Aphorismen
zum Nachdenken und Zitieren:
4992
Der
Mensch, der Gott braucht, ihn gebraucht, um sich teuflisch
aufzuführen, wie widert er mich an; ich muss ihn fliehen, solange
ich noch frei atme.
4993
Was
Gott geschlossen hat, so sagt die Kirche bezüglich der Ehe, soll der
Mensch nicht trennen, also bleibt Ehescheidung ein brandmarkendes
Tabu. Betrachtete der Klerus doch auch das Leben ähnlich konsequent,
von Gott initiiert, dem Menschen, auch hohen Priestern und
Präsidenten, jedes Hinrichten verbietend!
4994
Überall
wo sich auf der Erde Sterne anbiedernd aufdrängen, entblößt sich
eine lächerliche Interpretation des gestirnten Himmels.
4995
Das
Anhimmeln von Personen kennt einzig eine Rechtfertigung: die der
aufrecht Liebenden.
4996
Kunst
spiegelt die Freiheit des Empfindens, das persönlicher und
keineswegs ideologischer Natur folgt.
4997
Wie
lange mag Wohlstand eines Einzelnen, eines Einsamen fortdauern –
wir reden nicht von Reichtum?
4998
In
einer sich durch unreflektiertes Wachstum aufblähenden und
ausbreitenden Entfremdung markiert das Jahr 2020 weltweit einen
kulturellen und intellektuellen Zusammenbruch als Grundlage für
weitere Tragödien hysterischer Unmenschlichkeit.
4999
Bei
all den offiziellen geistigen Verrenkungen um Abstand voneinander
wird mir immer deutlicher, zu wie vielen Menschen ich gerne auf
Distanz gehe, ein „Nimmer-Wiedersehen“ eingeschlossen.
5000
Meine
ursprünglichste Heimat ist frei atmendes Schlafen – und hernach
ausgeruhtes Denken. Dann bin ich weder Herr noch Gott und Teufel,
sondern mit mir im Frieden, wohl wissend, dass dies keine
Selbstverständlichkeit ist.
5001
Im
so kurzen Leben bleiben zeitliche Zielsetzungen „systemrelevant“,
manche aber erzeugen unnötigen Druck, da sie sich bei genauerer
Betrachtung als irgendwann zu erledigen, als unwichtig und
verzichtbar erweisen.
5002
Zur
Verständigung mangelt es häufig an zivilisatorischer Intelligenz,
Brücken zu schlagen zu anderen Sprachen, Charakteren und
Weltbildern. Es fehlen die Fundamente der Bildung und Empathie.
5003
Einsamkeit
mag freiheitlich verwöhnen, doch der hinfällige Körper relativiert
irgendwann.
5004
Ich
schreibe nicht für Länder, Völker, Nationen, sondern für Menschen
– falls „die Herrschaften“ ahnen, was ich meine – für
Menschen unter der Sonne und im Dunkel der Nacht, nicht in geistiger
Gefangenschaft.
5005
Planungen
und Ereignisse laufen derart aus dem Ruder, dass es die gutmeinende
aber naive Bevölkerung aufgrund der Heftigkeit für „unmöglich“
hält. Sie verschließt bewusst Augen, Ohren und Wahrnehmungen:
Intensität
verprellt Sensibilität und schlussendlich regiert Totalität.
5006
Ist
der Platz neben einem erst leer, mag Erkenntnis ihn einnehmen.
©
Raymond Walden