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Donnerstag, 2. Juni 2022

Pazifismus gründet in zu bewerkstelligender und nicht in kriegerisch zu verspielender Humanität

 


Bewusst etwas „ketzerisch“ sei die Frage gestellt: „Was ist denn die Menschheitsgeschichte mehr als eine endlose Aneinanderreihung von Kriegen?“

Sie stellt kaum mehr da“, provoziere ich bewusst, denn ständiger „militärischer Wettbewerb“ lieferte die wesentlichen Grundlagen technischen Fortschritts, der quasi nebenbei auch die Zivilisation in ihren immer neuen kriegerischen Unterbrechungen und Umwälzungen ermöglichte.

Nicht Frieden erscheint auf diese Weise als „Normalfall“ für ein Menschenleben, sondern Krieg im direkten wie indirekten Umfeld.


So erklärt sich, wie die Pflicht, in den Krieg zu ziehen, die meisten Menschen von Generation zu Generation prägt. Die jeweilige Kriegspropaganda aktualisiert diesen Zwang wie auch den Ehrbegriff, „dem Vaterland zu dienen“. Pazifismus gilt da als Drückebergerei, als Hirngespinst und weltfremde Utopie.

Kosmonomische Grundhaltung folgt solcher Argumentation nicht und setzt stattdessen auf konsequente Friedenspolitik in logisch-kausaler Vorausschau unter Ausnutzung emanzipierter und Vertrauen bildender Diplomatie und Vertragstreue.


Friedensforschung ist unter nennenswertem Aufwand an Mitteln und Personal unabdingbar, während die Landesverteidigung – nicht der Angriffskrieg (!) – militärisch zu gewährleisten ist, allerdings nicht in antiquiertem Militarismus, sondern mit höchsten technologischen Standards und Ausrüstungen. Das alles setzt in breitem Umfang anspruchsvolles Bildungsniveau voraus mit zielstrebiger Förderung besonderer Spitzenleistungen. Nicht die Schwächsten bestimmen das Lerntempo und die Bewertung für die gesamte Gesellschaft, vielmehr setzen die Leistungsfähigsten die Maßstäbe, ohne dabei die Förderung der weniger Begabten zu vernachlässigen.


Pazifismus gründet in zu bewerkstelligender und nicht in kriegerisch zu verspielender Humanität.

 

 

 

Sonntag, 6. März 2022

Sequenzen von Skepsis (478)

 


Aphorismen zum Nachdenken und Zitieren:


5271

Es geht nicht darum, „einen Putin“ zu verstehen, sondern darum, wahrzunehmen, wie es zu „einem Putin“ kommen konnte. Da türmt sich ein gewaltiger Berg an Schuld (!) des scheinheiligen „freien Westens“ auf.


5272

Politisch? Glaube wenig, prüfe viel. Und stehe dazu mit Bedacht.


5273

Besinne dich zu denken, wache auf! Schon gehört? Sicher, aber auch verstanden?


5274

Wie naiv muss man sein, Pazifismus mit einer der gängigen politischen Parteien üblicher Opportunität in Verbindung zu bringen!


5275

Für manche kindische Dummheit wird man „in Grund und Boden gelacht“, nicht wahr, Herr Grönemeyer?


5276

Gegenseitiges Verbieten und Abschalten von Informationskanälen kommt aus primitiven Verlogenheiten und Desinformationen beider Seiten und aus der weitgehend identischen Entmündigung denkfähiger Menschen.


5277

Menschen, welche die Natur nicht verstehen, verfallen der Missdeutung und daraus resultierender Angst und Aggression.


5278

Hass wuchert aus Bildungsmangel und ideologischer Irreleitung.


5279

Das Verstehen ohne persönliche, aber undogmatische Positionierung führt in die Leere.


5280

Frieden ist eine Errungenschaft des Wissens über die Humanität in einer ambivalenten Natur und einer ebensolchen Menschheit. Gedankenlose oder eingefleischte Nationalisten, Kapitalisten und Kommunisten sind dazu nicht fähig.


5281

Der Zauber der Begeisterung wird zu unbezahlbarem Reichtum erst in der Bereitschaft, sich der Verzauberung zu öffnen.


5282

Ist alles gesagt und Schweigen legt sich aufs Gemüt, mag das einen voreilig verworfenen Gesprächsbedarf beinhalten.


5283

Gefangenschaft in Denk- und Kommunikationsgewohnheiten gewinnt objektiv durch das eigentliche Unterbewusstsein vermehrte tragische Bedeutung.



© Raymond Walden




Dienstag, 9. November 2021

Ach ja, noch Eines …

 


Wer ist, wer kann „Mensch“? Das ist die Frage, die wer beantworten sollte?


Es fehlt eine Definition für „Mensch“ über das biologische Wesen hinaus. Weitere Vakuen ergeben sich daraus bezüglich „Gleichberechtigung“, „Freiheit“ und „Demokratie“.

Die Dramaturgie dieser Leere stellt ganz andere Ansprüche an Intelligenz als Kinder-Hüpfburg-Naivität oder „grüne“ Kobold-Dummheit, gespeist aus „Gefrierhühnchen-Batterien“ und geschlechtlicher Unbestimmtheitsneurose. Ganz andere Ansprüche sind zu stellen als die blauäugigen Integrationsorgien von definitiven Freiheits- und Demokratieunfähigen und -verachtern, die natürlich leichtes Spiel haben bezüglich der fehlenden verbindlichen Definitionen für die an sich höchsten, aber unsicheren und auch missbrauchten Errungenschaften menschlichen Geistes.


Die demokratische Staatsform stützt sich auf den „mündigen“ Bürger, auf informierte, nicht auf uninformierte und desinformierte Individuen, nicht auf Massen von gleichausgerichteten Hörigen, schon gar nicht auf „Gesandte der Alternativlosigkeit“ und auch nicht auf puritanische, pietistische Prüderie und sakrale Spießigkeit, gipfelnd in Pharisäertum, in Blockwart-Mentalitäten bis hin zum strammen, stets mörderischen Militarismus.


Der Mensch: Eindeutiges Individuum, zum Leben befähigt durch Einbettung in die Gemeinschaft eindeutiger, den Menschen zugewandter Individuen, in umfassender Gleichberechtigung und Entfaltungsfreiheit bei gegenseitiger Toleranz der gemeinschaftlichen Freiheitsberechtigungen im dem Leben förderlichen Geben und Nehmen.


Ach ja, noch Eines: Bildung – und Herzensbildung!

 

 

 

Freitag, 1. Oktober 2021

Einsame Spitze

 


Jeder von uns ist auf der Welt allein. Er ist in einem ehernen Turm eingeschlossen und kann mit seinen Mitmenschen nur durch Zeichen verkehren. Diese Zeichen haben jedoch keinen allen gemeinsame Bedeutung, und ihr Sinn ist vage und unbestimmt. Kläglich bemüht, versuchen wir, den andern die Reichtümer unseres Herzens mitzuteilen, aber sie haben nicht die Fähigkeit, sie anzunehmen; und so gehen wir einsam, Seite an Seite, doch nicht vereint, sind nicht imstande, unsere Mitmenschen zu kennen, und bleiben ungekannt von ihnen. Wir sind wie Menschen, die in einem Land leben, dessen Sprache sie so wenig beherrschen, daß sie, trotz all der schönen und tiefsinnigen Dinge, die sie zu sagen hätten, zu den Banalitäten ihres kleinen Sprachführers verurteilt sind. Ihr Hirn brodelt von köstlichen Ideen, aber sie können einander nur mitteilen, daß der Sonnenschirm der Tante des Gärtners sich im Haus befindet.“ *)


*) Quelle: Maugham, W. Somerset, Silbermond und Kupfermünze, Bertelsmann, Gütersloh, Buch Nr. 3413/6, S. 216-217




Ja, es war wohl schon immer so und erfährt heute noch die Steigerung einer Rundum-Verblödung durch die medial-technischen Voraussetzungen, die eine ständige und allumfassende Verbreitung der Sprachverhunzung und Sinnentleerung gewährleisten. Unter dem Sonnenschirm der Tante des Gärtners versteckt sich im Haus der unglaublich krankmachende Hausstaub, im Garten sengt eine Hautkrebs erzeugende Sonne sogar durch das Schirmgewebe und verlangt Schutzfaktor 100 auch für die Haut des Gärtners, der dem Klimawandel kaum noch standhält und die Tante nach Möglichkeiten der „Klimarettung“ ausfragt. Die erzählt was von grünem Strom, von erneuerbaren Energien, von Subventionen, von Abwrackprämien, Kohlendioxid-Abgaben, zerstörter Umwelt und gestörten Denkweisen. Der Gärtner glaubt nichts, die Tante weiß alles, gemeinsam sind sie stark neben der Spur. Der Mensch und die Menschin wie nicht näher definierte „Diverse“ gehen sich auf die Nerven im Unverständnis der eigenen Ahnungs- und Sprachlosigkeit, in der sogar integrierten universitären Gendervielfalt und Erneuerungspsyche vor dem Weltuntergang. In der Masse erklimmt so jeder seinen einsamen Wendepunkt von Lebensenergie und Unvermögen, seinen Gott, seinen Guru sein Maskottchen fragend: „Warum hast du mich verlassen?“. Doch der Frager täuscht sich, er war schon immer verlassen, aufgrund seines Bildungsmangels. Schuldig? – Niemand spiele sich zum Richter auf! Die Frage nach der Ursache und den Verursachern aber steht im Raum.

 

 

 

Montag, 21. Juni 2021

Freitags-Grüne-Panikhüpfer

 


Dass Freitags-Grüne-Panikhüpfer in ihrer jugendlichen Unreife und in ihrer durch ideologisierte Erwachsene mitverschuldeten mangelhaften Bildung zur Panik aufrufen, Panik erzeugen und schüren, mag sie nicht einmal von höchstrangigen Politikern unterscheiden,

Panik jedoch steht jeder (!) Intelligenz entgegen, verhindert jeden (!) fundierten, methodischen Ansatz zur wirklich menschenfreundlichen, aufgeklärt-freiheitlichen Lösung der objektiv bestehenden Gesellschaftsprobleme. Panik ist nicht in der Lage, die Missstände noch deren Ursachen zu analysieren oder gar zu beheben, ganz im Gegenteil, Panik führt, wenn sie nicht zur Ruhe kommt, ins Chaos.

Nun mag es inzwischen zahlreiche Chaoten geben, die das staatliche und darüber hinaus weltpolitische Chaos wünschen und in faktischer Demokratiefeindlichkeit durchpauken wollen.

Diesen „Geistern“ kann die Kosmonomie argumentativ nicht begegnen, denn sie verstehen nicht, sie wissen nicht einmal, dass sie wenig, beziehungsweise nichts wissen.


Die geistig freiheitlichen und naturwissenschaftlich sorgfältig differenzierenden Menschen aber, die sich einer zuverlässigen Humanität und Emanzipation, die sich einer weltoffenen, nicht ideologisierten Bildung zuwenden und Verantwortung nicht nur für sich, sondern auch für die Allgemeinheit ernstnehmen, mögen sich durch die kosmonomische Denkweise bestätigt und bestärkt fühlen. 

 

 

 

Samstag, 19. Juni 2021

Verschwörungstheoretiker

 


Wer freiheitliche und demokratische Diskussionen bei jeder Gelegenheit und immer wieder mit dem Hinweis unterbindet, eine vom Mainstream abweichende Meinung unterliege einer der Erörterung unwürdigen „Verschwörungstheorie“, gibt sich selbst als billigen Anhänger zu erkennen von gezielten Verleumdungskampagnen in „verschwörerischer“ Absicht zur Unterdrückung von Wahrheitsfindungen und einwandfreien wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Die Gründe für derartiges, die liberale Gesellschaft objektiv schädigendes Verhalten mögen in ideologischer Verblendung und Verbohrtheit liegen, in Opportunität und vielleicht erstrebter persönlicher Vorteilserlangung oder, man muss es deutlich brandmarken, in expressiver und entsprechend destruktiver Dummheit.


Eine Unterstellung von „Verschwörungstheorien“ entbindet nicht von klarer Beweisführung für die Behauptung, und zwar durch eine unabhängige freiheitliche Rechtsprechung und nicht durch sich zweifelhaft in Szene setzenden Parteifunktionäre, Chefideologen und Gefolgschaften.

Die offene, freiheitlich-demokratische Gesellschaft lebt von fundierter, fairer Diskussionskultur und nicht von Verteufelungen, Unterstellungen, Bevormundungen, Überwachungen und Denunziationen, nicht von Ausgrenzungen.


Auch für Deutschland wie für die gesamte Europäische Union und weit darüber hinaus stellt sich die Frage:

In welcher tatsächlichen Verfassung leben wir? Wollen wir wirklich so leben oder uns besinnen auf die Ideale der Aufklärung?

Ist gar unsere Chance verspielt, weil wir Bildung und Menschenbildung, auch die Meinungsbildung, Agitatoren, Dilettanten und Kobolden, gewaschenen Kommunisten, schmutzigen Nationalisten, armseligen Kapitalisten, Weltuntergangspredigern und subventionierten Fachidioten anvertrauen?


Kosmonomische Philosophie empfiehlt sich.




Dienstag, 1. Juni 2021

Sequenzen von Skepsis (426)

 


Aphorismen zum Nachdenken und Zitieren:


6159

Eltern!

Lieben Sie Ihre inzwischen alten Eltern nicht mehr?

Und was muten Sie Ihren Kindern zu?

Lassen Sie schon wieder Ideologen widerspruchslos über Ihre Liebe siegen?

Sind Sie bereits besiegt,

lieben weder noch sich selbst,

noch Ihre Familien, nicht Ihre Freunde und ehrbare Mitmenschen,

da Sie gebannt der permanenten Panikberieselung und Chaosverherrlichung folgen?

Sind Sie, falls Deutsche, keine „mündigen Bürger“ mehr in einer freiheitlichen Demokratie?


6160

Die Saat geht auf: Einerseits verabsäumte naturwissenschaftliche Bildung, andererseits atemberaubende wissenschaftliche Erfolge, die aber auf fehlende Moral treffen, in die Leere, die zu Desorientierung und Destruktion führt.


6161

Des Menschen Wahn ist seine Wirklichkeit, vorbei an Ort und Zeit, abseits von Erkenntnis, Entwicklung und Empathie, angefüllt mit kriegerischem Hass, mit Gier, mit dem Geist zerstörender Götter- und Angstphantasien.


6162

Die Sonne löst sich vom Horizont und muss zusehen, wie der Mensch die Erde wieder zur Scheibe reduziert, gleichwohl zum Zentrum der Welt – wegen seiner geringen zerebralen Masse.


6163

Als der Mond hinter sich schaute, sah er die Menschen, und das nahm ihm die Luft.


6164

Mit unterschiedlichsten Sonden, Robotern und Vehikeln werden nun die Nachbarplaneten als Erstes mit ideologischen Spaltpilzen menschlicher Produktion geimpft.


6165

Es wird nicht mehr lange dauern und Hominiden werden gemäß ihren irdischen Verhaltensmustern auf dem Mond wie auf den Planeten Grenzen ziehen und Mauern errichten.


6166

Dummheit und Verlogenheit gehen gerne Hand in Hand einher, doch Dummheit ist zumeist grundehrlich, denn sie glaubt letztlich, was sie (sich) vorlügt.


6167

Dummheit strebt in die höchsten Ämter und verzeichnet einen Siegeszug nach dem anderen.


6168

Ohne Zweifel finden sich die wirksamsten Versagergruppen in Parlamenten und Regierungen, sonst wäre nämlich die Menschheit in einem erfreulicheren Zustand.


6169

Normiert: Gestanzt, gestapelt, gestempelt, gesteuert der Mensch in den ideologischen Straßen der Gehirnwäsche, unerbittlich den Waschprogrammen ausgeliefert bis zum glänzend ausgetrockneten und aufpolierten Ende. Freie Ausfahrt , man sieht nicht mehr sich selbst!


6170

Es kostet wirklich Beherrschung, im konkreten Fall nicht zu hassen, man darf sich aber schon beim Anblick bestimmter Figuren Übelkeit eingestehen. Man wird sie möglichst meiden, um wohlauf und entspannt zu bleiben. Ist dies jedoch nicht möglich, liegt leider nicht alles in eigener Hand.


6171

Ob Wahrnehmung mit Wahrheit zu tun hat, lässt sich wahrlich sehr oft in Frage stellen.


6172

Dem Winde lausche, dem Regen ebenso, die Sonne hörst du nicht, sie strahlt auf anderen Frequenzen.


6173

Ein „Ethik-Rat“ oder andere sich ähnlich bezeichnende Gremien kennen keine Skrupel, in fachlich kompletter Inkompetenz politische Entscheidungen weitester Auswirkungen massiv zu beeinflussen, sogar blanken Unsinn ideologisch abzusegnen. Es riecht nach muffiger Religion und parfümierter Selbstdarstellung.


© Raymond Walden




Montag, 26. April 2021

Dem Anspruch der Freiheit gerecht werden


Dass der Mensch oft seine überaus vielschichtigen Gefangenschaften kaum in allen Details wahrnimmt, er andererseits immer wieder oberflächlich von Freiheit parliert, diese mangelnde Sensibilität und das sogar fehlende Bewusstsein dafür bilden Grundpfeiler seiner Abhängigkeiten und Zwänge, die er zudem sich selbst aus Realitätsferne und Bequemlichkeit auferlegt, sodass er einmal eventuell erlangte Freiheiten auch in naiver Unaufrichtigkeit und Opportunität privat wie in der übergeordneten Gesellschaftsordnung wieder verspielt. Er ist von Haus aus eher freiheitsunfähig, denn erst Bildung kann ihm fundierte Freiheitsoptionen eröffnen, deren sinnvolle Nutzung und Respektierung sowohl von Intelligenz wie auch vom Charakter abhängen.


Solchen und ähnlichen Überlegungen liegen klare Definitionen der abendländischen Aufklärung und keinerlei religiösen, pseudowissenschaftlichen oder paranormalen Weltanschauungen zugrunde.

Als Minimalvoraussetzungen sind derartige Grundsätze unverzichtbar für eine freiheitliche Gesellschaft und dürfen nicht im Dienste aller möglichen Diktaturen auf dem Globus als „europäischer Rassismus“ diskreditiert werden. Die humanistische Aufklärung ist eine Errungenschaft für die gesamte Menschheit schlechthin. Wir erleben jedoch bitteren Verrat an der Aufklärung, indem ausgerechnet Europa, wenngleich schon gar nicht allein, diesen Errungenschaften in dramatischen nationalen und mehr oder weniger despotischen Verirrungen die Treue bricht.


 

 

Samstag, 14. November 2020

Menschliches Glauben: Astronomischer Gesichtspunkt (S. 207)

 

Februar 2001


Als älteste und exakte Wissenschaft ist die Astronomie sehr geeignet, auch den menschlichen Standort innerhalb des Universums zu definieren. Mit zunehmenden Forschungsmöglichkeiten wird offensichtlich, dass der Mensch kosmisch recht bedeutungslos ist. Wahrscheinlich besitzt das Menschengehirn nicht genügend Kapazität, jemals den Kosmos ganz zu erschließen; zu gigantisch stellen sich die Räume, Zeitspannen und zu komplex die Entwicklungen dar. Aus dieser zu erkennenden Bescheidenheit leitet sich aber auch eine weit über irdische Kleinkariertheiten reichende Orientierungsmöglichkeit ab, denn wir sind dabei, riesige Zusammenhänge dennoch zu verstehen, sie zweifelsfrei zu beweisen. Kindlich naive Vorstellungen werden auf diese Weise beendet, Befreiung aus ideologisch-religiösen Zwangsregimen findet statt, alberne und gleichwohl verunsichernde, sogar in Abhängigkeiten zwingende Esoterikpostulate werden aufgehoben. Die interplanetare und erdnahe Raumfahrt eröffnet konkrete Verbesserungen der Lebensqualität, die galaktische wie intergalaktische Grundlagenforschung verfeinert die Methoden wissenschaftlichen Arbeitens und Planens.

     Ein kosmonomes Selbstverständnis bezieht die zuvor genannten Zusammenhänge hier und jetzt auf das tägliche Leben, und zwar mit dem Anspruch, die naturbedingten Lebensfeindlichkeiten und -widerwärtigkeiten für das Individuum abzumildern, das menschliche Dasein gleichberechtigt für alle Menschen so angenehm wie möglich zu gestalten. Kosmonomie verlässt bewusst bisherige Machtstrukturen und Ausbeutungsmentalitäten zugunsten von größtmöglicher Allgemeinbildung, aus der schließlich Einsichten reifen können, die nicht durch Ideologien oder Dogmen aufgezwungen werden. Basierend auf den Allgemeinen Menschenrechten, wird eine Weiterentwicklung der demokratischen Grundprinzipien für nötig erachtet, da die gegenwärtig existierenden Demokratien bestenfalls Scheincharakter tragen, denn sie dienen nach wie vor dem Profit und der Machterhaltung von bestimmten, sich bevorrechtigt empfindenden Gruppierungen.

     Kosmonomie unterliegt nicht dem Parteienprinzip, sondern bemüht die eigene Entscheidungskraft des Individuums aus seinem Selbstverständnis heraus.

Kosmonomen streiten und missionieren nicht, wenn das Gegenüber keine geistige Eigenständigkeit entwickelt, denn Götter und Unterwürfigkeitsstrukturen lassen sich nicht so einfach durch gelegentliche Diskussionen ersetzen. Der einzige Ersatz, den die Kosmonomie bieten kann, ist ein praktizierter Humanismus, den die Mehrheit der Menschen bisher nicht begreift. Neben eigener Standfestigkeit benötigen Kosmonomen sehr viel Geduld.


© Raymond Walden



Montag, 24. August 2020

Menschliches Glauben: 4. Politik, „Glücksfall Kohl“ (S. 137)

 


April 1995

 

Von der „Bundeszentrale für politische Bildung“ in Bonn sollte man eine gewisse Neutralität erwarten können, haben doch parteipolitische Meinungsäußerungen nicht von vornherein irgendwelchen Bildungswert. In der Zeitung der Zentrale „Das Parlament“ wird hingegen klar, dass die Herausgeber politische Bildung gern auch mit der regierungsfreundlichen Darstellung politischer Sachverhalte verwechseln. Beispiel, Nr. 13-14,1995: „Der Bundeskanzler wird 65. Helmut Kohl – Glücksfall für Deutschland“. Michael Glos von der CSU-Landesgruppe biedert sich beim Regierungschef durch ungebremste Würdigung der kohlschen Eigenschaften an. Ich erlaube mir zu relativieren.

     1982 trat Kohl seine Regierung mit dem Versprechen an, jedem Auszubildenden einen Lehrplatz zu garantieren. Daraus ist nie etwas geworden. Mehr noch, seither gibt es in Deutschland hohe Arbeitslosenquoten. Die Staatsverschuldung ist nicht erst mit der deutschen Einigung ungehemmt gestiegen, trotz seinerzeitiger gegenteiliger Ankündigungen. Unbeirrter Wachstumsglaube zeitigt auf den verschiedensten Sektoren drastische Nebenwirkungen, die der Kanzler verdrängt. Kohl ist nicht aus eigener Fähigkeit der Einigungskanzler, sondern profitierte vom Zerbrechen des maroden Sowjetsystems. Als der Kanzler zuvor Honecker auf rotem Teppich empfangen hatte und den DDR-Kommunisten von Strauß Milliardenkredite vermittelt worden waren, hatten die christdemokratischen Herrschaften wie viele andere in der Bundesrepublik mit deutscher Einheit nichts im Sinn gehabt. Als Verdienst Kohls mag gelten, die Einheit unter den gegebenen Voraussetzungen schnell vorangetrieben zu haben, zumal im übrigen Europa separatistische Bewegungen die Völker mehr und mehr in Probleme trieben.

     Kohl hält sich an der Macht, weil seit Jahren keine überzeugende Opposition existiert. So ist dem Kanzler selbst ein Angriff auf die Pressefreiheit mit Auflösungsforderungen für Teile der ARD ungestraft möglich. Unter seiner Kanzlerschaft ist die dümmliche Verflachung und Desorientierung einer privaten Medienlandschaft mit allen zu verantwortenden gesellschaftspolitischen Konsequenzen erfolgt. Bei dieser Massenverblendung hilft dem Kanzler seine Kirchentreue, die die Verfilzung von Staat und Kirche festschreibt.


© Raymond Walden

 

 

 

Dienstag, 11. August 2020

Menschliches Glauben: Verschlimmbesserung des Bildungssystems (S. 132)

 


Dezember 2001


Ein deutscher Pädagoge meldete sich Ende 2001 zu Worte und erlebte ein seltsames Wechselbad der Gefühle. Hier zunächst der authentische Text:

Als Lehrer einer Hauptschule mit 30 Jahren Berufserfahrung vertrat ich schon lange die Auffassung, dass nur eine weitgehend gleichgültige Öffentlichkeit die Augen vor dem Bildungsskandal in Deutschland derartig verschließen kann, dass es jetzt einer Vergleichsstudie (Pisa) quasi als Signal von außen bedurfte, den Missstand ungeschönt wahrzunehmen. Allein, die aufgescheuchte Reaktion auf die Studie beweist die pädagogische Orientierungslosigkeit der Gesellschaft, die ja dieses (Un-)Bildungssystem hervorbrachte. Im einfachsten und dümmlichsten Falle kritisiert man jetzt die Lehrer, und als solcher möchte ich an den Werdegang des Desasters erinnern.

  1. Da gab es einmal eine „Ganzheitsmethode“, mit der Schüler wirkungsvoller schreiben und lesen lernen sollten. – Fehlschlag!

  2. Die Mathematiker folgten der Philosophie der Mengenlehre. – Fehlschlag!

  3. Geisteswissenschaftliche („Schwafel"-)Fächer traten in den Vordergrund, die Naturwissenschaften wurden vernachlässigt.

  4. Rechtschreibung wurde zumindest in der Hauptschule erst in den Nebenfächern, bald auch in Englisch (Vokabeln lernen überflüssig!) und dann sogar in Deutsch immer weniger oder gar nicht bewertet.

  5. Bildete man zunächst aus etwa zehn verschiedenen Hauptschulen ein 10. Schuljahr für die besten Schüler zum Erwerb des Realabschlusses, dauerte es gar nicht lange, und fast jede Hauptschule richtete ein 10. Schuljahr ein. Möglich war das nur durch drastische Senkung der Leistungsanforderungen - eine Augenwischerei ohne Beispiel!

  6. Wenig später wurde ein weiterer 10. Jahrgangstyp A eingeführt, der de facto keine höhere Qualifikation darstellt als der Abschluss der 9. Klasse. Völlig demotivierte und frustrierte Schüler werden ein Jahr lang verwahrt!

  7. Gab es vor einigen Jahren noch Förderschulen, die Aussiedler- und Ausländerkinder in ihren sprachlichen Problemen auffingen, integriert man heute an Hauptschulen häufig, indem diese Kinder mit oft geringsten deutschen Sprachkenntnissen einfach in die Regelklassen kommen – mit all den sozialen Konflikten, die gewaltsam hochkochen.

  8. Der Kinderanteil fremder Kulturgruppen erreicht in vielen Klassen mehr als 75% – wer soll hier wohin und wie integriert werden?

  9. Aus diesem Spannungsfeld heraus und auch aus einem fatalen Erziehungsversagen der Elternhäuser erwächst eine gnadenlose Disziplinlosigkeit der Schüler gegenüber Mitschülern, Lehrern und schulischen Einrichtungen. Und die Schulministerien nahmen den Lehrern nahezu alle Möglichkeiten, Disziplin durchzusetzen, es sei denn, in einem Verwaltungswust „Klassenkonferenzen" zu organisieren, die sehr oft ausgehen wie das Hornberger Schießen. Ohne ein Mindestmaß an Disziplin und Ordnung ist Schule ein Zirkus, ein Schmierentheater.

  10. Der Elternwille wird im gesamten Schulwesen überbewertet und führt zu grotesken Entscheidungen der Schulträger, Schulverwaltungen und pädagogischen Konferenzen, denn viele Eltern sind schlicht inkompetent, sachunkundig, von falschem Ehrgeiz getrieben und leider oft Versager in der Kindererziehung. Die Defizite arbeitet keine Schule auf.

  11. Wenn es stimmt, dass 25% der Schulanfänger Sprachstörungen aufweisen, dann hat daran kein Lehrer Schuld, es sei denn die seinerzeitigen Lehrer der Eltern, die jetzt zu Hause die Kommunikation nicht pflegen können! Doch ich versichere, da ich jetzt ja solche Eltern vor mir habe, die ich selbst unterrichtete: Wir als Lehrer konnten schon damals wenig retten, was in Familien schiefging.

  12. Es hat sich pädagogisch weithin eingebürgert, den schwächeren Schülern über das normale Maß hinaus Aufmerksamkeit und Förderung zukommen zu lassen, eindeutig zu Lasten der normalen Schüler, denn der Lernfortschritt der gesamten Klasse wird auf diese Weise gebremst. Das Ergebnis zeigt die Studie Pisa!

  13. Die Eingangsklassen 5 der meisten Hauptschulen sind echte Restschulklassen, denn aus den Grundschulen strebt alles, unter den Verhältnissen verständlich, in andere Schulformen. Ich habe wiederholt 5. Klassen an der Hauptschule geleitet: Vielleicht 10 bis 20 % der Kinder waren nicht verhaltensauffällig, das heißt, die große Mehrheit ist gestört.

  14. Das Ergebnis basiert sicherlich auch, aber nicht nur auf der Kuschelecken- und Spielpädagogik der Grundschulen, die mit viel zu viel weiblichen Lehrkräften eine ungesunde Lebenssituation repräsentieren.

  15. Anstatt nun diesen und vielen weiteren Missständen klar zu begegnen, favorisieren Bildungspolitiker „autonome Schulen" die im Konkurrenzkampf untereinander stehen. Die Folgen sind vorhersehbar; es wird nach außen noch mehr gelogen, was die jeweilige Schule angeblich leiste. Modetrends und Schülereinzugsbereiche der unterschiedlichen Sozialschichten werden das hervorbringen, was nicht nur in den USA zu bestaunen ist: eine desaströse Allgemeinbildung, und die Reichen schicken ihre Kinder auf teure Elite- bzw. Privatschulen.


In allen Berufen gibt es engagierte und auch weniger geeignete Personen, so auch natürlicherweise bei den Lehrern; übrigens auch bei Hochschullehrern, die hauptsächlich manchen pädagogischen Unsinn zu verantworten haben. Ein System der Leistungskontrolle auch bei Lehrern ist berechtigt, mindestens ebenso berechtigt ist die Kontrolle der Kultusministerkonferenz, unter deren Mitgliedern seit Jahren die Inkompetenz fröhliche Urständ feiert, denn diese Herrschaften denken gerne nur in Wahlperioden und sind von Pädagogik offensichtlich ganz weit entfernt.

Letzteres gilt übrigens auch für viele Gymnasiallehrer, in deren Ausbildung Pädagogik viel zu kurz kommt.

Eine weitere Täuschung ist die Gesamtschule: Viel Gerede (Konferenzen) und nicht mehr Effizienz! Massenverschulung auf der Basis von Gleichmacherei, Anonymität und auch Negierung unterschiedlicher Begabungen, Talente und Bedürfnisse.

Wenn nun Politiker und ihre Berater glauben, auf das miserable Abschneiden deutscher Schüler im internationalen Vergleich mit „Diagnosefähigkeiten" der Lehrer für lese- und rechtschreibschwache Schüler reagieren zu müssen, offenbart sich der Diagnosebedarf für eben solche Schwätzer! Lehrer sollten in erster Linie lehren, Lernwillige fördern und zur Leistung motivieren. Diagnostizieren ist vor allem eine Aufgabe von Medizinern, Psychologen und Psychiatern.

Ferner sollte man nicht länger falsche Zusammenhänge mit Computern knüpfen, denn die Ausstattungen der Schulen sagen zunächst gar nichts über die Qualität des Bildungssystems aus. Vor jeden Bildschirm gehört erst einmal ein denkfähiger Kopf, das Denken spielt sich aber vorrangig in der Muttersprache ab, also ist diese in jedem Fall als zu beherrschendes Grundhandwerkszeug unverzichtbar.

Der Fisch stinkt bekanntlich vom Kopf her, ganz besonders auch, wenn sich Medienkonzerne in die Bildung finanzkräftig einmischen und „Medienerziehung" an den Schulen fordern. Was diese TV-, Rundfunk- und Pressemacher zunehmend an Schund in die Familien senden, ist schulisch nicht zu entsorgen.

Da mag es symptomatisch anmuten, wenn die beamtendeutschen Begriffe „Allgemeine Schulordnung" amtlich mit „ASCHO" und „kollegiumsinterne Fortbildung" mit „KIF" abgekürzt werden; jegliches Sprachgefühl ist offensichtlich verloren gegangen!

Jahrelanges Zusehen, wie die Lehrerschaft in Ermangelung von Neueinstellungen überalterte, schamvolles Verschweigen, dass immer mehr Lehrer in diesem Chaos resignieren, erkranken und vorzeitig den Ruhestand antreten, das sind weitere Versagen der parteiideologisch und nicht pädagogisch ausgerichteten Ministerien und untergeordneten Stellen. Allen demokratischen Parteien ist dieses Versagen anzukreiden, das überhaupt nicht für Wahlkämpfe taugt, auch wenn manche schon wieder ihr Parteisüppchen kochen möchten. Das Desaster ist viel schwerwiegender: Die Mündigkeit des Bürgers wurde und wird dilettantisch verhindert, ausgehebelt durch grenzenloses Anspruchsdenken, durch Egoismus, Familien- und Kinderfeindlichkeit, durch weinerliche Unbelastbarkeit und durch die Flucht vor jeder Anstrengung. Denn Schule muss auch Anstrengung wert sein, dann erst kann Freude an der Leistung, am Erfolg aufkommen. Dazu braucht es jetzt in dieser Gesellschaft besonnener Zivilcourage.“

Nach Erscheinen der vernichtenden Bilanz in einer Tageszeitung (ohne die Ausführungen über die Gesamtschule) folgte ein überwältigendes positives Echo, der Artikel fand durch ungezählte Kopien Verbreitung bis ins benachbarte Ausland. Ein emeritierter Professor zollte höchstes Lob und gestand ähnlich wie viele andere Pädagogik-Pensionäre, in seiner aktiven Zeit in der Lehrerausbildung nicht mutig genug gewesen zu sein, seine Stimme zu erheben.

Als der Kritiker, selbst ohne Parteizugehörigkeit, schließlich auch noch bei politischen Veranstaltungen zum Thema referierte, wurde er auf Druck einflussreicher Schulleiter zum Schweigen gezwungen.



© Raymond Walden



Redaktionelle Ergänzung:

Der Artikel erschien auch auf diesem Blog schon am 29.06.2009, nachzulesen => hier.

Die meisten Hauptschulen sind inzwischen geschlossen, pädagogisch und organisatorisch abgewirtschaftet, politisch vernachlässigt und fehlgeleitet!

Wie haben sich die Verantwortlichen auf den damals aktuellen Homepages der jeweiligen Schulen, auch im Konkurrenzkampf untereinander, selbst und den Eltern etwas vorgelogen!

Zu wie vielen „Fortbildungen“ wurden Lehrer verpflichtet, wie viele Arbeitszeit investierte man für die Erstellung der Internetseiten mit den jeweiligen rosigen „Schulprogrammen“!

Alles war erkennbar für denkende Pädagogen, doch die waren eher nicht gewünscht, sondern Konforme und Opportunisten!

Das „schillernde“ Schülerpotenzial des gescheiterten Schulsystems hat sich selbstredend mit dem Verschwinden der Schulform nicht aufgelöst; es wurde von den gegenwärtigen, so überaus „integrierenden“ Schulformen adaptiert – mit unveränderten Täuschungen der Öffentlichkeit bezüglich des Niveaus.

 

 

Donnerstag, 6. August 2020

Menschliches Glauben: Bildung: Das Bild von der Welt (S. 127)


Februar 1996


Bildungsauftrag, Allgemeinbildung, Fortbildung, Bildungsminister ... Einbildung – nur wenige der vielsagenden Wortzusammensetzungen mit dem Begriff „Bildung“, der jenes Gut beschreibt, das angeblich Menschlichkeit begründet.

     Die Crux mit der Bildung offenbart sich bei genauerem Nachfragen in der Einbildung, mit Weltanschauung Bildung zu vermitteln, Bildung wird also letztlich als Ideologiekonformität dargestellt, gar mit opportun elitärem Element, wähnt sich doch jedwede Elite im Sinne des von ihr geschaffenen oder gestützten Anschauungssystems, auserkoren zu sein, ausgestattet mit Sondervollmachten, die aus Tradition und Religion abzuleiten sind: die „tugendhafte“ Protektion und Korruption unter Berufung auf nicht beweisbare höhere Prinzipien. Die Anforderungen beispielsweise der Universität in Cambridge mögen intellektuell noch so hoch eingestuft werden, was ist der humane Wert, wenn dort bis heute die Frauendiskriminierung in vielen universitären Bereichen nicht überwunden ist? Die Tradition gilt mehr als die Menschenachtung – das Ergebnis einer Jahrhunderte währenden Verbildung.

     Das mystische Weltbild der Religionen animiert alle menschlichen Sinne und hat zur Entstehung geradezu überirdischer Kunstschätze der Gottesverehrung geführt, aber weitaus häufiger zu katastrophalen Gewaltausbrüchen im Namen eingebildeter Heiliger. Die Bildraster sind interkontinental austauschbar: Ob Wodu-Gott oder Heilige Dreieinigkeit, sie sitzen seit Jahrtausenden vernunftwidrig im Kulturerbgut, sodass sogar heute die Entdecker neuer Sichtweisen, getauft und vereinnahmt, wie sie nun einmal sind, vor den Konsequenzen ihrer Erkenntnisse zurückschrecken, mehrheitlich kniend unter dem Kreuz oder betend gen Mekka verharren und mit den subtilsten Waffen in der Hand den ausgebildeten Eingebildeten dienen. Jenen sind sie willfährig, die noch am kleinsten Zwist verdienen, weil sie die Unbildung des gemeinen Volkes ausnutzen und als Monopolisten Schwachsinn als Bildung administrieren, gar unter der Vorgabe von psychologisierten „Lerntheorien“. Allein, solche „Klugheit“ verfehlt die Herzensbildung, einen seltenen Wert in einer traditionell scheinheiligen Umgebung.

     “Kein Mensch darf gegen seinen Willen durch Menschen getötet werden“, gemäß dieser Prämisse mögen alle Götter sterben. Das Bild von der Welt ist ein menschliches, kein göttliches. Dies demokratisch zu erkennen und zu leben, ist die Bildung, die Menschlichkeit sogar zur Menschenfreundlichkeit reifen lassen könnte. Keine Religion ist dieser Aufgabe gewachsen, wie die Geschichte beweist. Ganz im Gegenteil, sie blenden alle mit ihren „Offenbarungen“ die Menschen und nehmen sie, frei nach Nietzsche, in die Pflicht: "Betrüge weiter, selbst Betrogener, du“!


© Raymond Walden





Montag, 3. August 2020

Menschliches Glauben: „Die Schule der Zukunft soll Lernen lehren“! (S. 125)


Oktober 1995


Solches diskutiert man im Herbst 1995 öffentlich und in den Schulen.

     Inhaltlich sagten mir schon vor 35 Jahren meine Lehrer Ähnliches, nur konkreter:

     „Man muss wissen, wo man nachschlagen kann.“ „Bildungsexperten“ der Universität Bielefeld (jener Bildungseinrichtung, die einen Astrologen promovierte) und sich für kompetent haltende „Top-Manager“ wie H. Kopper (Chef der Deutschen Bank) und R. Mohn (Bertelsmann) plädieren nun in einem für den NRW Landesvater J. Rau verfassten Gutachten nach dreijähriger Erarbeitung dafür, die Grundschulzeit auf sechs Jahre zu verlängern und in der Grundschule auf Noten zu verzichten, kein Zeugnis mehr zu erstellen, stattdessen einen Bericht über die Entwicklung des Kindes anzufertigen. Diesen sollen angestellte Lehrer schreiben, die ihrerseits nach Leistung (auch außerhalb des Unterrichts) und nach weiteren Qualifikationen in ihrer Karrierelaufbahn beurteilt werden. Leitungspositionen sollten nur noch befristet vergeben werden.

     Ich denke hingegen, dass man nach diesem Prinzip die „Leitungspositionen“ der Urheber sofort befristen sollte.

     Denn solche „Fachleute“ verifizieren offensichtlich nicht in den Chefetagen, dass Fritzchen, der im 6. Schuljahr schon ein Pferd einigermaßen malen kann (und damit über optische Auffassungsgabe und Reproduzierbarkeit verfügt), nicht in der Lage ist, unter „Pferd“ etwas dem Bertelsmann-Lexikon zu entnehmen, weil F. im 6. Schuljahr noch immer nicht das Alphabet beherrscht. Am Fernseher kennt er aber den Knopf, mit dem er auch die Sender mit Bertelsmannbeteiligung einschaltet.


© Raymond Walden





Mittwoch, 22. Juli 2020

Menschliches Glauben: Lehrer als Therapeuten (S. 120)


Februar 1995

Therapeut (grch. „Wärter, Pfleger“), Heilbehandler, jemand, der eine Therapie (Heilbehandlung) anwendet; behandelnder Arzt. Quelle: Die Große Bertelsmann Lexikothek.
     Glaubt man dem scheidenden NRW-Kultusminister, Hans Schwier, und wer glaubt einem so erfahrenen Pädagogen nicht(!), dann haben alle Schulreformen, einschließlich geisteswissenschaftlicher Lehrplanüberfrachtung, gleichmachender Gesamtschule und unverminderter Religionspräferenz, die heutigen Schülergenerationen krank gemacht. Für die Zukunft sieht Schwier realistischerweise Behandlungsbedarf, denn er forderte, der Lehrer von morgen müsse verstärkt „Therapeut, Freizeitgestalter, Freund und Helfer“ sein.
Die Aufgabe der fachlichen Vorbereitung unserer angehenden Pädagogen werde durch die Universitäten voll und ganz erfüllt, aber es bestehe Nachholbedarf, was die „erzieherische Kompetenz“ betreffe. – Man glaubt, nicht richtig zu verstehen. Waren es nicht die Reformpädagogen der 70er Jahre, die hauptsächlich auf fachliche, eher unpersönliche Wissensvermittlung setzten?
     Wichtige Kernbereiche wie Lern- und Entwicklungspsychologie sowie Sozialpädagogik, die zur Bewältigung der vielfachen Probleme in der heranwachsenden Generation einfach dazugehörten, würden vernachlässigt. „Wie soll aber der Lehrer später auf aktuelle Konflikte reagieren, wenn er nicht weiß, nach welchen Mechanismen sich Aggressionen entwickeln?“ fragte der Minister.
     Ihm und allen nach ihm regierenden Ideologiepädagogen, rot wie schwarz, erlaube ich mir, eine Nachhilfeminute in Soziologie zu erteilen. Man verfahre wie folgt:
  1. Man gründe mehr Privatsender mit „Crime-and-Sex-Programmes“ …,
  2. überlasse immer mehr ausländische Schüler und Spätaussiedler ohne deutsche Sprachkenntnisse der Regelschule, natürlich ohne zusätzliche Förderung ...,
  3. senke das Bildungsniveau in überbevölkerten „Bildungsfabriken“ ...,
  4. verwässere verwaltungsaufgebläht die Durchsetzung der fundamentalen Jugendschutzgesetze ...,
  5. toleriere dumme Jugendzeitschriften, welche die Jugend de facto um des Profits willen verachten, indem sie ihre Leser durch Vortäuschung falscher Lebenssichtweisen in die Irre führen, usw. usw.
     Und dann werden sich Professoren als nützliche Idioten dieser Philosophie finden und den Pädagogen und Schülern „Medienkunde“ als Unterrichtsfach anbieten! Die erforderlichen Unterrichtsstunden wird man in naturwissenschaftlichen Fächern und vielleicht in Deutsch und Mathematik einsparen oder sie entsprechend integrieren.
     Ein Staat, und sei er noch so demokratisch, der seine Schüler zum großen Teil für krank, der Therapie bedürftig erklären müsste, wäre von der Wurzel her marode, er wäre selbst die Krankheit. Die Therapeuten hätten wirklich ein unübersehbares Betätigungsfeld vor sich: die Parlamente sowie Opportunisten aller Art. Allein, die Therapeuten gibt es nicht. Dieses System kann nur noch auf Wunderheiler hoffen. – Oder auf mutige Nonkonformisten, die weder „Gott noch Teufel“ fürchten.


© Raymond Walden




Freitag, 10. Juli 2020

Menschliches Glauben: Fortschritt ohne Orientierung (S. 110)


Es liegt im Wesen des Menschen, dass er neugierig sein Umfeld erkundet, denn die Kenntnis der Lebensbedingungen stellt die Grundlage seiner mittelbaren Überlegenheit gegenüber der Konkurrenz anderer Lebenserscheinungen auf der Erde dar und versetzt ihn zunehmend in die Lage, sich erfolgreich gegen Naturwidrigkeiten zu wappnen. Ebenso im Wesen des Menschen liegt die Neigung, egozentrisch, regional wie nationalistisch voreilige Schlüsse zu ziehen, die immer dann besonders deutlich als solche zutage treten, wenn Naturgewalten wieder einmal gnadenlos nicht nur Gedankengebäude hinweggerissen haben.
     Neugier, so scheint es, kennt vier Qualitätsgrade:
     Die erste Stufe ist die primitive Neugier, die nichts weiter erstrebt als zu erfahren, was Mitmenschen so treiben, nicht selten gepaart mit niederen Instinkten wie Häme, Neid, getragen von einer doppelten Moral.
     Als zweite Stufe präsentiert sich Neugier anspruchsvoller im Lösungsversuch eines konkreten Problems vor Ort; der Fachmann, Experte erntet hier seine materielle, aber auch ideelle Anerkennung.
     Auf der dritten Ebene arbeitet die Grundlagenforschung, die sich um Wissenserweiterung bemüht, ohne kommerzielle oder gesellschaftspolitische Konsequenzen zu berücksichtigen. Das zieht sehr unterschiedliche Beurteilungen nach sich, die von begeisterter Zustimmung bis zu vehementer Ablehnung reichen, allein, sie ändern nichts daran, dass Menschen immer ausprobieren werden, was denn „machbar“ ist.
     Mit dem höchsten Anspruch der Neugier beschäftigen sich nur wenige Menschen, indem sie nämlich Erkenntnisse suchen, die globale, gar universale Zusammenhänge aufzeigen, um Antworten zu finden auf Fragen wie zum Beispiel: „Was ist der Mensch? Welche Rolle spielt er im Universum?“ Glauben spielt bei ungeklärten Phänomenen lediglich auf der Basis erkenntnistheoretischer Strukturen eine Rolle, nicht jedoch im Sinne von Offenbarungsreligionen.
     Es ist das Manko der Menschheit, dass ihre Herrscher äußerst selten nur die erste Hierarchietreppe der Neugier übersteigen, denn die Mechanismen der Machterlangung sind entweder menschenverachtende Gewalt oder ebenso niedere, ausgeklügelte, als Demokratie beschriebene Werbestrategien einer machtbesessenen Eitelkeit, die Lug und Trug als Selbstverständlichkeit einschließt, gleichgültig, wer eigentlich für diesen Politpoker zu zahlen hat.
     Auf so deprimierender Ebene dümpelt und blutet die Menschheit vor sich hin und wenn sie irgendwo eine kulturelle Hochleistung feiert, kann man sicher sein, dass ihr gleichzeitig woanders unverhältnismäßig primitive Armut, Unterjochung und Leid ins Gesicht schlagen.
Die Gesamtheit leidet auf zweierlei Art, erstens durch gezielt negativen Einsatz einer an sich guten Erfindung und zweitens durch ein Spezialistentum, das die Auswirkungen nicht oder kaum in Beziehung setzt zu Nebeneffekten aus dem Spektrum der Naturwissenschaften und ebenso wenig aus dem Feld der Geisteswissenschaften. Ein Grund dafür liegt in einer unersättlichen Profitgier. So geschieht es tatsächlich, dass ärmeren Völkern preiswerte Aidsmedikamente vorenthalten werden, weil Kapitalkonzerne ihre Markenrechte gegen jede Humanität beanspruchen. Ähnliches gilt für die Nahrungsmittelproduktion, die wissenschaftlich verfeinert Überschüsse erzeugt, welche aber aufgrund angeblicher Logistikschwierigkeiten nicht an die bedürftigen und wirklich verhungernden Menschen weitergegeben werden. Andererseits ist keine Region der Erde für Kriegstreiber und Kriegsgewinnler abgelegen genug, um überreichlich Waffen und Zerstörungspotentiale herbeizuschaffen.
     Die meisten Spitzentechnologien weisen eine Verbindung zum Militär auf und es besteht keine Hoffnung auf eine Änderung des Aggressionsverhaltens, solange sich bestimmte Gruppierungen auf diesem Planeten in ideologischer Verblendung für „besser“ als andere halten. Vielleicht sind die Demagogen in ihrem grenzenlosen Egoismus sogar wirklich frei von Schuldgefühlen, so wie es auch der Massenmensch in den angeblich zivilisierten Staaten ist, indem er die Missstände zwar mehr oder weniger kennt, sie aber nicht wirklich zur Kenntnis nimmt, weil er ebenso selbstbezogen vor allem nach eigenem Vorteil trachtet.
Nicht nur der Erdball ist in drastische Interessensphären aufgeteilt, sondern auch im Weltraum spiegeln sich bereits dieselben Strukturen derselben Drahtzieher wider und erleben eine Rückkopplung auf der Erde durch Spionage-, Kontroll- und Killer-Hightech und ganz besonders auch durch Propagandasysteme, die mit einschläfernder Permanenz richtungskonforme Meinungen verbreiten bis hin zur penetrant wiederholten Falschmeldung und Desinformation. Ähnlich ist es bei wissenschaftlichen Themenstellungen, im Konkurrenzkampf der Firmen und Institute untereinander und zur Massenbeeinflussung durch angebliche Berufung auf die Wissenschaft, selbst wenn es sich um naive Einfalt und puren Unsinn handelt.
     Machtansprüche stützen sich auf Feindbilder, diese wiederum auf Vorurteile und fehlende Bildung. Bildung heißt nicht Anhäufung vordergründigen Wissens, sondern meint die Fähigkeit, für die vielfältigen Aspekte des Lebens Verknüpfungen aus dem Wissen herzuleiten. Nicht das zwecks Selbstverwirklichung in Mode gekommene Fabulieren von Ganzheit, die es nicht gibt, kann dem Leben Sinn verleihen, sondern die intellektuelle Öffnung für die Folgen des eigenen Handelns. Ohne Intellekt kein Selbstverständnis noch sonst irgendein Verstehen und ohne Bildung kein Intellekt; so regiert denn keineswegs nur der einzelne Despot, sondern genauso der Kapitalismus, der freilich ein ebensolcher ist und sich auf Opportunisten und nützliche Idioten stützt.


© Raymond Walden





Freitag, 5. Juni 2020

Menschliches Glauben: Sind wir „nun mal ein christliches Land“? (S. 91)


November 1998

Ein CDU-Ratsherr, zugleich Lehrer, beklagte, dass sich an deutschen Schulen immer mehr Kinder vom Religionsunterricht befreien ließen und dadurch die Schulen vermehrt das Problem der Aufsicht von sogenannten Auffanggruppen zu bewältigen hätten. Und in der Tat, in diesen Gruppen sammeln sich nicht nur Konfessionslose, sondern Angehörige der verschiedenen nicht christlichen Religionen sowie gedankenlose Drückeberger.
     „Wir sind nun mal ein christliches Land“, vertrat der Pädagoge seine Weltsicht und forderte, all die anderen hätten sich unseren Werten und Normen zu fügen. Vordergründig mag man dem vielleicht zustimmen, doch was sind das für Normen im praktischen Leben, sind sie es wert, als unveränderlich für alle Zeiten zu gelten? Und verhält sich unsere Gesellschaft, wenn schon nicht human, wenigstens christlich gegenüber anderen Kulturen?
     Prof. Dr. Gerard Radnitzky schreibt in der Zeitschrift „Humanes Leben - Humanes Sterben“, Nr. 3/98: „Der klassische Liberalismus gibt für den öffentlich-politischen Bereich der persönlichen Freiheit die Priorität; der Fundamentalismus und daher auch die totalitäre Demokratie setzen andere Werte als 'letzte' Werte. Christen zum Beispiel neigen oft dazu, es als 'Christenpflicht' zu betrachten, missionarisch anderen ihre Moral aufzuoktroyieren – ein Totalitarismus in potentia.“
     Gerade unter diesem Blickwinkel ist die Rolle von Politikern und Parteien zu hinterfragen; wiederum zitiere ich aus „Humanes Leben - Humanes Sterben“, Nr. 3/98, diesmal Gedanken von Carl Jaspers: „Das Unheimliche ist: In der Freiheit selber liegt ein Grund des Verderbens. Die Welt politischer Freiheit ist verloren ohne große Staatsmänner, die durch die Schulung freier Männer zuverlässig von Generation zu Generation neu erwachsen. Mit allem, was sie tun, kämpfen sie in den gegebenen Chancen der Freiheit für diese. Sie kennen die Gefahr: Das Wagnis lohnt sich ihnen, weil es um das höchste Daseinsgut der Menschen geht. Sie haben Mut, Urteilskraft und Geduld. Von ihnen gilt, was von Perikles berichtet wurde: dass man ihn, seitdem er Athen lenkte, nicht mehr habe lachen sehen. Anders die Politiker. Sie sind opportunistische Realisten, Betriebmacher, listige Menschen und Erpresser. Unbekümmert vital handeln sie im Namen der Freiheit. Sie entziehen sich, wenn sie bloßgestellt sind, durch Lügen und Witze. Durch ihr Verhalten verhöhnen sie das Parlament, das, gleicher Art, es kaum merkt und nicht daran denkt, solche Frevler am Geist der Politik aus dem Sattel zu werfen. Mit sentimentalen Sprüchen täuschen sie einen Ernst vor. Sie sind Verderber der Freiheit.
     Dieser Typus von Politikern hält seine Aufgabe, ohne Berufung, für einen Beruf, einen vielfach aussichtsreichen, mit gutem Einkommen und Pensionsberechtigung. Sie meinen, er sei risikolos. Sie denken ohne Verantwortung. Dabei unterwerfen sie sich, in Gefahr ratlos, jeder sie vermeintlich sichernden oder wenigstens rettenden Macht, wie 1933. Kaum etwas war erniedrigender für sie und ihren Staat und kaum etwas richtiger als die Verachtung, die Hitler und Goebbels 1933 in ihren vollends in die Knie zwingenden Hohnreden über sie ergossen. Der Geist der freien Welt gibt ein zweideutiges Bild. Wir freien Völker sind noch keineswegs politisch eigentlich frei. Im wirtschaftlichen Wohlergehen, im Weiterschliddern, in bloßen Aufregungen liegt keine Freiheit. Die Aristokratie der Einsichtigen vermindert sich. Die Verteilung der Verantwortung erzeugt Verantwortungslosigkeit. Die Demokratie wird zur Parteienoligarchie.“ (Jaspers, Karl: Kleine Schule des philosophischen Denkens. 10. Aufl., München und Zürich 1997, S. 87f)“
     Im parteiübergreifenden Machtspiel manifestiert sich die bestechliche, einer doppelten Moral folgenden Kultur des Abendlandes, ganz besonders auch in Deutschland: Eine Turnschuh-Figur als Außenminister, ein RAF-Anwalt als Innenminister. Und allenthalben Politpromis, die ihre Kinder in anthroposophischen, „freien“ Waldorfschulen nach Steiners okkultem Weltbild verbilden lassen. – Diese „verchristlichte“ Landschaft ist zutiefst inhuman. Sich damit abzufinden, ist aus der Hoffnungslosigkeit heraus zwar verständlich, dennoch heißt Leben, heißt humanes Leben auch, sich herausfordern zu lassen, dem systematisierten Unsinn entgegenzutreten. Das kann sogar Spaß machen!


© Raymond Walden 


 

Montag, 11. Mai 2020

Menschliches Glauben: Wider den tierischen Ernst ... (S. 83)


Februar 1998

oder: Selbst im Karneval hat der opportunistische Schwachsinn Methode, wenn Politiker für ihren angeblichen Humor in den Aachener Albernheiten-Orden aufgenommen werden. Unabhängig von der politischen Couleur pflegt man sich gegenseitig zu hofieren, zu applaudierend, einander zuprostend und ach so lustig demokratisch. Im echten Sinne ein Narrenclub, stets telegen in Szene gesetzt. Die sich so possenhaft Offenbarenden vergessen selbst in der Bütt den Wahlkampf nicht, denn auch Narrenvolkes-Stimme schafft die Grundlage für das Regieren. Die Ordensritter gehören jener Gattung von Menschen an, die sich auch in Verbänden, Kirchen, Aufsichtsräten eingenistet hat; sie repräsentieren das gesellschaftliche Spektrum der „Meinungsvielfalt“.
     Unwillkürlich schweifen meine Gedanken zu der Institution Fernsehen, die ja im öffentlich-rechtlichen Rahmen auch von derartigen Leuten gesteuert wird. Könnte man sich nicht rundum geborgen fühlen, wo doch ein Theologe die Nachrichten verliest und ein anderer wie eine Fliege durch alle esoterischen Sparten summt? Und welch ein erhebendes Gefühl, predigt im Fernsehgottesdienst die Vizepräsidentin des Bundestags von der Kanzel herunter in ihrer angestammten Rolle als Pfarrerin. Trotzdem werden auch an diesem Tag im Fernsehen erneut zahlreiche unterhaltsame Morde dargeboten, Gefühle und „Seelen“ vor allem junger Menschen verroht – als Antwort auf deren eventuell später verübte Verbrechen wird dann vielleicht doch die Todesstrafe hermüssen!
     Der Tod, das ist offensichtlich, stellt eine Option für die Religionen und ihre Verbündeten dar. Seine Bedeutung wird thematisiert und festgeschrieben. Das Recht auf ein humanes Leben wird von Leuten dieser Prägung, ob auf der Narrenbühne, der Kanzel oder im Parlament, kaum logisch begründet, weil spiritistische und Macht begründende Gottheiten ihre eigene, lockere Auslegung von Humanität haben.
     Ich unterstelle nicht einmal in jedem Falle bösen Willen, denn auch diese Leute sind aus unserem Erziehungssysteme hervorgegangen. In NRW sind viele Grundschulen Bekenntnisschulen (welch ein Anachronismus!); die Eltern, auch jene, welche nicht der jeweiligen Schulkonfession angehören, werden demnächst schriftlich erklären müssen, dass ihre Kinder am Religionsunterricht teilnehmen. Wer das nicht möchte, kann sein Kind zu einer „Gemeinschaftsschule“ schicken, die mitunter weit entfernt ist. Schon jetzt ist absehbar, dass sich in den zuletzt genannten Schulen eine „Multi-Kulti-Szene“ mit allen Problemen entwickeln wird, während in den konfessionell konformen Bildungseinrichtungen die „Elite“ im Geiste Gottes behütet heranwachsen kann.
     Eine feine Gesellschaft – eben wider den tierischen Ernst.


© Raymond Walden




Dienstag, 14. April 2020

Menschliches Glauben: Statement zur Anthroposophie in Deutschland (S. 77)


Dezember 1997

Zunächst waren mir die sogenannten Waldorfschulen von meiner Lehrerausbildung her bekannt als Modell einer alternativen, ganzheitlichen Pädagogik. Seit jeher wird der eigentliche anthroposophische Hintergrund in den Lehrerseminaren ausgespart, wohl aber eine vordergründige allgemeine Wertschätzung der Waldorfpädagogik vermittelt.
     Erst im ganz anderen Zusammenhang der Aufklärung über astrologische und okkult-esoterische Lebensauffassungen stieß ich auf einen Wust von okkult- vergeistigtem Unsinn: die Anthroposophie des Rudolf Steiner, des Gründers der Waldorfschulen.
     Bald wurden mir Klagen durch Schüler und Eltern über diese Schulen zugetragen, sodass ich mich für weitere konkrete Einzelheiten interessierte. Das Ergebnis meiner und anderer Aktivitäten ist die Aufdeckung eines unglaublichen gesellschaftspolitischen Skandals.
Zu den Fakten:
  1. Steiners umfangreiche Schriften und Vorträge belegen zweifelsfrei seine okkult-vergeistigte Umnachtung.
  2. Die entworfenen anthroposophischen Zerrbilder der menschlichen Entwicklung wie der kosmischen Gegebenheiten spiegeln sich nachweisbar in der Waldorfpädagogik kontinuierlich wider.
  3. Führungs- und Mitbestimmungsstrukturen der so bezeichneten „freien“ Waldorfschulen widersprechen den demokratischen Gepflogenheiten: ein geschlossenes Sektiererwesen suggeriert Freiheit, wo unreflektiertes sich Einordnen herrscht.
  4. Es offenbart sich eine Verfilzung von anthroposophisch inspirierten Funktionsträgern mit teilweise ahnungslosen, aber sehr reichen Leuten und mit einfältig Pseudoreligiösen.

Aus eigenem Erleben bestätige ich:
  1. Anthroposophen üben auf Kritiker massiven psychischen Druck aus und schrecken selbst vor niedrigster Pöbelei nicht zurück.
  2. Die Medien verschweigen die Kritik bewusst ohne Angabe von Gründen.
  3. Die entscheidenden staatlichen Stellen schweigen zu den massiven Vorwürfen.
  4. Die breite Masse ist sich des Problems nicht bewusst. – Ein Ergebnis anthroposophischer Strategie.

Ich fragte mich stets, wie die Machtergreifung der NAZIS möglich war. Heute erlebe ich die exemplarische Vorführung durch Anthroposophen. Man propagiere eine wirre Lehre, die angeblich nur von eingeweihten Kadern richtig verstanden wird, gebe sich nach außen menschenfreundlich, kontrolliere subtil oder direkt die Medien, verbreite Unwahrheiten, unterschlage Kritik, prozessiere sie in Ermangelung objektiver Argumente und Fakten nieder, verbünde sich mit dem Großkapital, besetze politische Ämter und vereinnahme die gläubige Gefolgschaft möglichst ganzheitlich.
     Sollte man glauben, dass dieses Deutschland schon wieder so krank ist!


© Raymond Walden

Dieser Teil des Buches wurde bereits am 20.08.2009 hier im Blog veröffentlicht
und ist entsprechend nachzulesen:
www.raymond-walden.blogspot.com/2009/08




Montag, 17. Februar 2020

Jung-Deutschlands Lied


Wir haben keine Ahnung von Physik und Chemie,
unsere Qualifikation verdanken wir der Freiheit von Fächer-Abwahl,
auch Deutsch und manche Grundfertigkeit erwarben wir eher minimal,
Wetter- und Klima-Gesetze, Energieerhaltungssatz und Atomphysik lernten wir nie,
aber wir folgen der Ideologie:
All unser Streben und Leben sei „klimaneutral“,
wer uns nicht folgt, ist rechtsradikal!
Hopp, hopp, hopp, wir sind nicht ganz da,
aber laut,
wir haben zwar politische Opportunität erahnt, sonst aber nichts durchschaut.
Lasst uns wetten,
wir sind nicht zu retten!
Es sei denn, die Welt schützt uns vor uns
durch Nichtbeachtung und fähige Entdecker
und seriöse Wissenschaft zieht dem politischen „Error“ den Stecker.