


© Raymond Walden

Links zum Buchanfang:
06.12.2019
www.raymond-walden.blogspot.com/2019/12/das-buch-menschliches-glauben-von.html

07.12.2019
MenschlichesGlauben: 1. Natur, Persönliches (S. 9) (Dimensionen im Kindesalter)
www.raymond-walden.blogspot.com/2019/12/menschliches-glauben-1-natur.html

Link zu einer Rezension:

03.02.2010
www.raymond-walden.blogspot.com/2010/02/rezension-menschliches-glauben.html



Freitag, 7. Februar 2020

Menschliches Glauben: Abgewrackt auf Waschmittel-Niveau (S. 54)



Oktober 1995


Ich traue meinen Augen und Ohren nicht, sehe ich im Fernsehen innerhalb der Mainzelmännchen-Verkündigungen glückliche Bundeswehrsoldaten im Kampfanzug durchs Gelände hüpfen, sich ans Händchen fassend, und darüber schwärmen, dass nunmehr „unsere“ Kameraden aus Berlin und Brandenburg das „fortsetzen können, was unsere Väter nach 1945 begonnen haben.“ (Gemeint ist so etwas wie die Verteidigung von Demokratie.)
    Kennen Sie die Gemeinsamkeit von Zigaretten-, Alkohol- und Bundeswehrwerbung? – Das beworbene Produkt benebelt zunächst, macht dann süchtig und ist schließlich tödlich. All das geschieht natürlich in freiheitlicher Selbstbestimmung. In der Waschmittelwerbung heißt es: „Weißer als weiß geht es nicht.“ Für die Bundeswehrwerbung gibt es indes millionenfache Nachweise: „Toter als tot“ existiert massenhaft in Militaristenköpfen – und denen ist zuerst das Menschliche gestorben, dann die Moral und schließlich das, was den Menschen angeblich vom Tier unterscheidet – , das intelligente Bewusstsein.



© Raymond Walden


Links zum Buchanfang:

06.12.2019
www.raymond-walden.blogspot.com/2019/12/das-buch-menschliches-glauben-von.html

07.12.2019
www.raymond-walden.blogspot.com/2019/12/menschliches-glauben-1-natur.html






Donnerstag, 6. Februar 2020

Menschliches Glauben: Die Objektivität des Bayerischen Rundfunks (S. 54)


September 1995

Nachdem ich im Juni die ARD-Sendereihe „Fliege“ in offenem Brief wegen Einseitigkeit als Verhöhnung von Vernunft und Wissenschaftlichkeit kritisiert hatte, kam eine Antwort der FS-Redaktion „Jugend und Familie“ des Bayerischen Rundfunks.
     C. Diehl führt u.a. aus: „Grundkonzept ... ist es, den emotionalen Aspekt des Lebens mehr in den Blickpunkt zu rücken. ... Die Talkshow „Fliege“ versteht sich nicht als Sendung mit wissenschaftlichem Anspruch und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit in der Darstellung.“ Es wird verwiesen auf steigende Zuschauerzahlen. Dann allerdings wird es im Hinblick auf den „emotionalen Aspekt“ konfus: „Natürlich bemühen wir uns, Themen möglichst objektiv darzustellen... Die Objektivität an sich stellt ein Ideal dar, dem man sich anzunähern versucht. Franz Alt (erleuchteter Esoteriker; der Verf.) hat über Objektivität folgendes gesagt: ‚Nur Gott ist objektiv.’ “


© Raymond Walden


Mittwoch, 5. Februar 2020

Menschliches Glauben: Es grinst die ideologische Fratze (S. 53)


September 1995

Es wachse eine Generation von Egoisten heran, meinte die Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Frau Marienfeld, die steigende Zahl der Kriegsdienstverweigerer kommentieren zu müssen. Christliches Verständnis bevorzugt wie eh und je den Tötungsdienst gegenüber dem Zivildienst!
     Erfreulicherweise widerspricht indirekt das höchste deutsche Gericht erneut: Man darf Soldaten als „Mörder“ ansehen, ohne das Volk zu „verhetzen“. (Was auch immer „verhetzen“ sein soll.)
     „Ich als Zahnarztfrau empfehle ...“, in diesem Stil stiefelte die US-Präsidentenfrau H. Clinton, bedacht auf Eigendarstellung, mit perlweißem Lächeln ans Pekinger Rednerpult der UN-Frauenkonferenz. Und in diesem menschenverachtenden Regime des Gastgeberlandes brachte sie Fundamentales über die Lippen: Frauenrechte seien Menschenrechte und umgekehrt. – Nebenbei sei erlaubt, darauf hinzuweisen, dass die Politik ihres Mannes alles daransetzt, mit den chinesischen Menschenverachtern gute Geschäfte zu unterhalten.
     „Gestalten und sparen“, beweihräuchert CSU-Weigel den Haushalt der Bundesrepublik Deutschland, den er zu verantworten hat. Auf 60 Milliarden DM (!!!) steigt die Neuverschuldung dieses Zahlenjongleurs im christlich-bayerischen Habitus.
     Das höhere Interesse der französischen Nation steht für den Präsidenten der Käse- und Rotwein-Republik ohne Zweifel im Vordergrund, wenn es um die Durchsetzung von Atomtests in kolonialen Territorien geht. Der Ewiggestrige erdreistet sich sogar, europäische Solidarität für sein regional-nationalistisches Muskelspiel einzufordern. Greenpeace, keineswegs moralisch sauber, hat mehr Format als Bundeskanzler Kohl, der das wieder einmal einer doppelten Moral folgend aussitzt.
     Seine neuerliche Begegnung mit Jelzin beschrieb er folgendermaßen: Russland sei eine erste Adresse im Balkankonflikt; wer das nicht begreife, habe von Geschichte keine Ahnung. Stimmt!
     Unterstützte Russland nicht, religiös bedingt, die Serben und Deutschland die Gegenseite (oder wen dort immer, besonders mit Waffen), dann ließe sich wahrscheinlich schnell Frieden schaffen. Die beiden verstehen sich aber, daher geht das De-facto-Sterben weiter. – Und die deutsche Rüstungsindustrie sichert weitere Arbeitsplätze für Kohls nächsten Wahlkampf.
     Am 3.9.95 empfange ich abends auf 11.675 MHz einen englischsprachigen Kurzwellensender mit einer religiös-fundamentalistischen Abhandlung über Theorien der Kindererziehung. Die Verbohrtheit gipfelt in der Frage, wozu Theorien zur Kindererziehung überhaupt gut wären. Es gäbe doch die Bibel und die sei diesbezüglich keine Theorie, sondern Fakt. Die Redaktion sitzt in Würzburg, Deutschland und ist als „Universelles Leben“ einschlägig bekannt. Der Sender allerdings, der regelmäßig geistliche Ergüsse solcher Qualität verbreitet, ist noch bekannter: Radio Moskau, Worldservice!
      Über die ASTRA-Satelliten habe ich auch die freie Wahl, RTL-Radio, in sauberster Tonlage zu konsumieren, in endlosem Wiederholungszirkus alter Schlager (manchmal durchaus anregend), garniert mit der üblichen penetranten Werbung, die dem Programmwechsel dann schließlich Vorschub leistet. Am gar nicht so späten Abend liefert der Nostalgiekanal das auch bei der von ihm angepeilten Hörerschaft offensichtlich unverzichtbare religiöse Betthupferl, gesprochen in „biblischer“ Tonlage. Ich möchte das nicht unterbinden, aber ich wünschte mir in meinem – technisch sehr breiten – Empfangsspektrum nur einen religionsfreien und unabhängigen Kanal.
     Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ kommentiert am 4.9.95 den klassischen religiösen Brennpunkt: „Es bleibt dabei: Jerusalem ist eine heilige Stadt, in der es, der Politik wie der Religion wegen, oft unheilig zugeht.“
     Zweimal klebte ich einen Aufruf in einer Provinz-Hochschule an die Wand, um Kontakt zu religionsfreien Menschen aufzunehmen. Die längste „Überlebenszeit“ meiner wirklich dezenten Zettel betrug etwa 2 ½ Stunden. Sie wurden beseitigt. Was würde wohl passieren, stellte ich mich beim nächsten Mal schützend davor? (Was ich keineswegs vorhabe.)
     „Fratzen“ mögen auch abstoßen durch Überzeichnung. – Werden sie gewöhnlich nicht unterzeichnet?


© Raymond Walden


***
Redaktioneller Hinweis:
Im Monatsarchiv fehlen die ersten drei Spots, sie lassen sich aber wie folgt aufrufen:
1.2. Sequenzen von Skepsis (365)  
2.2. Menschliches Glauben: Bequeme Uneinigkeit (S. 50)
3.2. Nicht nur das Klima ändert sich 







Montag, 3. Februar 2020

Nicht nur das Klima ändert sich


Das Klima ändert sich
wie immer schon.
Intelligenz ist gefordert,
dem, wie allen natürlichen Gegebenheiten
und Widrigkeiten, zu begegnen,
und zwar mit naturwissenschaftlicher Kompetenz,
nicht mit ungeistiger, ideologischer Versponnenheit!

Irrationalität jedoch greift weit um sich.
An der Spitze steht der deutsche Spleen,
das Klima, die Welt und Deutschland zu „retten“.

Diese Idiotie hat das Potenzial,
sehr viel zu verspielen, wirtschaftlich wie kulturell.
Europa und die Europäische Union werden unter diesem demokratiewidrigen Wahn in vernichtende Turbulenzen geführt; der konkrete Anfang davon ist nun bereits Realität.

Bleibt zweierlei zu hoffen:
  1. Die Mehrheit der europäischen Staaten widersetzt sich der deutschen Bevormundung.
  2. In Deutschland besinnen sich (noch) mündige Bürger zur Wiederbelebung der demokratischen freiheitlich-rechtlichen Grundordnung, und zwar in allen politischen Angelegenheiten, auf allen nationalen und internationalen Ebenen!

Ich hinterfrage kritisch und skeptisch: Ist das bereits eine kosmonomische Überforderung?



Sonntag, 2. Februar 2020

Menschliches Glauben: Bequeme Uneinigkeit (S. 50)


September 1995

Die wirklich religionsfreien Menschen bilden nur einen geringen Teil derjenigen, die sich von Kirchen abwenden, denn zahlreiche der angesprochenen Begründungen für Kirchenaustritte signalisieren keineswegs „Gottlosigkeit“, sondern lediglich Unzufriedenheit mit den irdischen Verwaltern des „Gottesreiches“.
     Dass dies so ist, spiegelt sich meines Erachtens auch wider in der Bedeutungslosigkeit offiziell konfessionsloser Bevölkerungsanteile, sind doch die den Kirchen Entronnenen zumeist durch und durch Individualisten mit wenig Sinn, irgendeiner gemeinschaftlichen konfessionsfreien Idee zu gesellschaftlichem Gewicht zu verhelfen.
     Und so bilden die sich einer Konfession Verweigernden ein konträres Abbild der Religiösen: zersplittert, uneins. Der Kontrast besteht in diesem Falle im Totschweigen, denn alle religiösen Gruppen, selbst wenn sie im Innersten zerstritten sind, verfügen über Anhängerscharen, während die Gegenseite aufgrund mangelnder Organisation gar kein „Gegen“ darstellt. Mancher beklagt dies – ich nicht.
     Ein „Gegengewicht zu Religiösen“ aufzurichten, hieße, sich mit ihnen auf eine Stufe zu stellen, zu missionieren und zu indoktrinieren. Was allerdings fehlt, ist der freundliche Kontakt Religionsfreier untereinander, und der sollte schon etwas „organisiert“ werden, könnte durchaus ein wenig Engagement vertragen. Doch da sind sich viele Menschen gleich, sie schätzen die Bequemlichkeit.
     Allerdings, so meine ich, müssten sich Religionsfreie, sofern sie seriös sind, wenigstens darum bemühen, sich nicht als „Atheisten“ (gegen Gott) abstempeln zu lassen. Wo bleibt die Logik: Kann man gegen etwas sein, das es gar nicht gibt?
     Ich bin von meinem Selbstverständnis her religionsfrei, denn ich bejahe sowohl die Lebensdynamik wie das Lebensende aus meinem Weltbegreifen heraus. Religion reduziert sich auf Todesverdrängung und die Vertröstung auf sorgenfreie Zeiten in angeblichen Paradiesen. Und diese Verdrängung hat durchaus etwas mit Dummheit zu tun. Dummheit aber ist aus sich heraus unaufklärbar.
     Ein solches Fazit mag im Hinblick auf die menschliche Zukunft deprimierend wirken, ist aber Faktum. Deshalb: nicht „Gegengewicht“, wohl aber eigenständiger Standpunkt.


© Raymond Walden



Samstag, 1. Februar 2020

Sequenzen von Skepsis (365)


Aphorismen zum Nachdenken und Zitieren:

4680
Sollten Sie an Ihrer Gesundheit zweifeln, können Sie natürlich auf „Ihren“ Arzt oder Apotheker zugehen, es wird aber preiswerter und gegebenenfalls wirkungsvoller, wenn Sie häufiger Staatsmedien abschalten und sogenannten Mainstream-Journalismus meiden. Möglichst vielseitige globale Nachrichtenquellen im kritischen Vergleich erschließen gesundes Wissen und befähigen zu souveräner Meinungsbildung, auch und besonders gegen Propaganda des Weltuntergangs, gegen entmündigende Nötigungen und ideologisierte Regulierungsanmaßungen.

4681
Ausschalten, was stört.
Verschenkt sei keine Stunde.
Abschalten, aber richtig – und gesunde!

4682
Werte sind Lebenszeichen und als solche wandelbar, häufig umstritten, gleichwohl hinfällig und sterblich.

4683
Bei allem Respekt: Meine Bewunderung des Homo sapiens hält sich in Grenzen, denn seine aus Dummheit resultierende Ungerechtigkeit und grausame Gewalt will ich nicht schönreden.

4684
Was nicht ausgesprochen wird, mag menschliches Miteinander vor Störungen zwar schützen, aber den gefährdenden Druck erhöhen oder vielleicht auch einfach durch ein ermüdendes Leck versickern. So bleibt es ruhig, ohne Inspiration, bis der Tod alles scheidet.

4685
Lebst du in einem Schurkenstaat, nenne ihn nicht so zu laut, er könnte sich genötigt sehen, dir zu beweisen, wie recht du hast.

4686
Man vergisst leicht, wie das Leben lediglich Momentaufnahmen aneinanderreiht, jede ein Unikat, ein Stich der Zeit, was uns keineswegs davon abhält, Interpretationen hineinzudenken oder einzelne Bildfolgen zu vergessen.

4687
Zur verlogensten Geliebten der schillerndsten Schurken hat man die Demokratie heruntergewirtschaftet und entehrt.

4688
Mit „künstlicher Intelligenz“ programmiert man sogar Massenverblödung. Der Mensch (!) bleibt immer gefragt.

4689
Manches Leben verdankt sein Fortdauern einem gerissenen Strick, einer nicht geladenen Pistole, einer defekten Apparatur, einem erbrochenen Gift – einer zufälligen Richtungsänderung.

4690
Wohin ich immer gehe, ich komme zu spät, Dummheit ist schon da. Selten nur wird sie überspielt vom Geist freier Wissenschaft, erbauender Kunst, ergreifender Musik, von gepflegter Kultur ehrlicher Menschlichkeit.

4691
Alt und gesund? Wem blüht das schon? Zweifellos aber gibt es die Möglichkeitsform.


© Raymond Walden



Freitag, 31. Januar 2020

Brexit is Done



Cosmonomic Glimpse (13)
from a Viewpoint of Liberty


Brexit

So they've got it done!
Leaving me standing in the rain.
No tears for Little England,
no tears for a ragged European disharmony,
but sorrow for mankind and intelligence.

Feels like a funeral,
like burying some kind of nobody.

I realize, new days have broken
as “blackbird has spoken”,
but no “Song of Joy”.

Europe” - what is it?
Narrow-minded as it always was!
Full of lies, cheating and disinformation.
A new invention of honor, of civilization will be necessary,
if there is a common will, at all.

Shall we overcome?
Or will the world laugh at us
and bury Europe … some day?




Mittwoch, 29. Januar 2020

Menschliches Glauben: „Rooster Pulls“ – Missachtung von Leben (S. 49)


August 1995

Ich halte es für irgendwie komisch, wenn wir anfangen, uns mehr Sorgen zu machen über die Art und Weise, wie wir Geflügel behandeln als über die Art und Weise, in der Menschen sich gegenseitig misshandeln.“ Mit dieser Aussage zitiert Newsweek, in der Ausgabe vom 10.7.1995, Stanley Pino, den Regierungschef eines Armenviertels New Mexicos, in dem amerikanische Ureinwohner leben. Er äußerte sich über Aktivitäten von Tierschützern, den alten „Sport“ „Rooster Pulls“ (Hähneziehen) zu verbieten. In dieser „Sportart“ wetteifern Männer auf Pferderücken, ein Huhn, das lebend bis zum Hals eingegraben ist, mit einem Ruck herauszuziehen.
     Ich halte es hingegen für gar nicht komisch, wenn Tierschützer auf solche Weise diskreditiert werden. Denn all jene, die Tiere aus Profitgier oder zum Spaß quälen, und all jene, die das dulden, müssen sich die Infragestellung ihrer „Menschlichkeit“ gefallen lassen. Sollte es tatsächlich „menschlich“ sein, was Tieren ohne Notwendigkeit fortwährend zugefügt wird, dann erlebte die Menschheit zu Recht immer wieder ihr eigenes Scheitern als Folge von mangelnder Einfühlsamkeit, Gedankenlosigkeit, Dummheit und Skrupellosigkeit.
     Die Wurzeln, meine ich, liegen viel tiefer – in unserer sogenannten Zivilisation, die wir nicht auf sachliche Weise, sondern glorifizierend auf das antike Griechenland und das nachfolgende Römische Reich zurückführen. Wir bewundern die Leistungen in Architektur und Literatur, vergessen aber, dass diese Kulturen die praktische Umsetzung ihrer Ideen auf Sklaventum und Kriegsherrschaft aufbauten. Wir legen heute noch unseren Schülern in vorgeblich „humanistischer Bildung“ den Schwachsinn des Trojanischen Kriegs und mit „De Bello Gallico“ die Eroberungszüge Julius Cäsars in allen Einzelheiten dar. Die Primitivität jener Geisteshaltung dauert folglich fort, deswegen ist auch die moderne Gesellschaft so friedensunfähig.
     „Rooster Pulls“, die Hähne köpfende „Spielart“, ist nicht zu relativieren. Die denkunfähige Masse „Mensch“ spielt sie in allen Varianten. Wer Geflügel, zu welchem Zweck auch immer, quält, Stiere vor johlender Menge ersticht, Schlachtvieh marternd dem Metzger zuführt, Hammel schächtet (die Aufzählung könnte endlos so weitergehen), der ist nicht menschlich. Weil Menschen sich so am Leben vergreifen, sind sie allenthalben präpariert, eigene Zeitgenossen wie die Tiere zu behandeln. Was aber ist dann „menschlich“?
     Menschlichkeit, denke ich, zeigt sich in keiner Massenveranstaltung, sondern in individueller Verantwortung, die nur der Denkende erkennen und übernehmen kann. Denken bedeutet, Fakten zu erfassen und folgerichtig zu verarbeiten. „Folgerichtig“ kann nur meinen, „unter physischer und ideeller Achtung des Lebens, im Umgang mit Leben und Tod auf Würde bedacht“. Jeglicher Wunderglaube steht dem Prozess entgegen, da ein Gott oder irgendwelche Symbole mit einem höheren Wert als das Leben belegt werden.
     Alle Götter hingegen, als von Menschen kreierte Wesen, sind wertloser als ihre Schöpfer, daher steht das menschliche Leben höher als jede Gottheit. Erst wenn die Götter – auch die Abgötter – sterben, wird eine echte Hinwendung zu friedlichem Miteinander möglich.


© Raymond Walden




Dienstag, 28. Januar 2020

Kosmonomisches Selbstverständnis


Wo die Nacht noch Dunkelheit verwaltet,
wo helle Aufklärung die Tage transparent gestaltet,
die Weisheit ruht und sich entspannt,
die Klugheit dominiert mit Sachverstand,
wenn Ehrlichkeit sich des Vertrauens würdig erweist,
wenn objektive Kausalität die Dogmen all zerreißt
und „Gute Nacht“ den Hinterhalt nicht tarnt
und „Guten Tag“ vor Abneigung nicht warnt,
da fände ich Heimat, Menschlichkeit und Glück,
so frei von Finsternis, von Religion und Machtpolitik,
da lebte ich gerne, von friedlicher Freiheit inspiriert,
doch ein Traum nur,
der sich in weltweiter Idiotie verliert.

Und die Konsequenz daraus?
Im unverzagten Verweisen auf kosmopolitisches, humanes, aufgeklärtes Menschsein verschaffe man sich Klarheit darüber, dass Aufklärung keine falsch zu verstehenden Menschenopfer benötigt, sondern lebendige und nicht etwa weggesperrte oder ermordete Sachwalter.
Es bedarf engagierter Aufrichtigkeit und ebensolcher Bildung zu einem stets abwägenden kosmonomischen Selbstverständnis, um Gewalt- und Kriegsspiralen zu entwirren.



Samstag, 25. Januar 2020

Menschliches Glauben: Ozon verwirrt! (S. 48)


Mai 1995

Der Sauerstoff als eine unserer Lebensgrundlagen verwandelt sich schlagartig in Gift, wenn er von einem zweiatomigen zu einem instabilen dreiatomigen Molekül avanciert. In der Hochatmosphäre „killt“ Ozon die harte Sonnenstrahlung, am Boden hingegen ist Ozon in Mikrogramm pro 1.000 Liter Luft so schädlich, dass Wissenschaftler (und Politiker schon gar) nicht wissen, ab welcher Konzentration denn Alarm zu schlagen sei. Vor gar nicht langer Zeit unterzog man sich während eines Kuraufenthalts einer Ozontherapie, setzte man Kinder im vitaminarmen Winter unter Höhensonnen, die nebenbei Ozon erzeugten. Heute produzieren Solarien, Kopierer, Laserdrucker, Fernsehgeräte oder Bandgeneratoren zur Hochspannungserzeugung im Schüler-Physik-Experiment eben dieses Ozon. Kam je einer auf die Idee, die Nutzung der Geräte einzuschränken oder zu verbieten? Bei ein bisschen Sommer allerdings werden viele Bürger „ozonwetterfühlig“ – und schon wird die akute Ozonreduzierung verordnet: 80 oder 90 km/h für Autos! Die sind dann entsprechend länger unterwegs, zum Beispiel durch den Großraum Frankfurt am Main, schleichen schließlich durch verunsichertes Bremsen noch langsamer, und die Fahrer lassen sich durch ihr schlechtes Gewissen quälen, wenn sie dann doch auf die linke Überholspur wechseln und Gas geben. Fliegen etwa die Flugzeuge langsamer? Werden Heizungen bzw. Klimaanlagen und Industrieabgase heruntergefahren?
     Die bodennahe Ozonverminderung bedarf ehrlicher, ideologiefreier Maßnahmen: Man kann nicht Wachstum im Flugverkehr und in der Autoproduktion bejubeln, um dann das moderne Kat-Auto wie die altmodische Dreckschleuder gleichermaßen zu drosseln.
     Nein, dies ist kein Konzept, sondern rot-grüner Schmier, auf dem auch die CDU-Umweltministerin Angela Merkel ahnungslos schlüpfrige Politik praktiziert. Die Massenpsychose Ozon ist ein partei- und medienpolitischer Tick. Doch in der Stratosphäre tickt aufgrund dieser bodenständigen Politiker ein Problem, das tief unten in idiotischer Konsumphilosophie wurzelt, denn harte Strahlung tötet zwar langsam, aber wirklich.


© Raymond Walden




Mittwoch, 22. Januar 2020

Menschliches Glauben: Männer kaufen Frauen – oder Ware: Liebe (S. 45)


April 1995

Dieser Kommentar entstand in seinen Ansätzen vor Jahren, als Herbert Grönemeyers Platte „4630 Bochum“ mit dem Song „Männer kaufen Frauen“ erschien. War damals Gesellschaftskritik das Anliegen des Künstlers, vermarktet heute ein Privatsender telegenen Stumpfsinn „Wa(h)re Liebe“, und ich bin mir nach wie vor darüber im Klaren, jetzt das Thema aufzugreifen, an welchem der christliche Kulturkreis (und andere ebenso) am meisten krankt. Ich charakterisiere kurz, aber treffend: Sexualität ist ein Schweinkram.
     Wie anders soll man erklären, dass an einem katholischen Mädchengymnasium eine Nonne wie folgt unterrichtete: Man solle vor dem ehelichen Koitus wie auch danach gemeinsam beten. Oder wie soll man die kirchlichen „Aussegnungen“ der Frauen nach der Geburt eines Kindes verstehen?
     In den meisten Religionen bilden Männer die Obrigkeit. In deren Konzept passt die fleischliche Begierde nach dem schwachen Weibe freilich nicht, also wird der natürliche Geschlechtstrieb tabuisiert. Dennoch lässt er sich nicht verleugnen, deshalb hat sich die Männerwelt Ventile geschaffen. Die Ventil-Frauen machen sich durch die Anerkennung des männlichen Hoheitsanspruches selbst zu Opfern, auch wenn so manche Prostituierte glauben mag, im Augenblick mit ihren weiblichen Reizen zu obsiegen und die Abhängigkeit vom moralisierenden Manne abzuschütteln.
     Einer der mächtigsten und mit Sicherheit einer der schönsten lebensbejahenden Triebe des Menschen wird verteufelt, um schlechtes Gewissen und, daraus resultierend, Abhängigkeiten zu erzeugen (was teilweise aus früheren Zeiten heraus verständlich wird, da die Empfängnisregelung damals weitgehend unbekannt war). Schuldbewusste Menschen hat die Volksseele, haben die Herrschenden fester im Griff.
     Aber ist es nicht beschämend, wie Bordelle aus dem Boden schießen, offensichtlich mit zahlreicher Kundschaft? Muss es wirklich so sein, dass in einem „aufgeklärten“ Gemeinwesen sich Frau und Mann als Ware und Kunde begegnen, nur weil die religiöse Moral zum Geschlechtsleben keinen gesunden Bezug herstellen kann? Dieses in hohem Maße kriminalisierte „Geschäft“ reift als Frucht religiöser Sexualsubkultur allerorts und offenbart Gefühlskälte, Egoismus, Verrohung und Perversion.
     Ich nehme an, dass mir bis hierher noch so mancher Christ gefolgt ist, überschreite jetzt aber höchstwahrscheinlich seine Grenzen, indem ich sexuelle Freizügigkeit in partnerschaftlicher Übereinstimmung fordere. Das heißt nichts anderes, als dass zwei Menschen – ungeachtet ihres Standes -, die das Bedürfnis empfinden, miteinander intim zu sein, diesem Verlangen nachgeben sollten. Ich bin überzeugt, dass körperliche Vereinigung und Liebe zweierlei sind, d.h. körperliche Befriedigung ist, wie zum Teil auch seelische, mit verschiedenen Partnern möglich. Liebe hingegen, als höchste Erfüllung, ist in der Regel nur mit einem Partner, kaum mit mehreren gleichzeitig, erlebbar. Diejenigen Paare sind wohl die glücklichsten, die ihre Liebe über Jahre hinweg bewahren, weil sie Liebe nicht an den Koitus binden.
     Nach religiösen Maßstäben gelebte Sexualität mündet in Zwangsneurosen und daraus erklärt sich vieles. So ist es bemerkenswert, dass sich an Universitäten „männerfreie Zonen“ bildeten, wohl kaum als Intelligenzareale anzusehen, eher als Überreaktion verkniffener Emanzen. Und überhaupt fällt eine allgemeine Mimosenhaftigkeit auf, die bei Bedarf nahezu jede Äußerung von Männern als „sexistisch“ abkanzelt. Selbst in aufgeklärten Kreisen finden wir die Sprachjongleure, die nicht über den Schatten der Sprachentwicklung springen können: Sie stolpern über das Wörtchen „man“ und machen daraus „man/frau“ (Kind fehlt) oder „mensch“. Sprechen sie von Lehrern oder Atheisten, unterliegen sie, indem sie „Lehrer(Innen) bzw. Atheist(Innen)“ gebrauchen, offenbar zwanghaft dem Hinweis darauf, dass mehr als die Hälfte unserer Spezies weiblichen Geschlechts ist.
     Mir scheint, gewisse „Frauenbewegungen“ haben die Männer längst im Sack, und so lassen jetzt „gleichberechtigte“ Frauen Männer strippen, kaufen Männer und erscheinen so dämlich wie umgekehrt die Machos selbstherrlich.
     Eines jedenfalls resultiert daraus:: Trotz nackter Bilder ist Sex nicht Lust-, sondern Machtfaktor. Sich dagegen – gar öffentlich – zu erklären, ist schlicht ungeheuerlich.


© Raymond Walden