Eigentlich
ist immer „Festival“ in Avignon.
Ausgerechnet
da versagt mein Auto an einem Wochenende auf langer Reise: Drei Tage
unverhoffter Aufenthalt bei heißem Sommerwetter, buntem Treiben in
allen Gassen, Menschenmassen unterschiedlichster Vielfalt, morbider
Charme allenthalben, arm, bettelarm und reich, wichtigtuerisch und
banal und auch ein paar dahindämmernde oder schon siechende Opfer
unserer stets hungrigen Gesellschaft, die gleichgültig wegschaut im
Schweiße ihrer Lebenslust.
Ganze
Straßenzüge, Häuserfronten und Gehwege sind zugemüllt mit einem
allgegenwärtigen Wust von Plakaten der Ankündigung aller möglichen
und unmöglichen Veranstaltungen seriöser und existenzialistischer
Natur von Aussteigern, Sektierern, Esoterikern und glaubensfrohen
Einheimischen, Zugereisten und Touristen.
In
dem gewaltigen Blätterdach meines von mir zufällig aufgesuchten
Campingplatzes an der Rhone-Promenade veranstaltet ein
millionenfaches Zikaden-Orchester eine schrille Schallorgie, die mir
wie ein dauerhafter Schrei den Schädel füllt.
Das
ist Festival: „Der Schrei von Avignon“. So habe ich das nie zuvor
erlebt, oder war ich nur zu selten hier, wo sogar päpstliche
Glaubenszerrissenheit das Spektakel historisch und aktuell belebt?
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