Nicht
etwa das Christentum brachte die Aufklärung ursächlich hervor,
sondern die zunehmende Verweltlichung durch Dogmenaufweichungen,
durch wissenschaftliche Widerlegung der selbstherrlichen wie
schrulligen religiösen Weltansichten.
Freilich
handelt es sich nicht um einen definitiven und abgeschlossenen
Vorgang, sondern lediglich um eine Ansammlung verschiedener
Lichtblicke, die stets konservative Rückschläge erfuhren und bis
heute noch rundheraus geleugnet werden, wenngleich weniger in
universeller gesellschaftlicher Einigkeit.
Aufklärung
lebt nicht als „Glaubensgemeinschaft“, sondern existiert in
humaner Intelligenz von individueller Bildung und Emanzipation.
Weder
Indoktrination noch Dogmatismus begründen das Weltbild, das sich
aber auf das Erkennen und Achten von Naturgesetzen stützt, um in
logischer und gefühlter Kausalität ein humanes Leben zu erzeugen,
zu führen und zu fördern.
Nicht
theoretische Axiome und alltägliche Sonntagsreden charakterisieren
Aufklärung, sondern die direkten Auswirkungen von Beschlüssen und
Maßnahmen auf das Leben jedes Einzelnen in der Einhaltung und
Wahrung freiheitlicher Demokratie und Gleichberechtigung.
Apropos
Demokratie: Bisher existiert sie nur in wenigen Staaten und da auch
nur näherungsweise, weil traditionelle und barbarische Auffassungen
weltweit dominieren. Im Besonderen gilt das für die Großmächte,
die sich auf Demokratie und Menschenrechte berufen, während sie
weltweit für Armut, Ausbeutung und Stellvertreterkriege durch
verbrecherische Einflussnahmen und Interventionen die Verantwortung
tragen. Mit Aufklärung, gemäß einer menschenfreundlichen
Philosophie, hat das nichts zu tun, denn ausnahmslos wurzeln die
Rechtsauffassungen solcher Regierungen im nationalen Machtstreben, in
wirtschaftlicher Übervorteilung und in militärischen
Hegemonialansprüchen im Verbund mit überkommenen Religionen.
Auf
solcher Basis stellen die Vereinten Nationen lediglich ein
Marionettentheater mit Alibicharakter dar, gleichwohl nicht zur
Reform fähig wegen der in Beton gegossenen Machtpositionen der
entscheidenden ständigen Mitglieder des sogenannten
Sicherheitsrates, die sich zudem auf die Gefolgschaften ihrer
jeweiligen Vasallenstaaten verlassen können.
Kein
Wunderglaube und kein wie immer begründeter Nationalismus vermögen
an dem desaströsen Status quo etwas zu ändern; das ist die traurige
Gewissheit.
Aufklärung
kann demnach, wie eingangs erwähnt, nur durch aufgeklärte
Individuen, unabhängig von Rasse und Nation, quasi inoffiziell
aufkommen, bei gleichzeitigem Bewusstsein der eigenen Gefährdung
durch die unaufgeklärte Welt. Gedankenaustausch und Kontaktpflege
aufgeklärter Menschen untereinander sollten immer dezent, seriös
und deeskalierend stattfinden, wenngleich keineswegs in der Leugnung
des eigenen Standpunktes.
Die
Welt „drehe durch“, hört man jetzt häufiger. Der Grund liegt in
medialer Verquirlung und Aufschäumung wie in der doktrinären Folter
aller Freiheitlichkeit, darüber hinaus in der Verfälschung und in
der ideologischen Dienstbarmachung von willfähriger Wissenschaft.
Was
sind das für Menschen, die beispielsweise als Präsident tausendfach
Drohnenmorde anordnen, dabei von christlichen Werten schwadronieren,
andere Völker aushungern und zerstören lassen und, dadurch
unbeschadet, mit dem Friedensnobelpreis geehrt werden?
Welchen
„Wert“ hat eine solche, hat die bisherige Weltordnung?
Sie
ist schlicht heraus ungeeignet für Demokratie und Aufklärung, sie
ist unfähig dazu und in ihrem Versagen aufklärungsfeindlich. Für
jede unmenschliche „Schweinerei“ finden sich selbstherrliche
Befehlsgeber und „pflichterfüllte“ Ausführende, Mörder und
Henker, seit Jahrtausenden gleichbleibend primitiv und dennoch mit
Orden und Ehrenzeichen hinters Licht geführt!
Nicht
Mensch und Menschlichkeit gelten als Werte, sondern Macht, Geld um
jeden Preis unter Aufbietung gerissenster Täuschungen, Betrügereien
und Scheinheiligkeiten.
Jeder
Ansatz von Aufklärung erfordert eine ehrliche Analyse des
Realzustandes, um Änderungen auch nur zu erwägen und zu erwartende
Folgen abzuschätzen und einzukalkulieren, sie zu rechtfertigen. Die
Möglichkeit menschlichen Irrtums ist Bestandteil der Aufklärung,
die jegliche „Alleinseligmachung“ und Ansprüche von
„Alternativlosigkeit“ als Grundübel von besserwissender
Bevormundung und inkompetenter Klugscheißerei in ungeschminkter
Deutlichkeit verurteilt.
Was
sind das für Gesellschaftsordnungen, wo man politische Oppositionen
einsperrt, wo man abweichende Meinungen mit Arbeitslagern und
Gehirnwäsche auf Linie zwingt, wo man religiöse Mission, auch mit
drastischen Methoden, für förderungswürdig erklärt!
Ist
das überhaupt Kultur, seit jeher einen Giordano Bruno vor gaffender
Menge durch die religiöse Inquisition verbrennen zu lassen, nur weil
er Tatsachen der Welt und nicht Glaubensunfug vertritt? Die Richter
wie die Scheiterhaufenbefeuerer stehen fanatisch primitiver Mordlust
zu Diensten und bestimmen unverändert, was Norm, was Räson zu sein
hat.
Man
tötet die Aufklärung, spielt sich im freiheitlich vorgegaukelten
Zwirn und in abenteuerlich religiösen Gewandungen zu mordenden
Gottheiten auf, tötet und erklärt für tot.
Wer
dem entkommen kann und wachen Geistes ist, dem widme ich das
Kosmonomische Manifest als aufklärerische Rückenstärkung, den
Gepeinigten als ein, wenn auch vages Hoffnungssignal.
Besondere
Tragik: Hemmungsloser Mord in totalitären Systemen wird genährt
durch hemmungslosen Verrat der Aufklärung in der sich völlig
verlogen so nennenden „freien Welt“.