Februar
1996
Da stand
ich im Herbst 1995 vor äußerlich imposanten Tempeln
nationalistischer Größe und angeblicher Verehrungswürdigkeit, vor
der Walhalla bei Regensburg und vor der Befreiungshalle in Kelheim.
Beide Monumente in beeindruckend exponierter Lage wirkten auf mich
dennoch tourismusträchtig abgegriffen. Nichts berührte mich
innerlich, eher als unangenehm empfand ich das Bodenmosaik im Zentrum
der Befreiungshalle: „MOECHTEN DIE TEUTSCHEN NIE VERGESSEN WAS DEN
BEFREIUNGSKAMPF NOTHWENDIG MACHTE UND WODURCH SIE GESIEGT“.
Siegesgöttinnen,
nicht etwa Friedensgöttinnen, bestimmen das gewaltige Rund. Wie viel
Blut und Leid wird hier wie durch alle „Siegesdenkmale“ in Ruhm
verkehrt? Die Siege waren ausnahmslos Niederlagen der Menschlichkeit.
Das ist weltweit typisch für alle „Sieges“darstellungen.
Triumphiert haben stets die Machtbesessenen, diejenigen, welche aus
eigener Raffgier überhaupt erst für Ideologien und Religionen
sorgen, welche die Menschen aufeinander einschlagen lassen.
Walhalla
und die Befreiungshalle atmen nichts aus, es sei denn das Wehen
nationalistischer, toter Hohlräume.
©
Raymond Walden
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