Aphorismen
zum Nachdenken und Zitieren:
3704
Auch
nach dem Jahreswechsel bleibt alles beim Alten,
denn
Unsinn lässt sich amtlich emphatisch verwalten.
Wer
aber Analysen nicht scheut,
sich
an Kausalität erfreut,
dem
ist Durchblick gegeben
zu
einem würdigeren Leben.
3705
Der
Kugelmensch besitzt weder Ecken noch Kanten und rollt bevorzugt
entlang vorgegebener Leitlinien; er folgt bequem der gewünschten
Führung. Als Abwechslung in seinem Existenznetz wendet er sich
Romanen der Gewalt, der Kriminalität und des Terrors zu, jener
Barbarei, die er auch in den realen Nachrichten in bigotter Gier
erregender Stumpfheit konsumiert.
3706
Im
Schnee von gestern verlieren sich die Spuren, nicht aber im
Permafrost oder in lebendiger Erinnerung.
3707
Meine
Absicht? Ein Aphorismus am Tag. Manchmal tagelang nichts oder zwanzig
auf einmal. Und dann begegnen wir uns wieder, mein Spruch und ich.
Irgendwann und irgendwo, einfach so. Er geht seinen Weg, wird mich
locker überleben und doch auch verwehen.
3708
Die
Menschheit vegetiert im Dämmerlicht auch dann, wenn sie immer wieder
glühend Frieden schwört, denn sie rüstet gewaltig auf, während
sie die Welt in Brennpunkte einteilt, die sie in Manövern vorwärmt
für den finalen Blitz.
3709
Dem
dämmernden Menschen dämmert nichts.
3710
Beharrt
jemand auf seinem Glauben, sei es an Gott, Geister, Sterne, Klimawahn
und Wunder, besteht keinerlei gemeinsame Basis mehr zu einem seriösen
Gespräch. Man muss sich einfach nur dulden, tolerieren. Wäre das
doch nur so einfach!
3711
Demokratie
hebelt sich aus, folgt sie wider besseren Wissens dem Glauben, an was
auch immer.
3712
Unkluge
und falsche Mehrheitsentscheidungen führen die Demokratie erst an
ihre Grenzen, dann schließlich ad absurdum.
3713
Beinahe
jedem Ende haftet Befreiung, gar Erlösung an.
3714
Es
ist die unverschleierte Welt, die zu Recht Respekt einfordert und
verdient.
3715
In
ihrer Häme kennt Politik kein herzliches Lachen.
3716
Alles
Leben hat Auswirkungen, zeitigt Nebenwirkungen. So bekommt „Wachstum“
seinen erweiterten Sinn, dem die Menschheit offensichtlich nicht
gewachsen ist.
3717
Positives
Denken verirrt sich gerne zu sorglos in Wunschvorstellungen und
Schönfärberei.
3718
Nicht
nur das deutsche Parlament mit seinen gewählten Volksvertretern und
Bediensteten, mit seinen Lobbyisten, Strippenziehern und Seilschaften
spiegelt sehr wohl die Gesellschaft wider! Wo und wie sollte es denn
anders herkommen?
3719
Wenn
Arroganz und Verblödung zum Festival aufsteigen, handelt es sich
erfahrungsgemäß um einen Parteitag. Die Partei steht dabei im
Schatten, es glänzt die hofierte und sich kredenzende Dekadenz.
©
Raymond Walden