Dezember
1995
Zum
Thema „Gewaltlosigkeit“ fertigten Lehrerinnen für ihre Schüler
Plakate. Unter der Überschrift „Wer handelt gewalttätig?“ hieß
es unter anderem: „Ein Mann, der seine Freundin überreden möchte,
mit ihm zu schlafen, obwohl sie bereits nein gesagt hat.“
Man(n)
könnte lächelnd und achselzuckend darüber hinweggehen, ich gestehe
jedoch, dass mich das „Outing“ der „emanzipierten“ Damen
mittleren Alters unangenehm berührt; nicht etwa, weil es in der
Schule stattgefunden hat, sondern wegen der wörtlichen Bedeutung der
Aussage im Hinblick auf einen offensichtlich parallel zum männlichen
„Sexismus“ um sich greifenden weiblichen.
„Sexismus“ meint dem
Sprachgebrauch nach eine negative Bewertung von offensivem
Sexualverhalten. Offensiv kann sowohl „Angriff“ wie auch „Abwehr“
sein, beides Resultate der Verdrängung, entstanden aus einer
sperrigen Moral heraus, die schon über Generationen religiös
manifestiert ist. Weil man mit „Moralin“ so wirkungsvoll
einschüchtern oder gar erpressen kann, feiert auch
fundamentalistischer „Sexismus“ seine Renaissance. Frauen wie
Männer sind gleichermaßen Betreiber.
Mit
todernster Miene kommentiert der TV-Moderator einen Beitrag zum
„Sexismus“ in einem Fitness-Studio, wo Männer Frauen „angemacht“
haben und die so „Gedemütigten“ sich nun beklagen: „Die gieren
uns auf den Busen und zwischen die Beine“. Als dann Bilder aus dem
Studio folgen, zeigt der Bildschirm Männer in üblichen
Trainingsanzügen, also in üblicher Sportbekleidung, wie man sie
etwa auf dem Sportplatz trägt, daneben Frauen in hautengen „Bodys“,
die teilweise tiefe Einblicke gewähren. Ähnliches ist übrigens bei
gesellschaftlichen Anlässen zu beobachten: Männer bedeckt, Frauen
oft freizügig.
Eine
keineswegs modernistische Lehrerin sagte dazu: „Wenn Frauen sexuell
so konservativ sind, sollten sie sich gefälligst auch so kleiden,
denn wenn man dem Hund die Wurst vor die Nase hält, darf man sich
nicht wundern, dass er danach schnappt.“ Sie meinte „Hund“
keineswegs diskriminierend, sondern wollte mit diesem Beispiel einen
Hinweis auf die natürliche Reaktion innerhalb einer gesunden
Sexualität geben.
©
Raymond Walden
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