Aphorismen
zum Nachdenken und Zitieren:
1839
Desinteresse
und Gleichgültigkeit greifen um sich, erlahmen in Teilnahmslosigkeit und
stumpfen endgültig ab in Apathie. „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“
versagen wie „Einigkeit und Recht und Freiheit“ in einer Gesellschaft, die nur
einen Wert wirklich gelten lässt: den Geldwert.
1840
Wer
seine Freizeit regelmäßig vor dem Bildschirm bewältigt, schaltet auffällig ab.
1841
Man
ist nicht absichtlich dumm, sondern durch Veranlagung. Jeder Vorwurf erübrigt
sich. Die schlichte Feststellung der Dummheit aber ist der Abgrenzung
förderlich, vor allem, wenn es darum geht, Dummheit absichtlich zu erzeugen und
zu verbreiten – und das zu verhindern.
1842
Bedeutungslos,
aber Ausgeburt des Zeitgeistes. – Daher Quotenrenner und Bestseller!
1843
Jahrmillionen
alte Mondformationen heißen, menschlichen Phantasien entsprechend, „Meer der
Ruhe“, „Meer der Heiterkeit“, „Meer der Krisen“, „Ozean der Stürme“, „See der
Träume“, „See des Todes“. Viel jünger dagegen, nämlich erst seit
Menschengedenken füllt sich auf der Erde das Meer des Blutvergießens mit
Zuflüssen aus allen Richtungen und Kulturepochen. Der Pegel steigt unentwegt
und droht, die Menschheit in Fluten der Gewalt untergehen zu lassen. Rettende
Ufer verbaut und zerstört die Unweisheit.
1844
Wahrheit
wird verdrängt, denn ihre Analyse erforderte eine Umstrukturierung des Lebens.
Man lügt optimistisch weiter und unterliegt der Täuschung, weil man das
überlegene Optimismus-Potenzial der Wahrheit nicht erkennt.
1845
Mitmenschen
mögen mehrheitlich meine Meinungen missbilligen,
aber
angeblich alternativlose Argumentation, absolutistische Ansagen,
anachronistischer Aberglauben, archaische Allmachtsansprüche agieren
aggressiver, anmaßend, anarchisch,
akkumulieren
ad absurdum.
1846
Allem
Denken und Wünschen haftet ein Zweifel an –
und
der Tat erst,
sodass
auch die Erinnerung nicht zweifelsfrei besteht.
Von
Objektivität aber sollte die Rede sein,
nicht
von Verzweiflung.
1847
Alles
Schöne verbirgt Unergründliches des individuellen Betrachtens und Empfindens.
Nie
ist Schönheit objektiv.
1848
Eine
voreilige Vertrautheit könnte sich als Stich in ein psychologisches Wespennest
erweisen.
1849
Farbe
ist Licht, benötigt Substanz, folgt der Physik des Auges, interpretiert sich
erfahrungsgemäß individuell, Farbe ist und erzeugt Temperament.
1850
Das Haar in der Suppe ist
vielleicht der leere Teller.
© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com
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