September
1995
Seit
nunmehr 25 Jahren bereise ich Italien mehr oder weniger intensiv. Von
den vielfältigsten Erfahrungen möchte ich eine etwas überraschende
skizzieren. Großraum Grosseto, weitläufiger Campingplatz am Meer.
Organisation trotz Computers nach dem Zufallsprinzip, in sanitärer
Hinsicht spitze; Umgebung und Hinterland tiefe Provinz;
Meerwasserqualität: vormittags optisch sauber, später Spuren von
Fäkalien. Malerische Orte der Umgebung „stinken zum Himmel“,
weil man hier noch immer ins Meer macht. Das ist das kleinere Übel,
denn niemand zwingt mich, in der Jauche zu baden.
Auf
dem Campingplatz sind die Italiener nahezu unter sich: Großfamilien
mit aller Ausstattung.
Zum
ersten Male erlebe ich, dass niemand bereit ist, beim Einparken des
Wohnwagens behilflich zu sein. Hernach beobachte ich, wie sogar
Italiener untereinander sich kaum grüßen. Ich gewinne den Eindruck,
dass schon ein freundliches Lächeln als Eindringen in die Familie
empfunden wird.
Fremden-
oder gar Ausländerfeindlichkeit? Wahrscheinlich nicht, sondern eher
familiäre Zwangsneurosen.
Auswirkungen
der familiären Überbetonung auf die Kinder konnte ich bei vielen
Gelegenheiten beobachten. Die Verhaltensauffälligkeiten ähneln
paradoxerweise jenen deutscher Kinder, die mehrheitlich unter
Familienauflösungserscheinungen leiden.
©
Raymond Walden
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