Aphorismen
zum Nachdenken und Zitieren:
3505
Das
Schreiben führt zu vorheriger Besinnung in der Freude der sprachlichen
Formulierung, während das Veröffentlichen nur mechanisch-mediale Routine
aufzwingt.
3506
Es
lebt sich glänzend mit Rüstungsprofiten, sterben doch die anderen im
Gottesfrieden.
3507
Nur
von der Anhöhe überblickt man die Niederungen und die Niedertracht.
3508
Die
Philosophie des Sterbens macht das Leben aus.
3509
Mehrdeutigkeit
ist nicht Angelegenheit der Einfalt.
3510
Unrechtssysteme
rund um den Globus werden getragen durch Aufrechte in der Ignoranz und
Glaubende im Korsett.
3511
Das
Bemühen ist noch keine Kunst.
3512
Mindestens
einer Institution muss sich der Schriftsteller stellen, nämlich sich selbst.
3513
Reduziert
man Parteitage auf ihre wesentlichen Inhalte, getrennt vom inszenierten
Massenspektakel, verbleiben auf dem Podest selbsterregte Schausteller der
Beliebigkeit.
3514
Eine
Zikade versetzt den Hain in Wallung, mit viel Lärm um nichts.
3515
Am
Komma holt die andere Bedeutung tief neue Luft zum Verstehen und zum
Aussprechen. Ohne Punkt und Komma drischt die Leere Phrasen.
3516
Die
allgemeine Primitivität des Menschen muss sich die Frage nach Entartung
zurechnen.
3517
Menschwerdung
ist kein religiös zu interpretierender Begriff, sondern die Hoffnung auf eine
noch zaghafte Entwicklung, die jedoch alle Risiken vorzeitigen Scheiterns
ebenso sprießen lässt.
3518
Eine
Ausgeburt des Heuchelns versorgt als „freie Welt“ den Globus mit Waffen, sucht
und realisiert den profitablen Krieg und ist sich dessen gegenüber
kosmonomischer Aufklärung bewusst, dass sie Götter benötigt und erfindet, um
ihre perfide Vernichtungsmacht anzupreisen, zu heiligen und barbarisch
durchzusetzen. „Frei“ in diesem Wahn gebärden sich mordende Dummheit und
hemmungsloser Blutrausch.
3519
Ja,
es gibt Humanität! Sie ist kein Gott, sondern trotz zu beklagender Rarität
menschlich real.
3520
Parteitage:
Aufgeblasene Peinlichkeit, jeder für sich.
3521
Bewusst
wählt man doch keine Dummheit, und schon gar keine Falschheit!
3522
Durch
Gleichschritt stürzen Brücken ein, die im Kopf aber zuvor.
© Raymond Walden,
www.raymond-walden.blogspot.de