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Samstag, 10. August 2024

Sequenzen von Skepsis (636)


Aphorismen zum Nachdenken und Zitieren:


8538

Als der Chef einer äußerst profitablen Rüstungsfirma durch ein verhindertes Attentat (angeblich?) bedroht wurde, erkühnte sich der Kriegsgewinnler vor der Kamera, er sei entschieden gegen Gewalt. Offenbar hält er auch seine produzierten Waffen für einschmeichelnd gewaltfrei.


8539

Menschen setzen Götter in die Welt und halten sich selbst bisweilen für „Gott“, denn dem Wunschdenken zu folgen, erachten sie für sinnvoller als sich der letztlich dramatischen und tragischen Lebensrealität zu stellen und diese sogar in gewissem Maße aktiv mitzugestalten und zu erleichtern.


8540

Das Leben garantiert einzig den Tod, alles andere ist Hoffen und Befürchtung.


8541

Das Raunen einer ganz stillen Nacht ist wie eine „Symphonie aus einer anderen Welt“. Längst nicht jeder verfügt über solche Wahrnehmungen zur tiefsten und wohligen Entspannung.


8542

Juristische Verträge und Gerechtigkeit pflegen häufig heikle Verhältnisse zueinander.


8543

Im freiwilligen Verzicht weht ein Geist von Freiheit und Selbstbestimmung in der Wertschätzung von Erlesenem.


8544

Die Zugabe für beste Darbietungen erhebt sich in Stehenden Ovationen.


8545

Vergiss deine Füße nicht, sie tragen und stützen dich in und zu allen möglichen deiner Standpunkte.


8546

Im Krankenbett bei klarem Kopf kommen Ideen; halte sie fest! Du fragst: „Wozu?“ Das Leben geht doch weiter.


8547

Gib dem Tag die Möglichkeit, zu dir freundlich zu sein.



© Raymond Walden


 

 

Sonntag, 21. August 2016

Sequenzen von Skepsis (244)

Aphorismen zum Nachdenken und Zitieren:

3086
Lasset Frauen an die Macht! Denn es ist ein Recht der Emanzipation. Besser wird dadurch nichts, sind sie neurotisch doch wie Männer.

3087
Bin ich Politiker? Nicht doch!
Da ich pfeife auf Diplomatie, herunterputze, was gegen Klarheit Wahrheiten verschmiert.

3088
Die Welt hat kein Gehirn, kein Herz, stattdessen zu viel Unmenschlichkeit, und ansonsten besteht sie wertneutral.

3089
Wegen Terrorismus' zu weinen, den man selbst durch eigene Dekadenz initiiert, belegt des Menschen geistige Perversion, die er in traditioneller dogmatischer Fesselung nicht erkennt und dadurch nicht zu ändern vermag. Er beutet aus und wundert sich über Gegenwehr, die er aber gleichermaßen nicht als solche realisiert.

3090
Gott-Verkünder müssen so tun, um ihre eigenen Glaubenszweifel durch das Nachbeten der Missionierten abmildern zu lassen. Je bewusster das Zweifelhafte, desto inbrünstiger die Bekehrungsbeschwörungen, das Einbläuen christlicher Mystik.

3091
Am Strand des Lebens ahnt die Masse nicht, unter welchen Umständen, in gigantischen Zeiträumen diese Gestade entstanden sind und wie sie sich während Millionen zukünftiger Jahre weiter entwickeln können, ohne dem temporären Menschheitsgewimmel die geringste Bedeutung beizumessen.

3092
Betrachter bin ich, berührt und gerührt, betroffen, verkettet und verzahnt. Aber ich mache nicht mehr so mit, immer häufiger klinke ich mich aus, nicht aus Gleichgültigkeit und Resignation, sondern zum Selbstschutz und zur Wahrung klarer Sicht.

3093
Auf politischen und religiösen Bühnen tanzt der Teufel verkleidet zwar, aber ungeniert und skrupellos. Nicht selten hat ihn das dumme Volk auf die Bretter gehievt.

3094
Der Inhalt der religiösen Lehren ist für Denkende das Nichts der Leere.

3095
Das Bewusstsein, eigentlich wenig zu wissen, ehrt den Skeptiker; das Glauben an Wunder protzt dagegen als Anmaßung.

3096
Dummheit zu prognostizieren, scheint wenig originell. Sie zu diagnostizieren, wird allgemein wenig verstanden. Dummheit einzudämmen, erzeugt Groll. Dummheit generell zu verhindern, ist logischerweise unmöglich. Dummheit auszuschließen, prägt das Bestreben der Aufklärung, bezeichnet die humane Herausforderung der geistigen Hygiene als Voraussetzung für Kultur.

3097
Was Macht aus Menschen macht, wird diplomatisch verschwiegen wie eine unsägliche Peinlichkeit, eine absonderliche Hässlichkeit des Inneren, die jedoch inkontinent nach außen stinkt.

3098
Zeit muss man sich nehmen, denn nur wer sie hat, kann sie teilen.

3099
Intelligenz schließt Dummheit nicht aus, sobald Glauben und Niedertracht ins Spiel kommen.

3100
Meteorologen konvertieren zu Klima-Agenten, zu opportunen Wetterdeutern gemäß den Bedürfnissen eines leichtgläubigen und nach wie vor wissenschaftlich völlig unbedarften Zeitgeistes.

3101
Im Gericht fokussieren sich Mensch und Macht. Ungeahntes wird möglich.

3102
Apotheken-Werbung: Ganz schön krank. Fragen Sie mal Ihren Arzt ohne seinen Apotheker.

3103
Ich wollte die Welt umarmen! Da ekelte sie mich an.

3104
Sie machen sich aus Korruption und Doping einen Sport.


© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.de 


 

Donnerstag, 14. Mai 2015

Ungöttliche Menschlichkeit


O erlesener Durst nach Gerechtigkeit,
man benetzt deine Lippen mit Feuerwasser
und raut dir die Kehle mit Essig auf.
Verweigere den gespritzten Trunk,
den man verhohlen lächelnd kredenzt
im Bewusstsein seiner üblen Wirkung
durch Panscherei schillernder Unlauterkeit
und in giftiger Absicht.
„Zum Wohle“, prostet man zu
und meint ausschließlich sich, nicht dich.

O würdiger Hunger nach Emanzipation,
man speist dich ab mit Kröten,
füttert dich mit blähendem Fraß.
Schlucke nicht, was man dir zumutet
in der Frechheit des Rechts der Stärkeren,
des Unrechts der Reicheren und Freibeuter
und der blutigen Sklaverei.
„Guten Appetit“, adelt man die Mahlzeit
und besorgt stets Besseres für sich, nicht für dich.

Dein Durst, dein Hunger, o Menschlichkeit,
sie werden erstickt
aufgrund deiner Arglosigkeit,
deiner Leichtgläubigkeit und gewaschenen Dummheit.
Du bist religiös?
Irgendein Gott erklärt dich zu Staub?
Und du bejubelst ihn dafür?
Schon bist du angreifbar
wegen der Arroganz deines Gottes,
als sei er der einzig Wahre
und folglich der albern heilige Anlass
für Kulturkämpfe und Vernichtungskriege.

Entsprechend als „Usus“ erfahren,
hast du, o Menschlichkeit, keine Skrupel,
deinen abendländischen, christlich-jüdischen Reichtum auszuleben
auf Kosten der Armen, der Dritten Welt.
Dieses Recht hast du aber nicht.
Dein Gott, wie alle anderen Götter,
ist nicht nur Wahn,
sondern das Übel.

Willst du deinen Durst nach Gerechtigkeit,
deinen Hunger nach Emanzipation stillen,
wähle ab den Kelch des Blutes,
die Leibfresserei einer psychopathischen Prophetie!
Bestimme verantwortungsbewusst,
was du trinkst, was du isst.
Den Tisch deines Lebens
musst du eigenständig decken und schmücken.

Im Speisen und Trinken entfaltet sich die Ehrlichkeit des Lebens.
Beispielhaft erhebe sich die Aufrichtigkeit als ungöttliche Menschlichkeit.



Dienstag, 14. Januar 2014

Sequenzen von Skepsis (164)


Aphorismen zum Nachdenken und Zitieren:


2073
Dauerwerbung versetzt den Konsumtrottel in Wachstumslaune, konform zur politischen, global-kapitalistischen Vermarktung des Menschen, der doch angeblich nicht blöd sei.

2074
Der vermittelnde Blick hinter die Kulissen des Lebens beansprucht viel mehr Zeit, als oft der routinemäßige Arbeitstag übrig lässt.

2075
Ehekrieg beschleunigt das Altern.

2076
Religiöse Prüderie speit verachtende Gewalt und demütigt lebenslustige Anmut.

 2077
Ganz abrupt kann man einsam werden, häufiger aber schleicht sich die Einsamkeit an, sie bringt sich ein ins Leben, ... wachsend in den Tod.

2078
Datenjagd zielt auf Menschen.

2079
Deutsche Waffen sind wegen ihrer tödlichen Zuverlässigkeit begehrt.

2080
Mehr noch als die esoterische Parapsychologie blüht die flache Pseudopsychologie durch Gefühlsinterpreten, Emotionserzeuger, Motivationsverkünder und Mentalathleten.

2081
In der Regel enden Märchen in Gerechtigkeit, eben so märchenhaft, wie das Leben selten spielt.

2082
Verantwortungsvolle Psychologen wissen um die Gefahr der Quadratur des Allzumenschlichen, indem sie als Forscher ähnlichen, wenn nicht gar denselben inneren Strukturen unterliegen wie ihre „Forschungsobjekte“.

2083
Mit singenden Kameraden gegen den trommelnden Feind verscheucht der Krieg die Einsamkeit, bis sie im Sterben überreichlich ausblutet und weit hinter den Fronten grassierend Einzug hält.


Copyright: Raymond Walden,  www.raymond-walden.blogspot.de