Mai
1998
Der
Provinzclub Kaiserslautern wurde deutscher Fußballmeister und
verwies die Finanzgiganten aus Bayern auf Platz zwei. Die sogenannten
Fans vom Betzenberg unterscheiden sich allerdings keineswegs von
denen der Weltstadtkicker, denn im Siegesrausch offenbarten sich
einige der schwarzweiß getüpfelten „Großkopferten“ als das,
was das Fernsehen denn auch gern wirkungsvoll ins Bild rückt:
sinnentleerte arme Gestalten, die den FCK und seine Siege zu ihrer
„Religion“ gemacht haben, für die sie - so wörtlich – „über
Leichen gehen“. Natürlich freut sich der Zirkus „Profifußball“
über derart nützliche Idioten, das Fernsehen und die darin
Werbenden profitieren allemal von solch gestandener Religiosität.
Nur
noch wenige Tage bis zur Seligkeit der „Weltmeisterschaft“ in
Frankreich, wenn dann auch noch der Klang der Nationalhymnen die
Religion Fußball zu dem erhebt, was ihre geldschweren Drahtzieher
anstreben, nämlich Geld und Pathos für noch mehr Geld, freilich nur
im Interesse der Fußballgläubigen. Und es gibt sie ja wirklich, die
armen Nationen, in denen ein Sieg der Gladiatoren den alltäglichen
Kummer der Menschen für ein paar Stunden vergessen macht.
Doch
bleiben wir fair gegenüber dem Fußball; er übernahm doch nur jene
Mechanismen, die in allen möglichen Bereichen unserer Gesellschaft,
nicht zuletzt bei unseren Politikern, von denen einige ja auch im
Fußball mitmischen, als „gesunder Wettbewerb“ bezeichnet werden.
©
Raymond Walden
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