Oktober
1995
Braucht
man nicht doch den Glauben an irgendetwas Irrationales, um im Leben
den Gedanken an den eigenen Tod zu verkraften?
Indem
ich die Natur als Abfolge von Kausalität und Logik und auch des
Zufalls einigermaßen begriffen habe, die Faszination unserer Umwelt
in der Sequenz von Werden und Vergehen erkenne, Menschlichkeit als
höhere Stufe derselben Sequenz und damit den letztlich
unerbittlichen Naturgesetzen unterworfen empfinde, habe ich keine
Angst vor dem eigenen Ende. Mehr noch, ich möchte keinen Tag meines
Daseins noch einmal erleben, sondern stets voranstreben, sogar wenn
ich innehalte.
In
dem kosmischen Entwicklungsprozess spielt die Erde, spiele gar ich,
eine so unbedeutende, aber von mir vor mir selbst zu verantwortende
Rolle, dass ich mich geborgen fühle in einer Welt ohne kleinkariert
aufrechnende Götter. Ich ängstige mich nur vor Schmerzen, die mir
Menschen, auch aus falscher, sendungsbewusster Gesinnung heraus,
gefühlsmäßig und körperlich – beim Sterben etwa durch
Leidensverlängerung – zufügen könnten.
©
Raymond Walden
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