Freitag, 6. Dezember 2019

Das Buch "Menschliches Glauben" von Raymond Walden


Jahrelang wurde „Menschliches Glauben“ – ein Buch für freies Denken – (erschienen im novum Verlag, Neckenmarkt, Wien, München, 2008) in den Medien weitestgehend verschwiegen, entsprechend unbeachtet blieb es auf dem Büchermarkt.
Nachdem ich als Autor wieder über alle Rechte verfüge, erfolgt die Veröffentlichung hier auf meinem Blog.
Damit möchte ich im Besonderen auch verdeutlichen, wie sich die gegenwärtigen politischen und gesellschaftlichen Wirren aus Jahre zurückliegenden, damals schon deutlich erkennbaren Fehlern herleiten.

Gemäß der Inhaltsangabe im Buch werden die Texte hier sukzessive erscheinen.
Die jeweiligen Blogspots tragen immer den Buchtitel als Überschrift und nach einem Doppelpunkt die Überschrift des betreffenden Artikels mit der Seitenzahl aus dem Originalbuch.

Hier gleich das erste Beispiel:

Menschliches Glauben: Hinführung (S. 5)

So seien sie nun einmal die Menschen, sagt man, so wie die täglichen Nachrichten sie dokumentieren: Gewalttätig, hilflos, dumm, selten erbauend. Und weil das so ist, verteidigen wir die traditionellen Werte und reiten uns mit fortschreitender Technologie in immer gewaltigere Desaster. Feierliche Beschwörungen von Frieden und Freiheit, der Menschenrechte nehmen sich im Munde manches Präsidenten aus wie die ungenierte Ankündigung des Gegenteils, das dann unter Berufung auf irgendeinen Gott auch nicht lange auf sich warten lässt.
    Nichts an diesem Zustand ist göttlich, denn dieser Gott wäre nichts anderes als zustandsgemäß. Götter produzieren sich im Entwicklungsverlauf der menschlichen Gesellschaften und werden, vorausgesetzt, sie blockieren nicht die Gesamtentwicklung als Sackgasse der Evolution, dereinst an Bedeutung verlieren. Dies ist freilich ein herber Trost für die Gegenwart und nähere Zukunft, aber ein Hoffnungsschimmer für die Menschheit überhaupt.
    „Menschliches Glauben“ kann heißen, dass es menschlich sei zu glauben. Es kann aber auch meinen, an das Menschliche zu glauben. Beide Aspekte sollen berücksichtigt werden, denn allzu oft steht hinter der Glaubensbereitschaft eine gute Absicht, verbirgt sich Tragik durch die ideologische Ausnutzung und Unterwerfung der Gutgläubigen. Andererseits erscheint es geradezu logisch zu glauben, wenn sich klare Erkenntnisse und eindeutiges Wissen nicht ergeben.
    Entwicklungen beginnen zögerlich und betreffen zunächst nur Teile des Ganzen. Da aber bereits gottfreie Menschen moralisch verantwortlich und keineswegs chaotisch unter uns leben, deutet das auf einen zaghaften Neuanfang hin. Die Menschheit braucht keine Menschwerdung eines Gottes(sohnes), sondern hat die Qualität der Menschwerdung des Menschen, der sich erst dann wirklich vom Tier abhebt, wenn er die humane Ethik aus sich heraus erkennt, akzeptiert und danach lebt.
    Die edlen Ansprüche einer humanen Ethik mögen sehr futuristisch anmuten und stellen heutige Individuen durchaus vor schwere Proben. Denn mehrheitlich lehnen die aktuellen Gesellschaftsordnungen eine nicht offenbarte oder nicht indoktrinierte Ethik ab, stehen ihr feindlich bis gewalttätig gegenüber. In einer solchen Umgebung als bekennender Ungläubiger den Mitmenschen zu begegnen, erfordert Mut, Ausdauer, Menschenkenntnis, abwägendes, nachsichtiges Verhalten. Verwandte, Freunde und Bekannte sind üblicherweise in Traditionen verwurzelt und bringen wenig Verständnis für eine humane Ethik auf. Wie schnell wird man da zum Außenseiter – von der Überzeugung her ist man ja auch einer. Diese Rolle sucht man sich nicht aus; die eigene Entwicklung führt zu Erkenntnissen, zu einer Sensibilisierung gegenüber den tatsächlichen Ursachen offensichtlicher Fehlentwicklungen.
    Glaubensfreiheit ist Teil einer humanistischen Ethik, Glaubensaufzwingung hingegen charakterisieren gängige Religionen. Auserwähltheit Einzelner oder gar eines Volkes bedeutet nicht nur Unreife, sondern einen Affront gegen die Menschheit an sich.
    Die Menschheitsgeschichte legt Zeugnis vom Leiden und Quälen ab, meist von Menschen verursacht, weil sie vieles glauben, weniges wissen, sich aber als Ebenbilder eines angeblichen Gottes zu Beherrschern aufschwingen. Im Namen der Götter zählt das Individuum wenig. Der Mensch beweist mit der permanenten Auslöschung seines „göttlichen Ebenbildes“, dass seine Götter unmenschlich sind.
    Ich unternehme den Versuch, humane Ethik anhand von alltäglichen und besonderen Lebenssituationen und Kommentierungen zu skizzieren. Über einen Zeitraum von vielen Jahren habe ich immer wieder daran gearbeitet, beobachtet, nachgedacht, formuliert, verworfen, verbessert, geschrieben, auch sogenannte „Kosmonomische Kommentare“, und weiter gesammelt. Die Datierungen einzelner Beiträge verdeutlichen zumindest für unsere Epoche den exemplarisch zeitlosen Charakter der Ausführungen.
    Die Menschwerdung des Menschen geschieht durch das reflektierte Erleben von Indoktrinationsfreiheit, von Eigenverantwortung, von der Hingabe an die Verstandes- wie die Gefühlsebene im Bewusstsein der Zeitlichkeit aller Vorgänge. Dazu bedarf es eines wachen kritischen Interesses und besonders auch der Courage, offensichtliche Fehlentwicklungen beim Namen zu nennen, sind doch Wahrheitsvertuschungen und demagogische Politinszenierungen medieneffektiver denn je und verhindern gerade durch die perfide Berufung auf Freiheit die Verwirklichung humanistischer Ideale.
    Häufig nehme ich Bezug auf das „Kosmonomischen Manifest“, das ich 2005, übrigens nicht zum ersten Mal, in „Sentenzen von Freiheit“ vorgestellt habe und dessen Grundgedanken ich hier anhand zahlreicher Aspekte verdeutliche.
    „Kosmonomie (Kosmos – Universum, Nomos – Gesetz, Adjektiv: kosmonomisch oder kosmonom) verlangt ohne diplomatische Sprachdrechselei eine weiterentwickelte faktische Demokratie, selbstredend durch Gedankenfreiheit und somit vorurteilsfrei, religionsfrei und gewaltfrei. Die Menschwerdung des Menschen wird durch die bewusste Einordnung des Provinziellen in globale und sogar kosmische Zusammenhänge angestrebt.
    Jeder Staat, jede Religion, jede Philosophie muss sich entsprechend hinterfragen lassen. – Das ist die Herausforderung des Menschen, denn alle drei Adressaten verweigern sich und drohen darüber hinaus jedem Aufklärer mit Gewalt.
    Während eine globale Minderheit der Menschen immer reicher, satter und skrupelloser in der Machtausübung wird, wächst der Leidensdruck der Unterprivilegierten. Gelegentliche Mitleidsbekundungen, etwa durch vergleichsweise dürftige Spendenaktionen oder zweifelhafte Entwicklungshilfe, beruhigen die industrialisierten Gesellschaften, die in abstumpfender Opportunität zunehmend an ihren eigenen Problemen gnadenlosen Konkurrenzverhaltens und modischer Gleichschaltung kranken.
Beide jedoch, Ausbeuter wie Ausgebeutete, halten unverändert an ihren gemeinsamen Gottheiten und Ehrbegriffen fest, die im Zuge technischer Errungenschaften nur verheerender wirken, da wie eh und je Götter, Religionen und Heiligtümer höher eingeschätzt werden als die Würde des Menschen.
    Derzeit ist der Überlebenskampf aufgeklärter Individuen überall auf der Erde noch sehr schwer, wird häufig in Anonymität geführt und auch verloren. Eine intellektuelle Aufgabe eröffnet sich, die dem intelligenten, nicht fachspezifisch eingeengten Wesen „Mensch“, die dem Leben an sich Sinn geben mag.

So sollen die folgenden Ausführungen in ihrer Themenvielfalt den Leser zu eigenem Gedankenreichtum anregen und vor allem das, wie ich meine, Wesentliche an humaner Menschlichkeit vermitteln: Wachsamkeit im Hinblick auf die Freiheit, Achtung, Gleichberechtigung und Selbstbestimmung in Gewaltlosigkeit.


© Raymond Walden


 

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