Montag, 27. Juli 2015

Ein gewaltiger Dialog


„Ein neuer Mensch!“

„Wer?“

„Ein neuer Mensch wäre nötig.“

„Gibt es nicht genug Menschen?“

„Nicht ein weiterer; der neue Mensch ...“

„Wer soll das sein ... oder was?“

„Auf jeden Fall ein anderer als bisher.“

„Wer ist denn der bisherige ... oder was?“

„Kein Mensch. Oder zu wenig Mensch.“

„Ab wann ist man genug Mensch?“

„Vielleicht ein bisschen, wenn man das Defizit erkennt.“

„Woran?“

„An Gewalt, Blut und Krieg, an Ausbeutung und Sklaverei.“

„Dann gibt es keinen Menschen!“

„Doch! Ein paar Exemplare sind immer unterwegs.“

„Wo?“

„Auf einem langen Weg.“

„Werden sie ihr Ziel je erreichen?“

„Wenn sie sich auf ein Ziel einigen.“

„So wäre das Ziel ihr Merkmal?“

„Zweifellos. Ein Gütezeichen.“

„Alle quasi im Gleichschritt?“

„Keineswegs! Jeder in seiner individuellen Identität.“

„Wird es erkannt werden, das Merkmal als Ziel?“

„Die Masse erkennt nicht. Sie ist nicht der Mensch.“

„Also wird es keinen Frieden geben?“

„Nicht ohne den neuen Menschen ... auf seinem langen Weg ... zum einigen Ziel, zur Menschlichkeit.“

„Und diese säuselt nichts von entschuldbarer Fehlbarkeit, sondern besteht in ehrbarer Gewaltlosigkeit?“

„Ihre Macht ist Gewaltlosigkeit. Der neue Mensch wird mächtig sein, mächtiger als alles Bisherige.“

„Allmächtig gar?“

„Niemals. Denn Allmacht ist ein unmenschliches Hirngespinst der Gewalt. Menschlichkeit maßt sich keine Allmacht an, nicht einmal die Interpretation einer derartigen Täuschung!

„Könnte er wirklich kommen, der neue Mensch?“

„Ich bin skeptisch. Aber was bleibt uns sonst? – Vielleicht nur sein unerreichtes Ziel.“



Samstag, 25. Juli 2015

Der Kompromiss als Verstärkung des Dilemmas


Regionale Denkstrukturen unterbinden globale Menschlichkeit

 Der moderne Massenmensch, nach meiner Definition der „Interimsmensch“, besitzt kaum eine eigene Denkstruktur, er verlangt, wenngleich mehr oder weniger unbewusst, nach Fremdstrukturierung durch Traditionen und Indoktrinationen, die beide durch Massenmedien und Realisierungen von Konsum- und Verhaltenszwängen „nach bestem Wissen und Gewissen“ ausgelebt werden.
Das geschieht jedoch nicht ohne ein gehöriges Maß an Schuldbewusstsein wegen der so lebensbedingten Verstöße gegen gepredigte Sonntagsprinzipien, welche die herrschenden Klassen überall auf dem Globus im Sattel halten.

Man denkt – wenn überhaupt – regional aufgrund mangelnder Kenntnisse und Bildung, man versteht andere Kulturen nicht, weil sie sich vor allem in ihren kriegerischen Potenzialen so deprimierend ähnlich, das heißt gegeneinander gefährlich sind.
Die Menschheit leidet immer gravierender unter dem Dilemma einer technologisch um sich greifenden Globalisierung, während es eine globale geistige Aufklärung nicht gibt. „Aufklärung“ entstand im Abendland unter ganz spezifischen philosophischen Voraussetzungen und Gegebenheiten, die zwar globale Gültigkeit ableiten mögen, weil ja auch die technologisch-wissenschaftlichen Errungenschaften des Okzidents universal anerkannte werden (im Falle von Naturgesetzen anerkannt werden müssen), die aber milliardenfach auf psychologischen Widerspruch und Nichtakzeptanz stoßen.
Es ist die Rede von Werten, die woanders mit Selbstverständlichkeit als Unwerte verurteilt werden. Solche Unverträglichkeiten münden zwangsläufig in Konfliktanhäufungen, denen keine verbindliche „Welt-Ethik“ Einhalt gebieten kann, weil es auch sie in Ermangelung der Aufklärung nicht gibt. Religionen dienen in dem Szenario wie eh und je lediglich der Interessenspaltung mit allerdings vernichtenderer Bewaffnung als zuvor.
Die Aufrüstung der Kontrahenten erfolgt skurrilerweise nicht selten mit dem ideologischen Gegner in „gemeinsamen“ Geschäfts- und Stabilitätsinteressen.
Kalter Krieg und Stellvertreterkriege scheinen vielen Entscheidungsträgern nicht nur unvermeidlich, sondern in ihrer Unweisheit schlussendlich sogar anstrebbar.

Keine Weltanschauung, welche auch immer, kann die Augen davor verschließen, dass die kleinen, besonders aber die großen Macht- und Ballungszentren jeweils ihre Positionen als „unumstößlich“ überbewerten, sich gar nicht der Mühe unterziehen, eine globale Philosophie zu entwickeln. Unter Globalisierung verstehen diese durchweg kleinkarierten „Macher“ stets die eigene Hegemonie, für deren Durchsetzung jedes Opfer und jedes Verbrechen gegen die Menschlichkeit als gerechtfertigte Tugend pervertiert wird.
Schachereien zwischen den unversöhnlichen Selbstverständnissen werden üblicherweise als diplomatische Kompromisse  gepriesen, weil ja sonst „überhaupt nichts ginge“. Was da wirklich vor sich geht, beinhaltet – auf die gesamte Weltszene bezogen – kurzfristige Milliardengeschäfte für die Kapitalisten und für die Politstrategen Stabilisierungen der etablierten oder geplanten Unrechtssysteme.

Derartige Machteskalationen richten sich direkt gegen das menschliche Individuum; es wird wie in antiken Schlachtordnungen zum Interessen- und Kriegsmaterial, zum Verheizen erzogen und gezwungen.
Über den desaströsen Gesamtzustand mögen in einigen Erdregionen Wolkenkratzer, Autobahnen, Flughäfen und andere neuzeitliche Infrastrukturen hinwegtäuschen, sie spiegeln aber umso drastischer den Konkurrenzkampf der Systeme wider.

Auf dieser Basis kann es keinen Frieden geben, außer der begrenzten, taktierenden Waffenruhe. Damit ist und bleibt der Krieg das unausweichliche Schicksal der Menschen, wie er es während der gesamten Menschheitsgeschichte blutig und grausam als Ergebnis beschränkter Hirnfunktionen prägt.
Die Primitivität lebt von Verbrüderungen gegen traditionelle und immer wieder neu definierte Feindbilder, in einem Patriotismus, der sich auch und nunmehr vor allem gegen eine freiheitliche Welt- und Werteordnung richtet.
Niemand sollte sich der Träumerei verschreiben, Religionen könnten, etwa durch Revolutionen, abgelegt werden. Die Göttermärchen bildeten sich über Generationen, Jahrhunderte, sogar Jahrtausende hinweg. Lösten sie sich plötzlich auf, fiele der Interimsmensch in orientierungslose Ratlosigkeit.
Es ist aber höchste Zeit für eine götterfreie und auch esoterikfreie Menschheitsphilosophie. Sie kann sich zunächst nur im Kontext aufgeklärter Menschen aus allen Teilen der Welt herausschälen. Ich denke dabei konkret an die im Kosmonomischen Manifest beschriebenen Ansätze.
Diese stellen aber logischerweise für alle Religiösen und für andere Doktrinentreue eine beängstigende Gefahr dar, der sie sich bis auf Weiteres mit aller Gewalt erwehren.
Unter der entschiedenen Ablehnung kann sich eine freiheitlich demokratische Welt-Ethik nur parallel zu den bestehenden Dogmen-Systemen entwickeln und nur durch Gewaltfreiheit in der Sache des Friedens und Rechts, der Lebensförderung statt der gängigen Lebenszerstörungen überzeugen.
Auch so ein Prozess wird Generationen benötigen. Erschwerend kommt hinzu, dass er über keine staats- oder religionsähnliche Organisationsstruktur verfügt. Die UNO käme unter Umständen dereinst infrage, bleibt jedoch für einen Fortschritt völlig bedeutungslos, solange die mächtigen Ideologie-Kartelle mit Veto-Rechten die Stagnation im untauglichen Staus quo garantieren.

Es ist richtig, dass die sogenannte Realpolitik auch immer wieder den faulen Kompromiss suchen muss – als Interimslösungen, die nichts mit einer Weltverbesserung im realen Verständnis zu tun haben, sondern mit der aktuellen Verwaltung der dümmlichen Animositäten und Eifersüchteleien im Regionalen und des Chaos der Welt.
Ehrliche Kompromisse setzen ehrenhafte Partner auf Augenhöhe voraus, wie sie etwa in praktizierter Demokratie um das Gemeinwohl ringen.
Von diesem Ideal entfernt sich jedoch die Menschheit, sie überlässt die Macht, kritikloser denn je, dem Kapital, das sogar ehemalige kommunistische Erzfeinde korrumpiert.

Der Versuch, kosmonomische, global geltende Menschlichkeitswerte zu entwickeln, um sie später vielleicht institutionalisieren zu können, bedeutet, dass die philosophische Denkrichtung nicht im Fatalismus resigniert.
Sie erkennt aber ihre gegenwärtige Chancenlosigkeit, weil sie
  1. noch nicht detailliert ausgereift ist und
  2. den Wettlauf mit dem immanenten Zerstörungswahn der Realpolitik gar nicht gewinnen könnte, denn sie agiert in einer völlig anderen, von Realpolitikern unverstandenen Disziplin.

Im ungünstigsten Falle bereitet kosmonomische Philosophie die Verständigungsbasis einer nach der Selbstzerstörung der Massenmenschheit post-chaotischen völlig neuen Wertegemeinschaft vor.



Dienstag, 21. Juli 2015

Französische Essenzen


Nein, Frankreich,
es war keine Liebe auf den ersten Blick.
Wir begegneten uns damals 1959,
deine Trikolore wehte über der Kaserne im süddeutschen Donaueschingen
und ich lebte gegenüber in einem Flüchtlingsheim.
Bisher waren mir nur Russen als Besatzungsmacht vertraut gewesen.

Zehn Jahre später, Frankreich,
führte mich eine Studienfahrt zu dir,
zu deinen Reichtümern an Kultur und Natur.
In Paris fiel ein Wort deutscher Verachtung;
es war das einzige Mal, danach nie wieder.
Und, Frankreich,
es dauerte zwar etliche Jahre,
dann aber sah ich dich immer wieder,
freundlich, liebenswürdig, aufgeschlossen,
vielleicht etwas nachlässig, doch voller Zivilisation,
so gekonnt lebend, obschon voller Streikbereitschaft
und sozialer Bürden.

Ich schäme mich, Frankreich,
deine Sprache nicht gelernt zu haben.
Du machtest es mir etwas einfach,
überall mit Englisch, neuerdings auch auf Deutsch durchzukommen.
Und wenn es wirklich einmal hakte,
beim Arzt beispielsweise oder bei der Polizei
nach erlittenen Gaunereien,
waren hilfreiche Menschen zugegen.
Es ist mir aber leichter, Frankreich,
die endlosen Werbeschaltungen in den Medien und
manchen Schnulzengesang nicht zu verstehen.
Übrigens geht es mir ähnlich in Deutschland,
wenn die vorwiegend englischen Popsongs
nicht so ins Gehirn drängen wie die neu zunehmend
deutschen „Pseudophilosophien“.

Deine Pariser Politiker, Frankreich,
entziehen sich meinem detaillierten Interesse so
wie auch die deutschen in Berlin.
Die deutsch-französische Freundschaftsbesiegelung aber
schätze ich als das Größte,
das Politik je leistete.
Lass’ uns, Frankreich, nie daran zweifeln.

Dein historisches Erbe, Frankreich,
Liberté, Egalité, Fraternité,
wurde nach der Revolution in Blut gebadet,
passt auch nicht zum Text deiner Nationalhymne,
schon gar nicht zu deiner Fremdenlegion.
Die Verwirklichung aber von Aufklärung, Frankreich,
ist unser gemeinsames Projekt
für eine Menschheit,
die sich ein Beispiel an der französisch-deutschen Aussöhnung
nehmen könnte.
Verdun mahnt uns alle.
Deine großen Kathedralen, Frankreich,
wie deine kleinen muffig ärmlichen Kirchen
belegen wie die deutschen Dome und die staatlich geförderten
Kirchen dieses Landes die Untauglichkeit zur Kriegsverhinderung.
Es sind Museen mit zum Teil faszinierender Architektur.

Welche Rolle spielt es, ob das Elsässer „Sauerkraut“ so
oder „choucroute“ heißt?
Der Rhein verbindet und verfließt als gestrige Grenze.
Deine Wegelagerei, Frankreich, auf deinen Autobahnen sei dir verziehen,
bietest du doch klare Infrastruktur und freie, entspannte Reisequalität.

Ich kann nicht beanspruchen, Frankreich,
dich zu kennen.
Immer wieder zog es mich an deine Küsten,
deine große Pilat-Düne habe ich erklommen,
die Strände von St. Tropéz sind mir vertraut.
Vom Mt. Ventoux spähte ich über die Provence,
viele Orte dort habe ich nicht nur einmal besucht.
Vincent van Goghs Spuren folgte ich in Saint-Rémy,
Paul Cezannes in Aix-en-Provence,
Pierre-August Renoirs in Cagnes sur Mer.
Auf dem Nietzsche Weg stieg ich hinauf nach Èze,
Denis Diderots morbide Felsenstadt Langres
dient mir oft als Etappenziel auf langen Reisen.

Das Roussillon mit seinen Katharer-Burgen, die Vor-Pyrenäen und die 
Küsten um Argeles sur Mer mit ihren berühmten Touristen-Magneten
wurden mir wie eine zweite Heimat.
Hier genieße ich das südliche Leben, spanne aus bei
donnernder Meeresbrandung oder bei stillem Wasserspiegel,
wenn ich etwa dem Sonnenaufgang entgegenschwimme.

Dem uralten „Menschen“ von Tautavel machte ich meine Aufwartung,
Pablo Picasso traf ich wieder einmal in Ceret.
Carcasson inspirierte mich, und, völlig in der Neuzeit,
hatte ich ein Picknick am Sonnenofen von Font-Romeu.
Ich badete im Tarn an steiler Schluchtenwand, stand beeindruckt
am  Pont d’Arc in der Ardeche-Schlucht
und besichtigte das grandiose Canyon von Verdon.

Deine Märkte, Frankreich, deine Brocantes überall,
auch das internationale Publikum,
geben ein permanentes Flair à la Parfüm aus Grasse
oder besser: aus dem Duft des mediteranen Früchtemeers.

Einen Wermutstropfen muss ich vergießen: Der blutige Stierkampf in Arles hat mich am Verstand der Menschen besonders berührt zweifeln lassen.
Aber sogar deine Widersprüchlichkeiten, Frankreich, mindern nicht deine Attraktivität.

Ich habe dich, du solltest nachsichtig sein,
einfach in Gedanken vereinnahmt.
Wenn mir in Deutschland Ungereimtheiten aufstoßen,
blicke ich auf dich, finde aber keineswegs geeignete Antworten,
denn in dir erkenne ich nicht nur „leben wie Gott“,
sondern viel Zwiespalt, denke ich an die Vorstädte, an
deinen Nationalismus, Militarismus und
manche esoterische Verirrung oder auch
an die exemplarische Dekadenz  an der Cote d’Azur.

Du bist mir wichtig als europäische Wurzel,
anders als Deutschland in seiner amerikanischen Vasallenschaft,
die von den meisten Deutschen und auch anderen Europäern
nicht vergegenwärtigt wird.
Mir scheint dein Weg durch die Geschichte etwas geradliniger als
die deutschen Irrfahrten zur Gegenwart,
aber was die kleinbürgerliche Identität betrifft,
gibt es wohl viele internationale Ähnlichkeiten und
im kosmonomischen Sinne Unzulänglichkeiten.

Dein Vorzug für mich:
Ich lebe nicht alltäglich in dir, sondern bin immer ein Reisender,
ein vagabundierender Wohnwagenfahrer,
der die unkomplizierten Kontakte zu allen möglichen Menschen schätzt,
der sich aber, bis auf wenige Ausnahmen, auch der gewissen
Unverbindlichkeit im jederzeit einhaltbaren Abstand erfreut.

Stets kehre ich gerne nach Deutschland zurück,
um mich bald erneut auf dich, Frankreich, einzulassen, und sei es
über den deutsch-französischen Fernsehkanal „arte“.

Nein, Frankreich,
ich bin nicht süchtig nach dir,
dazu sah ich viele andere Länder auch.

Ich sorge mich um eine ehrliche Werte-Identität.
Sie besteht nicht in Diktaturen, Oligarchien, Monarchien
und Gottesstaaten, sondern
in republikanischer Authentizität des Individuums,
deren bisher bescheidene, aber seriöse Leichtigkeit
deine Farben, Frankreich, besonders trägt. 



Samstag, 18. Juli 2015

Stille Spuren


In der Stille des Augenblicks
und des wachen Verstandes
teilt sich die Gegenwart allen Sinnen am eindringlichsten mit.
Die Vergangenheit unterliegt der Erinnerung,
bedarf des Protokolls, des Bildes, der Deutung,
auch des objektiven Beweises.
Zukunft meint Wünsche, Träume, Ängste, Perspektiven,
Planungen und Ansporn,
Kreativität und Ungewissheit, Realitätsferne sogar.
Gegenwart ist die flüchtigste,
ein sinniger, sinnlicher Schnappschuss, und schon vorbei,
jetzt.

Stille hört man nicht, in des Wortes Bedeutung,
aber man fühlt sie,
riecht und schmeckt und sieht sie,
sogar mit geschlossenen Augen.
Eine objektive Wahrheit
in ganz individuellem Erleben, oft so flüchtig.

Wie leicht folgt die subjektive Täuschung, ist nur
einer der Sinne getrübt,
oder verschlafen wir unsere Aufmerksamkeit.

Die Sinne „sensibilisieren“ sich in der Stille,
nicht im Getöse, im Klamauk irgendeiner Räson.
Der Sinn des Lebens legt stille Spuren.



Mittwoch, 15. Juli 2015

Griechische Verhältnisse


Griechenlands unfähige sogenannte Demokratie verkörpert die Tragödie, die Europa ins Schmierentheater verwandelt. Unfähig wie die griechische Politik seit Jahrzehnten, so inkompetent und Demokratie verdrehend die EU-Politik.
Und das im Schlepptau US-amerikanischer Hegemonie.
Der Zweite Weltkrieg qualmt gewaltig nach, ganz auch im Sinne Moskaus.
Eine Friedensordnung mit Veto-Vorrechten gibt es nicht. Da helfen keine Sonder-Gipfel am laufenden Band; sie dienen der Verschleierung der eigentlichen Hintergründe, der Abgründe menschlicher Machtbesessenheit und der Arglosigkeit der Bürger.
„Ahnungslos“ wie Griechen,
„unfähig“ wie Griechen,
„dreist“ wie Griechen,
„unaufrichtig“ wie Griechen,
„hilflos“ wie Griechen,
„weltfremd“ wie Griechen.
Das ist inzwischen europäischer Standard, der nicht den ehrlichen Menschen aller Nationen dient, schon gar nicht den ehrlichen Griechen, sondern den Menschen verachtenden Strategien des Kapitals, das sich dreist auf „Demokratie“ beruft und Oligarchen stützt, die Griechenland derartig ruinierten. 
Und nicht nur Griechenland.


Montag, 13. Juli 2015

Sequenzen von Skepsis (207)


Aphorismen zum Nachdenken und Zitieren:

2612
Die Menschheit leidet unter dem Tabu ihrer Sexualität, die sie sich unter abartigsten Verrenkungen verkneifen will.

2613
Wo die Liebe hinfällt, da zerbricht sie.

2614
Alles Reisen übt den Abschied.

2615
Weitblick auf dem Gipfel bleibt auch da erst recht eine Qualifikation des Geistes.

2616
Religionen, ausnahmslos,
fesseln den Geist.
Der freie Geist indes lässt sich nicht ketten, nicht schnüren und nicht leimen.

2617
Das Christentum schlägt laut eigener Lehre Wahrheit ans Kreuz.

2618
Menschlichkeit muss sich erst noch entfesseln, um eine globale Werte-Akzeptanz zu initiieren und sie in freier Entfaltung zu etablieren.
Das bedeutet, Steinzeitmentalität aufzugeben.

2619
Demokratie schien zu keimen, nun wird sie im Fluss des Kapitals und der Datenströme fortgeschwemmt. In lauterer Unaufrichtigkeit.

2620
Wo Wasser und Wind während Millionen von Jahren die Landschaft kerben, in Schluchten und Grotten, weitet sich dem denkenden Menschen das aufgeklarte Bewusstsein zu kosmischen Horizonten.
Der einschlafende Mistral hat tagsüber den Himmel provenzalisch blau geschliffen, nun brillieren Venus und Jupiter mit Regulus, dem Alpha-Stern des Löwen, in einer Reihe, gemeinsam mit der zunehmenden Mondsichel über den Felsmassiven und dem mäandernden Flusslauf der Ardeche. Ein tiefgründiger Sternenhimmel öffnet sich über den Steilwandungen des Tales und wird eins mit des Lebens zeitlicher und räumlicher Bemessenheit, mit seiner relativen Bedeutung. (20.06.2015)

2621
Lasst die Götter sterben und kommt zu euch!

2622
Wo sogenannte freie Religionsausübung die gesellschaftlichen Werte diktiert, gibt es weder Freiheit noch Demokratie, aber göttliches Lügen.

2623
Das kranke Griechenland fördert die Metastasen des europäischen Krebses zutage.

2624
Alles Leben endet, der Natur entsprechend, sinnvollerweise.
Im Namen „Gottes“ oder „Allahs“ werden sinnlos seit jeher Menschen gemordet.

2625
Der aufrechte Mensch krieche nicht: Auch nicht vor Göttern und ihren Teufeln!

2626
Des Menschen Joch heißt Religion.

2627
Die Macht der Medien spottet jeder Objektivität.

2628
„Dummheit“ weist so viel Wachstum aus, dass der Kapitalismus das Wort geflissentlich meidet. 


Copyright: Raymond Walden,  www.raymond-walden.blogspot.de

Freitag, 12. Juni 2015

Analoge Meditation


Ausgeschlafen bin ich, steh’ jetzt auf,
mache alle Sinne auf.
Wahrheit, auf dich baue ich,
lass’ mich, dir ergeben dich erstrebend,
bitte nicht im Stich.


Ich bin klein, von Anfang an belogen,
doch die mich beugten,
waren selber schon betrogen,
noch ehe sie mich zeugten.


Niedlich, niedlich, niedlich,
niedlich ist kein Herr.
Unaussprechlich friedlich, friedlich ist kaum er.
Er, der nie begonnen,
er, der nimmer war,
der nicht ist und spaltet;
ein Trugbild sonderbar.


Komm, o Hunger, sei mein Gast
und nimm reichlich,
was du als Mensch verdienet hast.


Mensch, du bist wohl würdig,
dass du Schutz findest unter einem Dach,
aber sie missachten dich mit falschen Worten,
denn ihr Verstand ist nicht gesund.


Kultivierter Mensch, wir loben dich,
Demütiger, wir preisen deine Stärke,
vor dir neigt die Würde sich
und bewundert deine Werke.
Wie du wirkst in unaufgeklärter Zeit,
trägst du die Hoffnung aller Menschlichkeit.


Gegrüßet seist du, freier Geist,
voll der Klugheit,
die Hoffnung ist mit dir,
du bist erkoren unter den Menschen,
und erlesen wird die Frucht deines Sinnens sein:
Emanzipation und Frieden.
Kausaler Geist der Ehrlichkeit,
öffne unseren Verstand und unsere Herzen
zu gegenseitiger Achtung der Wirklichkeit
und erlöse uns vom tödlichen Wunderglauben,
von ersponnenen Belohungen im toten Jenseits.
Denn wir lebten heute und jetzt
in Freude, auch in Seligkeit,
würdig unserer Sterblichkeit,
folgten wir nicht seit Menschengedenken schon
einer Menschen verachtenden Indoktrination.


Lebet in ehrlichem Bemühen
und kommet zu euch,
damit Frieden einkehre,
wo ihr bisher Chaos schafft!

Im Namen der Natur, des Menschen
und des kosmonomischen Seins der Welt. 



Donnerstag, 11. Juni 2015

Die ganze Welt in einer Bibliothek



INTERCULTURAL HORIZONS: "BIBLIOTHECA UNIVERSALIS"




 

 I.Libros publicados. Published books
 
     2014  

1. Niza Todaro (Uruguay), “Siempre existirá un mañana”

2. Donald Adamson (Finland), “Histories and Happenings”
3. Antonio Arroyo (Spain), “Subirse a la luz”
4. Isa Guerra (Spain), “Fragmentos de un mar de estío”
5. Luís Ángel Marín Ibáñez (Spain), “Fantasía en do mayor / Fantezie în do major”
6. Douglas Lipton (United Kingdom), “Lost Sister”
7. Katherine Gallagher (United Kingdom), “The Year of the Tree”
8. Calogero Restivo (Italy), “Oltre l’orizzonte. Dincolo de orizont”
9. Martin Bates (United Kingdom), “The Spring of the Poet”
10. Andrés Morales (Chile), “Poemas escogidos”
11. Paul Sutherland (Canada-United Kingdom), “A Sufi Novice in Shaykh Effendi’s Realm”
12. Félix Martín Arencibia (Spain), “Muestrario de esperanzas ciertas”
13. Neil Leadbeater (Scotland), “The Fragility of Moths”
14. Mike Bannister (United Kingdom), “The Green Man”
 
      2015

15. Alex Kudera (United States), “Over Fifty Billion Kafkas Served” (first edition)

16. Juana Castillo (Spain), “Zarzuela literaria”
17. Raymond Walden (Germany), “Die Fallstricke des Interimsmenschen”
18. Carmen Troncoso (Chile), “Al Sur de las Mariposas”
19. Martin Sosa Cameron (Argentina), “Interior del sueño”
20. Natália Canais (Portugal), “Moldura de saudade”
21. Rocío Espinosa Herrera (Spain), “Glosario de versos”
22. Rosario Valcárcel (Spain), “Himno a la vida”
23. Anna Rossell (Spain), “Alma escarchada”
24. Luís Benitez (Argentina), “El poema de hierro”
25. Morelle Smith (Scoland), “The Definition of Happiness”
26. Sonia Kilvington (Cyprus), "Dangerous Love"
27. Luís Ángel Marín Ibáñez (Spain), “Fantasía en do mayor / Fantasy in C Major”
28. Theodoro Elssaca (Chile), “Santiago bajo cero”
29. Carla Delmiglio (Italy), “Prima delle parole”
30. Anne Stewart (United Kingdom ), “Only Here till Friday”
31. Sally Evans (Scotland), “The Grecian Urn”
32. Claudio Sottocornola (Italy), “Fin de siècle”
33. Aquiles García Brito (Spain), “El Vendedor de caracoles”
34. Ettore Fobo (Italy), “Musiche per l’oblio”
35. Jean Taillabresse (France), “Nouvelles du pays natal”
36. Carlos V. Gutíerrez (Uruguay), “Olas del alma”



     II.En preparación. In progress

37. Donald Riggs (United States), “Made of Words”
38. Ezra de Haan (Netherlands), “Do You See the Wind in the Grass”
39. Burt Rashbaum (United States), “Blue Pedals”
40. Valerie Fox (United States), “Reading Apollinaire”
41. Astrid Fugellie (Chile), “Los Círculos”
42. Alex Kudera (United States), “Over Fifty Billion Kafkas Served” (second edition)
43. Masud Khan (Canada-Bangladesh), “Carnival Time and Other Poems”
44. Albert Hagenaars (Netherlands), “Bleeding Reliefs”
45. Gilvaldo Quinzeiro (Brazil), “Os Axiomas de São Pedro”
46. Michela Zanarella (Italy), “Coincidenze d’immenso”
47. Dante Gatto (Brazil), “A Ferida e outros poemas”
48. Luís Ángel Marín Ibáñez (Spain), “Fantasía en do mayor/Fantaisie en ut majeur”
49. Calogero Restivo (Italy), “Oltre l’orizzonte. Over the Horizon”
50. Martin Sosa Cameron (Argentina), “Relatos de Córdoba”
51. Matthias Erdbeer (Germany), “Essays”
52. Carmen Troncoso (Chile), “Entrevistas interculturales”

BIBLIOTHECA UNIVERSALIS - ALL THE WORLD IN A LIBRARY



Mit freundlicher Genehmigung der CLH-Redaktion, Daniel Dragomirescu, Bukarest


Donnerstag, 4. Juni 2015

Kapitalistische Ergebenheit


  1. Ich bin dein Arbeitgeber und Zeitnehmer, du sollst kein fremdes Brot essen neben mir.
  2. Es gibt nur eine Wahrheit: Geld.
  3. Dein Leben steht im Dienste des Geldes, unzweifelhaft bis zum Ruin, zum Tod im Namen des Geldes.
  4. Was gesund ist, bestimmt die Börse.
  5. Du sollst konsumieren, wachsen im Verbrauch.
  6. Bist du zu fett, sollst du fasten gemäß der tausendsten Diät der Wirkungslosigkeit.
  7. Orientierung ermöglicht einzig und allein die kapitalistische Presse-Verleger-Clique.
  8. Du sollst ungeschützt immer und überall unter Werbung dem Denken entsagen.
  9. Gedenke aber, dass Schnäppchen-Käufe dein bares Geld bedeuten, vergiss die Not und Unterwerfung der Ausgebeuteten fernab von deinen Konsumtempeln.
  10. Verteidige die Demokratie des Geldes, lasse Waffen liefern, lass’ dich aufhetzen durch saubere Kriegsberichterstattung und Erzeugung von Feindbildern.
  11. Entspanne dich täglich durch mordreiche Unterhaltung auf deinem Flachbildschirm, auf dass dein Hirntod dir unbewusst bleibe.
  12. Du sollst die Reichen beneiden, den Armen zu deiner Anerkennung großzügig gerade noch das Existenzminimum spendieren.
  13. Die Konkurrenz schläft nie, fürchte sie wie auch ungesunde Nahrung, Epidemien und Naturkatastrophen.
  14. Versichere dich gegen alles.
  15. Klage laut und berichte von deinen Wunderheilungen.
  16. Verfluche die Technik und Wissenschaft, deren Vorzüge dich krankmachend strapazieren und bestätige deinen fernöstlichen Spleen.
  17. Bete zu Gott, er ist traditionell mit den Geldgierigen.
  18. Ersatzreligionen verleihen dir prächtige Ahnungslosigkeit. Je weniger du weißt, desto überzeugender klingt deine Klimawahrnehmung, welche du mit der Fukushima-Wende schon teuer bezahlst. Wage keine Kritik gegen Klimapäpste, die immerhin „Geisteswissenschaft“ studierten.
  19. Lebe auf pump, nach dir kommt sowieso nichts mehr.
  20. Lass dich überwachen unbedingt, total, damit du erfährst, wer oder was du bist und nicht sein kannst.
  21. Vertraue dem freien Handel, wie er dir vertraut, wenn er dich kleingedruckt übers Ohr haut.
  22. Das Recht des Stärkeren ist im Kapitalismus kein Thema. Es gilt.
  23. Würdige das bare Geld, mit ihm floriert das Leben wie geschmiert.
  24. Überhäufe deine Kinder mit modischem Tand und Affenliebe zur Entlastung deiner fehlenden tatsächlichen Fürsorge, Liebe und Erziehung.
  25. Zu Risiken und Nebenwirkungen deines Lebens suche Rat bei der Inkompetenz der Schickeria und bei mandatlosen Stiftungen, Veranstaltern von Studien im Trend und Trainern der geistigen und körperlichen Verrenkung.
  26. Nimm trotzdem zur Kenntnis: Ein wirklicher Rechtsstaat deckte solches Leben nicht!


Mittwoch, 3. Juni 2015

Sequenzen von Skepsis (206)


Aphorismen zum Nachdenken und Zitieren:

2600
Im Paradies stirbt man nicht, man ist ja schon tot.

2601
Wo Milch und Honig fließen, säuert und klebt es gewaltig.

2602
Milch von homöopathisch behandelten Kühen!
Da ist der Käse im Hirn dahoam.

2603
Macht man aus seinem Essen ein Gesundheitsproblem, wird sich die Krankheit gewiss bald auftischen.

2604
Deutschland schwebt als US-Drohne über Europa.

2605
Im Glanz seines Grauens beseitigt der Kapitalismus jeden demokratischen Fleck auf dem Globus. Diese Freiheit des Handelns diktiert das Geld.

2606
Wo Glauben regiert, hat der Irrtum schon gesiegt.

2607
Charakterbildung steht nicht in den Lehrplänen ideologiehöriger Ausbildung.

2608
In der Weite des Landes wildert Humanität aus und kennt nur ein Ziel: Erweiterung und Abgrenzung der grenzenlosen Provinzialität.

2609
„Gott“ ist die beliebige Vielfalt; eindeutig ist an ihm nichts.

2610
Die Kirche hat „Gott“ geschaffen, je nach Betonung und Lesart.

2611
Philosophie hinterfragt, ergründet und begründet,
Politik verkündet
wider besseres Wissen,
aber im Interesse von Macht und Egomanie.  


Copyright: Raymond Walden,  www.raymond-walden.blogspot.de 



Freitag, 29. Mai 2015

7. Jahrestag dieser Internet-Seite


Zum „Geburtstag“ ein weiteres Interview, das ich Marc Imagine gab, dem Chefredakteur des Magazins „Vom anderen Stern“:

MI: 
Fast auf den Tag genau, Herr Walden, ist es sieben Jahre her, dass Sie mit der Veröffentlichung des Kosmonomischen Manifests Ihren Internet-Auftritt begannen. Ist Ihnen zum Feiern zumute?

RW: 
Zunächst ist anzumerken, dass bereits 2005 das Kosmonomische Manifest am Schluss meines Aphorismen-Bändchens „Sentenzen von Freiheit“ im Angelika Lenz Verlag erschien. Das Manifest jährt sich zum 10. Mal, die ersten Entwürfe reichen bis in die 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts zurück.
Da gibt es nichts zu feiern, denn das kosmonomische Weltbild stößt auf wenig Verständnis und folglich auf wenig Gegenliebe, obgleich es Auswege aus dem permanenten Gesellschaftschaos anregt.
Ich empfinde sehr bescheidene Genugtuung, dass sich nunmehr, allein durch die Öffentlichkeit des Internets ermöglicht, internationales Interesse regt.

MI: 
Stapeln Sie jetzt nicht etwas tief?

RW: 
Überhaupt nicht. Bedenken Sie bitte, dass nahezu alle kulturellen Traditionen freiheitlich kosmonomisches Ansinnen nicht nur nicht üben, sondern mit drakonischen Repressalien bis hin zur Todesstrafe belegen. Das adäquate Mittel in der kapitalistisch verschwommenen Demokratie ist das systematische Totschweigen, in der Diktatur das Wegsperren und Ermorden.

MI: 
Welchen Sinn haben unter diesen Umständen Ihre kosmonomischen Bemühungen?

RW: 
Resignierte ich und sagte: „Keinen“, empfände ich einen verräterischen Makel gegenüber  der Intelligenz des Menschen und ihren Repräsentanten wie beispielsweise Epikur, Diderot, Kant, Orwell, Nietzsche und ungezählte Aufklärer. In der Summe haben sie etwas bewegt.
Ich vertrete also nichts Falsches, vielmehr etwas bitter Nötiges.

MI: 
Einer Ihrer Freunde nannte Sie einen „Übermenschen“. Was sagen Sie dazu?

RW: 
Mir stockte der Atem, ich bedachte aber sogleich, dass mein Freund kaum Deutsch spricht und sich der Tragweite des Wortes nicht bewusst sein kann.
Ich schrieb ihm, ich sei wie er nur ein denkender Mensch.
„Übermensch“ charakterisiert mir das Diabolische, die „Herrenrasse“, das „auserwählte Volk“, beide als Rechtfertigungen zur Unterjochung der Vielfalt des Lebens, des Reichtums von Menschlichkeit. Und besonders als religiöse Verirrung.

MI: 
Was also könnte es sein, das Ihren Freund in diese Richtung denken lässt?

RW: 
Ich vermute, dass er mich überschätzt, weil ich keiner Indoktrination folge und stattdessen den Begriff „Interimsmensch“ für die Massen der Ideologie- und Religionsdevoten verwende.

MI: 
Eine wertende Menschenklassifizierung?

RW: 
Keine Diskriminierung und keine moralisch-ethische Bevormundung, sondern eine philosophisch faktische Unterscheidung zwischen Menschen in zumeist unverschuldeten Denkgefangenschaften und solchen vergleichsweise wenigen im Status freiheitlichen, aufgeklärt übergreifenden Denkvermögens mit der entsprechenden Kant’schen Bereitschaft zum Gebrauch des Verstandes.

MI:
Ihr Internet-Auftritt, Herr Walden, erscheint in Form eines Blogs, eigentlich handelt es sich aber nicht um eines der inzwischen üblichen Foren.

RW:
Das ist beabsichtigt. Kommentierungen sind möglich, jedoch nur auf entsprechend sachbezogenem Niveau und in gepflegter Sprache.
Ich verschwende keine Zeit für oberflächliches Palaver und stelle damit Ansprüche an den Leser. Hinzu kommt ein Aspekt, den wir vor allem in Deutschland leicht unterschätzen: Weltweit, wie erwähnt, ist es keineswegs politisch, religiös und gesellschaftlich ungefährlich, kosmonomische Philosophietexte zu lesen, sich gar damit zu identifizieren. 
Im christlich geprägten Europa muss Kosmonomie zwangsläufig zumindest als unschicklich gelten.

MI:
Ihre Aphorismen erfreuen sich aber zunehmender Beliebtheit?

RW: 
Bei der inzwischen beträchtlichen Auswahl unter keineswegs nur kosmonomischen Gesichtspunkten habe ich mir das natürlich erhofft.
Kurze Sprüche kommen wohl auch etwas unserem allgemein
beschleunigten Leben entgegen. Es macht mir Spaß, meinen eigenen Aphorismen immer wieder an völlig überraschenden Positionen zu begegnen. Kosmonomische Weisheiten jedoch sind nicht salonfähig, überfordern sicherlich auch manchen Bildungsnotstand.

MI:
Häufig wählen Sie auch die ungereimte Gedichtform für etwas besonders Nachdenkliches?

RW: 
Diese Textart führt tiefer und intensiver in die Gedankenwelt, ermöglicht sprachliche Deutungen und Verspieltheiten, geistige Verwandtschaften und Kontraste, manchmal sogar etwas Feierlichkeit, ohne zeremoniell zu wirken. Es bedarf aber dabei der Einfühlsamkeit von beiden Seiten, vom Autor wie vom Leser.

MI:
Essays, Gedichte und Aphorismen von Ihnen erscheinen inzwischen in der Friedensbewegung, in diversen Sprüchesammlungen, in dem multilingualen Magazin Contemporary Literary Horizon von internationalem Rang in Bukarest, in dem regionalen Autoren-Zirkel „Tentakel“ in Bielefeld; lassen Sie sich eigentlich doch nicht „verschweigen“?

RW: 
Ich überbewerte das alles nicht, denn die Medienwelt spielt in ganz anderen Größenordnungen, in Quoten, die nicht meine Welt darstellen, denn es ist eine „falsche“ Welt, die an Qualität einbüßt, weil sie trotz wissenschaftlichen und technologischen Fortschritts in barbarischen Ideologisierungen versinkt.

MI: 
Was treibt Sie persönlich dennoch an?

RW: 
Wahrheitsliebe wäre untertrieben. Wahrheit ist ein Naturgesetz, wie umgekehrt Naturgesetze, so richtig erkannt (!), Wahrheit sind.
Im Rahmen einer Bibliotheka Universalis in Bukarest (Redaktion Contemporary Literary Horizon) unter Teilnahme zahlreicher internationaler Autoren habe ich einige ausgesuchte Texte meiner Inter-Seite quasi hinterlegt, denn das Buch in Deutsch, Englisch und Rumänisch mit dem Titel „Die Fallstricke des Interimsmenschen“ ist nicht auf dem Markt erhältlich, also eine bewusste „akademisch-literarische“ Rarität.
Mein persönlicher Antrieb?
Ich habe Enkelkinder.
Sich um die Zukunft zu kümmern, erscheint mir lohnenswert bis zu meinem dereinst letzten Atemzug.

MI: 
Danke für das Interview. Und Glückwunsch zu  Ihrer permanenten Zuversicht, mit der Ihr Buch „Menschliches Glauben“ (Novum Verlag, 2008) endet:
„In der Menschwerdung des Menschen kann sich die Zukunft beweisen!“