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Montag, 11. August 2014

Sequenzen von Skepsis (182)


Aphorismen zum Nachdenken und Zitieren:

2291
Es zeugt von wenig Freiheitssinn, Narrenfreiheiten zu tolerieren, deren Erstarkungen zur Freiheitsvernichtung führen.

2292
Die geheuchelte Wertegemeinschaft besteht im Unwert: für Leidverursacher wertvoll, für die Leidenden wertlos.

2293
Was ist denn unter „menschlich“ zu verstehen?
Der Zustand der Menschheit oder die Hoffnung auf Verstand?

2294
Gutes scheitert im Großen symptomatisch, weil es im Kleinen vernachlässigt wird.

2295
Es gibt Menschen und Politiker. Dass ich so unterscheide, liegt wirklich an den Letzteren.

2296
Frieden ist Gegenwart, die im Schielen auf gestern und im Spekulieren auf morgen unbegreiflich entgleitet. Der Mensch erkennt schwerlich das Jetzt.

2297
Niemand ruht im Grab, lediglich die Gedanken der Lebenden.

2298
Die Propaganda zeitigt die nachhaltigste Wirkung, die, gleichgeschaltet und redundant wiederholend, weder vom Adressaten noch von den im Auftrag handelnden Verkündern bemerkt wird, ja sogar als aufgeklärte Meinungsvielfalt und freiheitliche Staatsräson verkauft wird.

2299
Vom ersten Kindermärchen bis zum Auferstehungsgerücht des letzten Tages besteht das Leben des naiven Interimsmenschen aus einer Flucht vor der Wirklichkeit; die Flucht ist seine Wirklichkeit, die er nicht erkennen, wohl aber verdrängen will.

2300
Mit Märchen wird man nie erwachsen, sondern bleibt verwachsen.

2301
Auch Selbstgespräche erzeugen ein Echo.

2302
Die Masse erfasst nicht, sie wird erfasst.

2303 
Natur will durch den Menschen veredelt und nicht geschunden werden.  


Copyright: Raymond Walden,  www.raymond-walden.blogspot.de

Samstag, 22. Februar 2014

Lebensstatt


Wie so oft in meinem Leben gehe ich durch meine Stadt, die nicht meine ist. Ich bin bekannt, doch man kennt mich nicht, zweifellos ein Vorteil.
Denn mein schriftlich skizziertes Lebensgefühl geht nicht konform mit dem ansässigen Muff, verfilzt nicht, entzwirnt sich wachsam von Anfang an.

Im gravitätischen Dom erlebe ich eine orgiastische Orgel zum Lobe der Welt, und keine der anwesenden örtlichen Kleingeistergrößen, noch die versammelte banale Kreuzgläubigkeit könnten verkraften, was ich denke, als das musikalische Forte die Kathedrale in Resonanz versetzt.

Schlendere ich durch die Einkaufsmeile, weiß ich, im Konsum gibt es keine Philosophie, sie wäre spielverderbend.

Nicht anders im Fußballstadion, wo man der sportlichen Kunst primitive Pseudoreligiosität von außen aufsetzt: „SC NN – unser Leben!“
Kein einziger hier ..., wozu auch?

Was geschähe im Theater, wüssten die von der an Doppelmoral zerbrechenden Heldin Ergriffenen, was mir meine über die Gesellschaft einfliegenden Gedanken zuflüstern?

Irgendwann im Verlaufe der Jahre sitze ich bei einem empfohlenen Arzt, einem modernen Medizinmann par excellence.
Ich bezahle später natürlich die herausragende Rechnung und bleibe vorsätzlich gesund, bis der Tod ... .
Inzwischen esse und trinke ich, was schmeckt, abwechslungsreich, mäßig und gut. Außerdem huste ich nicht bei jedem kleinen Gegenwind vor Angst in die Hose und erwäge bei kleinen Kratzern keine Blutvergiftung.

Mich stört keine Fliege an der Wand, ein ideologisches Windrad in flächendeckend verschandelnder Natur schon. Klimaretter, ob man mir das nachsieht oder nicht, sind nicht ganz dicht. Auch Solarzellen auf ihren Dächern erhellen keinesfalls die naturwissenschaftliche Ahnungslosigkeit, nicht die opportune volkswirtschaftliche Unterbelichtung, auch nicht das verordnete Glauben an Wachstum und Statusgier.

Die lästigste Plage indes ist mir die medial überkommende Politik, vergleichbar einem astrologischen Orakel mit allerdings realen Folgen für uns alle: Tödliche Aszendenten, Oppositionen und Koalitionen in verrückten „hohen“ Häusern eingeweihter Deuterjongleure und Lobbyisten.

Was man nicht alles glaubt! Früher vorzugsweise dem Pfarrer, heute mischt man sein Glaubensmenu nach Gusto zusammen im Gleichklang des Abmarsches von Aufklärung, Berechenbarkeit und Verbindlichkeit.

Bei derartigem Fazit mag man sich fragen, wie ich überhaupt leben kann.
Die Antwort werde ich – entgegen gängiger Trends – aber nicht in die Öffentlichkeit blasen!
Ich wiederhole stattdessen, dass mir die Masse ziemlich unattraktiv lebt, für jeden reflektierenden Menschen viel zu oberflächlich glaubend.

Die Masse kann aber Mehrheiten bilden, und dann hat Demokratie ein bedrohliches Problem, viel gefährlicher und akuter, als bisher wahrgenommen.


Dienstag, 18. Februar 2014

Sequenzen von Skepsis (169)


Aphorismen zum Nachdenken und Zitieren:


2127
Stellt der Künstler sein Werk in den Gottesdienst, beweist das nichts.

2128
Beim Blick ins All nährt sich die Wunschwahrscheinlichkeit des intelligenten Lebens da draußen.
Hier unten reduziert sich beim Blick in die Runde der Anspruch gewaltig.

2129
Mensch macht Klamauk.

2130
Das Deja-vu-Erlebnis zeigt irgendwann die individuelle Sättigung des Lebens an.

2131
Früchte – mit abgegrabenem Wasser angebaut,
auf geraubtem Land gezogen,
geerntet von gedemütigten Sklaven – mögen
verführerisch lächeln; sie  bleiben ungenießbar
für freiheitliche Gesundheit.

2132
Kein Lebewesen stolpert wie der Mensch über seine Sexualität, denn fremde Mächte regieren das Menschengeschlecht.

2133
Die einzige objektivierbare Aussage so vieler Werbespots ist die Geringschätzung der Intelligenz der Umworbenen.

2134
Die Natur hat keine Probleme;
erst der Mensch gibt solche auf,
nämlich sich selbst.

2135
Folter ist Menschenwerk, das die Natur nicht kennt.

2136
In der Masse skizziert und karikiert sich der Mensch – unrühmlich zumeist.

2137
Oft nahm ich die Gegenwart leicht, zu unbekümmert,
unbedeutend, und ich wartete auf eine Zukunft,
die sich aber nur einstellte, wenn ich aktiv wurde,
mit Interesse und Engagement.
Es ergaben sich dennoch Irrtümer,
sodass ich nun in gemischter Vergangenheit mehr Zeit
der Gegenwart widme, sehr bewusst,
einer mir immer schneller begegnenden Zukunft.


Copyright: Raymond Walden,  www.raymond-walden.blogspot.de