Dienstag, 11. August 2020

Menschliches Glauben: Verschlimmbesserung des Bildungssystems (S. 132)

 


Dezember 2001


Ein deutscher Pädagoge meldete sich Ende 2001 zu Worte und erlebte ein seltsames Wechselbad der Gefühle. Hier zunächst der authentische Text:

Als Lehrer einer Hauptschule mit 30 Jahren Berufserfahrung vertrat ich schon lange die Auffassung, dass nur eine weitgehend gleichgültige Öffentlichkeit die Augen vor dem Bildungsskandal in Deutschland derartig verschließen kann, dass es jetzt einer Vergleichsstudie (Pisa) quasi als Signal von außen bedurfte, den Missstand ungeschönt wahrzunehmen. Allein, die aufgescheuchte Reaktion auf die Studie beweist die pädagogische Orientierungslosigkeit der Gesellschaft, die ja dieses (Un-)Bildungssystem hervorbrachte. Im einfachsten und dümmlichsten Falle kritisiert man jetzt die Lehrer, und als solcher möchte ich an den Werdegang des Desasters erinnern.

  1. Da gab es einmal eine „Ganzheitsmethode“, mit der Schüler wirkungsvoller schreiben und lesen lernen sollten. – Fehlschlag!

  2. Die Mathematiker folgten der Philosophie der Mengenlehre. – Fehlschlag!

  3. Geisteswissenschaftliche („Schwafel"-)Fächer traten in den Vordergrund, die Naturwissenschaften wurden vernachlässigt.

  4. Rechtschreibung wurde zumindest in der Hauptschule erst in den Nebenfächern, bald auch in Englisch (Vokabeln lernen überflüssig!) und dann sogar in Deutsch immer weniger oder gar nicht bewertet.

  5. Bildete man zunächst aus etwa zehn verschiedenen Hauptschulen ein 10. Schuljahr für die besten Schüler zum Erwerb des Realabschlusses, dauerte es gar nicht lange, und fast jede Hauptschule richtete ein 10. Schuljahr ein. Möglich war das nur durch drastische Senkung der Leistungsanforderungen - eine Augenwischerei ohne Beispiel!

  6. Wenig später wurde ein weiterer 10. Jahrgangstyp A eingeführt, der de facto keine höhere Qualifikation darstellt als der Abschluss der 9. Klasse. Völlig demotivierte und frustrierte Schüler werden ein Jahr lang verwahrt!

  7. Gab es vor einigen Jahren noch Förderschulen, die Aussiedler- und Ausländerkinder in ihren sprachlichen Problemen auffingen, integriert man heute an Hauptschulen häufig, indem diese Kinder mit oft geringsten deutschen Sprachkenntnissen einfach in die Regelklassen kommen – mit all den sozialen Konflikten, die gewaltsam hochkochen.

  8. Der Kinderanteil fremder Kulturgruppen erreicht in vielen Klassen mehr als 75% – wer soll hier wohin und wie integriert werden?

  9. Aus diesem Spannungsfeld heraus und auch aus einem fatalen Erziehungsversagen der Elternhäuser erwächst eine gnadenlose Disziplinlosigkeit der Schüler gegenüber Mitschülern, Lehrern und schulischen Einrichtungen. Und die Schulministerien nahmen den Lehrern nahezu alle Möglichkeiten, Disziplin durchzusetzen, es sei denn, in einem Verwaltungswust „Klassenkonferenzen" zu organisieren, die sehr oft ausgehen wie das Hornberger Schießen. Ohne ein Mindestmaß an Disziplin und Ordnung ist Schule ein Zirkus, ein Schmierentheater.

  10. Der Elternwille wird im gesamten Schulwesen überbewertet und führt zu grotesken Entscheidungen der Schulträger, Schulverwaltungen und pädagogischen Konferenzen, denn viele Eltern sind schlicht inkompetent, sachunkundig, von falschem Ehrgeiz getrieben und leider oft Versager in der Kindererziehung. Die Defizite arbeitet keine Schule auf.

  11. Wenn es stimmt, dass 25% der Schulanfänger Sprachstörungen aufweisen, dann hat daran kein Lehrer Schuld, es sei denn die seinerzeitigen Lehrer der Eltern, die jetzt zu Hause die Kommunikation nicht pflegen können! Doch ich versichere, da ich jetzt ja solche Eltern vor mir habe, die ich selbst unterrichtete: Wir als Lehrer konnten schon damals wenig retten, was in Familien schiefging.

  12. Es hat sich pädagogisch weithin eingebürgert, den schwächeren Schülern über das normale Maß hinaus Aufmerksamkeit und Förderung zukommen zu lassen, eindeutig zu Lasten der normalen Schüler, denn der Lernfortschritt der gesamten Klasse wird auf diese Weise gebremst. Das Ergebnis zeigt die Studie Pisa!

  13. Die Eingangsklassen 5 der meisten Hauptschulen sind echte Restschulklassen, denn aus den Grundschulen strebt alles, unter den Verhältnissen verständlich, in andere Schulformen. Ich habe wiederholt 5. Klassen an der Hauptschule geleitet: Vielleicht 10 bis 20 % der Kinder waren nicht verhaltensauffällig, das heißt, die große Mehrheit ist gestört.

  14. Das Ergebnis basiert sicherlich auch, aber nicht nur auf der Kuschelecken- und Spielpädagogik der Grundschulen, die mit viel zu viel weiblichen Lehrkräften eine ungesunde Lebenssituation repräsentieren.

  15. Anstatt nun diesen und vielen weiteren Missständen klar zu begegnen, favorisieren Bildungspolitiker „autonome Schulen" die im Konkurrenzkampf untereinander stehen. Die Folgen sind vorhersehbar; es wird nach außen noch mehr gelogen, was die jeweilige Schule angeblich leiste. Modetrends und Schülereinzugsbereiche der unterschiedlichen Sozialschichten werden das hervorbringen, was nicht nur in den USA zu bestaunen ist: eine desaströse Allgemeinbildung, und die Reichen schicken ihre Kinder auf teure Elite- bzw. Privatschulen.


In allen Berufen gibt es engagierte und auch weniger geeignete Personen, so auch natürlicherweise bei den Lehrern; übrigens auch bei Hochschullehrern, die hauptsächlich manchen pädagogischen Unsinn zu verantworten haben. Ein System der Leistungskontrolle auch bei Lehrern ist berechtigt, mindestens ebenso berechtigt ist die Kontrolle der Kultusministerkonferenz, unter deren Mitgliedern seit Jahren die Inkompetenz fröhliche Urständ feiert, denn diese Herrschaften denken gerne nur in Wahlperioden und sind von Pädagogik offensichtlich ganz weit entfernt.

Letzteres gilt übrigens auch für viele Gymnasiallehrer, in deren Ausbildung Pädagogik viel zu kurz kommt.

Eine weitere Täuschung ist die Gesamtschule: Viel Gerede (Konferenzen) und nicht mehr Effizienz! Massenverschulung auf der Basis von Gleichmacherei, Anonymität und auch Negierung unterschiedlicher Begabungen, Talente und Bedürfnisse.

Wenn nun Politiker und ihre Berater glauben, auf das miserable Abschneiden deutscher Schüler im internationalen Vergleich mit „Diagnosefähigkeiten" der Lehrer für lese- und rechtschreibschwache Schüler reagieren zu müssen, offenbart sich der Diagnosebedarf für eben solche Schwätzer! Lehrer sollten in erster Linie lehren, Lernwillige fördern und zur Leistung motivieren. Diagnostizieren ist vor allem eine Aufgabe von Medizinern, Psychologen und Psychiatern.

Ferner sollte man nicht länger falsche Zusammenhänge mit Computern knüpfen, denn die Ausstattungen der Schulen sagen zunächst gar nichts über die Qualität des Bildungssystems aus. Vor jeden Bildschirm gehört erst einmal ein denkfähiger Kopf, das Denken spielt sich aber vorrangig in der Muttersprache ab, also ist diese in jedem Fall als zu beherrschendes Grundhandwerkszeug unverzichtbar.

Der Fisch stinkt bekanntlich vom Kopf her, ganz besonders auch, wenn sich Medienkonzerne in die Bildung finanzkräftig einmischen und „Medienerziehung" an den Schulen fordern. Was diese TV-, Rundfunk- und Pressemacher zunehmend an Schund in die Familien senden, ist schulisch nicht zu entsorgen.

Da mag es symptomatisch anmuten, wenn die beamtendeutschen Begriffe „Allgemeine Schulordnung" amtlich mit „ASCHO" und „kollegiumsinterne Fortbildung" mit „KIF" abgekürzt werden; jegliches Sprachgefühl ist offensichtlich verloren gegangen!

Jahrelanges Zusehen, wie die Lehrerschaft in Ermangelung von Neueinstellungen überalterte, schamvolles Verschweigen, dass immer mehr Lehrer in diesem Chaos resignieren, erkranken und vorzeitig den Ruhestand antreten, das sind weitere Versagen der parteiideologisch und nicht pädagogisch ausgerichteten Ministerien und untergeordneten Stellen. Allen demokratischen Parteien ist dieses Versagen anzukreiden, das überhaupt nicht für Wahlkämpfe taugt, auch wenn manche schon wieder ihr Parteisüppchen kochen möchten. Das Desaster ist viel schwerwiegender: Die Mündigkeit des Bürgers wurde und wird dilettantisch verhindert, ausgehebelt durch grenzenloses Anspruchsdenken, durch Egoismus, Familien- und Kinderfeindlichkeit, durch weinerliche Unbelastbarkeit und durch die Flucht vor jeder Anstrengung. Denn Schule muss auch Anstrengung wert sein, dann erst kann Freude an der Leistung, am Erfolg aufkommen. Dazu braucht es jetzt in dieser Gesellschaft besonnener Zivilcourage.“

Nach Erscheinen der vernichtenden Bilanz in einer Tageszeitung (ohne die Ausführungen über die Gesamtschule) folgte ein überwältigendes positives Echo, der Artikel fand durch ungezählte Kopien Verbreitung bis ins benachbarte Ausland. Ein emeritierter Professor zollte höchstes Lob und gestand ähnlich wie viele andere Pädagogik-Pensionäre, in seiner aktiven Zeit in der Lehrerausbildung nicht mutig genug gewesen zu sein, seine Stimme zu erheben.

Als der Kritiker, selbst ohne Parteizugehörigkeit, schließlich auch noch bei politischen Veranstaltungen zum Thema referierte, wurde er auf Druck einflussreicher Schulleiter zum Schweigen gezwungen.



© Raymond Walden



Redaktionelle Ergänzung:

Der Artikel erschien auch auf diesem Blog schon am 29.06.2009, nachzulesen => hier.

Die meisten Hauptschulen sind inzwischen geschlossen, pädagogisch und organisatorisch abgewirtschaftet, politisch vernachlässigt und fehlgeleitet!

Wie haben sich die Verantwortlichen auf den damals aktuellen Homepages der jeweiligen Schulen, auch im Konkurrenzkampf untereinander, selbst und den Eltern etwas vorgelogen!

Zu wie vielen „Fortbildungen“ wurden Lehrer verpflichtet, wie viele Arbeitszeit investierte man für die Erstellung der Internetseiten mit den jeweiligen rosigen „Schulprogrammen“!

Alles war erkennbar für denkende Pädagogen, doch die waren eher nicht gewünscht, sondern Konforme und Opportunisten!

Das „schillernde“ Schülerpotenzial des gescheiterten Schulsystems hat sich selbstredend mit dem Verschwinden der Schulform nicht aufgelöst; es wurde von den gegenwärtigen, so überaus „integrierenden“ Schulformen adaptiert – mit unveränderten Täuschungen der Öffentlichkeit bezüglich des Niveaus.

 

 

Montag, 10. August 2020

Menschliches Glauben: Pädagogik, die keine ist (S. 130)


März 2001


Da in den zivilisierten Staaten fast jeder die Schule mehr oder weniger erfolgreich besuchte, fühlen sich auch viele berufen, bei Themen wie Schule, Erziehung oder Pädagogik mitzureden, sodass Konzeptionslosigkeit und der Mangel an Effektivität fröhliche Urständ feiern. Was immer man persönlich denken mag, nichts kann das allgegenwärtige Bildungsdefizit und die Orientierungslosigkeit einer immer größeren Anzahl von Jugendlichen schönreden. Einfache Kulturtechniken wie Lesen, Schreiben oder Rechnen und an sich selbstverständliche Umgangsformen für das soziale Miteinander werden im heutigen Schulsystem unzureichend vermittelt, mehr noch, durch eine verantwortungslose Vermassung in Großschuleinrichtungen werden alle möglichen Negativfaktoren erst erzeugt und gefördert. Eine weitgehend antiautoritäre Erziehung auf der Basis einer Leistungsnivellierung, der Duldung von Disziplinlosigkeit und Unordnung bei gleichzeitiger Übergewichtung von sehr häufig völlig unvertretbarem, weil unqualifiziertem Elternwillen führt zu einem Chaos, das von Parteiideologen und ihren opportunen Ausführungsorganen nur noch gestützt wird. Lehrer stehen hilflos zwischen Vernunft und Schwachsinn, haben keine Mittel zur Durchsetzung sinnvoller Regeln und resignieren, erkranken scharenweise, denn Missstände dürfen nicht einmal mehr in klaren Beurteilungen ausgedrückt werden, Qualifikationen müssen auf immer niedrigerem Niveau erteilt werden, weil politische, nicht pädagogische Vorgaben die Demokratie missdeuten: Gleichberechtigung kann niemals Gleichbefähigung sein, weil die Menschen von Natur aus sehr verschieden sind.

     Es handelt sich sehr wohl um ein gesellschaftliches Problem; misst man also diese Gesellschaft an ihren Schulen, so fällt sie ganz einfach durch. Sich deshalb Privatschulen zuzuwenden, kann nur ein fragwürdiger Ausweg sein, blühen doch hier erst recht alle möglichen Absonderlichkeiten. Eltern müssen endlich wieder begreifen, dass sie sich ihren Kindern intensiver zuwenden müssen. Solange die Schulen derartig abwirtschaften, ist das Elternhaus erst recht gefordert. Das Problem liegt aber noch tiefer, denn inzwischen ist es so weit, dass die Eltern selbst durch diese defizitären Bildungsanstalten gegangen sind, es also gar nicht besser wissen können oder wollen. Und dann ist da noch der Einfluss der Medien, jener Großverleger und Institutionen, die sich allen Ernstes anschicken, „Medienerziehung“ in den Schulen zu etablieren, damit dem eigentlichen Lernprozess weitere Zeit verlorengehe, um den Medienschund mit den Kindern aufzuarbeiten, den diese wohlmeinenden Medienzaren zu verantworten haben.

     Wir gehen amerikanischen Zeiten des Massenalphabetismus entgegen, während beispielsweise die Herrschaften aus den Chefetagen großer Konzerne ihren Nachwuchs in privaten Eliteschulen fachlich auf hohem Niveau ausbilden und menschlich verkümmern lassen.

     Ich denke, es wird deutlich, wie anstrengend, aber auch wie lohnend es ist, Kinder in elterlicher Geborgenheit aufwachsen zu lassen.


© Raymond Walden

 

 

 

Sonntag, 9. August 2020

Cosmonomic Truth


Hiroshima and Nagasaki:

Hostile radioactive greetings from America,

the land of the free!

Politicians there are as 'free' as all the

other warmongers everywhere.

Mankind is so 'free'

to create atomic weapons

for total destruction and complete killing!


Sorry, Hiroshima and Nagasaki,

your fate doesn't teach the rulers of the world.

Their mentalities have not changed really.

What happened thereafter?

Regrets?

Shame?

Apologies?

Charging?

Tribunals?

Justice?

Compensations?


Nothing like this!

Nationalist pride instead,

ridiculous justification of mass murder

threatening the world by gigantic weapon arsenals

and by unscrupulous ideological lies.


What the world is needing most

is recommended as Cosmonomic Truth!


 

 

 

Samstag, 8. August 2020

Menschliches Glauben: Leere Lehren, Leere lehren! (S. 128)


August 1998

Spielen wie Flasche leer“, frei zitiert nach dem Ex-Bayern-Trainer, markiert belustigend wie traurig den Gesamtzustand derer da in (noch) Bonn und in den Provinzkapitalen von sogenannten Freistaaten deutsch-regionaler „Streusandbüchsenmentalität“, die sich ebenso friesisch platt wie rheinländisch schunkelnd oder „alpiaviolett“ äußert. Aus den zeitgenössischen Hofburgen werden die „demokratischen Dogmen“ verkündet, die kein anderes Ziel aufzuweisen scheinen, als die Demokratie auszuhebeln. Leere Lehren sind nicht nur inhaltslos, sie sind wertlos, weil falsch!

     Geradezu ein Klassiker innerhalb dieses Vakuums ist die Bildungsstrategie, die natürliche Begabungsunterschiede in Gleichmacherei auflöst, indem sie Leistungen durch psychosoziologische Parawissenschaft nicht nur verwässert, sondern im Ergebnis sogar diffamiert. Die daraus zu folgernde hohle Sinnigkeit ist unbeschreiblich breit: Arbeitsplätze müssen angeblich durch massenhafte Waffenlieferungen an streitende Staaten erhalten werden, die mit dem zerstörerischen Instrumentarium unfassbares Leid erzeugen, das wir dann durch lächerliche Caritasspenden ein wenig lindern.

     Unendlich ist diese Leere; sie dokumentiert sich exemplarisch in zwei kaum gewürdigten Vorgängen. Bundeskanzler Kohl ernennt einen Herrn von der Bild-Zeitung zu seinem Wahlkampfmanager, denn „Bild“ entspricht offensichtlich dem Niveau des Herrn Kanzlers oder aber dem IQ, den der Kanzler seinem Wahlvolk zubilligt. Er selbst hält sich auf großen Wahlplakaten für „Weltklasse“. Damit befindet er sich in der feinen Gesellschaft des NRW-Ministerpräsidenten Clement, der wiederum den RTL-Chef Thoma zu seinem Medienexperten (mit hoher Entlohnung) beruft, ausgerechnet jenen Mann, der auch für extreme Schwachsinnssendungen als Repräsentant dasteht. Und dieselbe NRW-Regierung glaubt wie andere Institutionen und Hochschulen, Lehrer müssten „Medienerziehung“ wider Gewalt und Pornografie in den Schulen veranstalten. Es soll leeres Stroh gedroschen werden vor Ort in den Klassenzimmern, in end- und ergebnislosen Lehrerkonferenzen, von hochtrabenden sogenannten Fortbildungen gar nicht zu reden.

     Freilich viel prunkvollere Hoch-Zeiten feiert die leere Lehre in Unternehmen und Konzernen, die ihre leitenden Angestellten zu wahren Wahnsinnsseminaren delegieren. Keine noch so schräge psychopathische Idee kann davor abschrecken, die Untergebenen zu irritieren, gefügig zu machen und im Sinne des Unternehmens als Vervielfältiger der höhersinnigen Sinnleere zu rekrutieren, selbstredend steuerlich absetzbar.

     Bunt wäre das Kaleidoskop leerer Lehren, deprimierend gar der „Befehlsnotstand“, leeres, unsinniges Zeug lehren zu müssen – und diesen Sud andererseits lernen zu sollen – immer eingedenk, dass fähige und auf der Höhe des Zeitgeists schwebende Wissensvermittler dies mit voller Überzeugung im Hinblick auf eine geistige Erneuerung tun.

     Drei Tage Sonnenschein im deutschen Sommer rufen bereits die Ozonfetischisten auf den Plan und treiben selbst die weniger Überzeugten zu freilich lächerlichem Aktionismus: Autos mit ungeregeltem Katalysator sollen nicht mehr fahren, Ozontickets sollen dem unbelehrbaren Germanen das öffentliche Vehikel schmackhaft machen, weil „Grünspinnerte“ bei Sonnenschein generell in Tränen ausbrechen. Gestern noch schickte man Patienten zu Kuren in Ozonbäder!

     Ach und erst die Gen-Problematik! Will man doch allen Ernstes Flecken auf dem Kleidchen der Monika Lewinski mit dem Sperma des US-Präsidenten vergleichen. Und irgend so ein Professörchen – freilich eine anerkannte Kapazität auf dem Ernährungssektor – muss nun eingestehen, dass seiner Bestätigungen der Schädlichkeit genmanipulierter Futterkartoffeln für Ratten eine schlichte Verwechslung der Versuchsreihen im Labor zugrunde liegt.

     Die Überschwemmungen in China, dort schon Tradition, haben ihren Ursprung neuerdings im „Schwesterchen“ von „EL Niño“, jener Fata Morgana, der selbst seriöse Wetterpropheten verfallen sind. Alle wissen offensichtlich, um was es geht, aber keiner tut etwas, denn sie ahnen vielleicht, dass sie einem gewaltigen Worthülsensalat aufsitzen: das ist die eigentliche Leere.

     So nährt sich manches Problem aus seinen eigenen Abfällen: Der Bettler wühlt im Abfalleimer der Zivilisation, der Bordellbetreiber philosophiert nicht, ob es das Zölibat, der Zölibat oder die Ehe heißt.


© Raymond Walden 

 

 


 

Freitag, 7. August 2020

Zwischenbemerkung zu „Menschliches Glauben“

 


Das Buch wird hier „häppchenweise“ komplett noch einmal veröffentlicht, nachdem es vom „Mainstream“ über zehn Jahre hinweg geflissentlich totgeschwiegen wurde und sich auf dem Büchermarkt nicht behaupten konnte.

Man achte beim Lesen auf die jeweilige Jahreszahl der Artikelentstehung (soweit angegeben), zwangsläufig können Ähnlichkeiten im Tenor immer wieder auffallen, denn es war mir von Anbeginn (Das Buch erschien 2008.) ein Anliegen, Entwicklungen aufzuzeigen, die zum heute überdeutlich erkennbaren Zerfall des freiheitlich-demokratischen Systems und zur medialen Verdummung führten.

Es mag dabei berechtigterweise die Frage aufkommen, ob die „westlichen“ Gesellschaftsordnungen überhaupt je aufgeklärten humanen Ansprüchen in ausreichendem Maße gerecht wurden.

Ich mache keinen Hehl daraus, wie meine Antwort lautet.

Das ist eben der Grund, warum ich erstmalig schon 1981 (!) kosmonomische Gedanken zu Papier brachte und sie später, quasi als Kurzfassung meiner Philosophie, im Kosmonomischen Manifest komprimiert habe.

Seither hat der Inhalt des Manifests dramatisch an Aktualität gewonnen!

 

 

 

Donnerstag, 6. August 2020

Menschliches Glauben: Bildung: Das Bild von der Welt (S. 127)


Februar 1996


Bildungsauftrag, Allgemeinbildung, Fortbildung, Bildungsminister ... Einbildung – nur wenige der vielsagenden Wortzusammensetzungen mit dem Begriff „Bildung“, der jenes Gut beschreibt, das angeblich Menschlichkeit begründet.

     Die Crux mit der Bildung offenbart sich bei genauerem Nachfragen in der Einbildung, mit Weltanschauung Bildung zu vermitteln, Bildung wird also letztlich als Ideologiekonformität dargestellt, gar mit opportun elitärem Element, wähnt sich doch jedwede Elite im Sinne des von ihr geschaffenen oder gestützten Anschauungssystems, auserkoren zu sein, ausgestattet mit Sondervollmachten, die aus Tradition und Religion abzuleiten sind: die „tugendhafte“ Protektion und Korruption unter Berufung auf nicht beweisbare höhere Prinzipien. Die Anforderungen beispielsweise der Universität in Cambridge mögen intellektuell noch so hoch eingestuft werden, was ist der humane Wert, wenn dort bis heute die Frauendiskriminierung in vielen universitären Bereichen nicht überwunden ist? Die Tradition gilt mehr als die Menschenachtung – das Ergebnis einer Jahrhunderte währenden Verbildung.

     Das mystische Weltbild der Religionen animiert alle menschlichen Sinne und hat zur Entstehung geradezu überirdischer Kunstschätze der Gottesverehrung geführt, aber weitaus häufiger zu katastrophalen Gewaltausbrüchen im Namen eingebildeter Heiliger. Die Bildraster sind interkontinental austauschbar: Ob Wodu-Gott oder Heilige Dreieinigkeit, sie sitzen seit Jahrtausenden vernunftwidrig im Kulturerbgut, sodass sogar heute die Entdecker neuer Sichtweisen, getauft und vereinnahmt, wie sie nun einmal sind, vor den Konsequenzen ihrer Erkenntnisse zurückschrecken, mehrheitlich kniend unter dem Kreuz oder betend gen Mekka verharren und mit den subtilsten Waffen in der Hand den ausgebildeten Eingebildeten dienen. Jenen sind sie willfährig, die noch am kleinsten Zwist verdienen, weil sie die Unbildung des gemeinen Volkes ausnutzen und als Monopolisten Schwachsinn als Bildung administrieren, gar unter der Vorgabe von psychologisierten „Lerntheorien“. Allein, solche „Klugheit“ verfehlt die Herzensbildung, einen seltenen Wert in einer traditionell scheinheiligen Umgebung.

     “Kein Mensch darf gegen seinen Willen durch Menschen getötet werden“, gemäß dieser Prämisse mögen alle Götter sterben. Das Bild von der Welt ist ein menschliches, kein göttliches. Dies demokratisch zu erkennen und zu leben, ist die Bildung, die Menschlichkeit sogar zur Menschenfreundlichkeit reifen lassen könnte. Keine Religion ist dieser Aufgabe gewachsen, wie die Geschichte beweist. Ganz im Gegenteil, sie blenden alle mit ihren „Offenbarungen“ die Menschen und nehmen sie, frei nach Nietzsche, in die Pflicht: "Betrüge weiter, selbst Betrogener, du“!


© Raymond Walden





Mittwoch, 5. August 2020

Menschliches Glauben: Erdstrahl-Opfer: Bonner Forschungsministerium (S. 126)


Oktober 1995


Was die Gesellschaft zur Wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften e. V. (GWUP) schon seinerzeit als Kritik vorbrachte, was sie vor allem durch eigene öffentlich dokumentierte Untersuchungen belegte, wird jetzt, wie „DER SPIEGEL“ vom 18.9.95 verlautbart, auch von dem amerikanischen Verhaltenspsychologen James Enright bestätigt. Die Münchner Physikprofessoren H.-D. Betz und H. König haben drei Jahre lang ihren eigenen Aberglauben, dass es Erdstrahlen gäbe, erforscht, und zwar mit 400.000 DM Unterstützung durch das damals von Riesenhuber geleitete Forschungsministerium. Am Ende müssen Betz und König eingestehen: Es gibt keine Erdstrahlen im Sinne einer wohldefinierten Strahlungsart.

     Bemerkenswert erscheint mir, dass Enrights jetzige Schlussfolgerung, Erdstrahlen seien eine „unrealistische Folklore“, stärkere Beachtung findet als die ebenso schlüssige und deutliche Beurteilung durch die GWUP. Amerikanisches gilt immer noch als höherstehend, besser und moderner. Deshalb leiden weite, an sich aufgeklärte Erdregionen wieder an esoterischem Irrationalismus, der in eben diesem wundersamen Amerika wuchert.

     Riesenhuber indessen schläft sicher gut über einem „Entstörsender“ unter seiner Matratze gegen Erdstrahlen abgesichert. So könnte auch eine Rückforderung vonseiten der Steuerzahler über 400 „Riesen“ das ministerielle Gewissen nicht erreichen. Aber die Deutschen von heute übertreffen ihren ehemaligen Forschungschef und investieren laut „Spiegel“ jährlich 100 Millionen Mark in den Erdstrahlenschutz.


© Raymond Walden





Dienstag, 4. August 2020

Sequenzen von Skepsis (379)


Aphorismen zum Nachdenken und Zitieren:


4856

So befangen gefangen sind wir, dass eine Befreiung daraus als merkwürdige Besonderheit auffällt.


4857

Ein „Weltuntergangsvirus“ erinnert die Menschheit an ihre Fehlentwicklungen und an ihre Frevel gegenüber allem „Nächsten“. Panik soll es nun richten – ein nächstes Vergehen ohne Sinn und Verstand!


4858

Verharmlosend spricht man vom „shitstorm“, um sich nicht das eklatante Bildungsdefizit und die primitive Verhaltensverrohung durch geistige und kulturelle Verwahrlosung breiter Bevölkerungsschichten einzugestehen.


4859

Auch eine, aber grundsätzliche Antwort auf „Pandemie“ ist die Besinnung auf Kosmonomie. – Das änderte freilich vieles.


4860

Stichhaltige Aphorismen treffen ins Mark, Honig-Aphorismen beträufeln die verspielten Seiten des Daseins.


4861

Was Eltern und Lehrer nicht lernten, können sie Kindern auch nicht beibringen, geschweige denn vorleben.


4862

Nichtwissen erkennt nicht das Defizit, mag es aber erahnen.


4863

Vertrauen wirkt wie eine paradiesische Rückversicherung, besteht es wirklich und begründet, gibt es nichts Höheres, Edleres im Miteinander.


4864

Schenke dem Kind Hoffnung, Selbstvertrauen, Zuversicht und Liebe, dass es heranwachsend Gefahren erkenne, nicht in Furcht versinke, sondern Herausforderungen in optimistischem Realismus annehme – oder verwerfe, um im Leben freiheitlicher Selbstbestimmung und Gleichberechtigung, in der Treue dazu unbeirrt, ein mutiges, beispielhaftes Charakterwesen zu sein, durch individuelle Reife gestärkt, wertvoll wie verantwortungsvoll für die freiheitlich-humane Gemeinschaft.


© Raymond Walden





Montag, 3. August 2020

Menschliches Glauben: „Die Schule der Zukunft soll Lernen lehren“! (S. 125)


Oktober 1995


Solches diskutiert man im Herbst 1995 öffentlich und in den Schulen.

     Inhaltlich sagten mir schon vor 35 Jahren meine Lehrer Ähnliches, nur konkreter:

     „Man muss wissen, wo man nachschlagen kann.“ „Bildungsexperten“ der Universität Bielefeld (jener Bildungseinrichtung, die einen Astrologen promovierte) und sich für kompetent haltende „Top-Manager“ wie H. Kopper (Chef der Deutschen Bank) und R. Mohn (Bertelsmann) plädieren nun in einem für den NRW Landesvater J. Rau verfassten Gutachten nach dreijähriger Erarbeitung dafür, die Grundschulzeit auf sechs Jahre zu verlängern und in der Grundschule auf Noten zu verzichten, kein Zeugnis mehr zu erstellen, stattdessen einen Bericht über die Entwicklung des Kindes anzufertigen. Diesen sollen angestellte Lehrer schreiben, die ihrerseits nach Leistung (auch außerhalb des Unterrichts) und nach weiteren Qualifikationen in ihrer Karrierelaufbahn beurteilt werden. Leitungspositionen sollten nur noch befristet vergeben werden.

     Ich denke hingegen, dass man nach diesem Prinzip die „Leitungspositionen“ der Urheber sofort befristen sollte.

     Denn solche „Fachleute“ verifizieren offensichtlich nicht in den Chefetagen, dass Fritzchen, der im 6. Schuljahr schon ein Pferd einigermaßen malen kann (und damit über optische Auffassungsgabe und Reproduzierbarkeit verfügt), nicht in der Lage ist, unter „Pferd“ etwas dem Bertelsmann-Lexikon zu entnehmen, weil F. im 6. Schuljahr noch immer nicht das Alphabet beherrscht. Am Fernseher kennt er aber den Knopf, mit dem er auch die Sender mit Bertelsmannbeteiligung einschaltet.


© Raymond Walden





Sonntag, 2. August 2020

Menschliches Glauben: Konferenzort Schule (S. 124)


April 1995

Schulen formen nicht nur die Mitglieder einer Gesellschaft, sondern sind zugleich ein Spiegelbild derselben. Seit es Schulen gibt, streitet man über ihre Konzeptionen; religiöse oder parteipolitische Gesichtspunkte stehen im Vordergrund, weniger die Aspekte des Lernerfolgs und der menschlichen Reifung, sprich Erziehung. Wir erleben die Demontage des Menschlichen, beklagen das bei vielen Gelegenheiten und verstricken uns immer ärger in konzeptionslose Mitbestimmung und scheindemokratische Verfahrensfragen.

    Um das menschliche Miteinander in der Schule zu reglementieren, gibt es sogenannte „Mitwirkungsorgane nach dem Schulmitwirkungsgesetz“. Es sind nicht weniger als elf Gremien: 1. die Schulkonferenz, 2. die Teilkonferenzen für besondere Aufgabengebiete, 3. die Lehrerkonferenz, 4. die Fachkonferenzen, 5. der Lehrerrat, 6. die Klassenkonferenzen, 7. die Schulpflegschaft, 8. die Klassenpflegschaft, 9. die Versammlung der Erziehungsberechtigten, 10. der Schülerrat und 11. die Schülerversammlung.

     Jede Konferenz läuft demokratisch ab, d.h. mit entsprechenden Einladungsfristen, Tagesordnungen, Anträgen, nicht immer mit Beschlussfassungen, aber fast ausnahmslos mit der Erstellung eines Protokolls. Es wird häufig über Dinge konferiert, die sowieso nicht zu ändern sind. Die Richtlinienkonferenzen in manchen Schulen haben z.B. keinerlei Einflussmöglichkeiten auf die vom Kultusministerium erlassenen Verbindlichkeiten. Zahlreiche Initiativen von Schülern, Eltern und Lehrern versanden im Konferenzreigen; das Ergebnis ist Resignation oder mitunter lächerlicher Aktionismus.

     Die Hyperdemokratisierung verpflichtet die Lehrer sogar, sich in bestimmte Gremien (Lehrerrat, Schulkonferenz) wählen zu lassen – verordnete „Selbstbestimmung“.

     Die Schule ist ein signifikantes Beispiel für die Pervertierung der Demokratie, für das problemlose Diktieren vonseiten der Ministerien nach dem uralten Leitsatz: Teile und herrsche!

     Diesen Artikel habe ich bereits im Jahre 1986 entworfen, heute zitiert man wegen der wachsenden Probleme in vielen Schulen weniger die „Schulmitbestimmung“ als die „Allgemeine Schulordnung“, instinktvoll AschO abgekürzt.


© Raymond Walden




Samstag, 1. August 2020

Menschliches Glauben: Gläubiger Wissenschaftler hat „Beweise für Wahrheit der Bibel“ (S. 122)

März 1995

Vertraut man dem „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld und seiner Paderborner Variante „Westfälisches Volksblatt“, so wird das Glauben an die Bibel zu einem abgeschnittenen alten Zopf; ab jetzt gibt es „Beweise für die Wahrheit der Bibel“, denn winzige Papyrus-Schnipsel „belegen“ das „Jesus-Wort“.

    Sensationelle Entdeckung“ jubelt die ergebene Gazette, die es beispielsweise beharrlich vermeidet, über die Kontroverse des abtrünnigen Theologen Drewermann mit dem Paderborner Erzbischof zu berichten. Am 30.12.1994 ergoss sich in großer Aufmachung ostwestfälisch-lippisches Wissenschaftsverständnis über die Leserschaft, das im Zitat des Wissenschaftlers gipfelte: „Meinen Glauben kann ich nicht auf der Existenz von Papyrus-Fragmenten begründen, aber sie vervollständigen die Kette von Belegen, dass die Bibel doch Recht hat.“ – Wer hatte da was entdeckt?

     Der in Paderborn am „Institut für Bildung und Wissen“ (ibw) wirkende Historiker, Dr. Carsten Peter Thiede (42), weltweit als „Papyrus-Papst“ bekannt, stieß an der Universität Oxford auf drei Papyrus-Fragmente, die dort jahrzehntelang unbeachtet geblieben waren. In den 50er-Jahren war das Alter der nur zwei mal drei Zentimeter kleinen Schnipsel auf das 1. Jahrhundert unserer Zeitrechnung datiert worden. Innerhalb umfangreicher Erforschungen neutestamentarischer Papyri erkannte Thiede auf den genannten Bruchstücken eindeutig vorchristliche griechische Schrifttypen, deren Verwendung bereits Mitte des 1. Jahrhunderts geendet hatte. Damit ist für den Forscher klar, dass es sich um die, so die Zeitung, „älteste Abschrift des Matthäus-Evangeliums“ handelt, „das älteste Fragment des Neuen Testaments überhaupt“. Die Fragmente sind also 100 Jahre älter als bisher angenommen und avancieren somit zum „Augenzeugenbericht über das Leben Christi“.

     Der Skeptiker darf anmerken, dass ein Augenzeugenbericht keineswegs ein Beweis für die Wahrheit sein muss. Thiede will in Zusammenarbeit mit der Erzbischöflichen Bibliothek in Paderborn ein wissenschaftliches Archiv über die Papyrus-Forschung aufbauen. Gemeinsam mit einem Biologen der Paderborner Universität-Gesamthochschule hat er ein Epi-Fluoreszenzmikroskop für die Papyrusforschung entwickelt.

     Nichts ist einzuwenden gegen eine wissenschaftlich fundierte Altersbestimmung der Bibel ebenso wie anderer religiöser Bücher. Zu beanstanden ist mit Nachdruck die Missdeutung von Wissenschaft im Hinblick auf den Bibelinhalt, der größtenteils nicht nur unbeweisbar bleibt, sondern in zahlreichen Aussagen definitiv wissenschaftlichen Erkenntnissen widerspricht.

     Es wird wohl so sein, dass Thiede auch weiterhin seinen Bibelglauben „wissenschaftlich“ verbreitet, ist er doch „überzeugter Christ“, Zugehöriger der Anglikanischen Kirche, die ihre Gründung einem heiratswütigen und Gattinnen mordenden König, nämlich Heinrich VIII., verdankt. Der „Paderborner Christus-Forscher“ (Originalformulierung der Zeitung) konnte angeblich früher schon mit anderen Kollegen zusammen anhand der Photogrammetrie die Identität des Christus-Grabes in der Grabeskirche von Jerusalem beweisen. Und er will von einem Computerspezialisten des Stuttgarter Planetariums untermauerte Belege dafür gefunden haben, dass der Weihnachtsstern zur Zeit der Christus-Geburt tatsächlich als Himmelsphänomen erschienen sei. Sachliche Astronomen weisen indessen darauf hin, dass bei der Unsicherheit über das Christus-Geburtsdatum vieles Spekulation bleibe und dass die in den Planetarien in diesem Zusammenhang bevorzugt genannte, weil publikumswirksame Jupiter/Saturn-Konjunktion eine sehr willkürliche Interpretation regelmäßig ablaufender Himmelsgeometrie darstelle.

     Es ist nicht bekannt, dass sich irgendeine Universität oder ein Institut, noch eine Redaktion von der Thiedeschen „Wissenschaftlichkeit“ distanziert hätte.


© Raymond Walden





Donnerstag, 30. Juli 2020

Sequenzen von Skepsis (378)


Aphorismen zum Nachdenken und Zitieren:


4845

Im Abstand konfiguriert sich Freiheit.


4846

Naturgewalten herrschen wertneutral, gewaltsame Menschen widerwärtig und naturwidrig.


4847

Universität“! – Welch eine Selbstüberschätzung.


4848

Den bedeckten und verkleideten Menschen irritiert die nackte Wahrheit genauso wie seine eigene Nacktheit.


4849

Innerer Abstand wahrt Anstand.


4850

Kaum zu erfahren, wer meine Texte liest, bewahrt mich vor Enttäuschungen einerseits und bedeutet mir Anreiz andererseits, Freiheitlichkeit in den Raum zu stellen und sie auf die Reise zu schicken.


4851

Man betrachte kritisch die Religionen und Ideologien der Welt, vergegenwärtige sich, was da „zusammengeglaubt“ wird und wundere sich nicht über den Zustand der Menschheit.


4852

In einer Welt voller Untertanen und Gefolgschaften gibt es wenig Raum für Zweifel, noch weniger unter Regenten. Nach dem Desaster wimmelt es immer wieder von Wendehälsen.


4853

Wie, wenn die Weltbevölkerung wieder, wie immer wieder, sich in totale Verirrung verrennt, weil skurrile „gute Hirten“ als fatal unfähige Leithammel blöken, denen die Pandemie-Maskerade gut zu Gesicht steht in ihrem Bemühen, demokratische Freiheiten zugunsten ihrer ideologischen Machtbesessenheiten zu beseitigen?


4854

Wer seine Gefangenschaft nicht einmal erkennt, ist längst erfolgreich abgerichtet.


4855

Schon befinden wir uns auf einem abschüssigen Weg da, wo wir „nie wieder“ hin wollten.



© Raymond Walden




Montag, 27. Juli 2020

„Etwas ist faul“ in der Weltenmenschheit


Ängste zu minimieren, sie zu nehmen, entspricht dem freiheitlich denkenden und mündigen Menschen.
Nicht Verharmlosung, Selbsttäuschung und Gesundbeterei sind das Anliegen, sondern klare Definition von Ursache und Wirkung, Relativierung gemäß logisch-kausaler, unvoreingenommener Analyse und Entwicklung wissenschaftlich objektiver und transparenter Konzeption zur Gefahrenabwehr und -vermeidung, alles unter Beachtung und Wahrung humaner, menschenwürdiger Methodik und keinesfalls in indoktrinärer Dogmatik und Hysterieverbreitung.

Was wir zur Zeit erleben, ist ein global einzigartiges politisches und mediales Chaos ungezügelter, machtbesessener Irrationalität und Menschenverachtung, von der Masse inzwischen nicht mehr erkannt in ihrer Verblendung, die schon Jahrzehnte andauert und nun geradezu zwangsläufig eskaliert.
 
Ermöglicht wird diese globalgesellschaftliche Katastrophe durch übliches wissenschaftliches „Schweigen im Elfenbeinturm“, denn das Sagen haben dogmatisch indoktrinierte, dogmatisch indoktrinierende „Wissenschaftler“, die sich nur noch selbst als solche sehen und von ebensolchen Gefolgschaften hofiert werden.



Freitag, 24. Juli 2020

Abgott Krieg


Krieg ist propagierte und befohlene Lüge,
ist befohlene Zerstörung von Natur,
ist befohlene Kulturvernichtung,
ist befohlene Menschenschändung,
ist befohlener Mord
auch mit religiösem Segen,
sogar mit religiöser Begründung
und auf religiösen Befehl.
Krieg ist Religion,
Religion ist Krieg.
Immer mordet der Krieg,
ist also gepflegtes, angebetetes Verbrechen
an der Welt,
an allem Sein
und am vorgetäuschten Nichtsein
wie eben „Gott“.

Offizielle Intelligenz?
Wo denn?
Die Menschheit treibt Waffenhandel,
sie rüstet auf,
protzt in Manövern,
paradiert:
Die Fahnen hoch, die Reihen fest geschlossen!“
Alles zum Erhalt des Friedens:
Achtung!
Feuer frei!
Nur diese „Freiheit“ kennt der Krieg,
nur solchen „Frieden“ hinterlässt die Gehorsam
predigende Gottheit,
aktuell im schlechten Atem
der nach „Wehrpflicht“ Rufenden:
Haben Sie gedient?“
Wie, Sie weigern sich?“
Wir haben noch ganz andere Mittel!“
Abführen!“
Im Namen des Volkes: Schuldig!“

Zum Töten oder zum Tode verurteilt.




Mittwoch, 22. Juli 2020

Menschliches Glauben: Lehrer als Therapeuten (S. 120)


Februar 1995

Therapeut (grch. „Wärter, Pfleger“), Heilbehandler, jemand, der eine Therapie (Heilbehandlung) anwendet; behandelnder Arzt. Quelle: Die Große Bertelsmann Lexikothek.
     Glaubt man dem scheidenden NRW-Kultusminister, Hans Schwier, und wer glaubt einem so erfahrenen Pädagogen nicht(!), dann haben alle Schulreformen, einschließlich geisteswissenschaftlicher Lehrplanüberfrachtung, gleichmachender Gesamtschule und unverminderter Religionspräferenz, die heutigen Schülergenerationen krank gemacht. Für die Zukunft sieht Schwier realistischerweise Behandlungsbedarf, denn er forderte, der Lehrer von morgen müsse verstärkt „Therapeut, Freizeitgestalter, Freund und Helfer“ sein.
Die Aufgabe der fachlichen Vorbereitung unserer angehenden Pädagogen werde durch die Universitäten voll und ganz erfüllt, aber es bestehe Nachholbedarf, was die „erzieherische Kompetenz“ betreffe. – Man glaubt, nicht richtig zu verstehen. Waren es nicht die Reformpädagogen der 70er Jahre, die hauptsächlich auf fachliche, eher unpersönliche Wissensvermittlung setzten?
     Wichtige Kernbereiche wie Lern- und Entwicklungspsychologie sowie Sozialpädagogik, die zur Bewältigung der vielfachen Probleme in der heranwachsenden Generation einfach dazugehörten, würden vernachlässigt. „Wie soll aber der Lehrer später auf aktuelle Konflikte reagieren, wenn er nicht weiß, nach welchen Mechanismen sich Aggressionen entwickeln?“ fragte der Minister.
     Ihm und allen nach ihm regierenden Ideologiepädagogen, rot wie schwarz, erlaube ich mir, eine Nachhilfeminute in Soziologie zu erteilen. Man verfahre wie folgt:
  1. Man gründe mehr Privatsender mit „Crime-and-Sex-Programmes“ …,
  2. überlasse immer mehr ausländische Schüler und Spätaussiedler ohne deutsche Sprachkenntnisse der Regelschule, natürlich ohne zusätzliche Förderung ...,
  3. senke das Bildungsniveau in überbevölkerten „Bildungsfabriken“ ...,
  4. verwässere verwaltungsaufgebläht die Durchsetzung der fundamentalen Jugendschutzgesetze ...,
  5. toleriere dumme Jugendzeitschriften, welche die Jugend de facto um des Profits willen verachten, indem sie ihre Leser durch Vortäuschung falscher Lebenssichtweisen in die Irre führen, usw. usw.
     Und dann werden sich Professoren als nützliche Idioten dieser Philosophie finden und den Pädagogen und Schülern „Medienkunde“ als Unterrichtsfach anbieten! Die erforderlichen Unterrichtsstunden wird man in naturwissenschaftlichen Fächern und vielleicht in Deutsch und Mathematik einsparen oder sie entsprechend integrieren.
     Ein Staat, und sei er noch so demokratisch, der seine Schüler zum großen Teil für krank, der Therapie bedürftig erklären müsste, wäre von der Wurzel her marode, er wäre selbst die Krankheit. Die Therapeuten hätten wirklich ein unübersehbares Betätigungsfeld vor sich: die Parlamente sowie Opportunisten aller Art. Allein, die Therapeuten gibt es nicht. Dieses System kann nur noch auf Wunderheiler hoffen. – Oder auf mutige Nonkonformisten, die weder „Gott noch Teufel“ fürchten.


© Raymond Walden




Freitag, 17. Juli 2020

Menschliches Glauben: 3. Bildung, Wissenschaft (S. 113)


Über Wissenschaft

1999

Religionen streiten erbittert untereinander und es gibt genügend Dogmatiker, die ähnliche Konflikte sogar in die Wissenschaft hineintragen und damit beiläufig die Richtigkeit der Evolutionstheorie beweisen, welche die Herkunft des Menschen aus primitiven Lebensformen ableitet. Alle Zeichen sprechen dafür, dass die Entwicklung zum Menschen hin noch sehr im Anfangsstadium verweilt, denn was in der Tierwelt äußerst selten und auch nur bedingt vorkommt, offenbart sich beim Menschen in vielen Kulturen: Er ist sich selbst der ärgste Zerstörer, er untermauert fortwährend seine innerliche Entfernung zur viel beschworenen Menschenwürde, denn gesunde Instinkte und Triebe bekämpft er mit bisweilen geistlosen Bewusstseinsverrenkungen.
     Streit bedeutet nicht von vornherein Zerstörung, sondern erscheint auf bestimmten Ebenen sinnvoll; erinnert sei an das rivalisierende Brunftverhalten in der Tierwelt, wodurch sich nur die stärkeren, gesunden Individuen für die Fortpflanzung qualifizieren. Auch innerhalb der Wissenschaft erweist sich eine interne Streitkultur als im wahren Sinne fruchtbar. Rivalitäten erhöhen die Forschungsanstrengungen und führen auch zu konsequenten Korrekturen, so sich eine These objektiv als fehlerhaft erwiesen hat.
     Wissenschaftlicher Zwist und Religionskonflikte sind grundsätzlich von verschiedenem Charakter, geht es doch im Bereich der Forschung um objektivierbare Weiterentwicklung, im Umfeld der Religionen hingegen um die dogmatische Verteidigung oder Durchsetzung glaubensbedingter Behauptungen über Nichtexistierendes oder Nichtbewiesenes.
Immerhin konstatierte die katholische Kirche anlässlich der zögerlichen Rehabilitierung Galileis, dass es eine objektive wissenschaftliche Wahrheit gäbe – freilich neben einer sogenannten Offenbarungswahrheit. Zwei Wahrheiten also! In der praktischen Auswirkung bedeutet dies Bewusstseinsspaltung, eine ausgekochte Methode des Prinzips „Teile und herrsche!“ Die „Teilung“ in Form von Verunsicherung findet vornehmlich in den Köpfen der unzähligen Gläubigen statt, während bei den Herrschenden so die Teilhabe an der Macht der Religion gefestigt wird.
     Die Wissenschaft verharrt traditionell in ähnlichen Abhängigkeiten, sodass einzelne herausragende Wissenschaftler aus einer distanzierten Weltsicht heraus ebenso wie aus Opportunität bestimmte Weltanschauungen öffentlich unterstützen. Da konkurrieren zum Beispiel seit Jahren verschiedene Theorien über die Entstehung des Universums, besonders favorisiert: die oft erwähnte Urknalltheorie. Sie passt so gut in den biblischen Schöpfungsbericht, „Gott schuf“ nicht evolutionär, sondern quasi im „Hauruck“. Letztere Anspielung weisen die Big-Bang-Apostel geradezu beleidigt von sich, doch als der Cobe-Satellit eine in die Theorie passende Strahlung im Weltall bestätigte, jubelte man in Wissenschaftskreisen, die „Handschrift Gottes“ entdeckt zu haben. („Newsweek International“, 4.5.1992) Damit wäre dann – ganz nebenbei – die Richtigkeit des biblischen Berichtes bewiesen, alle davon abweichenden Darstellungen seien eben falsch!
Wissenschaftler sind keine besseren Menschen. Vielleicht sind einige aus ihren Reihen gleichwohl friedfertiger als andere Mitglieder der Gesellschaft?
     Ähnlich wie der Astrologie und Astronomie, die einst identisch waren, ergeht es der christlichen Religion und der Wissenschaft; Bildungsgut (Wissenschaft) wurde hauptsächlich über Klöster und den Klerus gepflegt und vermittelt. Geistlich abweichende Lehrer standen zumeist unter religiöser Überwachung und wurden notfalls gemaßregelt oder gar vernichtet (G. Bruno, G. Galilei und andere). Es bleibt aber das Verdienst der Religionen, Wissenschaft unter verschiedenen Vorzeichen und Methoden überhaupt erst ermöglicht, Kultur hervorgebracht zu haben. – Das allerdings ist Historie.
     In der gegenwärtig eskalierenden Notlage der Zivilisation bedrohen Religionen, indem sie die Wissenschaft missbrauchen oder ihr feindlich gegenüberstehen sowie durch die Propagierung der fundamentalistischen, wörtlichen Auffassung von Schriften (Bibel, Koran, …), den Fortbestand der Menschheit unmittelbar. In einer mit Unmengen von Sekten, Kirchen und Propheten durchsetzten amerikanischen Gesellschaft stehen neben dem Präsidenten der „Weltmacht Nr. 1“ auch das Bildungssystem, die Massenmedien und die Wissenschaft, die vor allem den kapitalistischen Rentabilitätsforderungen und militärischen „Bedürfnissen“ zu genügen haben, in direkter Abhängigkeit zu religiösen Machtgruppen. Weltweit breitet sich wissenschaftliche Unfähigkeit aus, indem das US-Muster mehr oder weniger kritiklos kopiert wird. Keineswegs überrascht es da, wenn man von menschenverachtenden, über die Köpfe der Opfer hinweg getätigten amerikanischen Experimenten mit Radioaktivität erfährt. Diese Wissenschaftsauffassung steckt in Monsterschädeln, die jenen der Nazis oder der ehemaligen Sowjetimperialisten ähneln.
     Neunundzwanzig Jahre ist es im Juli 1998 her, dass Menschen erstmals den Mond betraten. Waren es Wissenschaftler in moralisch vertretbarem Sinne? – Wohl kaum! Die „Errungenschaften“ verdanken wir einem Wahnsinnswettlauf zwischen den beiden damaligen Großmächten, im Zuge dessen sich beide Seiten überhaupt nicht scheuten, zwielichtige deutsche Wissenschaftler zu beschäftigen, die unter der Naziherrschaft die Kriegsmaschinerie sogar mit Gefangenen der Konzentrationslager vorangetrieben hatten. Und als dann weitere Mondlandungen erfolgten, führten diese zwar auch zu wissenschaftlich sachlichen Erkenntnissen, aber Astronauten zogen anschließend religiös missionierend durch die Länder und erzählten unter anderem dümmliche Märchen vom „Genesis Rock“, dem lunaren Stein der Weisheit: Gott hatte sie derartig erleuchtet! Und das naive Volk folgte ihnen scharenweise.
     Es ist eine Bedeutungsverdrehung, Theologie als Wissenschaft zu bezeichnen, denn Religion und Wissenschaft schließen einander aus; es sei denn, die Wissenschaft, als solche immer religionsfrei, untersucht die Religionen. Dann tritt schlagartig die Beziehungslosigkeit dieser unvereinbaren Denkstrukturen zutage. Hinwendung zum Mystizismus (Geheimnis des Glaubens) meint doch das Verlassen der Logik mit dem Anspruch auf „Strahlende Wahrheit“ („Enzyklika“, Papst Paul II.).
     Dennoch kann ein Wissenschaftler religiös sein; er besitzt als Mensch alle Rechte der Glaubens- und Meinungsfreiheit. Schließlich ist es nicht Aufgabe der Wissenschaft, den Sinn des Lebens zu erkennen oder gar die Existenz oder Nichtexistenz von Göttern zu beweisen. Die Frage ist, ob der Wissenschaftler sich in seiner wissenschaftlichen Arbeit frei halten kann von religiösen Voreingenommenheiten gegenüber dem Forschungsgegenstand.
     Ein exemplarisches Gegenbeispiel findet sich in der astronomischen Zeitschrift „STAR OBSERVER“, 1/1994 aus Österreich. In der allerersten Ausgabe wurde über Giordano Bruno berichtet, der bekanntermaßen im Jahre 1600 „wegen Ketzerei“ durch die Kirche auf dem Scheiterhaufen endete. Der österreichische Wissenschaftsminister schickte die Ausgabe an den Direktor der Wiener Universitäts-Sternwarte und fragte an, ob die Zeitschrift subventionswürdig sei. Der Direktor – auch Theologe! – äußerte sich nicht nur negativ, sondern meinte, der Fall G. Bruno habe sich ja ganz anders abgespielt. Da erübrigt sich eigentlich die Feststellung, dass beide Herren mit „Wissenschaft“ offensichtlich nichts verbindet.
     Weitaus unangenehmer ist aber die versteckte Indoktrination im Tarnmantel von Toleranz, durch Glaubenssätze, die mit wissenschaftlich-staatsmännischer Miene vorgetragen werden. Dazu Ausschnitte der Rede des früheren, allseits geachteten und geschätzten deutschen Bundespräsidenten, Richard von Weizsäcker, am 8. Mai 1985 „Zum 40. Jahrestag der Beendigung des Krieges in Europa und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft“: „Manche junge Menschen haben sich und uns in den letzten Monaten gefragt, warum es vierzig Jahre nach Ende des Krieges zu so lebhaften Auseinandersetzungen über die Vergangenheit gekommen ist. ... Worin liegt die innere Notwendigkeit dafür?“ Der Bundespräsident meint: „... wir sollten die Gründe dafür nicht vornehmlich in äußeren Einflüssen suchen..... Auch hier erlauben Sie mir noch einmal einen Blick auf das Alte Testament, das für jeden Menschen, unabhängig von seinem Glauben, tiefe Einsichten aufbewahrt. Dort spielen vierzig Jahre eine häufig wiederkehrende, eine wesentliche Rolle.“
     Mit Verlaub, die Bibel – ob Altes oder Neues Testament – bedeutet für Millionen Menschen gar nichts. Die heute erforderlichen „tiefen Einsichten“ sind dort keineswegs vorhanden, eher das Gegenteil. Aber der Bundespräsident fährt fort: „Vierzig Jahre sollte Israel in der Wüste bleiben, bevor der neue Abschnitt in der Geschichte mit dem Einzug ins verheißene Land begann. ... An anderer Stelle aber (Buch der Richter) wird aufgezeigt, wie oft die Erinnerung an erfahrene Hilfe und Rettung nur vierzig Jahre dauerte. Wenn die Erinnerung abriss, war die Ruhe zu Ende. So bedeuten vierzig Jahre stets einen großen Einschnitt. Sie wirken sich aus im Bewusstsein der Menschen, sei es als Ende einer dunklen Zeit mit der Zuversicht auf eine neue Zukunft, sei es als Gefahr des Vergessens und als Warnung vor Folgen.“
     Jeder Skeptiker fühlt sich unweigerlich an esoterische Ausführungen von Okkultisten erinnert; es fehlt eigentlich nur der Hinweis, dass auch irgendein Stern immer wieder, alle vierzig Jahre in irgendeinem Symbolfeld auftauche.
    Liz Greene, amerikanische Astrologin, erhellt Zusammenhänge: „Der Uranus braucht vierundachtzig Jahre für seine Umlaufbahn um die Sonne, und er bildet eine Opposition zu seinem Stand im Geburtshoroskop, wenn der Mensch zwischen vierzig und zweiundvierzig Jahre alt ist. Dadurch fällt er mit der Phase psychischer Entwicklungen zusammen, die Jung die Krise in der Lebensmitte nennt. Bei diesem kritischen Punkt ist nicht nur der Uranus-Zyklus involviert. Wir dürfen nicht vergessen, dass Saturn seinen Zyklus alle neunundzwanzig Jahre vollendet und alle sieben einen bedeutenden Aspekt zu seinem Geburtsstand bildet. Vierzehn Jahre nach der Rückkehr Saturns hat der Planet wieder einen halben Zyklus vollendet. In unserem zweiundvierzigsten Lebensjahr steht er dann in Opposition zu seinem Geburtsstand. In diesem Alter müssen wir also mit dem Einfluss zweier wichtiger Transite fertig werden.“ (Wiechoczek, R.: Uranus lächelt über Hiroshima, Die horoskopierte Gesellschaft, Arbeitsgemeinschaft für Religions- und Weltanschauungsfragen, München 1992)
     Der Bruder des Bundespräsidenten, der weithin bekannte und anerkannte Physiker, Prof. Dr. C. F. von Weizsäcker, teilte in persönlichem Schreiben vom 22.10.1985 mit, dass „empirisch recht gute Argumente für z. B. astrologische Charakteranalysen vorgebracht werden können.“
     Wer sich je rational mit der Astrologie auseinandersetzt hat, weiß, dass es sich um selbsterfüllende Aussagen und Prophezeiungen handelt. Darüber hinaus wenden sich die Argumente, die gegen die Ersatzreligion Sterndeutung gerichtet sind, gleichermaßen gegen jede Religion.
     Fasst man hingegen „Religiosität“ weiter im Sinne von Ehrfurcht vor der Größe der Natur, im Sinne von Erkenntnis der eigenen Begrenztheit und Selbstbescheidung, dann erscheint Religiosität als sogar logische Folge, auch in der Hinwendung zum Mitmenschen und zur Umwelt, als Begründung einer überzeugenden Humanität.
     Albert Einstein: „Das Moralische ist ihm (dem Wissenschaftler; d. Verf.) keine göttliche, sondern eine rein menschliche Angelegenheit.“ Und: „Sie werden schwerlich einen tiefer schürfenden wissenschaftlichen Geist finden, dem nicht eine eigentümliche Religiosität eigen ist. Diese Religiosität unterscheidet sich aber von derjenigen des naiven Menschen. Letzterem ist Gott ein Wesen, von dessen Sorgfalt man hofft, dessen Strafe man fürchtet – ein sublimiertes Gefühl von der Art der Beziehung des Kindes zum Vater – , ein Wesen, zu dem man gewissermaßen in einer persönlichen Beziehung steht, so respektvoll diese auch sein mag. Der Forscher aber ist von der Kausalität allen Geschehens durchdrungen.“ (Einstein, A.: Mein Weltbild, Hrsg.: C. Seelig, Bertelsmann, Gütersloh)
     Am Beispiel des inzwischen zusammengebrochenen sowjetischen Kommunismus schilderte Konrad Lorenz eindrucksvoll, welche Menschen am anfälligsten sind für geistige Vergewaltigung: „Eines aber ist mir ... klar geworden ... Es ist dies die Tatsache, dass die sozial am besten veranlagten, gutherzigsten und anständigsten Menschen gegen die Anschläge des indoktrinierenden Demagogen besonders wehrlos sind. Vor allem hindert sie eine wirkliche Tugend, nämlich ihre Treue, daran, sich von der Doktrin zu lösen, selbst dann, wenn sie ihre Wertlosigkeit voll durchschaut haben. Wenn man die Tragik dieser Treue eingesehen hat, fühlt man die Verantwortlichkeit, die Jugend vor den Leimruten der Indoktrination jeder Art zu bewahren.“ (Lorenz, K.: Der Abbau des Menschlichen, Bertelsmann, Gütersloh, 1983)
     Bereits im Jahre 1981 habe ich in einem Aufsatz die idealistische Philosophie der „Kosmonomie“ vorgestellt. Wissenschaft wird definiert als forschende Disziplin, die für ihre Ergebnisse über eindeutige Beweisführungen verfügt, unabhängig von Religion, Parteipolitik, Kapital und Mode. Die sogenannten Geisteswissenschaften arbeiten bisher zu „unsauber“ und sind besonders anfällig gegenüber Esoterik, Unfug und Spuk.
     Irrungen der „Wissenschaft“ begründen sich in voreiliger kommerzieller Ausschlachtung, in persönlichen Abhängigkeitsverhältnissen und in niederem, vordergründigem Konkurrenzverhalten der sogenannten Wissenschaftler zueinander sowie im Phänomen des Fachidioten und eines aufgeblähten Beamtentums. Kosmonomisch verstandene Wissenschaft basiert, trotz des stets eiligen allgemeinen Fortschritts, auf sorgfältiger Selbstkritik im Bewusstsein der Begrenztheit menschlicher Möglichkeiten und mit dem Blick über lokale Horizonte hinaus, in der Vergegenwärtigung, dass alles nur in kosmischen Zusammenhängen realistisch erforscht werden und zum Nutzen der Menschheit Verwendung finden kann.
     Freilich sieht die Wirklichkeit ganz anders aus, wenn nicht gar hoffnungslos. Eine Gesellschaft, die auf ministerieller Ebene erdstrahlgläubige „Wissenschaftler“ fördert, die im Gesundheitswesen zu Gesundbeterei, Quacksalberei, mit Religion vermengter Meditation und Selbstverwirklichung durch „Selbstheilung“ zurückkehrt, deren sogenannte „Wissenschaftler“ immer häufiger über den Dooms Day (Weltuntergang) orakeln, scheint bereits endgültig kaputt.
     Sehen wir aber für unsere Nachfolgegenerationen nicht zu schwarz? Die Erde könnte sich viel schneller als erwartet selbst von einer solchen Menschheit heilen, denn so mancher Mensch würde vielleicht schnell lernen, wenn ihn die allgegenwärtige Misere noch unbarmherziger dazu zwänge. Die zahlreichen freireligiösen, humanistischen Gruppen sollten endlich konkret über politische Machtgestaltung nachdenken. Das bisher kaum merkliche Gewicht entspricht jedenfalls nicht der Zahl religionsfreier Menschen.


© Raymond Walden



Dienstag, 14. Juli 2020

Diesseits zu Hause


Die Menschheit führt sich als „Weltuntergangsgesellschaft“ auf, organisiert in den unterschiedlichsten Apokalypse-Gemeinden, vereint in Jahrtausende alter „Erfolglosigkeit“ ihrer naiven, zugleich boshaften Furchterregungen und Angstbeschwörungen.

Die Welt besteht dessen ungeachtet natürlich fort, die Menschen bekriegen sich aber in der Dummheit ihrer dogmatisierenden Beschränktheiten, die sogar bei „gutem Willen“ zur Niedertracht eskalieren.

Das ist das blamable Ergebnis ihrer „Glaubensbekenntnise“ in Ermangelung gegenseitiger Achtung, im Gotteswahn und in sonstiger ideologischer Indoktrination, im Defizit gemeinsamer Lern- und Wissensbereitschaft.

Kosmonome Philosophie, repräsentiert in den Herzen und im Verstand von sich nicht bevormunden und sich nicht täuschen lassenden Bürgern, könnte, bei erweitertem Bekanntheitsgrad, optimistische, lebensfreundliche Änderungen bewirken, denn sie weiß sich zu Hause in der kosmisch exakt zu begründenden Welt … auf der gewaltfreien Suche nach eindeutiger, freiheitlicher und emanzipierter Humanität und verantwortungsbewusster Lebensqualität.

Mensch, komme zu dir! 




 

Montag, 13. Juli 2020

Und Sie?



Das Kosmonomische Manifest wird hoffentlich
weltweit Freunde gewinnen
denn pandemisches Chaos
tötet Personen
ruiniert die Wirtschaft
schändet Kultur
beleidigt Wissenschaft
tötet Freiheit
genauso wie
persönliche Unabhängigkeit
und Humanität
Meinungsfreiheit und freie Rede
verratend
Demokratie verlierend
Würde
Humanität
panische Hysterie rund um den Globus
pandemisches Chaos die Intelligenz attackierend!

UND SIE?



Sonntag, 12. Juli 2020

And You?



The Cosmonomic Manifesto hopefully

will win friends worldwide

because pandemic chaos

is killing individuals

is ruining economy

is raping culture

is defaming science

and killing liberty

as well as

personal freedom

and humanity

betraying

freedom of mind and speech

losing democracy

dignity

humanity

panic hysteria around the globe

pandemic chaos affronting intelligence!


AND YOU?