Freitag, 17. Juli 2020

Menschliches Glauben: 3. Bildung, Wissenschaft (S. 113)


Über Wissenschaft

1999

Religionen streiten erbittert untereinander und es gibt genügend Dogmatiker, die ähnliche Konflikte sogar in die Wissenschaft hineintragen und damit beiläufig die Richtigkeit der Evolutionstheorie beweisen, welche die Herkunft des Menschen aus primitiven Lebensformen ableitet. Alle Zeichen sprechen dafür, dass die Entwicklung zum Menschen hin noch sehr im Anfangsstadium verweilt, denn was in der Tierwelt äußerst selten und auch nur bedingt vorkommt, offenbart sich beim Menschen in vielen Kulturen: Er ist sich selbst der ärgste Zerstörer, er untermauert fortwährend seine innerliche Entfernung zur viel beschworenen Menschenwürde, denn gesunde Instinkte und Triebe bekämpft er mit bisweilen geistlosen Bewusstseinsverrenkungen.
     Streit bedeutet nicht von vornherein Zerstörung, sondern erscheint auf bestimmten Ebenen sinnvoll; erinnert sei an das rivalisierende Brunftverhalten in der Tierwelt, wodurch sich nur die stärkeren, gesunden Individuen für die Fortpflanzung qualifizieren. Auch innerhalb der Wissenschaft erweist sich eine interne Streitkultur als im wahren Sinne fruchtbar. Rivalitäten erhöhen die Forschungsanstrengungen und führen auch zu konsequenten Korrekturen, so sich eine These objektiv als fehlerhaft erwiesen hat.
     Wissenschaftlicher Zwist und Religionskonflikte sind grundsätzlich von verschiedenem Charakter, geht es doch im Bereich der Forschung um objektivierbare Weiterentwicklung, im Umfeld der Religionen hingegen um die dogmatische Verteidigung oder Durchsetzung glaubensbedingter Behauptungen über Nichtexistierendes oder Nichtbewiesenes.
Immerhin konstatierte die katholische Kirche anlässlich der zögerlichen Rehabilitierung Galileis, dass es eine objektive wissenschaftliche Wahrheit gäbe – freilich neben einer sogenannten Offenbarungswahrheit. Zwei Wahrheiten also! In der praktischen Auswirkung bedeutet dies Bewusstseinsspaltung, eine ausgekochte Methode des Prinzips „Teile und herrsche!“ Die „Teilung“ in Form von Verunsicherung findet vornehmlich in den Köpfen der unzähligen Gläubigen statt, während bei den Herrschenden so die Teilhabe an der Macht der Religion gefestigt wird.
     Die Wissenschaft verharrt traditionell in ähnlichen Abhängigkeiten, sodass einzelne herausragende Wissenschaftler aus einer distanzierten Weltsicht heraus ebenso wie aus Opportunität bestimmte Weltanschauungen öffentlich unterstützen. Da konkurrieren zum Beispiel seit Jahren verschiedene Theorien über die Entstehung des Universums, besonders favorisiert: die oft erwähnte Urknalltheorie. Sie passt so gut in den biblischen Schöpfungsbericht, „Gott schuf“ nicht evolutionär, sondern quasi im „Hauruck“. Letztere Anspielung weisen die Big-Bang-Apostel geradezu beleidigt von sich, doch als der Cobe-Satellit eine in die Theorie passende Strahlung im Weltall bestätigte, jubelte man in Wissenschaftskreisen, die „Handschrift Gottes“ entdeckt zu haben. („Newsweek International“, 4.5.1992) Damit wäre dann – ganz nebenbei – die Richtigkeit des biblischen Berichtes bewiesen, alle davon abweichenden Darstellungen seien eben falsch!
Wissenschaftler sind keine besseren Menschen. Vielleicht sind einige aus ihren Reihen gleichwohl friedfertiger als andere Mitglieder der Gesellschaft?
     Ähnlich wie der Astrologie und Astronomie, die einst identisch waren, ergeht es der christlichen Religion und der Wissenschaft; Bildungsgut (Wissenschaft) wurde hauptsächlich über Klöster und den Klerus gepflegt und vermittelt. Geistlich abweichende Lehrer standen zumeist unter religiöser Überwachung und wurden notfalls gemaßregelt oder gar vernichtet (G. Bruno, G. Galilei und andere). Es bleibt aber das Verdienst der Religionen, Wissenschaft unter verschiedenen Vorzeichen und Methoden überhaupt erst ermöglicht, Kultur hervorgebracht zu haben. – Das allerdings ist Historie.
     In der gegenwärtig eskalierenden Notlage der Zivilisation bedrohen Religionen, indem sie die Wissenschaft missbrauchen oder ihr feindlich gegenüberstehen sowie durch die Propagierung der fundamentalistischen, wörtlichen Auffassung von Schriften (Bibel, Koran, …), den Fortbestand der Menschheit unmittelbar. In einer mit Unmengen von Sekten, Kirchen und Propheten durchsetzten amerikanischen Gesellschaft stehen neben dem Präsidenten der „Weltmacht Nr. 1“ auch das Bildungssystem, die Massenmedien und die Wissenschaft, die vor allem den kapitalistischen Rentabilitätsforderungen und militärischen „Bedürfnissen“ zu genügen haben, in direkter Abhängigkeit zu religiösen Machtgruppen. Weltweit breitet sich wissenschaftliche Unfähigkeit aus, indem das US-Muster mehr oder weniger kritiklos kopiert wird. Keineswegs überrascht es da, wenn man von menschenverachtenden, über die Köpfe der Opfer hinweg getätigten amerikanischen Experimenten mit Radioaktivität erfährt. Diese Wissenschaftsauffassung steckt in Monsterschädeln, die jenen der Nazis oder der ehemaligen Sowjetimperialisten ähneln.
     Neunundzwanzig Jahre ist es im Juli 1998 her, dass Menschen erstmals den Mond betraten. Waren es Wissenschaftler in moralisch vertretbarem Sinne? – Wohl kaum! Die „Errungenschaften“ verdanken wir einem Wahnsinnswettlauf zwischen den beiden damaligen Großmächten, im Zuge dessen sich beide Seiten überhaupt nicht scheuten, zwielichtige deutsche Wissenschaftler zu beschäftigen, die unter der Naziherrschaft die Kriegsmaschinerie sogar mit Gefangenen der Konzentrationslager vorangetrieben hatten. Und als dann weitere Mondlandungen erfolgten, führten diese zwar auch zu wissenschaftlich sachlichen Erkenntnissen, aber Astronauten zogen anschließend religiös missionierend durch die Länder und erzählten unter anderem dümmliche Märchen vom „Genesis Rock“, dem lunaren Stein der Weisheit: Gott hatte sie derartig erleuchtet! Und das naive Volk folgte ihnen scharenweise.
     Es ist eine Bedeutungsverdrehung, Theologie als Wissenschaft zu bezeichnen, denn Religion und Wissenschaft schließen einander aus; es sei denn, die Wissenschaft, als solche immer religionsfrei, untersucht die Religionen. Dann tritt schlagartig die Beziehungslosigkeit dieser unvereinbaren Denkstrukturen zutage. Hinwendung zum Mystizismus (Geheimnis des Glaubens) meint doch das Verlassen der Logik mit dem Anspruch auf „Strahlende Wahrheit“ („Enzyklika“, Papst Paul II.).
     Dennoch kann ein Wissenschaftler religiös sein; er besitzt als Mensch alle Rechte der Glaubens- und Meinungsfreiheit. Schließlich ist es nicht Aufgabe der Wissenschaft, den Sinn des Lebens zu erkennen oder gar die Existenz oder Nichtexistenz von Göttern zu beweisen. Die Frage ist, ob der Wissenschaftler sich in seiner wissenschaftlichen Arbeit frei halten kann von religiösen Voreingenommenheiten gegenüber dem Forschungsgegenstand.
     Ein exemplarisches Gegenbeispiel findet sich in der astronomischen Zeitschrift „STAR OBSERVER“, 1/1994 aus Österreich. In der allerersten Ausgabe wurde über Giordano Bruno berichtet, der bekanntermaßen im Jahre 1600 „wegen Ketzerei“ durch die Kirche auf dem Scheiterhaufen endete. Der österreichische Wissenschaftsminister schickte die Ausgabe an den Direktor der Wiener Universitäts-Sternwarte und fragte an, ob die Zeitschrift subventionswürdig sei. Der Direktor – auch Theologe! – äußerte sich nicht nur negativ, sondern meinte, der Fall G. Bruno habe sich ja ganz anders abgespielt. Da erübrigt sich eigentlich die Feststellung, dass beide Herren mit „Wissenschaft“ offensichtlich nichts verbindet.
     Weitaus unangenehmer ist aber die versteckte Indoktrination im Tarnmantel von Toleranz, durch Glaubenssätze, die mit wissenschaftlich-staatsmännischer Miene vorgetragen werden. Dazu Ausschnitte der Rede des früheren, allseits geachteten und geschätzten deutschen Bundespräsidenten, Richard von Weizsäcker, am 8. Mai 1985 „Zum 40. Jahrestag der Beendigung des Krieges in Europa und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft“: „Manche junge Menschen haben sich und uns in den letzten Monaten gefragt, warum es vierzig Jahre nach Ende des Krieges zu so lebhaften Auseinandersetzungen über die Vergangenheit gekommen ist. ... Worin liegt die innere Notwendigkeit dafür?“ Der Bundespräsident meint: „... wir sollten die Gründe dafür nicht vornehmlich in äußeren Einflüssen suchen..... Auch hier erlauben Sie mir noch einmal einen Blick auf das Alte Testament, das für jeden Menschen, unabhängig von seinem Glauben, tiefe Einsichten aufbewahrt. Dort spielen vierzig Jahre eine häufig wiederkehrende, eine wesentliche Rolle.“
     Mit Verlaub, die Bibel – ob Altes oder Neues Testament – bedeutet für Millionen Menschen gar nichts. Die heute erforderlichen „tiefen Einsichten“ sind dort keineswegs vorhanden, eher das Gegenteil. Aber der Bundespräsident fährt fort: „Vierzig Jahre sollte Israel in der Wüste bleiben, bevor der neue Abschnitt in der Geschichte mit dem Einzug ins verheißene Land begann. ... An anderer Stelle aber (Buch der Richter) wird aufgezeigt, wie oft die Erinnerung an erfahrene Hilfe und Rettung nur vierzig Jahre dauerte. Wenn die Erinnerung abriss, war die Ruhe zu Ende. So bedeuten vierzig Jahre stets einen großen Einschnitt. Sie wirken sich aus im Bewusstsein der Menschen, sei es als Ende einer dunklen Zeit mit der Zuversicht auf eine neue Zukunft, sei es als Gefahr des Vergessens und als Warnung vor Folgen.“
     Jeder Skeptiker fühlt sich unweigerlich an esoterische Ausführungen von Okkultisten erinnert; es fehlt eigentlich nur der Hinweis, dass auch irgendein Stern immer wieder, alle vierzig Jahre in irgendeinem Symbolfeld auftauche.
    Liz Greene, amerikanische Astrologin, erhellt Zusammenhänge: „Der Uranus braucht vierundachtzig Jahre für seine Umlaufbahn um die Sonne, und er bildet eine Opposition zu seinem Stand im Geburtshoroskop, wenn der Mensch zwischen vierzig und zweiundvierzig Jahre alt ist. Dadurch fällt er mit der Phase psychischer Entwicklungen zusammen, die Jung die Krise in der Lebensmitte nennt. Bei diesem kritischen Punkt ist nicht nur der Uranus-Zyklus involviert. Wir dürfen nicht vergessen, dass Saturn seinen Zyklus alle neunundzwanzig Jahre vollendet und alle sieben einen bedeutenden Aspekt zu seinem Geburtsstand bildet. Vierzehn Jahre nach der Rückkehr Saturns hat der Planet wieder einen halben Zyklus vollendet. In unserem zweiundvierzigsten Lebensjahr steht er dann in Opposition zu seinem Geburtsstand. In diesem Alter müssen wir also mit dem Einfluss zweier wichtiger Transite fertig werden.“ (Wiechoczek, R.: Uranus lächelt über Hiroshima, Die horoskopierte Gesellschaft, Arbeitsgemeinschaft für Religions- und Weltanschauungsfragen, München 1992)
     Der Bruder des Bundespräsidenten, der weithin bekannte und anerkannte Physiker, Prof. Dr. C. F. von Weizsäcker, teilte in persönlichem Schreiben vom 22.10.1985 mit, dass „empirisch recht gute Argumente für z. B. astrologische Charakteranalysen vorgebracht werden können.“
     Wer sich je rational mit der Astrologie auseinandersetzt hat, weiß, dass es sich um selbsterfüllende Aussagen und Prophezeiungen handelt. Darüber hinaus wenden sich die Argumente, die gegen die Ersatzreligion Sterndeutung gerichtet sind, gleichermaßen gegen jede Religion.
     Fasst man hingegen „Religiosität“ weiter im Sinne von Ehrfurcht vor der Größe der Natur, im Sinne von Erkenntnis der eigenen Begrenztheit und Selbstbescheidung, dann erscheint Religiosität als sogar logische Folge, auch in der Hinwendung zum Mitmenschen und zur Umwelt, als Begründung einer überzeugenden Humanität.
     Albert Einstein: „Das Moralische ist ihm (dem Wissenschaftler; d. Verf.) keine göttliche, sondern eine rein menschliche Angelegenheit.“ Und: „Sie werden schwerlich einen tiefer schürfenden wissenschaftlichen Geist finden, dem nicht eine eigentümliche Religiosität eigen ist. Diese Religiosität unterscheidet sich aber von derjenigen des naiven Menschen. Letzterem ist Gott ein Wesen, von dessen Sorgfalt man hofft, dessen Strafe man fürchtet – ein sublimiertes Gefühl von der Art der Beziehung des Kindes zum Vater – , ein Wesen, zu dem man gewissermaßen in einer persönlichen Beziehung steht, so respektvoll diese auch sein mag. Der Forscher aber ist von der Kausalität allen Geschehens durchdrungen.“ (Einstein, A.: Mein Weltbild, Hrsg.: C. Seelig, Bertelsmann, Gütersloh)
     Am Beispiel des inzwischen zusammengebrochenen sowjetischen Kommunismus schilderte Konrad Lorenz eindrucksvoll, welche Menschen am anfälligsten sind für geistige Vergewaltigung: „Eines aber ist mir ... klar geworden ... Es ist dies die Tatsache, dass die sozial am besten veranlagten, gutherzigsten und anständigsten Menschen gegen die Anschläge des indoktrinierenden Demagogen besonders wehrlos sind. Vor allem hindert sie eine wirkliche Tugend, nämlich ihre Treue, daran, sich von der Doktrin zu lösen, selbst dann, wenn sie ihre Wertlosigkeit voll durchschaut haben. Wenn man die Tragik dieser Treue eingesehen hat, fühlt man die Verantwortlichkeit, die Jugend vor den Leimruten der Indoktrination jeder Art zu bewahren.“ (Lorenz, K.: Der Abbau des Menschlichen, Bertelsmann, Gütersloh, 1983)
     Bereits im Jahre 1981 habe ich in einem Aufsatz die idealistische Philosophie der „Kosmonomie“ vorgestellt. Wissenschaft wird definiert als forschende Disziplin, die für ihre Ergebnisse über eindeutige Beweisführungen verfügt, unabhängig von Religion, Parteipolitik, Kapital und Mode. Die sogenannten Geisteswissenschaften arbeiten bisher zu „unsauber“ und sind besonders anfällig gegenüber Esoterik, Unfug und Spuk.
     Irrungen der „Wissenschaft“ begründen sich in voreiliger kommerzieller Ausschlachtung, in persönlichen Abhängigkeitsverhältnissen und in niederem, vordergründigem Konkurrenzverhalten der sogenannten Wissenschaftler zueinander sowie im Phänomen des Fachidioten und eines aufgeblähten Beamtentums. Kosmonomisch verstandene Wissenschaft basiert, trotz des stets eiligen allgemeinen Fortschritts, auf sorgfältiger Selbstkritik im Bewusstsein der Begrenztheit menschlicher Möglichkeiten und mit dem Blick über lokale Horizonte hinaus, in der Vergegenwärtigung, dass alles nur in kosmischen Zusammenhängen realistisch erforscht werden und zum Nutzen der Menschheit Verwendung finden kann.
     Freilich sieht die Wirklichkeit ganz anders aus, wenn nicht gar hoffnungslos. Eine Gesellschaft, die auf ministerieller Ebene erdstrahlgläubige „Wissenschaftler“ fördert, die im Gesundheitswesen zu Gesundbeterei, Quacksalberei, mit Religion vermengter Meditation und Selbstverwirklichung durch „Selbstheilung“ zurückkehrt, deren sogenannte „Wissenschaftler“ immer häufiger über den Dooms Day (Weltuntergang) orakeln, scheint bereits endgültig kaputt.
     Sehen wir aber für unsere Nachfolgegenerationen nicht zu schwarz? Die Erde könnte sich viel schneller als erwartet selbst von einer solchen Menschheit heilen, denn so mancher Mensch würde vielleicht schnell lernen, wenn ihn die allgegenwärtige Misere noch unbarmherziger dazu zwänge. Die zahlreichen freireligiösen, humanistischen Gruppen sollten endlich konkret über politische Machtgestaltung nachdenken. Das bisher kaum merkliche Gewicht entspricht jedenfalls nicht der Zahl religionsfreier Menschen.


© Raymond Walden



Dienstag, 14. Juli 2020

Diesseits zu Hause


Die Menschheit führt sich als „Weltuntergangsgesellschaft“ auf, organisiert in den unterschiedlichsten Apokalypse-Gemeinden, vereint in Jahrtausende alter „Erfolglosigkeit“ ihrer naiven, zugleich boshaften Furchterregungen und Angstbeschwörungen.

Die Welt besteht dessen ungeachtet natürlich fort, die Menschen bekriegen sich aber in der Dummheit ihrer dogmatisierenden Beschränktheiten, die sogar bei „gutem Willen“ zur Niedertracht eskalieren.

Das ist das blamable Ergebnis ihrer „Glaubensbekenntnise“ in Ermangelung gegenseitiger Achtung, im Gotteswahn und in sonstiger ideologischer Indoktrination, im Defizit gemeinsamer Lern- und Wissensbereitschaft.

Kosmonome Philosophie, repräsentiert in den Herzen und im Verstand von sich nicht bevormunden und sich nicht täuschen lassenden Bürgern, könnte, bei erweitertem Bekanntheitsgrad, optimistische, lebensfreundliche Änderungen bewirken, denn sie weiß sich zu Hause in der kosmisch exakt zu begründenden Welt … auf der gewaltfreien Suche nach eindeutiger, freiheitlicher und emanzipierter Humanität und verantwortungsbewusster Lebensqualität.

Mensch, komme zu dir! 




 

Montag, 13. Juli 2020

Und Sie?



Das Kosmonomische Manifest wird hoffentlich
weltweit Freunde gewinnen
denn pandemisches Chaos
tötet Personen
ruiniert die Wirtschaft
schändet Kultur
beleidigt Wissenschaft
tötet Freiheit
genauso wie
persönliche Unabhängigkeit
und Humanität
Meinungsfreiheit und freie Rede
verratend
Demokratie verlierend
Würde
Humanität
panische Hysterie rund um den Globus
pandemisches Chaos die Intelligenz attackierend!

UND SIE?



Sonntag, 12. Juli 2020

And You?



The Cosmonomic Manifesto hopefully

will win friends worldwide

because pandemic chaos

is killing individuals

is ruining economy

is raping culture

is defaming science

and killing liberty

as well as

personal freedom

and humanity

betraying

freedom of mind and speech

losing democracy

dignity

humanity

panic hysteria around the globe

pandemic chaos affronting intelligence!


AND YOU?




Samstag, 11. Juli 2020

Mankind!



Cosmonomic Glimpse (17)
from a Viewpoint of Liberty


There is a fabulous but also dangerous sky above – no heaven!
We live on a fantastic but also dangerous planet: The Earth,
but you, Mankind, turn it into hell by creating too many “Gods”
which you adore and serve like their devils as well.
Doomsday” is your permanent philosophy
in continuing fear and horror as you produce
too many children,
skyscrapers too high,
slums and ghettos smelling diabolically,
turning your head from the poor and sufferings
while praising the idols of decadence.
War is the best management you practice at any place and time!

You know what I mean, dear friend? –
Yes, cosmonomic life makes the difference – if possible
at all in one's status quo.
Take pride in humanity and leave the childish irrationalism!” 


 

Freitag, 10. Juli 2020

Menschliches Glauben: Fortschritt ohne Orientierung (S. 110)


Es liegt im Wesen des Menschen, dass er neugierig sein Umfeld erkundet, denn die Kenntnis der Lebensbedingungen stellt die Grundlage seiner mittelbaren Überlegenheit gegenüber der Konkurrenz anderer Lebenserscheinungen auf der Erde dar und versetzt ihn zunehmend in die Lage, sich erfolgreich gegen Naturwidrigkeiten zu wappnen. Ebenso im Wesen des Menschen liegt die Neigung, egozentrisch, regional wie nationalistisch voreilige Schlüsse zu ziehen, die immer dann besonders deutlich als solche zutage treten, wenn Naturgewalten wieder einmal gnadenlos nicht nur Gedankengebäude hinweggerissen haben.
     Neugier, so scheint es, kennt vier Qualitätsgrade:
     Die erste Stufe ist die primitive Neugier, die nichts weiter erstrebt als zu erfahren, was Mitmenschen so treiben, nicht selten gepaart mit niederen Instinkten wie Häme, Neid, getragen von einer doppelten Moral.
     Als zweite Stufe präsentiert sich Neugier anspruchsvoller im Lösungsversuch eines konkreten Problems vor Ort; der Fachmann, Experte erntet hier seine materielle, aber auch ideelle Anerkennung.
     Auf der dritten Ebene arbeitet die Grundlagenforschung, die sich um Wissenserweiterung bemüht, ohne kommerzielle oder gesellschaftspolitische Konsequenzen zu berücksichtigen. Das zieht sehr unterschiedliche Beurteilungen nach sich, die von begeisterter Zustimmung bis zu vehementer Ablehnung reichen, allein, sie ändern nichts daran, dass Menschen immer ausprobieren werden, was denn „machbar“ ist.
     Mit dem höchsten Anspruch der Neugier beschäftigen sich nur wenige Menschen, indem sie nämlich Erkenntnisse suchen, die globale, gar universale Zusammenhänge aufzeigen, um Antworten zu finden auf Fragen wie zum Beispiel: „Was ist der Mensch? Welche Rolle spielt er im Universum?“ Glauben spielt bei ungeklärten Phänomenen lediglich auf der Basis erkenntnistheoretischer Strukturen eine Rolle, nicht jedoch im Sinne von Offenbarungsreligionen.
     Es ist das Manko der Menschheit, dass ihre Herrscher äußerst selten nur die erste Hierarchietreppe der Neugier übersteigen, denn die Mechanismen der Machterlangung sind entweder menschenverachtende Gewalt oder ebenso niedere, ausgeklügelte, als Demokratie beschriebene Werbestrategien einer machtbesessenen Eitelkeit, die Lug und Trug als Selbstverständlichkeit einschließt, gleichgültig, wer eigentlich für diesen Politpoker zu zahlen hat.
     Auf so deprimierender Ebene dümpelt und blutet die Menschheit vor sich hin und wenn sie irgendwo eine kulturelle Hochleistung feiert, kann man sicher sein, dass ihr gleichzeitig woanders unverhältnismäßig primitive Armut, Unterjochung und Leid ins Gesicht schlagen.
Die Gesamtheit leidet auf zweierlei Art, erstens durch gezielt negativen Einsatz einer an sich guten Erfindung und zweitens durch ein Spezialistentum, das die Auswirkungen nicht oder kaum in Beziehung setzt zu Nebeneffekten aus dem Spektrum der Naturwissenschaften und ebenso wenig aus dem Feld der Geisteswissenschaften. Ein Grund dafür liegt in einer unersättlichen Profitgier. So geschieht es tatsächlich, dass ärmeren Völkern preiswerte Aidsmedikamente vorenthalten werden, weil Kapitalkonzerne ihre Markenrechte gegen jede Humanität beanspruchen. Ähnliches gilt für die Nahrungsmittelproduktion, die wissenschaftlich verfeinert Überschüsse erzeugt, welche aber aufgrund angeblicher Logistikschwierigkeiten nicht an die bedürftigen und wirklich verhungernden Menschen weitergegeben werden. Andererseits ist keine Region der Erde für Kriegstreiber und Kriegsgewinnler abgelegen genug, um überreichlich Waffen und Zerstörungspotentiale herbeizuschaffen.
     Die meisten Spitzentechnologien weisen eine Verbindung zum Militär auf und es besteht keine Hoffnung auf eine Änderung des Aggressionsverhaltens, solange sich bestimmte Gruppierungen auf diesem Planeten in ideologischer Verblendung für „besser“ als andere halten. Vielleicht sind die Demagogen in ihrem grenzenlosen Egoismus sogar wirklich frei von Schuldgefühlen, so wie es auch der Massenmensch in den angeblich zivilisierten Staaten ist, indem er die Missstände zwar mehr oder weniger kennt, sie aber nicht wirklich zur Kenntnis nimmt, weil er ebenso selbstbezogen vor allem nach eigenem Vorteil trachtet.
Nicht nur der Erdball ist in drastische Interessensphären aufgeteilt, sondern auch im Weltraum spiegeln sich bereits dieselben Strukturen derselben Drahtzieher wider und erleben eine Rückkopplung auf der Erde durch Spionage-, Kontroll- und Killer-Hightech und ganz besonders auch durch Propagandasysteme, die mit einschläfernder Permanenz richtungskonforme Meinungen verbreiten bis hin zur penetrant wiederholten Falschmeldung und Desinformation. Ähnlich ist es bei wissenschaftlichen Themenstellungen, im Konkurrenzkampf der Firmen und Institute untereinander und zur Massenbeeinflussung durch angebliche Berufung auf die Wissenschaft, selbst wenn es sich um naive Einfalt und puren Unsinn handelt.
     Machtansprüche stützen sich auf Feindbilder, diese wiederum auf Vorurteile und fehlende Bildung. Bildung heißt nicht Anhäufung vordergründigen Wissens, sondern meint die Fähigkeit, für die vielfältigen Aspekte des Lebens Verknüpfungen aus dem Wissen herzuleiten. Nicht das zwecks Selbstverwirklichung in Mode gekommene Fabulieren von Ganzheit, die es nicht gibt, kann dem Leben Sinn verleihen, sondern die intellektuelle Öffnung für die Folgen des eigenen Handelns. Ohne Intellekt kein Selbstverständnis noch sonst irgendein Verstehen und ohne Bildung kein Intellekt; so regiert denn keineswegs nur der einzelne Despot, sondern genauso der Kapitalismus, der freilich ein ebensolcher ist und sich auf Opportunisten und nützliche Idioten stützt.


© Raymond Walden





Montag, 6. Juli 2020

Menschliches Glauben: Wenig hilfreiche Verhaltensweisen (S. 104)


Das Bedürfnis nach bewusster Lüge oder subjektiver Färbung, um das Miteinander bewältigen zu können, ist nicht rund heraus als boshafte Seite des Menschen zu beklagen, sondern eher als Unfähigkeit zu Besserem. Dadurch wiegt die Schuldfrage weniger schwer oder hebt sich gar auf. Die Menschheit kann nicht verantwortlich gemacht werden für ihren, sagen wir, unterentwickelten Zustand, denn jeder, der sich als Richter aufspielt, ist selbst nur ein Glied in diesem Entwicklungsprozess. Vordenker, beispielsweise die Protagonisten des Humanismus oder die Aufklärer, wie die Geschichtsschreibung sie überliefert, waren stets auch Kinder ihrer Zeit und keineswegs frei von Irrtümern. Aufklärung bedeutet aber Fortschritt, Erweiterung des Erkenntnishorizonts gegenüber der religiösen Stagnation, einem Stillstand, der den Massen gewohnte Heimat bedeutet, sei das Leben in dieser Vertrautheit auch noch so entbehrungsreich. Den Religiösen bleibt allemal die Hoffnung auf ein erlösendes Jenseits.
     Diese Ebene allerdings soll hier nicht untersucht, wohl aber als Voraussetzung für alle weiteren Überlegungen angesehen werden, denn Aufklärung kann selbstredend nur stattfinden innerhalb der Unaufgeklärtheit. Für den unabhängig Denkenden entstehen geradezu universale Probleme, weil kaum ein Lebensbereich ausgespart bleibt. Der Aufklärer muss davon ausgehen, dass er rasch als Sonderling betrachtet wird und auf vielfaches Unverständnis stößt.
Ich schreibe dieses Buch als jemand, der auch in sehr außergewöhnlichen Situationen Erfahrungen gesammelt hat, und zwar im Hinblick auf einen Abstand zu allem, was sich als Leben definiert. Es entsteht so eine differenzierende Sicht der Lebenskomplexität sowohl innerhalb des Lebensraumes als auch ganz besonders bezüglich der Lebenszeit in einem unfassbaren Universum. Und das wiederum begründet die noch entschiedenere Abgrenzung gegenüber Religion und Esoterik.
     Spätestens jetzt mag strenggläubigen Lesern der Gedanke kommen, die Respektierung religiöser Gefühle einzufordern, denn „Gott“ spielt für mich höchstens die Rolle eines Unterdrückers, eines von Menschen erfundenen Fabelwesens, an dem man sich nicht einmal durch Opposition unmittelbar reiben kann, weil es nicht vorhanden ist. Gottes Helfershelfer gebärden sich allerdings traditionell päpstlicher als der Papst, wodurch oft gerade die edelsten Menschen auf die Gaukeleien hereinfallen, womit sie aber nicht nur für Freidenker Probleme schaffen. Angesichts des durch Religionen verursachten weltweiten Leidens können religiöse Gefühle nicht als Tabu gelten; sie selbst sind ein Übel, weil sie mit der Ehre des Menschen verknüpft, ja verwechselt werden, was natürlich in keiner Weise gerechtfertigt ist.
     Schauen wir auf die Kulturen beliebiger Naturvölker abseits der Zivilisation, zeigt sich der Hang zum Mystischen, zum Zauber, zum Irrationalen, denn natürlich können diese Völker schon gar nicht die Frage nach ihrem eigenen Ursprung und dem zu erwartenden Zustand nach dem Tode erklären. Sie glauben einfach und in ihrem subjektiven Verständnis funktioniert das Wirken des Medizinmannes genauso wie der Zauber aller möglichen Rituale. Verfolgt man mit naturwissenschaftlichen Augen die Mischung so manches Liebestranks oder Heiltropfens, mag Ekel aufkommen.
     Was aber ist der christliche Glaube anderes? Er beruht auf der absurden Vorstellung, ein Gottvater hätte die Welt geschaffen – damit auch das Böse – und dann des Opfers seines eigenen mit einem seiner Geschöpfe gezeugten Sohnes bedurft, zur Erlösung der Menschen, deren Aufgabe es nun sei, zum Zwecke ihrer Läuterung die Kommunion mit dem Leib und dem Blut des „Gottessohnes“ zu praktizieren. – Indiskutabel für jeden denkenden Menschen. Aber von diesen gibt es weit weniger, als man angesichts der vielen Akademiker und angeblich nicht mehr so Kirchentreuen meinen möchte. Unsere westlich-abendländischen Gesellschaften sind bis in kleinste Details diesem aberwitzigen Weltbild in oft verdeckter Rigorosität verbunden. War in früheren Jahrhunderten Rom das Zentrum dieser Religion, erfolgte der Wildwuchs von Abspaltungen und Sekten dennoch unter der Berufung auf ein und dasselbe Bibelwort. Durch technische Mittel haben heute alle Gruppierungen viele Möglichkeiten der Einflussnahme, um Humanismus und Frieden zu verhindern.
     Was bleibt aber dem Menschen, der sich angewidert abwendet? Vorpreschend mag mancher ironisch einwerfen: die Selbsttötung; Religiöse sagen ihrem Lebensverständnis gemäß „Selbstmord“! Der Gottfreie steht auf verlorenem Posten. Aber welchen Posten muss er eigentlich halten, welchen esoterischen Wahn verinnerlichen, wenn er sich konsequent besinnt? Kein Gott befiehlt ihm – und Menschen nur bedingt, auch wenn im Alltag (Un-)Menschen durchaus Machtbefugnisse haben. Mit wachen und entscheidungsfreudigen Sinnen – das ist vielleicht ein Weg – kann man sich durch einen wahren „Zauber“, der „Gelassenheit“ heißt, befreien. Übrigens leicht auszusprechen, aber nur schwer umzusetzen. Denn Gelassenheit verlangt, Abstand zu gewinnen und zu bewahren gegenüber allen schon angesprochenen Ausgrenzungsversuchen, von denen es gerechtfertigte gibt, aber zumeist einfältige und ungerechte. Ebenso bedeutet Gelassenheit Freiheit von Modediktaten, von Massengefolgschaften bis hin zur intellektuellen Freiheit des Hinterfragens von Tabus. Innere Stärke ist dazu notwendig, die nicht jeder aufzubringen vermag, die aber ihrerseits gedeihen kann, hat sie erst einmal ein Minimum an Gelassenheit erzeugt. Weil diese Art zu leben auf Engagement und Neugierde basiert, ist sie keinesfalls mit Desinteresse oder gar Ignoranz zu verwechseln. Auch sympathisiert sie nicht mit Opportunismus.
     Woher lässt sich Gelassenheit nun schöpfen? Wäre das so leicht zu beantworten, besäßen vielleicht die meisten Menschen dieses Gut, dann wäre „Gelassenheit“ ein Unterrichtsfach, wie ja sogar Religion eines darstellt. Von religiöser Seite aus erzwingt man Ethik allerdings unter der Fuchtel eines göttlichen Strafgerichts und nähert sich ihr nicht etwa mit Einsicht, denn die widerspräche ja auch jeglicher Sinngebung von „heiligen“ Kriegen gegen Menschen, die anderen Glaubens sind.
     Gelassenheit wurzelt in der ungeschönten Kenntnisnahme des allgegenwärtigen Todes, der mich und mir liebe Menschen jederzeit ereilen oder langsam und qualvoll dahinsiechen lassen kann. Dieses Prinzip zeigt sich überall in der Natur und jeder, der die Schönheiten der Natur besingt, ist gut beraten hinzuschauen, wie einer den anderen frisst, ganz besonders auch in der sogenannten menschlichen Zivilisation. Das Ende oder eine drastische Veränderung des Lebens sind immer möglich, sodass alle anstehenden Probleme im intimen wie im öffentlichen Bereich demgegenüber zweitrangig sind.
     Die Masse flüchtet sich aus Angst in die Religion und bettet sich häufig in die Geborgenheit von Gemeinden, die das Individuum bis ins Schlafzimmer, ja bis in die urpersönliche Gedankenwelt hinein kontrollieren, denn nur so kann in gegenseitigem Hochschaukeln neben dem „Gottvertrauen“ gleichermaßen die Panik vor der Hölle entstehen, das heißt, ein Feindbild gepflegt werden.
     Gelassenheit kennt solche seelischen Verschnörkelungen nicht; sie muss nicht Gott noch Teufel fürchten. Ein Unsicherheitsfaktor besteht aus zwei Komponenten, der eigenen menschlichen Verzagtheit und der Gewaltbereitschaft des jeweiligen Gegenübers. Man kann davon ausgehen, dass echte Gelassenheit vom Gegenspieler häufig irritiert wahrgenommen wird, denn er ist es gewohnt, im Rahmen bestehender ideologischer Gepflogenheiten und Ehrbegriffe zu verhandeln oder zu streiten. Dadurch wird Gelassenheit für ihren Eigner nicht nur ein angenehmes Polster des Selbstverständnisses, sondern nach außen, gar gepaart mit Scharfsinn und Redegewandtheit, eine wirksame Waffe.
     Ausgrenzungen zum Wohle einer humanistischeren Welt scheinen gerechtfertigt, denkt man etwa an Menschen mit zerstörerischem, vielleicht widernatürlichem Charakter. Religiös orientierte Kritiker mögen einwenden, dass der Humanismus auch nur eine Glaubensrichtung unter vielen anderen darstelle. Dem lässt sich leicht entgegenhalten, dass Humanismus nie und nimmer das Töten auch nur eines Menschen befürwortet noch fordert, es sei denn, ein Mensch möchte aufgrund einer hoffnungslosen medizinischen Indikation selbst aus dem Leben scheiden und sich wie seinen Angehörigen sinnloses Leiden ersparen. Es wäre eine abwegige Gefühlsduselei, Leistungsverweigerer, Betrüger und andere asoziale Mitglieder der Gesellschaft bedingungslos aufzufangen, denn in der Masse nagen sie am Gemeinwohl. Eine berechtigte Ausgrenzung sollte jedoch das therapeutische Angebot der Resozialisierung offenhalten.
     Die Integration unterschiedlicher religiöser Anhänger bedeutet seit jeher, die Vorherrschaft einer Religion in dem entsprechenden Staat anzuerkennen. In keinem Land der Erde gibt es eine Multi-Kulti-Gesellschaft mit wirklicher Gleichberechtigung, denn sie ist unmöglich aufgrund der transzendentalen und durch „Offenbarungen“ beanspruchten sehr unterschiedlichen Wahrheiten. Nutznießer des tatsächlichen multikulturellen Chaos auf dem Globus sind diejenigen, die durch Globalisierung immer reicher werden und in religiöser Designermanier immer dekadenter prassen, während mehr und mehr Menschen existenzielle Not leiden. Es ist jedoch auch Not, die zum Glauben führt, die damit Menschen in einem fortwährenden Kreislauf zu unmündigen Opfern degradiert.
     Um die Massen still zu halten, bedarf es nicht allzu vieler Anstrengung; man denke an: Brot und Spiele! Wie anders lässt sich beispielsweise das Massenphänomen „Formel 1“ im Autorennsport erklären, wo Millionen immer wieder das stupide Befahren von Rundstrecken verfolgen und sich mit „Idolen“, an sich wildfremden Menschen, und kapitalkräftigen Autofirmen identifizieren, die sich vor Vergnügen die Hände reiben. Welcher Reiz beherrscht ein Massenpublikum, wenn nicht selten geistig Unterbelichtete als „Boxsportler“ aufeinander einschlagen, bis einer mit dem Risiko aller möglichen medizinischen Schäden zu Boden geht! Wie abartig sind viele Sparten des bezahlten Sports; es ist doch objektiv gesehen völlig bedeutungslos, ob beispielsweise Bayern München gegen Real Madrid verliert oder gewinnt, denn in keiner der beiden Mannschaften spielt auch nur ein Sportler der eigenen Stadt, ganz im Gegenteil, in beiden Teams finden sich Legionäre aus denselben fernen Ländern. Die Masse bewundert Luftblasen, die in Wahrheit allerdings durch puren geschäftlichen Egoismus finanziell aufgeblähte Ballons sind.
     Nicht anders verhält es sich mit dem Massentourismus: von Erkundungsdrang für das Gastland kaum eine Spur, es regiert die Schickeria; je exotischer der Sonnenstrand, desto vorteilhafter hebt man sich von den Daheimgebliebenen ab. Das Schicksal der Menschen vor Ort interessiert vielleicht als Staffage für das Urlaubsfoto.
     Die herrschende Massenmentalität einer vordergründigen, durch Konsum und Zeitvertreib erlangten Zufriedenheit entwirft eine Kultur, die eine solche Bezeichnung nicht verdient, denn es fehlt an der Grundvoraussetzung, an Kreativität. Ideenreichtum und Schaffenskraft sprudeln aus besonderen Quellen der Zielsetzung oder entstehen, wenn sich als wertvoll empfundene Anlässe ergeben. Wie sehr könnte sich die Menschheit aufwerten, besänne sie sich auf ihre eigenen Werte, beispielsweise die Würde jedes Einzelnen, und stellte sie über jeden der unsäglichen Götter und Abgötter.


© Raymond Walden




Samstag, 4. Juli 2020

Sequenzen von Skepsis (377)


Aphorismen zum Nachdenken und Zitieren:

4832
Vielleicht war die „Nachkriegszeit“ lediglich ein mittelfristiger Strategiewechsel im endlosen imperialistischen Weltkrieg.

4833
Es kommt zu Ohren, auch ins Blickfeld, aber schwerlich ins Bewusstsein.

4834
Schon geringe Anhebung des Sprachniveaus trifft auf massenhaftes Unverständnis.

4835
Seriöser Wissenschaft eröffnen sich wohl erahnte Möglichkeiten, doch die ahnungslos traditionell Gläubigen wenden sich ungeahnter Pseudowissenschaft zu, denn sie entspricht der rückständig spirituellen Gefangenschaft in der ängstlich erwarteten Apokalypse.

4836
Wissenschaft annulliert sich selbst in religiöser und ideologischer Zielsetzung.

4837
Bürokratieabbau erledigt der Computer mühelos im Aufblasen desselben gemäß der Aufgeblasenheit der Bürokraten und ihrer Ärmelschoner, gesattelt zu ausgiebigem Paragraphen-Ritt.

4838
Wer nicht sachlich und unter Wahrung von Respekt diskutieren kann oder es vor allem nicht will, wird mich nicht dazu bewegen, sein Unvermögen und seine sonstigen Defizite zu teilen.

4839
Immer schon war Zeitgeist ein Verblödungsfestival, zumeist gezeugt aus Befürchtungen und Feindbildern.

4840
Leben, wirklich zu leben, spielt sich in einer ganz anderen Zeit ab, die man sich nehmen muss. Wer aber kann das, wagt das, wenn nicht das freigeistige Individuum?

4841
Weil sie alle schon lange eigentlich immer Masken trugen, brach schließlich Pandemie aus, die kein Maulkorb dämmen kann.

4842
Methodische und methodologische Verkomplifizierung, „Verwissenschaftlichung“ von Unsinn soll den arglosen Bürger überzeugen, ihn zur Folgsamkeit zwingen.

4843
Die „Übertreibungsgesellschaft“ übertreibt es sogar in der Untertreibung: Alles ist extrem „unnormal“, das Normale allerdings eklatant unbekannt und in jedem Falle gefahrenträchtig, Angst und Panik einflößend; Orientierungslosigkeit als „Meinungsfreiheit“ wird aber trefflich zelebriert und gleichzeitig als „Alternativlosigkeit“ diktiert.

4844
Immer kann alles plötzlich erliegen – die panische Angst davor kann zur Ursache werden.


© Raymond Walden



Donnerstag, 2. Juli 2020

Menschliches Glauben: Was ist schon Wahrheit im Alltäglichen? (S. 100)


Man mag darüber streiten, ob ein Gefäß halb voll oder halb leer ist, unbestreitbar wird bei dieser Sachlage der zur Verfügung stehende Hohlraum zur Hälfte ausgenutzt. Die Begriffe „voll“ und „leer“ in Bezug auf die Hälfte signalisieren eine Interpretation des Beobachters, der damit seinen eigenen Ausgangspunkt der Betrachtung in die Diskussion einbringt. An der Tatsache der nur halben Befüllung wird dadurch nichts geändert. Eventuell ist aber das Faktum der Hälfte an sich bei der Zustandsbeschreibung gar nicht so entscheidend wie vielleicht der Anstieg auf die Hälfte oder das Absinken bis dahin. Von der eigentlichen Wahrheit wird so gewollt abgelenkt, geradezu klassische Beispiele für derartiges Vorgehen liefern die Interpretationen politischer Wahlergebnisse durch die Kandidaten, die sich nicht selten alle als Sieger empfinden; auch die Verlierer suchen sich je nach Bedarf einen ihnen genehmen Ausgangspunkt für ihre Beurteilung, um die Wahrheit, das muss unterstrichen werden, subjektiv schönzufärben. Dass sich dieses Faktenverdrehen immer wieder ungestraft wiederholen kann, ist ein deutliches Anzeichen für die Unempfindlichkeit der Beteiligten, nämlich der Manipulatoren, der Medien als Überbringer und des Publikums.
     Nun ist in Politikerkreisen dieses Verhalten gang und gäbe besonders bei Wahlversprechen, Absichtserklärungen und den folgenden Unterlassungen wie Meinungsänderungen. „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern“, kennzeichnet die überlieferte Wahrheitsliebe eines immerhin christlich-demokratischen deutschen Bundeskanzlers, der damit wenigstens ehrlich das Politikerselbstverständnis, übrigens aller Parteien, charakterisierte. Der Sarkasmus bleibt weitgehend ohne Folgen, weil die breite Masse gar nicht merkt, dass vor allem sie selbst damit verhöhnt wird. Wie wäre es denn, wenn man den so schwatzenden Politikern entgegenhielte: „Kümmert euch nicht euer gestriges Reden, warum sollte uns jetzt euer heutiges kümmern?“ Dass eine solche Überlegung vielleicht gar nicht so irreal ist, zeigt sich mehr und mehr in geringen Wahlbeteiligungen, sind sie doch keineswegs nur der Ausdruck von Wählerbequemlichkeit und Desinteresse, sondern auch von Ablehnung.
     Was ist schon Wahrheit im Alltäglichen, wenn die Herrschenden sich gefallen, es mit ihr nicht so genau zu nehmen? Der Bürger empfindet dem Staat gegenüber allerdings eine ebenso lasche Wahrheitstreue und so blühen beispielsweise Schwarzarbeit und Steuerflucht, die ja ohnehin nur anrüchig werden, wenn der eine oder andere tatsächlich in juristischer Hinsicht auffällt.
     Wahrheitsverachtung üben die Staaten durch die Unterhaltung von Geheim- und Spitzeldiensten, deren Machenschaften hier nicht näher zu durchleuchten sind. Und die sogenannte Diplomatie, wenn auch zumeist in elegantem Gewande oder diskret, profiliert sich als Schacher- und Übervorteilungskunst. Die Zahl der wirklich wachen Bürger nimmt prozentual ab, deshalb wird sich in absehbarer Zeit kaum etwas grundlegend ändern lassen.
     Wird die Demokratie einerseits als die bestmögliche Staatsform gefeiert, so verfälscht sie sich andererseits durch forcierten Kapitalismus; es gibt keine wahre Demokratie, es hat sie bisher nie gegeben. Dennoch sollte das Ideal davon erhalten bleiben, um dem Menschen seine Würde wenigstens für einen späteren Zeitpunkt in Aussicht zu stellen, denn gegenwärtig bemüht er sich mehrheitlich erfolglos, und zwar aufgrund geistiger Blockaden, die er aus sich heraus noch nicht erkennt.
     Es scheint so, dass die politischen Unwahrheiten lediglich die Fortsetzung der verschiedensten Wahrheitsvernebelungen, ja Wahrheitsmeidungen im alltäglichen Umgang miteinander darstellen. Vergegenwärtigt man sich, bei wie vielen Gelegenheiten man nicht nach Wahrheit verlangt, es darüber hinaus sogar vorteilhaft ist zu schweigen oder zu lügen, so drängt sich die Frage auf: Ist im Leben der Umgang mit unverfälschter Wahrheit überhaupt möglich oder verharrt der Entwicklungsstand des Menschen vielmehr auf der Ebene des Verdrängens und Wünschens?
     Ganz offensichtlich besteht ein Missverhältnis zum eigenen Tod, der vom Massenmenschen fast gar nicht ins Sein einbezogen wird. In der Praxis regt man sich kaum über den Tod anderer Menschen auf, nimmt ihn sogar mit Sensationslust zur Kenntnis, verschließt aber die Augen vor dem, was das eigene Schicksal bringen könnte, oder öffnet sich realitätsferner Religion und Esoterik. Mit deren Hilfe werden Tabus konstruiert, die nicht nur das Privatleben, sondern ebenso die Staatsphilosophien prägen. Die Einhaltung der Tabus wird im Besonderen mit dem Hinweis auf strafende Götter und Unsterblichkeit oder Reinkarnationen und Karma durchgesetzt. Weil solche Tabus unvernünftig, das heißt gegen den klaren Verstand und auch gegen natürliche Gesetzmäßigkeiten, gepredigt werden, sind Tabubrüche vorprogrammiert, Regelverstöße, die mit Unwahrheiten gedeckt und bemäntelt werden. Offen angelegte Wahrheit wäre, so ernüchternd das klingen mag, der Tod jedes Wunderglaubens, der ja zumeist von sich behauptet, wahr zu sein.
    Sofern moralisch vertretbar, wären kleine Notlügen hinnehmbar, wenn sie beispielsweise der Schonung des Gegenübers dienen sollen, um vielleicht im Krankheitsfalle die Hoffnungen auf Heilung zu unterstützen. Was bei leichteren Leiden mit absehbarem Verlauf sicherlich ermunternd für den Patienten sein kann, bedeutet bei hoffnungsloser Erkrankung allerdings nur ein Hinauszögern, ein Augenverschließen vor dem nahenden Ende, das dann um so katastrophaler empfunden wird.
     Der Alltag ist mit Lügen gespickt, sodass der geschickteste Wahrheitsverdreher die besten Erfolgsaussichten besitzt. Nehmen wir die Zeitungen her, die mehrheitlich schon auf der Titelseite eine Unwahrheit präsentieren, indem sie sich als „bürgerlich, parteiunabhängig“ bezeichnen, obgleich sie einer straffen politischen Ausrichtung unterliegen. Man weiß es im Allgemeinen und lebt damit ebenso wie mit der Dauerberieselung durch Werbung, die sämtliche Register der Schönfärberei zieht und Negatives, man ist versucht zu sagen „naturgemäß“ ausspart oder abstreitet. So macht man sich die Erde heutzutage untertan.
     Nun wäre es leichter gegen Verlogenheiten anzugehen, könnte man in jedem Fall so ganz zweifelsfrei definieren, was Wahrheit ist. Sie öffnet sich leider nicht nur als objektivierbares Faktum, sondern unterliegt gerade auch dem jeweiligen subjektiven Wahrnehmungsvermögen. Abhängig von der Tages- und Jahreszeit, vom eigenen Alter, von der Persönlichkeitsentwicklung, von Stimmungen und so weiter, erkennen wir Sachverhalte als wahr an, die gleichwohl auch Täuschungen sein können. So entstehen Unwahrheiten, die nicht aus Boshaftigkeit und Willkür resultieren, sondern in aufrichtiger Absicht als Wahrheit beeidet werden. Da stoßen wir auf das philosophische Einkalkulieren der Begrenztheit menschlicher Wahrnehmungen und befinden uns in der vergleichbaren Situation mit so vielen Zeitgenossen, die bei astronomischen Himmelsbeobachtungen spontan nach den Grenzen des Alls fragen, ohne zuvor überhaupt verstanden zu haben, wie unsere engere kosmische Heimat, das Planetensystem, aufgebaut ist. Das bedeutet, das praktische tägliche Miteinander besteht aus unkomplizierteren Wahrheiten, um die man sich aber selbst bemühen muss, deren Handhabung zu üben ist. Man kann jedoch davon ausgehen, dass die Masse übungsunwillig ist und von einflussreichen Nutznießern auch übungsunfähig gehalten wird.
     Sich wenig um Wahrheit zu kümmern, gleichgültig oder mit faulen Kompromissen zu leben, das sind die Merkmale einer Erdbevölkerung, die sich in großen Teilen ganz zu Unrecht als Krone der Schöpfung beweihräuchert. Dem Drang nach Fortpflanzung folgend werden unausgesetzt „hausgemachte“ Probleme erzeugt, sodass Menschen unter viel widrigeren Umständen leben müssen als Tiere in der freien Natur, die es nicht fertigbringen, aus rein ideologischen Gründen Artgenossen zu töten, Kriege zu führen, Lebewesen zu unterdrücken, auszubeuten, psychisch und physisch zu foltern oder dies „diplomatisch“ zu dulden.
     Als interessiert hinterfragender und selbstkritischer Bürger solche Lebensart zu verneinen, ein würdigeres Leben zu führen, erfordert den enormen Kraftakt der Abgrenzung, die nicht zu Ausgrenzung und Menschenverachtung führen darf. Solche Bemühungen können das Individuum überfordern, sie können aber unter zivilisierten Voraussetzungen ebenso Quelle für Lebensmut und –qualität sein.


© Raymond Walden



Mittwoch, 1. Juli 2020

Let Home be our Life


On a free land,
in clean fresh air,
upon clear waters,
under an open and wide sky,
clarified against the fashionable,
distant to nerd behavior,
away from any religion,
denying any ideology,

so I built home,*

admiring nature,
valuing humanity,
open to the arts,
substantiating peace and empathy,
taking sides against war,
tearing up enemy images,
cultivating emancipated individualism,
demonstrating upright backbone,
yearning for love and giving it,
not keeping silent even in silence.

None of rhapsodizing,
but implementation,
manifestation
in everyday life,
and while celebrating festivities.

Let home be our life.


* There is no equivalent word in the English language for the German term of “Heimat”.





Sonntag, 28. Juni 2020

Heimat sei uns das Leben


Auf freiem Land,
in sauberer frischer Luft,
auf klaren Wassern,
unter offenem weitem Himmel,
abgeklärt gegen Modisches,
in Distanz zu Fachidiotischem,
fern aller Religion,
jede Ideologie verwerfend,

so baute ich Heimat,

die Natur bewundernd,
Menschlichkeit schätzend,
den Künsten zugewandt,
Frieden und Empathie untermauernd,
Partei ergreifend gegen Krieg,
Feindbilder zerreißend,
emanzipierten Individualismus pflegend,
aufrechtes Rückgrat beweisend,
Liebe ersehnend und zeigend
und selbst im Schweigen nicht schweigend.

Nicht schwärmende Tümelei,
sondern Realisierung,
Manifestierung
im täglichen Allerlei
wie zum festtäglichen Zelebrieren:

Heimat sei uns das Leben. 


 

Freitag, 26. Juni 2020

Menschliches Glauben: Leidensfähigkeit (S. 98)

Vom Augenblick des Erkennens der eigenen Endlichkeit beginnt für den Menschen ein Ausmaß an Leid, das die Vorzüge des Bewusstseins gegenüber dem Tier nicht nur nivellieren kann, sondern den Menschen häufig vernichtend drangsaliert. Die Einsicht, dass ein endloses Leben unmöglich, dass der Tod demnach sinnvoll ist, vermag die Lage kaum zu entspannen, denn sie erschließt nicht den Sinn des Lebens. Dem denkenden Menschen stellt sich, ob er will oder nicht, die Aufgabe, seinem Leben einen Sinn zuzuordnen. Dem Nichtdenker wird es recht und schlecht gelingen, diese Aufgabe zu verdrängen und in einer geistigen Trägheit dahinzuleben. Angedickt zu einer gesellschaftlich zähen Masse, verkörpert das Nichtdenken aber den bisher als normal geltenden Zustand der Menschheit, die zwar mit ihrer angeblichen Denkfähigkeit kokettiert, jedoch konsequent das Denken bei jeder Gelegenheit verhindert und es gar bei Strafe verbietet. Religionen und Staatsphilosophien dulden kein kritisches Hinterfragen, sogar in den sogenannten exakten Wissenschaften gelten an Dogmen erinnernde Thesen und paaren sich esoterikähnlich mit vergeistigtem Wildwuchs.
     Gewöhnlich im frühen Kindesalter beginnt die eigentliche Demütigung des Menschen durch Indoktrinationen, deren einziges Ziel die Verhinderung des freien Denkens ist. Die Würde des Menschen wird zerstört, indem sie religiös oder ideologisch festgeschriebenen Dogmen unterworfen wird. Der Weg des Leidens erfährt so seine akribische Vorbereitung; das führt breit angelegt zu seelischen Konflikten, Doppelmoral, der Erzeugung von Feindbildern, Krieg und Völkermord.
     Kein einziges Staatswesen auf dem Globus verzichtet auf Denkverbote, wobei sich die Restriktionen auf das Äußern der Gedanken beschränken müssen, denn das Denken an sich lässt sich natürlich nicht ausschalten, aber wie schon beklagt, durch frühzeitige Infiltration oder gar Gehirnwäsche einschränken. Religiöse und staatliche Tabus mögen für nicht weiter nachdenkende Personen ausreichen, um den Sinn des Lebens demgemäß zu adaptieren und sich zumindest zeitweilig wohlzufühlen. Das Leiden wird dadurch nicht gemindert und schon gar nicht erklärt. Aber den wenigen Menschen, die aus irgendwelchen Gründen, die sie sich nicht ausgesucht haben, zum aufgeklärten Denken vorstoßen und zum Beispiel die religiös begründeten Zwangsläufigkeiten von Leiderzeugung bis hin zu gegenseitigen Abschlachtungen durchschauen, ergeht es kaum besser. Denn solche Individuen haben zumeist keine adäquaten Ansprechpartner, befinden sich in einer Gesellschaft, die ihnen mit Unverständnis und Ausgrenzung begegnet, wenn sie nicht gar drastischere Maßnahmen ergreift.
     Könnte man den biologischen Verfall des Menschenlebens als natürliches Leid bezeichnen, das sich durch menschliche Zuwendung im Verbund mit verantwortungsbewusster Wissenschaft lindern lässt, entsteht zusätzlich vergeistigtes „unnatürliches“ Leid in gigantischen Ausmaßen und mit zerstörerischer Macht.
     Anerkennt man die Würde eines jeden Menschen als unantastbar, erweisen sich Neid, Missgunst, Eifersucht, Rachsucht, Ausbeutung von Menschen, Nationalstolz, der „vaterlandstreue“ Kriegsdienst, Auserwähltheitsansprüche und religiöses Sendungsbewusstsein als offene Diskriminierungen anderer Menschen. Erst wenn ein wesentlicher Teil der Menschheit das begreift, kann sich Gewaltfreiheit als Grundprinzip des Miteinanders unter Achtung der humanen demokratischen Gleichberechtigung entwickeln. Solange Menschen glauben zu wissen, was irgendeine Gottheit verfügt und sich derartige Menschen zu Stellvertretern und Richtern der Götter aufspielen, produzieren sie Leid, weil das Gehirn denkunfähig verharrt. Ausgerechnet dieses komplexe Organ des humanen Menschseins muss erst noch zum Leben erweckt werden! Ob es der Evolution dereinst gelingen wird, einen solchen Status des Lebens hervorzubringen, erscheint in der Gegenwart als eher unwahrscheinlich, da doch vermehrt alle Kräfte der Selbstzerstörung in den Vordergrund treten. Trotz fehlgeleiteter Globalisierung mag unser Planet aber Nischen aufweisen, von wo aus Denkfähigkeit Überlebensstrategien evolutionär durchsetzen wird.
     Bis zu diesem Zeitpunkt wird das Leid anschwellen und vor allem freie Denker nicht verschonen. Die Sinnsuche für den Einzelnen wird dadurch um so schwerer und er wird keine Hilfe bei den Massenmenschen oder bei der Masse „Mensch“ erfahren. Humanität, so erscheint es mir, keimt, wenn überhaupt, in verbindlichen Partnerschaften auf den zahlreichen Ebenen des Alltäglichen, wobei allein die Partner die Kriterien jener Verbindlichkeiten in freier Übereinstimmung definieren und keine Religion und kein sonst wie konstruiertes Tabu ein Mitspracherecht besitzen.
     Unsere Leidensfähigkeit ist ein Merkmal der Evolution. Zuverlässige Partnerschaften, befreit von religiösem Klimbim voller Doppelmoral, werden sich behaupten. Eine Faszination für jeden, der denkt. Aber wie kommt man an denkende Mitmenschen, wenn nicht durch Zufall?


© Raymond Walden




Dienstag, 23. Juni 2020

Sequenzen von Skepsis (376)


Aphorismen zum Nachdenken und Zitieren:

4820
Waffen „wollen“ agieren, also zerstören und töten – in den Händen von (Un)Menschen und Göttern.

4821
Die ideologische Diffamierung der Farbe Grün schlägt der Natur ins pralle Leben.

4822
Grüner Wasserstoff“ wird zum Knallgas der physikalischen Leere im Kopf.

4823
Ideologie“ bedeutet Waschung des Gehirns, „Glauben“ macht nicht sauberer.

4824
Spottet nicht, wenn ihr es besser wisst, genießt euren Vorsprung und nehmt die wohlwollend auf, die euch um Rat und Beistand bitten.

4825
Annexion beschreibt Raub. Auf annektiertem Land zu siedeln, muss nationalistischen oder religiösen, eben „unmenschlichen“ Ursprungs sein.

4826
Wissen kann Missstände wenden, Wähnen aber kann Wissen vortäuschen und Wahrheiten wenden.

4827
Anspruch auf Hilfe in der Not ist verbrieftes Menschenrecht, gewählte Einsamkeit nicht minder.

4828
Die Maulkorb-Masken-Gesellschaft vermag nicht frei zu atmen, sie kann nicht frei sprechen und bald auch nicht mehr frei denken; sie soll nicht frei sein, sondern sich „willensfrei“, vor allem ängstlich fügen.

4829
Computer führen jedes Rechenmodell zuverlässig aus; quasi im Kadavergehorsam führen sie auch Krieg gegen die Menschheit – unter dem Kommando menschenfeindlicher Menschen.

4830
Wie deprimierend wirkt die reichhaltige Natur, wenn die menschliche Gesellschaft krank ist.

4831
Propagandisten werden durch ihresgleichen belobigt und ausgezeichnet. So „frei ist die Presse“!


© Raymond Walden



Samstag, 20. Juni 2020

Wann wird es Sommer?


Jede Jahreszeit weist ihre Alternative auf der gegenpoligen Planetenhälfte aus: Sommer hier, Winter dort.
So ist das in einer dualen und zugleich variablen Welt.

Grün-alternativ“ nannte sich einst eine neue gesellschaftliche Denkrichtung, die viel Wahres aufgriff und Zulauf erhielt.
Mit dem Aufstieg ins Establishment im Verbund mit Christen, Sozialisten, Freiheitlichen, Kapitalisten und sogar Kommunisten kam er immer drängender hervor, der Anspruch auf Zwang, den die Regierung bald als „Alternativlosigkeit“ zu ihren Entscheidungen stilisierte.
Der vormals gepriesene demokratische Sommer des Werdens, Sprießens, Erblühens und Reifens ist vorbei, „alternativlos“ herrscht winterliches Frostdiktat, wie zum Spott ausgeprägt ausgerechnet bezüglich einer Klimaerwärmung mit angeblich menschlicher Verursachung.
Nun auch noch – und „damit zusammenhängend“ (!) – Pandemie!

Die Menschen (immer die anderen) sind schuld, müssen bekehrt, geführt, belehrt, entmündigt, befehligt werden, „alternativlos“.
Im Verstoß gegen demokratische Grundrechte, gegen Menschenrechte und gegen Naturgesetze spielen sich Ideologen als das auf, wogegen die Evolution schon lange intelligente Alternativen schuf, wenngleich sie, erst am Anfang noch, auf ihre human kultivierte Lebenszeit warten müssen, denn die widernatürliche Alternativlosigkeit bietet alles zum eigenen Machterhalt auf. Der nächste „Sommer“ mag auf sich warten lassen; er kommt aber, da kosmische Naturgesetze (siehe auch Kosmonomisches Manifest) und nicht ideologische Phrasen, langfristig den Globus und seine Menschheit lenken.




Mittwoch, 17. Juni 2020

Sequenzen von Skepsis (375)


Aphorismen zum Nachdenken und Zitieren:

4808
Wachträume in weißen Nächten bei offenem, lichtem Fenster: Das Lager wird zum Himmelbett, der Vogelgesang konzertant, der Wind raunt Freiheit. Atme sie tief mit allen Sinnen ein, erlebe sie, lebe auf!

4809
Der Mensch „macht Männchen“ viel eilfertiger und kauziger als ein dressierter Hund.

4810
Die „sensationierte“ Befürchtungs- und Empfindlichkeitsgesellschaft wittert allgegenwärtige Bedrohung, bevorzugt die Gefahr und Hysterie derartig intensiv, dass ihr gewöhnliche Normalität unerträglich wird.

4811
Aus der „Welt um mich“, erforscht seit frühesten Kindertagen, entstand inzwischen das Kolossal-Gemälde „Die Welt in mir“. Beide Blickwinkel erst bestimmen den Standpunkt und die Bewegungsrichtung.

4812
Schmalsichtigkeit verengt sich weiter mit verwurzelter Fernsehversessenheit.

4813
Je absurder sich die Masse aufführt, desto „traumhafter“ entfaltet sich die Einsamkeit.

4814
Selbst gewähltes Engagement befreit, Lohnarbeit knechtet.

4815
Wer Glauben fordert, ist mit sich im Unreinen, denn ehrliches Vertrauen entsteht im freien Wollen.

4816
Bigotterie verpuppt Rassismus wie umgekehrt.

4817
Dummheit mag Gesellschaftsordnungen ausbremsen, kaum aber sich selbst.

4818
Besonders in verklemmten Gesellschaften hakt es in und unter vielen Beziehungen.

4819
Wirtschaftskrise durch epidemische Verirrungen? – Wir drucken Geld!
Und folgende Generationen zahlen. Wir schenken ihnen „Zukunft“!


© Raymond Walden