Zum
„Geburtstag“ ein weiteres Interview, das ich Marc Imagine gab, dem
Chefredakteur des Magazins „Vom anderen Stern“:
MI:
Fast auf
den Tag genau, Herr Walden, ist es sieben Jahre her, dass Sie mit der
Veröffentlichung des Kosmonomischen Manifests Ihren Internet-Auftritt begannen.
Ist Ihnen zum Feiern zumute?
RW:
Zunächst
ist anzumerken, dass bereits 2005 das Kosmonomische Manifest am Schluss meines
Aphorismen-Bändchens „Sentenzen von Freiheit“ im Angelika Lenz Verlag erschien.
Das Manifest jährt sich zum 10. Mal, die ersten Entwürfe reichen bis in die
80er Jahre des vorigen Jahrhunderts zurück.
Da
gibt es nichts zu feiern, denn das kosmonomische Weltbild stößt auf wenig Verständnis
und folglich auf wenig Gegenliebe, obgleich es Auswege aus dem permanenten
Gesellschaftschaos anregt.
Ich
empfinde sehr bescheidene Genugtuung, dass sich nunmehr, allein durch die
Öffentlichkeit des Internets ermöglicht, internationales Interesse regt.
MI:
Stapeln
Sie jetzt nicht etwas tief?
RW:
Überhaupt
nicht. Bedenken Sie bitte, dass nahezu alle kulturellen Traditionen freiheitlich
kosmonomisches Ansinnen nicht nur nicht üben, sondern mit drakonischen
Repressalien bis hin zur Todesstrafe belegen. Das adäquate Mittel in der kapitalistisch verschwommenen
Demokratie ist das systematische Totschweigen, in der Diktatur das Wegsperren
und Ermorden.
MI:
Welchen
Sinn haben unter diesen Umständen Ihre kosmonomischen Bemühungen?
RW:
Resignierte
ich und sagte: „Keinen“, empfände ich einen verräterischen Makel gegenüber der Intelligenz des Menschen und ihren
Repräsentanten wie beispielsweise
Epikur, Diderot, Kant, Orwell, Nietzsche und ungezählte Aufklärer.
In der Summe haben sie etwas bewegt.
Ich
vertrete also nichts Falsches, vielmehr etwas bitter Nötiges.
MI:
Einer
Ihrer Freunde nannte Sie einen „Übermenschen“. Was sagen Sie dazu?
RW:
Mir
stockte der Atem, ich bedachte aber sogleich, dass mein Freund kaum Deutsch
spricht und sich der Tragweite des Wortes nicht bewusst sein kann.
Ich
schrieb ihm, ich sei wie er nur ein denkender Mensch.
„Übermensch“
charakterisiert mir das Diabolische, die „Herrenrasse“, das „auserwählte
Volk“, beide als Rechtfertigungen zur Unterjochung der Vielfalt
des Lebens, des Reichtums von Menschlichkeit. Und
besonders als religiöse Verirrung.
MI:
Was
also könnte es sein, das Ihren Freund in diese Richtung denken lässt?
RW:
Ich
vermute, dass er mich überschätzt, weil ich keiner Indoktrination folge und
stattdessen den Begriff „Interimsmensch“ für die Massen der Ideologie- und
Religionsdevoten verwende.
MI:
Eine
wertende Menschenklassifizierung?
RW:
Keine
Diskriminierung und keine moralisch-ethische Bevormundung, sondern eine
philosophisch faktische Unterscheidung zwischen Menschen in zumeist unverschuldeten
Denkgefangenschaften und solchen vergleichsweise wenigen im
Status freiheitlichen, aufgeklärt übergreifenden Denkvermögens mit der entsprechenden
Kant’schen Bereitschaft zum Gebrauch des Verstandes.
MI:
Ihr
Internet-Auftritt, Herr Walden, erscheint in Form eines Blogs, eigentlich handelt
es sich aber nicht um eines der inzwischen üblichen Foren.
RW:
Das
ist beabsichtigt. Kommentierungen sind möglich, jedoch nur auf entsprechend
sachbezogenem Niveau und in gepflegter Sprache.
Ich
verschwende keine Zeit für oberflächliches Palaver und stelle damit Ansprüche
an den Leser. Hinzu kommt ein Aspekt, den wir vor allem in Deutschland
leicht unterschätzen: Weltweit, wie erwähnt, ist es keineswegs politisch,
religiös und gesellschaftlich ungefährlich, kosmonomische Philosophietexte
zu lesen, sich gar damit zu identifizieren.
Im christlich geprägten Europa muss Kosmonomie zwangsläufig zumindest als unschicklich gelten.
Im christlich geprägten Europa muss Kosmonomie zwangsläufig zumindest als unschicklich gelten.
MI:
Ihre
Aphorismen erfreuen sich aber zunehmender Beliebtheit?
RW:
Bei
der inzwischen beträchtlichen Auswahl unter keineswegs nur kosmonomischen
Gesichtspunkten habe ich mir das natürlich erhofft.
Kurze
Sprüche kommen wohl auch etwas unserem allgemein
beschleunigten
Leben entgegen. Es macht mir Spaß, meinen eigenen Aphorismen
immer wieder an völlig überraschenden Positionen zu begegnen.
Kosmonomische Weisheiten jedoch sind nicht salonfähig, überfordern
sicherlich auch manchen Bildungsnotstand.
MI:
Häufig
wählen Sie auch die ungereimte Gedichtform für etwas besonders Nachdenkliches?
RW:
Diese
Textart führt tiefer und intensiver in die Gedankenwelt, ermöglicht sprachliche
Deutungen und Verspieltheiten, geistige Verwandtschaften und
Kontraste, manchmal sogar etwas Feierlichkeit, ohne zeremoniell zu
wirken. Es bedarf aber dabei der Einfühlsamkeit von beiden Seiten, vom
Autor wie vom Leser.
MI:
Essays,
Gedichte und Aphorismen von Ihnen erscheinen inzwischen in der Friedensbewegung,
in diversen Sprüchesammlungen, in dem multilingualen Magazin
Contemporary Literary Horizon von internationalem Rang in Bukarest, in
dem regionalen Autoren-Zirkel „Tentakel“ in Bielefeld; lassen Sie sich eigentlich
doch nicht „verschweigen“?
RW:
Ich
überbewerte das alles nicht, denn die Medienwelt spielt in ganz anderen Größenordnungen,
in Quoten, die nicht meine Welt darstellen, denn es ist eine „falsche“
Welt, die an Qualität einbüßt, weil sie trotz wissenschaftlichen und technologischen
Fortschritts in barbarischen Ideologisierungen versinkt.
MI:
Was
treibt Sie persönlich dennoch an?
RW:
Wahrheitsliebe
wäre untertrieben. Wahrheit ist ein Naturgesetz, wie umgekehrt Naturgesetze,
so richtig erkannt (!), Wahrheit sind.
Im
Rahmen einer Bibliotheka Universalis in
Bukarest (Redaktion Contemporary Literary Horizon) unter Teilnahme zahlreicher
internationaler Autoren habe ich einige ausgesuchte Texte meiner Inter-Seite
quasi hinterlegt, denn das Buch in Deutsch, Englisch und Rumänisch mit dem
Titel „Die Fallstricke des Interimsmenschen“ ist nicht auf dem Markt
erhältlich, also eine bewusste „akademisch-literarische“ Rarität.
Mein
persönlicher Antrieb?
Ich
habe Enkelkinder.
Sich
um die Zukunft zu kümmern, erscheint mir lohnenswert bis zu meinem dereinst
letzten Atemzug.
MI:
Danke
für das Interview. Und Glückwunsch zu
Ihrer permanenten Zuversicht, mit
der Ihr Buch „Menschliches Glauben“ (Novum Verlag, 2008) endet:
„In
der Menschwerdung des Menschen kann sich die Zukunft beweisen!“
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