Mittwoch, 17. Juli 2019

Lebendige Aufklärung lässt sich nicht entkräften, also erklärt man sie für tot

Nicht etwa das Christentum brachte die Aufklärung ursächlich hervor, sondern die zunehmende Verweltlichung durch Dogmenaufweichungen, durch wissenschaftliche Widerlegung der selbstherrlichen wie schrulligen religiösen Weltansichten.
Freilich handelt es sich nicht um einen definitiven und abgeschlossenen Vorgang, sondern lediglich um eine Ansammlung verschiedener Lichtblicke, die stets konservative Rückschläge erfuhren und bis heute noch rundheraus geleugnet werden, wenngleich weniger in universeller gesellschaftlicher Einigkeit.
Aufklärung lebt nicht als „Glaubensgemeinschaft“, sondern existiert in humaner Intelligenz von individueller Bildung und Emanzipation.
Weder Indoktrination noch Dogmatismus begründen das Weltbild, das sich aber auf das Erkennen und Achten von Naturgesetzen stützt, um in logischer und gefühlter Kausalität ein humanes Leben zu erzeugen, zu führen und zu fördern.
Nicht theoretische Axiome und alltägliche Sonntagsreden charakterisieren Aufklärung, sondern die direkten Auswirkungen von Beschlüssen und Maßnahmen auf das Leben jedes Einzelnen in der Einhaltung und Wahrung freiheitlicher Demokratie und Gleichberechtigung.

Apropos Demokratie: Bisher existiert sie nur in wenigen Staaten und da auch nur näherungsweise, weil traditionelle und barbarische Auffassungen weltweit dominieren. Im Besonderen gilt das für die Großmächte, die sich auf Demokratie und Menschenrechte berufen, während sie weltweit für Armut, Ausbeutung und Stellvertreterkriege durch verbrecherische Einflussnahmen und Interventionen die Verantwortung tragen. Mit Aufklärung, gemäß einer menschenfreundlichen Philosophie, hat das nichts zu tun, denn ausnahmslos wurzeln die Rechtsauffassungen solcher Regierungen im nationalen Machtstreben, in wirtschaftlicher Übervorteilung und in militärischen Hegemonialansprüchen im Verbund mit überkommenen Religionen.

Auf solcher Basis stellen die Vereinten Nationen lediglich ein Marionettentheater mit Alibicharakter dar, gleichwohl nicht zur Reform fähig wegen der in Beton gegossenen Machtpositionen der entscheidenden ständigen Mitglieder des sogenannten Sicherheitsrates, die sich zudem auf die Gefolgschaften ihrer jeweiligen Vasallenstaaten verlassen können.

Kein Wunderglaube und kein wie immer begründeter Nationalismus vermögen an dem desaströsen Status quo etwas zu ändern; das ist die traurige Gewissheit.

Aufklärung kann demnach, wie eingangs erwähnt, nur durch aufgeklärte Individuen, unabhängig von Rasse und Nation, quasi inoffiziell aufkommen, bei gleichzeitigem Bewusstsein der eigenen Gefährdung durch die unaufgeklärte Welt. Gedankenaustausch und Kontaktpflege aufgeklärter Menschen untereinander sollten immer dezent, seriös und deeskalierend stattfinden, wenngleich keineswegs in der Leugnung des eigenen Standpunktes.
Die Welt „drehe durch“, hört man jetzt häufiger. Der Grund liegt in medialer Verquirlung und Aufschäumung wie in der doktrinären Folter aller Freiheitlichkeit, darüber hinaus in der Verfälschung und in der ideologischen Dienstbarmachung von willfähriger Wissenschaft.

Was sind das für Menschen, die beispielsweise als Präsident tausendfach Drohnenmorde anordnen, dabei von christlichen Werten schwadronieren, andere Völker aushungern und zerstören lassen und, dadurch unbeschadet, mit dem Friedensnobelpreis geehrt werden?

Welchen „Wert“ hat eine solche, hat die bisherige Weltordnung?

Sie ist schlicht heraus ungeeignet für Demokratie und Aufklärung, sie ist unfähig dazu und in ihrem Versagen aufklärungsfeindlich. Für jede unmenschliche „Schweinerei“ finden sich selbstherrliche Befehlsgeber und „pflichterfüllte“ Ausführende, Mörder und Henker, seit Jahrtausenden gleichbleibend primitiv und dennoch mit Orden und Ehrenzeichen hinters Licht geführt!
Nicht Mensch und Menschlichkeit gelten als Werte, sondern Macht, Geld um jeden Preis unter Aufbietung gerissenster Täuschungen, Betrügereien und Scheinheiligkeiten.

Jeder Ansatz von Aufklärung erfordert eine ehrliche Analyse des Realzustandes, um Änderungen auch nur zu erwägen und zu erwartende Folgen abzuschätzen und einzukalkulieren, sie zu rechtfertigen. Die Möglichkeit menschlichen Irrtums ist Bestandteil der Aufklärung, die jegliche „Alleinseligmachung“ und Ansprüche von „Alternativlosigkeit“ als Grundübel von besserwissender Bevormundung und inkompetenter Klugscheißerei in ungeschminkter Deutlichkeit verurteilt.

Was sind das für Gesellschaftsordnungen, wo man politische Oppositionen einsperrt, wo man abweichende Meinungen mit Arbeitslagern und Gehirnwäsche auf Linie zwingt, wo man religiöse Mission, auch mit drastischen Methoden, für förderungswürdig erklärt!
Ist das überhaupt Kultur, seit jeher einen Giordano Bruno vor gaffender Menge durch die religiöse Inquisition verbrennen zu lassen, nur weil er Tatsachen der Welt und nicht Glaubensunfug vertritt? Die Richter wie die Scheiterhaufenbefeuerer stehen fanatisch primitiver Mordlust zu Diensten und bestimmen unverändert, was Norm, was Räson zu sein hat.

Man tötet die Aufklärung, spielt sich im freiheitlich vorgegaukelten Zwirn und in abenteuerlich religiösen Gewandungen zu mordenden Gottheiten auf, tötet und erklärt für tot.
Wer dem entkommen kann und wachen Geistes ist, dem widme ich das Kosmonomische Manifest als aufklärerische Rückenstärkung, den Gepeinigten als ein, wenn auch vages Hoffnungssignal.

Besondere Tragik: Hemmungsloser Mord in totalitären Systemen wird genährt durch hemmungslosen Verrat der Aufklärung in der sich völlig verlogen so nennenden „freien Welt“.




1 Kommentar:

Sabrina hat gesagt…

Durchaus zum Nachdenken, dieser Text. Gut geschrieben,inhaltlich bin ich auch voll bei Ihnen. Aber leider vermischt man bei solchen Rundumschlägen auch sehr oft die eigentlichen Themen.

Zum Beispiel "Im Besonderen gilt das für die Großmächte, die sich auf Demokratie und Menschenrechte berufen, während sie weltweit für Armut, Ausbeutung und Stellvertreterkriege durch verbrecherische Einflussnahmen und Interventionen die Verantwortung tragen."

Die Demokratie als Gesellschaftsform hat ja nun erstmal rein gar nichts mit dem Thema Ausbeutung und Stellvertreterkriegen zu tun. DAS sind die WERTE die in einer Gesellschaft gelebt und vermittelt werden. Finde ich ein bisschen schade, dass das so vermischt wird.