Aphorismen zum Nachdenken und Zitieren:
8330
Bei meinem letzten Aufenthalt in Lindau am Bodensee regnete es heftig, tagelang. So bot sich mir die Gelegenheit, auch von diesem sonst eher heiteren Ort aus kritisch an die Welt da draußen und an die Zukunft im Hier und Jetzt zu denken, mich über Mensch und Natur zu wundern.
Ich reiste schließlich vorzeitig ab, aber wusste durchaus auch von anderem gleichzeitigen Regen in weiten Regionen rundum.
Als ich mich am Ufer vom See triefend verabschiedete, tauchten unvermittelt, quasi mit einem „Wumms“, ein schrumpeliges Wassermännchen und seine grünalgige Partnerin auf. „Krieg ist schlimmer“, röchelte der Alte, und sie keifte: „und den wollen doch nun alle.“
Der See verschluckte wieder beide und ich schluckte schwer.
Gestern war Fronleichnam, ein seltsam erleuchtetes Fest, in der Ukraine brannten Häuser samt Menschen, in Gaza zerschießt man alles und jeden im Namen Gottes, hinter Allem stecken ganz Andere, wir wollen aufrüsten und mitmischen, deutsche Waffen dürfen endlich in Russland einschlagen, die besten Freunde in Amerika haben es erlaubt, Putin ist noch nicht verhaftet, Netanjahu auch nicht, Trump schuldig gesprochen, der Papst spricht immer noch und schon wieder heilig.
Mein Optimismus hält mich wach und sich in Grenzen.
8331
Die Wissenden nehmen wahr und können wertend einordnen, Letzteres ist den Ignoranten verwehrt, wenngleich eher selten bewusst, da sie falsche oder keine Schlüsse ziehen, während sie sich gerne am Opportunismus orientieren. Höchste Ämter sparen solche Talente keineswegs aus.
8332
Präsidiale Lügen haben tausend Füße und mindestens einen Dolch.
8333
Wer „vom Menschenrecht kommt“, sollte besser dabei bleiben.
8334
Man macht sich ein Bild vom Feind oder lässt es sich machen und ahnt nicht, wie man selbst sein eigener Feind wird.
8335
Wesentliche Feinde der Menschenrechte agieren als ideologische Interpreten.
8336
Will man selbst nichts erreichen, fehlt doch jeder skandierten Forderung alle Überzeugungskraft.
8337
Lügen- und Propagandaexperten durchsetzen alle Lebensbereiche des Interimsmenschen als Geheiligte der Ahnungslosigkeit.
8338
Beleuchtet man alle täglich dem Mitteleuropäer zur Verfügung stehenden Fernsehprogramme, ergibt sich kein gutes Bild: Reichlich übergossen mit penetrant dümmlicher Werbung und überflutet mit zig Kriminalfilmen, mit Mord und Totschlag überströmt, geht die Dekadenz allabendlich in ihr weichgespültes Heiabett und reflektiert sogar über „Mord als Hobby“. Das sind systemische „Werte des Westens“ – „frei“, so frei von allen Skrupeln, vollmundig unmündig und nun auch wieder kriegsertüchtigend.
8339
Emotionsjournalismus erweist sich als freiheitsunfähig, Inhalt, Stil und Stimme ergreifen Partei voller Mitgefühlt, Abneigung oder Begeisterung, begründet im Mangel an Objektivität und im Qualifikationsdefizit zu sachlicher Analyse, darüber hinaus in der Absicht, Propaganda, in welchem Auftrag immer, zu produzieren und eigene Pfründe zu sichern und zu mehren. Qualitätsjournalismus erlangt Seltenheitswert in einer desorientierten Öffentlichkeit, die sogar Pressezensur unter Berufung auf Freiheit befürwortet.
8340
Krieg heißt Tod! Wollt ihr das wirklich, über das natürliche Ende hinaus?
8341
Das Leben kann zaubern in gelungener Entschleunigung.
8342
Geht es dir gut, gib ab von deinem Glück und würdige die Umstände auch, die gar nicht deine Verdienste darstellen.
8343
Das „Ende“ ist ein kurzes Wort mit hoher Geschwindigkeit und häufig mit unverhofftem Auftritt.
8344
Erste Hilfe verwirklicht einen der ersten Werte der Menschlichkeit.
8345
Herzlos der Mensch, so seine Kriege.
8346
Im Hass von Weltoffenheit und Toleranz zu fabulieren, kennzeichnet die besondere und ideologische Niedertracht.
8347
Grußlos tritt der Bildungsmangel in den Raum und disqualifiziert sich „wie von selbst“.
8348
Eingebildete Aufklärung erkennt das eigene Heucheln nicht, nicht die Doppelmoral in Selbstherrlichkeit.
8349
Sachdienliche Gelassenheit ist Merkmal seriösen Expertentums.
8350
„Gesundheit“ ist in aller Munde und dennoch nicht im Kopf, denn „gesund“ ist nur das, was würdigem Leben dient.
8351
Gib Sinn dem Leben, nicht dem Morden!
8352
In der Pflege und Stilisierung von Feindbildern verbirgt sich eigene Unfriedlichkeit, die zu den Waffen ruft und Rechtfertigung sucht.
8353
Klimareligion und Rüstungswahn im Sendungsbewusstsein zur Weltrettung strukturieren derartig konträre Denkweisen, dass Intelligenz im Sinne des Wortes verblutet und sich in neuen Kriegen ergießt.
8354
Allzu seichtes Frühstücksfernsehen und Radiogeplauder könnte meinen Morgen trüben, doch dazu lasse ich es einfach nicht kommen im ausgeschlafenen, abschaltenden Selbstbewusstsein.
8355
„Herr, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“, soll Jesus gesagt haben. Kriegstreibern jedoch vergibt man nicht, denn sie verachten das Menschsein schlechthin. Man entlarvt sie und entmachtet sie beizeiten, zum Beispiel durch konsequente freiheitliche Abwahl, solange dies noch möglich ist. Wird der Zeitpunkt verspielt, nimmt das Verbrechen – nichts Anderes ist der Krieg – seinen Lauf und die Lebensvernichtung wird Staatsräson als unverzeihliche Verirrungsorgie der „Götter“ und Halbgötter, die so etwas inszenieren, indem sie selbst die Inkarnation des Unsinnigen verkörpern.
Frieden gründet auf Intelligenz und Aufklärung, auf Freude und Verehrung des Lebens. In diesem Geiste erkenne und erhebe sich die Menschheit, argumentiere deutlich, auch kontrovers und agiere friedlich verbindlich! Menschlichkeit schäle sich nunmehr heraus aus bisheriger Historie von Barbarei und Primitivität. Eine gigantische Aufgabe mit definitiv futuristisch befreiendem Aufforderungscharakter: Friedensertüchtigung statt Kriegstreiberei!
8356
Die vielgepriesene Fairness, Freundschaft und Weltoffenheit des Fußballs als Werteorientierung besonders auch für die Jugend „erschießt“ der Verein glatt, wird er vom Rüstungskonzern gesponsert. Ein Tor, wer sich diesem Spiel hingibt.
8357
Ob nun die naive biblische Sündflut (Sintflut) oder der extrem modernistische Starkregen, die Ursache bleibt unverändert das strafwürdige Fehlverhalten des Menschen, das folgende Strafgericht „Gottes“ oder der Natur. Und das wussten die Bibelschreiber so unbezweifelbar genau wie die heutigen Klimapopen, um die an den Unsinn Glaubenden zu maßregeln und moralisch zur gefälligen Buße zu zwingen. Wie treu sich doch Religion aufführt, solange ihre Schafe im Regen stehen!
8358
Jeder Mensch hat ein Recht auf Frieden, indem er der Pflicht zum Frieden nachkommt.
8359
Quotenbesetzungen von Ämtern und Funktionen dienen der Vertuschung von unbewältigten gravierenden gesellschaftlichen Mängeln und Fehlentwicklungen.
8360
Dackelt ein Präsident mit Haltungsschaden durch riesige goldene Türflügel, die von versteift Uniformierten mit Hals- und Blickstarre bedient werden, rauscht nackte Macht heran, über die alle Intelligenz nur lachen könnte, wäre sie wirklich frei. Sie ist aber nicht frei, beziehungsweise gar nicht anwesend.
8361
Trippelt ein Machthaber in die Öffentlichkeit und stolpert so manches Mal, mag traditionelle Verlogenheit auch der Vorgänger die Fallstricke spinnen.
8362
Geistlichkeit garantiert keineswegs Geistigkeit, schließt sie zumeist weitestgehend aus.
8363
Richter der Todesstrafe, gelegentlich auch Scharfrichter genannt, sollte man mit gutem Beispiel lebenslänglich inhaftieren. Doch wo ist Aufrichtigkeit so stark im Despotismus?
8364
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in Münster: Noch ein „Friedens“-Preisträger, der für Kriegsaufrüstung plädiert. Ein „Europäer“ mehr, ganz offensichtlich einer der militaristischen Unbelehrbarkeit, die noch jeden Frieden torpediert hat.
8365
Wo das helle Wasser des Rheins aus den schweizerischen Bergen in den Bodensee mündet und sich im dunkleren Wasser des Dreiländerecks verliert, scheint die Wasseroberfläche zunächst leicht zu brodeln, quasi als touristische Attraktion von Bestand – auch jeder Seerundfahrt, die diesen Ufersaum ansteuert. Bei regnerischem Wetter regt mich der Blick vom leicht dahingleitenden Schiff aus zu einem Bild an über meine inzwischen fast 10.000 Aphorismen. Vom kosmonomischen Standpunkt weit außerhalb des üblichen Zeitgeists werden sie verfasst und über das Internet in die weite Öffentlichkeit geweht, wo sie sich verlieren mögen. Doch der Ort ihres zumeist erstmaligen Auftritts glimmt permanent als kleine Attraktion für aufgeklärt durchs Leben Schippernde, es gibt den Ort wirklich, den der Verschmelzung von Gletscherwasser und Seewasser wie den von intensivem Gedankenflug und tiefem Bewusstsein.
8366
Kurz entschlossen verließ ich durchnässt den vom aktuellen Hochwasser bedrohten Campingplatz und kehrte in der Nacht heim zu meiner „Hohen Freiheit 24“: Ich schätze Frieden, Freiheit und Sicherheit unerschütterlich, aber wie steht es damit auch hier in Zukunft?
© Raymond Walden