Donnerstag, 1. Oktober 2020

Menschliches Glauben: Exemplarisch: Astrologische Dummheit (S. 161)

 


März 1995


Der angebliche Diplompsychologe und Astrologe Hans J. Andersen ist mit der Prophezeiung, dass in der zweiten Aprilhälfte 1995 ein mit schweren Erdbeben verbundener Vesuv-Ausbruch stattfinden würde, an die Öffentlichkeit getreten. Als Begründung gibt er Planetenstellungen auf der „ekliptikalen Länge“ an, konkretisiert „Jupiter 120 Grad (= 0 Grad Löwe) und Pluto 240 Grad (= 0 Grad Schütze)“ und so weiter. Ein „Zusammenwirken“ von Jupiter und Pluto solle erhöhten tektonischen Plattendruck bewirken.

Dazu ist festzustellen:

  1. Die Ekliptik ist die astronomisch definierte scheinbare Sonnenbahn und nicht der astrologische Tierkreis.

  2. 120 Grad markieren auf der Ekliptik das Sternbild Krebs und 240 Grad das Sternbild Skorpion.

  3. Tektonischer Plattendruck ist eine physikalisch definierbare, nicht symbolhafte Größe, die aufgrund der Planetenentfernungen nicht durch Gravitation anderer Planeten beeinflusst wird, trotz der Riesenhaftigkeit des Jupiters. Pluto als Winzling in weitaus größerer Distanz entzieht sich jeglicher Erwähnung im Hinblick auf irgendwelche Kraftauswirkungen auf die Erde.

  4. Es kommt hinzu, dass Ende April Jupiter und Pluto auch in ihren Koordinaten, nicht zuletzt wegen der starken Plutobahnneigung gegen die Ekliptik, drastisch voneinander abweichen: In Rektaszension (grob Ost-West) um mehr als 50 Minuten, entsprechend etwa 25 Vollmonddurchmessern, und in Deklination (grob Nord-Süd) um mehr als 15 Grad, entsprechend 30 Monddurchmessern!) Jupiter bewegt sich durch den Schlangenträger, Pluto im Grenzgebiet Waage/Schlangenträger.

  5. Die astrologischen Ausführungen sind derart absurd, dass es nur zwei Erklärungen dafür gibt: entweder bewusste (böswillige?) Verunsicherung der Öffentlichkeit zum eigenen Vorteil oder explizite Dummheit und Ahnungslosigkeit.

     Hier manifestiert sich exemplarisch die esoterische Schizophrenie, die astrologischen, faktisch nicht nachweisbaren Symbolfelder mit astrophysikalischen Parametern zu vermengen und daraus konkrete geophysikalische Vorgänge abzuleiten.


© Raymond Walden 

 

 



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