Wie ein Mensch seine Umgebung erkennt, hängt zunächst von zwei Kriterien ab: vom Umfeld und von den eigenen Wahrnehmungsfähigkeiten. Beide sind dem Individuum als Startbedingungen vorgegeben, also etwa Klimazone, Landschaft oder Gesundheit, Veranlagungen, Intelligenz, Eltern und Kulturkreis. Die Lebensumstände werden dadurch vorgeprägt, und wie alle Lebewesen befindet sich der Mensch ständig in einem Responsverhältnis; er reagiert auf Reize selbst dann, wenn er agiert, bereits von sich aus Reize setzt.
Eltern und andere nahestehende Personen entscheiden durch ihr Verhalten zunächst sehr direkt, wie Wahrnehmungen registriert und vor allem auch interpretiert werden. So kommt es im Laufe der Persönlichkeitsentwicklung zur „Bildung“, die keineswegs nur akademisches Wissen meint, sondern praktische Fähigkeiten und Kenntnisse, Lebenstüchtigkeit und Sozialisation als unverzichtbar einschließt.
Naturgemäß leitet sich daraus ein die Lebensregion betreffender, provinzieller Bezug her, der nie verlassen werden mag, wenn man sich unbewusst genügsam fügt oder durch Tradition und Ideologie, mehr oder weniger realisiert, anpassen muss.
Für eine qualifizierte Weltanschauung kann es glücklicherweise keinen Lehrplan, noch ein Examen geben, wohl aber Merkmale von Lebensoffenheit, -gewandtheit und Skepsis, die Probleme nicht in Positivdenkerei schönredet und verdrängt, sondern gelassen, aber bestimmt dem Destruktiven entgegentritt, ohne sich darin sinnlos zu verschleißen.
Letztere Einschränkung bezieht sich auf sinnleere Debatten, gar Kriege, die Menschenvernichtung und sonst nichts bewirken, hervorgerufen durch irrwitzige Verteidigung und Propagierung von Menschenopfern zugunsten von ebenso wahnwitzigen Göttern, Idolen und Weltbildern.
Bilden wir uns nicht ein, die technologisch begründete Globalisierung bewirke quasi automatisch eine Abkehr vom Provinziellen. Weltweiter Tourismus beispielsweise produziert mehr uniformen Konsum als Unvoreingenommenheiten, im „All-Inclusive“ steckt vor allem Ausgrenzung.
Für ein qualifiziertes Weltbild bleibt der Erhalt der Regionen und Provinzen wichtig, denn sie spiegeln die reiche Vielfalt des Planeten und unseres Lebens. Die Aufgabe besteht darin, Verständnis füreinander zu begründen und zu entwickeln, ohne dabei die Humanität zu verraten, sich etwa bei „Auserwählten“, bei Rassisten und Ausbeutern anzubiedern. Denn diese Sorten erkennen die Welt nur in sich selbst, in der Selbstsucht. Den Reichtum des Globus wollen sie materiell wie geistig nur für sich beanspruchen, da sie so arm im Geiste sind. In ihrer Erbärmlichkeit spielt Gewalt immer und unweigerlich eine Rolle.
Der Philosoph Immanuel Kant hat seine Heimat Königsberg nie verlassen und gelangte durch Wissensdurst und Denkleistung zu einem qualifizierten Weltbild.
Wie viel leichter müsste uns heute so etwas fallen, da wir über globale Informationskanäle verfügen.
Man irrt sich! Die Kanäle sind bemerkenswert ideologisch verstopft!
Gravierender noch, sie liefern eine Flut von Desinformationen und aufgeblasenen Belanglosigkeiten.
Wer heute dem Glauben an die Medien anhängt, vertraut einem goldenen Kalb, wird niemals zu einem qualifizierten Weltbild befähigt sein. Kann man jedoch zwischen den Zeilen lesen und unterzieht sich der Bemühung um das Zusammenhängende, Hintergründige und Beabsichtigte, wird man im Märchenwald schnell auf die Wurzeln stoßen.
Es geht vor allem darum, über den eigenen Tellerrand zu schauen, dann wird in dramatischer Klarheit deutlich, dass die Religionen dieser Menschheit nicht „himmlischen“, sondern jeweils kärglich provinziellen Ursprungs sind. Die Weiterverbreitungen des Glaubens durch Missionierungen ändern nichts an der religiösen Beschränktheit, sondern sie bestätigen vor allem in der blutigen Unterwerfung zum „rechten“ Glauben umfassend eine Geisteshaltung, die aus heutiger Sicht der fundierten Aufklärung den blanken Unsinn, die exzessive Menschenverachtung repräsentiert.
Der von zahlreichen Religionen jeweils erhobene Anspruch, dem einzig wahren Gott zu dienen, ist in sich absurd, verfeindet die Kulturen.
Ökumenische Bemühungen einiger Jenseitsverehrer erklären sich als Verzweiflungsakte, die verschiedenen Gottheiten quasi auf einen Nenner, einen weltbeherrschenden Gott zu reduzieren, doch hat das überhaupt nichts mit einer erforderlichen humanen, globalen Weltbetrachtung gemeinsam, sondern lediglich mit Machterhalt der Vergeistigten, die ihre Felle davon schwimmen sehen.
Globusumspannende naturwissenschaftliche und soziologische Zusammenhänge in ihren Ursachen und Wirkungen sind nicht durch Offenbarungs- und Wunderglauben zu erfassen, sondern erfordern waches Denken, kritisches und selbstkritisches, eigenes Zutrauen.
Angst beschädigt das Menschsein. Es wird bedroht durch die allgegenwärtige Angstbeschwörung religiöser Apokalypsen und modernistischer Pandemie-Propaganda, zu deren Zwecken man in offene Feindschaften zur Wissenschaft steuert.
Weltliche Ideologien wie etwa die verschiedenen Spielarten des Kommunismus unterscheiden sich kaum vom Spiritismus, denn die Denkstrukturen sind die gleichen: Die Partei (der Diktator) hat immer Recht. Feindbilder werden wie bei den Religiösen gepflegt, Naturgesetze je nach Parteiziel missachtet, Menschenrechte sowieso.
Ein Weltbewusstsein ist nie und nimmer durch religiöse Traktate und Gebetbücher und auch nicht durch ein Parteibuch zu vermitteln, zu ideologisiert und dogmatisiert verkörpern sie unvertretbare Begrenzungen der Gleichberechtigung aller Menschen.
Emanzipation stellt aber kein Naturgesetz dar, sondern ist in Denkleistungen begründet, die ihrerseits durch Wissen und Achtung vorzubereiten sind. Wir brauchen eine ideologiefreie, Natur und Menschen achtende und nicht ausbeutende Bildung und stehen damit vor der Aufgabe der Neuzeit, die immer rasantere Neuerungen hervorbringt, den Menschen aber mit abgestandenen Ideen und Philosophien füttert, um ihn üblicherweise in Schein- und Doppelmoral ruhigzustellen.
Wer von den Mitteleuropäern oder Nordamerikanern weiß denn wirklich, wer wo unter welchen Gesundheitsgefahren für einen Hungerlohn die preiswerten Jeans eingefärbt hat?
Wer von jenen weiß, welches Leid die Waffen, die in ihren Ländern zur Wirtschaftsankurbelung produziert werden, weltweit verursachen?
Wer von jenen weiß, warum so viele Menschen hungern, während sie selbst auffallend oft übergewichtig daherkommen?
Wer weiß, ..., wer weiß, ..., wer will überhaupt wissen, was wirklich in der Welt geschieht?
Aber wahrscheinlich haben die meisten von jenen „Gottvertrauen“, beten vor sich hin, wie sich auch ihre Regierungen bei bestimmten Anlässen besonders feierlich auf Gott verlassen, um gottverlassene, das heißt, unmoralische Politik als freiheitlich-demokratisch zu verkaufen – und jene meisten glauben auch das noch!
Es ist abwegig, mit einer raschen Änderung des Status quo zu rechnen, denn über Hunderte von Generationen gepflegte Verhaltensweisen beseitigt man nicht mit ein paar Gegenargumenten, mögen sie auch noch so stichhaltig sein. Deshalb zu resignieren, kann sich ein intelligenter Mensch eigentlich nicht leisten, wenngleich man Verständnis aufbringen muss für jeden, der angesichts der riesigen zu überwindenden Hürden verzagt, gar verzweifelt.
Auch ich bin weitgehend ratlos, auch entmutigt, doch habe ich mich aufgerafft zu alternativen Denkanstößen, die ich in den 12 Thesen des Kosmonomischen Manifests formulierte. Ich verstehe sie als eine Ausgangsplattform für die konkrete, im Detail zu erarbeitende Charta einer neuen Weltordnung, die vielleicht die erste wäre, die eine solche Bezeichnung rechtfertigte.
In dem Zusammenhang möchte ich nicht zum ersten Mal auf eine äußerst wertvolle Website von Walter Rath, besonders auf den Teil „Schlussfolgerungen“, hinweisen:
„Gotteswahn“.
Meine Überzeugung ist es, dass sich eine vielgestaltige Menschheitskultur global auf Mindeststandards der Humanität verbindlich einigen wird. Denn weiterhin ungehemmt gegen die ein Weltbewusstsein anmahnende Vernunft zu verstoßen, wird genau in die Katastrophen führen, die bisher auf den Kanzeln und Podien beschworen werden.
Der Weg wird zweifellos sehr lang, ich werde den Durchbruch zum Aufbruch nicht mehr erleben.
Gerade weil ich Bürger eines der freiheitlichsten Länder der Erde bin, ist es mir möglich, die Verhinderungsmechanismen von Demokratie und Freiheit deutlicher zu erkennen. So weiß ich um meine bescheidenen Mittel, mit denen ich dennoch einige erfreuliche Nachdenklichkeit bewirke.
Das Kosmonomische Manifest ist nachzulesen zu Beginn dieser Website im Monatsarchiv Mai 2008, in englischer Sprache im Archiv November 2009.
Es lässt sich nicht mehr verschweigen.
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