Das
Sprichwort „Irren ist menschlich“ steht in seiner Schlichtheit für die
Verharmlosung einer folgenschweren Verhaltensweise, deren Bedeutung zwar durch
ihre Alltäglichkeit unbewusst heruntergespielt wird, die aber durch ihre
fundamentale Allmöglichkeit den Menschen als ein letztlich unzuverlässiges und
unzureichendes Wesen hinstellt.
„Menschlich“
aber meint ebenso solidarisches Eintreten, Mitgefühl, Hilfsbereitschaft,
Freundschaft, und vor allem gilt methodische Zielstrebigkeit als „menschlicher“
Wesenszug.
Versehen
mit solchen Attributen, spricht der Mensch gerne und viel vom Frieden, um sich
immer wieder in irrwitzigen mentalen Explosionen einen Krieg nach dem anderen
zu leisten.
Lediglich
menschliche Irrungen?
Wohl
kaum!
Solchem
sich ständig wiederholenden Verhalten ohne jede Aussicht auf Besserung liegt
kein „Irrtum“ zugrunde, sondern eine definitiv falsche Lebensauffassung –
vorausgesetzt, man einigt sich auf den Minimalkonsens, dass der Lebenssinn
nicht in der Lebensvernichtung zu sehen ist.
Frieden
scheinen sich die meisten Menschen zu ersehnen, doch gleichzeitig wird weltweit
aufgerüstet. Man philosophiert über Frieden, sieht aber immer nur seinen
Frieden als den bedrohten, allgemein gütigen an, den es zu verteidigen gilt,
besonders, wenn er darauf basiert, andere Völker und Nationen zu unterdrücken
und auszubeuten.
Frieden
soll mit Waffen gesichert werden, obwohl das noch nie funktioniert hat, nicht
einmal während des kalten Krieges, als zwar der Atomschlag verhindert wurde,
man aber unzählige Stellvertreterkriege mit Ideologien und Waffen befeuerte und
Menschen millionenfach auslöschte – im Namen des Friedens!
Nachdem
die Gegnerschaften des kalten Krieges sich zunächst einmal relativierten und
bald auflösten, wurde mit dem sogenannten Weltterrorismus ein neuer Feind
konstruiert – ein Friedensfeind, damit alle Friedliebenden weiterhin und
ausgeklügelter in die Schlachten für den Frieden ziehen können: Weltpolizisten
als eigentliche Terroristen kämpfen gegen Windmühlen, aber verpulvern, hoch
technisiert und medial verblödend inszeniert, den letzten Rest an menschlicher
Intelligenz.
Demokratische
Errungenschaften früherer Dekaden werden von den USA als angeblich führender
Freiheitsmacht unverhohlen missachtet, das heißt, Menschenrechte werden in
einer US-Selbstherrlichkeit abgeschafft, wie sie rigoroser von keinem
Verbrechersystem auf dem Globus sonst außer Kraft gesetzt werden, denn keiner
der totalitären Staaten verfügt über eine ähnliche Vernetzung, über annähernd
so viele Militärbasen wie der aus der Kontrolle geratende Kapitalismus. Und
keine andere Großmacht geht eine vergleichbare religiöse Scheinheiligkeit ein,
wie auch kein anderer Staatsapparat über so zahlreiche effiziente
Spitzelorganisationen verfügt, die sich im Bedarfsfalle vor allem gegen jeden
einzelnen Bürger richten.
Die
„freie Welt“ ist eine Fata Morgana, die den Dürstenden nicht retten kann, aber
in naiver Gefolgschaft lehnen sich Teile Europas an jenes Trugbild an.
Befreiung
davon wird es wieder einmal nur durch schmerzlichste Erfahrungen geben, denn es
existiert bereits keine Demokratie mehr, es gab sie ohnehin nur ansatzweise.
Nach dem 2. Weltkrieg durfte vor allem Westeuropa etwas an der demokratischen
Menschlichkeit schnuppern, blieb aber durch eigenes Unvermögen auf den großen
„freien Geist“ jenseits des Atlantiks fokussiert. Dieser besonders aus dem
Krieg gestärkte Flaschengeist war jedoch nie ein Freigeist. Rückschauend war
man am freiheitlichen Telefon mit der falschen Abteilung verbunden und befindet
sich nun wieder in einer mit Dummheit zugedröhnten Warteschleife zur
Menschlichkeit.
Wer
auch nur etwas Verstand besitzt, hat längst gemerkt, dass man auflegen muss, um
aus dieser Nummer herauszukommen, die keine freiheitliche Abteilung mehr
besitzt.
Die
Menschlichkeit steht vor ihrem umfassendsten Verrat.
Woran
erkennt man unter anderem die Verräter?
Sie
sprechen vor ausgesuchtem Publikum, um sich eines Ipsations-Jubels sicher sein
zu können.
Man
vergegenwärtige sich noch einmal den Besuch Barack Obamas in Berlin am 19. Juni
2013.