Juni
1996
Feministinnen
mag ich überhaupt nicht. Ich trete aber ein für eine
uneingeschränkte Gleichberechtigung der Geschlechter – die
Menschenwürde ist unteilbar. Besonders schätze ich jene Menschen,
die den Unterschied zwischen den Geschlechtern durch ihren Intellekt
und ihren Habitus anmutig und reizvoll verkörpern.
Schwule und Lesben sind mir eigentlich
gleichgültig. Ihre Diskriminierung wurzelt in religiösen und
ideologischen Dogmen, die keiner ernsthaften Diskussion standhalten.
Auch gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften stören mich
keineswegs. Nicht nachvollziehen kann ich indes bisweilen plakatives
Zur-Schau-Stellen und Vermarkten von Homosexualität oder auch die
Forderung nach steuerlicher Entlastung gleichgeschlechtlicher Paare.
Die Steuererleichterungen für Familien haben sinnvollerweise die
Förderung der Kinder zum Ziel. Diese allerdings entfallen bei
Homo-Paaren; Korrekturen werden logischerweise auch bei kinderlosen
heterosexuellen Verbindungen erforderlich.
„Linke“ sind mir suspekt wie
„Rechte“, als eigentlich vom Rande aus Beobachtende und
Urteilende unfähig, das gesamte Spektrum zu beleuchten – ähnlich
den Feministinnen, auch irgendwo Zu-kurz-Gekommene.
Nun
hätte vielleicht „EROTIKRADIO“ „EINS LIVE“ (WDR) am
31.5.1996, 23:00 bis 24:00 Uhr den Erwähnten eine Anregung
übermitteln können: „Mach mit mir, was ich will“, Franziska
Sellwig (die ich nicht kenne) wird zitiert: „.... die Liebe rein
und vollkommen – ein bisschen ficken nebenbei schadet nicht ...“
– Provokativ, nicht wahr?
Sollte diese Provokation nicht
geradezu überflüssig, sollte das Leben nämlich nicht ganz
selbstverständlich so sein? Oder ist das schon wieder mieser
Sexismus, vergleichbar dem aus dem Munde eines Trainers, der einer
Skiläuferin beim Tanzen ins Ohr flüstert: „Ich steh’ auf Dich“?
Das hat er nun davon, jetzt soll auf Klage der so „Gedemütigten“
hin das Gericht entscheiden, ob dies bereits sexuelle Belästigung
ist.
Was
würden wohl Richter entscheiden im Falle eines Mannes, dessen
Kollegin stets durch auffallend enge T-Shirts ihren etwas zu klein
geratenen Busen zur Geltung bringt, neulich mit dem Schriftzug „Break
the rules“? Oder wirkt es, wenn man denn nun so verklemmt ist,
nicht aggressiv, wenn eine andere Kollegin auf ihrer vollen
„Brüstung“ das Wort „Magic“ zur Schau stellt? Der daraufhin
angesprochene Chef zeigte sich dem Sandkastenniveau erfreulich
gewachsen, als er schmunzelnd Abhilfe versprach: „Ich schau’ mir
das nachher mal an.“
©
Raymond Walden
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