Dienstag, 10. August 2010

Menschenwürde ist mehr als eine Unantastbarkeit

In der Vergänglichkeit des Lebens entsteht dem Naiven eine unerträgliche Sinnlosigkeit, die zwangsläufig und unabhängig von Kulturkreisen nach stets ähnlichen Mustern zu einer Sinnkreation führt, der Sinn wird hergestellt. Geister und Götter lassen sich ersinnen, propagieren und bezeugen: Religion bekommt ihre Basis.
Dass dieser an sich banale Vorgang sogar intelligenteste Köpfe vollständig okkupiert, liegt in der Macht von Eingedrilltem und von Traditionen, denn diese eigentlichen Eingeschränktheiten suggerieren etwas von der irrational ersehnten, nicht minder kuriosen „Ewigkeit“, einer ebenso sinnlosen Unendlichkeit.

Der in einfachen und auch einfältigen Strukturen Denkende gibt sich in der Regel mit dem ihm vorgesetzten Weltbild zufrieden, merkt aber sehr deutlich die sprichwörtliche Last des Lebens im „Diesseits“ und zweifelt immer wieder an den Vertröstungen auf das „Jenseits“. In dieser Verunsicherung wird der Gläubige während der gesamten Menschheitsgeschichte bisher zum leichten Spielball für Machtbesessene.
Die Herrscher sind nicht selten zugleich die religiösen Repräsentanten oder aber Gefolgstreue im Glauben, die im Sinne „von Gottes Gnaden“ ihre Stellung rechtfertigen. Andere Regenten biedern sich gegen ihre eigentliche Überzeugung religiös an, nutzen die bewährten Entmündigungsmechanismen der Glaubenstraditionen.

Mögen nun einzelne Figuren durch Religion immer wieder ihren spirituellen Frieden finden, so können Religionen wegen ihrer offenen oder versteckten Alleinvertretungsansprüche bezüglich der „einzigen Wahrheit“ untereinander keinen Frieden begründen, geschweige denn bewahren. Man betrachte beispielsweise die unzähligen unversöhnlichen Aufspaltungen innerhalb des Christentums oder im Islam.
Im Erkennen solcher Zusammenhänge und im Durchschauen der entsprechenden Machenschaften wird es dem kritikfähigen Individuum leicht, sich innerlich von „Gott“ und seinem Brimborium zu befreien; die äußerliche Abkehr fällt aus Gründen von Überlieferungen und persönlichen Abhängigkeiten häufig sehr schwer. Denn der offizielle Bruch mit der Religion wird von Glaubensverfechtern gerne als „Nihilismus“ diffamiert, als eine Verneinung des Seins und seines Sinns schlechthin. „Gottlos“ wird zum Status des Makels, des Außenseiters.
Aus dem Glauben heraus können Religiöse die Gedanken der Aufgeklärtheit nicht nachvollziehen, ja sie dürfen sie innerhalb ihrer Systemtreue nicht einmal ernsthaft erwägen.

Welches Sein aber bieten Religionen?
Reduziert sich das Sein nicht auf sinnlosen Schein, indem man Körper und Seele trennt, das physische Leben mit Miss- und Verachtung belegt und Märchen über angeblich ewiges Leben einer „Seele“ verkündet, um von konkreten Lebensbedürfnissen und Erfordernissen abzulenken, Opfer verlangen zu können und alberne jenseitige Glückseligkeiten anzupreisen?

Alles spricht dafür, dass die religiös ausgemalte Seele ein ebensolches Gedankenkonstrukt darstellt wie „Gott“. Wie anders lässt sich erklären, dass das Seelenleben des Menschen, das heißt, seine gesamte gefühlsmäßige und bewusste Innenwelt durch Beeinflussungen des Körpers gesteuert wird?
Gewalteinwirkungen, Schockzustände, Drogen, Psychopharmaka, Narkotika und so weiter – auch „Gehirnwäschen“ – verändern kurz- oder langfristig die Persönlichkeit, schalten sie auch aus.
Eindeutig ist der menschliche Geist eine Funktion des Körpers und als solche vom Zustand des Körpers, vor allem des Gehirns abhängig. Beendet der Körper seine chemisch-physikalischen Reaktionen, stirbt er, gibt es auch seine „Seele“ nicht mehr.
In Analogie zur Mathematisierbarkeit der Natur lässt sich herleiten: Die Seele ist das Produkt aus Körper mal Geist. Wird einer der Faktoren Null, gibt es kein Produkt mehr.
Nur in geschaffenen Werken und in der Erinnerung der Lebenden kann vom Individuum entwickeltes Gedankengut „fortleben“ – für kosmisch unbedeutend kurze Epochen.

Die durchdachte Verneinung der Religion ist keine Miesmacherei, keine Hoffnungslosigkeit oder gar Resignation, sondern im Gegenteil die lebendige Aufmunterung, dem Leben an Ort und Stelle Sinn zu geben, die natürlichen Herausforderungen anzunehmen und zum Wohle des und der Menschen Einfluss zu nehmen, Widrigkeiten zu überwinden, zumindest zu lindern und andererseits die Freuden zu genießen und auszukosten.
Verantwortungsvoller Umgang mit Natur, Naturwissenschaft und mit dem Menschen gibt Lebenssinn und schafft die Werte wie Menschenwürde, Aufrichtigkeit, Achtung, Friedfertigkeit, Solidarität, Dankbarkeit, Hilfsbereitschaft und so weiter als geistig verstandene Orientierungen und nicht als religiöse doppel- und scheinmoralische Sonntagspredigten.
Die bisherigen Philosophien und Weltbilder versagen erst recht in der Moderne, sie fördern keine Lebensentwürfe und Initiativen, sondern berufen sich auf überholte Raster, die der Unterwerfung statt der Emanzipation und Mündigwerdung des Bürgers dienen. Darin begründet sich eine Bewahrungsmentalität, ein Konservativismus, der sich mit allen Mitteln gegen eine kosmonomische Aufbruchstimmung stemmt, der sich in überkommenem Gottvertrauen noch jede Schurkerei gegenüber Andersdenkenden herausnimmt und im weltweiten Kräftespiel genau das Chaos pflegt, vor dem die Religion angeblich den Menschen bewahren soll.

Die Menschenwürde sei unantastbar, heißt es in feierlichen Dekreten, die jedoch gegenüber der Wirklichkeit hauptsächlich ein Wunschdenken beurkunden.
Der Mensch schändet wie kein anderes Lebewesen auf dem Globus sich selbst, und er tut dies aus „Überzeugungen“ heraus, die mit Menschenwürde wenig, aber mit nicht ohne Absicht erdachten Überhöhungen zu tun haben. Das Individuum wird rücksichtslos den Zielen von Göttern und Ideen geopfert, angeblich zu höchster Ehre in der Pflichterfüllung: eine Perversion der Menschenwürde. Sie wird nicht nur angetastet, sondern verhöhnt und vernichtet.

Nicht „Religionsfreiheit“ kann Demokratie definieren, sondern Gedankenfreiheit und freie Meinungsäußerung, die beide durch Religionen und Ideologien eingeschränkt oder gänzlich unterdrückt werden.

Menschenwürde ist eine Errungenschaft des freien Geistes, der sich der Selbstbehauptung wie der gesellschaftlichen Verbundenheit erfreut. An diesen Werten gilt es, aktiv und dauerhaft zu arbeiten und sie zu gestalten.
Und es gilt in einer Zeit rasant expandierender technischen Möglichkeiten, offenes und getarntes Antasten der Menschenwürde zu erspüren und vielleicht zu verhindern.
Man sollte sich jedoch nicht überschätzen: Die regierenden Kräfte dieses fortgesetzten Mittelalters nach der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts missachten die Menschenwürde gerade durch Vortäuschung von Demokratie unvermindert effektiv, für den Durchschnittsbürger dadurch zumeist nicht wahrnehmbar.

Dem aufgeklärten Nonkonformisten ist die Verwirklichung der Menschenwürde ein aufrichtiges Anliegen; hier und jetzt und langfristig. Kosmonomisch avanciert die Menschenwürde zu einem Sinn des Lebens.

Sonntag, 25. Juli 2010

Sequenzen von Skepsis (40)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

460
Wer Religion verbieten will, ist schon im Bunde ihrer Teufel.

461
Fassadenschmierer karikieren sich und die Gesellschaft.

462
Das Leben spielt sich praktisch, faktisch ab, zu häufig aber theoretisierend und fabulierend unter Realitätsverlust.

463
Der Spitzel befriedigt seinen Voyeurismus, der Denunziant seinen Neid und seine Häme, der Vollstrecker berauscht sich sadistisch: Sublimationsmechanismen des Totalitarismus, Orgasmus der Spießigkeit, Impotenz des Menschlichen. Ideologischer Auswurf.

464
Trotz Bildung zu glauben, steigert nur die Dramaturgie des Theaters.

465
Zeit ist das Leben,
Gott die Verschwendung.

466
Gewohnheiten leben sich in Ritualen aus und verstärken sich durch unkritische Redundanz.

467
Der plakative Tod am Kreuz bedeutet eine fortwährende Nötigung der Menschheit durch das Christentum, auch wenn Gläubige das nicht glauben.

468
Irrtum und Korrektur – so definiert sich Leben.
Religion korrigiert sich nie, bestenfalls pfuscht sie.

469
Ein Fall für Freud: Nietzsche gehört zum intellektuellen Inventar, gar Repertoire, aber kaum jemand „glaubt“ ihm.

470
Erst nach dem Abschütteln von offiziellem Leistungsdruck stellt sich ein persönlicher Hauch von Freiheit ein.

471
Das Lob der Disziplin entartet rasch zur Etablierung unsinnigen Zwangs; Disziplinlosigkeit hingegen ist nicht zu rechtfertigen.

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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

Montag, 19. Juli 2010

Sequenzen von Skepsis (39)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

448
Wahlkampf dokumentiert sich als das Recht des Stärkeren, des Reicheren, des Taktierers, des Blenders. Das bessere Programm wird erst gar nicht erarbeitet, weil es zur Machterlangung überflüssig ist.
In einer emanzipatorischen Demokratie gäbe es statt eines Wahlkampfes „Wählerinformationen“ mit für alle Parteien gleichen, schmalen Budgets. Parteispenden und Lobbyismus würden als Bestechung strafrechtlich geahndet. Alle Medien wären zur politischen Neutralität verpflichtet, parteilich-parteiische Beiträge auffällig als solche zu kennzeichnen.

449
Sie haben ein Buch geschrieben? Kritisch abweichend?
Schön, wir werden es totschweigen, nicht verbrennen, denn das wäre uns nun doch zu heiß - vielleicht.

450
„Pseudo“ ist Fälschung oder Tarnung welcher „Wahrheit“?

451
„Menschenfreunde“, die es nötig haben, sich öffentlich zu instrumentalisieren, suchen ihren Profit auf sehr eigennützige Weise.

452
Fast 5.000 Delegierte aus 190 Nationen kamen im Mai 2008 für zehn Tage nach Bonn zur 9. UNO-Biodiversitäts-Konferenz, einem hochtrabenden Palaver zur Erhaltung der Artenvielfalt auf der Erde. Das dürftige Ergebnis dokumentiert „artgerecht“ wieder einmal die Vielfalt der menschlichen Einfalt, sprich der ideologiebedingten Unfähigkeiten.

453
Das aufgeschlossenere „Interim“ kauft sich sein „Bild“ am Kiosk, „spiegelt“ und „fokussiert“ sich trendgemäß, liest im „Allgemeinen“ von der „Welt“, „isst und trinkt“ sich durch die „Zeit“ und beschränkt seine „Rundschau“ auf das Glauben unter anderem an Presse und Druck.

454
Wir sind wieder wer!
Was heißt hier „wieder“?
Wer also sind wir? Wer ist „wir“?

455
Boxer ermitteln den Sieger durch einschlägige Funktionsstörungen verschiedener Körperorgane. Das Gehirn, so der Eindruck, ist überfordert, der Gesichtsausdruck während des „Wiegens“ Aug’ in Auge mit dem Gegner, aber vor allem nach dem „Fight“ wirkt selbst bei faustkämpfenden Akademikern schlicht angeschlagen, bekloppt. Die Masse johlt, das Geschäft wirft nie das Handtuch.

456
Die Erfindung des Geldes galt als Kulturleistung, seine Vernichtung in Form von Aktien und Spekulationen mag Kultur beenden.

457
Sogenannte Atheisten sind nicht selten nur von der Kirche Enttäuschte. In ihrem unterschwelligen Frust fehlt es ihnen an geistigem Antrieb und Kreativität; Resignation und passive Isolation kennzeichnen ihren geringen gesellschaftlichen Einfluss. Anders die wirklich Religionsfreien: Ihre übliche soziale Bedeutungslosigkeit ist begründet in ihrer ausgesprochen geringen Anzahl und in der Unterdrückung durch die Religionen, nicht aber durch mangelnde Lebensentwürfe und bequemes Wegschauen.

458
Kosmonomie rüttelt nicht, sondern zeigt lediglich auf. Die Komplexität erscheint der gängigen Opportunität allerdings unbequem und peinlich.

459
Was sich als „Intelligent Design“ verkündet, ist der laszive Versuch, Intelligenz zu verspotten, sie gläubig „auf ewig“ auszuschalten.

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Donnerstag, 15. Juli 2010

Sequenzen von Skepsis (38)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:


436
In der Infragestellung meines Ichs reicht mir niemand das Wasser. Aber ich kann schwimmen und dann vor allem stehen.

437
Die Kreativität in der Begeisterung kann nur der Begeisterungsfähige erzeugen.

438
Nackte Arme, empor gereckt, haben eine Faszination. Besuchen Sie einmal ein Rock-Konzert!
Revolutionäre hatten zumindest die Arm-Ausrichtung schon emotional erkannt.
Das ganze Gehirn in den Arm! Glücklicherweise lockert jedes Konzert die Armhaltung. Ein Rest von Gleichschaltung beschleicht mich dennoch.

439
Tage, die man noch einmal erleben möchte, scheinen so rar, dass es sich wohl doch um Stunden handelt.

440
Die sexuell „verführte“ Gesellschaft vermarktet Lust, auch in illegalen Geschäften und erpresst sich im Zwielicht einer sexuellen Verkommenheit zur Liebesunfähigkeit.

441
„Erzeuge schlechte Gewissen und regiere rigoros skrupellos!“ ist der erste Hauptsatz aus der „Philosophie des Interimsmenschen“.

442
Manche Orte sind einfach nur Dogma, theoretische schwarze Löcher.

443
„Ehrfurcht“ – welch eine Wortkonstruktion. Aufgrund von Furcht soll Ehre bekundet werden, wem gegenüber? Ehre, wem sie gebührt, also Ehrerweisung, Anerkennung, Achtung, Bewunderung, „Verehrung“!
„Furcht“ in dem Zusammenhang ist nichts als ein religiöses Druckmittel à la „Gottesfurcht“.
Der Natur gegenüber ist „Ehrfurcht“ geradezu lächerlich. Sie ist grandios, Leben erzeugend und vernichtend, sie ist moralisch wertneutral. Sie zu bewundern, besser noch zu berechnen, um ihre Gefahren menschenwürdig zu mildern, ehrt den Menschen.

444
Pestbeulen der Erdoberfläche brechen auf in Mega-Städten, die man irrtümlich für zivilisatorischen Fortschritt hält. Waren es früher die Höhen von Kirch- und Moscheetürmen, sind es heute die Wolkenkratzer der Blutsauger. Blut fließt in Strömen wie Öl und ist dennoch unbezahlbar.

445
Der Interimsmensch beschreibt sich durch absolutistische Herrschaft weniger Anführer und unbedingte Unterordnung der Massen, die das jedoch auch in euphorischem Starkult und in demütiger Bescheidenheit akzeptieren. Im Evolutionsprozess lässt sich daher keineswegs von einer Schuld des Interimsmenschen sprechen. Herrscher wie Beherrschte können nicht weiter denken. Freilich gibt es innerhalb dieser Beschränktheiten schwere Schuld. Das gesamte Interimssystem basiert auf Schuld, Sühne, Rache. Ganz am Rande schimmern auch Vergebung und Menschenwürde quasi als Brücken zum neuen Menschen.

446
Jedes gesund geborene Kind verfügt über die Optionen des neuen emanzipatorischen Menschen, wenn es denn eine entsprechende Umwelt anträfe und nicht in eine Indoktrination von der Taufe an. Das Potenzial ist angelegt.
Doch die Eltern kommen aus einer überkommenen, unterwerfenden Erziehung und ebenso in der Regel alle Bezugspersonen. Der neue Mensch steht bildlich am Start, es erfüllen sich bereits Startbedingungen hier und jetzt. Wenn auch noch selten und eher unbemerkt beginnt der evolutionäre Aufstieg.

447
Einst beneidete man die Deutschen um ihren „Kindergarten“ als freiheitliche Sozialeinrichtung, man übernahm das Wort ins Englische. Heute haben die Deutschen keine Zeit mehr für einen so langen Ausdruck. Sprachverhunzend verwenden sie das Kürzel KiTa (Kindertagesstätte) und verschleiern mit diesen gepriesenen Verwahrungsanstalten ihre Abneigung gegen Kinder, die den eigenen Verwirklichgungs-Ambitionen lästig im Wege stehen.
Umso ehrbarer die Arbeit so vieler engagierter KiTa-Träger und Mitarbeiter!

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Mittwoch, 14. Juli 2010

Anmerkungen aus der Demokratur-Republik Deutschland

In der Demokratie gelten Mehrheitsentscheidungen; wie anders dagegen in all den anderen Staatsformen.
Aber wäre der Unterschied doch nur so vorteilhaft, wie er vordergründig erscheint!
Denn Mehrheiten können erstens irren, und sie können zweitens durch Manipulation und Propaganda beschafft werden.

Vor diesem Hintergrund stehen alle gegenwärtigen demokratischen Gesellschaftsordnungen in einiger Distanz zum demokratischen Ideal, das ja in erster Linie ein System der Gleichberechtigung definiert.
Muss das Ideal nicht ein solches, das heißt unerreichbar bleiben, wenn man konzediert, dass nicht jedes Mitglied der Gesellschaft über die gleichen Entscheidungsbefähigungen verfügen kann?

Die Individuen verkörpern nun einmal unterschiedliche Fertigkeiten, Begabungen und Lernerfolge. Dies allen Ernstes zu leugnen, stellt einen Kardinalfehler aktueller Bildungsstrategien dar, was natürlich nicht erkannt wird (werden darf), denn die bewirkte Gleichmacherei auf niederem Niveau dient der zuvor erwähnten Mehrheitsbeschaffung auf lange Sicht, zur Festschreibung des bestehenden Staatssystems.

Die gegenwärtigen demokratischen Regierungen bedienen sich (oder müssen sich bedienen) einer unübersichtlich wachsenden Zahl von Lobbyisten und Beratern, die nicht etwa im Sinne von Unabhängigkeit fachlich-sachlich neutral arbeiten, sondern zielstrebig und mehr oder weniger direkt ihre jeweiligen Interessen durchsetzen.
Damit ist die Demokratie wirkungsvoll ausgehebelt, sodass der wahrscheinlich vom Kabarett stammende Ausdruck „Demokratur“ den Status quo ehrlicher hervorhebt.
Verbände und Konzerne ziehen die Fäden und kaum jemand sonst wird daneben geduldet. Politiker beten nach und handeln entsprechend. Die Parteien sind sich in bestimmten Grundausrichtungen definitiv undemokratischer Gesinnungen weitgehend einig. Der angebliche Souverän, das Volk, wird verblendet.

Genau aber das Gegenteil, nämlich die „Mündigkeit des Bürgers“, ist für eine funktionierende Demokratie lebenserforderlich.
Deshalb berufen sich auch die Blender vorzugsweise auf den vollmundigen Begriff „Bürgermündigkeit“, verstehen ihn aber unter dem neudeutschen Ausdruck „Mainstream“, also „dem folgend, was die politische Mode gerade so kreiert“.

Die Demokratie scheitert, schafft sie es nicht, eine demokratische Bildung in den Menschen zu verankern, eine Bildung, welche die Fähigkeiten des Einzelnen respektiert, vom Abiturswahn für alle abkommt, religions- und dogmenfrei Kenntnisse und Fertigkeiten in ruhiger pädagogischer Erfahrung vermittelt und politisch flatterhaften Aktionismus ausschließt.
Und natürlich heißt Bildung auch Erziehung zu Achtung und Toleranz, zu Anstand, Selbstwert und Verantwortung, auch Ermunterung zur Entschiedenheit gegen das Destruktive, gegen Mitläufertum und Opportunismus.

Demokratur – ich verwende den Begriff ernsthaft – mag dem Augenschein nach bisher gegenüber allen anderen Gesellschaftsordnungen überlegen und freiheitlicher wirken, allein, sie stützt sich auf Verlogenheit dermaßen, dass an echte Demokratie nicht zu denken ist.

Zurück zu den eingangs angesprochenen Mehrheitsentscheidungen.
Auch in einem Volk mit hoher Allgemeinbildung ist nicht jeder zu jeder Entscheidung befugt, ein gebildetes Volk kann aber für fachlich und demokratisch qualifizierte Regierungsberater und Transparenz leichter sorgen als die zur Zeit massenverblödete Menge, die sich in Religion, Esoterik, Pseudowissenschaft, Pandemie-Orgien, Börsenrausch und Wunderlichkeiten verheizt.

Der ärgste Kriegstreiber auf dem Globus und seine Vasallen nennen sich unter den beklagten Zuständen Demokratien. Sie unterdrücken jede essenzielle Kritik nicht auf die plumpe Art etwa von Bücherverbrennungen, sondern sie behindern eleganter die Verbreitung von Zweifeln an ihren Konzepten, sie beherrschen geschickt und umso rigoroser die Informationskanäle.
Zu den Unterschlagungen zählt unter anderem die klare und logische Aussage der kosmonomen Philosophie: „Demokratie und Kapitalismus schließen einander aus.“

Spätestens seit der französischen Revolution sollte gebildeten Menschen bewusst sein, dass Terror und Gewalt – auch im Namen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit – die Menschenwürde schänden, den Menschen entgeistigen und entleiben.
Nirgends wird man mit Gewalt Demokratie erzwingen, wenn man selbst zur Demokratie nicht in der Lage ist. Denn Demokratie heißt vor allem auch Gewaltlosigkeit.
Das hat das gesamte Demokratur-Parlament Deutschlands nicht begriffen, auch nicht die SED-Nachfolger, die sich zwar dem Afghanistan-Krieg verweigern, dafür aber heute noch behaupten, die DDR sei kein Unrechtsstaat gewesen. Klar – seine Gewalt konnte dieses Regime nur so lange gegen die Menschen einsetzen, wie es auch der Westen zum Beispiel durch christlich-verlogene Kredite stützte.


Allgemein ist festzustellen: Wir haben in Deutschland eine Demokratur, weil es bisher nirgends auf dem Globus eine Demokratie gibt.

Wäre das nicht eine Herausforderung für freiheitliche Menschen weltweit, in den bestehenden Scheindemokratien geistiges Terrain in brüderlicher Gleichberechtigung und Freiheit zu kultivieren?
Hier wäre theoretisch ein Ansatzpunkt und nicht bei den gequälten Menschen in totalitären Systemen, die man in kapitalistischer Vorherrschaft mit Scheindemokratie erneut betrügen und ausbeuten will!

Donnerstag, 8. Juli 2010

Sequenzen von Skepsis (37)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

423
Wenig zu wissen, aber vieles zu ahnen, zu argwöhnen, mag unser Schicksal sein. Ich glaube aber nicht daran.

424
Singt Bon Jovi: „It’s My Life“, hat er Recht!

425
Die „Offene Gesellschaft“ eines Carl Popper wird an offenen Wunden sterben, denn die Traditionen sind darauf nicht vorbereitet und wollen es auch nicht sein.

426
Das sich Eingraben in Gesellschaftsentwürfe nimmt den Tod vorweg. Die Ausgrabung veralteter Abhängigkeiten, sauber seziert und verstanden, verleiht Heiterkeit für die Zukunft.

427
Im zunehmenden Alter verblüfft umso mehr, dass Ältere schweigen.
Ich glaube, ich werde niemals alt, bevor ich sterbe.

428
Das Verstehen setzt auch ein Wollen voraus.

429
Die Natur lehrt, und der Mensch kann lernen, dass sich Götter wie noch jede evolutionäre Sackgasse aus der Natur erklären. Kosmonomie beschreibt ein Prinzip der Welt, das sich der Intelligenz von selbst mitteilt – ohne Propheten und Missionare, sodass der Bildungs-Fortschritt entscheiden wird, ob der gegenwärtige Noch-Nicht-Mensch seine Epoche durch die religiöse Apokalypse beenden muss oder sich doch seiner eigenen Weiterentwicklung öffnen kann. Sicher scheint, dass wir vor der bedeutendsten, sehr hohen Schwelle stehen.

430
Die Intelligenz der Bildungsminister bezeugen ihre Interviews; die Bildungskatastrophe entsteht nämlich als Konsequenz der Ideologie. Man kann davon ausgehen, dass die Minister ihren Posten, nicht aber die Ideologie wahrnehmen. Und wer stiftet die Ideologie? – Stiftungen zum Beispiel. Aber auch Parteiprogrammatiker und (weniger Geist-) Reiche.

431
Dummheit macht Schule. Ganz offiziell.

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Denk mal! Nr. 13

Wie viele der demonstrativen Beter auf den Fußballfeldern fahren als Geschlagene nach Hause?

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432
Mit Knuten knechtet man bewusst oder doch unbewusst. So selbstverständlich schwingen sie die Peitsche.

433
No risque – no fun! Das ist einfach fatal.
Der Klügere hat Spaß, viel Spaß daran, kein Risiko mit seinem Spaß zu verknüpfen. Er sorgt vor.
„Cool!“ sagt der Depp.

434
Sage ich „Du“, betrachte ich Dich als Kumpel. Verwende ich „Sie“, möchte ich Distanz wahren, um aber nur vielleicht eine freundschaftliche Empfindsamkeit zu signalisieren.

435
Las Vegas: Die „Oase“ in der Wüste! – Der dekadente Sumpf des menschlichen Größenwahns: „Gott“ segnet den Teufel: „Viva, Las Vegas“, stirb schnell!
Oder kommt etwa ein Multimilliardär auf die Idee, das zum Kulturerbe der Menschheit zu erklären? – Pardon! Jetzt habe ich ihn darauf gebracht.
Entwarnung!
Diese Kaliber lesen mich doch nicht.


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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

Mittwoch, 7. Juli 2010

Weltbewusstsein aus qualifizierter Weltanschauung

Wie ein Mensch seine Umgebung erkennt, hängt zunächst von zwei Kriterien ab: vom Umfeld und von den eigenen Wahrnehmungsfähigkeiten. Beide sind dem Individuum als Startbedingungen vorgegeben, also etwa Klimazone, Landschaft oder Gesundheit, Veranlagungen, Intelligenz, Eltern und Kulturkreis. Die Lebensumstände werden dadurch vorgeprägt, und wie alle Lebewesen befindet sich der Mensch ständig in einem Responsverhältnis; er reagiert auf Reize selbst dann, wenn er agiert, bereits von sich aus Reize setzt.

Eltern und andere nahestehende Personen entscheiden durch ihr Verhalten zunächst sehr direkt, wie Wahrnehmungen registriert und vor allem auch interpretiert werden. So kommt es im Laufe der Persönlichkeitsentwicklung zur „Bildung“, die keineswegs nur akademisches Wissen meint, sondern praktische Fähigkeiten und Kenntnisse, Lebenstüchtigkeit und Sozialisation als unverzichtbar einschließt.
Naturgemäß leitet sich daraus ein die Lebensregion betreffender, provinzieller Bezug her, der nie verlassen werden mag, wenn man sich unbewusst genügsam fügt oder durch Tradition und Ideologie, mehr oder weniger realisiert, anpassen muss.

Für eine qualifizierte Weltanschauung kann es glücklicherweise keinen Lehrplan, noch ein Examen geben, wohl aber Merkmale von Lebensoffenheit, -gewandtheit und Skepsis, die Probleme nicht in Positivdenkerei schönredet und verdrängt, sondern gelassen, aber bestimmt dem Destruktiven entgegentritt, ohne sich darin sinnlos zu verschleißen.
Letztere Einschränkung bezieht sich auf sinnleere Debatten, gar Kriege, die Menschenvernichtung und sonst nichts bewirken, hervorgerufen durch irrwitzige Verteidigung und Propagierung von Menschenopfern zugunsten von ebenso wahnwitzigen Göttern, Idolen und Weltbildern.

Bilden wir uns nicht ein, die technologisch begründete Globalisierung bewirke quasi automatisch eine Abkehr vom Provinziellen. Weltweiter Tourismus beispielsweise produziert mehr uniformen Konsum als Unvoreingenommenheiten, im „All-Inclusive“ steckt vor allem Ausgrenzung.

Für ein qualifiziertes Weltbild bleibt der Erhalt der Regionen und Provinzen wichtig, denn sie spiegeln die reiche Vielfalt des Planeten und unseres Lebens. Die Aufgabe besteht darin, Verständnis füreinander zu begründen und zu entwickeln, ohne dabei die Humanität zu verraten, sich etwa bei „Auserwählten“, bei Rassisten und Ausbeutern anzubiedern. Denn diese Sorten erkennen die Welt nur in sich selbst, in der Selbstsucht. Den Reichtum des Globus wollen sie materiell wie geistig nur für sich beanspruchen, da sie so arm im Geiste sind. In ihrer Erbärmlichkeit spielt Gewalt immer und unweigerlich eine Rolle.

Der Philosoph Immanuel Kant hat seine Heimat Königsberg nie verlassen und gelangte durch Wissensdurst und Denkleistung zu einem qualifizierten Weltbild.
Wie viel leichter müsste uns heute so etwas fallen, da wir über globale Informationskanäle verfügen.
Man irrt sich! Die Kanäle sind bemerkenswert ideologisch verstopft!
Gravierender noch, sie liefern eine Flut von Desinformationen und aufgeblasenen Belanglosigkeiten.
Wer heute dem Glauben an die Medien anhängt, vertraut einem goldenen Kalb, wird niemals zu einem qualifizierten Weltbild befähigt sein. Kann man jedoch zwischen den Zeilen lesen und unterzieht sich der Bemühung um das Zusammenhängende, Hintergründige und Beabsichtigte, wird man im Märchenwald schnell auf die Wurzeln stoßen.

Es geht vor allem darum, über den eigenen Tellerrand zu schauen, dann wird in dramatischer Klarheit deutlich, dass die Religionen dieser Menschheit nicht „himmlischen“, sondern jeweils kärglich provinziellen Ursprungs sind. Die Weiterverbreitungen des Glaubens durch Missionierungen ändern nichts an der religiösen Beschränktheit, sondern sie bestätigen vor allem in der blutigen Unterwerfung zum „rechten“ Glauben umfassend eine Geisteshaltung, die aus heutiger Sicht der fundierten Aufklärung den blanken Unsinn, die exzessive Menschenverachtung repräsentiert.

Der von zahlreichen Religionen jeweils erhobene Anspruch, dem einzig wahren Gott zu dienen, ist in sich absurd, verfeindet die Kulturen.
Ökumenische Bemühungen einiger Jenseitsverehrer erklären sich als Verzweiflungsakte, die verschiedenen Gottheiten quasi auf einen Nenner, einen weltbeherrschenden Gott zu reduzieren, doch hat das überhaupt nichts mit einer erforderlichen humanen, globalen Weltbetrachtung gemeinsam, sondern lediglich mit Machterhalt der Vergeistigten, die ihre Felle davon schwimmen sehen.

Globusumspannende naturwissenschaftliche und soziologische Zusammenhänge in ihren Ursachen und Wirkungen sind nicht durch Offenbarungs- und Wunderglauben zu erfassen, sondern erfordern waches Denken, kritisches und selbstkritisches, eigenes Zutrauen.
Angst beschädigt das Menschsein. Es wird bedroht durch die allgegenwärtige Angstbeschwörung religiöser Apokalypsen und modernistischer Pandemie-Propaganda, zu deren Zwecken man in offene Feindschaften zur Wissenschaft steuert.

Weltliche Ideologien wie etwa die verschiedenen Spielarten des Kommunismus unterscheiden sich kaum vom Spiritismus, denn die Denkstrukturen sind die gleichen: Die Partei (der Diktator) hat immer Recht. Feindbilder werden wie bei den Religiösen gepflegt, Naturgesetze je nach Parteiziel missachtet, Menschenrechte sowieso.

Ein Weltbewusstsein ist nie und nimmer durch religiöse Traktate und Gebetbücher und auch nicht durch ein Parteibuch zu vermitteln, zu ideologisiert und dogmatisiert verkörpern sie unvertretbare Begrenzungen der Gleichberechtigung aller Menschen.
Emanzipation stellt aber kein Naturgesetz dar, sondern ist in Denkleistungen begründet, die ihrerseits durch Wissen und Achtung vorzubereiten sind. Wir brauchen eine ideologiefreie, Natur und Menschen achtende und nicht ausbeutende Bildung und stehen damit vor der Aufgabe der Neuzeit, die immer rasantere Neuerungen hervorbringt, den Menschen aber mit abgestandenen Ideen und Philosophien füttert, um ihn üblicherweise in Schein- und Doppelmoral ruhigzustellen.

Wer von den Mitteleuropäern oder Nordamerikanern weiß denn wirklich, wer wo unter welchen Gesundheitsgefahren für einen Hungerlohn die preiswerten Jeans eingefärbt hat?
Wer von jenen weiß, welches Leid die Waffen, die in ihren Ländern zur Wirtschaftsankurbelung produziert werden, weltweit verursachen?
Wer von jenen weiß, warum so viele Menschen hungern, während sie selbst auffallend oft übergewichtig daherkommen?
Wer weiß, ..., wer weiß, ..., wer will überhaupt wissen, was wirklich in der Welt geschieht?
Aber wahrscheinlich haben die meisten von jenen „Gottvertrauen“, beten vor sich hin, wie sich auch ihre Regierungen bei bestimmten Anlässen besonders feierlich auf Gott verlassen, um gottverlassene, das heißt, unmoralische Politik als freiheitlich-demokratisch zu verkaufen – und jene meisten glauben auch das noch!

Es ist abwegig, mit einer raschen Änderung des Status quo zu rechnen, denn über Hunderte von Generationen gepflegte Verhaltensweisen beseitigt man nicht mit ein paar Gegenargumenten, mögen sie auch noch so stichhaltig sein. Deshalb zu resignieren, kann sich ein intelligenter Mensch eigentlich nicht leisten, wenngleich man Verständnis aufbringen muss für jeden, der angesichts der riesigen zu überwindenden Hürden verzagt, gar verzweifelt.

Auch ich bin weitgehend ratlos, auch entmutigt, doch habe ich mich aufgerafft zu alternativen Denkanstößen, die ich in den 12 Thesen des Kosmonomischen Manifests formulierte. Ich verstehe sie als eine Ausgangsplattform für die konkrete, im Detail zu erarbeitende Charta einer neuen Weltordnung, die vielleicht die erste wäre, die eine solche Bezeichnung rechtfertigte.
In dem Zusammenhang möchte ich nicht zum ersten Mal auf eine äußerst wertvolle Website von Walter Rath, besonders auf den Teil „Schlussfolgerungen“, hinweisen:
„Gotteswahn“.

Meine Überzeugung ist es, dass sich eine vielgestaltige Menschheitskultur global auf Mindeststandards der Humanität verbindlich einigen wird. Denn weiterhin ungehemmt gegen die ein Weltbewusstsein anmahnende Vernunft zu verstoßen, wird genau in die Katastrophen führen, die bisher auf den Kanzeln und Podien beschworen werden.

Der Weg wird zweifellos sehr lang, ich werde den Durchbruch zum Aufbruch nicht mehr erleben.
Gerade weil ich Bürger eines der freiheitlichsten Länder der Erde bin, ist es mir möglich, die Verhinderungsmechanismen von Demokratie und Freiheit deutlicher zu erkennen. So weiß ich um meine bescheidenen Mittel, mit denen ich dennoch einige erfreuliche Nachdenklichkeit bewirke.

Das Kosmonomische Manifest ist nachzulesen zu Beginn dieser Website im Monatsarchiv Mai 2008, in englischer Sprache im Archiv November 2009.
Es lässt sich nicht mehr verschweigen.

Freitag, 2. Juli 2010

Sequenzen von Skepsis (36)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

412
Der Tod spielt nur im Leben eine Rolle.

413
Frage nicht ungeduldig die Frauen, sondern lasse sie erst antworten.

414
„Gott“ geht nicht zum „Teufel“; so schön es wäre!

415
Deinen Gott nimmt dir keiner. Das musst du schon selbst vollbringen.

416
Mittelalterliche Teufelsaustreibungen in Mitteleuropa, etwa im Jahre 2000! So auch in Paderborn, der angeblich katholischsten Stadt Deutschlands, die in ihren Broschüren wirbt: „Paderborn überzeugt.“ - Mit der Methode!

417
Zensur ist der bedeutendere Druckfehler.

418
Öl-Multis und Presse-Magnaten schwärzen die Demokratie, sodass sogar „Ampel-Koalitionen“ oder Regenbogen-Regierungen zur Programmgestaltung kaum über Farbe verfügen.

419
Ein derber Kalauer besagt, in einer Autoschlange habe man oft ein Arschloch vor sich. Mindestens ebenso viele kommen einem aber entgegen.

420
„Nehmen Sie die Menschen wie sie sind,“ sagte Adenauer, „es gibt keine besseren.“
Der war ja auch ein Fuchs.

421
Du, hier? .... Sie, nicht?

422
Effektivität von Denkunfähigkeit dokumentiert sich im computerunterstützten Papier-Ausstoß.


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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

Dienstag, 29. Juni 2010

Kreationismus: Auch die Einfalt ist eine evolutionäre Option

Hinlänglich bekannt ist die Erkenntnisblockade der katholischen Kirche mit dem von ihr diktierten ptolemäischen Weltbild. Der kulturelle Schaden im Hinblick auf eine verhinderte andere Menschheitsgeschichte lässt sich nicht abschätzen.
Immerhin fand in der Neuzeit eine, wenn auch zögerliche Öffnung statt, wesentliche Teile des wissenschaftlichen Erkenntniszuwachses werden inzwischen kirchlicherseits akzeptiert.
Bedeutung hat der Sinneswandel zunächst nur für eine Minderheit der Erdbevölkerung, denn die Mehrheit folgt anderen, häufig noch verschrobeneren Religionen und Ideologien. Unter dem Aspekt ist es wohl zutreffend, das Christentum der Gegenwart als die vordergründig „humanste“ Jenseitsmentalität zu betrachten. Die bisher weitreichendsten demokratischen Entwicklungen erfolgten – mit all den zu beklagenden Einschränkungen – in den christlichen Kulturregionen.

Mit dieser leicht nachvollziehbaren Feststellung erschöpfen sich aber bereits die Meriten, denn das Christentum und seine schier unüberschaubaren Aufspaltungen und Ableger beherrschen den Menschen nach wie vor, die Methoden sind jedoch subtiler, das heißt, getarnter, verborgener und gerissener, eben undurchsichtiger vor allem auch im Zusammenspiel mit anderen Religionen und Weltanschauungen, Esoterik und Pseudowissenschaften eingeschlossen.

Nicht der Mensch als Individuum stellt das Ziel dar, sondern der ungehemmte Machtanspruch herrschender Cliquen, die sich ihrerseits untereinander befehden und kein Opfer und Risiko zur eigenen Glorie ausschließen.
Es mögen diese Binsenweisheiten sein, die besonders auch Christgläubige an der „schlechten Welt“ verzweifeln lassen. Schuld daran kann aber kein „Gott“ sein!
Nein, es ist der Mensch, der nach Wissen strebt und „Gott“ in Frage stellt. Damit hat man das Feinbild etabliert: Es ist die Wissenschaft.
Für die naiv auf Glauben Getrimmten ist klar, dass die „Wissenschaft“ irrt, besonders exponiert in der darwinschen Evolution.
Man selbst hat zwar von Wissenschaft keine Ahnung oder ein schräges Bild, sodass es umso leichter fällt, „Gottes“ Kreationismus getreu der kindlichen und kindischen Bibelsprache dogmatisch einzufordern.
Objektivierbare Beweisführungen und offensichtliche Zusammenhänge werden gebetsmühlenartig vom Tisch gefegt, denn neben der wissenschaftlichen Kausalität bedeutet Objektivität für die Kreationisten bereits einen „Gottesfrevel“.
Im Sinne des Wortes ist der kreationistische Blick beschränkt.
Diese eingeengte Sicht, die ihre Hochburg vor allem im sogenannten Bibel-Gürtel in den USA angesiedelt hat, strebt weltweit nach Macht und Einfluss; die Mittel dazu stehen ihr durch knochig konservative Gläubige in reichem Maße zur Verfügung.
Man beachte parallel dazu auch das desolate allgemeine US-Bildungssystem als Paradebeispiel für Glaubenszuwachs auf der Basis von Bildungsmangel. Die Eliteuniversitäten sorgen lediglich für den Nachwuchs des Machtestablishments.

Die einfältige Ideologie beeinflusst bereits höchste Entscheidungsträger, obgleich die Leugnung der Evolution, also von Entwicklung überhaupt, die sich überall im Mikro- wie im Makrokosmos offenbart, dem Offenbarungseid menschlicher Intelligenz gleichkommt, gnadenlos mit folgenreichen Fehlschlüssen.
Ausgerechnet die von der katholischen Kirche abtrünnigen und sich der „wahren“ Bibelauslegung verbunden fühlenden Evangelikalen vollziehen den dramatischen Rückschritt, zurück ins vorsintflutliche Weltbild.
Das hindert jedoch auch „fortschrittliche“ Protestanten und sogar Katholiken in Europa nicht daran, den gleichen fundamentalistischen Irrwitz zu verkünden, weniger am Stammtisch als in zweifelhaften Seminaren, und sogar in Bildungsgremien.

Noch sind die Phantasten des „Designer-Gottes“ eine Minderheit, die jedoch missionarisch die Gesellschaft aufmischt.
Schon manche Fehlentwicklung hat die Evolution einfach aussterben lassen.
Der Mensch als intelligentes Wesen aber ist keine evolutionäre Fehlentwicklung, so wie ihn die Religiösen redundant als „erlösungsbedürftig“ abwerten.

Das freilich unterscheidet die kosmonome Philosophie umfassend von der Weltensicht der Leidensverehrer und biblisch Betrogenen.

Dienstag, 22. Juni 2010

Achtlos vorbei

Eine meiner „Sequenzen von Skepsis“ heißt: „Die Achtung vor dem eigenen Körper könnte eine Lebensversicherung sein.“
Solcher Anspruch lässt sich steigern: „Die Achtung vor der eigenen Persönlichkeit könnte der Auftakt zum Humanen sein.“
Gemessen am Status quo der Menschheit sicherlich eine idealistische Sicht, die der Massenmensch, den ich schon mehrfach als „Interimsmenschen“ charakterisierte, nicht erfüllen kann. In seinem ausgeprägten primitiven Egoismus mangelt es ihm an Achtung generell, es fehlt ihm das distinguierte Bewusstsein bezüglich des Begriffes „Persönlichkeit“ im Allgemeinen wie auch im konkreten Einzelfall, und er ist indoktriniert mit fragwürdigen traditionellen Ehrbegriffen einerseits und durch stupide Tagesabfolge andererseits, sodass kaum Reflexionen aufkommen, die humane Aspekte wirklich und effektiv in den Vordergrund befördern könnten.

„Achtlos vorbei“ stellt ein Qualitätsmerkmal dar.
Entsprechend denkt, redet und handelt der Interimsmensch geradezu systematisch chaotisch aneinander vorbei – vorbei an der Option zur freiheitlich-demokratischen, emanzipierten Persönlichkeit, vorbei an humaner Friedensfähigkeit, vorbei letztlich an Kultur und Menschenwürde.

„Unter einem gläsernen Kuppeldach wabert ein Anti-Universum aus Ignoranz und Tabus“, formulierte ich als eine meiner „Sentenzen von Freiheit“ und beziehe mich damit keineswegs nur auf das Berliner Reichstagsgebäude, sondern auf Parlamente schlechthin.
Die aktuellen politischen Zustände fielen wohl kaum vom Himmel, sondern sind das Ergebnis von Interimspolitikern, die sich trotz ihres Unvermögens immer wieder – mit welchen Mitteln auch immer – an der Macht halten. Denn nur Macht ist das Ziel – dafür wird gekämpft, getäuscht, taktiert, paktiert, übervorteilt, gelogen und natürlich Krieg geführt.
Je dümmer man das Volk hält, desto leichter fallen solche Ränkespiele, die darauf aufbauen, den Reichtum der oberen Kasten wie eh und je zu sichern und zu mehren, um den Einfluss der Minderbemittelten und Verarmten nicht nur zu minimieren, sondern auszuschalten.
Bestens bewährte Kumpanen in solchen Gesellschaftsordnungen stellen die Religionen, sie segnen die Zustände göttlich „auf Ewigkeit“ ab und garantieren für die Schein- und Doppelmoral.

„Achtlos vorbei“ an allem, was der Ursachenforschung und –ermittlung dient, vorbei an den tatsächlichen Problemen, vorbei an den Möglichkeiten zu Verbesserungen!
Völker im „Achtlos-Vorbei-Modus“ können keine weitsichtigeren Politiker generieren.

Aus diesem Menschheits-Unglück weist einzig und allein Bildung einen Ausweg.

Wird Ihnen, werte Leser, deutlich, warum die Staaten lächerliche Bildungs-Budgets aufweisen, während die Ausgaben zur Menschenvernichtung durch Kriege und Wirtschaftsspekulationen ins Unermessliche steigen, die schamlosen Überschuldungen den Folgegenerationen die Zukunft verbauen?

Solange Bildung nur vorgegaukelt oder als Gleichmacherei fehlinterpretiert wird, achtlos vorbei an längst vorhandenen Erkenntnissen, spielt es für eine konzeptionslose Zukunft daher überhaupt keine Rolle, welche Ignoranten regieren.

Freitag, 18. Juni 2010

Sequenzen von Skepsis (35)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

400
Ein Zapfenstreich heute beendet weder Trunk noch Anachronismus; er schlägt dem Fass den Boden aus.

401
„Dasein“.
In seiner Schlichtheit unüberbietbar ergreift das Wort den ganzen Menschen, setzt ihn in die Welt, alles andere als flüchtig; er ist da, weilend, saugt die Welt in sich auf und gibt sich ihr gestaltend zurück. Dasein braucht Zeit, es ist die Zeit. Deshalb sind so viele nicht ganz da.

402
Der Tod verbreitet Schrecken, weil die Religion nicht erkennt, dass der Tod in einer dualen Welt das logische Nichts im Gegensatz zum Dasein bedeutet. Alles, was das Dasein erfreut oder belastet, löst sich nach dem Sterben auf. Die gesamte Muffigkeit der religiösen Trauer, der Heilserwartung oder Verdammung im Jenseits ist eine bitterböse Vortäuschung. Hat man die durchschaut, gewinnt das Leben eine umfassend angstfreie Perspektive, denn das Leid existiert nur im Leben, nicht in einer Fantastenzukunft danach. Wie viel Schmerz während des Lebens lässt sich aber lindern, gar vermeiden mit klaren kosmonomen Gedanken und Konsequenzen!
Wir erleben in Nischen erst den Beginn eines großartigen Reichtums, den Aufbruch des humanen Menschen.

403
Wen die Stunde schlägt, dem schlägt sie nicht!

404
Ein vermasstes Bildungssystem duldet und fördert die Lernunwilligen, die Undisziplinierten, die Destrukteure und behindert den Lernfortschritt der normalen Menschen. Die Misere hat ideologisch-diktatorisches Format in einer Provisoriumsrepublik Deutschland.

405
Die Welt geht nicht unter; anders der Mensch mit samt seinen Göttern. Erst der ideologiefreie Mensch weiß, sich in der Welt zu erhalten.

406
Das eigene notwendige Ende zu akzeptieren, ist eine Denkleistung, Glauben hingegen bedeutet Illusion.

407
Es lacht die Möwe über mir (mich), es spottet die Drossel, ruft der Kuckuck, schreit der Adler, je nachdem, was sich der Mensch so einfallen lässt. Der Schrei des Menschen wurde sogar gemalt (Edvard Munch).

408
Man könnte glauben, dass viele „Ungläubige“ nach der Loslösung von ihren Kirchen zu erschöpft sind, um sich zu engagieren.

409
Dass moderne Massen den elektronischen Traumwelten der Kinoindustrie und mehr noch den Schauspielern zu Füßen liegen, untermauert das Grundbedürfnis, sich der Realität zu entziehen. Und sei der Traum noch so absurd, so desolat wie der Schauspieler im echten Leben! Der Konjunktur ankurbelnde Konsumtrottel braucht den Ausstieg: Kino seine Kirche, Schauspieler seine Heiligen, die Kassen klingeln wie Glocken.
Der verführende Täuschungsmechanismus arbeitet zuverlässig, auch beim Fußball, bei der Olympiade, rundet die „Formel-Eins“ ab oder haut dem Boxer das Gehirn kaputt. Politiker mischen überall mit.

410
„Um uns regiert der Wahnsinn,“ analysiert der Komiker treffend, lacht und lässt uns allein in dem wirklichen Wahnsinn. Natürlich meint der Fröhliche mit „Wahnsinn“ Menschen, eben treffend. Oh, wäre es doch nicht so ernst!

411
Der Geburtsort des „Welt-Terrorismus“ liegt zweifellos in den USA.

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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

Montag, 14. Juni 2010

Das Gesellschaftsspiel "Aphorismus"

Im Umfeld von komplexen Verquickungen und Kompliziertheiten, nicht selten zelebriert in Aufgeblasenheit, Wichtigtuerei und Tarnung der eigentlichen Ahnungslosigkeit und Unfähigkeit, erfrischen immer wieder prägnante, kurze Formulierungen in der Form von Aphorismen.

Häufig „treffen sie den Nagel auf den Kopf“ und sind dabei keiner Stilform noch sonstiger Mode unterworfen.
Aphorismen symbolisieren eine Macht von Freiheit, und sie unterstreichen das gegebenenfalls durch ihren Wahrheitsgehalt, der sich in der direkten Sprache erschließt oder aufgrund von Doppel- und Mehrdeutigkeit zum Denken anregt.

Die Themenauswahl ist frei und unbegrenzt, so können Aphorismen sehr spontan entstehen, um variabel Gesellschaftskritik und Anregungen zu verdeutlichen, ohne unbedingt Namen und Fakten zu benennen und vordergründige juristische Auseinandersetzungen zu provozieren. Diesen Vorzug teilt der Aphoristiker ähnlich mit dem Kabarettisten.

Als Leser muss man den jeweiligen Inhalt nicht akzeptieren, man sollte ihn jedoch niemals voreilig abtun, gerade weil die Versuchung dazu in der Kürze der Aussagen besteht.
Besonders während der Lektüre von Aphorismensammlungen kommt die Gefahr der oberflächlichen Würdigung auf. Oft sind es feine Sprachnuancen, Schreibweisen oder Zeichensetzungen, die den Kern des Anliegens umspielen.
Die Kunst des Autors besteht, etwas anders als bei Roman- oder Theaterautoren, in der „geschwinden“ Erfassung einer Situation bei adäquater Formulierungscharakteristik.

Im Wesentlichen sind zwei Sprüchekategorien zu unterscheiden, nämlich Aphorismen einerseits, die den Schreiber quasi „überfallen“, nach denen er aber vielleicht auch in einem bestimmten Zusammenhang sucht, und andererseits Aphorismen, die als markante Zitate aus umfangreicheren Werken entnommen werden.
Darüber hinaus gibt es bekanntermaßen die Weisheiten des Volksmunds, für die kein Autor benannt werden kann.

Der Reiz mancher neuzeitlichen Aphorismen besteht in der verblüffenden Bestätigung „uralter“ Wahrheiten; persifliert wird die sich endlos wiederholende „Erfindung des Rades“.

Oftmals werden Aphoristiker als „Autoren mit wenig Zeit“ belächelt.

Als auch Aphorismen-Autor erwidere ich den Kritikern solches Lächeln, denn der heute zumeist gehetzte Leser sucht doch gerade die schnelle Kurzfassung, wenngleich er schon wieder zaudert, wenn im geübten Eiltempo auf einmal deutlich die Aufforderung nach einer Denkpause, wohlgemerkt, einer Pause zum Denken steckt.
Aphorismen spiegeln die Gesellschaft, sie spielen mit der Gesellschaft, wie die Gesellschaft mit Aphorismen spielt.

Sprüche zum Tage, zur Woche, zu jeder festlichen Angelegenheit, zum beliebigen Anlass.

Manch einer ergeht sich in Ermangelung eigener Gedanken in Sprüchezitaten, viele „klopfen“ Sprüche, sie verhetzen auch wie eh und je.

Und was da heute beschämend unter dem Deckmantel von Demokratie „Salonfähigkeit“ erreicht, ist immer einen Aphorismus wert:

Irren ist menschlich, überaus menschenwürdig ist die Korrektur des Irrtums.
(Sequenzen von Skepsis, Nr. 774)

Freitag, 11. Juni 2010

Sequenzen von Skepsis (34)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

388
Sich wild erwehrend, fühlen die siechen Religionen den bevorstehenden Todeskampf und setzen alles daran, das Martyrium zu verlängern, verbündet mit parteipolitischen Pseudoreligionen und Hobby-Propheten, die den professionellen Gurus die Füße waschen.

389
Glas; klar, dass es klirrt, bricht und schneidet, weil es glänzt, funkelt, erstrahlt, erblindet, klingt, verzerrt und fokussiert.

390
Italien hat himmlische Musik, aber keine Regierung auf Erden.

391
Olympisches Doping, begangen durch Industrie und Wirtschaft, Politik und Medien, Sportfunktionäre und willfährige Trainer, ahnungslose Massen und auch Sportler – auf den pseudoreligiösen Eid genommen. Meineid heißt der Sport!

392
Haben sich die Medien erst einmal eingeschossen, fallen Wahrheiten wie Dominosteine. Manchmal hakt es jedoch, weil sich im Besonderen Sensationslust durch Nachschubschwierigkeiten verblüfft.

393
Selten tritt das Ende überraschend ein.

394
Das eigene Ende hängt an mehreren Enden.

395
Im kleinkarierten Elternstolz verschweigen wir so lange wie möglich den Kindern den gesellschaftlichen Wahnwitz, weil wir ihn offenbar erhalten wollen; wir geben ihn weiter.

396
Ich belächele allmorgendlich den „Walking-Bus“ deutscher Grundschüler, wenn fünf oder mehr mit Verkehrssicherheitwesten verkleidete Mütter oder Väter fünfzehn oder zwanzig ihrer Sprösslinge zu Fuß zur Schule oder vorher zur Kirche geleiten. So behütet erscheinen die Kleinen! Aber schon vor dreißig Jahren ging das los, als Professoren-Eltern für ihre kleinen Einsteins vor der Wahl des Gymnasiums die jeweiligen naturwissenschaftlichen Lehrräume begutachteten. Welch eine verhütete Kindheit!

397
Die Götter von Eden gibt es nur dort. Wo, bitte, ist das?

398
Der Hauch des Lebens eskaliert zum religiösen Feuersturm. – „Gott“ hat einen hohen Brennwert.

399
Geteiltes Leid ist doppeltes oder auch millionenfaches Leid.


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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

Mittwoch, 2. Juni 2010

Sequenzen von Skepsis (33)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

376
Aus Ohnmacht zur Veränderung glauben wir, die Macht des Schicksals zu erkennen.

377
Jungfräulichkeit und Jungmännlichkeit. – Werte wabern, weil es vielleicht gar keine sind.

378
Formulieren und Ertragen von Wahrheit ist die Voraussetzung für die Gewaltfreiheit.

379
Nach rabiater Machtergreifung des Diktators in fingierten Wahlen wünscht das internationale Corps der Diplomaten Glück und hofft auf Schadensbegrenzung innerhalb der Diktatur. Selten ging diese Rechnung auf. Denn das unterjochte Volk wird in solcher Kumpanei nun auch von außen verraten. Dem Despoten gefällt die Opportunität, sie macht Appetit auf globalen Machtzuwachs.

380
Der neue Mensch (ver)trägt keine Uniform.

381
Eine verarmte Sprache produziert keinen Gedankenreichtum, noch antizipiert sie einen.

382
„China habe gelernt,“ kommentiert irgendein Redakteur das Hilfeersuchen, das die Chinesen an die internationale Öffentlichkeit richteten. Man gehe „offen“ mit der Notsituation nach dem Erdbeben in Sichuan um und lasse Helfer in das üblicherweise verschlossene Land. – Und das unmittelbar vor den Olympischen Spielen in Peking! Ein tragischer Scherzbold, dieser Kommentator, noch alberner diejenigen, die ihm glauben.

383
Wenn jahrelang in Birma (Myanmar) eine diktatorische Clique das Volk unterjocht, eilt den so in allen Konsequenzen vernichteten Menschen keine UN-Diplomatie zu Hilfe, denn die Armen verbluten ja nicht so offensichtlich wie die Opfer der Unwetterkatastrophe im Mai 2008, denen man jetzt helfen will, damit die Opfer überleben bis zum Absterben in dem Menschen verachtenden Gefängnis-Staat. Eine sonderbare Scheinheiligkeit der UNO.

384
Die Steuergesetzgebung ist so kompliziert, damit der ehrliche Bürger die Ungerechtigkeit nicht wahrnimmt, sie sogar als „gerecht“ befolgt.

385
Mit der Steuerschraube überdrehen Politiker sich selbst und verdrehen potentiellen Wählern den Kopf.

386
Datenschutz scheint für Steuereintreiber ein gefundenes Fressen zu sein.

387
Während Mitläufer zunächst resignieren und immer abgestumpfter schließlich „Hurra!“ brüllen, steigert sich die Sensitivität des freien Geistes; zahlreicher und schärfer erscheinen die Details und entschleiern die ideologischen Verführungen.
Und das hat Konsequenzen – selten gewaltige, zu oft gewaltsame!

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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

Montag, 31. Mai 2010

Top Kill

Wie der Name schon sagt: „Spitzenmäßiges Abtöten“ der Natur, ahnungslos, konzeptionslos, aber risikofreudig, raffgierig wie bei jeder neuen Ölbohrung!
Nur der Dollar zählt: „In GO(L)D we trust“.

Da kommt es gut, wenn ein junges Mädchen in Oslo ein banales Liedchen trällert, das die Massen euphorisch ablenkt – von all den wirklich brennenden Problemen, das zum Beispiel auch den Blick verschleiert auf das von Israel zu verantwortende Gaza-Hilfs-Drama, das ein „Top Kill“ für Menschen direkt bedeutet.

Und überhaupt freuen sich alle Strategen, die Werbebranche, die durchdrehenden Medien, sogar die Bundeskanzlerin.

Das gesellschaftliche Niveau wurde treffsicher schon früher besungen:
„Schön ist es auf der Welt zu sein, sprach die Biene zu dem Stachelschwein ....“.

Sonntag, 30. Mai 2010

Rhetorischer Fragenkatalog an das Christentum

Als mündiger, freiheitlich-demokratischer Bürger, als Kosmopolit und Pazifist, als religionsfreier Mensch, der ungebeten alltäglich mit religiösem Glauben konfrontiert wird, erlaube ich mir, einen rhetorischen Fragenkatalog an das Christentum zu erstellen, weitestgehend exemplarisch, ähnlich für jede beliebige andere Religion verwendbar.

Rhetorisch sind die Fragen gemeint, da sich der aufgeklärte Mensch längst die Antworten eindeutig und kausal begründet erarbeitet hat.

Es werden also keine Antworten in Form von gläubigen Unterweisungen gewünscht.

Vielmehr soll bei Unentschlossenen und Zweiflern die eigene Hinterfragung herausgefordert werden; sie mögen sich um Antworten bemühen.
Definitiv religiös Gläubige werden erfahrungsgemäß abwehrend reagieren, so wie sie seit jeher Logik und Vernunft, Kausalität, Realität, Objektivität, Friedfertigkeit, Gewaltfreiheit und Menschenwürde ihrer messianischen Sicht unterwerfen.

Existiert „Gott“?

1. Warum soll ausgerechnet der christliche Gott angesichts der von Menschen zu allen Zeiten erdachten unermesslichen Götterzahl der „Einzige und Wahre“ sein?
2. Steckt hinter dem Anspruch des „Einzigen und Wahren“ nicht bereits der eigentliche Konfliktherd der Menschen untereinander, das sich „auserwählt“ Fühlen gegenüber anderen?
3. Indem der Irrtum ausgeschlossen wird, ganz im Gegensatz zu verantwortungsbewusster Wissenschaft, die Irrtümer eingesteht und vor allem korrigiert, wird „Gott“ zum Dogma. Wann und wo hat je in einer sich fortwährend verändernden Welt ein Dogma dauerhaften Bestand gehabt?
4. Hat nicht die katholische Kirche selbst Dogmen ent- und verworfen?
5. Wie irrtumsfrei ist ein Gott, dessen Gefolgschaften sich aufgrund seiner nicht vorhandenen Eindeutigkeit in ungezählte Glaubensrichtungen aufspalten und sich erbittert bekämpfen?
6. Wird „Gott“ nicht zur bloßen Hieroglyphe der narrenfreien Ausdeutung, die sich gelegentlich und lediglich wegen der Ähnlichkeit der Glaubensmechanismen in ökumenischen Inszenierungen harmonisch aufspielt?
7. Was geschah eigentlich mit „den armen Seelen“, die vor der propagierten Existenz „Gottes“, quasi vor jeder christlichen Erlösungsmöglichkeit lebten?
8. Was geschieht mit „den armen Seelen“ der Gegenwart, die in gänzlich unchristlichen Kulturkreisen zu Hause sind?
9. Ähnelt der alttestamentliche „Gott“ nicht arg den antiken Göttern, jenen erdachten Schurkengesellschaften, die – menschenähnlich – zu jedem Unsinn und zu jedem menschenunwürdigen Exzess fähig waren?
10. Die Primitivität „Gottes“ manifestiert sich deprimierend in seiner Parteinahme innerhalb menschlicher kriegerischer Auseinandersetzungen. Hebt er damit nicht seinen Anspruch von „ewigem Frieden“ selbst auf?
11. Wodurch wurde der „alttestamentliche Gott“ geläutert, dass er seinen eigenen Sohn mit einem seiner Geschöpfe zeugte als „Opferlamm“ zur angeblichen Erlösung eben jener Geschöpfe?
12. Ist ein Sinneswandel „Gottes“, des „Ewigen“ nicht schon ein Hirnriss in sich?
13. Wie alles andere als „göttlich“ wirkt der Anspruch „Gottes“, sich durch seine Geschöpfe ständig loben und preisen zu lassen, mehr noch, ihm Opfer erbringen zu müssen – „Gott“ als Egomane mit geradezu affiger Eitelkeit?
14. Ist nicht die behauptete Existenz des „Teufels“ auch „Gottes“ Werk, der „alles“ erschaffen hat?
15. Die Welt zeigt sich in allen Belangen als eine dualistische. Müsste eine Gottheit als Ursprung dieses Dualismus selbst nicht über dem Dualismus stehen, statt sich um menschliche „Sünden“ und deren Bestrafungen in kleinstkarierter menschentypischer Manier zu kümmern?
16. Kann ein „dreieiniger Gott“ – was immer dieses Konstrukt aussagt – wirklich über den weltgültigen Dualismus hinwegtäuschen?
17. Ist es nicht so, dass man als klar denkender Mensch bei einem solchen „Gott“ Erbarmen mit den Gläubigen haben muss?

„Gotteshäuser“ als Geisterhäuser?

18. Wie kann man von Monotheismus sprechen, da doch angeblich im Himmel weitere ewige Geister als „Engel“ jubilieren, Maria als „Mutter Gottes“ ebenfalls die nicht vorhandene Ewigkeit (sogar mit aufgefahrenem physischen Körper) bereichert?
19. Was für ein Kaleidoskop von Aberglauben eröffnet sich in diesem Zusammenhang („Schutzengel“, Lourdes, Fatima, etc.)?
20. Welch ein Sammelsurium fügt man hinzu durch die willkürliche oft zweifelhafte Ernennung von „Heiligen“ und „Seligen“, die ähnlich in einem absonderlichen Totenkult, im Himmel wie durch ihre Reliquien auf Erden, angebetet und verehrt werden?
21. Sind die abergläubischen und esoterischen Ausblühung auf dem Sektor nicht grenzenlos?
22. Wie weltfremd muss man in heutiger Zeit sein, um an Dämonen, Teufelsbesessenheiten und Teufelsaustreibungen zu glauben, um Exorzismen durchzuführen?

Bezeugen Gebete nichts anderes als Infantilismus?

23. Glauben Betende allen Ernstes, „Gottes“ Ratschluss abändern, mit „Gott“ handeln zu können?
24. Welchen Wert haben Gebete für einen Sterbenden? Soll er endlos leben? Hat “Gott“ in seiner Allwissenheit nicht längst entschieden über „Heil oder Verdammnis“?
25. Wie albern nehmen sich Gebete bei Naturkatastrophen aus. Hat sie nicht „Gott“ geschickt, der die Welt in seiner „Weisheit und Güte“ so gestaltet hat, dass Naturkatastrophen unumgängliche Bestandteile des Universums bedeuten?
26. Stellen Gebete letztlich nichts anderes dar als Selbstsuggestion, Selbsthypnose und in der Gemeinschaft Trance und Hysterie?
27. Äußern sich im Gebet nicht drastische Realitätsferne, kindliches Wunschdenken und Hoffnungen auf Wunder, die es nicht gibt?
28. Wie viele Gefahren und Missstände ließen sich bei rationaler Planung und konsequenter Umsetzung vermeiden oder abmildern, würde man sich nicht auf göttliche Mirakel oder „Gottgegebenheiten“ berufen?
29. Wie viele Gebete und Gebetsarten dienen vornehmlich der monotonen, stupiden Gleichschaltung der Gemeindemitglieder?
30. Wie viele Jubel-Arien erzeugen gezielte Masseneuphorie vor trister Wirklichkeit?
31. Bewirkt das ständige Flehen zu Gott, das ja nur ein Selbstgespräch ohne reale Resonanz bleibt, bestenfalls zu imaginären Antworten führt, nicht eine permanente Selbstentwertung als steter Versager und „Sünder“, als minderwertiges Wesen?
32. Beinhalten öffentliche Gebete nicht eine Nötigung für den (noch nicht genug betenden und immer wieder „sündigen“) Gläubigen, wie für den Glaubensfreien, dem man diesen Unsinn beispielsweise bei öffentlichen Prozessionen oder in den Medien aufdrängt?

Intelligente Glaubensinhalte?

33. Beschäftigt sich das Christentum nicht intensiver mit dem angeblich bevorstehenden Weltuntergang als mit einem würdigen Leben in der Realität?
34. „... bis er kommt in Herrlichkeit,“ so soll der „Erlöser“ wieder erscheinen, wenn die Welt auf grausamste Weise zu Ende geht? Was ist das für eine abstruse „Herrlichkeit“, während das Chaos ausbricht? Offenbart sich hier nicht extensiver Masochismus der so Glaubenden?
35. Welch eine aufmunternde, hoffnungsfrohe und tröstende Wirkung hat das christliche Symbol: das Kreuz, beziehungsweise das Kruzifix mit dem zu Tode geschundenen Leichnam?
36. Ein Gott, der alles weiß, alles erschafft, erfindet sogar seinen Teufel als Gegner und formt Menschen mit einem angeblich freien Willen, sich zwischen „Gott und Teufel“ zu entscheiden? Dieser Wahnwitz steigert sich so weit, dass „Gott“ ein Opfer braucht, das den Menschen angeblich mit ihm versöhnt, ihn aber doch immer wieder den teuflischen Versuchungen unterliegen lässt? Den „eigenen Sohn“ lässt „Gott“ (in seiner Liebe) dafür schänden und abschlachten, um den verirrten Menschen „seine Liebe“ zu beweisen? Und diese „Liebe“ ergießt sich geistig in der Kommunion, im „Abendmahl“, zu dem der Gläubige „Jesu Fleisch und Blut“ verzehrt? Bei allem Respekt! Ist das nicht abstoßender Blödsinn in ausgeklügeltster Struktur?
37. Das Christentum dokumentiert sein immens zerrüttetes Verhältnis zum menschlichen Körper, der in der sakralen Kunst vornehmlich in blutiger Zerschundenheit oder in Gewändern verhüllt mit seufzendem Blick dargestellt wird. Ist das die Basis christlicher Heiterkeit?
38. Führt diese Köperverachtung nicht zwanghaft zu einer Sexualfeindlichkeit, die sich auswächst zu einer widerwärtigen Doppelmoral, einhergehend mit der Frauendiskriminierung?
39. Oder begründet die Missachtung und Geringschätzung des menschlichen Körpers die jederzeit Verfügbarkeit zur Anwendung von Gewalt, vor der das Christentum zeit seines Bestehens nur so strotzt?
40. Beweist nicht das Papsttum im Laufe seiner langen Geschichte, dass in Ausübung der Irrlehre vom „Stellvertretertum Christi“ (Irrtum in Glaubensfragen ausgeschlossen!) die miesesten Charaktere die Menschheit geißelten?
41. Wie fatal wirkt sich gegenwärtig das antiquierte religiöse Weltbild vor allem für die Armen aus?
42. Hat der christliche Wahnsinn durch die Inquisition nicht die kulturelle, wissenschaftliche und humane Fortentwicklung der Menschheit über zwei Jahrtausende be- und auch verhindert?
43. Bedeutete Bildung und Kultur durch die Religionen nicht immer die Bevorzugung der Konformen und Reichen?
44. Wenn Jesus und Maria angeblich körperlich in den Himmel aufgefahren sind, stellt sich zwingend die Frage: Wo sind sie geblieben? Physisch in einem geistigen Himmel?
45. Bedeutet „Geheimnis des Glaubens“ nicht im Klartext: Ausschaltung jeglicher Intelligenz?

Allgemein gültiger Herrschaftsanspruch?

46. Religionen beanspruchen Herrschaft mit allen anderen als demokratischen Mitteln. Kann eine durch und durch hierarchisch strukturierte Religion, vor allem nach ihren historischen, grausamsten Versagen während ungezählter Menschheitsgenerationen überall auf dem Globus ehrlicherweise Grundlage einer demokratischen Verfassung sein?
47. Sind nicht Staat und Religion konsequent zu trennen, nicht zuletzt, weil sich immer mehr Menschen aus sehr verschiedenen Gründen endlich von den Kirchen distanzieren?
48. Handelt es sich nicht um weitgehend unreflektierte Nötigung, wenn den Menschen häufigst das Depressions-Symbol schlechthin, also das Kruzifix vor die Nase gehalten wird – im Kindergarten, in der Schule, im Krankenhaus, im Altenheim, im Gerichtssaal, in Feld und Flur – und wenn die Glocken dröhnen, um auch akustisch die Präsenz der Religion zu untermauern?
49. Werden Säuglinge getauft, da man ahnt, dass ein nicht von Lebensbeginn an indoktrinierter Mensch kaum auf die Idee käme, sich einer religiösen Wahnsinnslehre anzuschließen, sich als denkendes Wesen dann per Taufe für immer einem „Gott“ zu verschreiben?
50. Welchen Einfluss im Detail üben die Religionen auf die Medien aus, die sie subtil, nicht selten direkt oder über Gremienposten beherrschen?
51. Kann man allen Ernstes religiöse Trägerschaften von Kindergärten, Schulen, Krankenhäusern und Altenheimen mit entsprechend spiritistischer Ausrichtung – auch des Personals – gutheißen, wenn gleichzeitig die eigentlichen finanziellen Kosten der jeweiligen Einrichtungen mehrheitlich der Steuerzahler trägt?
52. Hat sich nicht der Kapitalismus zum umsatzsüchtigen Kumpanen der Religionen entwickelt, die scheinheilig die Verwässerung ihrer Feste beklagen und gleichzeitig über ihre materielle wie ideell-populistische Gewinnbeteiligung frohlocken?
53. Wird nicht wie eh und je auch jede noch so niederträchtige Politik im Namen eines „Gottes“ vorgetragen, gerechtfertigt und mit systematischem Terror durchgeführt?
54. Muss nicht – gerade wegen der demokratisch zu garantierenden Religionsfreiheit – die religiöse Praxis auf den Privatbereich beschränkt werden, um durch die eigene Freiheit Andersdenkenden nicht ihre Freiheit zu beschneiden?

Ganz und gar nicht rhetorisch stellt sich die Frage:

Wissen die Massen eigentlich, was sie wollen? – Glauben oder Wissen?

An den Glauben gerät man bequem durch alle möglichen „Propheten“, allesamt Scharlatane.
Um das Wissen muss man sich bemühen.
Vielleicht ist dieses sich Aufraffen zur weitest möglichen Erkenntnis ein Sinn des Lebens.
Ein erfrischend anderer jedenfalls als „Das Geheimnis des Glaubens“ mit seinem Depressions-Symbol.

55. Ist Religion nicht ein gescheitertes Gesellschaftsmodell und als solches unfähig, daher überflüssig zur Führung eines Lebens in Menschenwürde, die in jedem Falle höher zu bewerten ist als Götterphantasien?

Montag, 24. Mai 2010

Sequenzen von Skepsis (32)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

364
Welcher Regierungschef hat saubere Fingernägel oder Hände gar ?

365
„Geheimdienste“ bereinigen alles mit verruchter „Intelligenz“. Alles andere als intelligent.

366
Schön reden mündet in Schönreden, auch wenn Schönheit nirgends erkennbar.

367
Leben heißt Einsatz aller Sinne. Viel zu oft erfordert das aber nach wie vor den Einsatz des Lebens.

368
„Sie wissen nicht, was sie tun“, auch diese biblische Legende stimmt so nicht. Sie wissen sehr genau, wie sie das Denken steuern, verhindern und verbieten.

369
Separatisten, die sich aus einem Unrechtsstaat zu befreien suchen, tragen Sympathien. Wohin aber steuern Abtrünnige, die sich von einem Staat lösen möchten, der EU-Mitglied ist? Und was etwa hat das Kosovo vor, das sich im Februar 2008 – obwohl selbstständig gar nicht lebensfähig – von Serbien unabhängig erklärte, während Serbien gerade erst einen pro-europäischen Präsidenten gewählt hatte?
Separatisten sind auch Nationalisten, die gerne in die Strategien gewisser Mächte passen.

370
So manches voreilige Konzept ließe sich zerreißen, wäre der Verstand nicht ideologisiert.

371
Kaum eine wirkliche Größe ginge in die Politik, Winzlinge gehen zuhauf.

372
Das Kolosseum und der Dom bilden über Rom hinaus ein Äquivalent auf einer Achse.

373
Gutmenschen formulieren Argloses, bis man ihnen kompromisslos vorformuliert, doch auch das empfinden sie als etwas Gutes.

374
Die Kenntnis des tatsächlichen eigenen Zustands erschließt sich der Gesellschaft erst im Nachhinein – wenn überhaupt. – Noch so ein Trägheitsgesetz.

375
Dem Menschen „Gott“ ist nichts heilig, es sei denn das Ego; eben typisch Gott!

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Donnerstag, 20. Mai 2010

Sequenzen von Skepsis (31)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

352
Von Ehrgeiz zerfressene Figuren versammeln sich wie Wachsgestalten in Kabinetten.

353
Zwei Unterscheidungsmerkmale heben den Menschen vom Tier ab: seine vorzügliche Intelligenz und darauf fußend seine unbezwingbare Dummheit.

354
Nachrichtensprecher funktionieren als Sprachrohre.

355
In den Grenzen des "Hohlismus" erstickt jedes Echo nach dem Erbrechungsgesetz.

356
„Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist.“ (David Ben Gurion, 1. israelischer Premierminister)
Man kann nicht präziser die Bewusstseinsspaltung religiöser Menschen einfordern.

357
Der Zug der Zeit rollt unverändert der religiösen Vergangenheit entgegen. Aber längst nicht mehr alle Menschen reisen in diese Richtung. Vivat!

358
Weil der Tod nicht als das verstanden wird, was er ist, geistern Weltbilder unsinniger Hoffnung durch die Köpfe und sorgen dafür, dass der Unverstandene myriadenfach und unter Qualen vorzeitig eintritt. Paradoxe Erlösung!

359
Bruderschaften, Orden, Rosenkreuzler, Templer, Anthroposophen, Erleuchtete, Scientologen, Rotarier, Lions, Freimaurer, Kreuzritter, Parapsychologen, Sektierer, Opus Dei.
Welch eine Nächstenliebe!

360
Jeder Politiker, der Waffengewalt für die Durchsetzung seines Programms proklamiert, ist ein intellektueller Versager. Er wird manchmal mehrheitlich, sogar bei hoher Wahlbeteiligung gewählt. Aber so wählt sich die Demokratie ab.

361
Höhere Dynamik und Flexibilität einerseits und verankerte Wissenserfahrung andererseits bilden die Grundlagen für Generationskonflikte, vor allem wenn die Jugend tatendurstig Problemlösungen ausprobiert, die sich den Älteren längst als untauglich erwiesen. Ideologien setzen vor allem darauf: Bloß nichts aus der Geschichte lernen!

362
Da der ehemalige russische Präsident Putin kein „lupenreiner Demokrat“ ist, hält er den deutschen Alt-Kanzler Schröder wahrscheinlich für einen solchen.

363
Aus Wahlkämpfen quillt Politik nach Stimmungslage und Laune. Künftige Demokratie indes, die ihren eigenen Ansprüchen standhalten könnte, wird auf objektivierbaren Fakten stehen.

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Freitag, 7. Mai 2010

Sequenzen von Skepsis (30)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

340
Der gängige Humor hat so etwas Totlachendes. Ich lächle. Euch an.

341
Zeit ist kostbar. Zum (sich) Sammeln.

342
Alle brauchen wir Anerkennung. Wir haben ein Recht darauf.

343
Wer sich weise nennt oder offiziell so deklarieren lässt, ist rundheraus bescheuert.

344
Jeder im System der Selbstgerechten ist schuldig. (Sollte es nötig sein, exemplarisch systematisch Mustergültige zu indizieren?)

345
„Wen erreiche ich?“ ist die Umkehrung eigentlich: „Wer möchte mich erreichen?“
Ich zweifle, aber ich negiere nicht. Ich hatte keinen Traum („I had a dream“), sondern ich habe die Gewissheit, das Wissen, dass Kosmonomie als Prinzip, das viele andere Namen tragen könnte, das Leben belebt; zu leben heißt, zu denken, zu sprechen, zu singen, zu träumen, entsprechend zu handeln. Wer betet, verehrt den Tod. Oh, „Gott“ !

346
Lehrer als Eltern zum Elternsprechtag! Und Bildung wird ein "Stuhlkreis", gedehnt zur "Lernspirale": modernstes "Methoden-Training" im "Haus des Lernens". Eine "Lernstands-Erhebung".

347
Der Wald starb nicht einmal unter der Papiertonnen schweren Last der Kopierwütigen in den Ministerien und ihren untergeordneten „Organen“, die den Wald mit grüner Ideologie immer noch vernichten wollen. Sie sind schlicht heraus zu grün, die Welt zu verstehen. Immerhin wurden einige der Elfen und Trolle ganz schön fett dabei.

348
Quoten quantifizieren Qualitätsverluste.

349
Globalisierung meint bei weitem keine kosmopolitische Gesinnung.

350
Dreifaltigkeit! Welch eine Einfalt, an einen solchen polytheistischen Monotheismus zu glauben. Erweitert durch Maria, Engel, Heilige. Hunderte infantile Adressen.

351
Börsen- und Finanzastrologen prägen Sterntaler.


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Montag, 3. Mai 2010

Abseits vom Ethos

Das Ethos – einst griechischer Inbegriff von moralischen Werten – scheint sich mit der Blüte der hellenistischen Hochkonjunktur verausgabt zu haben. Allgemeine Wertenormierungen heute sind heruntergekommenes Geschwätz, zumal religiöse „Sittlichkeit“ seit jeher zweierlei Maß praktiziert: das der Herrscher und das der Unterdrückten.

Ausgehend von den hohen Ansprüchen in der Antike hat die Menschheit global im gesellschaftlichen Miteinander keine Weiterentwicklung erlebt, stattdessen bremsten sich Religionen regional aus, indem es jeweils nur um eigene Ausbreitung (Mission) und Machtuntermauerung ging. Dieser Status quo ist aktuell und gewinnt als das „Abseits vom Ethos“ immer deutlichere Konturen, weil moderne Technologien die katastrophalen Ergebnisse von Fehlverhalten beschleunigt und schonungslos vor Augen führen.

Die Signifikanz von „normierter“ Unverbindlichkeit der Machthaber in allen politischen Systemen zum jeweils nur eigenen Vorteil nimmt Ausmaße an, die so erdrückend erscheinen, dass Gelehrte genauso verunsichert agieren wie die maßlos ungebildete Allgemeinheit.
Apropos: „Gelehrte“: Wie viele der klugen Köpfe prostituieren sich, stehen in Diensten von Ideologen und Konzernen, vertreten bestenfalls noch fachidiotische Prinzipien?!

Die Freiheit von Forschung und Lehre existiert nicht; lediglich die zweifelhafte Freiheit von Geldgebern regiert gemäß eines perversen Kapitalismus’, der inzwischen in allen Gesellschaftsstrukturen der Welt, sogar im Kommunismus wuchert.

Wenn allein Gewinnoptimierung und permanentes Wachstum die anerkannten Normen darstellen, Einschaltquoten und Umsatzzahlen als Gütesiegel gelten, die zu oft durch getürkte Statistiken belegt werden, darf man sich nicht wundern, dass auf einem begrenzten Planeten der weitaus größte Anteil der Menschheit in unwürdigen Verhältnissen haust, dass darüber hinaus in der so genannten Zivilisation die Humanität, die Achtung vor Natur und Leben abhanden kommen.

Europa als „Abendland“ macht dem Namen alle Ehre: Sonnenuntergang! Das „Morgenland“ verschleiert sich, das „Reich der Mitte“ steckt mitten drin in allen negativen Entwicklungen, und die „Neue Welt“ schwadroniert in religiöser Dekadenz, denn „Religionsfreiheit“ besitzt keinerlei Freiheitswert, sondern beinhaltet de facto auch die Nötigung der Andersdenkenden.

Für den kosmonomisch argumentierenden Menschen bietet logischerweise das Kosmonomische Manifest den Ansatz zu Problemlösungen, doch bleibt festzuhalten, dass es sich hierbei um einen futuristischen Gesellschaftsentwurf handelt. Er ist nicht zur direkten politischen Umsetzung geeignet, da er von längerfristigen gesellschaftspolitischen Fortentwicklungen ausgeht.

Um dennoch einen Ausweg aus dem „Abseits vom Ethos“ anzubieten, stelle ich einmal einige Minimalforderungen zusammen, Punkte, die nicht nur für Deutschland existenzielle Dringlichkeit besitzen:

1. Lernen bedeutet Arbeit und nicht Spielerei.
2. Leistung ist differenziert zu fördern, zu fordern, anzuerkennen und nicht zu nivellieren.
3. Statt antiautoritärer Orientierungslosigkeit brauchen wir lebenserfahrene Richtungsweisung und Vorbildfunktion.
4. Hinter „Selbstverwirklichung“ verbirgt sich oft eine gefährliche Tarnung von Egoismus.
5. Freizeit wird sinnvoll durch freie Ruhephasen, kreative Aktivität und nicht durch Medien- und Konsumfetischismus.
6. Die mitmenschliche Achtung und Wertschätzung beginnt öffentlich in einer unverlogenen Politik, im fairen Wettbewerb, in korrekten Finanz- und Wirtschaftsverträgen für jedermann, in gerechten Entlohnungen und transparenten Preisen.
7. Das Gesundheitswesen hat sich am Menschen und nicht am Profit zu orientieren.

Solche und weitere humane Verbesserungen werden nur gelingen, – und das füge ich mit besonderem Nachdruck hinzu – wenn
8. die Gesellschaft über eine wirklich freie, nicht manipulierende Presse verfügt und
9. der Staat über eine vollwertige, nicht interpretierbare Souveränität.

„Abseits vom Ethos“ darf kein endgültiges Urteil sein, sondern ist das Signal zum Aufbruch, wie es inzwischen aus zahlreichen Fachkreisen gefordert wird.
Machen wir uns aber – speziell in Deutschland und Europa – nichts vor: Die Politiker des gegenwärtigen Zuschnitts sind überfordert, denn sie gingen durch das verspielend versagende Bildungssystem, das sie sogar weiter ausbauen: „Das beste Bildungssystem der Welt!“ tönte schon vor fünf Jahren eine dieser Kompetenz-Granaten ohne jeden Selbstzweifel: Dr. Jürgen Rüttgers, CDU-Ministerpräsident NRW. In anderen Ländern stellen andere Parteien gleiche Sprücheklopfer.

Solange allerdings – ich spitze bewusst zu – eine verschlafene und hinters Licht geführte Öffentlichkeit neuerliche Kriegsaktivitäten und extensive Waffengeschäfte dieses ungeläuterten Deutschlands hinnimmt, bleibt Ethos vom Ursprung und von der Semantik her ein Fremdwort.

Donnerstag, 29. April 2010

Sequenzen von Skepsis (29)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

328
Kaum zu glauben, wie viele Menschen lediglich glauben.
Aber wen wundert’s wirklich?

329
Der „Klimarat“ wäre gut beraten, seinen Unrat zu entsorgen.

330
Amtsräte erraten ihr Amt, Geheimräte verraten manches, Oberräten ist nicht zu raten, Regierungsräte machen ratlos.

331
Nächstenliebe auf dem Umweg über einen Gott diffamiert sich selbst: Die kürzeste Verbindung zweier Punkte ist die Strecke, keine Dreieckskonstruktion!

332
Der Aachener Karnevals-Orden „Wider den tierischen Ernst“ findet sein Pendant mit dem Internationalen Karlspreis zu Aachen: Im Jahre 2008 belobhudelt der französische Präsident Nicolas Sarkozy die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, die er sogar „liebt“.
Aber Karl der Große, zu dessen Ehren der Preis gestiftet wurde in Erinnerung an seine gewaltigen Christenbekehrungen als Beginn einer Einheitlichkeit Europas, wurde sogar als Heiliger ausgezeichnet.
Sarkasmus beschwingt.
Europas grausame Geschichte gründet in christlicher Religion.

333
Lesen ohne Denkpause ist wie nicht lesen.

334
Die eleganteste und vornehmste Hilfeleistung ist die Befähigung zur Selbsthilfe. Entwicklungshelfer, aber auch Lehrer könnten sich auszeichnen.

335
Unangenehm berühren mich nihilistische Postulate in dem Sinne, dass ich nicht nachvollziehen kann, wie man ein konkretes Leben in der umfassenden Negation bewerkstelligen, ja aushalten sollte und wie man eine solche Philosophie mit welchem Wert für die Menschheit allgemein transferieren möchte. Sollte Letzteres aber gar nicht das Anliegen sein, handelt es sich doch nur um eitle Abschiedsbriefe der Verfasser aus der Mitmenschlichkeit.
Das Recht gestehe ich ihnen zu, solange sie nicht zu Brandstiftern werden.

336
„Globalisierung“ wird zum Fluch durch Hegemonialbestrebungen von mächtigen Egozentrikern und ihren naiven Andienern. Die Unreife des Menschen droht, Zivilisation ad absurdum zu führen.

337
Können Sie das, was geglaubt wird, unterschreiben oder beten Sie nach?

338
So kurz viele Sätze, doch vieles sagend, wenn die Sprache nicht zu kurz kommt.

339
Jede Liturgie eine Mumifizierung des Verstandes!


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Dienstag, 27. April 2010

Der Nebel heißt Glaube

„Das Begriffsvermögen ..... war vernebelt, und der Nebel hieß Glaube.“, so charakterisiert Frank Schätzing die Situation des Mittelalters in seinem Buch „Tod und Teufel“, dessen empfehlenswerte Lektüre frappierende Einblicke in bis heute unveränderte Verhaltensweisen von Wesen gewährt, die ich in meiner gegenwärtigen Gesellschaftskritik als „Interimsmenschen“ bezeichne.
Die drastische Verrohung, Primitivität und die Diskriminierungen mögen heute in den so genannt zivilisierten Gesellschaftsordnungen abgemildert erscheinen, doch der wesentliche „Nebel“ heißt nach wie vor „Glaube“, durch moderne Kommunikationsmittel nur subtiler, subversiver, dadurch aber weniger einheitlich geschlossen, sondern ausfasernd in schillerndste Fransen orthodoxer, fundamentalistischer, esoterischer Spiritualitäten.

Allen gemeinsam ist die Abkehr von der Realität, von Logik und Verstand hin zu Mystizismus und Dogmatismus unter Einsatz sämtlicher Tricks zur Erzeugung von Verunsicherung und Angst, um irrwitzige Erlösungsversprechen anzupreisen, zu vermarkten und auch gewaltsam aufzuzwingen.
In diesem weltweiten Szenario spielt das Christentum keineswegs eine bessere Rolle als all die anderen Glaubensrichtungen, ganz im Gegenteil, in bestimmten Bereichen taktiert es menschenverachtend mit seiner Überlegenheit in Struktur und Organisation – und es schlägt vernichtend zu!
Freilich geschehen diese Frevel im Gesäusel von Friedensappellen und –gebeten sowie im Hinblick auf ein freies Wirtschaftswachstum zum Wohle aller gottgefälligen Reichen in der Welt.

Im Nebel ohne entsprechendes Instrumentarium zu stehen, bedeutet gemeinhin Orientierungslosigkeit, Spielball der Natur zu sein, irgendwie wird man durchkommen („Es hat noch immer gut gegangen.“), wenn nicht – ein Grund mehr zum Beten und sich in „Gottes“ unergründlichen Ratschluss zu fügen.
Zum Nebel gesellt sich Blindheit als feinste Voraussetzung für „Gottergebenheit“.
Eine solche Analyse gilt aber nicht für den praktizierenden Gottesanbeter, weil er sie aus seinem Glauben heraus nicht nachvollziehen kann.

Der verantwortungsbewusste Religionskritiker muss das erkennen, entsprechend taktvoll argumentieren – oder sich zurückziehen. Es kann nicht sein, dass Aufklärer in einen „Religionskrieg“ ziehen. Zumindest kennzeichnet das die kosmonomische Philosophie.
Sie gibt damit keineswegs klein bei, aber sie gießt kein Öl ins Feuer. Sie übernimmt Verantwortung für kultiviert friedlich-kritisches Nachfragen, weiß sie doch über die immer wieder aufbrechende Friedensunfähigkeit der Religionen.

Persönlich trage ich gelegentlich schwer an religiösen Beisetzungsfeierlichkeiten, denn ich nehme daran teil, um meiner lebenden Umgebung meine Wertschätzung des Verstorbenen, meine Verbundenheit mit den Hinterbliebenen auszudrücken. Was ich mir aber in diesem Rahmen an Religiösem zumuten lassen muss, ahnen nicht einmal diejenigen, die meine Weltanschauung einigermaßen kennen.
Das erklärt sich wiederum daraus, dass es in meinem weitläufigen Bekannten- und Freundeskreis kaum eine einzige konsequent bekennend religionsfreie Person gibt.

Damit stoße ich als „Freigeist“ fortwährend an meine Grenzen, denn über den Wolken und hinter dem Nebel gibt es Freiheit nur, wenn dort auch wenigstens ein paar freie Menschen sind.

Dienstag, 20. April 2010

Sequenzen von Skepsis (28)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

316
Gäbe es Gott, hätte er seine Schöpfung vor allem mit der Dummheit gekrönt.

317
Naturwundern gleich erscheinen mir Menschen, die sich aufopfernd um Einzelschicksale kümmern. Gleichgültig welcher weltanschaulichen Motivation, ist ihre Hinwendung der evolutionäre Spross, der die Menschwerdung des Menschen erkenntnistheoretisch und moralisch eindrucksvoll untermauert.

318
Intelligenz schützt nicht vor Göttern und Teufeln.
Bildung hätte das Zeug dazu.
Doch was ist Bildung, woher kommt sie? Wie gelangt sie in die teuflische Kausalzirkulation?

319
Bildung ist Wissen, angewandt zur einfühlsamen Pflege, zur Achtung, zum Schutz des Lebens. Darüber hinaus ist Bildung gar nichts!

320
Partnerschaften mögen traumhaft erscheinen, bis einer erkennt, was die Zweisamkeit ausbremst. Neben dem machtvoll bigotten sexuellen Misstrauen gibt es das mangelnde Zutrauen, etwa in dem unbewussten Zusammenhang: Wer sich mit mir eingelassen hat, ist zu wirklich Außergewöhnlichem nicht fähig. Veranlagungen, Talente werden so ausgeknipst.

321
Zitatenreichtum hat etwas Blendendes.

322
Geister existieren in Form menschlicher Verhaltensmuster. Demnach ist der olympische Geist definitiv vor dem Ziel zusammengebrochen.

323
Unverständnis mag dich anklagen. Begegne ihm mit Verständnis, aber unverzagt.

324
„Let my people go.“
Ein freier Mensch geht.

325
So komplex die Gedanken, so geschätzt das prägnante Fazit.

326
Ein Zufall bin ich wie jede Struktur und Planung in der jeweilig aktuellen Bandbreite eben des Zufalls.

327
Ein gekünsteltes Nichts mag dennoch Millionen Preisgeld einstreichen – ist das nicht Kunst?

Freitag, 16. April 2010

Nichts ist Ewigkeit

Mit den Begriffen „Nichts“ und „Ewigkeit“ stoßen wir philosophisch an die Grenzen des Verstehens, weil sie sich im dualistischen Alltag zwar ständig im Gebrauch finden, sich bei eingehender Betrachtung so oberflächlich aber nicht erklären oder ableiten lassen. Sie reichen quasi über die üblichen jeweiligen Gegensätzlichkeiten wie etwa hell – dunkel, kalt – warm, plus – minus etc. hinaus, berühren den Rand des Fassbaren.
Werden beide Termini, also „Nichts“ und „Ewigkeit“ in Relation gebracht, wie in der Überschrift geschehen, deutet sich gedanklicher Tiefgang an, sogar die Möglichkeit der Unlösbarkeit des Problems und damit auch gleichzeitig die lästige Tendenz zum Irrationalen, zu Transzendenz und Religion.

„Nichts“ gebrauchen wir gewöhnlich als eine Art Null-Mengenangabe von irgendetwas, es bezieht sich auf Lebewesen und Gegenstände im weitesten Sinne, aber ebenso auf Verhaltensweisen („man tut nichts“) und auf den Status von Wissen und Erkenntnissen. „Nichts von alldem“, sagt man, wobei „alldem“ etwas als bekannt Definiertes darstellt. Die häufig verwendete Floskel „es ist nichts“ bezieht sich sogar auf Unbekanntes, auf Eventuelles. In jedem Fall spiegelt sich das Fehlen einer Menge.

Komplizierter wird die Begrifflichkeit, sinniert man über das Nichts. Es schließt das Sein überhaupt aus. Alles, was das praktische und theoretisierende Leben ausmacht, ist nicht mehr, das heißt konkret: Das Nichts und das Sein wären Antipoden, doch das Nichts lässt als solches selbst das nicht zu, denn als Nichts kann es auch kein Gegenpol sein.
Es wird deutlich, dieses Gedankenkonstrukt ist untauglich, um als Jenseits zum faktischen Leben zu gelten. Selbst das buddhistische Nirwana muss deshalb eine negative und eine positive Seite entwerfen: negativ, das Erlöschen des unheilvollen Dranges zum Dasein und positiv, das nicht definierbare Erlöstsein nach dem Abfallen von der Körperlichkeit im Tode.
Das als Ziel zu propagieren, charakterisiert Religion und nicht Philosophie.

Ewigkeit meint strikte Zeitlosigkeit, ohne Beginn und ohne Ende. Auch eine derartige Erfahrung gibt es im praktischen Leben nicht, alles im Mikro- wie im Makrokosmos unterliegt Entwicklungen. Nicht minder zeichnet sich im scheinbar stabilen Gleichgewicht stets ein Ende ab. Der allererste Anstoß der Entwicklungsprozesse mag so weit zurück liegen, dass er sich menschlichem Verständnis wahrscheinlich für immer verschließt, und ebenso uneinsehbar bleibt die ferne Zukunft des Universums und damit auch die des Menschen.

Unter dem Leidensdruck der allgegenwärtigen eigenen individuellen Vergänglichkeit verbindet sich die allgemeine Zukunftsungewissheit drangvoll mit der persönlichen Sinnfrage, die jedoch keine objektive Antwort kennen kann – in einem Universum als Lebensraum, dessen Rahmenbedingungen, dessen Grenzen weder zeitlich noch räumlich zu definieren sind.

Der Wunsch liegt nahe, irgendwie in die Ewigkeit einzugehen, obgleich sie nur eine Teil-Ewigkeit wäre, indem die individuelle Zeugung und Geburt eindeutig den persönlichen Lebensbeginn markieren.
Ewigkeit wäre also die Antipode zu Zeit, doch beinhaltet Ewigkeit keine Zeitlichkeit, schon gar nicht als vergängliche Opposition.
Käme auch nur ein Mensch in die Ewigkeit, wäre sie mit dem zeitlichen Eintritt als Ewigkeit aufgehoben, vernichtet.
Wieder stellt sich das Gedankenkonstrukt als für das praktische Leben untaugliches Jenseits heraus oder ganz banal als Flucht aus dem faktischen Leben.

Kombinieren wir nun beide Begriffe „Nichts ist Ewigkeit“, so ergeben sich folgende Möglichkeiten:
1. Es gibt nichts, das ewig ist. Die Ewigkeit wird verworfen.
2. Das Nichts ist ewig, also zeitlos, damit vordergründig ein ideales Asyl aus der Lebensrealität. Gelangte aber auch nur ein Mensch ideell ins Nichts, wäre es kein Nichts mehr.
3. Im ewigen Nichts gibt es demzufolge auch keinen (ewigen) Gott. Die Gegensätze von Buddhismus und beispielsweise Christentum werden unüberbrückbar.
4. Ein ewiges Nichts wie eine nichtige Ewigkeit beschreiben so entsprechend unausgegorene Naivträume, die sich in Ermangelung von Logik und Kausalität und auch durch Bequemlichkeit zu Albträumen auftürmen, als Religion organisieren.

Es ist signifikant, wie ausgerechnet die Religionen, die auf Ausstiegsmechanismen von „Ewigkeit“ und „Nichts“ setzen, in ihrer Glaubensausübung umso mehr den ganz irdischen Dualismen verfallen: Gut und Böse, Licht und Schatten, jeweils nach eigener Auslegung und Interpretation, zur Entmündigung der Gläubigen, die man zum Glauben drängt, ja zwingt, denen man das Denken verbietet.

In diesem Sinne stirbt jeder Gotteskrieger für nichts.
Und ewig schon gar nicht lässt sich die Intelligenz unterdrücken, auch wenn es gefühlte Ewigkeiten (die eben keine sind) dauern wird, ehe der Interimsmensch epochale Ablösung erfährt. Auch er ist nicht „ewig“, und die Menschheit wird nicht ins Nichts fallen ohne Götter.

Erst eine Abkehr von den magisch-mystisch-religiösen Schein-Parallelwelten kann ein wirklich neues Kapitel der Kulturgeschichte einleiten: Die Konzentration auf ein würdiges „Hier und Jetzt“ in aufgeklarter, sogar leidenschaftlicher Hingabe an das Leben und nicht an den Tod.

Immens ist die Geduld, welche das 21. Jahrhundert den aufgeklärten Menschen abverlangt.

Mittwoch, 14. April 2010

Wahl-Bekenntnis

Als Bürger Nordrhein-Westfalens erhielt ich jetzt die „Wahlbenachrichtigung zur Landtagswahl am Sonntag, dem 9. Mai 2010, von 8.00 bis 18.00 Uhr“.

Ich bin mir bewusst, welches Privileg mir im weltweiten Vergleich zuteil wird, und ich werde wählen: ungültig.

1. Das Wahrnehmen des demokratischen Wahlrechts betrachte ich als Verpflichtung innerhalb des hohen Gutes der Demokratie.

2. Als religionsfreier Kosmopolit und Pazifist kann ich keiner Partei meine Stimme geben, die Kriegseinsätze und Waffenhandel betreibt und in der täglichen Wirklichkeit Demokratie und Humanismus verrät, weil sie Handlanger definitiv skrupelloser Lobbyisten ist.

3. Von den effektiven Parteien käme also nur die „Linke“ in Frage, doch sitzen dort noch Kader, vor denen ich als Jugendlicher aus der DDR fliehen musste.

Mit dem Bekenntnis spreche ich niemandem eine Wahlempfehlung aus; wie käme ich auch dazu, es wäre Anmaßung.

Vielleicht animiere ich zu sachlichen, fundierten Kommentaren?

Montag, 12. April 2010

Sequenzen von Skepsis (27)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

304
Ist es nicht frappierend, wie geistig und äußerlich die Nazi-Größen ihren Rassenwahn persiflierten: einfach hässliche Menschen! So viel Wahrheit ist unerlässlich gerade auch im Hinblick auf die Würde selbst von Verbrechern.

305
Losgelöst von Religion betritt man eine ganz andere Welt, ein annähernd reales Neuland, das den Gläubigen verdammt verschlossen bleibt, denn in Käfighaltung geborene Individuen träumen nicht von einer weiten Freiheit.

306
Wahlkampf made in USA definiert die Demokratur anrüchigen Geldes.

307
Olympia heute strebt pseudoreligiös nach Metallenem.

308
Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus überfrisst sich der Kapitalismus.

309
Das Denken ist keine Massenveranstaltung.

310
Öl schmiert alles (an).

311
Die sexuelle Revolution der 68er zeugte die emanzipierte Prüderie, deren Selbstverwirklichung Kinder verhindert oder ins Nichts entlässt.

312
Das Geheimnis des Glaubens ist seine faktische Schizophrenie.

313
Ideologen schlachten sogar Leichen aus: Lenin, Padre Pio, etc.

314
Spätestens wenn sich die Menschheit auslöscht, stirbt Gott (an Langeweile).

315
Jeder Staat zeigt sein wahres Menschenbild im Verhältnis der Aufwendungen für die Rüstung zum Bildungs-Budget. – Man macht sich kein Bild!

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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

Donnerstag, 1. April 2010

Kosmonomie - ein weiterer Erläuterungsversuch

So wie Gedanken auftauchen, so vielfältig und abrupt, aber auch so eng entlang eines Themas, geplant oder spontan angestoßen, kommt dieses Blog daher, will beleuchten eine Figur, die es als solche noch gar nicht recht gibt: Den Menschen.
Man mag einwenden, den Menschen gäbe es bereits im Übermaße, milliardenfach. Doch gerade dieser Zustand scheint ein erster Hinweis dafür zu sein, dass „der Mensch“ evolutionär noch gesucht wird. Denn was menschlich sei, wird individuell ganz unterschiedlich ausgelegt, meist zum eigenen Vorteil, und stellt in der Gesamtübersicht ein Kolossalgemälde brutaler geistiger und physischer gegenseitiger Vernichtungen dar.

Wirtschaftlich aufblühende Zentren, Ferienparadiese, sozial geglättete Alltage spiegeln Menschlichkeit vor und sind dennoch nichts als scharfe Zähne im globalen Räderwerk der Ausbeutung und Unterwerfung von Mensch und Natur, hervorgerufen und abgesegnet durch Ideologien und Religionen, die es bisher verhinderten, den Menschen zum Menschen werden zu lassen.

Die meisten Religionen suggerieren eine übersinnliche Macht als Ursprung der Welt und damit auch als „Erschafferin“ des Menschen. Als Allmacht bestimmt sie angeblich die Geschicke jedes Einzelnen wie die von Volksgruppen und ganzen Völkern und dereinst in der Apokalypse, dem Weltende, das Schicksal in ewiger Freude oder Verdammnis – was immer das bedeuten mag. Mit derartig rigorosem Hintergrund sorgen sich die Religionen um jedes Individuum, kennen sie doch durch Prophetentum den exakten Willen ihrer Götter, die einen schier unendlichen Forderungskatalog an die Menschen in Form von Verboten und Geboten erstellten.

Um die Forderungen durchzusetzen, ist ein konsequent drastisches Strafen-Register erforderlich, das als Rechtsgrundlage ohne Alternative das Individuum unterwirft.
Darüber hinaus entwickeln die meisten Religionen ein überzogenes Sendungsbewusstsein, die eigene Sicht der Welt als die einzige Wahrheit aufzuzwingen (Mission, etc.) und bei jeder sich bietenden Gelegenheit auch in mehr oder weniger offen propagierte „heilige“ oder beispielsweise „freiheitlich-christliche“ Kriegsaktionen umzusetzen.
Dies alles zu erkennen und zu beschreiben, wird in Gläubigenkreisen entrüstet schon als Ungehörigkeit betrachtet und offen oder subtil bekämpft.

Mein Anliegen ist es, niemandem eine Meinung aufzuzwingen, stattdessen zu einem freien Denken anzuregen, den Mut aufzubringen, verkrustete menschenfeindliche Strukturen zu hinterfragen und die religiösen Tabus und Verlogenheiten zu verwerfen, denn sie wirken global als verklärte Machtinteressen skrupelloser oder einfach nur dümmlich verblendeter Hüter von Menschen missachtenden Unwerten.
Am Beginn des 21. Jahrhunderts derartig deutlich Bilanz zu ziehen, ist ebenso riskant wie im Mittelalter, denn jede Art von Inquisition besteht fort, das heißt: Die gewaltsamen Vernichter im Namen irgendeines Gottes wurden keineswegs weniger, und sie nutzen alle modernen Hilfsmittel.

Als einziges Wesen auf der Erde hätte der Mensch die Möglichkeit, alle Naturgewalten, die sich gegen ihn richten, abzumildern, das Leben zu humanisieren vor allem durch intelligente Anwendung der erforschbaren Naturgesetze. In diesem Kontext steht die Forderung der Gewaltlosigkeit der Menschen untereinander als „Minimalhumanismus“. Angesichts der tatsächlichen Verhältnisse im Großen wie im Kleinen eine derzeit futuristische Schwärmerei!

Aber ausschließlich die Kraft der Aufklärung besitzt die Option zu humanen Veränderungen. Auf sie nur zu hoffen, statt selber in ihrem Geiste aktiv zu werden, meint Opportunismus – die allgegenwärtige Lähmung, die der freie Geist unter sorgfältigen Abwägungen immer wieder neu zu überwinden trachtet.

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Denk mal! Nr. 11

Wer auf Sachargumente mit persönlichen Angriffen reagiert, ist kein adäquater Gesprächspartner, sondern ein erklärter Gegner.

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Die Erde dreht sich in zwei Minuten ein halbes Grad um ihre Achse, entsprechend etwa dem scheinbaren Sonnen- oder Monddurchmesser, gleichzeitig eilt sie um die Sonne mit ca. 30 km/s, die Sonne ihrerseits umrundet das galaktische Zentrum mit ca. 250 km/s, die Galaxis bewegt sich ..... usw.

Dagegen nimmt sich die Menschheit aus wie der Fliegenfleck auf einer Christbaumkugel, allerdings ein ziemlich ekliger, denn sie verschmiert facettenreich zunehmend die gesamte Oberfläche des Globus. Doch was bedeutet es schon universal, wenn der Glanz der Kugel erblindet, wenn der Verursacher an seinen sorglosen Ausscheidungen selbst zugrunde geht? – Es ist bedeutungslos!
Das Individuum aber lebt in dem Milieu, für jeden Einzelmenschen hat der „globale Fliegenschiss“ existenzielle Bedeutung.

Bleiben wir im Bildlichen: Die Hygiene, die geistige Abfallentsorgung ist eine wesentliche Herausforderung, der die Menschheit bisher noch weniger gewachsen ist als der biologischen und technologischen Schmutz- und Müllentsorgung weltweit.
Wer je das absolut zuverlässige Gleichmaß der Drehung des Himmelsgewölbes, von Auf- und Untergang verinnerlichte – das kann man, mit einigen Wettereinschränkungen, täglich -, der weiß, dass kleinkarierter Götterglaube, dass Göttergeschwätz stets den Tod und keineswegs das Leben zum Inhalt hat.

Erst wenn sich die Menschen ihres individuellen Wertes bewusst werden, die Werte eines gewaltfreien Humanismus aus sich heraus erkennen, die Ethik als Prinzip der Menschenachtung und der Menschenrechte aus sich heraus verstehen, wird es Menschen geben. (Friedrich Nietzsche wusste, wovon er sprach.)

Die Voraussetzungen dafür sind 1. Bildung, 2. Gleichberechtigung und 3. Geburtenkontrolle. Trotz oder gerade wegen der gängigen Sonntagsreden werden alle drei Kriterien nicht nur missachtet, sondern massiv verhindert – und zwar oft von sich „Demokraten“ Nennenden, aber konsequent Mächtigen in allen Ländern der Erde.

„Ein halbes Grad ....“, welcher Prozentsatz der Erdbevölkerung kann sich überhaupt etwas darunter vorstellen? Und wie viele von diesen Unwissenden hantieren täglich mit modernen Waffen, die ihnen Halbwissende im Interesse von Geschäftemachern und Kriegsgewinnlern allgemein in die Hände drücken?
„Ein halbes Grad ....“, Sonne und Mond etc. waren einst Götter; bei Milliarden (!) Menschen heute noch!
Dank der sogenannten „G-8-Staaten“ in ihrer Zerstrittenheit aufgrund von Wirtschaftsinteressen und militärischen Positionsspielen verfügen „Hinterwäldler“ über Nuklearwaffen.

So mag dieses Blog (es wird auch ausgedruckt hinterlegt) vielleicht ferneren Generationen als Zeugnis dafür dienen, in welch hoffnungslosen Glaubenszuständen sich die Menschheit im sogenannten Atom- und Technologiezeitalter wirklich befand.

Der „Mensch“ also wird zu einer unwahrscheinlichen Option der Entwicklungsgeschichte? – Falsch!
Unter freilich rigorosen Verlusten kommt er da heraus.

Wenn Hoffnung scheinbar endet, bedeutet das keinen evolutionären Stillstand, sodass sich die Möglichkeit eröffnet, innerhalb der langen geologischen und kosmologischen Veränderungen auch die humane Verwirklichung des Menschen in vergleichsweise wesentlich kürzeren Zeitbegriffen zu beginnen. Dann käme natürlich das Ende bisheriger Religionen und esoterischer Verwirrungen.

Es gibt nicht erst seit heute, sondern es gab auch schon früher Menschen mit kosmonomischem Selbstverständnis. Und die Kosmonomie ist keine Erfindung meinerseits, vielmehr ein Naturprinzip, das jeder von Religion freie Geist zu jeder Zeit erkennen kann. Ich verlieh dem Prinzip lediglich einen Namen.

Ich traue der Evolution des Humanismus Optimales zu. Denn so funktioniert die Evolution, ausgerichtet zum Überlebensfähigeren. Der religiös und ideologisch indoktrinierte und dabei auch gedankenlose, aktuelle Massenmensch ist definitiv eine entwicklungsgeschichtliche Sackgasse, täglich in den gegenseitigen Abschlachtungen – real wie virtuell – zu beklagen.

Wir brauchen Hoffnung durch Religionsentmachtung, meint frei zu sein von Göttern und ihren siechen Dämmerungen.