Mittwoch, 30. September 2020

Menschliches Glauben: 5. Esoterik, Freimauerer-Herrlichkeit (S. 159)

 


Januar 1985


Am Beispiel der Freimaurer lässt sich vergegenwärtigen, dass die gute Absicht allein noch keine Vernunft signalisiert. Die Söhne des Lichts, wie sich die Freimaurer selbst bezeichnen, folgen den Idealen Schönheit, Weisheit und Stärke und verstehen sich als Baumeister am „Tempel der Menschheit“. Humanität, Toleranz und Nächstenliebe verbieten jeden politischen Streit innerhalb der Freimaurer-Loge, in der „Stätte der Einigung und wahren Freundschaft“ wird niemand aufgrund seiner Religion benachteiligt. Verschwiegenheit wird von jedem Freimaurer unabdingbar gefordert. Das Ritual in diesem Mysterienbund geht zurück auf den ägyptischen Isiskult, die keltischen Druidenhaine und auf die Eleusinischen Mysterien. Winkelmaß, Zirkel und die Bibel sind die Symbole, die Drei gilt als „heilige Zahl“. Der Tempel bildet stets ein längliches Rechteck (vom Mittelpunkt der Erde bis in die Tiefe des Universums), darüber spannt sich die gewölbte Decke als Abbild des Sternenhimmels. In feierlicher Zeremonie wird die „Arbeit“ (so nennen die Freimaurer ihre Sitzungen) in der „gerechten und vollkommenen Loge“ verrichtet. (Quelle: Westdeutscher Rundfunk, 2. Programm, 10.1.1985, „Thema heute: Weisheit, Stärke, Schönheit – Die geheime Gesellschaft der Freimaurer“; alle weiteren Freimaurerzitate und Anmerkungen entstammen der Rundfunksendung.)

     Man muss sich erst vergewissern, ob man nicht falsch versteht; ein Bund von Männern erhebt allen Ernstes Anspruch darauf, „gerecht und vollkommen“ zu sein. Was mit dieser Vollkommenheit gemeint ist, wird unter anderem am Ende einer „Arbeit“ erkennbar, wenn es da etwa heißt: „Das Schwert bleibe uns Zeichen der Wahrheit und Zeichen der Gerechtigkeit.“ Es verwundert nicht, dass Frauen in diese vollkommene Gerechtigkeit nicht passen, philosophierte doch ein „Großmeister“, die Freimaurerei sei der Entstehung nach auf die „männliche Psyche“ zugeschnitten, es seien aber gerade Freimaurer, die sich schon immer für die „wahre Würde der Frau“ eingesetzt hätten. Gewährte man Frauen allerdings gemeinsam mit den Männern Zutritt zum Tempel, gingen da wohl doch einige „Dinge durcheinander“.

     Trotz dieses höheren Unsinns wurden die Freimaurer-Ideale zu Leitgedanken der Französischen Revolution. „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ sind auch die Prinzipien der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung, von deren 59 Unterzeichnern 53 Freimaurer waren. Wie Washington und Jefferson bekannten sich 14 weitere US-Präsidenten, darunter Eisenhower, Truman und die beiden Roosevelts, zur Freimaurerei, die Freimaurer-Symbole sind sowohl in den Grundstein des Weißen Hauses eingemeißelt wie von den Apollo-11-Astronauten auf dem Mond hinterlegt worden. Andere Quellen sprechen von insgesamt 15 Freimaurer-Präsidenten (Kane, J.N.: Facts about the Presidents, New York, 1989), von 13 Freimaurern unter den Vätern der Verfassung und von neun Freimaurern, die die Unabhängigkeitserklärung unterzeichnet hätten. Die meisten der weltweit mehr als 5 Millionen Freimaurer, nämlich etwa 3,5 Millionen, leben in den USA (Quelle: Enceclopedia Americana).

     Die internationale Liste prominenter, einflussreicher Freimaurer ist umfangreich. Darf es da noch überraschen, wie alles andere als „vollkommen“ die Weltpolitik seit jeher abläuft unter der Führung von Menschen, die sich als Mitglieder einer vollkommenen und gerechten Gruppierung verstehen?


© Raymond Walden 

 

 

Dienstag, 29. September 2020

Sequenzen von Skepsis (383)

 


Aphorismen zum Nachdenken und Zitieren:


4911

Zweifelsfrei ist Verblödung bereits wieder üblicher Standard.


4912

Experten“ wissen, was morgen ist, haben jedoch kaum Ahnung vom Heute, folgen dennoch konsequent ihrem Geltungsdrang.


4913

Registriert seid ihr, verraten und verkauft gemäß dem Datenschutz, der den Missbrauch absichert.


4914

Aggressive Werbung befiehlt der Masse, entmündigt, nötigt sie und erzwingt Scheinbedarf.


4915

Etablierte Sprachdrechselei verschnörkelt die lediglich elaborierte Verlogenheit.


4916

Begegnet mir ungefragt das „Du“, bleibe ich gelassen beim „Sie“. Bewirkt das keine Differenzierung, ist mir das Bestätigung, denn ich duze nicht das Indifferente, das Beliebige, das Belanglose.


4917

Wenn das sogenannte „Wir“ das „Ich“ nur noch zu konformieren statt zu integrieren versucht, erweist sich die Gemeinschaft als Versammlung der Hörigen und Opportunisten.


4918

Hysterie und Panik bringen das Unberechenbare zu höchster Entfaltung und die Intelligenz zu Fall.


4919

Dunkelpolarisation“ meint in erster Linie politisch-ideologische Agitation gegen das helle menschliche Denkvermögen.


4920

Besonders das aufgeklärte Gute benötigt Energie, die sich aus Ruhe und Besonnenheit erschließt, gleichgültig, ob in entspanntem Leerlauf oder in der Aktion unter Volldampf.


4921

An Kriegsauszeichnungen und Orden klebt Blut; der Befehl zum Morden kommt aus der Politik, jenem traditionellen Orkus der Massenverdummung und gefeierten Entmenschlichung. „Wie es war seit aller Zeit, so auch jetzt“ … und so weiter?


4922

Das „Bild-Zeitungs“-Niveau einer Redaktion dokumentiert sich in der Auswahl der Bilder, die entweder schöngefärbt präsentiert werden oder unvorteilhaft gehässig, abgesehen von der gezielten Manipulation durch Bildausschnitte und Blickwinkel: Bilder-Redaktionen bebildern „absichtsvoll“.


© Raymond Walden

 

 


Montag, 28. September 2020

A Real Cosmonomer (ARC)

 


If you know (not many do so) that logic is relevant

and causality is meaning reality,

you will become lonesome even when you are living

in a vivid city with millions of inhabitants,

because the masses do not want to know.


It is easier to believe in stories, particular in fakes

than to learn about real facts

and to deal with them responsibly.

It is more simple and comfortable to listen

permanently to preachers and demagogues,

multiplied by depending media,

than to explore and think on your own.

Of course, one should have learned this before,

but there are mighty religions and ideologies

that keep even the youngest ones away from learning

teaching them fairy-tale wisdom and pure lies

forbidding anyone that humane

dangerous for the propagandists –

free thinking.

So the betrayed ones are not guilty, anyway!

They may live with best intentions

but he whole world is suffering from these ideologies

stepping from one war into another,

dying because of poverty and from starvation all around

whereas the story tellers and their opportune fellows

are celebrating their profits.


You, as a free humane human, are stirring up

these scenarios, but I needn't tell you,

because you know already

and – hopefully – are prepared

for your life in self-determination

staying upright and honest, friendly and liberal,

being true to yourself always as

A Real Cosmonomer (ARC).



© Raymond Walden (ARC)


If you feel like “A Real Cosmonomer”, you may use this acronym ARC as well.

 

 


Sonntag, 27. September 2020

Menschliches Glauben: Antisemitismus (S. 156)


Oktober 2001


Was ist eigentlich Antisemitismus?

     Bisweilen wird der Kosmonomie Antisemitismus vorgeworfen, weil sie alle Religionen, also auch die jüdische, als weltfremd, antidemokratisch, menschenverachtend und kriegstreiberisch ablehnt: Religionen sind das Schwert, mit dem aus ganz irdischen Interessen heraus Menschen enthauptet werden.

     Betrachtet man die religiösen Auswirkungen in der Gegenwart, nicht etwa in dunklen vergangenen Zeiten, so mögen wenige Beispiele zur Beweisführung für das Postulat ausreichen.

     Im Jahre 2001 werden in Afghanistan Menschen vor ein islamisches Gericht gestellt und mit dem Tode bedroht, weil sie angeblich im „reinen" Moslemstaat für das Christentum missioniert hätten. Ein Verrat an Allah, der ja andererseits laut „gemäßigter" Moslems derselbe Gott wie der christliche sein soll! Dennoch stellt das die islamischen Gläubigen gnadenlos unterwerfende Gesetz, die Scharia, andere Ansprüche als die „christliche Gerechtigkeit". Zur Abschreckung für nicht gefügige Gläubige darf da schon mal, muss sogar Blut fließen, muss getötet werden – wie früher bei den Christen.

     Im Jahre 2001 gehören etwa 16% der indischen Bevölkerung zur untersten Kaste der „Unberührbaren", die in hygienischen Zuständen leben, welche nicht einmal an die eines Massenschweinestalls in Europa heranreichen. Doch die Religion verbietet jedes Auflehnen dagegen und vertröstet auf eine „Wiedergeburt", während sich die reichen Kasten laben.

     Im Jahre 2001 explodieren Bomben in Nordirland, weil Christen im Gedenken an den Erlösertod ihres Herrn offenbar so blutrünstig werden, dass sie darüber hinaus sogar auch Kinder auf ihrem Schulweg mit Steinen bewerfen und dadurch traumatisieren.

     Im Jahre 2001 gibt es in den USA einen religiös getarnten Rassismus, der seit Staatsgründung besteht: Diese "Kapitalgesellschaft" hat ganze Indianervölker im Namen des Christentums ausgerottet und hält die wenigen Überlebenden heute in Reservaten, in Gettos. An Wiedergutmachung, Entschädigung denkt dort niemand. Auch nicht an einen späten Ausgleich gegenüber den Nachfahren der Sklaven schwarzafrikanischer Abstammung. Da passt es ins Bild, wenn die US-Delegation auf der (Anti-)Rassismuskonferenz in Durban, Süd-Afrika, das Feld unter Protest räumt, weil sie sich mit den gegenwärtig einflussreichsten Rassisten solidarisch erklärt.

     Im Jahre 2001 verstößt Israel gegen das Völkerrecht, bereitet als Besatzungsmacht der palästinensischen Zivilbevölkerung seit endlosen Jahren die Hölle auf Erden, provoziert durch extrem nationalistische Politiker und übt stets maßlos gewaltige Rache.

     Und im Jahre 2001 glauben Palästinenser an den „heiligen Krieg", in sich ein Widersinn, der jedes Opfer, aus eigenen wie aus gegnerischen Reihen, rechtfertigt.

     Kosmonomie erkennt Religion als Frevel am Menschen, an der Natur und verurteilt logischerweise dieses blinde Rennen ins eigene Verderben. Wenn nun Juden das als Antisemitismus bezeichnen, ist dies nicht korrekt, denn in ihrem religiösen Übereifer verhalten sie sich undemokratisch.

     Juden haben trotz des fürchterlichen Leides, das sie nicht nur, aber besonders durch Nazi-Deutschland erfuhren, kein Recht, anderen Völkern Ihren Willen aufzuzwingen und die Menschheit zu bevormunden. Der Staat Israel "versündigt" sich sogar an seinem eigenen Volk, das mehrheitlich frei ist von orthodoxem Judentum. Eine religiöse verbohrte Minderheit diktiert der Gesellschaft: Demokratie ad absurdum!

     Keine Religion vermittelt der Menschheit Humanität, sondern lediglich das letzte „Amen". Und natürlich stellen Religionen keine Rassen dar. Gegen die jüdische Religion wie gegen alle anderen zu sein, ist kein Rassismus. Ferner repräsentieren alle Juden ebenso wenig eine Rasse wie etwa alle Deutschen, Engländer oder Franzosen.

     Aus dem gesamten philosophischen Ansatz heraus kann sich die Kosmonomie nie gegen den einzelnen Menschen, gleichgültig welchen Glaubens, wenden, denn alle Menschen besitzen die gleiche Würde. Sehr wohl aber kritisiert die Kosmonomie Religionen, Ideologien und Institutionen, die gegen die Menschenwürde verstoßen. Die jüdischen Religionsfundamentalisten und die Politik des Staates Israel missachten die Menschenwürde und -rechte anderer, sodass bei genauem Hinsehen "Antisemitismus" auch zu einem politisch-ideologischen Propagandabegriff wird, mit dem leider Berufs-Ideologen und Antidemokraten umgehen, um ihre Ziele, notfalls durch Verleumdung der freiheitlichen Welt und einzelner Personen oder Personengruppen durchzusetzen. Damit schaden sie der Völkergemeinschaft und vor allem dem Staat Israel, dessen Menschen Frieden und Gewaltfreiheit verdienen.


© Raymond Walden


Redaktionelle Anmerkung:

Der Artikel erschien auf diesem Blog auch schon am 23.01.2012 hier.

 

 

Samstag, 26. September 2020

Menschliches Glauben: Auch die letzte Supermacht am Ende (S. 153)


September 2001


Seit einer Dekade ist der Kalte Krieg vorbei, weil sich die kommunistische Komponente der Supermächte durch marode innere Strukturen selbst aufgelöst hat. Nur oberflächliche Betrachter erkannten darin einen Sieg der kapitalistischen Gegenmacht USA, unabhängige Kritiker verfolgen hingegen, wie sich die einzig übrig gebliebene Supermacht ebenso, nunmehr akzelerierend, ihr Ende bereitet.

     Die verheerenden Terrorakte in New York und Washington kann und darf niemand gutheißen; das Schicksal jedes einzelnen Opfers und seiner Angehörigen erzeugt tieftrauriges Mitgefühl, fordert Respekt und verlangt die Bestrafung der Täter nach freiheitlich-demokratischen Gesetzen. – Und nur nach diesen, wollen die Richter nicht selbst zu Terroristen werden. Bisher gibt es nicht einmal einen zweifelsfrei Anzuklagenden, es besteht die Gefahr der Konstruktion eines Popanzes.

     Niemand kommt mehr an der Frage vorbei, warum sich ein derartiges Machtpotential so perfide gegen die USA richten konnte. Die objektive Antwort: Man musste damit rechnen, hat den Gedanken daran nur in Selbstherrlichkeit verdrängt, sich nebenbei abreagiert, zum Beispiel beim Produzieren von Wahnsinnsfilmen wie „Independence Day“.

     Seit über 50 Jahren profitieren die USA von der Übervorteilung anderer Völker, die sie in Abgründe der Armut getrieben haben. Sie verbündeten sich zum eigenen Vorteil mit Diktatoren der übelsten Sorte, führten unzählige, ungerechtfertigte kleinere wie größere Kriege, vernichteten Millionen Menschenleben, um die in den kapitalistischen Medien keine Träne vergossen wurde.

     Im Innern sind die USA geplagt von nicht aufgearbeitetem Rassismus, von einem versagenden allgemeinen Bildungssystem, von Waffengewalt, von einer rachsüchtigen, Todesurteile fällenden Justiz. Die Bitternis wird geschönt durch eine dekadente Scheinreligiosität, die den „God-bless-America“-Staat in der einfachen Bevölkerung schon als Gottesstaat verklärt. Alle Merkmale eines kranken Nationalismus verdichten sich zu einer unheiligen Kreuzzugsmentalität gegen alles, was nicht proamerikanisch ist.

     Doch hatten die USA je wirkliche Freunde? Wie konnten diese, so es sie gab, die Vereinigten Staaten so in ihre Verblendung laufen lassen? Es gab wohl kaum Freunde, vielmehr Nutznießer, die sich ohne wirkliche eigene Meinung im Schatten des US-Reichtums zu sonnen wähnten. Da nahm es die Weltöffentlichkeit auch in Kauf, dass die USA Klimakonferenzen missachteten, ihre UNO-Beiträge nicht entrichteten, sich in Fragen des Rassismus, zuletzt in Durban, verweigerten und so weiter.

     Wann haben die USA sich je um die palästinensischen Flüchtlingslager im Libanon gekümmert? Diese jede Humanität verspottenden Einrichtungen sind nur möglich, weil die USA die religiös beeinflussten israelischen Regierungen kapitalkräftig unterstützen und die Errichtung eines gerechtfertigten Palästinenser-Staates verhindert haben. Aber hier liegt jetzt wahrscheinlich der Stein, über den die USA stolpern. Der Nationalismus eines Adolf Hitlers war glücklicherweise nach zwölf Jahren, wenn auch unter gigantischen Opfern, beendet. Als hätte niemand etwas aus der Geschichte gelernt, biedern sich europäische Politiker mit „uneingeschränkter Solidarität“ beim Kreuzritter Busch an, der jetzt mit „grenzenloser Gerechtigkeit“ in den Kampf einer internationalen Koalition gegen den Terrorismus zieht. Dabei haben die USA seit jeher Terroristen in zahlreichen Regionen aufgebaut. Das Vokabular ist häufig dem Nazijargon entnommen, die Völkerverachtung entsprechend.

     Nun sind die USA wirtschaftlich nicht am Boden, militärisch und logistisch schon gar nicht. Ein langer Opfergang scheint uns wegen wirtschaftlicher und anderer Verflechtungen allen bevorzustehen. Amerika ist nicht auf militärischem Weg zu besiegen, die überzogene Psyche der Massen in diesem Land wird die Rolle der Nation relativieren und auch die all jener Staaten, die ein geradezu infantiles Verhältnis zu den USA haben. „Uneingeschränkte Solidarität“ heißt doch im Klartext: „Führer befiehl, wir folgen dir!“ Nicht die Gerechtigkeit, sondern voreiliger und gedankenloser Aktionismus ist offenbar „grenzenlos“.

     Dass sich neomoderne Künstler sogar dazu versteigen, dem Terrorgeschehen einen ästhetischen Wert, nämlich in Form von beeindruckenden Bildern abzugewinnen, verdeutlicht psychische Abgründe der Leidens- und Gewaltverherrlichung, wie sie zweifellos in den beteiligten Religionen wurzeln und seit Jahrtausenden gepflegt werden.

     Der Terrorismus ist eine Herausforderung für die Aufklärung und die Humanität, aber nicht für die Religionen, die versagen müssen, weil man, frei nach Einstein, die Probleme nicht mit Methoden lösen kann, die zu den Problemen geführt haben.


© Raymond Walden

 

Redaktioneller Hinweis:

Dieser Text erschien auch schon im September 2008 auf dem Blog hier als Leseprobe.

 

 

 

Freitag, 25. September 2020

Menschliches Glauben: Rechtsextrem (S. 152)

 


September 2000


Rechtsextremes Gedankengut vor allem deutscher Prägung ist für jeden weltoffenen Geist eine unerträgliche Gesinnung, denn sie signalisiert nicht nur Diskriminierung, Ausgrenzung, Unterdrückung Andersdenkender, sondern viel mehr noch: menschenverachtende Gewaltanwendung. Keine demokratische Gesellschaft sollte auch nur ansatzweise solche Weltbilder dulden, denn sie gefährden die freiheitliche Basis einer offenen, pluralistischen Gemeinschaftsordnung. Aus ihrem Selbstverständnis heraus kann nun aber die Demokratie nicht gewaltsam gegen Neonazis vorgehen, sondern muss den Dialog suchen und Aufklärung gewährleisten. Im speziellen deutschen Fall versagt der Staat wieder einmal kläglich, denn er schafft es zum Beispiel nicht, die Parteiprogramme der NPD und DVU als verfassungswidrig zu entlarven. Stattdessen ruft er einzelne Bürger auf, sich gegen die Neorechten zu wehren, und veranlasst etwa Banken, neonazistischen Vereinigungen keine Kontoführungen mehr anzubieten. Welch eine Inkonsequenz! Wenn die Parteien als „verfassungskonform“ zugelassen werden, kann man sie nicht mit dem undemokratischen Mittel der Ächtung bekämpfen. Dieses Verfahren unterstreicht die Scheinheiligkeit der politisch Verantwortlichen, die gleichermaßen in der Prävention von Rechtsradikalismus Wesentliches versäumen.

     Da kommen beispielsweise Hunderttausende von Ausländern nach Deutschland, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind. Die Kinder werden aber in normale Regelschulen geschickt, wo sie jahrelang dem Unterricht nicht folgen können. Darf man sich wundern, wenn diese Jugendlichen auf die schiefe Bahn geraten? Die Familien werden in vielen Städten in geradezu gettoähnlichen Wohnanlagen untergebracht, in sozialen Brennpunkten, die sich der deutsche Staat somit selbst schafft. Vor so viel bürokratischer Inkompetenz resigniert so mancher Sozialarbeiter, obgleich bestens motivierter, und der Normalbürger schon allemal.

     Wenn dann die Gewalt der Rechten auf der Straße eskaliert, schaut der Staat mehr oder weniger weg; die Polizei registriert oft unter Gefährdung der eigenen Sicherheit die Personalien der Gesetzesbrecher, muss sie aber bald wieder freilassen, weil die Demokratie durch ihre führenden Köpfe in Politik und Justiz an jenem Ast sägen lässt, auf dem sie sitzt. Dies kommt nicht von ungefähr, denn die Rechtsradikalen wissen seit je, dass die politischen Feiertags- und Gedenktagsredner nicht selten aufgrund von Parteispenden, Verfilzungen und anderen Unaufrichtigkeiten ihre Posten bekleiden; man hat manchmal den Eindruck, die „Demokratie“ kuscht vor den Radikalen.

     Es gibt aber keine Alternative zur Entschlossenheit gegenüber den braun-konservativen Horden, zumindest für ehrliche, auf allen Ebenen des Lebens konsequente Demokraten. Speziell Deutschland leidet wieder einmal an Politfiguren, die zu mehr Zivilcourage aufrufen, während sie selbst Aushängeschilder von Opportunität und leeren Formulierungen darstellen.


© Raymond Walden

 

 


Donnerstag, 24. September 2020

Menschliches Glauben: Es grünt, bevor es braun wird (S. 150)


März 1998


Politisch „grün“ wird allgemein und besonders im Vergleich mit dem konservativen Bürgertum als „links“ eingestuft; das Gegenteil ist aber der Fall. So wie die Einteilung in „links“ und „rechts“ sowieso einen politischen Anachronismus darstellt, wurzeln die Grünen in brauner Heimaterde und träumen vom Licht, das aus der Erleuchtung kommt. In Bezug auf die Atomenergie darf man sicherlich formulieren: Diese Technologie mit ihren überaus risikoreichen Folgelasten hat sich aufgrund einer bestimmten Lobbymentalität durchgesetzt, der Beweis, dass ebenso hohe Investitionen in umwelt- und zukunftsschonende Systeme eine verantwortungsvollere Art der Energieerzeugung gewährleisten könnten, ließ sich so nicht erbringen – in Ermangelung einer Chancengleichheit der konkurrierenden Hypothesen.

     Fakt ist, dass die Atomenergie nicht mit einem Wort abgeschaltet werden kann, so die westlichen Zivilisationen (auch mit all ihren Schattenseiten) nicht in ihrer Existenz gefährdet werden sollen. Fakt ist genauso, dass ein „grünes Bündnis“ – als wüsste die Historie nicht von den merkwürdigsten „Bünden“ zu berichten – die Demokratie mit Füßen tritt. Es gibt Entscheidungen einer demokratisch eingesetzten Regierung und eine Minderheit nimmt sich heraus, dermaßen dagegen vorzugehen, dass Zigtausend Sicherheitsbeamte zum Einsatz kommen müssen, um das Fortführen der Regierungsgeschäfte zu gewährleisten. In den Parlamenten wird von Abgeordneten betont, nur „friedlichen Protest“ unterstützen zu wollen. Dass dies bei Politikern überhaupt nötig erscheint, zeigt die offene Wunde der Demokratie auf: Minderheiten pauken ihre „Rechte“ mittels Sabotage durch, indem sie beispielsweise Bahngleise unterhöhlen, ohne auch nur zu fragen, wer die bezahlt hat, wer die Menschen sind, die als Beamte diese Anlagen schützen müssen, und ob die Mehrheit der Menschen in diesem Staat einen derartigen Aufmarsch dieser narzisstischen Szene gutheißt. Narzissmus, das heißt Selbstverliebtheit, ist die Vorstufe des Nazismus, des Wahns, im völkisch oder ideologisch bedingten Auserlesensein die eigenen Interessen und Anschauungen gewaltsam und bis hin zur Eskalation durchzusetzen. Auch ein Adolf Hitler beschwerte sich stets über die inkompetente Bevormundung vonseiten der Pragmatiker, auch er pflegte in jeder Hinsicht theatralische Inszenierungen und pfiff auf die Demokratie, wenn es um Massenmobilisierungen ging. Schaut man sich die Grünen/Bündnis 90 heute an, dann sind sie freilich nicht nur verantwortlich für Antiatom-Spektakel, vielmehr propagieren sie noch Aussteigermentalitäten, die sie weidlich pflegen im Verbund mit einigen nicht ganz so entschlossenen Politikern anderer Parteien, die da auch glauben: immer nur positiv denken, bis du rotsiehst oder es dir schwarz vor Augen wird.

     Grüne sind überhaupt keine Sympathisanten der NSDAP – um Gottes willen! Ihre Glaubensmechanismen indes bringen mit ihren erdigen Männern und strickenden Frauen jene Typen hervor, die uns unter Schuldzuweisungen weismachen wollen, was Leben ist. Nicht wenige sind esoterisch angehaucht, so manche anthroposophisch reinkarniert und abgehoben auf dem Egotrip, immer unduldsamer gegenüber Andersdenkenden. Erledigt sich all dieses, wenn hoffentlich bald die bräunlichen Wurzeln einer naturtümelnden „Klasse“ ausgegraben werden, einer provinziellen, pseudodemokratischen Schickeria, die eine Haltung an den Tag legt, welche der grüne deutsche Außenminister Fischer als Egomane im Jahre 2005 genüsslich auf die Spitze treibt? Auf dem NRW-Parteitag der Grünen applaudieren die Mitglieder sektiererisch-frenetisch ihrem Guru.



© Raymond Walden

 

 

 

Mittwoch, 23. September 2020

Menschliches Glauben: Vernachlässigte Meldungen (S. 149)


Februar 1998


Trotz der bekannt eingeschränkten kapitalistischen Pressefreiheit sollen nicht die Möglichkeiten, an demokratischer Meinungsvielfalt teilzuhaben, verschwiegen werden, die sich ergeben, so man aufmerksam auch zwischen den Zeilen liest oder internationale Quellen nutzt, die sich naturgemäß nicht immer so ohne Weiteres gleichschalten lassen.

     1919/20 soll es einen Ausbruch der Spanischen Grippe gegeben haben, die mehr Opfer forderte als der 1. Weltkrieg, doch niemand spricht mehr davon. Mao Tse-tung soll von allen Diktatoren die meisten Menschen umgebracht haben, Stalin soll sich als Zweitgrausamster erwiesen haben, doch niemand liest diese alten Geschichten.

     Nicht wenige Politiker beklagen den allgemeinen Pessimismus und die Verzagtheit der Deutschen. Darf man sich wundern, nachdem bereits jahrzehntelang – gerade auch von jenen Politikern ausgehend – ein Trommelfeuer an Schuldzuweisungen über die Bevölkerung niedergeht, das jedes Verbrechen der Nazis aufzulisten sucht, ohne die der anderen, gar noch die gegenwärtigen, ebenso akribisch zu verfolgen? Es kann nicht angehen, permanente, einseitige Aufarbeitung der eigenen Verbrechen zu betreiben, während ähnliche Dokumente menschlichen Versagens einfach ausgeblendet werden. Da gibt es zu viele Meldungen, extrem tendenziös und gleichermaßen überflüssig, und diese Methode überträgt sich wie selbstverständlich auch auf eigentlich sachliche Probleme, denken wir an AIDS, an El Nino, das nie endende Klimamärchen, an die abgeflaute Dinosaurier-Extase, aber auch an die neuerdings in Verdummungsillustrierten geschilderten Kontakte zur toten Diana: allesamt Ablenkungsmanöver! Zum Beispiel will man – nicht zuletzt durch die „diplomatischen“ Reisen der Außenministerin M. Albright – von der unverhohlenen Kriegstreiberei der Amerikaner gegenüber dem Irak ablenken. Der Diktator Hussein ließe sich durch konsequente Politik auch anders beugen. Unter dem Blickwinkel der Ablenkung von weltweiten sozialen Spannungen erscheinen die allgegenwärtigen Börsenberichte in den Medien wie die „goldenen Kälber“. Es ist so, dass die sich rasant verbessernden technischen Möglichkeiten Medien zu immer billigerer Meinungsmache veranlassen. Doch gerade auf dem Sektor der Massenbeeinflussung steht – spätestens seit den Nazis – niemals der Zufall, sondern die gezielte Welt- und Feindbildindoktrination.


© Raymond Walden

 

 

 

Dienstag, 22. September 2020

Drewermanns Antikriegstag Rede 2020

 



In Zeiten dunkelster Ignoranz ein Glanzlicht an Menschlichkeit!



Hier der Link, mit meinem höchsten Respekt, mit emotionaler Wertschätzung und Dankbarkeit:



Eugen Drewermann


Herbstanfang auf der Nordhalbkugel


Heute um 13:31 Uhr GMT ist Herbstanfang.

Die Sonne überschreitet von der Nordhalbkugel her den Äquator zur Südhemisphäre, und ich schaue ihr im Sinne des Wortes zu – durch mein eigenes Fenster zum All.

 

 

Fotos: Private Sternwarte rw 

 

 



 

Ich weiß mich und alle Menschen kosmonomisch eingebunden.

 

 

 


 

Montag, 21. September 2020

Menschliches Glauben: Kohl – ein wahrhaft wahlkämpfender Christ (S. 147)


November 1997


Gewaltig, nach dem Motto „Wenn schon, denn schon“, gestaltete der Katholik Kohl seinen Auftritt bei der protestantischen Synode in Wetzlar am ersten Novemberwochenende, indem er sich nicht nur zur Religion bekannte, sondern das Freisein von Religion christlich-demokratisch mit markigen Worten wie „Skandal“ und „erbärmlich“ verteufelte. Jedem Schamanen, Guru, Priester wäre derartiger Spiritismus nachzusehen, bei dem Kanzler eines der am „höchsten entwickelten“ Staaten der Erde müssen die Bewertungskriterien differenzierter angesetzt werden.

Ich zitiere aus dem CDU-freundlichen „Westfalen-Blatt“, 3. November 1997 den Aufmacher: „Angriff auf religiöse Erziehung Skandal“. So habe der Kanzler „davor gewarnt, den Religionsunterricht aus den deutschen Schulen zu verdrängen. … Der Angriff auf die religiöse Erziehung der Kinder sei alarmierend.“ Wie kompromisslos das christliche Selbstverständnis der Herrscherklasse ist, wird in weiterer Folge unverblümt vorgeführt (und das unterscheidet den Machtanspruch keineswegs von dem aller anderen sich auf Irrationales berufenden Systeme): „Konfessioneller Religionsunterricht sei kein überholtes Privileg der Kirchen, sondern eine notwendige Aufgabe des säkularen Staates, sagte Kohl. Auch wer die Glaubenslehre der christlichen Kirchen nicht teile, müsse ihre tragende Rolle für die demokratische Ordnung anerkennen.“ Der Ratsvorsitzende der EKD und Kohl „würdigten gemeinsam die bewährte Partnerschaft zwischen Kirche und Staat.“


Damit dürfte unzweifelhaft klar sein, dass, solange Christdemokraten etwas zu sagen haben, die Verfilzung von Staat und Kirche niemals zu lösen sein wird. Wer nun auf die SPD schielt, wird einen Augenfehler behalten; wieder „Westfalen-Blatt“, 3.11.1997“: „SPD dominiert EKD“. Ulrich Motte schreibt im Leitartikel: „Schon der verstorbene evangelische Pastor und ehemalige Regierende Bürgermeister von Berlin, Heinrich Albertz, meinte, von der evangelischen Kirche aus betrachtet, sei die SPD geradezu eine rechtsradikale Partei. Mehr denn je spielen Sozialdemokraten heute eine führende Rolle in der Kirche – im Gegensatz zu Vertretern der bürgerlichen Parteien. Gerade erst wurden sechsmal (!) so viele Kandidaten, die der SPD entstammen, für den Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland nominiert wie aus der CDU kommende.“ Logisch, da wollte Kohl jetzt einmal regulierend auftreten. Eigentlich verblüffend, wie offen man zur staatlich stattlichen Kirchenversumpfung steht; man ist ja sowieso unter sich. Und so dürfen die deutschen Schlafmichel beruhigt darauf vertrauen: „Was die Kirche beschließt und wen sie wählt, dürfte aber gerade nicht am Partei- oder Zeitgeist, sondern nur an der Bibel gemessen werden, „Sola Scriptura“ (allein die Heilige Schrift) lautet der Grundsatz der Reformation.“


Es gibt keine Geister! Die sprichwörtlich guten dieser Spezies haben als erste diese Gesellschaft verlassen; was bleibt, ist Ungeist.



© Raymond Walden



Sonntag, 20. September 2020

Menschliches Glauben: "Sternschnuppen" (S. 146)

 


August 1997


Am 12. August über Sternschnuppen nachzudenken, scheint nicht ungewöhnlich, treten doch um diese Zeit die Perseiden besonders häufig auf. So ästhetisch die Lichtspuren auch meist wirken mögen, verbergen sich doch dahinter nur Staubkrümel einer toten Materie, die von uns gerade einmal für Sekundenbruchteile wahrgenommen werden. Allen noch so schönen Leuchtpfaden ist das jähe Erlöschen gemeinsam. So möchte ich eigentlich die Aufmerksamkeit auf einige andere „Schnuppen“ lenken, auf (un)menschliche Flüchtigkeiten, die in diesen Sommerwochen so schnell erloschen sind:

     Hongkong! – Was wurde hier eigentlich mit stundenlangen Liveübertragungen gefeiert? Die Briten mussten sich zurückziehen und zündeten ein Feuerwerk, viele weinten aus Nostalgie. Die Rot-Chinesen übertrafen das Spektakel nicht zuletzt durch ihre pyromanischen Urheberrechte und schickten sofort das Militär zu den Menschen. Dann war's unvermittelt still um Hongkong; denn jeder weiß natürlich, dass mit dem dekadenten Kapitalismus ein Machtfaktor verschwand, der immerhin demokratische Rechte stütze, Bürgerrechte, mit denen Kommunisten nichts, aber auch gar nichts im Sinn haben.

     Nichts mit diesen Menschenrechten hat auch die israelische Siedlungspolitik in Hebron zu tun. Die UN verfasste wieder einmal eine Resolution dagegen – wirkungslos, weil die USA und andere Einspruch dagegen einlegten und sich die deutschen wie einige andere Sonntagsdemokraten "der Stimme enthielten".

     Mit der deutschen Sprache hapert es ja nun schon auf sämtlichen Grundschulen in Deutschland. In der Schweiz hätten sich die Banken an Nazigold bereichert, heißt es. Sprachlich grotesk wirkt, dass Juden dieses Gold nun zurückhaben wollen; es war wohl doch „jüdisches“ Gold. Indes steht völlig außer Zweifel, dass das Eigentum den beraubten Menschen oder ihren Familien mit schweizerischem Zins und Zinseszins zurückgezahlt werden muss!

     Völlig diktatorisch bestimmte der US-Präsident Clinton die Nato-Erweiterung, um sich anschließend auf Staatsvisite in den abgelehnten Staaten durch die Bevölkerung bejubeln zu lassen. – Kennedy lässt grüßen ("Ich bin ein Berliner"), dabei hatte die seinerzeitige US-Administration den Kommunisten die Duldung der Berliner Mauer vor deren Bau signalisiert!

     Die NASA, jahrelang als Garant für Wissenschaftlichkeit verkannt, kämpft mit allen Mitteln der öffentlichen Täuschung um ihre Interessen: Da werden sensationelle Wolken von Sternentstehungen schon einmal nachträglich eingefärbt, wird das "Wasser auf dem Mond" publizistisch ausgeschöpft, nunmehr ein Mars-Spielzeugauto für eine US-Populismuskampagne sondergleichen als der letzte wissenschaftlich gravierende Kick gefeiert, obgleich schon vor zwei Dekaden die Viking-Sonden ähnliche Untersuchungen vollbrachten.


© Raymond Walden

 

 

Samstag, 19. September 2020

Menschliches Glauben: Clinton lobt amerikanisches Rechtssystem (S. 145)


August 1997


Der Bombenleger von Oklahoma City ist zum Tode durch eine Giftspritze verurteilt und die amerikanische Bevölkerung, voran ihr Präsident, ist zufrieden. Denn was kann man einer solchen Bestie von Mensch Besseres wünschen als den Tod, zur Strafe für ihn und als Rache für die zahlreichen Todesopfer, die der Mörder auf dem Gewissen hat? Und gemäß dieses gesunden Empfindens der Volksseele haben denn auch die Geschworenen geurteilt.

     Ja, Amerika ist ein wehrhafter Rechtsstaat, die Justiz ist hier noch (oder wieder) in Ordnung. Dies zeigt sich auch immer dann, wenn kriminelle Reiche sich ihre Freiheit erkaufen, während Minderbemittelte ohne viel Federlesen in der Todeszelle landen. Es wird auch deutlich in neuartigen Strafen, die zum Beispiel einen Bankbetrüger am Straßenrand öffentlich an den Pranger stellen (mit einem großen Schild um den Hals: "Ich bin ein überführter Bankbetrüger").

     Die amerikanische Politik wie die Justiz scheinen mir in einen immer schwindelerregenderen Religionsstrudel zu geraten, der nicht humane und menschenwürdige Philosophie fortentwickelt, sondern die Gesellschaft hinabzieht in ein ewig gestriges „Aug um Auge, Zahn um Zahn".


© Raymond Walden

 

 

 

 

Freitag, 18. September 2020

Menschliches Glauben: Schaut her, das sind Menschen! (S. 144)

 


Juni 1997


Am 8.6.1997 waren die Schweizer zu einem Volksentscheid darüber aufgerufen, ob alle Waffenexporte zu beenden seien. Das Ergebnis ist so ernüchternd wie das gesamte Neutralitätsgehabe überhaupt, zumal sich die Schweiz stets mit allen möglichen Kriegsverbrechern eingelassen hat. Zwei Drittel der Stimmberechtigten sind für eine Fortsetzung des Waffenhandels, weil, so der Hinweis auch der Regierung, dadurch Arbeitsplätze gesichert werden. Das allerdings sind die wahren Monster, die ihren florierenden Alltag auf dem Tod anderer Menschen gründen.

     Das eigentlich Beschämende besteht darin, dass die Schweizer in "freier" Entscheidung so verfahren. In Deutschland beispielsweise wird das Volk zu solchen Dinge gar nicht erst befragt. Da ist der angeblich so friedliche Staat einfach einer der führenden Waffenexporteure! Und trotz der Milliardengeschäfte sind die Staatsfinanzen bankrott, wächst das "Heer" der Arbeitslosen.



© Raymond Walden



Donnerstag, 17. September 2020

Menschliches Glauben: Nachdenkliches (S. 143)

 


Juni 1997


Polen stimmte über eine neue demokratische Verfassung ab. Wahlbeteiligung: knapp 40% ! Man könnte auch formulieren: 60 % haben sich durch Enthaltung der Demokratie verweigert. Die Europäische Union steht vor noch nicht zu überschauenden Problemen, wenn solche noch demokratieunfähigen Völker in die Gemeinschaft integriert werden sollen.


Zum siebten Male bereiste der Papst sein polnisches Heimatland, dessen Bevölkerung wohl zu den katholischsten Menschen des Globus zählt. Dies betrifft allerdings mehr die Tradition, weniger das christliche Handeln. Nun ermahnte der Papst seine Landsleute, den Weg nach Europa konsequent zu beschreiten und sprach unter anderem von den gemeinsamen christlichen Wurzeln des Kontinents. Durchaus richtig, doch diese gemeinsamen Wurzeln, die neben Kultur vor allem einen Glaubenskrieg nach dem anderen hervorgebracht haben, gilt es nun zu überwinden. Keine Kirche und keine Religion wird Europa einigen, sondern allein die Bereitschaft zur Aufklärung. Die katholische Kirche enttarnt sich als opportunistische Trittbrettfahrerin – auch weil ihr immer mehr Menschen, sogar in Polen, die echte Gefolgschaft verweigern.


Der französische Staatspräsident Jacques Chirac praktizierte seine eigene Auffassung von Demokratie und ließ die Wahl der Regierung um zehn Monate vorverlegen, weil er glaubte, so der ihm genehmen Regierung eine Mehrheit verschaffen zu können. Die Mehrheit der Franzosen ließ sich aber nicht täuschen; nun sitzt die Opposition dem Präsidenten als Regierung direkt gegenüber. Sieg der Demokratie? Vergessen wir nicht, dass sich im linken Lager nach wie vor auch indoktrinierte Kommunisten aufhalten.


In Irland verlor die bisherige Regierung in alter Tradition die Wahlen, obgleich man ihr eine erfolgreiche (Wirtschafts-)Politik bescheinigen kann. Bisher ist noch jede Regierung abgewählt worden. Sollte dies ein probates Mittel sein gegen politische Selbstgefälligkeit und Vetternwirtschaft?


Juden tanzten in Ost-Jerusalem in arabischer Verkleidung, um die Palästinenser vorzuführen und die israelische Siedlungspolitik zu untermauern, das heißt, dass diese Juden keinen Frieden wollen; sie sind als religiös Verblendete friedensunfähig. Das wissen inzwischen die meisten Israelis, die sich nach Frieden sehnen.


© Raymond Walden

 

 

Mittwoch, 16. September 2020

Menschliches Glauben: „Gottlob“, Mr. Clinton (S. 143)

 


November 1996


Unmittelbar nach seinem erneuten Wahlsieg bekannte sich Clinton auf durch und durch betrügerische Art und Weise zur Gleichheit aller Menschen vor Gott. Er habe bei seiner Stimmabgabe Gott gedankt, als Amerikaner geboren zu sein. Berechnender hätte auch ein Rechtsradikaler nicht verdeutlichen können, dass die Vorsehung es gut meine mit dem auserwählten Volk und seinem sich auf Gott berufenden Lenker.


© Raymond Walden

Dienstag, 15. September 2020

Sequenzen von Skepsis (382 „Sylter Edition“)


Aphorismen zum Nachdenken und Zitieren:


4889

Alle sterben den eigenen Tod und erleben das ganz individuell vom Anbeginn des Ichs.


4890

Wer in Deutschland seine fehlende Kompetenz tarnen möchte, erlangt beste Akzeptanz durch Missbrauch der englischen Sprache. Da wird jedes Defizit groovy. Klasse!


4891

Wie zeichnet das Leben mitunter die Alten, die, in zunehmendem Leiden, sich einander immer weniger leiden, … bis in einem Rest von Liebe der Tod sie scheidet.


4892

Flach wie Radio, flach wie Fernsehen, flach wie Tablet, flach wie Zeitung, flach wie Brett vor dem Kopf, tiefes Missverständnis von Freiheit unter dem Druck der Presseeigner.


4893

Das leck geschlagene Schiff der freiheitlichen Demokratie findet keinen Hafen, keinen Ankerplatz im offenen Meer, wo es von Piraten wimmelt. Es muss sich selbst aufrichten, um sein Fahrtziel in fundiert sicherer Navigation zu erreichen.


4894

Die Welt der Pandemie ist Teufelswerk in göttlicher Vorsehung; das Nachsehen hat die Vernunft wie immer schon und noch als Merkmal des Interimsmenschen.


4895

Beim Massenmenschen geht es nicht um Schwerkraft, sondern um sein geistiges Leichtgewicht.


4896

Begeisterung? Für welche Werte? Man prüfe skeptisch und stehe zu seiner Entscheidung, begeistere sich und bewahre selbstkritische Klugheit.


4897

Unsichtbares Strandgut spült das Meer an: Weltoffenheit für die, welche den Sinn und das Gespür dafür entwickelt haben.


4898

Auf dem „Friedhof der Heimatlosen“ in Westerland, wo unbekannte angespülte Seeleute ruhen, wühlt mich ein Gedanke auf: Sind wir nicht alle Heimatlose in der Geschichte unserer Irrfahrten? Hätten wir Heimat mit weitsichtigerer Navigation?

Ich wage, solches zu glauben.


4899

Der Impressionismus birgt den Reiz der ganz individuellen Interpretation, während andere Stilrichtungen gerne mit der Faust auf den Tisch hauen, natürlich auch interpretierbar, aber eindeutiger eingerahmt.


4900

Da, wo die Düne am höchsten, die Sicht verschwenderisch weit, der Sturm ins Mark durchdröhnend dringt, werde ich innerlich ganz ruhig, besinne mich meiner Herkunft und Vergänglichkeit. Ich stehe auf einer Erhebung, die man nach dem Freiheitskämpfer Uwe Jens Lornson benennt, und ich weiß an diesem Ort (wie an ähnlichen der freien Natur) die – meine – Kosmonomie beheimatet.


4901

Unter manchem dicken Reetdach wohnt ein millionenschwerer armer Teufel.


4902

Immer aufs Neue verblüffend erscheint die Fortpflanzungsfähigkeit der Prüderie.


4903

Ungelöste Probleme belegt der unfertige Mensch mit linkischen Tabus und lebt verstört in selbst mitgestalteter Knechtschaft.


4904

Vor dem Feuer sind alle Menschen gleich, ob im skandalösen Flüchtlingslager auf Lesbos oder im heißen Westen der USA. Schuldige? – Man wird doch nicht gleich …


4905

Geistlos erst einmal gründlich ausgekotzt, wird in mondänem Wettbewerb geprotzt.


4906

Europa existiert nurmehr als Idee; als Staatenbund wurde es längst verraten, nationalistisch zerstückelt und in Dummheit gesotten.


4907

Unschuldig dumm, clever dumm, dummreich ist die Leiter der Macht, angelehnt an Naivität, an Unrecht, an Verachtung und Vernichtung.


4908

Als etwa Dreijähriger brach ich beim Märchen „Hänsel und Gretel“ untröstlich in Tränen aus. Mein ganzes Leben lang verließ mich nie meine Skepsis gegenüber allen Märchenerzählungen – und das sind bis heute ständig alte, neu verlogen.


4909

Es zeugt wohl von kleingeistigem Neid, die Insel Sylt als „Sandbank der Reichen“ zu diskreditieren, bildet sie doch einen wahren Höhepunkt tiefer Besinnlichkeit all jenen, die frei atmen, frei schwimmen, sich frei bewegen und frei denken gemäß einer grandiosen Naturgesetzlichkeit, der wir Menschen ebenso unterliegen, die wir in festländischem Alltagsleben allzu leicht verdrängen, vergessen und nicht ohne Folgen verletzen.


4910

Eine Insel beschränkt sich nicht auf frischen Wind und helle Sonne über klaren Wassern, sondern wird erst zur solchen durch festen Boden unter unseren Füßen.


© Raymond Walden

 

 


 

Montag, 14. September 2020

Kosmonomische Leuchtfeuer

Wenn der sprichwörtliche „Wahnsinn der Welt“ um sich greift, meint das allgemein Normalität. Beginnt jedoch ein Unsinn sich global zu synchronisieren, leiden alle Gesellschaftssysteme – auch die gegensätzlichsten – in gleicher Weise, überbieten sich in Panikverbreitung und ideologischem Aktionismus, nicht ohne Verdächtigungen der „Anderen“, nicht ohne Schuldzuweisungen und Bestrafungen.

Das Individuum spielt dabei kaum eine Rolle, sein angeblicher Schutz jedoch ist scheinmoralisch die Grundlage sämtlicher erfolgenden Unausgegorenheiten. Machtansprüche und Indoktrinationen überfluten den Globus und lassen beim nicht ganz verdummten Menschen Gedanken an Inseln aufkommen, an märchenhafte Eilande gesunder Intelligenz, wie gesagt, “märchenhaft“. Denn Inselwirklichkeiten repräsentieren gewöhnlich Ambivalenz: Eigenständigkeit wie Eingeengtheit, paradiesische Freiheit wie schicksalhafte Abhängigkeit.

Niemand ist eine Insel“ schrieb einst Johannes Mario Simmel – eine vordergründige „Realität“.

Denn der selbstständig denkende Mensch wird zwangsläufig zur Insel in der Masse der Denkunfähigen, der Denkunwilligen und Bevormundeten.

Einsame Inseln“ versprechen keineswegs immer Glück, jedoch bergen sie zweifellos so manche freie Option für das Individuum mit angemessenem Niveau. Je mehr solcher Individuen in einer Gesellschaft, desto freiheitlicher die Kultur. Wir reden nicht von Zügellosigkeit oder „Narrenfreiheit“, sondern von Humanitätsentfaltung und Menschenwürde.

So ist Europa keine Insel mehr – oder war es nie eine? Denn allen kulturellen und wissenschaftlichen Errungenschaften stehen zahl- und endlose Menschenabschlachtungen gegenüber, ermöglicht im primitivsten, bedingungslosen Kadavergehorsam der erzwungenen wie vorauseilenden Denkverweigerung.


Ich schlendere am 1. September 2020 entlang der Strandpromenade in Westerland auf Sylt und schaue (wie einige tausend Touristen) dem Sonnenuntergang zu, 20:15 Uhr. Niemand hier in der Masse kennt mich, nicht anders am weitläufigen und einsamen Küstensaum. Ich meinerseits kenne niemanden, muss keine überspielte Absonderlichkeit verstehen noch Schrullen ertragen, ginge ihnen, im Fall des Falles, einfach aus dem Weg.


Die Sonne „verglüht“ am Horizont weit hinter einer sich jetzt deutlich abzeichnenden Offshore Windanlage von zig aufgespießten Rotoren. Aber das muss ich jetzt nicht verinnerlichen, auch nicht die Mund-Nasen-Vermaskierungsgebote hier und jetzt, morgen vielleicht schon geändert, willkürlich, woanders sowieso. Als „Schnuten-Pulli“ verniedlicht man, nicht ohne Humor, den eigentlichen und amtlichen, höchst politischen Maulkorb.


Alles scheint entspannt, auf Urlaub und Erholung angelegt. Manche Passanten haben die Stimmung augenscheinlich intensiver absorbiert, wirken auf mich wie Persönlichkeitsinseln, ob zufrieden oder vereinsamt, mag ich so nicht zu beurteilen. Aber es geht mich auch nichts an. Jeder hat das Recht auf seine Insel.

Genau dieses wird aber im Alltag des „festen Landes“ geschmäht, missachtet und bestritten. Wer nicht der Regierung, dem Zeitgeist folgt, wird als „Verschwörungstheoretiker“ verunglimpft, als „Leugner“ verachtet, dabei gleicht die wissenschaftsferne offizielle Ideologie einem vertrackten Verschwörungsgespinnst, das logische Abfolgen und kausale Fakten ignoriert oder inkompetent interpretiert, dogmatisiert und evangelisiert – das Ganze in einem Narzissmus breitgetrommelt, der unwürdigstem Nationalismus die Fahne hisst.


Ich setze dem kosmonomisch begründetes Denken entgegen, bleibe Insulaner auf einer „Insel“, die niemand unterschätze!

Die „Insel“ ist ganz irdischer Natur, nicht durch Verleumdung zu versenken, denn sie ruht dauerhaft und schlüssig – nicht modernistisch und windwendisch, ideologisch – auf der Festigkeit kosmischer Einbindung und universeller Naturgesetzlichkeit.


Kosmonomische Leuchtfeuer wird kein kluger Navigator der Menschheit je ignorieren können und es auch gar nicht wollen, … so wirklich Klugheit seine Persönlichkeit auszeichnet.

Ich gestehe, bisher nirgends einen solchen Staatenlenker, eine entsprechende Partei, zu erkennen. 

 

 

 

Sonntag, 13. September 2020

Menschliches Glauben: Eglin, Florida, Memorial Service, June 30th, 1996 (S. 142)

 


Juli 1996


Neunzehn amerikanische Luftwaffensoldaten fanden durch einen terroristischen Anschlag den Tod in Saudi Arabien. Präsident Clinton hatte vielleicht recht, wenn er in seiner Trauerrede davon sprach, dass nach dem 2. Weltkrieg und dem folgenden Kalten Krieg nunmehr der Terrorismus der Hauptfeind der Freiheit sei. Mir kommen allerdings erhebliche Zweifel, denn der Terrorismus ist nur eine Spielart dessen, was gerade auch in den USA selbst mehr und mehr gepflegt wird: des religiösen Fundamentalismus, einhergehend mit Fanatismus. Der Kapitalismus bedient sich scheindemokratischer Tricks und aller möglichen Religionen, um seine Raffgier zu befriedigen. So verteidigen die amerikanischen Soldaten in Saudi Arabien keineswegs die demokratischen Rechte der Bevölkerung, ganz im Gegenteil, sie stützen die alten, den Einzelnen unterwerfenden Machtstrukturen und preisen das als „Freiheit“, was in Wirklichkeit Erdöl heißt. Und diesem „goldenen Kalb“ haben die amerikanischen Soldaten „ihr Bestes“ gegeben. – God bless America!

 

© Raymond Walden