Aus
der Dünung jenes Strandes, an dem einst Menschen gefangen gehalten
und gequält wurden, steigt die Sonne auf wie Menschlichkeit aus dem
Meer politischer Verirrungen.
Nun
bin ich gefangen seit vielen Jahren immer aufs Neue vom
Aufstehen des Tages, dem ich mit Leib und Seele angehöre, wer weiß,
wie lange noch.
Zögerlich,
aber unwiderstehlich öffnet der Sonnenrand den ahnungsvollen dünnen
Dunstvorhang, überstrahlt ihn schließlich mit erhellendem Gold, die
Sonne hebt an, und ich schwimme auf sie zu, die schmale Mondsichel
über mir.
Bald
gibt mir eine Sandbank samtenen Stand im sommerlich warmen Meer von
Argeles in Südfrankreich. Im Hinterland geheimnisvoll gewinnt der
Machtanspruch des Canigou Bergmassives an Kontur, in Richtung Hafen
schauend, folgt der Blick den Ausläufern der Pyrenäen beim
Abtauchen der Bergkette in die scheinbar träumende Flut. Am fernen
Strand der entgegengesetzten langen Düne meditiert ein esoterischer
Sonnenanbeter, sonst herrscht raunende Einsamkeit.
Schwalben
jagen lebenshungrig den Insekten nach, aus dem angrenzenden
Naturreservat zwitschert und pfeift es lebensfroh.
Ein
Strandfischer nähert sich in seinem leise kreisenden Boot, sein
Arbeitstag begann viel früher, ebenso die tägliche Pflicht so
vieler Menschen.
Als
wolle er meine Betrachtungen nicht mit Profanem unterbrechen, dreht
der Fischer ab, und meine „Sonne der Menschlichkeit“ gehört noch
eine Weile mir allein an dem friedvollen Strand, der sich bald
bevölkern wird.
Hitze
ist angesagt, deutet sich an, und niemand weiß, welche Menschen
irgendwo verbrennen, weil sie sich und die Sonne zu einseitig
romantisieren, sich nicht schützen in hitziger Vermassung und
Ignoranz gegenüber einer regelrecht variablen Natur und gegenüber
einer so häufig verletzlichen und verletzenden Menschlichkeit.