Jeder
Wellenschlag des Meeres kündet aufbrausend von seinem Ende,
mahlt
das Sandkorn zu winzigem Rest vom Stein,
der
aufgebacken wurde vor Jahrmillionen
aus
Schichten der Zeit zu felsigem Gebirge.
Nichts
hat ewigen Bestand,
nicht
einmal die Prozesse des Werdens und Vergehens;
sie
gelten überall, auch in anderen Welten des Universums,
das
wir, irdisch gebunden, wissensdurstig und doch kaum erst enträtseln.
Eine
Endlosigkeit gibt es im Kosmos nirgends,
Ewigkeit
wäre der Widersinn in höchster Potenz, nämlich
vortäuschende
Sinnhaftigkeit von Zweck- und Ziellosigkeit!
In
dem logischen Kreislauf des Seins entsteht Leben
in
eigenem neuen Akt und endet ebenso,
eine
kurze Episode auf der Erde,
wir
mögen es empfinden wie eine Sternengeburt
und
wie den Sternentod im All.
Das
Ende bringt Erlösung,
Befreiung
aus aller Verbindlichkeit,
die
ja in unverändertem Fortbestand Monotonie und Verschleiß erzeugt.
Dem
Altern folgt der endgültige Schluss;
ihn
zu verdrängen, gipfelt in der üblichen Würdelosigkeit,
beispielsweise
in naiven Gebetsorgien für betagt sterbende Prominente.
Religion
und Aberglauben liefern die bewährten simplen Methoden der Weltinterpretation
zur Verhinderung von Welterkenntnis. Scheinbar komplizierte und komplexe
Strukturen von Esoterik dienen einer inhaltsleeren Wichtigtuerei, veranstalten
Feierlichkeit und überzeugen den typischen Kleingeist des Interimsmenschen,
erheben den Glauben zur irrigen Institution mit allen Machtbefugnissen.
Vom
seelischen Gleichgewicht wird bedeutungsschwer geredet, was aber soll das sein?
Wird
ein gesunder Mensch etwa ausgeglichen, wenn man ihm sogar im Kindesalter einen
gekreuzigten Leichnam quasi als Trost vor die Nase hält: Siehe, das Leid ist
allgegenwärtig, du brauchst nicht zu verzweifeln?
Kann
je ein Mensch wieder ins Gleichgewicht gelangen, nachdem man ihn beim Militär,
im Krieg systematisch und systemisch traumatisierte?
Wie
leicht bricht man absichtlich junge Menschen im Wahn von Bildungs- und
Erziehungsmoden?
Wird
nicht Doppelmoral gelehrt, während man Moral predigt?
Werden
nicht en masse idiotische Idealbilder vorgegaukelt, um durch deren Nichtigkeit
Angst und Verunsicherung zu programmieren?
Setzt
man damit nicht all jene Verdrängungsmechanismen in Gang, welche das Individuum
und die gesamte Gesellschaft knebeln?
Die
Akzeptanz der Endlichkeit basiert auf einer menschlichen Intelligenzleistung.
Intelligenz wird jedoch durch Glauben nicht nur nicht gefördert, sondern
sabotiert. Der Mensch wird aber erst dann seine ihm gebührende Würde erreichen,
vermag er die Endlichkeit allgemein wie sein eigenes Lebensende verstandesmäßig
einzuordnen und zu akzeptieren. Ehrlichkeit zu sich selbst unterscheidet den
modern aufgeschlossenen Geist vom betenden Interimsmenschen, macht ihn
überhaupt friedensfähig – mit sich und seinem Umfeld.
Der
Sinn des Lebens kann angesichts der allgegenwärtigen Endlichkeit nur im Leben
selbst liegen. Daraus leitet sich eine Lebensbejahung ab, die allem zustrebt,
was das Leben fördert, erleichtert, angenehm und freudvoll gestaltet – und zwar
für alle Menschen, sodass sich Egoismus und Auserwähltheitsansprüche vom
Verstand her verbieten. Ethik und Moral basieren auf Einsicht und auf der
Wertschätzung der kurzen Spanne, die dem Leben beschieden ist. Aus dieser Sicht
begründen sich ebenso Tier- und Pflanzenschutz, der verantwortliche Umgang mit
der Umwelt.
Je
früher im individuellen Leben ein solcher Akt der Hinwendung zur Ehrlichkeit
erfolgt, desto unverkrampfter lässt sich der Alltag bewältigen. Die Rolle von
Märchen und Phantasiegeschichten während der Erziehung und Bildung des jungen
Menschen ist generell zu überdenken, ebenso der „Bedarf“ an massenhafter
Kriminal-Literatur zur täglichen
„Abwechslung“ vom langweilig spießigen und eintönigen Routine-Dasein.
Die
Lust am ständigen Mordfall oder am kindlichen Wunder signalisiert nichts
Geringeres als die pervertierte Angst vor dem eigenen Tod. Laut und grell
singend schreitet man hinab in den dunklen Keller, um die Furcht vor den bösen
Geistern zu übertönen. Doch in dem kindischen Szenario gewinnen die Dämonen
immer wieder die Oberhand und morden wie selbstverständlich in „gerechten“
Kriegen, in der ideologischen Verdrängung eines würdigen Lebens und in der
Vertröstung auf ein übergeschnapptes Jenseits. Denn die aktuellen Nachrichten
sind voll von wirklichen Morden, die aber den gottgefälligen Gutbürger wenig
aufregen. Und schon gar nicht nimmt dieser Zeitgenosse die göttlich-religiösen
Gründe für diese Tötungen wahr.
Ein
Ende der fatalen allgemeinen Haltung ist nicht in Sicht, es wird aber
unausweichlich kommen – weil alles endlich ist, sic!
Wie viele Leben, wie viele Generationen werden aber noch sinnlos ausgebeutet und abgeschlachtet werden, bis der Mensch seinen Sinn in seinem Leben, das heißt vor seinem Tode findet?