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Montag, 2. März 2020

Menschliches Glauben: Spatzengehirn? (S. 69)


Juni 1997

27.5.1997: Es läuft nicht so recht für Tennisspielerin Anke Huber bei den French Open gegen die Amerikanerin Kimberley Po. Huber verzweifelt schier, verdreht die Augen, schneidet Grimassen und beugt sich schließlich resignierend vorwärts. Anlass genug für den Kameramann von Eurosport Live, für längere Zeit Ankes miniberocktes Hinterteil, in gemustertem Höschen, aus nächster Nähe zu präsentieren. Sexismus? – Von wem?
     Frühjahr 1997: Fernsehankündigung einer Sendung über den Alltag von Spatzen. Flattern, baden, sich paaren, Aufzucht der Jungen, Futtersuche allenthalben und wieder sich paaren.
     Frühjahr 1997; Fernsehen, die 3. Szene: Pferdezucht, herrliche Tiere, Geduld der Züchter, Pferde für (Geld-)Adel. Der Hengst beschält die Stute groß im Bild, am Brennpunkt des Bildes hält sich zufällig der Züchter auf und verdeckt das Eindringliche.
     Frühjahr 1997: Nachrichten über Präsident Clinton; muss wahrscheinlich vor Zivilgericht; war angeblich als Gouverneur von Arkansas in Laune: Hose runter, dadurch eine Frau gedemütigt, ungeheuerlich, Schadensersatzforderungen von 700.000 Dollar.
     Nachrichten, die 2. Szene: Eine amerikanische Pilotin der Airforce spreizte ihren eigenen militärischen Ehrenkodex für einen ihr untergeordneten Soldaten, der vorgab, in Scheidung zu leben. Der Feurige ist indes nach wie vor verheiratet. Man hört wenig über ihn, die Soldatin wird vorgeführt und unehrenhaft entlassen. – Recht so?
     Nachrichten, die 3. Szene: Im Iran gewinnt ein angeblich Liberaler, in Wahrheit selbstverständlich von der Religion Abhängiger, die Präsidentschaftswahl. Er kann sich dem Vernehmen nach tatsächlich vorstellen, Frauen in politischen Funktionen zuzulassen, ihnen den Schleier nicht vorzuschreiben.
     Moral des Szenarios in toto: glückliche Spatzen!


© Raymond Walden



Mittwoch, 19. Februar 2020

Menschliches Glauben: Feministinnen, Schwule und andere „Linke“ … (S. 60)


Juni 1996

Feministinnen mag ich überhaupt nicht. Ich trete aber ein für eine uneingeschränkte Gleichberechtigung der Geschlechter – die Menschenwürde ist unteilbar. Besonders schätze ich jene Menschen, die den Unterschied zwischen den Geschlechtern durch ihren Intellekt und ihren Habitus anmutig und reizvoll verkörpern.
     Schwule und Lesben sind mir eigentlich gleichgültig. Ihre Diskriminierung wurzelt in religiösen und ideologischen Dogmen, die keiner ernsthaften Diskussion standhalten. Auch gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften stören mich keineswegs. Nicht nachvollziehen kann ich indes bisweilen plakatives Zur-Schau-Stellen und Vermarkten von Homosexualität oder auch die Forderung nach steuerlicher Entlastung gleichgeschlechtlicher Paare. Die Steuererleichterungen für Familien haben sinnvollerweise die Förderung der Kinder zum Ziel. Diese allerdings entfallen bei Homo-Paaren; Korrekturen werden logischerweise auch bei kinderlosen heterosexuellen Verbindungen erforderlich.
     „Linke“ sind mir suspekt wie „Rechte“, als eigentlich vom Rande aus Beobachtende und Urteilende unfähig, das gesamte Spektrum zu beleuchten – ähnlich den Feministinnen, auch irgendwo Zu-kurz-Gekommene.
     Nun hätte vielleicht „EROTIKRADIO“ „EINS LIVE“ (WDR) am 31.5.1996, 23:00 bis 24:00 Uhr den Erwähnten eine Anregung übermitteln können: „Mach mit mir, was ich will“, Franziska Sellwig (die ich nicht kenne) wird zitiert: „.... die Liebe rein und vollkommen – ein bisschen ficken nebenbei schadet nicht ...“ – Provokativ, nicht wahr?
     Sollte diese Provokation nicht geradezu überflüssig, sollte das Leben nämlich nicht ganz selbstverständlich so sein? Oder ist das schon wieder mieser Sexismus, vergleichbar dem aus dem Munde eines Trainers, der einer Skiläuferin beim Tanzen ins Ohr flüstert: „Ich steh’ auf Dich“? Das hat er nun davon, jetzt soll auf Klage der so „Gedemütigten“ hin das Gericht entscheiden, ob dies bereits sexuelle Belästigung ist.
     Was würden wohl Richter entscheiden im Falle eines Mannes, dessen Kollegin stets durch auffallend enge T-Shirts ihren etwas zu klein geratenen Busen zur Geltung bringt, neulich mit dem Schriftzug „Break the rules“? Oder wirkt es, wenn man denn nun so verklemmt ist, nicht aggressiv, wenn eine andere Kollegin auf ihrer vollen „Brüstung“ das Wort „Magic“ zur Schau stellt? Der daraufhin angesprochene Chef zeigte sich dem Sandkastenniveau erfreulich gewachsen, als er schmunzelnd Abhilfe versprach: „Ich schau’ mir das nachher mal an.“


© Raymond Walden