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Samstag, 4. Mai 2024

Demokratische Wahlen in der EU und in den USA?

 



Die bevorstehenden Wahlen zum Europaparlament sowie die Präsidentschaftswahl in den USA nehme ich zum Anlass, wieder einmal auf die problematischen Demokratieverhältnisse in beiden Teilen der politischen und geografischen Welt hinzuweisen.


Als Ausgangspunkt benutze ich das Kosmonomische Manifest, These 12: Demokratie:


12. Kosmonomische These: Demokratie


Im Vergleich der Staatsformen hat sich die Demokratie als die vorteilhafteste bewährt, gleichwohl ist sie dringend entwicklungsbedürftig. Die Parlamente sind zu befreien von jeglicher Lobby der Interessenverbände. Demokratisch gewählte Volksvertreter unterstehen bei Entscheidungsfindungen ausschließlich ihrem eigenen Gewissen und unterliegen keinem Fraktionszwang. Staat und Kirchen (Religionen) sind zu trennen. Die Publikationsmedien müssen befreit werden vom Parteienproporz, von Aufsichtsgremien jeglicher Art, von inhaltlichen Einmischungen der Verleger, Pressekonzentrationen durch Großverleger und „Medienzare“ sind Verstöße gegen die Demokratie, Wahlkämpfe bedeuten unwürdige Manipulationsversuche. Geld darf bei der Vergabe politischer Ämter keine Rolle spielen.



In der „Agenda zum Kosmonomischen Manifest“ führe ich dazu aus:

Wenn wir von Demokratie sprechen, meinen wir in der Regel die Gesellschaftssysteme westlich-kapitalistischer Prägung, die im Hinblick auf die variantenreichen despotischen Staatsformen überall auf dem Globus die weitaus freiheitlichsten Annäherungen an ein Demokratie-Ideal darstellen. – Eine sehr vordergründige Betrachtungsweise für den alltäglichen Gebrauch, denn sie verschweigt geflissentlich die geheimen Kooperationen der sogenannten Demokratien mit diktatorischen Regimen, die wirtschaftlichen Schachereien mit Terroristen aller Couleur, um die westlich-kapitalistischen Staaten auf Kosten vor allem der Menschen der „Dritten Welt“ zu stabilisieren.“


Im Folgenden zitiere ich erneut meinen Artikel vom 24.11.2011 mit einer Ergänzung vom 30.01.2021:


Basisdemokratie besitzt keine Basis


Meine kosmonomischen Betrachtungen zur Demokratie (Monatsarchiv Oktober 2011 und Orizont Literar Contemporan, September-Oktober 2011, Print-Version in englischer und rumänischer Sprache) führten unter anderem zu dem Schluss, dass sich Demokratie und Kapitalismus nicht vereinbaren lassen. Die Entscheidungen werden nicht vom Volk, sondern durch finanzkräftige Institutionen, Konzerne und einflussreiche Gremien getroffen.

In der Erkenntnis dessen und wegen der allenthalben offensichtlichen nationalen wie internationalen Fehlentscheidungen erhebt sich der Ruf nach basisdemokratischer Selbstbestimmung der Völker im urdemokratischen Sinne, alle Macht gehe vom Volke aus.


Vom reinen Prinzip her scheint nichts gegen die idealistische Forderung zu sprechen, doch die praktische Umsetzung stößt von Anbeginn auf Ungereimtheiten, Definitionsprobleme und auf Weltfremdheit, die sich aus Unwissenheit und abstruser Glaubensneigung ableitet.

Niemand kann ernsthaft eine Mehrheitsentscheidung gutheißen, die aus einer kenntnislosen, unaufgeklärten und indifferenten Masse hervorgeht. Es wäre die Glorifizierung von Dummheit allein auf der Basis, dass die Mehrheit sie repräsentiert.


Demokratie ohne kritische Beleuchtung der Wahlberechtigten verkommt zur Farce.

Sinnvoll wird die Demokratie erst durch Qualifikation zur Mitsprache, was nichts anderes bedeutet, als durch ein zu bestimmendes Minimum an Bildung und Fähigkeiten das Stimmrecht zu erwerben, ähnlich der im Berufsleben üblichen Qualifikationen. Die Bindung des Wahlrechts zum Beispiel an den einfachsten Schulabschluss kann jedoch nur als untere Grenze betrachtet werden, weil sie im engen Sinne keine „Qualitätssicherung“ darstellt. Alle weiteren Narrenfreiheiten lassen sich dadurch nicht ausschließen, die geistigen Flachheiten, wie sie sich in der Boulevard-Presse und in (sogenannten) Frauenzeitschriften, in den Medien allgemein widerspiegeln, lassen sich nicht beseitigen.


Deshalb bleibt es hauptsächlich bei der Regierungspflicht der Regierungen, die nur in Sonderfällen auf ein Referendum zurückgreifen sollten – zum eigenen Schutz des Volkes!

Denn das Volk unterliegt der kurzlebigen Manipulation, die Masse ist denkunfähig, indessen betet sie nach, umrundet die Kaaba, jubelt dem „Heiligen Wahnsinn“ in Rom zu, polemisiert auf abstoßendem Niveau im Internet, fährt mit Vollgas in den nächsten Stau, wandert wie Ameisen entlang des Dünenstrandes von Maspalomas, fliegt von Preisvorteil zum nächsten Schnäppchen und in der Unverbindlichkeit auch zum nächsten Partner. Nicht Wenige finden im alltäglichen Existenzkampf keine Zeit zum Denken, sei es aus purer Not oder in beschränkender Karrieresucht.


Zur Basisdemokratie braucht es eines ganz anderen humanistischen Bildungsstandes, bedarf es der Aufklärung, wie sie bisher weitestgehend unbekannt geblieben ist, weil man noch jeden Frieden mit Krieg betrügt.


Basisdemokratie mag ein hehres Gefühl sein angesichts unbewältigter Probleme bei der Etablierung echter demokratischer Volksvertretungen. Der Schlüssel liegt aber im aufrichtigen Parlamentarismus mit harter wachsamer Arbeit, abseits von Fraktionszwängen und Korruptions-Lobby, dafür in Verbindlichkeit jedes einzelnen Volksvertreters gegenüber seinem Wähler.


Bei Wahlbeteiligungen unter fünfzig Prozent gibt es für keine Partei eine Mehrheit!

Die scheinbaren Sieger sonnen sich als Minderheiten über der absichtlich dumm und unaufgeklärt gehaltenen Volksmasse.


In der Tat: Demokratie lebt zur Zeit immer noch und nur von der Hoffnung auf eine stabile Basis. Das Fundament muss erst noch gegossen werden.“ (Zitat-Ende)


Ergänzung:

Alle derartigen Überlegungen hinsichtlich einer Weiterentwicklung wirklicher Demokratie werden erheblich gedämpft durch die rasante Einflussnahme der Digitalisierung. Sie liegt wesentlich in den Händen weniger US-amerikanischer Monopolisten (neben einiger Konkurrenz aus nicht demokratischen Staaten), die dadurch über eine globale Steuerung verfügen, die, mit Demokratie überhaupt nicht kompatibel, expansiv praktiziert wird.

Gravierender noch wirkt sich die durch Digitalisierung voranschreitende Entpersönlichung des Individuums aus; die Privatsphäre wird dezidiert beseitigt zugunsten einer permanenten Datenfreigabe für eine grenzenlose, bis in die intimsten Belange dringende Totalüberwachung und eine ebenso rigorose Bewusstseinssteuerung durch eine nicht mehr überschaubare, alles umfassende Vernetzung.

Der „mündige Bürger“ als Voraussetzung einer funktionierenden Demokratie verkommt zur Illusion.


Es mag sein, dass die gigantischen Technologien den Menschen in seiner Entwicklung zu früh erreicht haben, ihn in seiner ethisch-moralischen Unreife einfach überrollen – und, man muss sich der Tragweite bewusst werden, der Zivilisation ein Ende setzen!


Alle demokratischen Kriterien haben dann nur noch Wert für eine etwaig überlebende, wahrscheinlich weniger entwickelte Minderheit, die möglicherweise eine neue, ehrlichere und logischere Zivilisation anvisiert, indem sie aus der gegenwärtigen Misere lernt.


Auch für diesen schlimmsten Fall bildet das Kosmonomische Manifest eine neue Orientierungshilfe.“ (Zitatende)


Die Demokratien in den USA wie in Europa zerstören sich selbst aufgrund ihrer eigenen Doppelmoral, gepaart mit enormen Bildungsdefiziten, beide einmündend in eine skrupellose Kriegstreiberei, die scheinheilig mit Desinformationen begründet wird, mit zuvor selbst angefeuerten gegnerischen „Angriffskriegen“ bei eigener Leugnung der begangenen Kriegsverbrechen in zahlreichen Teilen des Globus.

Diese Perversion menschlichen Geistes in verlogene Hassorgien zur Erzeugung gewaltverherrlichender Feindbilder entwickelt sich in bisher noch nie existierenden Gefahren für die Gesamtheit von Mensch und Natur auf dem gesamten Planeten.

Ideologien, Religionen samt „Klimawahn“ und „Geschlechtsverdrehungen“ sind denkbar ungeeignet, der eigentlichen vernichtenden Gefahr der Menschheit zu begegnen.


Aufklärung zum Frieden und Humanismus darf nicht länger versäumt oder gar bedroht und zerstört werden, … so träum(t)e ich.


Raymond Walden

(ARC – A Real Cosmonomer, ein wirklicher Kosmonom)




Mittwoch, 14. Februar 2024

Sequenzen von Skepsis (600)

 


Aphorismen zum Nachdenken und Zitieren:


8122

Oberflächlichkeit erleichtert die Gleichgültigkeit und steigt nur tiefer hinab in die Tragödie erschütternder Wahrnehmung, in die Erkenntnis abgründiger verruchter Verirrung. Doch dann ist es zu spät, verwirkt ist alles.


8123

Karneval, wie er sinkt und lacht: dem Mainstream hörig, gleichgerichtet verleumdend, mit Hassausbrüchen im sogar christlichen Gewand – eben etabliert. – Helau!


8124

Völkermord“ muss man nicht erklären, sondern im Falle des Falles unverzüglich verurteilen und sich für die Beendigung verwenden!


8125

Fröhlich grinsend beim Spatenstich für eine moderne Munitionsfabrik! Ein Stich ins Hirn zunächst und bald schon Salven des Todes massenhaft, so zielsicher in den Krieg. Steht auf – oder wollt ihr das?


8126

Immer sind Volk und Regierung zu unterscheiden. Aber das weiß der sich nicht selbst belügende denkende Mensch.


8127

Die russische Kultur heißt doch nicht Putin und die deutsche leuchtet nicht als „Ampel“ wie auch die amerikanische weder Biden noch Trump als ihre ursprünglichen Werte erkennt.


8128

Zwischen Volk und Regierung wabert Propaganda, zu oft aber Indoktrination und Dogmatismus.


8129

Hinwendung zu freiheitlichem Humanismus gibt es nur durch aufgeklärte Bildung. Sie muss sich, so utopisch es klingen mag, in kleinen verbindlichen Einheiten etablieren, ehe sie weitere Umkreise erfassen kann. Bestenfalls stehen wir erst ganz am Anfang, um uns nicht am ewig prophezeiten Ende aufzuhängen.


8130

Wir brauchen die geborgene Ruhe und Dunkelheit der Nacht und das strahlende Lebenslicht des Tages zur Erhaltung lebendiger Aktivität, beides als reichliche Geschenke der Natur, als Wertschöpfung für uns und nicht als Zielscheibe unweiser Vernichtungsorgien.


8131

Die erste Skepsis gilt der Macht, sie ist dem Volk verantwortlich und rechenschaftspflichtig wie der einzelne Freie der freiheitlichen Gesellschaft verbindlich zugetan und verwurzelt ist.



© Raymond Walden




Dienstag, 17. November 2020

Menschliches Glauben: Konsequenzen aus einem die Allgemeinheit überfordernden Weltbild (S. 208)

 


Mai 2001


Auf der Basis gegenseitiger menschlicher Achtung, Gewaltlosigkeit und Gleichberechtigung unternimmt die Kosmonomie den Versuch, Leben durch den Einsatz von Logik bei gleichzeitigem Fühlen und Mitfühlen zu bereichern und zu erleichtern. Ein Kosmonom müsste demnach ein glücklicherer Mensch als all die vom Glauben Gedemütigten sein – eine sehr oberflächliche Betrachtungsweise! Kein Mensch entkommt so einfach den Prägemustern seiner Herkunft, seiner gesellschaftlichen Rolle im privaten wie im öffentlichen Bereich. Die umfangreich anwachsende Unterschiedlichkeit der kosmonomen Lebensauffassung gegenüber vielen herkömmlichen Philosophien birgt eine Fülle von Konfliktmöglichkeiten, die ihrerseits als Feuertaufe für jeden angehenden Kosmonomen wirken, gilt es doch, Auseinandersetzungen konsequent zu bestehen und gleichzeitig mitmenschliche Güte und Toleranz zu üben, vor allem gegenüber Religiösen, Dogmatikern wie auch Gedankenlosen, also eigentlich den Ver- und Behinderern von Kosmonomie.

     Aufgeklärte Menschen sind immer wieder im Räderwerk der Geschichte zerrieben worden, doch ohne die revolutionären und evolutionären Ideen und Taten dieser Vordenker und ihrer Gefolgschaften hätte „Zivilisation" nie stattgefunden. Allerdings genügt der Zivilisationsbegriff längst nicht kosmonomen Ansprüchen, denn es gibt Zivilisation nur in Bruchstücken innerhalb einer global wuchernden Barbarei der offenen und dogmatisierenden Gewalt, nicht selten verkleidet in diplomatischen Raffinessen und Intrigen auf allen gesellschaftlichen Ebenen zu finden.

     Eine in sich ruhende Persönlichkeit bedarf schon besonderer Standfestigkeit und Selbstsicherheit, wenn in der Routine des täglichen Lebens auf Schritt und Tritt religiöse und paranormale Gesetze, Überlieferungen und Gewohnheiten direkt oder versteckt das Geschehen lenken. Jede Gottheit, die Gottesfurcht sowie das Gottvertrauen sind nur bedingt „gut" zu bewerten, bedeuten sie ja dem Kosmonomen nichts als Albernheiten, die angereichert sind mit transzendentalem Fetischismus des Leidens und Sterbens. Der religiösen Anmaßung, die jeweils einzig richtige Definition über Lebensbeginn, -verlauf und -ende zu besitzen, setzt die Kosmonomie objektivierbare Fakten der Geburtenregelung, des Humanismus und eines würdigen, auch selbst bestimmten Todes entgegen. Dadurch leben Kosmonomen in der Welt, die eine ganz andere ist als jene aus den Offenbarungsweisheiten der Irrationalisten, die mehrheitlich schuldlos im spiritistischen Dunst verharren. Und Nebelschwaden solcher Art wallen zwischen bornierter Religiosität, oberflächlichem Mittun und bequemer unreflektierter Anpassung.

     Hier zu unterscheiden und abzuwägen, wann und wo sich engagierter Widerstand lohnen könnte, ist für Kosmonomen oft langweilig bis widerwärtig, geht es doch mitunter um Probleme, die am eigentlichen Leben vorbeizielen. Sie lassen sich einfach nicht abschütteln und ignorieren, die Einladungen zu Taufen, Erstkommunionen, Konfirmationen, kirchlichen Trauungen, Beerdigungen etc., alle zugleich Eckpfeiler der Doppel- und Scheinmoral.

     Die Taufe: In-Beschlag-Nehmen des Menschen von Geburt an.

     Erstkommunion, Konfirmation: Missbrauch junger, weitgehend beurteilungs- und kritikunfähiger Menschen zur feierlich-religiösen Vergatterung.

     Kirchliche Trauungen: Verfestigung einer heuchlerischen Sexualität.

     Beerdigungen: Scheinentwurf eines besseren Jenseits.

     Solche spiritistischen Bollwerke reißt Kosmonomie nicht ein, aber Kosmonomen müssen sie verarbeiten, nicht nur als Gäste solcher Anlässe, sondern viel intensiver noch im eigenen Leben – etwa als Patient im Krankenhaus, in juristischen Angelegenheiten und besonders als alternder, schwächer werdender Mensch. Da heißt es, rechtzeitig bei gesunden Kräften und unter Berufung auf demokratische Rechte Vorsorge zu treffen, den Anspruch auf Selbstbestimmung schriftlich und mündlich verbindlich zu definieren. Niemand hat dem anderen seine ideologische Meinung aufzudrängen: keine Kirche dem Richter, kein Jurist dem Mediziner, kein Arzt dem Patienten. Aber stattdessen ist das heutige Gesundheitswesen eine unheilvolle Verquickung von Religionsträgerschaften etwa der Krankenhäuser und Altenheime, von Pharmaindustrielobby, religionsbegründeter Juristerei und überhofierten (-bezahlten) Medizinpäpsten einerseits und hoffnungslos überfordertem, ausgebeutetem Krankenhauspersonal andererseits.

     Größte Skepsis ist geboten gegenüber Ärzten, die mit geradezu lächerlichen Dissertationen ihre Doktortitel erwerben können, um als „Götter in Weiß" unter Berufung auf ihr Standesethos, bei vielen eher auf ihren Standesdünkel, die Entmündigung des Patienten zu perfektionieren. Kaum zu durchleuchten sind die teilweise abenteuerlichen paramedizinischen Ausrichtungen der Ärzte und dem setzt die deutsche Gesetzgebung noch die Krone auf, indem sie sogenannten Heilpraktikern alle möglichen Rechte einräumt.

     Ein Sprichwort erkennt richtig: „Auf See und vor Gericht ist man in Gottes Hand", das heißt, allen Eventualitäten sind Tür und Tor geöffnet. Bleiben wir im Bild, so ist man in der Medizin viel zu oft in Teufels Hand, weil viel zu viele am Patienten verdienen wollen. Bei der Gesundheit geht es um das unmittelbare, ureigene Recht auf den eigenen Körper und dieses Recht wird kein Kosmonom leichtfertig an Ärzte, Therapeuten und Apotheker delegieren. Letztere verfügen nicht selten über ein wahrhaftes Alchimisten-Warensortiment.

     Eine Gesellschaft, die sich ein Zweiklassen-Patientenrecht (Privat- und Kassenpatienten) herausnimmt, in dem Geld die Bedingungen regelt, zeigt ihr tatsächlich inhumanes Selbstverständnis. Und sie setzt dies fort in einem merkwürdigen Totenkult mit teuren bis sinnlos-luxuriösen Beerdigungen, so als hätten viele der Trauernden gegenüber den Verstorbenen einiges gutzumachen, was sie zu Lebzeiten des Verstorbenen versäumt haben. Doch es hilft kein Fabulieren: Tote haben nichts mehr davon; nur die Lebenden setzen sich (und sonst nichts) in Szene.

     „Vorbereitet" wird solches Tun durch ständige religiöse Infiltration, denken wir an die Verflochtenheiten von Schulen und Religionsunterricht, gar an staatliche Konfessionsschulen, besonders im Grundschulbereich. Kritisch zu hinterfragen sind vor allem auch die deutschen Volkshochschulen, längst etablierte Hochburgen der Esoterik, der spleenigen Selbstverwirklichung auf einer Ebene des aus allen möglichen Kulturkreisen importierten Andersseins in erleuchtetem Bewusstsein. Betrachten wir aber auch die Dauerpräsenz des Religiösen in den Medien, seriöse wie abgeschmackte, Schund verbreitende Sender und Blätter kennen „christliche" Kolumnen, religiöse oder pseudoreligiöse Besinnungsminuten, gemäß dem Strickmuster, man halte die Armen im Geiste dumm und mehre den eigenen Reichtum, zumindest den der Herrschenden.

     Dem gleichen Muster folgen politische Parteien und Regierungen, erinnert sei an das Konkordat Deutschlands mit dem Vatikan, oder vergegenwärtigen wir uns die nationalistisch-religiöse Verquickung der Schulen beispielsweise in den USA, wo die Kinder täglich der Nationalfahne und der Republik, für die sie steht, „der einen unteilbaren Nation unter Gott" Loyalität geloben. „In God we trust.“ – „Wir vertrauen auf Gott“ steht auf jeder Dollar-Note. So sanktioniert man die Mehrung des Eigenkapitals unter gnadenloser Übervorteilung von Menschen (auch anderen Staaten), Tieren und Umwelt.

     Bliebe es bei dem bloßen Erkennen der Missstände, auch in so vielen anderen Belangen, wäre das sicher der Beginn der persönlichen Resignation, die jedoch nicht gerechtfertigt ist. Gerade im Bewusstsein der Menschheitsentwicklung muss man zugeben, dass derjenige, der Freiheit will, der aufklärerische Unabhängigkeit sucht, in den „westlichen Demokratien" die bisher umfassendsten Möglichkeiten der Persönlichkeitsentfaltung besitzt, was keineswegs übermütig gefeiert, sondern relativ an der gesamten Menschheitstragödie gemessen werden soll. Innerhalb dieses Dramas also ein Aufbruch – mit kreativen Fakten, nicht Hoffnungen, denn das „Prinzip Hoffnung" ist kontra-kosmonom. Die vor allem vorausplanenden, logische Konsequenzen erfassenden Entscheidungen und Taten sind bei allgegenwärtiger Skepsis gegenüber Irrtumsmöglichkeiten kosmonomisch, meint eigentlich “human“, dem menschlichen Dasein sinngebend. So mag es manchmal unbequem erscheinen, das eigene Leben selbst in die Hand zu nehmen, es ist in Wahrheit jedoch ein beflügelndes Glück der Unabhängigkeit, wenn man zum Beispiel Familienfeste, von Geburt an bis hin zum Begräbnis ohne religiösen Firlefanz gestalten kann, wenn man weder einen Gott noch dessen Teufel zu fürchten hat, wenn man sich besinnt in einem Realisieren von Wertschätzungen des Lebens im Hier und Jetzt, der Destruktion konsequent begegnet durch Wachsamkeit, Ehrlichkeit vor allem gegenüber sich selbst und Engagement für die über den kleinkariert-regionalen Horizont hinaus bedeutsamen Zusammenhänge; in einer Welt aber, die sich einer ignoranten Masse nicht oder erst sehr wenig erschließt. Daher haben Kosmonomen sicherlich häufiger Schwierigkeiten, ähnlich unabhängige Mitmenschen zu finden.


© Raymond Walden