Einsam
und hilfsbedürftig kommen wir auf die Welt, um sie ebenso zu verlassen. Leben
heißt Sozialisierung, Suche nach Kontakten, Anerkennung, Hin- und Zuwendung,
Harmonie und Liebe, aber auch Abgrenzung, Konkurrenz und Kampf.
Nichts
in dieser Gruppendynamik entbindet das Individuum von seiner eigenen
Verantwortlichkeit für sein bewusstes und auch unbewusstes Auftreten.
„Mildernde Umstände“ mögen sich einstellen durch Zufälle, Widrigkeiten und
sogenannte Schicksalsschläge.
Die
ureigene Einsamkeit endet nie, auch nicht in vielleicht längeren Phasen des
oberflächlichen Überspielens.
Eigentlich
gibt es aber zwei Charaktere von Einsamkeit, nämlich die des Verlassenseins und
die der erbaulichen Kreativität.
Dabei
ist die Zweite ein erstaunliches Mittel zur Linderung der Ersteren.
Das
sich Verlassenfühlen ist die sich ständig wiederholende Vorbereitung auf das
einst unvermeidliche Sterben. Nicht auf den Tod, denn der ist nichts, kann
nichts, ist bedeutungslos. Er existiert ja nur unter den Lebenden. Die Art und
Weise des Sterbens macht das Leid des letztlichen Verlassenseins aus, in der
Einsamkeit, in die wir alle gezwungen werden.
Freiwillige
Einsamkeit hingegen befreit sich von manchem Zwang, manchem inneren Widerspruch
und äußeren Unsinn, um eigene unabhängige Aktivitäten zu entfalten. In ruhiger,
selbstbestimmter Konzentration kommt Kreativität auf und schließt gar nicht
aus, dass ein lebhaftes Temperament und ein glühendes Herz das Schaffen und
Wirken beflügeln. Es geht nur um die eigene Sinngebung und Genugtuung.
Findet
darüber hinaus das entstandene Werk die eine oder andere äußere Anerkennung,
mag dies die freiwillige Einsamkeit nur etwas aufkratzen, vielleicht
irritieren, denn die wirklich Wissenden und Könnenden bleiben erst recht in einem
Blitzlichtgewitter von öffentlicher Würdigung immer einsam.
Sie
lassen sich die Einsamkeit nicht nehmen, denn sie bewahren ihr Refugium, das
sie aus freien Stücken für sich etablierten und aus dem heraus sie sind, wer
oder was sie sind: der eigenen Grenzen bewusst, Irrtümer und Zweifel
eingeschlossen.
„Alternativlosigkeit“
wäre ein demagogisches Diktat, ein Postulat expressiver Dummheit, ähnlich der
„allein seligmachenden Wahrheit“.
Die
kreative Einsamkeit erschließt sich nicht den Mitläufern, Opportunisten,
Teamplayern und Profitgeiern, die dem Welt-Chaos in die Hände spielen und dafür
sorgen, dass des Leidens Einsamkeiten die einzige wirklich erreichte
Unendlichkeit darstellen.
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