Sonntag, 18. Oktober 2020

Menschliches Glauben: Der Segen der Waffen (S. 179)

 


Februar 1996


Trotz Friedensabkommens, trotz Friedensverhandlungen und Gewaltverzichtsversprechungen bomben sie weiter wie eh und je, beispielsweise in Nordirland und London, im Kaukasus, in Algerien, in Israel; und in Teheran fallen die Schwiegersöhne Saddam Husseins einem Blutracheakt des Familienclans zum Opfer. Religiöse Eiferer und nationalistische Blindheit, letztere zumeist ausgehend von den ersteren, führen feierliche Friedenszeremonien auf, um sie schon während der Paraphierung mit der gottestreuen Option der Vernichtung des Andersgläubigen auszustatten. Das ist der primitive Teufelskreis der Religion, denn gemäß gläubiger Einfalt herrscht auf Erden vorwiegend das Böse; man könnte meinen, Gläubige glauben zunächst einmal an den Teufel. Christlichen Optimismus verkündet indes ein Autoaufkleber: „Gott liebt jeden Menschen“. Also auch Saddam Hussein und Konsorten?

     Der Allmächtige muss auch über Kardinal Meissner das Füllhorn der unsäglichen Liebe geöffnet haben. Laut „Monitor“, ARD, 15.2.96 entblößte der Kirchenmann sein kriegstechnisches Verständnis: „In betenden Händen ist die Waffe vor jedem Missbrauch sicher.“ Dem Lexikon entnehme ich, dass der Herr „Mitglied des Sekretariats für die Nichtglaubenden“ ist. – Unglaublich!


© Raymond Walden

 

 

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