Dienstag, 3. November 2009

Sequenzen von Skepsis (11)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

112
Vernunft wird überstrapaziert, vor allem in ihrer Ermangelung.

113
Öl verschmiert die Ideale von Freiheit und Würde. Gleichsam wartet die Menschheit auf ein messianisches Ereignis: Die Entwicklung einer Energiequelle, die sich aufgrund ihrer dann allgemeinen Verfügbarkeit nicht durch Kartelle bündeln lässt. Ein „Wunder“ muss geschehen.

114
Freiheit heißt „Befähigung dazu“ , und sie gelingt nicht ohne Erziehung und Anleitung. Doch wer, wenn nicht Eltern, könnte Maßstäbe setzen? Stattdessen versagen jetzt Elterngenerationen, bedingt durch ihre eigenen Scheinorientierungen.

115
Rauchte früher der Schornstein des in der Weite und Einsamkeit des Landes entlegenen Nachbarn, war dies ein Lebenszeichen. Bei dichter Besiedelung heute und medialer Vernetzung hegt man ganz andere Interessen.

116
In der Demokratie bestimmen Mehrheiten, gleichgültig, wie sie zustande kommen, sodass die Qualität der Massenentscheidung nicht verbürgt ist.
Wählermanipulationen, etwa durch banalisierende Wahlkämpfe, können die demokratische Fortentwicklung aus der bisherigen Stagnation nicht befreien. Die Bindung des Stimmrechts an Bildungsmindeststandards ist unerlässlich. In keinem Unternehmen werden Unwissende als Entscheidungsträger akzeptiert, allein der Staat räumt noch jedem Trottel Mitbestimmung ein. Wobei gar nicht zu leugnen ist, dass auch Gebildete sich erschreckend leicht, ihrem Niveau nicht entsprechend, manipulieren lassen.

117
Werbung sprudelt aus einer ergiebigen Quelle wie die Lüge, die Täuschung, die Verblödung, die Desillusionierung. Konsumenten zahlen Milliarden für den vermeintlichen Sekt und schielen glasig auf ihr freies Leben.

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Mein Buch „Menschliches Glauben“ (Siehe Monats-Archiv August 2008), erschienen im österreichischen Novumverlag, wird von allen Medien in demokratischer Geschlossenheit totgeschwiegen: Keine Rezensionen, keine Interviews, keine Reaktionen.
Ich hoffe auf Verständnis, wenn ich immer wieder einmal durch diese „Kleinanzeige“ auf die mediale Gepflogenheit hinweise.
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118
Was nützt die Kenntnis der Leidensursache, kann man sie nicht beseitigen?
Zu radikal gedacht?

119
„Gott liebt den, der ihn fürchtet.“ - Ist das nicht fürchterlich?

120
Nach M.s Beerdigung saßen wir in trauter Runde, als ich anmerkte: „Der Herr rettet unser Leben.“ (Zitat aus dem Totengottesdienst) M. war zeitlebens ein treuer Christ gewesen und nach langjährigem qualvollem Leiden noch nicht alt verstorben.
Dazu gehöre eben ein fester Glaube, war die einhellige Meinung. „Und“, fügte B. hinzu „eigene Gedanken darfst du gar nicht erst aufkommen lassen. Sonst wirst du verrückt.“ – Wir wechselten das Thema.

121
Sicherheitsfanatiker agieren als Ableger des Terrorismus.

122
In einer Kirche kritisiert man nicht, um die Einheit im Glauben nicht zu stören.
Man tritt erst aus.

123
Durch Schweigen mag man Ruhe begünstigen. Freiheit jedoch mag das Wagnis der Sprache gleichsam als Wurzel und Frucht der Gedankenfreiheit.


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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

Montag, 2. November 2009

Carpe diem

Gebete basieren auf Emotionen, nicht auf Dummheit oder Intelligenz, denn sie werden formuliert aufgrund von Einübungen, die praktisch mit der Taufe beginnen und jede kritische Komponente auch des intelligentesten Gehirns lahm legen, sodass mehr oder weniger zufällig nur wenige Menschen den Täuschungen des Gebets entkommen.

Man vergegenwärtige sich einmal den indoktrinierten „Gott“, „Jahwe“, „Allah“, etc., an dessen „Ohr“ ständig Milliarden(!) Gebete dringen: Israelis flehen um das Wohl ihres Landes, die Palästinenser ebenso, der Celtic Glasgow-Fan bittet um den Sieg gleichzeitig wie der Glasgow-Rangers-Freund, die deutschen Christen beteten mehrheitlich für Hitler, die Menschen in den anderen Nationen jeweils für ihre Regierungen und Soldaten. Alle zogen mit Gottes Segen in das größte menschliche Inferno. Und der Marsch setzt sich fort.
Das wäre Gott, wenn er denn wäre!

Die imaginäre Nichtgestalt hätte in ihrer Allwissenheit die Welt bis ins letzte Detail geplant und erschaffen, also Gut und Böse gegenüber dem Menschen zu verantworten, den sie quält bis zu seinem Tod, die Gläubigen meinen sogar darüber hinaus, vielleicht auch belohnt.
Stirbt ein Mensch gemäß dieses Weltenplans an einem konsequent ablaufenden Krebsleiden, bilden sich tatsächlich die Gotteskinder ein, der höhere „Lenker“ hätte sich nur vertan, und man könnte ihn mit dem Stammeln von Gebeten umstimmen, damit der Kranke genese. Dabei müsste Gott vorher sowieso schon „wissen“, dass für den Sterbenden gebetet wird.
Sogar ein seniler Papst wird im Sterben von Millionen Gebeten begleitet. Wozu? Soll er niemals enden, „ewig“ auf Erden wirken? Oder schätzt man ihn so sündig ein, dass die Gebetsorgien ihn vor der „Hölle“ retten sollen, die Gott im Falle eines Falles auch für ihn angefeuert hätte, obwohl der „Stellvertreter Christi“ sich zu Lebzeiten sogar dem Ritual von Teufelsaustreibungen hingab? (Frühere „heilige Väter“ veranstalteten ganz andere Orgien.)

Der Ablauf des gesamten katholischen Gottesdienstes erinnert unwillkürlich an Szenarien von Sportveranstaltungen, wo sich Mannschaften vor Spielbeginn eng versammeln, um sich gegenseitig durch Gesten und laute Schlachtenrufe anzuspornen. Nichts anderes stellen die sich häufig wiederholenden Gebete und Anrufungen Gottes in der Messe dar. Ist der „Schöpfer“ schwerhörig oder vergesslich, dass man ihn immer wieder neu loben, ihm den Glauben an ihn bekennen und dieselben Bitten bis zum Überdruss replizieren muss, sich sogar bedankt, dass man an „Ihn“ glauben darf, auserwählt ist?
Die Funktion ist eindeutig, die Glaubensbrüder und –schwestern sollen durch das Gebetsmühlenhafte, durch die Religion gefesselt werden, denn wenn der für alle unausweichliche Tod eintritt, hilft kein Gott: Der Tote ist tot und die Gläubigen sind so erschüttert, in ihrer Verlassenheit müssten sie doch eigentlich jubeln über das Glück des Verstorbenen. Aber so weit reicht der Glaube trotz aller Litaneien nicht. Offensichtlich bewahrt die Natur selbst dem getäuschtesten Gehirn noch einen Rest Skepsis, die im Focus menschlicher Endlichkeit aufkocht und um so dramatischer wirkt, je weniger der Geist zuvor an aufgeklarten Gedankengängen teilnehmen konnte.

Leid legitimiert jede Suche nach Linderung.

Allein, das Gebet verstärkt das Leid durch seine Lebensabgewandtheit und die faktisch regelmäßig folgende Enttäuschung, die wiederum durch Gebete verkraftet werden soll.
Bis auf die begrenzte Wirkung als Placebo im Einzelfall bezeugt das Gebet die geistige Kindlichkeit des Menschen, denn das Erwachsenwerden wird verhindert durch Unlogik, die man als „Geheimnis des Glaubens“ tarnt und ideologisch eintrichtert.

Wenn die Aufklärung, die es ja gibt, nicht endlich wacher wird, mag bei wachsender Zahl der Menschen das letzte „Amen“ immer wahrscheinlicher aufkeimen. Der Irrsinn unterbräche aber nur einen Teil der Evolution, übrigens nicht untypisch.

Deshalb ist Optimismus auch über weitere Generationen angeraten, lohnt es sich doch, auf Verstandesebene den Religionen zu begegnen, und zwar in allen menschlichen Bereichen.

Ein eher oberflächliches, aber dennoch viel Wahrheit enthaltendes Sprichwort heißt:
„No risk, no fun. – Ohne Risiko kein Spaß.“
Das Leben bietet einen solchen Reichtum an Schönem, dass der naturalistische, religionsfreie Denker mutig sein Risiko eingehen kann, das bei genauer Betrachtung keineswegs Leichtsinn, gar Waghalsigkeit birgt, denn es beschreibt nichts anderes als das uralte „Carpe diem!“ – Vierundzwanzig Stunden Helligkeit und Nacht, zum Verstehen, zur ethischen Wertschätzung und zum Genießen.

Freitag, 30. Oktober 2009

Religiöse staatliche Feiertage

Trennung von Staat und Kirche, besser von Staat und Religion ist eine wesentliche Forderung der Aufklärung, die nirgends vollständig erreicht wurde, es sei denn in offen religionsfeindlichen, zum Beispiel kommunistischen Staaten, die als Vorbild für die Einhaltung von Menschenrechten außerhalb jeder Diskussion stehen.

Aus geschichtlichen Entwicklungen heraus erklärbar, weisen die meisten Gesellschaftsordnungen religiös-staatliche Verquickungen auf, die sich eher selten auf harmlose Duldung beschränken als vielmehr massive Einflussnahmen zeitigen, direkt und unverhohlen, sogar diktatorisch oder subtil verwoben in lobbymäßigen bis hin zu mafiosen Strukturen.

Die gegenwärtigen Staaten Europas bilden keine Ausnahme; das Irrationale in Form von Religion prägt nach wie vor die Regierungen und die Staatsräson, obwohl in nicht wenigen Gesellschaften die Zahl der religionsfernen oder religionsfreien Bürger überwiegt.
So erklärt sich auch die Fülle kirchlicher Feiertage, die gleichzeitig vom Staat übernommen wurden. Es mag Bequemlichkeit eine Rolle spielen, den Sinn der Feiertage nicht zu hinterfragen und – es ist besonders festzuhalten – Feiertage sind so oder so nötig und aufbauend innerhalb der Alltagsmühen.
Deswegen bleibt es sicher noch lange beim Altbewährten, wenngleich man ebenso viele andere sinnvollere Anlässe für staatliche Feiertage empfehlen könnte. Dem gemäß erlangten ja manche religiösen Feiertage inzwischen eine drastische weltliche Verwässerung.

Nichts ändert sich jedoch an der religiösen Bevormundung der Allgemeinheit, wenn zum Beispiel Parlamentseröffnungen und andere staatliche Prozeduren durch „ökumenische“ Gottesdienste beweihräuchert werden und Präsidenten und Regierungschefs zu hohen religiösen Festen öffentlich und selbstdarstellerisch das Wort erheben.

Geistige Reife im Sinne der humanistischen Aufklärung und einer kosmonomen friedfertigen Philosophie übte sich in religiöser Enthaltsamkeit des Staates. Europa und Deutschland besonders sind dazu bisher nicht in der Lage, mehr noch, es gibt pseudomoderne Forderungen nach weiteren staatlichen Feiertagen auf der Basis zugewanderter Religionen.
Nichts Geringeres offenbart sich darin, als die Verkennung von Demokratie, ein Rückschritt in den Anachronismus.
Wachsamkeit ist bitter nötig!

Dienstag, 27. Oktober 2009

"Aschermittwoch"

Jeder Feldherr geht über die Leichen seiner Gegner und der eigenen Gefallenen.
Jedes Einzelschicksal ein Mensch! – Geopfert für Ideen oder Götter.

Schaut man die Befehlshaber genauer an, werden sie augenblicklich zur Witzfigur.
Golfbälle unter den Achseln, Klammern in den Lachmuskeln, Spreizhosen für den Ritt auf Rössern, Kanonenkugeln oder Raketen, neuerdings auch weiblich, Stock im Hintern, Hänfling oder Brahma, vielleicht ein Gewand um den Astralkörper, auch ein zuckender Reflex und rhetorische Neurosen, aber einen weisenden Blick zu Höherem, Edlerem, Besitzergreifendem.

Aus diesem Fasching muss sich das Volk erst verabschieden,
wahrscheinlich an einem ganz bitteren Aschermittwoch - dereinst.

Sonntag, 25. Oktober 2009

Sequenzen von Skepsis (10)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

100
Die Schönheit etwa einer Blüte, eines Kunstwerks möchte Wahrnehmung erlangen. Doch der Mensch durchstreift zumeist achtlos seinen Alltag, stumpf geschliffen durch Sachzwänge, bevormundet, manipuliert, befehligt, gekränkt, der Schönheit entwendet, dem Oberflächlichen, Unverbindlichen, dem Grellen, Lug und Trug ausgeliefert. Viele aber könnten sich erheben. Warum nicht jetzt?

101
Ich höre es so: Wenn ich morgens noch geruhsam schlafen kann, weckt mich unbarmherzig die Angelus-Glocke der katholischen Kirche. Ganz schön dreist, aber bei Weitem harmloser als die ungeistigen Zudröhnungen im Tageslauf.

102
Als Pavarotti verstummte, ging eine begnadete Stimme dahin und ein Mensch wie wir alle mit unseren Allüren.

103
Wäre ich Dalai Lama, glaubte ich auch an mich. – Bei der „Erziehung“!

104
„Wir sind Papst!“ blökten die Herdenschafe.

105
Totalitarismus der Scheindemokratie: Ach ja. – Oh nein! – Und nun?

106
Unsinniges leisten zu müssen, mag sich in stupider Routine beruhigen. Oder die Bürde wird zum Martyrium. Unglück beides.

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107
Freiheit verlange Reife und die brauche Zeit in gedeihlichem Klima.
Welcher Mensch lebt schon in solchem Elysium?

108
Die Müllsäcke des Kapitalismus sind verwerflich prall gefüllt mit Lebensnotwendigem, das man aus Bequemlichkeit vernichtet, obgleich Millionen davon satt werden könnten. Als Philosophie der Gewinnoptimierung für Wenige verwandelt dieses um sich greifende Verhalten den Lebensraum in eine Müllhalde, wo das Vegetieren das Leben ablöst. Die Wegwerfkultur zermalmt die Zukunft und spricht ehrlicherweise von Wachstum – grotesk: Sie freut sich darüber!

109
Es bleibt dabei: Selbsttötung ist kein Mord.
Ein Mörder vernichtet das Opfer gegen dessen Willen.

110
Ob es sich je ändern wird? Bisher bestimmt die jeweilige traditionelle Kultur, was über Leben und Tod entscheidet.
Werden es vielleicht doch in einer ferneren Zukunft der Verstand und das Mitgefühl?

111
Auf Pessimismus lässt sich kein Leben aufbauen; nur auf Optimismus ebenso wenig.
Balance ist Stimulus.


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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

Freitag, 23. Oktober 2009

Integration auf Kosten der Demokratie?

Integration meint, dass der Neuankömmling sich einfügt in das Bestehende und nicht, dass der Einwanderer das Bestehende nach seinen Vorstellungen umgestaltet. Dies gilt umso mehr, wenn die Kultur des Immigranten eindeutig demokratiefeindliche Überzeugungen aufweist und/oder antiquierte Weltanschauungen fördert.
Und es gilt im Besonderen, wenn Wirtschafts-Asylanten sich Rechte herausnehmen, für die sie sogar ihr „gutmenschliches“ Gastland belächeln. – So viel Deutlichkeit muss erlaubt sein. Mehr noch: Sie muss gemäß einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung gefordert und durchgesetzt werden.
Es wäre ein Aberwitz, Destruktionen der Demokratie zu integrieren, denn alle freiheitlichen Errungenschaften, so bescheiden sie bisher sind, die Toleranz würde durch Intoleranz beseitigt werden. Demokratie schaufelte sich das eigene Grab.
Und ich füge hinzu: Das Christentum ermöglichte durch seine Aufweichung demokratische Werte, der Islam ist noch weit davon entfernt.

Mittwoch, 21. Oktober 2009

Schattengeist

Teufel und Gott sind, wenn man an sie glaubt, eine Wesenseinheit, im Dualismus vereint wie Licht und Schatten.
Doch Licht erzeugt keinen Schatten. Vom Licht getroffene Körper schlagen Schatten! Sollte etwa der Mensch erst den schattigen und halbschattigen Teufel entwerfen?
Dann hätte die gleißende göttliche Lichtgestalt ihren eigenen Widersacher über den Umweg Mensch kreiert. Und das bei ihrer „Allwissenheit“?

Offensichtlich sollte der Fehler zumindest kaschiert werden durch eine angeblich mögliche Erlösung der Menschenkreatur in Form der Geistzeugung eines Halbgott-Halbmenschen als Gottessohn und dessen blutige Opferung an den Schattengeist.

Der Gott fordert also nicht nur Menschenopfer, sondern das Opfer von einem Teil seines Selbst. Und wozu? – Alle Menschen sterben, die meisten unter „himmelschreiendem“ Schmerz und Unrecht, offensichtlich gemäß der Philosophie eines masochistischen und sadistischen Gottesbegriffes, der niemals einem humanistischen, gewaltfreien, menschenwürdigen Weltbild standhalten wird.

Dienstag, 20. Oktober 2009

Zeitloses Glaubensbekenntnis

Credo der Dummheit:
„Tugendsam will ich das Denken verpönen,
mit Esoterik und Göttern mein Ego versöhnen,
Mängel und Not durch Bescheidenheit krönen,
dem Jenseits vertrauend alles Leiden verschönen,
den Unglauben eifernd und fromm verhöhnen,
Aufklärung mit Glocken zudröhnen.

Und sollte der liebste Mensch sich nicht fügen,
bringe ich ihn zu Fall mit dummen Lügen!
Meine wahre Welt sind Karriere, Uniformen, Talare und Hüte,
endlos krumme Räume,
in denen - der Himmel sei Zeuge - ich weiter wüte.“

Aus: Raymond Walden, "Sentenzen von Freiheit" Angelika Lenz Verlag

Montag, 5. Oktober 2009

Nein, Frau Bundeskanzlerin Dr. Merkel!

Ich bin ein deutscher Bürger mit kosmopolitischem, religionsfreiem und pazifistischem Selbstverständnis und teile Ihre politischen Überzeugungen und Vorgehensweisen nicht im Geringsten.

Als besonders schändlich brandmarke ich Ihre Kriegspolitik in Afghanistan, die geschönten Arbeitslosenzahlen in Deutschland, die tatsächliche Bildungsmisere, die Sie schönreden, das Zweiklassen-Gesundheitswesen, das perfide Klima-Szenario und Ihr gestörtes Verhältnis zu Schuldensummen. Offensichtlich handelt es sich um ein Missverhältnis zu mathematischen Zahlen – und das bei Ihrer Ausbildung als promovierte Physikerin.

Eine deutliche Minderheit(!) der Gesamt-Wahlberechtigten hat Sie mit einem neuen Koalitionspartner wieder ins Amt gewählt, die große Mehrheit(!), einschließlich der Wahlverweigerer und Ungültig-Wähler stimmte gegen Sie!

Und da treten Sie vor die Kameras und wollen die Kanzlerin aller Deutschen sein!

Eine Anmaßung, die mich sehr nachdenklich stimmt.
Sie sind nicht meine Kanzlerin. – Es wird Sie wenig kümmern.

Ich frage einmal die Öffentlichkeit

Etwas später erst, vielleicht im November möchte ich erklären, warum ich die Öffentlichkeit jetzt frage:

„Gibt es zuverlässige Quellen dafür, dass bis auf Weiteres Kriegsakten des Zweiten Weltkriegs in London (oder anderswo) unter Verschluss gehalten werden?“


Mein Blog ist kein Diskussionsforum im herkömmlichen Sinne, das liegt in der philosophischen Gesamt-Thematik; seriöse Kommentare sind durchaus erwünscht, anonyme eher weniger, aber es gehört ja Mut dazu, den verständlicherweise nicht jeder aufbringen kann, klar Stellung gegen eine zunehmend verkommende Demokratie und eine irregeleitete Globalisierung zu beziehen.

Wer eine sachkundige Antwort (keine Meinungen oder Ansichtssachen) zu meiner Frage beisteuern möchte, möge dies bitte als Kommentar formulieren (wird erst nach redaktioneller Überprüfung freigeschaltet) oder aber auch als vertrauliche E-Mail, die nicht in dem Blog erscheinen wird.

Zynische Hoffnung: Objektivität statt Subjektivität

Ein und derselbe Ort mag Menschen verzücken, friedlich stimmen, um andere anzuwidern und streitsüchtig zu animieren, denn das jeweilige Empfinden ist bedeutsamer als die tatsächlichen, die objektivierbaren Qualitäten des Platzes. Welche aber ist die eigentliche Realität, die objektive oder die subjektive?

Für das individuelle Selbstverständlich hat zunächst die Subjektivität die Priorität, die Gesellschaft allerdings dürfte diese Sicht schon etwas einschränken wollen, die Völkergemeinschaft, so es sie denn gäbe, könnte sich vorteilhaft nur an der Objektivität von Fakten orientieren.

Nun ist längst geklärt, dass auch die Objektivität nichts Absolutes ausweist, Wissenschaft als Menschenwerk ebenso Irrungen kennt, jedoch mit dem unüberbietbaren Vorzug der gegebenenfalls notwendigen Korrekturbereitschaft und der weitaus zuverlässigeren kausalen Methoden gegenüber glaubensintensiver Dogmen oder esoterischer Schrullen.

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Noch stellen die Völker der Erde nichts anderes vor als konkurrierende „Großmächte“, Staatenblöcke, Nationalstaaten, und hoffnungslos zersplitterte, leicht unterdrückbare Volksgruppen, alle mit ihren subjektiven Werten, die sie seit Aber-Generationen ihren Menschen indoktrinieren – auf einem objektiv begrenzten Globus. Das heißt nichts Geringeres, als dass die jeweiligen subjektiven Werte nur kleinkarierte Ausschnitte des gesamten Erdballs verkörpern und dass, indem sich die Wertevorstellungen unter Berufung auf ausgedachte Götter gegenseitig erbittert bekämpfen und die subjektiven Mitglieder der Glaubensgemeinschaften bedenkenlos opfern, eine Friedensunfähigkeit geradezu stabilisiert wird: Götter sind der erste und dümmlichste Kriegsgrund, der eigentliche Kurzschluss im Denken bei der Suche nach Menschlichkeit.

Die subjektive Einfalt wird sich der Objektivität öffnen müssen. Oder es gibt bald weder noch, ein allerdings definitiv christlich-religiös angepeiltes Ziel des „letzten Tages“, des „jüngsten Gerichts“.
Zynische Hoffnung: Lasset uns lächeln.

Freitag, 2. Oktober 2009

Sequenzen von Skepsis (8)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

78
Natur sei der Mensch ...., was ihn keineswegs hindert, den Bezug zur Natur, zu sich selbst zu verlieren. Sei es auf dem Lande die Überlastung im alltäglichen Lebenskampf oder im Urbanen die Abschottung in künstliche Welten, die den Menschen zur geistlosen Funktionalität zwingen. Wenige nur entkommen der Zentrifuge des Materialismus und noch Wenigere davon sind Hoffnungsträger für eine menschliche Natürlichkeit, für eine natürliche Menschlichkeit.

79
Sport nannten frühere Bürokraten Körperertüchtigung. Heute meint Sport in erster Linie Kommerz auf der Basis mentalen Handicaps. Der olympische Geist ist dement, politisch korrumpierter denn je. Olympia in Peking! Auf dass sich jedes Rückgrat verbiege!

80
In einer dualen Welt scheint das Pech die zähere Konsistenz gegenüber dem flüchtigen Glück zu verkörpern. Wo bleiben Gleichberechtigung, Chancengleichheit, wenn wir uns nicht darum bemühen? Denn Glück ist vor allem eine menschliche Leistung des Bewusstseins.

81
Melancholisch bemitleiden wir uns in einer Welt, die uns ertragen muss.

82
Könnte mein Wille geschehen, was wäre dann wirklich?

83
Sich selbst aufhängende Systeme verlangen Geduld, die ich aber individuell reserviert habe. Also bin ich nicht konform, weil Menschlichkeit, weil Menschen systematisch wie Programme abgebrochen werden.

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84
Ambivalent kommen Gedanken, verleihen Flügel und martern. Gedankenfreiheit?


85
Verdächtiger agieren weitaus aktiver, krimineller als die meisten Verdächtigten, die zu Unrecht in die ideologischen Räderwerke von Staaten geraten, die sich als Garanten der Freiheit an Menschen vergreifen.

86
Je mehr Waffen im Umlauf, desto höher der Umsatz, häufiger ihr Einsatz: Maxime des Kapitals, an dem sich Unternehmer wie Arbeitnehmer skrupellos, gedankenlos bereichern. So war es doch immer schon? – Immer weiter so?

87
Welcher Schnüffler empfindet sich schon als anrüchig?

88
Leise verstummt die Totenglocke der Privatsphäre am Beginn des 21. Jahrhunderts. Das grelle Licht der Transparenz degradiert jeden Menschen zum Pantoffeltier unter dem Mikroskop.

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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

Montag, 28. September 2009

Kritische Distanz zum Zeitgeist

Obschon jedes Menschenleben unweigerlich in seine jeweilige Epoche eingebunden ist, enthält es Optionen der kritischen Distanz zum Zeitgeist.
Ob solche Möglichkeiten genutzt werden, ob sie überhaupt wahrgenommen werden können, hängt von äußeren Umständen ab und ebenso von der individuellen inneren Verfassung.

Die äußeren Bedingungen beinhalten die kompletten physischen Voraussetzungen wie Gesundheit, Ernährung, Umwelt, Klima, Hygiene, Wohnung, Arbeit, Einkommen etc, Komponenten, die sich zunächst, vor allem am Lebensbeginn der eigenen Einflussnahme entziehen und sich oft lebenslang nicht verändern lassen. Das Wort vom „Los des Lebens“ besitzt seine Berechtigung besonders auch im Hinblick auf den jeweiligen Kulturkreis mit der gesellschaftlichen Werteordnung und der Art und Weise ihrer Umsetzung.
Individuelle innere Befindlichkeiten hängen naturgemäß stark von den äußeren Bedingungen ab, können aber darüber hinaus eigene Kräfte generieren, die zum einen versuchen, Selbstbewusstsein zu erzeugen und zu sichern und zum anderen, Einfluss auf das Außen zu nehmen. Der eigene Charakter- und Mentalitätstyp gibt einen Ausschlag bei der individuellen Positionierung innerhalb der Gemeinschaft mit ihrem jeweiligen Selbstverständnis, das man häufig als Zeitgeist definiert.

Oberflächlich ließe sich der Zeitgeist sogar als Mode bezeichnen, denn in der Regel folgen die Massenmenschen eher gedankenlos unbeschwert den Vorgaben irgendwelcher Designer und Vordenker.
Diese durch Trends bewegte Masse stellt zumindest saisonal einen massiven Machtfaktor dar, gegen den man nur schwerlich etwas bewegen kann. Handelt es sich um belanglose Modeerscheinungen, bedarf es kaum einer Gegensteuerung. Anders jedoch bei in die Irre führenden weltanschaulichen und politischen Entscheidungen gemäß eines „Mainstreams“, der abweichende Meinungen unterdrückt und auch in den gängigen Demokratien zu verhindern sucht.

Der Mainstream gebärdet sich diktatorisch, indem er beispielsweise zwar keine Bücher verbrennt, sie aber totschweigt.

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Dahinter verbergen sich einflussreiche Lobbyisten, die im Verbund mit zahlreichen Geld- und Politgrößen den Globus ausschließlich nach ihren Interessen beherrschen wollen, vor keinem Umweltdesaster und schon gar nicht vor Krieg zurückscheuen.

Zu solchem Zeitgeist kritisch auf Distanz zu gehen, ist der überwiegenden Mehrheit der Menschen nicht möglich, denn sie wird über ihre wahre Situation als kalkulierbare Masse im Kräftespiel nichts erfahren. Die Wissenden aber stehen vor einer ideologischen Mauer, vor Tabus.

Die Römer werden gemeinhin als Träger hoher Kultur verehrt, obwohl sie in meinen Augen in erster Linie barbarische Krieger waren, die in ihrem Hochmut die umliegenden Völker – sie bezeichneten sie als Barbaren – unterjochten.
„Krieg ist der Beruf des Menschen“, so ein römisches Sprichwort, das die geistige, menschliche Unreife dokumentiert, die sich offenbar in vielen heutigen Köpfen ebenso unter Berufung auf angebliche Kultur fortsetzt.

Entrechtete Menschen, Sklaven in des Wortes Bedeutung, gibt es millionenfach, die Kriegsmaschinerie ist unter Ausnutzung sämtlicher Kulturtechniken auf das Feinste und Hinterlistigste ausgeklügelt, Waffenhandel ein blühender Geschäftszweig und Raubbau an der Natur ist Gang und Gäbe. In den modernen Wettkampf-Arenen und Rennbahnen pflegt man den Nervenkitzel als Freizeitvergnügen mit all den körperlichen und mentalen Folgeschäden, Verkrüppelungen, Geldgier und Doping, um die sensationslüsternen Massen abzulenken.

Und unverändert in diesem antiken Zirkus: die Rolle der Religionen!

Der Zeitgeist, so wird deutlich, ist immer noch der alte, lediglich mit moderner Technik ausgeschmückt: Ein Spartakus provoziert heute unverändert seine eigene Auslöschung, einem aufrechten Galilei stopfen die „Starwars“-Krieger ganz nach Bedarf den Mund, eine „Gottesleugnung“ beendet man so oder so steinhart.

Und dennoch ist der Zeitgeist brüchiger geworden, denn auch die humane Aufklärung verfügt, etwa in den Industriestaaten, über immer bessere Technologie.
Der Aufbruch in eine human orientierte Zukunft beginnt mit einer zaghaften Breitenwirkung erst jetzt, kann aber jederzeit durch die Berufskrieger erneut auf spätere Generationen vertagt werden.

Kosmonome Philosophie favorisiert in jedem Fall eine evolutionäre Aufklärung unter Ablehnung „revolutionärer“ Gewalt. Das bedeutet unmissverständlich, dass sich im etwaig zur Gewalt eskalierenden Konflikt der Kosmonom zurücknimmt, und zwar aus seinem Selbstverständnis heraus, ein friedfertiges, humanes Weltbild zu vertreten, das kein einziges Opfer an Menschenleben, für welche Ideologie auch immer, gutheißen kann.

Die „Mauer der Tabus“ erscheint wie ein Gebirge, das man als Wanderer bezwingen soll, hoffnungslos überfordert. Nimmt man die Herausforderung an und macht sich auf den Weg, beginnt Hoffnung, denn man erfährt die eine oder andere Ermutigung, Selbstbestätigung.

Verlassen wir aber die Analogie mit einem konkreten aktuellen Blick auf Deutschland, stellvertretend für jedes beliebige andere Land, denn Kosmonomie ist keine deutsche Philosophie. (Ich weigere mich, überhaupt von nationalen Philosophien zu reden. Sie wären letztlich eingegrenzte Ideologien.)

Da jubeln im September 2009 die Anhänger der wieder gewählten Bundeskanzlerin zu, einer Regierungschefin, die Krieg führt, Tote auf beiden Seiten zu beklagen sind, Hinterbliebene im sinnlosen Leid die Welt nicht mehr verstehen.
Das Groteske: Hätte der Herausforderer gewonnen, wäre er – als ebenso Kriegführender – gefeiert worden. Freilich denkt in solchen Augenblicken das Parteienvolk weniger an den Krieg – falls überhaupt.
Und weiter im Grotesken: Der neue FDP-Partner der Regierung stimmt dem Krieg genauso zu wie die oppositionellen Grünen.
Alle zusammen tun dies im Aberglauben an einen irrwitzigen Terrorismus, für dessen Aufkeimen die besten Freunde, die USA, alles getan haben.

Und als wäre die irrationale Verblendung nicht schon grausam genug, frönen die Neugewählten alle der Pseudoreligion „Klimawahn“, Kohlendioxid sei giftig und Vieles andere mehr.

Das alles, auch bisher nie erlebte Geldschacherei, geschieht ganz selbstverständlich, von der Masse so als „normal“ hingenommen, geduldet; Kritik geht völlig unter, denn sie ist ungehörig, der Kritiker ist suspekt!

Zeitgeist, ich behaupte es, verschwendet, verdirbt die Zeit und hat mit Geist überhaupt nichts zu tun.

Freitag, 25. September 2009

Sequenzen von Skepsis (7)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:


67
Die junge Generation sollte ungeniert den Alten von Liebe vorschwärmen, denn sie erinnern sich gern und wissen wirklich, was Liebe ist, so oder so.

68
„Ich höre deinen Blick und sehe deine Worte.“ So ist Verliebtsein.

69
Eigenes Denken ist die Welt – nichts sonst.

70
Toleranz bittet die Intoleranz um den Todesstoß.
Es reift die Konsequenz des Theater-Stücks „Demokratie ad absurdum“.

71
Alpha-Tiere rekrutieren sich aus archaischen Machtkämpfen blökender Herden.
Und das unter der Aufsicht eines „guten Hirten“!

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72
Die Sichtweite geschlossener Augen ist grenzenlos.

73
So mancher einsame Nihilist bemüht die geschliffene Sprache, um nichts anderes zu beschreiben als die bekannte Apokalypse. Wozu also der Aufwand?

74
Oder regieren uns lediglich Stimmungen, gar Launen?

75
Unhandliche Bücher sind nicht selten auch unhaltbar.

76
Die Möglichkeit der Selbsttötung gewährt Freiheit, vorausgesetzt, man lebt einsam, wirklich einsam und unheilbar erkrankt.

77
Der Dämmerzustand der Menschheit entspricht ihren immer wieder zwielichtigen Führungsgestalten, die keineswegs vom Himmel fallen, sondern Ausgeburten der jeweiligen Gesellschaften personifizieren. In solchem Entwicklungsstadium der Menschen bedeutete „Globalisierung“ nichts Geringeres als „Einheitsgesellschaft“ – das Ende aller Freiheitsträume.

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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

Mittwoch, 23. September 2009

Da, wo ich wohne

Da, wo ich wohne, mag mich so niemand hören, denn ich sage Ungewöhnliches, Unverständliches, Ungehöriges, Beängstigendes zum Lobe der Freiheit.

Da, wo ich wohne, ist die Landschaft vielfältig schön: Sanfte Hügel, flache Weiten, steiniger Boden, Heidesand, Quellen, stille Wälder, bestellte Felder. Unendlich weiter Blick nach Westen, der zumeist gemäßigtes Klima schickt.

Da, wo ich wohne, ist altes Kulturland, heute mit angenehmer Infrastruktur. Man wohnt hier gut, so mancher Zugereiste blieb.
Hier verbrachte ich die längste Zeit meines Lebens, etablierte familiäres Glück, Freundschaften, auch das Leid klopfte an.

Da, wo ich wohne, färbt das Konservative die Provinz und regiert mit gediegener Spießigkeit, allenfalls mit christlicher Heiterkeit.

Da, wo ich wohne, bleibe ich immer ein Zugereister, denn mein Heimatbegriff ist kosmopolitisch und von keiner Gottheit beweihräuchert. – Ein Weltbild, das in keinen Dom und keine Schützenuniform passt.

Da, wo ich wohne, dröhnen die Glocken täglich, auch aus der Zeitung, auf einer der letzten Seiten klingeln die Nummern von „Kontakten“.

Da, wo ich wohne, feiert die Scheinheiligkeit Heiligen-Kirmes in verfilzten Joppen und geflochtenen Seilschaften.
Angezapft ist – der Verstand!

Da, wo ich wohne, werde ich bleiben, um weiter in vieler Hinsicht zu reisen, zu lernen und davon zu berichten.

Wo ich denn nun wohne? – Vielleicht in Ihrer Nachbarschaft?!

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Mein Buch „Menschliches Glauben“ (Siehe Monats-Archiv August 2008), erschienen im österreichischen Novumverlag, wird von allen Medien in demokratischer Geschlossenheit totgeschwiegen: Keine Rezensionen, keine Interviews, keine Reaktionen.
Ich hoffe auf Verständnis, wenn ich nunmehr in jedem Beitrag meines Blogs durch diese „Kleinanzeige“ auf die mediale Gepflogenheit hinweise.
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Dienstag, 22. September 2009

Herbstanfang, kosmonomisch

Die Sonne am Äquator

Wer seine Sinne noch offen hält für die natürlichen und eigentlichen Lebensumstände, hat bemerkt, wie die Sonne beim täglichen Auf- und Untergang während der letzten Wochen zügig ihre Positionen veränderte, für den Bewohner der geografischen Nordhalbkugel den Tagbogen zusehends verkürzte, sich dem Äquator näherte.

Heute, am 22.09.2009 überquert die Sonne um 23.19 Uhr den Äquator in südlicher Richtung, das heißt: Herbstanfang und gleichzeitig Tagundnachtgleiche, wie sie sonst nur noch zum Frühlingsbeginn erscheint.
Die Bahn des Tagesgestirns ist die projizierte Linie einer Ellipse, denn bekanntermaßen bewegt sich die Erde um die Sonne – nicht umgekehrt.
Dabei wandert die Sonne vor dem durch die Sterne geprägten Hintergrund entlang und hält sich unterschiedliche Zeiten in den jeweils verschieden ausgedehnten 13 Sternbildern der sogenannten Ekliptik auf.

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Mein Buch „Menschliches Glauben“ (Siehe Monats-Archiv August 2008), erschienen im österreichischen Novumverlag, wird von allen Medien in demokratischer Geschlossenheit totgeschwiegen: Keine Rezensionen, keine Interviews, keine Reaktionen.
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Seit dem 16.09.2009 streift die Sonne noch bis zum 30.10.2009 durch das Areal der Jungfrau, um sodann in die Waage zu wechseln.
Den indirekten Beweis erhält man bei der nächtlichen Himmelsbeobachtung, wenn die auf der Ekliptik gegenüber stehenden Sternbilder, also zur Zeit Wassermann und Fische sichtbar werden.

Ein faszinierendes Szenario aus zweierlei Gründen:
1. so eindrucksvoll zu verfolgen, wahrzunehmen und
2. so einfach zu durchschauen, zu verstehen.

Und weil sich die Natur derartig dem wachen Menschen offenbart, eröffnet sie gleichzeitig Sicherheit, Vertrautheit, Erbauung und Ausgeglichenheit:
Kosmonomes Bewusstsein, kosmonomische Freiheit.

Sonntag, 20. September 2009

Sünder, du!

Als Mensch wirst du geboren, kommst ins Leben, kannst dir weder Eltern, noch Land, Religion, gar Zeit aussuchen.
Und weil du als Mensch – ganz und gar lebensuntüchtig auf liebende Eltern angewiesen – zu noch kaum etwas fähig bist, hast du bereits Schuld auf dich geladen. Und du wirst die gerechte Strafe erhalten, denn diejenigen, die an die Absonderlichkeit einer Erbsünde glauben, werden dich ihrem irrwitzigen Gott als „sein Kind“ zuführen und dich taufen, auf dass du ewiges Heil – oder Verdammnis als Sünder erfahren wirst.

Die Taufe raubt deine Menschlichkeit, du wirst zum Underdog feierlich gedemütigt, lebenslang ein Sünder, der die Strafe Gottes fürchtet und um seine Gnade fleht.
Es sei denn, ein Zufall befreit dich eines Tages aus den religiösen Seilschaften und du findest deine Menschlichkeit – dann als wahre Entdeckung!

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Du wirst nicht gefragt, – weil du noch nicht antworten kannst – ob du mit der Taufe einverstanden bist. Solltest du gesundheitlich schwächelnd die Welt betreten haben, wirst du sogar notgetauft, weil dich sonst der „Gott“ im Jenseits verstoßen würde. So groß ist deine Schuld, von der Schuld deiner dich zeugenden Eltern gar nicht zu sprechen. Mütter werden heute noch von der Schweinerei – sie sprechen von Unreinheit – „ausgesegnet“.

Im zunehmenden Alter werden sie dich aufwendig erstkommunizieren, symbolisch wirst du tatsächlich Fleisch und Blut eines Gottessohnes verzehren, also ein Menschen-Gott-Fresser, und so verblendet, wird man dich „firmen“, die Ketten deiner Unterwerfung straffen, wenn du wie die Gemeinde singst:
„Fest soll mein Taufbund immer stehen, ich will die Kirche hören.
Sie soll mich allzeit gläubig sehen und folgsam ihren Lehren.“

Die rigorose Entmündigung, genauso verheerend und geistlos wie das abgedroschene, aber fatale „Führer, befiehl, wir folgen dir.“

Die Taufe garantiert die gewaltige Entmenschlichung:
So blockiert Religion, hier katholisch exemplarisch, die Menschwerdung des Menschen.

Mittwoch, 16. September 2009

Demokratisches zur deutschen Bundestagswahl

Die demokratische Grundordnung eines Staates beinhaltet viel Bedeutungsvolleres und Schwerwiegenderes als telegenes Auftreten von Kandidaten und die Reaktionen von Claqueuren, Umfrage-Instituten und parteilich beauftragten Gutachtern.

Aus aktuellem Anlass präsentiere ich im Folgenden einige „Sentenzen von Freiheit“, die ich bereits im Jahre 2005 im Angelika Lenz Verlag veröffentlichte.
(Neuere Aphorismen tragen hier keine Nummer.)

16
„Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?“, verhöhnt der Politiker die Demokratie.
„Was kümmert uns Dein heutiges Geschwätz?“, erwidern Nichtwähler,
und Demokratie verkommt.

45
Nie wieder sollte von diesem Deutschland Krieg ausgehen. Deshalb verteidigen jetzt die Deutschen ihre wetterwendischen Werte am Hindukusch und in anderen Teilen der Welt. Ob wirklich freiwillig, sei dahingestellt.

72
„Unwürdige Figuren auf der Regierungsbank“, wettert der Oppositionspolitiker und spricht von „Zumutung“, vergessend, dass er auf seinem Abgeordnetensitz alle Attribute derselben Zumutung verkörpert.

74
Spricht ein Kanzler von seinem vernünftigen Regierungsprogramm, signalisiert er keineswegs eigene Vernunft, höchstens möchte er sie pachten.

164
Der aktuelle Abgott nennt sich Börse, die Propheten heißen Analysten und einige Apostel geben sich als Wirtschaftsweise. Die Psyche, heißt es, sei angeschlagen.

226
Das hohe Gut der Meinungsfreiheit kann selbst durch unsinnige Meinungen nicht in Frage gestellt werden.

597
Die freie Presse wurde längst per Druck ausgeschaltet.

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274
Kapitalismus und Demokratie? – Eine Vortäuschung des Unmöglichen.

453
Ein System, das Arbeitslosigkeit produziert, sollte man nicht arbeiten lassen.

462
Koalitionen eint die Sucht nach Macht auf Kosten demokratischen Anspruchs.

548
Reformen werden bei Versäumnissen erforderlich.
Kanzler, die am Ende der Legislaturperiode Reformen einfordern, gestehen gewöhnlich grinsend ihr Versagen.

***
„Klug aus der Krise“.
Mit derselben Klugheit, die diese Krise schuf!

***
Wer allen Ernstes das Spurengas Kohlendioxid als giftig und das durch menschliche Aktivitäten freigesetzte CO2 als Auslöser einer Klimakatastrophe dogmatisiert, ist nicht wählbar.
Der Klimawahn befällt als Katastrophe die Intelligenz!
Ganz offensichtlich als Pandemie.

110
Unter einem gläsernen Kuppeldach wabert ein Antiuniversum aus Ignoranz und Tabus.

496
Politik sei die Kunst des Machbaren.
Irrtum: Sie sollte der Mut zum Achtbaren sein.

***
Ein edleres, aufrichtigeres, konsequenteres Demokratieverständnis mag für manchen überzeugten Nichtwähler den Ausschlag geben.

Montag, 14. September 2009

Sequenzen von Skepsis (6)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:


56
Gewinnoptimierung durch globale Vernetzung. Die „Gewinner“ kennen weder Mensch noch Skrupel. Im derartig geprägten Überwachungsstaat findet der freie Bürger sein Ende, denn der Staat ist Vasall des Kapitals. Der Globus indes erträgt nicht zu viel Mensch dieser Sorte. Das Ende von „Geschichte“ scheint in Vorbereitung.

57
Bedenke, sie mögen dich schwach. Es sei denn, jemand liebt dich oder du kennst einen aufrichtigen Freund. – Welch eine Ausnahme!

58
Begabungen und Talente verbergen sich in Menschen. Gönne dir die Zeit, sie zu entdecken.

59
Sollte man meinen, Dummheit erdrücke sich selbst durch Massenzuwachs? Ganz im Gegenteil, massereiche Sterne etwa sind die Strahlendsten. Am Ende solcher Konzentrationen wartet schnell ein Schwarzes Loch, vergleichsweise ein Menschenfresser.

60
Dummheit paart sich mit allem, mit akademischen Titeln, mit Parteiprogrammen, mit Verwaltungen, mit Offenbarungen, mit Mode und Gesundheit.
Welch eine Inzucht.

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61
Mitten in Europa, Kinderarmut im doppelten Sinne. Wenig Nachkommenschaft einerseits, Unterversorgung andererseits in einer verharzten Gesellschaft.

62
Spießigkeit sprießt in einem Lande von flachem Kulturverständnis mit eingeebneter Allgemeinbildung und Weichei-Pädagogik, die ihren Fortschritt an den Lernunwilligsten und Unfähigsten ausrichtet. Spießer garantieren die Volksdummheit, die den Wahnsinn der eigenen Welt in Gang hält.

63
Sie bauen Villen, Eigenheime, legen Parks und Gärten an und sitzen doch die längste Zeit im Hochhaus oder Flugzeug. Und die weniger Begüterten vergeuden sich in Überstunden.

64
Der Skeptiker deckt Fehler auf, um das Leben nach Möglichkeit aufzuwerten, der Nihilist sieht keinen Sinn im Leben.

65
Auch der kritischste Misanthrop sammelt irgendwann Momente, die ihn wegen der objektiven Großartigkeit an seinem Weltbild zweifeln lassen, was seine negative Grundeinstellung allerdings verstärkt.

66
In kindlich-jungen Jahren Zusammenhänge zu durchschauen, häuft Hypotheken auf, die entweder unbezahlbar bleiben oder einen freiheitlichen Kosmos eröffnen.


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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

Freitag, 11. September 2009

Zeit ist Bewusstsein

Das Phänomen Zeit birgt Rätselhaftes, gar Mystisches, wenngleich die Naturwissenschaft die Zeit mit bewundernswerter Sachlichkeit und Akkuratesse misst und berechnet, sie zur Grundlage zivilisierten Lebens erhebt.
Und dennoch ergibt sich innerhalb der Zivilisation ein Zeitdefizit. Wie ist das zu erklären? Lässt es sich beseitigen?
Versuchen wir zunächst eine Annäherung an den Begriff Zeit.

Astronomische Zeit
Wir verfügen über kein Sinnesorgan zur Wahrnehmung von Zeit, sondern lediglich über ein bescheidenes Zeitgefühl, das sich aus unterschiedlichen Alltagserfahrungen speist, darüber hinaus schnell versagt, wenn sich Zeiträume in historische Ausmaße erweitern.
Entfernungen, Räumlichkeiten, Helligkeiten, Lautstärken, Gewichtskräfte, Geschwindigkeiten und dergleichen registrieren wir mühelos über Sinneseindrücke. Zeit indessen können wir nur ableiten aus Vorgängen, aus Abläufen, Abfolgen, Bewegungen und Wiederholungen. Sie sind die Existenzgrundlage des Universums schlechthin: Alles bewegt sich ständig, Stillstand gibt es gar nicht. Ein fortwährendes Werden und Vergehen über Zeiträume, die sich uns üblicherweise nicht erschließen, da unsere Erfahrungswelt begrenzt ist auf einen winzigsten Teil des Kosmos, auf unsere Erde und erst neuerdings auch auf den erdnahen Weltraum.
Die astronomischen Rhythmen, Rotationen, Umläufe, Entfernungsschwankungen, Lichtgestalten takten unseren Planeten und alles, was auf ihm beheimatet ist. Der Wechsel von Tag und Nacht war schon den ersten Menschen ein unmittelbares Erleben, Jahreszeitenabfolge, Mondbewegungen, der Wechsel der sichtbaren Sternbilder, damit auch die scheinbare Wanderung der Sonne durch den sogenannten Tierkreis waren früh vertraut. Daraus jedoch eine zuverlässige, allgemein gültige Zeit zu definieren, schien unmöglich. Allein die Festlegung, ob nun der Mond oder die Sonne ausschlaggebend sei, spaltet bis heute die verschiedenen Weltanschauungen der Gesellschaften auf unserem Globus. Im wirtschaftlich-technischen Leben setzte sich schließlich die Zeitdefinition der auf dem Sektor erfolg- und einflussreichsten Staaten durch, sodass die astronomische Sonnenzeit mit einigen technologischen Verfeinerungen, das heißt Genauigkeitssteigerungen, den offiziellen Rhythmus der wirtschaftenden Menschheit vorgibt.

Diese präzise Definition der Zeit ist die Basis der menschlichen Existenz neuzeitlicher Prägung bei allerdings ungebremstem Bevölkerungswachstum. Mit anderen Worten: Die Beherrschung von Terminierungen einerseits führt andererseits in unbeherrschbare Zwänge, zu Fehlentwicklungen, die vor allem in Engstirnigkeit, in der Verantwortungslosigkeit, im Egoismus der die Termine Bestimmenden begründet liegen.
Die astronomische Uhr, so unabdingbar sie für die Lebensentwicklung auf der Erde ist, tickt nunmehr durch den Menschen zu Ungunsten zahlreicher Lebensformen, besonders auch gegen das Menschsein.

Verstaatlichte Zeit
Die astronomische Zeit ist durch Gesetz eine staatliche Zeit, denn es gibt keine Alternative zu einer für alle Beteiligten verbindlichen Methode terminlicher Abstimmungen, soll das Gemeinwesen die heute üblichen hohen Standards erfüllen. Dort, wo man ein eher lässiges Verhältnis zur Zeitgenauigkeit etwa durch wiederholte Unpünktlichkeiten pflegt, beklagt man Ineffizienz. Die verstaatlichte Zeit bedeutet gleichzeitig die Übertragung auf fast die gesamte Privatsphäre, denn die Vorteile zuverlässiger Terminierungen erleichtern ebenso die individuelle Freizeitgestaltung.
Erkauft werden die Vorzüge mit einem weithin kaum beachteten Verlust an Spontaneität. Außerhalb des Terminkalenders ergeben sich kaum noch Begegnungen, denn es müssten sich ja mindestens zwei Terminkalender durch Zufall in unbesetzten, freien Stunden decken.
Bei sehr aktiven Menschen mag es kurzfristig kaum freie Zeiträume geben. Eher passive Zeitgenossen dehnen ihre Aktivitätsunlust gerne auch auf den Terminkalender aus, den sie vernachlässigen, nicht organisieren. Sie schwimmen im Massenstrom der Zeit mit, der durch gedankenlose Medienabhängigkeit, Leichtgläubigkeit, Kritikunfähigkeit und eher anspruchslose Gewohnheitstrotts daherkommt.
Offensichtlich immer weniger Menschen gelangen zu der Skepsis, ob der offizielle und mehrheitlich ja so sinnvolle allgemeine Zeitfluss sie nicht längst überspült, sie fortwäscht als Persönlichkeit, als Kieselstein ohne Zeitbewusstsein, ob nun mit brillanter oder gar keiner Terminrasterung.
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Individuell personifizierte Zeit
Eine personifizierte Zeit resultiert aus der Verinnerlichung der natürlichen, astronomischen wie der verstaatlichten Zeit, um aus beiden ein ganz ureigenes Zeitbewusstsein der individuellen Einmaligkeit zu erwerben und zu beanspruchen. In der Alltagslast mag dies oft unmöglich erscheinen, Workaholics, Fachidioten und sonstig Süchtige scheiden von vornherein aus, aber zumeist auch diejenigen, die der gnadenlose Überlebenskampf täglich bis zur Erschöpfung auslaugt.

Noch nie aber gab es in den industrialisierten Gesellschaften so viel Freizeit, sodass sogar eine spezifische Freizeitproblematik viele Menschen quält, weil viele sich daran gewöhnt haben, von Kindheit an in Stundenpläne gezwungen zu sein und darüber hinaus Befehle zu empfangen und zu befolgen.
Eine ähnliche Situation beobachtet man in totalitären Gesellschaften, in denen das Privatleben vorrangigen Bestimmungen unterliegt. Gelangen solche Systeme durch politische Umwälzungen zu mehr Freiheit, können viele der abhängig Geprägten mangels eigener Entscheidungsfähigkeiten mit der Unabhängigkeit wenig anfangen, ja sie scheitern allgemein.

Es fehlt ein distinguierter Zeitbezug, was sich signifikant als unerwachsenes, unreifes und geistig flaches Verhalten äußert. Die gängigen Gesellschaftsordnungen bevorzugen dieses „kindische“ Verhältnis, man denke nur an „Kinder Gottes“, „Väterchen Stalin“, „Mutter der Nation“ bis hin zum „Führer“, auch an Maos Feindseligkeiten gegenüber dem Intellektuellen, denn Unmündige lassen sich widerstandsloser blenden und lenken.

Naturgemäß und erfreulicherweise beschäftigen sich junge Menschen zunächst weniger intensiv mit dem Lebensende, verdrängen auch die Zeit, indem sie gesetzte Ziele oft mit Ungeduld erwarten, die nächste Klasse, den Schulabschluss, den Führerschein, eine Urlaubsreise, das Examen usw. Erst im Nachhinein mag das Gefühl aufkommen, dass bei all dem Streben und Erleben „die Zeit nur so dahingeflogen ist“.
Umso bemerkenswerter scheint es, mit wie viel Unsinnigem, man kann es unumwunden auch „Schrott“ nennen, die eigene Lebenszeit ausgefüllt, achtlos vertan wird, oftmals in Folge von gezielten Verführungen im weitesten Verständnis.
Bewertungen allerdings in der Gegenwart und nicht erst über die Vergangenheit vorzunehmen, erfordert einen hellwachen Verstand, der es bei Zeiten vollbringt, die Erziehungsmuster und Absichten zu durchschauen und sich daraus zu befreien.

Lässt sich das Eingangs erwähnte Zeitdefizit beseitigen?
Es hängt sehr davon ab, wie und ob überhaupt die objektiv ablaufende Zeit subjektiv wahrgenommen wird, um sie individuell verarbeiten zu können, den eigenen Platz im zur Verfügung gestellten Zeitfenster, das Leben heißt, zu verifizieren und zu beeinflussen.

Zeit wird so zu einer intellektuellen Herausforderung. Wer solche Anreize überhaupt nicht registriert, fristet seine Zeit unbewusst durch ein Dahinvegetieren.
Alle Geschehnisse sind geschehen, sie lassen sich nicht ausradieren oder löschen. Das Individuum kann sich lediglich gegenüber dem Geschehen positionieren, es akzeptieren, würdigen, verdrängen, leugnen, vergessen usw. Und es kann klare Vorstellungen von künftigen Geschehnissen entwickeln, wobei allerdings das Glauben zwar allenthalben propagiert wird, aber die denkbar ungünstigste Methode für Planungen darstellt.

Das Hier und Jetzt, so augenblicklich es erscheint, besitzt im Massenalltag viel zu wenig Gewicht, ständig wird über Vergangenes debattiert und lamentiert, über Künftiges orakelt, häufig mit verängstigendem Wichtigtun, aber die Gegenwart wird diplomatisch umschwafelt.
Aus kosmonomer Sicht beschreibt das einen fatalen Sinnverlust, es ist die versuchte Verhinderung des Individuums, des Selbsts, des Ichs.
Jetzt, da ich hier stehe, sitze ...., muss ich mich fragen: Will ich das wirklich, was ich tue, kann ich das? Ertrage ich es nur oder lehne ich es ab und prostituiere mich sogar? Und was sind meine Gründe?

Erwache ich aus dem Schlaf, ist es mein Pulsschlag, vielleicht meine innere Uhr, die mich aufmuntern, mein Körper, der mir Wohlgefühl oder Ungemach mitteilt, alle sinnlichen Wahrnehmungen, Gedanken sind meine und nicht die meiner Arbeitsstelle, eines Chefs, Kommandeurs, Popen oder Politikers.
Ich erwache, nicht jene!

Die bewusste Standortbestimmung meines Ichs ist die Voraussetzung für alles Weitere, für zu ziehende Konsequenzen und für das sich zuverlässige Einbringen in die Gemeinschaft, von der ich profitieren möchte wie sie von mir.
Man wechselt aus seiner individuellen Zeit in die staatliche, offizielle Zeit, ohne die personifizierte Zeit gänzlich auszuklinken. – Übrigens eine Horrorvorstellung für den Kapitalismus, denn er präferiert den stumpfsinnigen Arbeitstakt zur Ausbeutung der Arbeitskraft.

Gerade auch während der Pflichterfüllung in der Arbeitswelt ermöglicht die individuelle Persönlichkeit das Menschsein durch Hinwendung zum Mitmenschen, durch kreatives und verantwortungsbewusstes Agieren und nicht durch banalen, routinemäßigen Aktionismus.
In der Freizeit kann die individuelle Zeit eine maßgebliche Rolle übernehmen, sie wird jedoch selten so umgesetzt, weil Klischees, Mode, Traditionen, irrationale Ehrbegriffe, Spießigkeit und Opportunismus schwer überwindliche Hindernisse auftürmen.

Das stupide Konsumverhalten, die Jagd nach dem überflüssigen Schnäppchen, die Protzerei mit Statussymbolen stoßen an Wachstums- und Belastungsgrenzen, erzeugen beiläufig Feindbilder und stacheln global unverhohlen zu Kriegen an, deren erstes Opfer immer das Individuum ist.

Dann aber gibt es kein Zeitdefizit mehr, der Tod kennt weder Zeit noch „Ewigkeiten in himmlischen Gärten“.

Erst wenn der gegenwärtige Interimsmensch durch Selbstbestimmung und Friedfertigkeit Zeit für sich gewinnt, sich kosmonomisch zu positionieren weiß, wird er zum Menschen werden und das Sein zu einem bewussten Menschsein.

Mittwoch, 9. September 2009

Sequenzen von Skepsis (5)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren

45
In politischer Religionsvereinigung geht das: Ökumene und päpstlicher Alleinvertretungsanspruch.

46
Man mag wie Emile Michel Cioran 2000 Jahre Christentum als versäumte Kulturentwicklung beklagen und monieren, in der Sklaverei hätten die Menschen Kathedralen errichtet, in der aufklärerischen Freiheit nur Abscheuliches.
Was aber wäre ohne Christentum geschehen? Bei der Unreife des Menschen?
Ist nicht Knechtschaft die Mutter der Freiheit? Ist nicht Krieg der Vater des Friedens?
Lassen wir nunmehr jedoch diese Elterngenerationen getrost sterben!

47
Noch einmal E.M. Cioran: „Der Mensch ist unannehmbar.“
Irrtum. Der Mensch ist einnehmbar. Auch für das Schöne und Gute.

48
Nur zum Überleben – nicht zur Prosperität - schließen Skeptiker Kompromisse mit dem Wahnsinn.

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49
Zwei Gesichter pflegt der Terrorismus: Die offensichtliche sprengende Gewalt und die getarnte diplomatische Drahtzieherei, letztere weit effektiver als einzelne Bombenanschläge.

50
Die Existenzangst der Halbgebildeten zieht Schleimspuren des vorauseilenden Gehorsams in Ministerien und Chefetagen, wo Konfuzius den ideologischen Sud aufrührt und durch sein Kompetenzteam nach unten verfüttert. Der Nahrungsstrom des Unsinnspotenzials wird logistisch durch ständiges Evaluieren gesteuert: Demokratischer Totalitarismus.

51
Keine Ländergrenze verfügt über eine naturwissenschaftliche Berechtigung. Das gilt eingeschränkt auch für Eigentum an Grund und Boden. Doch jedes Lebewesen hat Anspruch auf ein Revier.

52
„Heimaterde“ – „Heimat Erde“. Welten liegen dazwischen. Aber nur Geistige.

53
Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation – dennoch eine historische Grausamkeit.

54
Bekehrung oder Tod! So taufte Karl der Große die Sachsen. Das spornt die Christenheit bis heute an, den Menschenschlächter als „Heiligen“ zu verehren.

55
Das Kapital setzt alles daran, Herzensbildung zu verhindern, wäre sie doch das Ende für Ausbeutungsmentalität und aufgeblasenen Konsumfetischismus.

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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

Samstag, 5. September 2009

Die Fallstricke des Interimsmenschen

Wirr und vielfältig ziehen sich die Fallstricke des Interimsmenschen durch sein Dasein, sie stören es auf unterschiedlichsten Ebenen in ebenso variierenden Bewusstseinsintensitäten, die letztlich für die jeweiligen Stimmungslagen verantwortlich zeichnen. Sogar der ausgeprägteste Individualist unterliegt solchen Empfindungen, die er aber im Gegensatz zum Massenmenschen in etwa herleiten und erklären kann, wenn er über ausreichende Intelligenz und kritische Neugier verfügt.
Als soziale Wesen sind wir unbedingt an die Gemeinschaft gebunden, die ihrerseits unbedingt einer Regierungsform bedarf. Die Problematik ist so alt wie das Menschengeschlecht und stellt eine umso höhere Entwicklungsstufe dar, je weiter sich die Herrschaftsstruktur vom „Recht des Stärkeren“ hin zur Mitbestimmung abhebt.
Zu Recht konstatieren wir heute, die Demokratie sei die bestmögliche Staatsform!
Hinter dieser so vornehmen und edlen Aussage verbirgt sich jedoch für die Menschheit der Gegenwart eine fatale Heuchelei, indem die Gesellschaften, welche sich „Demokratie“ nennen, faktisch lediglich Vorstufen darstellen, Interimslösungen mit immanenten Kartellen und Strippenziehern, mit rigoroser Machtdurchsetzung von Interessen Einzelner und von Glaubensdogmen. Aufrecht erhalten sich derartige Systeme durch die massive Beeinflussung der öffentlichen Meinung durch definitives Belügen, durch gezieltes Verschweigen, durch eine mangelhafte Bildung der Allgemeinheit, ja durch beabsichtigtes Dummhalten der Bevölkerung, was „Bildungsexperten“ innerhalb solcher Strukturen nachdrücklich bestreiten, weil sie es vielleicht nicht einmal bemerken (dürfen).

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Je weniger der Mensch durchschaut, desto leichter ist er zu verunsichern, zu lenken, was sich in thematischen Wellenbewegungen niederschlägt: Waldsterben, Rinderwahnsinn, Vogel- und Schweinegrippe, Zeckenbisse, Klima, Allergien, Diäten und so weiter markieren nur einige regelmäßig wiederkehrende Befindlichkeits-Epidemien, die in ihren Heftigkeiten geradezu pseudoreligiöse Überzeugungen generieren, die mit sogar militanten Umgangsformen für unanfechtbar propagiert werden. Dabei sind die medial bestens erprobten Konzepte die einzigen Kriterien, die man als „Konzept“ bezeichnen kann, während ansonsten die schon beklagte Konzeptionslosigkeit weite Bereiche der Politik auszeichnet.
Die Fallstricke des Interimsmenschen sind gespannt innerhalb übergreifender Systeme, aber es spiegelt sich eine „Fallsucht“ in alltäglichen Einzelheiten genauso wider.
In endlos ernsthaften Debatten geht es munter hin und her: Mehrwertsteuer runter und dann doch rauf, Haushalt sanieren, dann doch gigantische Verschuldung, weniger Bürokratie, dann aufgeblasene Verwaltungsvorschriften, entschiedene Aberkennung jeglicher Fähigkeiten des politischen Gegners, anschließend Koalition mit genau demselben. Und geradezu zwanghaft die Beschwörung des Friedens, um ihn durch Aufrüstung, Waffenhandel und durch Kriege zu sichern!
Das verblödete Volk ist damit beschäftigt, rund um die Uhr Preisschnäppchen zu erhaschen, sie auszunutzen, und wird dennoch übers Ohr gehauen, oder sagt jemand etwa dem Kunden ehrlich, was hundert Prozent sind, von denen angeblich reduziert wird? Oder interessiert die Kaufrauschigen gar, welche Menschen wie für die Produktion der „günstigen“ Waren ausgenutzt werden?
Ganz im Gegenteil, die eigentlich Geschröpften himmeln die „Reichen und die Schönen“ an, ich formuliere es so krass, sie lechzen nach deren kranken Aus- und Einlassungen.
Der Interimsmensch ist Opfer und Täter zugleich, das Delikt lässt sich in der Regel als Vorteilsnahme beschreiben, als einen Egoismus, der außerhalb des fairen Wettbewerbs und Konkurrenzkampfes uneingeschränkte Rücksichtslosigkeit praktiziert. Auch die Methoden folgen einem simplen Prinzip:
1. Verkomplizierung an sich einfacher Vorgänge
2. Gezielt gerissene Irreführung
3. Absicherung im Verbund von Seilschaften, einhergehend mit
4. Unfähigkeit zum Denken bezüglich komplexer Auswirkungen
5. Menschenverachtende Gleichgültigkeit bei gleichzeitiger
6. Gewaltbereitschaft

Die folgenden Ausführungen möchte ich nicht als „Mießmachen“ oder „Schwarzsehen“ verstanden wissen, sondern als eine Bestandsaufnahme aus einem beliebig erweiterbaren Kaleidoskop interimsmenschlicher, negativer Gewohnheiten und Verhaltensweisen.
Können Sie, werte Leser, so ohne weiteres Ihre Strom- oder Gasrechnung „lesen“ und verstehen? Wie ist das mit Ihren Versicherungspolicen oder gar mit Ihrer Steuererklärung und dem folgenden Bescheid? Ihr Gehaltszettel über Dienstbezüge, Abzüge, Zulagen – alles verinnerlicht? Ihre Bankgeschäfte – fest in Ihrem Griff? Oder sind Sie sicher, dass fast alles „Kleingedruckte“ eigentlich fettgedruckt erscheinen müsste?
Dies sind nur wenige „Verkomplizierungen“ frech-dreister Versuche, Sie zu übervorteilen. Wozu sonst derartiges Auswuchern? Glauben Sie noch an Steuer-Gerechtigkeit, da Multis oft gar keine Steuern entrichten?
Was ist von einer unübersichtlichen Gesundheitsreform zu halten, die zu Kostensteigerungen führt – zur Freude der Pharma-Konzerne, zum Nachteil der Patienten, aber auch so manchen Arztes? Schreibt man sinnvollerweise jedem LKW-Fahrer Ruhepausen vor, verlangt man von Klinikärzten Dienst rund um die Uhr und länger. Ganz zu schweigen vom übrigen Klinikpersonal, das bei spärlichem Salär nicht zuletzt auch aus resultierendem Personalmangel ausgenutzt wird. Kann man allen Ernstes eine Zwei-Klassen-Medizin (Kassen- und Privatpatienten) gutheißen im Rahmen eines Grundgesetzes, das Gleichberechtigung aller Menschen ausdrückt, aber nicht umsetzt?
Für wie dumm verkauft die Arzneimittelwerbung den Bürger, wenn jedes Mal am Ende eines Werbespots der monotone Satz „Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.“ heruntergebetet wird. Können Sie dem „Apotheker“ überhaupt noch trauen, wenn Sie gerade auch sein Arsenal an esoterischen Mittelchen und allen möglichen Quacksalben betrachten?
Muss zitierter Satz aus juristischen Absicherungen geradezu eingebläut werden; für wie dumm halten die Verantwortlichen den Verbraucher und Patienten? Offenbar spielt sogar Menschenverachtung eine Rolle.
Gleiches gilt freilich für weite Bereiche der Werbung in ihrer marktschreierischen Penetranz und Bauernfängerei, doch das wäre ein Thema für sich.
Die Gleichschaltung des Publikums erleben wir ständig anhand der Fernsehprogramme. Statt anspruchsvoller Vielfalt kredenzt man auf mehreren Kanälen gleichzeitig Kochvorführungen, dann Tierisches aus dem Zoo, danach Magazine von verblüffender Ähnlichkeit, schließlich Talkshows auf sämtlichen Frequenzen.
Warum wehrt sich niemand, stellt die Verantwortlichen zur Rede? - Dahinter stecken Strippenzieher, wie sie unser gesamtes Pressewesen durch übermächtig agierende Konzerne bestimmen. Nun ist das keine Besonderheit, in der Wirtschaft finden wir Adäquates überall. Überzeugt etwa der „freie Wettbewerb“ an den Tankstellen? Oder die „Alternativen“ der großen Energieversorger? Je konzentrierter die Marktbeherrschung, desto ungenierter die staatlich genehmigte, zumindest geduldete „Verarschung“ der Allgemeinheit.
Die häufig schon kritisierte Deutsche Bahn fällt da kaum noch auf. Abgesehen von „technischen“ Problemen en masse steigen die eigenen Mitarbeiter nicht mehr durch den Fahrtarife-Dschungel hindurch, Streckenanbindungen werden gekappt, Pünktlichkeit ist ein Wort von gestern, aber man strebt an die Börse, an den Ort der Gewinnoptimierung ohne Leistung!
Bei solcher Selbstherrlichkeit passiert es dann, dass die komplette Belegschaft des Unternehmens aus lauteren Motiven der Korruptionsbekämpfung ausspioniert wird. Eine Praxis, die auch bei allen möglichen anderen Firmen geübt wird, und es geschieht nichts wirklich Wirksames dagegen. Der Interimsmensch scheint von jeher einen Hang zum Bespitzeln zu pflegen, denn man bedenke, bei jeder Ausspähung stecken ausführende Menschen (Vollstrecker) dahinter, gleichgültig ob im Nazi-Regime, im kommunistischen oder kapitalistischen Gemeinwesen. Diese edlen Charaktere in jeder beliebigen Anzahl bedenken in keinster Weise die Situationen ihrer Opfer, es sind die nützlichen Dreckskolonnen, auf die sich jedes Unrecht verlassen kann.
Allerdings erfassen das vergleichsweise wenige Mitglieder des allgemeinen Volkes, das sich vor allem als telefonierende Kommunikationskultur aufspielt – so wichtig das mobile Telefon an jedem Ort, zu jeder Zeit und noch bedeutungsschwerer das endlose Gelabere. Für Spitzel eine willkommene Gelegenheit der Ortung und des Mithörens. Ortungen und Registrierungen ebenso geläufig auf den Autobahnen, auf Bahnhöfen, in Supermärkten und eigentlich überall.
Wie verschlafen muss eine Masse sein, die sich widerstandslos in einer freiheitlichen Demokratie derartig drangsalieren lässt? Es ist wohl so, dass die Drangsal gar nicht empfunden, bestenfalls nur erahnt wird. Nichts desto trotz kündigt sich dadurch der definitive Verlust von Demokratie an. Wir sind auf dem schlechtesten Wege!
Ich vermute, werte Leser, es reicht Ihnen. So viel Krampf ist schwer erträglich. Sie haben Recht!
Auch wenn dies nur einige Beispiele aus Deutschland waren. Den Blick in andere Länder ersparen wir uns in Einzelheiten, denn auch dort siedelt vorwiegend der Interimsmensch, aber einiges Grundsätzliche können wir nicht unerwähnt lassen.

Der „mündige Bürger“ entsteht erst gar nicht oder verkommt zur Jammergestalt eines wie eh und je religiös gesegneten Kapitalismus, welcher dem Globus ohne Skrupel die Wahlen US-amerikanischer Präsidenten als beispielhaft demokratisches Prozedere verkauft, dort wo der mündige Bürger durch Geld verhindert wird, wo auch der letzte noch wache Geist – medial zugedröhnt, geblendet oder gemobbt – aufgibt und sich an der grandiosen Schönheit und Weite des Landes erfreut, um zu verdrängen.
Gott mag Amerika und seine Vasallen segnen, für den Erdball sind die USA und ihr System eine Katastrophe – physisch erst recht, denn die „One-Nation-Under-God“ lebt zu einem erheblichen Teil von der Ausbeutung des Rests der Welt, und geistig erleben wir einen unwürdigen Infantilismus gegenüber einem „Gott“, gäbe es ihn wirklich, würde ihn die übliche amerikanische Justiz zweifellos zum Tode verurteilen.
Nun soll dies keine einseitige Schelte gegen die USA darstellen, als führende Wirtschafts- und Militärmacht prägen sie nun einmal viele Vorgänge, aber andere Staaten verkörpern gewiss nichts Besseres. Das chinesische Gesellschaftssystem, wie das indische oder japanische ist bei Weitem noch unterentwickelter, unaufgeklärter, und aus Russland und aus Europa in seiner Kleinstaaterei lässt sich kaum ein Erfolg vermelden im Hinblick auf konsequente Friedfertigkeit, Einhaltung der Menschenrechte, aufrichtige Humanität. Ganz zu schweigen von der arabischen Sphäre oder vom lateinamerikanischen Kontinent.

Mit kosmonomischen Maßstäben lassen sich die Interimsverhältnisse nicht vereinbaren, aber in unserer Epoche auch nicht ändern. Denn der exzessive Egoismus entspricht zunächst evolutionären Entwicklungskriterien: Der stärkere Selbstbehauptungswille setzt sich durch, allerdings nur bis zu einem Grad der Überpopulation von Egoisten, die sich und der Zukunft bereits heute mehr und mehr die Lebensgrundlagen zerstören.
Die kosmonome Philosophie ist mit aktuellem Staatsverständnis, mit allen praktizierten Politiken und Glaubensbekenntnissen nicht kompatibel, denn die Interimssysteme schlagen jede weitreichende Auf- und Abklärung gewaltig nieder, sie dulden sie nicht. Es ist keine echte demokratische Streitkultur vorhanden, sodass sich kein Aufruf zu Veränderungen, gar zu Systemänderungen empfiehlt – um der Gewaltlosigkeit willen.
Freiheit von Gewalt bedeutet kosmonomisch den Minimalkonsens des Humanen. Will sich Kosmonomie nicht selbst verraten, bleibt bis auf weiteres lediglich Selbstbesinnung, Ausschau nach etwaigen ähnlich denkenden Mitbürgern und ein sich Heraushalten aus den gewöhnlichen Händeln und Machenschaften, um ein eigenes, bewusstes Leben zu führen.
Das bedeutet vor allem dreierlei:
Achtung der Würde jedes Menschen,
Übernahme von Eigenverantwortung und
pfleglicher Umgang mit Fauna, Flora und Lebensraum.

Grundlage für eine solche menschliche Haltung ist Bildung, meint lebenslanges Lernen, waches Interesse und bedachtes Eintreten für das aufgeklärte Bild einer Post-Interimsmenschheit.
Je nach persönlichen Umständen kann man so Lebensglück erzeugen, wenngleich in den meisten gegenwärtigen Gesellschaftsordnungen eine kosmonome Lebensführung eher unmöglich erscheint.
Es steht sehr viel Leid in Aussicht.

Freitag, 4. September 2009

Sequenzen von Skepsis (4)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

34
Schönes und Wichtigeres gibt es als Religionskritik.

35
Die Allgemeinheit ist auf das Jenseits ausgerichtet, deshalb werden viele erst nach dem Tod gewürdigt.

36
Der unabhängige Geist kann wissen. Der Gläubige weiß nicht, er glaubt, was er tut. Aber nicht einmal, dass es so ist, weiß er.

37
Krankheiten speisen den Heiler, sanieren die Pharmazeuten, sind Manna der Religion.

38
Macht der Beruf krank, ist er wohl keiner.

39
Auf der Sinnhaftigkeit des Todes lässt sich’s leben.

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Mein Buch „Menschliches Glauben“ (Siehe Monats-Archiv August 2008), erschienen im österreichischen Novumverlag, wird von allen Medien in demokratischer Geschlossenheit totgeschwiegen: Keine Rezensionen, keine Interviews, keine Reaktionen.
Ich hoffe auf Verständnis, wenn ich nunmehr in jedem Beitrag meines Blogs durch diese „Kleinanzeige“ auf die mediale Gepflogenheit hinweise.
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40
Aphorismen enthüllen weder Gebote, Verbote, noch Befehle, lediglich reizen sie zum Denken, dem eigentlichen Stoffwechsel des Menschen.

41
Besonders Nihilisten propagieren einen Leidensweg.

42
Parteienfinanzierung durch Steuergelder? Die Kirchen steuern doch auch so!

43
Für wen ich schreibe? Sollte ich das wissen?
Jedenfalls für mich. Kann ich ahnen, wer lesen kann und vor allem will?

44
Gott zwingt dich zum Zwiegespräch, dem Gebet, auf die Knie. - Erbarmen!

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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

Dienstag, 1. September 2009

Es wird Herbst

Wieder einmal ist ein Wahl-Wochenende vorbei mit gleich mehreren Veranstaltungen.
Das, wonach sich unfreie Völker sehnen, verkommt ganz banal zu einem verbalen Zirkus mit Clowns, Hochseilakteuren und Messerwerfern. – Kann man es verantworten, solche selbstgefälligen Jongleure zu wählen?
Die stärkste Fraktion sind die Nichtwähler – aus sehr unterschiedlichen Gründen! Das entlockt den gerade Wieder-Siegern zwar einiges Gemurmel, das im Knallen der Sektkorken und der Eitelkeit aber eigentlich niemand richtig ernst nimmt.
Und nun wird der Monat September ein Rauschen im Blätterwald: „Bundestagswahl in Deutschland“, Zirkus Maximus!
Es ist aber alles andere als lustig.

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Gerade höre ich im Radio, dass die Deutschen vor siebzig Jahren gar nicht für den Krieg waren, die Nazi-Propaganda also erst einmal das Wort Krieg nach dem Überfall auf Polen vermied.
Kommt mir das nicht seltsam vor, denke ich an Afghanistan?
Geschossen und gestorben wird aber schon.
So verraten die Deutschen wieder einmal ihre Sprache, denn Krieg ist Krieg.

Und ganz nebenbei: Sommer ist Sommer bis die Sonne wieder den Äquator Richtung Süden am 22. September, 23.19 Uhr überquert und nicht willkürlich am 1. September, wie unwetterkompetente und CO2-geschädigte Wetterfrösche quaken.
Und dann wird es Herbst. - Aber nicht überall.
Wie kommen die Panikorchester eigentlich auf „Schweinegrippe“, besonders bedrohlich in der nun kühleren Jahreszeit?
Haben sie etwa den Menschen als Schwein ...... ?

Montag, 24. August 2009

Sequenzen von Skepsis (3)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

23
Nackte Menschen fühlen Wahrheiten intensiver.

24
Talare und Schleier nehmen die Mumifizierung vorweg.

25
Vergesslichkeit mag man einem wirklich aufgeklärten Geist nachsagen, weil er sich nicht an jeden Tratsch erinnert und sich schon gar nicht im Areal falscher Ehrbegriffe behaupten möchte.

26
Man beobachte eine Amsel beim Sonnenbad: Das Gefieder genüsslich gespreizt, den Schnabel weit offen zum Luftaustausch, die Augen allgegenwärtig wachsam, denn der Feinde sind viele.
Ganz anders der Mensch. Er schließt die Augen, während er sich wärmt. Vordergründig hat er keinen Feind zu fürchten. Im Hintergrund allerdings lauert er vielgesichtig, der ärgste Zerstörer: Der Mensch.

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27
Ein Theologe schreibt allen Ernstes ein Buch über die Frage. „Existiert Gott?“ Erwartungsgemäß antwortet er mit einem klaren, überzeugten „Ja“.
Könnte ein Sterndeuter bei der Frage nach dem Einfluss der Sterne auf das menschliche Schicksal zu einem anderen adäquaten Ergebnis gelangen?
Das ist der Küng-Effekt: Glauben, bis man es „weiß“!

28
Den im Glauben Handelnden traue ich alles zu. Ich fürchte sie wie sie ihren Gott.
Während jene aber winselnd jubilieren, in heilige Kriege ziehen, in Gottes Namen quälen und morden, verschlägt es mir aus Feigheit zu oft die Sprache.

29
Das Etappenziel im Straßenverkehr ist die rote Ampel. Sie vor Augen, gibt der primitive Instinkt Gas.

30
Wenn Kommunikation erlischt, kennt man sich so gut, dass alles bereits gesagt wurde. Oder man ist sich (wieder) fremd, unbekannt, dass Tabus die Stille verwalten.

31
Einsamkeit ist ehrliche Heimat, aber auch so eng.

32
Die Masse zieht an, von Qualität ist nicht die Rede.

33
Vorzugsweise reist man heute von Punkt zu Punkt, vom Wohnort ins Hotel, auf den Campingplatz, in die Ferienwohnung, ins Fernsehstudio, zur Konferenz. Die Geografie bleibt auf der Strecke.

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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

Samstag, 22. August 2009

Das Buch "Menschliches Glauben" wird totgeschwiegen

Mein Buch „Menschliches Glauben“ (Siehe Monats-Archiv August 2008), erschienen im österreichischen Novumverlag, wird von allen Medien in demokratischer Geschlossenheit totgeschwiegen: Keine Rezensionen, keine Interviews, keine Reaktionen.
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Donnerstag, 20. August 2009

Statement zur Anthroposophie

Da man sich in offiziellen Bildungskreisen über die Zunahme von Privatschulen in Deutschland freut, wiederhole ich meine Warnung vor den Waldorfschulen.

Ich zitiere aus meinem Buch „Menschliches Glauben“, Novumverlag, 2008 (Siehe Monats-Archiv August 2008):


Statement zur Anthroposophie in Deutschland
Dezember 1997

Zunächst waren mir die sogenannten Waldorfschulen von meiner Lehrerausbildung her bekannt als Modell einer alternativen, ganzheitlichen Pädagogik. Seit jeher wird der eigentliche anthroposophische Hintergrund in den Lehrerseminaren ausgespart, wohl aber eine vordergründige allgemeine Wertschätzung der Waldorfpädagogik vermittelt.
Erst im ganz anderen Zusammenhang der Aufklärung über astrologische und okkult-esoterische Lebensauffassungen stieß ich auf einen Wust von okkult- vergeistigtem Unsinn: die Anthroposophie des Rudolf Steiner, des Gründers der Waldorfschulen.

Bald wurden mir Klagen durch Schüler und Eltern über diese Schulen zugetragen, sodass ich mich für weitere konkrete Einzelheiten interessierte. Das Ergebnis meiner und anderer Aktivitäten ist die Aufdeckung eines unglaublichen gesellschaftspolitischen Skandals.

Zu den Fakten:
1. Steiners umfangreiche Schriften und Vorträge belegen zweifelsfrei seine okkult vergeistigte Umnachtung.
2. Die entworfenen anthroposophischen Zerrbilder der menschlichen Entwicklung wie der kosmischen Gegebenheiten spiegeln sich nachweisbar in der Waldorfpädagogik kontinuierlich wider.
3. Führungs- und Mitbestimmungsstrukturen der so bezeichneten „freien“ Waldorfschulen widersprechen den demokratischen Gepflogenheiten: ein geschlossenes Sektiererwesen suggeriert Freiheit, wo unreflektiertes sich Einordnen herrscht.
4. Es offenbart sich eine Verfilzung von anthroposophisch inspirierten Funktionsträgern mit teilweise ahnungslosen, aber sehr reichen Leuten und mit einfältig Pseudoreligiösen.

Aus eigenem Erleben bestätige ich:
1. Anthroposophen üben auf Kritiker massiven psychischen Druck aus und schrecken selbst vor niedrigster Pöbelei nicht zurück.
2. Die Medien verschweigen die Kritik bewusst ohne Angabe von Gründen.
3. Die entscheidenden staatlichen Stellen schweigen zu den massiven Vorwürfen.
4. Die breite Masse ist sich des Problems nicht bewusst. - Ein Ergebnis anthroposophischer Strategie.

Ich fragte mich stets, wie die Machtergreifung der NAZIS möglich war. Heute erlebe ich die exemplarische Vorführung durch Anthroposophen. Man propagiere eine wirre Lehre, die angeblich nur von eingeweihten Kadern richtig verstanden wird, gebe sich nach außen menschenfreundlich, kontrolliere subtil oder direkt die Medien, verbreite Unwahrheiten, unterschlage Kritik, prozessiere sie in Ermangelung objektiver Argumente und Fakten nieder, verbünde sich mit dem Großkapital, besetze politische Ämter und vereinnahme die gläubige Gefolgschaft möglichst ganzheitlich-total.

Sollte man glauben, dass dieses Deutschland schon wieder so krank ist!

Dienstag, 18. August 2009

Wählen Sie!

Eine Satire auf die „eingeloggte“ Gegenwart


Passwort, User-Name, Benutzerkennung oder Benutzername, Kundenkennwort, Kundennummer, Internetzugang-Kennwort, Online-Registrierungscode, PIN, TAN, Geheimzahl, ISDN, DSL etc, etc und dann auch noch irgendwo die persönlichen Daten. Sie wünschen Beratung? Dann sagen Sie erst einmal Ihr Geburtsdatum. – Fein! – Nun können Sie wählen ....... drücken Sie die Sieben. – Danke – Sie werden schnellstmöglich verbunden. Leider sind alle Plätze derzeit besetzt – Musikgekreische – Wir bitten um Geduld etc, etc.

Sind Sie menschlich? Dann wiederholen Sie die Kombination NL37XZ – Prima, der Code ist richtig. – Eigentlich affig!
Haben Sie schon die neue Flat-Rate? Wechseln Sie den Anbieter! Wir beraten Sie auf unserer Website. Bei uns telefonieren Sie kostenlos, ein Handy werfen wir Ihnen hinterher. Und wir liefern den Strom in Regenbogenfarben fast umsonst aus der Steckdose. Schalten Sie sich frei mit Pay-TV, wir senden Ihnen alles zu jeder Zeit, um den Verstand zu verlieren. Aber der Verlust ist ja gering!

Was Ihnen wirklich fehlt? – Abwechslung! – Wie wär’s mit Shopping? „Zwanzig Prozent auf Alles. Ich bin doch nicht blöd! Geiz ist geil!“ - Ewiger Schlussverkauf.
Und jetzt folgt Wahlwerbung, verantwortlich sind die Parteien.

Man tritt ein für christliche, religiöse Werte, solidarische Gemeinschaft, berechtigten Umweltschutz und pseudoreligiösen Klimawahn, Neoliberalismus, kriegführende Freiheit oder Freiheit des Kriegführens etc, etc: Kapitalismus und Nationalismus vom Feinsten!
Und die Figuren erst, gestalterisch, wer oder was hat sie nur so gestaltet, so üppig, so glatt, so geschmeidig und dennoch so gehemmt, verklemmt, so geistlos?

Es ist fatal:
Es gibt keine Wahl!

Samstag, 15. August 2009

Kosmonomische Würde

Die Würde des Menschen,
unantastbar angelegt in uns,
wird lebendig erst
in wirklicher Hinwendung zur Echtheit.
Nicht Lug und Trug, nicht Willfährigkeit und Verdrängung,
sondern Klarheit und Wahrheit
entfalten Liebe, Zuversicht und Trost,
begründen Vertrauen, Sicherheit, Geborgenheit.
Eigener Fleiß in diszipliniert freiheitlicher Verantwortung
schont weitsichtig Mensch und Umwelt,
trägt Früchte, nicht Reichtum
in kapitalistischer Ausbeutungs- und Übervorteilungsmentalität.

Menschenwürde ächtet die Gewalt und ihre Vorwände,
erhebt das Menschsein zum Prinzip über jede Ideologie und Religion.

In der Erkenntnis eigener Unzulänglichkeit
nutzt der würdige Mensch nicht ohne Demut
die natürlichen Quellen und Gesetze
zur Humanisierung seines Werdens, seines Seins und Vergehens,
zum achtungsvollen und geachteten Miteinander.

Fürsorge, Erziehung und Bildung errichten die Maßstäbe der Menschenwürde.
Sie verlangt das sinnvollste Opfer an Zeit
innerhalb unserer kurzen Lebensspanne,
denn der Lohn der Mühe zahlt sich aus im Hier und Jetzt.
Niemand ist Sünder von vorn herein,
niemand trägt per se irgendeine Schuld,
noch bedarf er einer Erlösung,
es sei denn, er verweigert sich der Menschenwürde.
Dummheit allerdings meint keine Missetat,
sondern Tragik.
Sie zu lindern, ist ein Anliegen kosmonomischen Lebens.

Mittwoch, 12. August 2009

Sequenzen von Skepsis (2)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

11
Wenn die trinkfesten Narren und Schützen ihr Bett gefunden haben und noch keine Glocke oder ein Muezzin das Sein zertrümmert, ist Tagesanfang.
Was könnte, was wird werden?

12
Sonnenaufgang an Istriens Felsenküste, Morgenruhe vor dem Touristenauflauf.
Kirchenglocken dringen über die Meeresbucht, es ist Sonntag im Juli 2007.
Die Gestade hier haben Herrscher kommen und gehen sehen; mir scheint, es interessiert kein Zeitmaß, noch wer sich irgendwann breit macht. Das Meer ruht in sich, die Küste trotzt seit Tausenden von Jahren der nagenden Wassergewalt. Zeit meint hier und jetzt nichts – für die Möwen und auch für mich. – So kurz der Moment.

13
Gladiatoren-, Stier-, Hahnenkämpfe – Faszination des Blutes. Ein banaler Freudenkitzel am Tod der Opfer, kurzweilige Glorifizierung der Tötungskunst?
Bewunderer dieser Aufreizung am Quälen stehen gewiss für eine kulturelle Erscheinung, als Beispiel für abgestochene Menschlichkeit.

14
Zahlreiche Patienten misstrauen der sogenannten Schulmedizin und suchen Heil im Alternativen, im Esoterischen. So sie dadurch gesunden, durch das, an was sie glauben, zeigt dies vielleicht an, dass sie eigentlich nicht erkrankten. Es sei denn, sie glauben an ihre Krankheiten. Da hilft keine exakte Naturwissenschaft – die sie nicht ansatzweise verstehen, sondern überzeugungsmäßig müssen diese Geplagten ihre eigenen Berge versetzen.
Wird es dann richtig ernst, greift hoffentlich das Notarztsystem ein, das bei allen großartigen Erfolgen seine Begrenztheit nie leugnet und niemandem das ewige Leben verspricht.

15
Gib dem Menschen ein Amt, damit du ihn kennenlernst.

16
Die urbane Silhouette eröffnet Welten und schließt den Himmel.

17
Fette Fresssucht verursacht Tote, die dem Hunger ins Gerippe schlagen.

18
Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens glauben viele Menschen an den schieren Unsinn. Das unverbrüchliche Festhalten daran feiern sie als Moral, sogar als Ethik!

19
Totalitäre Systeme verhindern Kritik durch Zensur, Religionisten erfinden den Straftatbestand der „Gotteslästerung“.
Die Wahrheit ist nämlich für beide Existenzen bedrohlich.

20
Nach einer sorgfältigen Entscheidung weiterhin zu sichten und zu vergleichen, verlängert die Qual der Wahl unendlich, einfach ins Sinnlose.

21
Der Gang eines Menschen wird im Kopf geschaltet.

22
Rückgrat bestimmt die Haltung.


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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

Montag, 10. August 2009

Freiheit definiert das Menschsein

Das Bild des Menschen von sich selbst und von den anderen existiert nur schemenhaft, es gibt Entwürfe aller Stilgattungen und Techniken, sogar komplette Gemälde, die aber bestenfalls eine jeweils regionale Suche darstellen, keineswegs aber den Menschen in Freiheit.
Es kann keinen Zweifel daran geben, dass der Mensch – und nicht der Untertan – erst dann zu sich findet, wenn er in freiheitlichen Verhältnissen lebt. Was Freiheit bedeutet, mag vordergründig von Gefühlen abhängen, ist kategorisch jedoch eine Frage von Intelligenz und Bildung, beide wohl verstanden als Antipoden zu Egoismus und Selbstherrlichkeit. Erst auf dieser Stufe des Selbstbewusstseins lässt sich sinnvoll über Freiheit diskutieren.

Der Mensch ist eingebunden in Vorgegebenheiten, in Bedingungen und Sachzwänge, die eine absolute Freiheit ausschließen, sodass sich Freiheit als „Wahlfreiheit“ zwischen verschiedenen Möglichkeiten anbietet, vorausgesetzt, es wird danach intelligent und verantwortungsvoll gesucht.
Es geht also um die Erschließung individueller Auswahloptionen und nicht um eingebildete Freiheit, etwa im religiösen Umfeld, das sich, ähnlich totalitären Systemen, durch Gehirnwäsche Freiheiten einredet und sie gegebenenfalls sogar gewaltsam durchsetzt.

Humane, kosmonome Freiheit erfordert eine höhere Qualität als beispielsweise die bisherigen demokratischen Freiheitsumsetzungen, bestehen diese doch zwar erfreulich libertär gegenüber allgegenwärtigen Zwangssystemen und indoktrinierten Gesellschaften, halten aber keiner gründlichen Hinterfragung stand, weil sie durch Doppelmoral ausgehöhlt, durch Macht- und Kapitalinteressen verraten werden.
Die Zusammenhänge solcher Machenschaften erkennt man nur mit entsprechendem Hintergrundwissen, mit interessierter Wachsamkeit als Voraussetzung von Kritik- und (Mit-)Gestaltungsfähigkeit.

Genau diese Kriterien werden in den gängigen Demokratien zu Beginn des 21. Jahrhunderts nach wie vor durch eine beispiellose Täuschung der Massen verschleiert.
Unter solchen Umständen ein Fazit menschlicher Freiheit zu ziehen, ist unmöglich.
Denn was unter „Liberté, Egalité, Fraternité“ als Sieg menschlicher Werte zunächst gefeiert wurde, ist heute ganz banal das Brennmaterial für global ungezählte und oft verschwiegene Kriege. Kriegstreiber und –gewinnler bestimmen unverändert, technisch immer besser ausgerüstet, das Schicksal des Globus.
Und da, wo dies im Namen freiheitlicher Selbstbeweihräucherung geschieht, sind die Methoden um so perfider, denn das Einzelschicksal interessiert nicht. Peinliche Präsidenten, Kanzler, Monarchen und Popen mögen noch so beschränkt erscheinen, die Klaviatur der Dummheit spielen sie virtuos rauf und runter: Desperados der Egomanie. Diktatoren brüllen wenigstens ehrlich und unzweideutig ihren Hass auf die menschliche Freiheit hinaus.

Freiheit ist im Besonderen eine Intelligenzleistung, aus der vor allem Gewaltfreiheit, Freiheit von militärischem Zwang, die Unmöglichkeit von Krieg hervorgehen, aus der Pazifismus erwächst.
Pazifismus hingegen signalisiert keineswegs Unentschlossenheit gegenüber dem Destruktiven, ganz im Gegenteil: Gelebter Pazifismus kämpft mit Logik, Vorausschau und Konsequenz gegen seine Opponenten. Zum Beispiel übt er sich nicht in scheinbar friedlichen Geldgeschäften mit unfreien Regimen, pflegt keine diplomatischen Schachereien, betreibt keinen Waffenhandel und distanziert sich unter anderem vom friedensunfähigen Kapitalismus und von unfriedfertigen Religionen.

Freiheit mit Waffengewalt aufzubauen und zu stabilisieren, zeichnet ein fatales Trugbild, denn Waffen bedeuten die eigentliche Gefangenschaft der Menschheit als Ausdruck ihrer evolutionären Interims-Phase, die im Wesentlichen durch Dummheit geprägt ist, einer mehrheitlichen Geistesverfassung, die sich längst human begründet eindämmen ließe, wären da nicht mächtigste Kräfte, die das zu verhindern wissen.

Bei wachsender Weltbevölkerung leben die meisten Menschen in objektiv unwürdigen Verhältnissen, aber zum Wohle weniger Privilegierten. Das gilt für einzelne Gruppen ebenso wie für die Vereinten Nationen. Der Reichtum der wenigen sogenannt entwickelten Staaten basiert auf der Übervorteilung der weitaus zahlreicheren armen Nationen. Solange die industriell fortschrittlichen, zugleich systematisch verdummten Gesellschaften solchen Status geflissentlich kaschieren, bleibt Freiheit lediglich eine Fluchtoption für Träumer. Der Mob ist freiheitsresistent, man hält ihn gezielt zur Ohnmacht an, erprobterweise sogar mit Aktionismus, mit idiotischem Fleiß.

Methodengerecht fuhr man beispielsweise in Deutschland das Bildungssystem an die Wand, verkorkste das Gesundheitswesen, gestaltete die Medienlandschaft in einen Intelligenz verhöhnenden Sumpf um, verlor jede Orientierung im Finanzbereich, jongliert mit geschönten Arbeitslosenzahlen, führt sogar Krieg, den man verharmlosend umschreibt, propagiert wahnsinnige Umweltszenarien, sodass sogar der Wetterbericht die Gesamtlage charakterisiert: „Unwetterpotenzial“ oder einfach Klima ohne Kompetenz!
Das einzige System, das scheinbar ohne Komplikationen funktioniert, ist die Ausspähung und Überwachung des Bürgers.

Wie ist solches möglich in immerhin einem der freiheitlichsten Staaten der Erde?
Zum einen reiht sich Deutschland ein in die international zu beobachtende Dekadenz des Kapitalismus, zum anderen hat das ehemalige „Land der Dichter und Denker“ einen Sonderstatus inne, der sich noch unmittelbar aus der bedingungslosen Kapitulation der Nazi-Diktatur herleitet.

Durch die Zerstrittenheit der Siegermächte kam es bekanntermaßen zur Teilung Deutschlands in zwei Staaten und bis heute zu keinem Friedensvertrag. Der Westen hatte es damals eiliger mit der Gründung des „Provisoriums“ Bundesrepublik Deutschland, während der Osten konterte mit der „auf immer“ angelegten DDR. Historische Ironie sorgte dafür, dass das Provisorium von Anfang an bessere Karten hatte, sich schließlich der kommunistische Staat selbst aufgab und der Bundesrepublik, also dem Provisorium auf der Basis des „Zwei-plus-Vier-Vertrages“ angegliedert wurde. Dieses sonderbare Vertragswerk ersetzt keinen Friedensvertrag, noch garantiert es die Souveränität Deutschlands, noch zogen sich die anglo-amerikanischen Truppen aus ihren Besatzungszonen zurück.
Darüber hinaus verfügt das wiedervereinte Deutschland über keine Verfassung, denn das gültige Grundgesetz ist zwar bedingt beispielhaft freiheitlich, doch fehlt ihm die Legitimation durch das Volk. Denn der seinerzeitige Parlamentarische Rat als Urheber des Grundgesetzes bestand aus auf Befehl der Westalliierten eingesetzten 65 Persönlichkeiten (plus 5 nicht stimmberechtigten Berlinern) und nicht aus gewählten Volksvertretern. (Die Länderparlamente durften dann dem Werk zustimmen.)
Bedingt freiheitlich ist das Grundgesetz, weil es den Artikel 79, Absatz 3 enthält, der besagt, dass die Artikel 1 bis 20 und die Einteilung des Staates in Bundesländer nie und nimmer geändert werden dürfen.
Außerdem fordert das Grundgesetz die Schaffung einer Verfassung, sobald Deutschland wiedervereint sei. Bisher gibt es für die Erfüllung dieses Auftrags keinerlei Anzeichen.

Deutschland ist seit spätestens 1945 kein souveräner und kein freier Staat, wenngleich als Wirtschaftsmacht vergleichsweise einflussreich. Diese scheinbare Potenz ergibt sich aus einem strikten Abhängigkeitsverhältnis von den USA, die Deutschland die Rolle eines Vasallen zubilligen.

Kehren wir zum Ausgang der Betrachtungen zurück: „Freiheit meint Wahlfreiheit“. Die deutschen Bürger haben wie die meisten weltweit nicht die Möglichkeit zwischen freien Wahloptionen, sondern dürfen in ihrem Falle lediglich innerhalb eines zerfallenden kapitalistischen Gesellschaftsentwurfs über Nuancen abstimmen.
Die meisten merken das nicht, sollen es nicht merken.
Was immer die weltweiten Untertanen US-Amerikas wählen, Obama und seine eigentlichen Drahtzieher wird das in ihren zentralen Weltherrschaftsstrategien nicht tangieren.

Das Menschsein ist global und auf lange Sicht unter derartig verdummtem Freiheitsbegriff als dumpfer Dämmerungszustand zu definieren, der jederzeit, ohne jeglichen Fortschritt gegenüber früheren Epochen gewaltig eskalieren kann, der stupide feierlich die Menschheit als Untertanen einschwört, um sie beliebig auf dem Schlachtfeld zu opfern.

Fazit: Freiheit existiert in taktiererisch befohlenen Grenzen, die das Menschsein bisher kaum zulassen!

Es ist ganz offensichtlich, wie futuristisch, ja „weltfremd“ kosmonome Philosophie heute mehrheitlich empfunden werden muss.
Dennoch bleibt das Kosmonomische Manifest (Siehe Archiv Mai 2008) eine Aufhellung am Horizont, eine Hoffnung gerade auch für die Gegenwart gepflegter Massenverblödung, ängstlicher Verunsicherung und immer unnatürlicher erscheinender Orientierungslosigkeit.

Quelle: Aus meinem Buch-Manuskript „Das ist noch nicht der Mensch“